Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Seelenspiegel || Zomdado

PoV maudado

Und wieder bin ich hier. An dem Ort, an dem alles begann. Hier soll es auch enden. Nicht heute, noch nicht heute. Aber irgendwann vielleicht. Mal wieder kommt es mir vor, als würde ich mich von außen betrachten. Was würde ein neutraler Beobachter sehen? Nur einen roten Hoodie, auf dem Blutspuren nicht auffallen würden. Eine schwarze Jeans, auf der man Straßenstaub nicht sieht. Blond, grünäugig. Leere Augen. Jemand graues, trotz der bunten Akzente.

Mal wieder höre ich Schritte hinter mir. Er schon wieder. Hier hat es angefangen, doch sich bisher nicht wiederholt. Ich weiß gar nicht, warum. Ich habe mich damals, am Stichtag, nicht anders verhalten. Auf einmal war meine Existenz Grund genug, um mich zu quälen. Zu beleidigen. Zu verprügeln. Ohne mich umzudrehen, fange ich an zu sprechen: „Zombey", zum ersten und einzigen Mal seinen selbst gewählten Namen verwendend, „Glückwunsch. Hast du es tatsächlich doch noch geschafft. Ich bin gebrochen." All das mit gleichbleibend fröhlicher Stimme. „Maudado", fängt er an, doch ich lasse ihn nicht zu Wort kommen. „Nein. Sag nichts. Keine Sorge, ich habe nicht vor, mich hier und jetzt umzubringen, also falls du dir diesbezüglich Hoffnungen gemacht hast: Pech. Oh, und nenn mich nicht so. Du hast kein Recht, diesen Namen zu benutzen. Niemand hat mehr das Recht, diesen Namen zu benutzen. Niemand. Alle haben sie das verwirkt. Alle haben sie irgendwann beschlossen, sich abzuwenden. Nicht mehr einzugreifen. Sogar mitzumachen. Jeder einzelne von ihnen hat mich verraten. Ich hatte Freunde, Michael. Ich hatte ein Leben. Kaum zu fassen, nicht wahr? Im Nachhinein bin ich nicht sicher, ob ich traurig darüber bin, oder glücklich. Ich bin glücklich, dass ich immerhin mal solche Zeiten hatte. Mal Leute hatte, denen ich vertraut habe. Mal ein Leben hatte, dem ich hinterher getrauert hätte. All das hast du mir genommen. Ich bin auch traurig, mal Freunde gehabt zu haben. Man kann nichts vermissen, das man nie hatte. Und jeder ihrer Schläge, jeder ihrer Tritte, jedes ihrer Worte tut doppelt und dreifach so weh. Du hast mir mehr genommen als nur meine Würde und meine körperliche Unversehrtheit. Du hast mir mein Vertrauen genommen. Meinen Glauben. Meine Lichtfunken. Nur meine Hoffnung, die hast du mir gelassen, gerade genug, damit es jeden Tag aufs Neue weh tat. Aber gestern, gestern ist auch meine Hoffnung endgültig verschwunden." Noch immer habe ich weder meine Stimme erhoben noch meinen all zu freundlichen Tonfall verändert. Das erste Mal drehe ich mich um und sehe ihn, meinen Peiniger, meinen Henker, Michael, Zombey an. Viele Namen für diesen Teufel.

Belustigt bemerke ich, wenn auch distanziert, dass ein Schauer ihn zu durchfahren scheint, als er das erste Mal meine leblosen Augen erblickt. Das erste Mal zu realisieren scheint, was er mir wirklich über die Jahre angetan hat. Das erste Mal die volle Wucht meiner Hoffnungslosigkeit zu spüren bekommt. Und zum ersten Mal seit Jahren lache ich, ein distanziertes, mir selbst fremdes Lachen. Ein Lachen, das perfekt meine Seele wiederspiegelt.

PoV Zombey

Unbewusst weiche ich zurück. Ich habe Angst, Angst vor der Person mit der Maske aus Fremdheit, vor der Blonden mit den grünen Augen, vor meinem jahrelangem Opfer. Das nun aufgegeben hat. Aber ich habe nicht nur Angst vor ihr, sondern, so schwer es mir auch fällt, es mir einzugestehen, auch Angst um sie. Um die Große, aber trotzdem Hilflose, um die Gebrochene, um diejenige, bei der ich einfach nicht zugeben kann, wie sehr ich sie, egal wie oft ich es leugne, mag. Ich sehe ihr erneut in die Augen, in diese schrecklich leeren Augen. Diese Augen, die ein Fenster zu ihrer Seele sind, zum ersten Mal. Jahrelang hat sie es versteckt, vor mir, vor Fremden, vielleicht auch vor sich selbst. Aber ihre Seele hat, im Gegensatz zu ihrem Körper, dauerhafte Narben davon getragen. Zumindest denke ich das gerade, als sie auf einmal ihre Ärmel hochkrempelt und ich die Spuren der Blessuren auf ihren Oberarmen sehe. Unwillkürlich entfährt mir ein Keuchen und sie schmunzelt kurz, fast wie fremdgesteuert, und spricht in diesem Tonfall, der wohl besser als alles andere verdeutlicht, wie kaputt sie wirklich ist: „Schau genau hin, Michael. Das sind Zeichnungen, die du hinterlassen hast. Nicht persönlich natürlich, nein. Es sind Male, die ich mir selbst zugefügt habe. Der Schmerz dessen, was ich selbst tat, hat den, den du, du und alle anderen mir hinzugefügt haben, übertönt. Hat mir geholfen, mich davon zu überzeugen, das, was du machtest, sei im Vergleich doch gar nicht so schlimm. Hat meine Hoffnung noch ein bisschen länger am Leben erhalten." Auf ihrem linken Arm steht Maurice, auf dem rechten Maudado. Maudado ist hundertfach durchgestrichen, mit frischeren Wunden. Und ich verstehe, was sie meint.

„Maudado ist schon lange tot. Liege ich richtig? Maurice?" Kurz lacht sie, leicht verzweifelt, auf, dann beruhigt sie sich und antwortet: „Zum ersten Mal erkennst du immerhin einen Teil der Wahrheit. Ja, Maudado ist tot. Gestorben, als sich der Letzte abwendete. Weißt du, Maurice ist die Hülle, die Hülle, mit der all diejenigen sprechen, denen ich nicht vertraue. Und Maudado... Maudado war sozusagen meine Seele. Anfangs habe ich sie allen gezeigt. Dann, im Laufe der Zeit, wurde es seltener, dass ich neuen Personen genug dafür vertraut habe. Nachdem mein Vertrauen davor zu oft verletzt worden war. Und irgendwann war selbst der Einzige, der noch mit Maudado und nicht mit Maurice sprach, gegangen und Maudado verschwand. Wechselte auf die andere Seite. Starb. Nenn es, wie du willst, es ändert nichts." Sie macht in Seelenruhe einen Schritt Richtung Abgrund und aus irgendeinem Grund werde ich panisch. Ich kann nicht zulassen, dass sie mich endgültig verlässt! Vor einigen Jahren wurde mir etwas bewusst und jetzt, erst jetzt, drei Jahre später, bin ich bereit, es vor mir selbst zuzugeben. Ich liebe sie.

Zögernd, darauf bedacht, jetzt nichts Falsches zu sagen, gestehe ich langsam: „Ich kenne jetzt den Grund." Maudado, Maurice, verbessere ich mich in Gedanken, zieht fragend eine Augenbraue hoch. „Den Grund, warum ich so gemein zu dir war", erkläre ich. „Gemein? Das nennst du gemein? Du mobbst mich seit drei Jahren. Scheinbar grundlos. Du hast mich mehrfach an den Rand des Selbstmordes getrieben und mich letztendlich doch tatsächlich gebrochen und jetzt sagst du, du warst gemein? Nein, Michael, so einfach kommst du nicht davon. Denk nicht, du könntest mir jetzt einen scheinheiligen Grund nennen, dich entschuldigen und alles ist gut." Das erste Mal ist ihre Stimme nicht so unpersönlich freundlich, sondern trieft nur so vor Hohn. Nervös fahre ich mir durch die Haare, dann flüstere ich: „Ich glaube, ich hatte mich einfach in dich verliebt. Ich konnte nicht damit umgehen. I-ich weiß nicht, ob ich es mittlerweile kann. Aber ich bin mir in der Zwischenzeit sicher geworden, was ich für dich empfinde." Bittend sehe ich sie an und hoffe nur, dass sie nicht noch einen Schritt nach hinten macht. Denn hinter ihr ist nichts mehr. Ohne auf mein Geständnis zu antworten, entfernt sie sich vom Abgrund und kommt langsam auf mich zu. Während ich immer nervöser werde, ist Maurice die Ruhe selbst. Dann bleibt sie direkt vor mir stehen. Ich traue mich nicht, mich zu bewegen, aus Angst, sie zu verschrecken oder ähnliches, doch wie sich herausstellt, ist das absolut unnötig.

Sie beugt sich zu meinem Ohr vor und flüstert: „Ich hasse dich." Dann schlägt sir mir ins Gesicht. Schockiert sehe ich sir an und halte mir die schmerzende Wange, doch dann fällt mir etwas auf: Das ist das erste, das allererste Mal, dass sie mich geschlagen. In den drei Jahren hat sie sich keinmal gewehrt. Kein einziges Mal hat sie auch nur versucht, sich zu wehren, zu verteidigen oder zu rächen. Kopfschüttelnd sieht sie mich an und sagt: „Jetzt tut es dir schon weh? Das war nichts, im Vergleich zu dem, was du getan hast."

Und dann scheint sie meine Reaktion zu verstehen, denn ich bin nicht schockiert, weil es mir weh tat. Sondern weil sie garantiert noch deutlich fester zuschlagen kann. Und sich garantiert gegen uns hätte verteidigen können. „Du fragst dich, warum ich nie zurückgeschlagen habe, richtig, Michael? Ganz einfach: Ich habe meine Kraft nicht unter Kontrolle. Vielleicht ist dir aufgefallen, dass ich nie jemandem erzählt habe, warum ich umgezogen bin, auch wenn ich das bezweifle, denn dafür hättest du dich ja bei anderen nach mir erkundigen müssen. Ich bin umgezogen, weil ich in der alten Schule Streit hatte mit jemandem. Naja, Streit ist nicht das richtige Wort und mit wem, ist nicht wichtig. Nichts über ihn ist mehr wichtig. Nun ja, dieser Jemand war in mich verliebt. Unerwiderte Liebe ist schlimm, Michael. Ich muss es wissen, ich bin dir verfallen, als ich dich das erste Mal gesehen habe. Die Liebe ist immer noch da. Du selbst hast es mir einfach gemacht, loszulassen. Denn dank dir überlagert der Hass mittlerweile sogar die Liebe. Aber ich schweife ab. Dieser Jemand war also in mich verliebt, aber ich nicht in ihn. Er hatte mir das vor längerer Zeit gestanden, wir hatten uns darauf geeinigt, Freunde zu bleiben. Doch an einem Nachmittag ist ihm irgendwie eine Sicherung durchgebrannt oder so. Er hat versucht, mich mitzuzerren. In seine Wohnung, obwohl ich das nicht wollte. In meiner Panik habe ich mich gewehrt. Zu sehr gewehrt. Michael, ich bin durch das Feuer gegangen und als ich auf der anderen Seite rauskam, war alles rot und sein Körper leblos. Sein Blut klebt an meinen Händen, noch immer und es wird nicht fortgehen. Nach diesem Vorfall sind wir umgezogen und ich habe versucht zu vergessen. Vergeblich. Jede Nacht sehe ich ihn wieder und jede Nacht reißen alte Wunden wieder auf. Jeden Tag kommst du noch dazu und jeden Tag trage ich auch hier Narben davon. Ich kann meine Kraft nicht kontrollieren und ich habe dafür bezahlt." Bis hierhin klingt sie noch immer so schrecklich distanziert, doch beim letzten Satz bricht ihre Stimme, klingt auf einmal so, als hätte sie sich nicht mehr so unter Kontrolle wie während ihres Monologs, und sie lässt sich auf dem Boden in den Schneidersitz gleiten und schließt die Augen.

In meinem Kopf geht alles drunter und drüber und ich bin unfähig, mich zu bewegen, wie schon während jedem ihrer Vorträge. Maurice, eine Mörderin? Die Blonde, die nicht mal einer Fliege etwas zu Leide tun konnte, die sich nie gewehrt hat, die ruhige Streberin. Die das alles ertragen hat, ohne aufzumucken, ohne zu weinen, ohne jemals irgendwie zu reagieren. Die einfach immer wieder aufgestanden ist nach den Schlägen. Fast immer. Einmal nicht. Da hätte ich schon ahnen können, ahnen müssen, was das für ein Gefühl war. Als sie nicht aufgestanden ist und ich Panik bekam. Als ich ihren Puls überprüft habe und helfen wollte. Spätestens als ich sie zur Krankenschwester trug und wartete, bis sie wieder aufwachte. Nur, um am nächsten Tag wie üblich weiterzumachen.

PoV Maudado

Ich habe gesagt, Maudado sei tot. Das stimmt nicht. Oder jedenfalls nicht ganz. Tief, tief innen drin bin ich Maudado. Werde ich immer Maudado sein. Doch Maurice ist wirklich die Hülle, die Schutzhülle. Maurice ist die, die die Schläge und Beleidigungen einsteckt, die immer weiter gemacht hat, die sich jetzt wehrt. Denn Maudado wäre daran zerbrochen. Doch auch sie ist stark, auf ihre eigene Weise. Maudado hat Maurice dazu gebracht, sich jetzt zu erklären. Bis jetzt alles zu ertragen, um zu verhindern, dass sie wieder gemeinsam durch das Feuer gehen, wie damals. Damals war sie, war ich zu geschockt, um mich zurückzuhalten. Ich bin mir nicht mehr sicher. Bin ich Maudado, Maurice, beide oder keiner? Ich weiß es nicht mehr. Aber Maurice hat seit langem immer die Kontrolle und Maudado hilft ihr, den Rachewunsch zu unterdrücken und sich trotz allem nicht in der Schule hängen zu lassen. Manchmal war ich auch nach außen Maudado. Aber selten und immer seltener. Bei Prüfungen. Manchmal nachts. Als Michael mich das erste Mal verprügelt hat, war ich Maudado. Nun, in dem Moment hat Maurice das erste Mal übernommen. Und als Maurice übernommen hat, habe ich nachgedacht und etwas sehr Wichtiges erkannt. Während bei mir Maudado der verletzlichere Teil ist und Maurice die Schutzpersönlichkeit, ist es bei ihm Michael, der weich ist, und Zombey die Rüstung.

Michael ist noch genauso da wie Maudado. Auch mit ihm sprechen nur wenige. Ich weiß nicht, warum ich ihn Michael nenne und nicht Zombey, während ich das anders herum nicht zulasse. Vielleicht, weil ich dann das Gefühl habe, ein Stück Kontrolle zu haben, das er nicht hat.

Er räuspert sich und ich werde schlagartig wieder an seine Anwesenheit erinnert. Ich öffne meine Augen, doch mein leerer Blick sieht ihn nicht, sieht ihn nicht wirklich, sondern blickt durch ihn hindurch in die Unendlichkeit. Müde frage ich: „Was wolltest du überhaupt hier?" Ich habe keine Lust mehr auf diese nervtötende Freundlichkeit, auch wenn ich mich an seiner Reaktion ergötzt habe, so gut ich derartiges noch empfinde. „Wirklich, Michael, ich verliere langsam die Geduld. Noch kann ich mich kontrollieren, aber jedes Mal, wenn ihr wieder antanzt, mit euren Worten und Tritten, bricht der Wall, der als einziges zwischen mir und dem weißen Feuer steht, ein Stückchen weiter ein." Was ich nicht sage, ist, dass dieser Wall Maudado ist. „Ich frage mich noch immer, wie ich jemals etwas für jemanden wie dich empfinden konnte. Aber ich habe meine Rolle gut gespielt, nicht wahr? Die Ruhige. Die Defensive. Ich könnte doch keiner Fliege etwas zu Leide tun. Hah. Du glaubst mich durchschaut zu haben, mein simples Netz zu verstehen, aber du weißt nichts. Du weißt noch immer nichts, selbst wenn ich dir alles sagen würde, könntest du es wohl nicht verstehen. Du bist erbärmlich, Michael. Jemand, der scheinbar Schwächere schlägt, um sich größer zu fühlen, weil er selbst nicht stark genug ist. Ich werde jetzt gehen. Und du wirst mir nicht folgen. Wenn du willst, ist Montag alles auf Anfang, alles wie gestern oder heute. Aber glaub mir eins: Du wirst das hier nicht vergessen. Es wird dich verfolgen, nächtelang beschäftigen und in deinem Kopf kreisen. Du wirst dich im Kreis drehen auf der Suche nach Antworten und ich, ich werde daneben stehen und lachen. Diesmal wirst du sehen, dass ich lache, selbst wenn ich es nicht laut tue. Diesmal wirst du wissen, wenn ich weine, selbst wenn niemand sonst es tut. Diesmal wirst du fühlen, wie wir beide langsam vor uns hinsterben, selbst wenn ich es nicht mal mehr spüre. Mal sehen, ob du daran zerbricht, wie ich es getan habe."

PoV Zombey

Mit diesen Worten dreht sie sich um und geht, fort von der Klippe, mir, den Vorwürfen, mit denen sie mich konfrontiert hat. Zurück bleibe ich. Mit mir ihre im Raum stehende Frage. Schon bald wird sie um die Ecke biegen, für dieses Mal verschwinden, nach Hause gehen. Wahrscheinlich sehen wir uns erst Montag wieder. Was wird dann sein? Ich weiß es nicht.

„Ich wollte mich entschuldigen. Dir sagen, wie sehr es mir leid tut. Das ich so böse war. Im Nachhinein hätte ich nichts davon gemacht. Ich wusste nicht, dass es für dich so schlimm ist. Du hast deine Gefühle zu gut verborgen und ich habe vergessen, was es dir ausmacht, was du mir einmal nur gezeigt hast."

All das hört sie schon nicht mehr.

„Ich wollte dir sagen, dass es mir leid tut. Ich würde dich um Verzeihung bitten, wenn ich dächte, du könntest mir jemals verzeihen. Trotzdem muss ich es versuchen. Verzeih mir, Maudado. Verzeih mir, dass ich dich liebe."

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro