115. Lob & Kritik
Lob
Kritik
Hate
Konstruktiv
Destruktiv
Objektiv
Subjektiv
...effektiv?
Hat Kritik einen Sinn?
Sollte sie, oder etwa nicht?
Deswegen gibt es sie doch.
Aber nehmen wir sie uns auch wirklich zu Herzen?
Wann habe ich mich das letzte Mal wirklich auf Kritik eingelassen? Meinen Fehler zugegeben und akzeptiert, dass ich was falsch gemacht habe? Mir alles angehört und mir vorgenommen, mich zu bessern?
Ich weiß, dass ich nicht kritikfähig bin. Hab ich nicht erst letztens einen ganzen Tag lang wütend geschmollt und ein Ereignis verpasst, auf das ich mich monatelang gefreut hatte, nur weil mich meine Mutter kritisiert hat und ich nicht damit klar gekommen bin?
In diesem Moment war für mich klar, dass es ihre Schuld war. Sie ist auf mich los gegangen, sie hat mich unnötig provoziert, sie ist laut geworden, sie hat mir mit Verboten gedroht.
Aber rückblickend frage ich mich: War ich nicht genau so schlimm? Ich hab das Gespräch abgeblockt. Ich hab bockig reagiert. Ich wollte ihre Tipps nicht. Ich war genervt und hab sie nicht an mich ran gelassen.
Sie hat sich doch auch nur Sorgen gemacht, immerhin ist sie meine Mum!
Ich bin nicht kritikfähig. Wenn ich mit bekomme, dass jemand etwas an mir oder an meinen Werken auszusetzen hat, dann kann mir das für den restlichen Tag die Laune verderben, vor allem wenn ich die Person persönlich kenne oder wenn ich über Dritte davon erfahre.
Ich bin völlig Kritikunfähig, habe mir wegen meinen Selbstzweifeln nie erlaubt, mir Kritik zu Herzen zu nehmen. Vielleicht war es eine Art Schutzmechanismus meines Unterbewusstseins. Aber das ist keine Ausrede und erst recht keine Rechtfertigung. Es ist ein Erklärungsversuch, nichts weiter. Es bedeutet nicht, dass kein Änderungsbedarf besteht.
Lob nehme ich mir immer zu Herzen. Ich weiß, dass ich gut dichten kann. Wenn jemand meine Gedichte lobt, dann bin ich sofort dabei und freue mich. Und wenn ich kein Lob bekomme, dann ist das enttäuschend.
Bin ich lobfähig?
Wie geht man richtig mit Lob um?
Ist es falsch, gelobt werden zu wollen?
Ich habe immerhin monatelange Arbeit in meine Texte investiert, ist es dann so falsch, auf Anerkennung zu hoffen?
"Du bist so aufmerksamkeitsgeil!"
Bin ich das?
Ich möchte doch einfach nur positive Resonanz auf mein Schaffen. Ist das zu viel verlangt?
Wenn man nach den Grundsätzen des Buddhismus geht, dann ja. Ein frommer Buddhist sollte eine Aufgabe nur um der Aufgabe willen erledigen. Nur um sie erledigt zu haben. Nicht aus Angst vor Strafe und nicht aus Hoffnung auf Lob.
Aber ist das menschlich? Oder ist es nicht viel menschlicher, Anerkennung zu wollen? Wer freut sich denn nicht über etwas Aufmerksamkeit, Lob und Unterstützung?
Ist es nicht völlig normal, sich danach zu sehnen, gemocht zu werden? Will nicht jeder irgendwann mal im Mittelpunkt stehen? Nicht bloß gestellt, sondern positiv hervorgehoben?
Wir wollen doch alle etwas Besonderes sein, wenn nicht generell, dann doch zumindest für bestimmte Menschen. Wir wollen alle jemanden haben, der uns als etwas Besonderes betrachtet, als jemanden der aus der Masse heraussticht. Das ist ein völlig menschliches Verlangen, das wir nicht immer so schlecht reden sollten.
Fishing for compliments kann nervig sein und zu weit gehen aber in einem gewissen Rahmen brauchen wir Menschen einfach Aufmerksamkeit und Zuwendung. Ein Mensch der ganz alleine ist, verkümmert irgendwann.
Natürlich sollten weder Lob und Anerkennung noch Kritik der alleinige Beweggrund sein, etwas zu tun, aber meiner Meinung nach, ist es nicht falsch, sich dadurch motivieren zu lassen!
Niemand von uns wird Kritik- oder Lobfähig geboren. Wir müssen es uns selbst bei bringen... und uns auch erlauben, mit beidem umzugehen, es uns zu Herzen zu nehmen und daran zu wachsen. Wir wurden in eine Gesellschaft der Meinungsfreiheit geboren, also müssen wir lernen, damit umzugehen.
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