Kapitel 3
Harry POV
Wir saßen im Büro von Miranda und Louis wippte nervös mit seinem Knie. "Halt endlich still.", knurrte ich und drückte sein Bein herunter, während ich ihn böse ansah.
Sofort senkte er den Blick und biss sich auf die Lippe. "Entschuldige, ich bin nur nervös."
Ich atmete tief durch und da betrat die Mitarbeiterin das Zimmer, reichte uns erst die Hand, bevor sie sich gegenüber an den Schreibtisch setzte.
"Sie wollen also jetzt Hals über Kopf den Jungen adoptieren.", fragte sie und sah uns an, als hätten wir nicht alle beisammen.
"Ja, das sagte ich doch gestern bereits.", brummte ich und sie verzog das Gesicht zu einem giftigen Ausdruck.
"Und ich habe Ihnen gestern bereits gesagt, dass das nicht so einfach ist.", fauchte sie zurück und ich ahnte schon schreckliches. Wenn Harry sich jetzt mit ihr anlegte, würde sie uns sicher unendlich viel Steine in den Weg legen.
"Darf ich?", fragte ich leise während die beiden sich anfunkelten und Miranda Blick fuhr zu mir herum und wurde sofort sanfter.
"Natürlich Louis. Sprechen Sie.", sagte sie an mich gewandt und ich nickte.
Ich erzählte ausführlich über den Psychologentermin, seinen Ratschlag und unseren festen Wunsch den Jungen für immer in unsere Familie zu holen.
Als ich fertig war seufzte sie. "Das hört sich ja alles stimmig an und ich bin mir auch sicher, dass der Junge bei Ihnen Louis gut aufgehoben wäre. Aber dennoch kann ich das langwierige Antragsverfahren nicht umgehen und das können, wie ich es ihrem Mann gestern schon sagte einige Monate bis Jahre vergehen, bis alles erledigt ist."
Verzweifelt schüttelte ich den Kopf. "Und da gibt es nichts, was es beschleunigen könnte? Es ist doch total verrückt, dass wir ihn nicht adoptieren können, wenn alles stimmt. Wir lieben ihn, er liebt uns. Wir haben die allerbesten Vorraussetzungen, ihm ein gutes Leben zu bieten. Bitte..." Harry griff nach meiner Hand, strich sanft über meine Finger.
"Ich werde tun was ich kann, aber versprechen kann ich definitiv nichts. Sie werden das gesamte psychologisch soziale Programm durchlaufen müssen, in dem sie sich für ihre Elternrolle qualifizieren müssen. Dann muss Jamie befragt werden, wir müssen uns ein genaues Bild über das zukünftige Umfeld machen, das heißt Familie von ihnen beiden etc.. Das nimmt alles Zeit in Anspruch. Aber vielleicht hilft es ihrem Kleinen ja, wenn er als erstes erklärt, dass er von Ihnen adoptiert werden will und sie dann vor ihm die Anträge unterschreiben, um ihn zu ihrem Jungen zu machen.", ich merkte, wie Miranda mir entgegenkommen wollte. Ich merkte, dass es ihr Leid tat, auch wenn sie Harry nicht wirklich leiden zu können schien.
"Ja, vielleicht ist das immerhin ein Anfang.", sagte ich und Harry grummelte irgendwas von "Anwalt einschalten, der das Verfahren schon beschleunigt."
"Gut, dann kommen sie doch bitte am Donnerstag um 16 Uhr zu mir ins Büro. Dann kann Jamie vor mir und meinem Vorgesetzten seinen Wunsch aussprechen und wir die Anträge unterschreiben, damit das Verfahren auf den Weg gebracht werden kann."
"Wir werden da sein.", sagte Harry kurz angebunden und stand auf. "Einen schönen Tag noch Miranda.", sagte er eiskalt und ich sah sie noch kurz entschuldigend an, bevor er mich an der Hand nach draußen zog.
XXX
"Was stimmt mit diesen Menschen in den Behörden nicht, verdammt?", fluchte er, als wir das Backsteingebäude verließen und er einen Stein wegtrat, der mehrmals auf der Straße aufschlug.
"Sie haben ihre Vorschriften.", fiepte ich und wusste, dass ich es damit nicht besser machte.
"Vorschriften? Und wo waren die Vorschriften die die Kinder schützen? Wo sind die Vorschriften, dass man alles tun muss, damit es den Kindern gut geht?", fauchte er mich an und ich machte mich klein, als er realisierte das er seine Wut gerade unberechtigter Weise an mir ausließ.
"Entschuldige Love.", sagte er sanft, zog mich in seinen Arm. "Ich bin einfach nur so sauer. Anstatt dem gesunden Menschenverstand zu folgen, geht es nur um Papierkrieg. Sowas macht mich einfach wahnsinnig."
"Mich auch. Ich hätte so gern, dass er bald unseren Namen trägt.", ich seufzte und fühlte Harrys Lippen an meiner Schläfe.
"Ich spreche mit den Anwälten, vielleicht können die ja doch irgendwas beschleunigen. Mir wäre es lieber, wenn der Kleine schon offiziell zu uns gehört, wenn wir demnächst vor die Presse treten müssen.", in dem Moment versteifte er sich und räusperte sich laut.
"Wie vor die Presse treten?", fragte ich und löste mich von ihm, sah ihn fragend an.
"Unser Management geht mir schon seit geraumer Zeit auf den Geist, dass sie ständig Anfragen bekommen, von den Medien. Wir wurden ja nun schon des Öfteren mit Jamie gesehen und man kann es einfach nicht auf ewig geheim halten. Deshalb."
"Ich will ihn nicht in die Öffentlichkeit zerren.", ich schüttelte den Kopf und stemmte die Hände in die Hüften. "Der Junge ist seelisch instabil und wenn er auch noch damit konfrontiert wird, nein!", meine Stimme hatte sich automatisch erhoben, weil ich wieder in meinen Löwenmuttermodus gewechselt war.
"Ich weiß, ich möchte das eigentlich auch nicht und wir werden auch nicht ihn vor die Kameras zerren. Wir werden einfach nur verkünden, dass wir einen jungen adoptieren und fertig.", sagte Harry genervt.
"Als ob das den Leuten von der Presse reicht. Sie werden uns verfolgen und das weißt du genau!", zischte ich und Harry seufzte.
"Bitte Love, lass uns nicht streiten und schon gar nicht hier. Lass uns erstmal heim fahren und dann sehen wir weiter, ja?", fragte er und ich grummelte nur und stieg dann ohne ein weiteres Wort ins Auto.
XXX
Wir redeten den restlichen Tag nicht mehr über die Thematik und als Jamie nach Hause kam, schnappte ihn Harry direkt und zog ihn ins Wohnzimmer.
Er platzierte den Jungen auf dem Sessel, der mich mit großen Augen fragend ansah.
"Hör zu, Jamie.", begann Harry nun, der sich auf die Couch gesetzt hattet und mir deutete, mich neben ihn zu setzen, was ich dann auch tat.
"Wir waren heute beim Jugendamt.", ich sah wie der Kleine schluckte und nervös anfing an seinen Fingernägeln zu pulen.
"Lass das bitte.", herrschte Harry ihn in dem Moment ziemlich harsch an und ich sprang direkt auf, hockte mich neben Jamie.
"Alles gut.", ich griff nach seinen kleinen Fingern, nahm sie in meine und sah ihn direkt an.
"Harry und ich waren wie gesagt heute morgen bei Miranda. Der Frau vom Jugendamt. Wir haben ihr gesagt, dass wir dich gern offiziell in unsere Familie holen möchten, sodass du auch unseren Namen trägst. Wir möchten dich adoptieren, wenn auch du das gern möchtest.", ich sah in die Kinderaugen, die mich noch einen Moment regungslos anschauten, bevor sie zu leuchten begannen und er mir keine Sekunde später um den Hals fiel.
"Ja, natürlich will ich das. Ich will ich will ich will!", rief er durch das Wohnzimmer und ich hob ihn hoch, drehte ihn im Kreis.
"Ihr bekommt noch einen Drehwurm.", sagte Harry irgendwann lachend, zog den Jungen aus meinen Armen und drückte ihn ebenfalls an sich.
"Allerdings gibt es einen kleinen Haken an der Sache.", er zog Jamie zu sich auf den Schoss. "Das Ganze geht nicht innerhalb von fünf Minuten. Es ist sehr sehr viel Papierkram zu erledigen, bevor rein rechtlich unser Name in deinem Ausweis stehen kann. Aber am Donnerstag werden wir den ersten Schritt dazu tun. Wir werden mit dir ins Jugendamt gehen und dann darfst du dort sagen, dass du gern von uns adoptiert werden möchtest. Dann wird das Jugendamt die Adoption in die Wege leiten und alles andere sind dann nur noch Formalitäten."
Jamie sah zu mir und lächelte. "Ihr wollt mich wirklich haben? Ihr wollt wirklich meine neuen Eltern werden?", fragte er und seine Augen strahlten.
"Ja, wir wollen dich unseren Sohn nennen, auch wenn deine leiblichen Eltern immer hier in deinem Herzen bleiben werden.", Harry legte seine Hand auf die Brust des Kleinen und dieser nickte.
"Familie?", fragte der Kleine dann, streckte den Arm auch nach mir aus und ich lachte.
"Ja, Jamie. Familie."
XXX
Harry POV
Der Donnerstag kam und als wir ins Jugendamt fuhren, war Jamie unfassbar nervös.
"Du musst keine Angst haben.", sagte ich und sah Louis auf dem Beifahrersitz nicken.
"Hab ich auch nicht, nicht vor Miranda.", gab der Kleine zurück und drückte seinen Bären an sich, der natürlich mitgemusst hatte.
"Warum bist du dann so nervös?", fragte ich und lachte leise, als ich auf den Parkplatz der Behörde fuhr.
"Ich habe Angst, dass ihr doch noch sagt, dass ihr mich nicht wollt.", murmelte er leise in das Fell seines Kuscheltiere und als ich den Motor ausgestellt hatte, drehte ich mich zu ihm.
"Davor musst du dich nicht fürchten, sonst wären wir doch gar nicht hergefahren.", ich schüttelte den Kopf und Louis lachte.
"Wir haben dich furchtbar lieb und deshalb sind wir heute hier. Los komm, lassen wir die Bürohengste nicht warten.", er sprang aus dem Auto und als wir die Treppen zum Büro von Miranda hinauf liefen, sah Jamie meinen Mann mit gerunzelter Stirn an.
"Bürohengste? Haben die hier Pferde?", seine Augen wurden groß und größer und als wir erst begriffen, was der Junge gedacht hatte, lachten wir laut los.
Bevor wir ihm jedoch erklären konnten, warum wir lachten, öffnete Miranda ihre Tür und sah uns mit hochgezogener Augenbraue an.
"Pünktlich auf die Minute. Sehr schön.", sagte sie. "Mein Chef wartet bereits."
Wir begrüßten uns und der Leiter der Abteilung schien tatsächlich ein typischer Bürohengst zu sein. In seinem karierten Jacket mit den Ärmelschonern an den Ellenbogen erfüllte er wirklich jedes denkbare Klischee.
Wir setzten uns an den runden Tisch und Jamie krabbelte direkt zu Louis auf den Schoss, was der Mann, der sich uns als Mr.Smith vorgestellt hatte mit hochgezogener Augenbraue beobachtete.
"Gut, wir sind also heute hier, damit wir deine Erklärung zur Adoption entgegen nehmen können, Jamie. Es ist wichtig, dass auch du deine Meinung dazu äussern darfst, ob du von den Herren Styles adoptiert werden möchtest.", erklärte Miranda.
"Bevor wir aber mit deiner Einlassung starten, möchten wir hören, wie es dir bei den Herren Styles geht. Wie dein Tag gestaltet ist und wie du dort wohnst.", Mr. Smith sah ihn mit seinen kleinen Schweinchenaugen direkt an und das machte ihm scheinbar ein wenig Angst, denn er schlang seine Arme um Louis Hals und vergrub seinen Kopf an seiner Schulter.
"Alles gut.", sagte ich sanft, strich dem Jungen über den Rücken.
"Erzähl den Beiden, wie du bei uns lebst. Es ist wichtig, dass sie das von dir selbst hören Jamie.", Louis löste den Jungen ein wenig von sich, strich ihm über die Wange.
"Also dann, fang mal an, Jamie."
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro