98. Kürbistumor - Halloween Special
PoV Palle
Mit pochendem Herzen schlich ich mich aus dem Haus. Heute war ich besonders achtsam, keine Geräusche zu machen. Irgendwie kam mir heute, an Halloween alles noch viel geheimnisvoller vor. Überall die Deko - Spinnweben, die Kürbisse aus Plastik, die künstlichen Spinnen, das alles verbreitete eine düstere Stimmung, die sich über die Stadt legte, aber sie passte irgendwie zu diesem Abend. Wieder einmal hätte ich mich selbst dafür ohrfeigen können, dass ich so vorsichtig war. Es war doch nichts illegales, als erwachsener Mann nachts raus zu gehen!
Und trotzdem schlug mir das Herz bis zum Hals und ich konnte das Blut in meinen Ohren rauschen hören. Immerhin würde ich ihn heute wieder sehen.
Kurz nach meinem Umzug war ich spät abends draußen gewesen, um mir München einmal bei Nacht anzusehen und da hatte ich ihn gesehen. Er hatte auf einer Bank gesessen, ganz in schwarz gekleidet doch mit schneeweißer Haut. Die meisten Menschen waren einfach an ihm vorbei gegangen oder hatten ihm skeptische Blicke zugeworfen, doch auf mich hatte er eine seltsame Anziehungskraft ausgeübt und nachdem ich ihn bestimmt eine Viertelstunde lang beobachtet hatte, war ich einfach zu ihm hin gegangen und hatte mich neben ihn auf die Bank gesetzt.
Lange war nichts passiert. Ich hatte dort gesessen, mit pochendem Herzen und zitternden, eiskalten Fingern und hatte kein Wort über meine Lippen gebracht, während der Mann neben mir ohne die kleinste Bewegung auf der Bank sitzen blieb und ebenfalls nicht sprach.
Wir hatten so da gesessen bis am Horizont die Sonne zu sehen war. Dann war der Braunhaarige neben mir aufgestanden und gegangen. Ich war wie versteinert sitzen geblieben und hatte ihm sprachlos hinterher gestarrt.
Dann, nachdem er bestimmt schon 50 Meter gegangen war, hatte ich endlich realisiert, was da gerade passiert war und ich war aufgesprungen und ihm hinterher gelaufen, aus Angst, ich würde ihn nie wieder sehen.
Endlich bei ihm angelangt hatte ich versucht, ihn am Ärmel fest zu halten, doch er war mir im letzten Moment ausgewichen, sodass ich ihn nicht berührt hatte. Trotzdem hatte ich die Kälte spüren können, die von ihm ausgegangen war. Hätte ich ihn an diesem Morgen schon berührt, hätte er mich wahrscheinlich noch nicht weit genug in seinen Bann gezogen gehabt und ich hätte mich wehren können.
Vielleicht wäre ich weg gelaufen, nachdem ich gemerkt hätte, dass seine Haut kalt war wie Eis. Doch ich hatte ihn nicht berührt. Ich stand einfach vor ihm und die Worte, die sich in meinem Kopf gerade noch zu einem Satz zusammengefügt hatten, den ich ihm hatte sagen wollen, waren verschwunden.
Nachdem ich ihn einige Sekunden lang nur angestarrt hatte, hatte er zum Ersten Mal in dieser Nacht etwas gesagt. Er war mir mit seinem Gesicht ganz nah gekommen und hatte dann in mein Ohr geflüstert: „Komm morgen wieder hier her, ich werde auf dich warten."
Dann war er um eine Häuserecke verschwunden und obwohl ich keine zwei Sekunden nach ihm um diese Ecke gelaufen war, hatte ich ihn nicht mehr gesehen.
Und seit diesem Abend hatte ich fast jede Nacht draußen verbracht, während ich auf diesen geheimnisvollen Mann gewartet hatte. Und wenn er da gewesen war, hatte er mich mit sich an die verschiedensten, abgelegenen Orte genommen. Mitten in den Wald, auf Baustellen, in alte verlassene Häuser.
Jedes Mal hatte er mich mit seiner Aura umhüllt und die Zeit war wie im Nu verflogen. Morgens wusste ich oft nur noch bruchstückhaft, was in der Nacht passiert war, doch das Gefühl, dieses lang anhaltende Glücksgefühl, nachdem ich ihm wieder einmal gesehen oder sogar berührt hatte, blieb jedes Mal und es reichte mir, um ihn wieder sehen zu wollen.
Ich fühlte mich wie damals mit fünfzehn, als ich mich das erste Mal verliebt hatte, nur noch viel hingerissener. Ich kannte nicht einmal den Namen des Mannes, der mich so beeindruck hatte und doch würde ich auf der Stelle für ihn sterben.
Und deshalb schlich ich mich auch heute an die Kreuzung, an der er mich immer abholte. Ungeduldig lief ich, immer aufgeregter, immer nervöser, immer vorfreudiger. Irgendwann fing ich an zu rennen, irgendwas war heute anders. Die Anziehungskraft hatte sich heute vervielfacht, ich konnte an nichts anderes mehr denken, als daran, ihn zu berühren.
Und endlich bog ich um die Ecke, sah ihn auf der anderen Straßenseite, rannte blindlings zu ihm und warf mich in seine Arme. Dass ich direkt vor ein Auto gelaufen war, das jetzt hupte, hatte ich überhaupt nicht mit bekommen, genau so wenig wie die Tatsache, dass der Größere mit einer einzigen Handbewegung dafür sorgte, dass der Mann aufhörte zu hupen und weiter fuhr. Ich war in den Bann des schlanken jungen Mannes geraten, wieder einmal spürte ich, wie die Endorphine durch meine Adern strömten und ich gab mich ganz der Umarmung hin.
Dann spürte ich, wie eiskalte Lippen meine Stirn küssten und ich schmolz nur so dahin. Eine leise Stimme flüsterte in mein Ohr: „Babe, willst du bei mir bleiben?" Ohne einen einzigen Laut heraus zu bekommen nickte ich und der Größere flüsterte: „Willst du für immer zu mir gehören? Bis in alle Ewigkeit?" Wieder nickte ich, fast schon hektisch und ich spürte, wie mich eiskalte Finger am Arm packten und mit sich zogen, immer weiter in Richtung Park.
Tagsüber ging ich hier gerne spazieren und vloggte auch manchmal, doch bei Nacht war ich hier noch nie gewesen. Der Größere zog mich immer weiter zwischen die Büsche. Ich hatte den Park überhaupt nicht so weitläufig in Erinnerung gehabt und seit wann standen hier so hohe Bäume?
Doch der Gedanke verflog schnell wieder als der Größere stehen blieb und mir tief in die Augen sah. „Und du bist dir sicher, dass du das willst?", fragte mich mein Gegenüber erneut, „für immer bei mir bleiben, bis in die Unendlichkeit? Niemals von dieser Erde verschwinden, viele Generationen Menschen miterleben, sehen, wie sie geboren werden, aber auch wie sie sterben? Wir werden Seite an Seite für immer da sein, nicht lebendig und nicht tot, und wir werden erst aufhören zu existieren, wenn es auf dieser Erde kein Leben mehr gibt, aber wir werden für immer beisammen sein."
Der Blick des Größeren war ernst geworden. Das süffisante Grinsen, das so oft auf seinen Lippen lag war verschwunden, genauso wie das Funkeln seiner Augen. Stattdessen glaubte ich, ernsthafte Besorgnis in seinen Gesichtszügen erkennen zu können. Er sorgte sich um mich? „Ich habe das vielen angeboten", fuhr er fort, „und bis jetzt haben sie alle abgelehnt. Ich will dass du dir das gut überlegst, Patrick."
Es war das erste Mal, dass er meinen Namen sagte. Ein Schauer lief über meinen Rücken. Was er mir da anbot klang furchteinflößend. Ich würde einen Schritt in die Ungewissheit machen, diese Entscheidung würde alles verändern, mein Gesamtes Leben auf den Kopf stellen. Doch ich wusste, dass ich es immer bereuen würde, wenn ich mich gegen den Größeren entschied, also nickte ich und flüsterte mit wackeliger Stimme: „Ja, ich bin mir sicher, dass ich das will."
Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Größeren und er murmelte: „Keine Angst, es wird nicht weh tun", während er sich langsam zu meinem Hals hinunter beugte. Eine Sekunde lang durchzuckte mich unbändige Panik und ich war versucht, mich los zu reißen und zu fliehen, doch da war dieses unerklärliche Gefühl auch schon wieder verschwunden und ich spürte ein leichtes Stechen an meinem Hals, bevor ich ohnmächtig wurde.
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Als ich wieder erwachte, war meine Sicht verschwommen, weswegen ich mehrere Male blinzeln musste, bevor ich klar sehen konnte. Ich nahm wahr, dass ich zwar kalt war, aber nicht fror. Dann merkte ich, dass sich irgendwas anders anfühlte und nachdem ich meinen Körper genauer unter die Lupe genommen hatte, merkte ich, dass mein Herz aufgehört hatte zu schlagen, doch es machte mir keine Angst, im Gegenteil ich hatte irgendwie das Gefühl, hier her zu gehören.
Ein Geräusch ließ mich herum fahren. Der Braunhaarige hatte das Zimmer betreten und kam jetzt auf mich zu. Kurz ließ er seinen Blick über mein Gesicht wandern, dann legte sich ein Lächeln auf sein Gesicht und er murmelte: „Jetzt gehören wir also zusammen..." Ich nickte und kam nicht umhin, ebenfalls zu lächeln.
Der Größere gab mir einen kurzen Kuss auf die Stirn, stand dann auf und sagte: „Ruh dich noch etwas aus. Ich komme bald und zeige dir meine Welt." Ich nickte und ließ mich wieder zurück auf die Matratze fallen, auf der ich aufgewacht war. In der Türe blieb der Größere noch einmal stehen, drehte sich zu mir um und sagte mit einem Lächeln: „Ach ja... ich bin übrigens Manuel."
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Lul, minimal verspätetes Halloween – Special...
Hab vergessen, es rechtzeitig hochzuladen xD
Naja besser spät als nie ^^
Bey :3
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