My heart for a moment of glory ~ Eredin Bréacc Glas
Rasend zogen sie über den Himmel. Für das bloße Auge waren sie nicht mehr als Schatten. Mit lautem Geheul jagten sie durch die Nacht und trieben die verlorenen Seelen vor sich her. Die Wilde Jagd. Begleitet wurden sie von Hunden, allesamt groß wie Ponys und gefährlicher als alles, was die Menschen kannten. Die Reiter der Wilden Jagd hatten in den Augen der Sterblichen keine Seelen und kein Gewissen. Sie waren das Böse. Der Vorbote Krieg und Zerstörung. Und sie machten ihrem Namen alle Ehre.
Die Menschen verriegelten Türen und Fenster, wenn sie sie hörten. Die Wilde Jagd ist gekommen, flüsterten sie und fürchteten geholt zu werden. Die Kinder saßen mit großen Augen in ihren Betten und lauschten angstvoll den Geschichten ihrer Eltern. Wenn sie nicht brav seien, würden die Reiter kommen und sie holen und sie müssten auf ewig ruhelos über den Himmel reiten.
Die Reiter aber interessierten sich nicht für die Menschen. Sie waren auf der Suche nach etwas ganz Besonderem. Sie jagten das Blut Lara Dorrens, das Ältere Blut. Man hatte ihnen nie gesagt weshalb. Sie bekamen Befehle, sie gehorchten. Das machte gute Soldaten aus. Und die Dearg Ruadhri, die Roten Reiter, waren die Besten. Eredin Bréacc Glas, ihr Anführer, hatte im Laufe von Jahrhunderten dafür gesorgt. Noch kein einziges Mal waren sie bei einem Auftrag gescheitert, und so gab König Auberon ihnen den Befehl, dieses besondere Menschenmädchen zu finden, die Letzte vom Älteren Blut.
„Ich weiß nicht, wann ich zurückkomme", murmelte er und zog die Elfe an seine Brust. Er drückte seine Lippen in ihr Haar. Sie antwortete nicht. Stattdessen drückte sie ihren Kopf an seine Brust und lauschte seinem Herzschlag. „Zeit hat keine Bedeutung, kleiner Schmetterling." Eredins Worte wurden von ihren Haaren gedämpft. „Für mich hat sie Bedeutung. Vor allem jetzt", antwortete sie und trat zurück. Ihr Bauch wölbte sich leicht unter ihrem Kleid. Eredin strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Zärtlich ließ er sein Hände nach unten gleiten und auf der Wölbung verharren. „Ich verspreche zurückzukommen, ganz egal was es kostet. Ich werde die Welt der Dh'oine vernichten, sollten sie sich zwischen uns stellen" Die Elfe sah zu ihm auf. Traurigkeit spiegelte sich in ihren Augen. „Vielleicht ist es dann bereits zu spät", flüsterte sie. Eredin nahm sanft ihre Hände und drückte sie an seine Brust. „Du bist hier sicher", versprach er. „Ich weiß. Trotzdem habe ich Angst. Nicht um mich, sondern um dich, Eredin. Nicht jede Jagd kann siegreich sein", hauchte sie. „Kein Mensch kann es mit mir und meinen Reitern aufnehmen. Ich werde immer siegreich sein. Es liegt mir im Blut." Der Führer der Roten Reiter streichelte mit dem Daumen vorsichtig über ihren Handrücken. „Ich hatte einen Traum, Eredin. Er ist nicht gut ausgegangen"
Ihre Träume zeigten manchmal Dinge, die sein könnten. Und obwohl er ihr glauben wollte, konnte er nicht einfach den Befehl seines Königs missachten. Schlechtes Licht würde auf seine Brigade fallen. Und das nächste Mal würde Auberon jemand anderen finden. Jemand besseren. Und es durfte niemand besseren geben. Eredin beugte sich zu ihr hinunter, bis sein Atem ihrer Lippen streifte. „Der König hat seinen Befehl erteilt. Ich kann mich ihm nicht widersetzen. Es tut mir leid, kleiner Schmetterling" Er küsste sie. In diesen Kuss legte er all seine Gefühle und sein Versprechen. Mehr konnte er nicht tun. „Warte auf mich"
Am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang verließen die Dearg Ruadhri Tir ná Lia. Eredin Bréacc Glas ritt an ihrer Spitze. Als sie das Tor passierten, drehte er sich noch einmal um. Er zügelte seinen Hengst und wartete bis seine Reiter an ihm vorbeigezogen waren. Die Elfe stand auf einer der vielen Terrassen und blickte ihm nach. Er hob zum Abschied die Hand. Dann gab er seinem Pferd die Sporen und trieb es zurück an die Spitze. „Reiten wir!", rief er.
„Mutter, warum weinst du?" Überrascht sah die Elfe zu ihrem Sohn. Sie tupfte sich mit einem Taschentuch über die Augen. „Nichts. Es ist nur ein Staubkorn" Das war gelogen. In Tir ná Lia gab es keine Staubkörner. „Was geschah mit den Roten Reitern?", fragte der Junge, fasziniert von der Geschichte, die sie ihm erzählt hatte. „Das weiß niemand. Sie sind nie zurückgekehrt" Die Elfe wuschelte ihm durch die Haare. Wenn sie ihn ansah, war es, als blickte sie in das Gesicht seines Vaters. „Schlaf jetzt. Es ist schon spät" Sie küsste ihn auf die Stirn und verließ anschließend sein Zimmer. Auf dem Flur begegnete sie einem jungen Elfen. „Gibt es Neuigkeiten?", fragte sie. Der Junge musterte sie mitleidig an. Er wusste, wer sie war und weshalb sie seit Jahren immer wieder diese Frage stellte. „Nein, M'lady. Keine Neuigkeiten. Als ihr letzter Aufenthalt ist uns immer noch Gors Velen bekannt." Die Elfe nickte und ließ ihn ziehen. Als sie die Tür zu ihren Gemächern hinter sich schloss, brach sie in die Knie und weinte. Eredin Bréacc Glas hatte zum ersten Mal in seinem Leben ein Versprechen gebrochen.
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