Wonshik:

Stumm betrachtete ich meinen schlafenden Freund, welchem stumm Tränen über seine Wangen flossen.

Ich wollte ihn nicht wecken, er brauchte den Schlaf.

Außerdem war es nur meine Schuld, dass es ihm so schlecht ging.

Maschinen können nicht fühlen, so fühlte ich keinen Schmerz mehr. Von einem Menschen war ich weiter weg als jemals zuvor....

Mit gerade einmal 24 hatte mich ein Auto erfasst und meinen Körper entzwei gerissen....

Ich hatte keine Chance mehr, ich wusste, ich würde sterben.

Und ihm dabei in die Augen sehen.

Man erschuf eine lebensechte Kopie von mir, eine Maschine.

Eine Maschine, die nicht fühlen oder empfinden konnte.

Man wollte wohl, dass er nicht ohne mich leben musste.

Dass ich trotzdem an seiner Seite war....

Durch die Erinnerung, die man mir gab, wusste ich, was wir geplant hatten und was wir nun nicht mehr umsetzen konnten....

Ich sah den Ring an seinem Finger....

Und den Schwangerschaftstest auf seinem Nachttisch....

Ich blickte ihn wieder an, auf seinen Bauch.

Wir wollten heiraten, waren verlobt.

Und.... Wir wollten Nachwuchs.

Ich hatte die Erinnerung daran, dass er Kinder bekommen konnte.

....Er zeigte zwei Striche an..

Das hieß.... Wir bekommen Nachwuchs..

Mit einem kalten Blick streichelte ich über seinen noch sehr flachen Bauch.

Das Baby meines menschlichen Ichs.

Ich freute mich nicht, ich ekelte mich nicht davor. Ich fühlte nichts.

Ich stand auf und schloss mich im nebenliegenden Badezimmer ein, wo ich mich vor den Spiegel stellte und mich betrachtete.

Meine blaue, metallische Haut, über meine metallblauen Augen, meine feuerroten, künstlichen Haare, meine Künstlichen Tattoos, hin zu meinen Anschlüssen für Kabel.

Menschlichkeit suchte man bei mir vergeblich.

Nur noch kleine Erinnerungen waren gleich.

Die Erinnerung an Taekwoon.... Meinen vermutlich schwangeren, zutiefst verletzten Verlobten.

Ich biss auf meine Lippe und trat dann wieder aus dem Bad heraus. Mein Blick galt sofort seinem verheulten Blick, den vielen Tränen auf seinen Wangen, seinen verschwitzten, pinken Haaren, seine Hand ruhte auf seinem Bauch.

Ich setzte meinen Schritt fort, die Treppe hinunter ins Wohnzimmer.

Dort glitt mein Blick über die vielen Fotos von uns.

Auf einem war er dicht an mich gekuschelt, mit Farbe bemalt, nackt, seinen Blick über seine Schulter gelegt, zur Kamera, während ich meine Arme um ihn gelegt hatte und meine Hände auf seinem Hintern ruhten.

Auf einem Anderen lag ich zwischen seinen nackten Beinen, ebenfalls nackt, meine Hände auf seinem bemalten Oberkörper, wie wir uns tief und innig verliebt in die Augen blickten.

Ich nahm mir das Erste, und blickte uns an.

Meine metallischen Finger streichelten über seinen Körper.

"Ich war echt"

Ich drückte das Bild an meine kalte Brust.

Ich konnte jedoch nichts fühlen, nichts vermochte meine Gefühle zu wecken.

Ich drehte mich um und lief wieder hinauf in unser Schlafzimmer.

Wo er noch immer lag, sich kaum rührte.

Ich trat um das Bett herum, zu seinem Nachttisch, wo ein Zettel mit meinen Namen drauf lag. Ich nahm ihn an mich.

"Ich liebe dich"

Ich nahm nun den Schwangerschaftstest....

Positiv.