Kapitel 60
Jakob POV
Liam zog sich noch die Hose wieder richtig an, als ich ihn vor die Tür führte und ihn intensiv ansah.
"Du bist ein Sadist.", stellte ich sachlich fest, wartete auf eine Reaktion seinerseits und es dauerte einen Moment, ehe er den Blick senkte und traurig nickte.
"Du wusstest es, oder? Wolltest du anfänglich deshalb kein BDSM in deinem Leben? Weil du Angst hattest, dass du dich in deiner Leidenschaft verlierst, so wie du es eben getan hast?", hakte ich nach und sah, wie die Körperspannung meines Gegenübers immer mehr verschwand, die Schultern herunter sackten und er geschlagen nickte.
"Liam, warum hast du mir das nicht gesagt? Das ist eine wichtige Information, eine wirklich wichtige.", warf ich ihm vor, strich ihm aber gleichzeitig beruhigend über die Schulter.
"Er, habe ich ihn zu sehr... Oh Gott, ich habe es übertrieben... er...", stotterte er nun, als er mich wieder ansah und ich legte nun auch noch meine andere Hand auf seine Schulter, sah ihn frontal an.
"Ich habe das Schlimmste verhindert. Keine Angst. Timmy ist erfahren, er steckt das weg. Aber ihr müsst dringend reden. Du musst ihm gestehen, dass du sadistisch veranlagt bist und dann musst du lernen, mit diesem Bedürfnis umzugehen. Grundsätzlich passt ihr damit super zusammen, aber du kannst nicht einfach die Zügel loslassen und deinen inneren Dom die Kontrolle geben. Das geht schief, denn Sadismus kann sehr hässliche Züge annehmen.", Liam hatte jetzt Tränen in den Augen und er tat mir leid. Er begriff was schief gelaufen war, begriff, dass er die Kontrolle verloren hatte. Und ich war mir sicher, so wie ich ihn bisher kennengelernt hatte, geißelte er sich im Kopf gerade selbst.
"Er wird mich verachten.", kam es leise, doch ich schmunzelte nur leicht.
"Nein, wird er nicht. Im Gegenteil, ich wette er wird begeistert sein, wenn du ihm sagst, dass du tatsächlich darauf stehst. Er wird sicher nur darauf bestehen, dass du, ähnlich wie Harry einst, erst lernst dich zu kontrollieren, ehe er mit dir spielt. Es ist einfach zu riskant, man kann einem Sub wirklich schwere körperliche und seelische Schäden zufügen, wenn man unerfahren ist. Aber auch du kannst lernen. Weißt du, mein Mentor und bester Freund Tom ist wie du ein echter Sadist. Vielleicht sollte ich euch mal zusammen bringen, damit du dich mit ihm austauschen kannst. Ich selbst bestrafe ja auch über Schmerzen, bringe gern meinen Sub an die Grenze aber es ist an der Stelle nicht der Schmerz der mich erregt, sondern dass er sich mir so hin gibt, dass er es gern für mich erträgt. Deshalb wäre es gut, wenn du jemanden Gleichgesinnten hast, der dir Hilfestellung geben kann.", ich lächelte ihn aufmunternd an.
"Aber jetzt gehe erstmal zu Timmy, nimm ihn in den Arm, entschuldige dich bei ihm und dann setzten wir uns oben zusammen und reden noch ein wenig. Ich nehme Luca mit hoch, damit ihr Ruhe habt."
XXX
Liam POV
Als ich in den Raum kaum, sprang Luca sofort auf, lächelte mich schief an und überließ mir dann meinen Timmy, der eingekuschelt unter der Decke lag und mich ein Stück weit unsicher ansah.
"Es tut mir leid.", murmelte ich, ließ den Kopf hängen, als ich auf das Bett zu ihm krabbelte, die Decke hoch hob und mich neben ihn legte.
"Du, es war, ich weiß zu Hause hast du auch schon mal...", stotterte mein Liebster und ich war es nicht gewohnt, ihn in solch einer Verfassung zu sehen.
"Ich, ich muss dir etwas gestehen.", ich zog ihn vorsichtig zu mir in den Arm, legte seinen Kopf auf meine Brust und strich ihm zärtlich durch die Haare. "Es gibt da einen Part ganz tief in mir. Der hat mir schon immer Angst gemacht und deshalb habe ich mich vermutlich auch die ganze Zeit so sehr dagegen verwehrt, aktiver beim BDSM zu werden.", ich schluckte, küsste ihn kurz auf die Haare um mir selbst ein wenig Zeit zu geben, denn ich merkte, dass meine Beherrschung abhanden kam und mir Tränen in die Augen stiegen.
"In meinem tiefsten Inneren, ich hatte gedacht, ich könnte es verstecken... habe ich eine, eine...", ich kniff die Augen zusammen, spürte plötzlich Timmys Hand an meiner Wange und das gab mir Kraft das unausweichliche auszusprechen. "Eine sadistische Ader. Ich genieße es, wenn du leidest, ich genieße es dir Schmerz zuzufügen und dich schreien zu hören."
Jetzt war es raus und die Stille im Raum war schneidend. Ich merkte wie sich nun erste Tränen lösten, ich war nicht in der Lage länger Herr über meine Reaktionen zu sein. So sehr ich es auch versuchte mich zusammen zu reißen, mich dafür zu wappnen, dass Timothy sich gleich von mir abwenden würde, so sehr hielt mich die Angst gefangen.
"Das ist o.k.", hörte ich irgendwann ganz leise seine Stimme, spürte erneut seine Hände, die an meinen Wangen lagen, die Finger, die die Tränen auffingen. "Ich bin Masochist, also passt es doch perfekt.", flüsterte er leise. "Du musst nur lernen, wann es zu viel wird."
Ich begriff seine Worte zunächst nicht. Gehört hatte ich sie, aber in meinem Kopf war so viel durcheinander, dass ich einfach nur sagte. "Wenn du gehen willst, mich verlassen. Ich kann es verstehen. Ich, ich würde auch nicht mit mir zusammen sein wollen. Das ist widerlich und pervers. Es tut mir leid, dass du diese Seite an mir erleben musstest."
"Liam!", Timmy griff nun fester zu, zwang mich ihn anzusehen, doch es war, als würde ich durch sein Gesicht hindurch sehen. "Liam, hör mir verdammt noch mal zu.", seine Stimme wurde kraftvoller und erstmals tauchte ich wieder aus meiner Angstwelt auf, begann ihn wirklich wahrzunehmen.
"Es ist in Ordnung, dass du ein Sadist bist. Ich bin Masochist. Verstehst du? Wir sind zwei Gegenpole, die perfekt zueinander passen. Du musst nur lernen, mit dir und deiner Neigung umzugehen. Ich liebe Schmerz, bis zu einem gewissen Punkt. Ich liebe es zu leiden, aber du musst lernen zu sehen, wann es dann doch auch dszu viel ist. Natürlich könnte ich auch mit meinem Code abbrechen, aber ich wünsche mir, dass du als mein Dom siehst, wann es genug ist. Ich wünsche mir, dass du dich unter Kontrolle hast und nicht nur dir Lustgewinn schaffst, sondern auch mir. Hörst du. Ich will dich nicht verlassen. Ich liebe dich Liam, mit jeder Facette und wenn du dich in den Griff bekommst, wenn du es schaffst, dann werden wir das glücklichste und erfüllteste Leben haben, was wir uns vorstellen können."
Ich brauchte ein paar Minuten, bis die Worte wirklich durchgesackt waren, in meinem Bewusstsein. Als es dann soweit war, sah ich Timmy mit großen Augen an. "Du meinst das ernst?", fragte ich und seine Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln.
"Habe ich dich schon mal angelogen? Mit so etwas Ernstem macht man keine Witze.", er robbte ein Stück nach oben, klaute sich einen Kuss.
"Nein, nein das hast du nicht.", ich merkte das sich erneut Tränen lösten, diesmal jedoch aus purer Erleichterung. Erleichterung zu wissen, dass Timmy mich nicht verlassen würde, dass er diese Seite an mir akzeptierte und ich war mir sicher, dass ich alles tun würde dafür, dass ich lernte mich im Griff zu behalten.
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"Jakob hat mir draußen gesagt, dass ich mit einem Tom sprechen sollte. Er ist sein Mentor und auch ein Sadist.", sagte ich nach einer Weile, in der wir einfach nur aneinander gekuschelt dagelegen hatten.
"Tom ist der Besitzer des Clubs. Ein Dom, der in ganz England bekannt ist. Wenn er dich unter seine Fittiche nehmen würde, wäre das wie ein Lottogewinn.", mein Liebling strahlte mich an. "Jakob kann da bestimmt was drehen. Ich, ich hatte schon mal eine Session mit Tom und ich sage dir, er hat es wirklich drauf."
Ich schluckte, merkte wie eine Welle der Eifersucht mich erfasste, doch das merkte Timmy direkt.
"Hey, das ist Vergangenheit. Es war nur eine Session und ich liebe dich, nicht ihn. Bitte sei nicht eifersüchtig. Es war auch kein Sex, nur Demütigung, Schläge und Elektrofolter.", gestand er und drückte sich noch mehr an mich. "Weißt du, er macht das schon Jahrzehnte, weiß genau was ein Sub verträgt, wenn er ihn nur fünf Minuten gesehen hat. Bei Jakob hat man ja schon oft das Gefühl, dass er Gedanken lesen kann, aber bei Tom ist das alles noch viel stärker ausgeprägt."
"Und du meinst echt, dass er... So wie Jakob bei Harry und Louis?", stotterte ich und er lachte.
"Keine Ahnung ob er das ähnlich machen würde, wie die Vier. Vielleicht spricht er auch nur mit dir, geht Dinge in der Theorie durch. Möglicherweise würde er auch mal einer Session beiwohnen, oder du nimmst an einer von seinen Teil. Ich würde alles zulassen, wenn es dir hilft, deinen Weg zu finden.", er küsste meine Kinnpartie und rieb anschließend seine Wange an meiner. Etwas was ich liebte, dieses verspielte, katzenartige machte meinen Timmy für mich so besonders.
"Gut, wenn du meinst, dass du das auch möchtest, dann lasse ich Jakob mit Tom sprechen und dann schauen wir, ob er uns helfen will. Wollen wir hoch gehen?", ich sah ihn an und er nickte.
"Ja, lass uns hoch gehen. Und danke, dass du den Weg mit mir gehst. Du bist mutig und mein Held dafür, dass du deine eigenen Ängste vor dir selbst besiegst."
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Jakob POV
Als ich oben war, hatte ich direkt bei Tom angerufen und ihm die Situation von Liam geschildert. Er hatte nur gelacht und gemeint, dass ich wohl gerade Anfänger anzog, dann aber angeboten, dass wir zu Viert in den Club kommen sollten, in der nächsten Woche und dann ein gemeinsames Gespräch führen würden. Erstmal zum Beschnuppern, alles Weitere würde sich dann bei Sympathie finden. Timmy kannte er ja bereits ein paar Jahre und ich wusste, dass er wenn er Liam kennenlernte, garantiert nicht ablehnte.
Er war ihm ähnlich, war zumindest mein Eindruck und Tom war niemand, der einen nachweislichen Sadisten unausgebildet mit Subs spielen ließ, wenn er es verhindern konnte. Dafür war sein Beschützerinstinkt und sein Verantwortungsbewusstsein zu groß.
Möglicherweise konnten wir ja auch Harry und Louis mitnehmen. Wer weiß, vielleicht würden auch die Zwei bei der Unterhaltung etwas lernen können und davon profitieren. Wenn Louis denn gesundheitlich überhaupt schon wieder dazu in der Lage war, sich über dieses Thema überhaupt Gedanken zu machen. Diesbezüglich würde ich einfach mal mit Harry telefonieren und dann konnte man ja sehen.
"Wir sind wieder da.", riss mich Liams Stimme aus meinen Gedanken. Seine Hand war mit Timmys verschlungen und ich stellte erleichtert fest, dass sie wohl geredet hatten.
"Alles in Ordnung?", fragte ich trotzdem und der Sub lächelte.
"Ja, alles in Ordnung. Liam hat mir erzählt, was los war und ich denke, wir werden einen gemeinsamen Weg finden, seine Neigung mit meiner zu kombinieren. Er sagte, dass du Tom ins Spiel gebracht hast?!"
Jetzt grinste ich. "Allerdings. Ich habe bereits mit ihm telefoniert. Er erwartet uns nächsten Donnerstagabend bei sich im Club. Da sprechen wir erstmal und dann wird er sehen, was er für euch tun kann.", ich nickte Liam aufmunternd zu und sah, wie sich nun auch auf seine Lippen ein Lächeln schlich.
"Danke, Jakob!", sagten die beiden plötzlich gleichzeitig und das brachte uns alle zum Lachen.
"Soll ich jetzt die Sandwiches holen, Master?", lenkte uns dann Luca ab und ich nickte.
"Das wäre wunderbar, Sweatheart. Nach dem aufregenden Abend, haben wir uns eine kleine Stärkung wirklich verdient!"
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Na seid ihr wieder ein wenig mit Liam versöhnt?
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