Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Protecting Him (Teil 3)


NIALL

Der heutige Tag verlief relativ ruhig. Zweimal eine gebrochene Radfeder, einmal ein qualmender Motor und noch drei Wägen zum Durchchecken für den anstehenden TÜV. So blieb mir genug Zeit, endlich den Papierkram zu erledigen, der sich seit einiger Zeit im Büro stapelte. Meine Kollegen waren schon allesamt in den Feierabend verschwunden, aber ich wollte noch diesen einen Stapel Rechnungen abarbeiten, um ruhigen Gewissens die Schotten für heute dichtmachen zu können.

Liam hatte mich benachrichtigt, dass es bei ihm heute vermutlich mindestens sieben Uhr werden würde, bis er vom Präsidium loskam, von dem her sprach nichts dagegen, auch selbst ein bisschen zu überziehen. Mein Freund hatte sich heute während seines Dienstes insgesamt viermal bei mir gemeldet, plus die Nachricht über seine längere Arbeitszeit.

Das war äußerst ungewöhnlich. Eigentlich achtete Liam penibel darauf, private Angelegenheiten von beruflichen Kontexten fernzuhalten – dass er dann viermal hier anrief, nur um sich zu erkundigen, ob bei mir alles gut war, stimmte mich durchaus besorgt. Keineswegs hatte ich vergessen, wie sehr er Montagabend neben der Spur gewesen war, ohne mir jedoch den Grund dafür mitteilen zu wollen. Wahrscheinlich ließ er seinen derzeitigen Fall mit dem Serienmord viel zu nahe an sich heran.

Das war der Grund, wieso ich selbst die Ausbildung nach eineinhalb Jahren abgebrochen hatte. Ich war viel zu emotional. Wenn ich damit begonnen hätte, die Dramen andere Leute aus meinem Job mit nach Hause zu nehmen, hätte ich am anderen Ende des Tunnels schon das rapide nahende Burnout winken sehen können. Autos waren unkomplizierter. Die hatten keine Probleme, die einem emotional zusetzten und auf Dauer psychische Beschwerden verursachen konnten.

Summend schnappte ich mir das nächste Dokument. Auch wenn der Job hier manchmal wirklich zum Zähneausbeißen war und man sich ordentlich die Hände schmutzig machte, war ich glücklich mit den Entscheidungen, die ich getroffen hatte. Ich konnte mich nicht beschweren.

Das Geräusch einer zuschlagenden Autotür riss mich aus meinen Gedanken.

Stirnrunzelnd warf ich einen Blick auf mein Handy (18:30 Uhr), bevor ich mich reckte, um durchs Schaufenster hinaussehen zu können. Jetzt im Spätherbst war es um diese Uhrzeit schon ziemlich dämmrig, wenn nicht sogar schon halbdunkel, sodass ich nur noch die eben erlöschenden Scheinwerfer eines Wagens ausmachen konnte.

Wer tauchte um die Uhrzeit denn noch hier auf?

Schon ertönten knirschende Schritte auf dem unebenen Pflaster draußen im Hof, die sich der Tür näherten. Kurz entschlossen erhob ich mich. Was auch immer der Neuankömmling brauchte – solange es kein Notfall war, würde ihn darum bitten, sein Anliegen auf morgen zu verschieben. Der Laden hier schloss immerhin offiziell um 17:30 Uhr, eine Stunde später noch aufzukreuzen, um am Ende nur Radschrauben oder so zu kaufen, wäre für mich minimal inakzeptabel.

Doch noch bevor ich die Tür erreicht hatte, wurde diese von außen schwungvoll aufgerissen.

Mit einem Aufschrei zuckte ich zurück, als mir eine dunkle Gestalt förmlich entgegensprang, ziemlich unsanft gegen mich knallte und mich rücklings gegen einen hohen Stapel Winterreifen taumeln ließ.

„Was zum ...!" Instinktiv kämpfte ich gegen den Klammergriff des Angreifers an, bis der Stapel hinter mir nachgab und ich beinahe einen chaotischen Sturz hingelegt hätte, hätte mich nicht im letzten Moment jemand am Kragen meines fleckigen Shirts festgehalten.

„Heeey, Horan!"

Ich verdrehte die Augen, als ich nach einem Moment des Mich-Sammelns endlich die Stimme identifizieren konnte. „Vollidiot! Du hättest mir beinahe einen Herzinfarkt verpasst!"

Der Vollidiot, auch bekannt als Louis Tomlinson, lachte so ausgiebig, dass mir die Ohren davon klingelten. „Sorry, Ni. Aber ich konnte einfach nicht anders. Du hast hinter deinem Schreibtisch so verbissen ausgesehen, da musste ich dich einfach ein bisschen aufheitern."

Ich schnaubte. „Das nennst du Aufheitern?"

Louis zog eine Schnute, bevor er dazu überging, pflichtbewusst die hinabgefallenen Reifen wieder in ihre Position zu stapeln. „Freust du dich denn gar nicht, deinen besten Kumpel, den guten alten Tommo zu sehen?"

Angesichts seines steinerweichenden Gesichtsausdrucks verflog meine Ungehaltenheit und ich knuffte ihn scherzhaft in die Seite. Der Typ war zwar ein echter Clown, aber er war eben auch mein Clown, mein bester Freund, auf den ich mich verlassen konnte, wenn es darauf ankam.

„Was machst du denn hier?" Angestrengt kramte ich in meinem inneren Kalender. „Hab ich etwa schon wieder eine Verabredung verpennt?"

„Nö. Ich ... wollte dich einfach besuchen."

Ich zog eine Augenbraue hoch. „Ich glaube dir kein Wort."

Louis seufzte. „Schön. Liam hat mich darum gebeten, dich abzuholen. Zufrieden?"

Das war zwar schon glaubwürdiger, aber kein bisschen weniger irritierend. „Was? Warum das denn?"

„Was weiß ich", gab er achselzuckend in schnippischem Tonfall zurück. „Wenn du aber lieber bei fünf Grad und Nieselregen zu Fuß heimläufst, sehr gerne."

Ich verdrehte die Augen. Louis mutierte immer gleich zu einer derartigen Dramaqueen, dass es schon fast bühnenreif war. „Schon gut, du Lappen. Ich komme ja schon."


Louis behielt Recht, was das Wetter betraf: Tatsächlich war es noch kälter als die letzten Tage, und in Kombination mit dem leichten Sprühregen verdammt ungemütlich. Da ich ein unverbesserlicher Verfechter von Morgensport war, lief ich die zwanzig Minuten zur Werkstatt und zurück eigentlich immer zu Fuß, aber bei Wintereinbruch oder bei strömendem Regen nutzte ich dann doch gern meinen eigenen winzigen Wagen. Oder ich ließ mich kurzerhand von Liam fahren.

„Wem gehört denn der Verbrecherwagen da drüben?", merkte Louis amüsiert an, als wir zu seinem mitten im Hof stehenden Auto hinüberliefen. Fragend folgte ich seinem Fingerzeig, bis meine Augen auf einen etwas schrottig wirkenden, dunklen Kleinbus fielen, der am äußersten Rand der Kundenparkplätze abgestellt worden war.

Das war komisch. Die Fahrzeuge, die wir noch bearbeiten mussten, parkten wir eigentlich immer hinter dem Gebäude, damit nicht der gesamte Hof blockiert war. Ein Kunde war es um die Uhrzeit sicherlich nicht mehr, und da man weiter vorne problemlos und kostenfrei parken konnte, war es außerdem auch unwahrscheinlich, dass jemand unseren Parkplatz als Nicht-Kunde missbrauchte.

„Keine Ahnung", erwiderte ich also als wenig zufriedenstellende Antwort. „Aber solange er morgen weg ist und nicht unnötig eine Parklücke blockt, kann er von mir aus die ganze Nacht dort stehen."

Louis gluckste leise, während wir in seinen Wagen stiegen. „Vielleicht ist es ja ein Mafiaboss, der dich beschattet."

„Ja, bestimmt." Grummelnd zerrte ich eine Weile am Sicherheitsgurt herum. „Weil ich ja auch so wichtig bin, dass sich die Mafia für mich interessiert. Du liest zu viel schlechte Thriller, Tomlinson."

„Und du hast keinen Sinn für gutes Drama, Horan."

„Halt die Klappe und fahr endlich."

„Undankbares Stück Scheiße."

„Gleichfalls."

Unbeteiligte Außenstehende dachten wahrscheinlich, dass wir uns hassten, aber tatsächlich waren wir ein bisschen wie Brüder. Wir neckten uns und stritten auch sehr leidenschaftlich, aber prinzipiell unterstützten wir einander, wo es gerade ging, und stärkten uns zuverlässig den Rücken.

Auf den dunklen Straßen herrschte trotz der Tatsache, dass es Freitagabend war, recht wenig Verkehr, sodass wir problemlos über normalerweise verstopfte Kreuzungen gelangten. Außerdem konnte Louis auf diese Weise während des Fahrens auch noch ausgiebig plappern – und sein Atemvolumen war wirklich groß.

Gerade erzählte er bis ins kleinste wahnwitzige Detail, wie Harry ständig seine Tiefkühlpizzen im Ofen vergaß, als mein Handy klingelte. Ein Lächeln zupfte an meinen Lippen, als mir Liams strahlendes Gesicht auf dem Anruferbild entgegenblickte.

Louis unterbrach sein Märchen, um zu lachen. „Wenn das mal nicht das Grinsen eines liebeskranken Jünglings ist."

Ich ignorierte seinen Seitenhieb auf mein im Vergleich zu meinen eigentlich 24 Jahren recht jugendlich wirkendes Aussehen und nahm stattdessen den Anruf entgegen. „Hey, Li. Was gibt's?"

Ein langer Atemstoß erreichte mich durch die Leitung, gefolgt von etwas zu atemlosem Lachen. „Eigentlich gar nichts. Wollte mich nur vergewissern, dass ..."

„... alles in Ordnung ist?", vollendete ich seinen Satz amüsiert. „Ist es. So wie auch schon die letzten vier Male. Wenn du neuerdings ohne den Klang meiner Stimme keinen Tag mehr überleben kannst, kannst du das auch einfach sagen. Dann mach ich dir ein Sprachmemo, das du dir dann bei der Arbeit pausenlos reinziehen kannst."

Liam seufzte tief. „Erwischt. Und ich wollte dir sagen, dass ich es wahrscheinlich erst bis acht Uhr schaffen werde. Tut mir leid, Ni, hier ist es gerade richtig krass. Ähm ..." Er zögerte kurz. „Ist Louis bei dir?"

Automatisch warf ich meinem besten Freund einen Blick zu. „Ja, er hat mich abgeholt. Liam, du musst dir um mich keine Sorgen machen. Seit Jahren laufe ich diesen Weg auch im Dunkeln nach Hause. Und bis jetzt hat mich noch niemand überfallen."

„Das weiß ich doch, Babe." Seine Stimme war merkwürdig angespannt. Fast zittrig. „Pass auf dich auf." Im Hintergrund sagte jemand etwas, bei dem es sich der Stimme nach um Zayn handeln könnte, und Liam stöhnte auf. „Oh, ich muss los. Und Niall ... ich liebe dich."

Aus irgendeinem Grund trafen mich seine letzten drei Worte noch mehr ins Herz als sonst. Natürlich hatte ich sie schon unzählige Male aus seinem Mund gehört, auch wenn wir beide nicht zu diesen Leuten gehörten, die zu jeder Gelegenheit mit einem solch tiefgehenden Geständnis leichtfertig um sich warfen.

Aber heute schwang etwas darin mit, das ich nicht definieren konnte.

Ich schluckte schwer. „Ich dich auch, Li. Bis später." Ein beklemmendes Gefühl machte sich in mir breit, als ich das Handy in meinen Schoß sinken ließ.

Louis musterte mich eingehend, so weit das als Fahrer möglich war. „Alles gut bei Liam? Du wirkst ein wenig durch den Wind."

Langsam wiegte ich den Kopf hin und her, während ich versuchte, die grundlose Beunruhigung abzuschütteln. „Ja. Ja klar. Er kommt nur etwas später von der Arbeit nach Hause."

Noch später?", wiederholte Louis mit einem vielsagenden Blick auf die Uhr. „Meine Fresse, was treiben die denn so lange? Haben sie etwa endlich diesen Serienmörder geschnappt, von dem sie ständig in der Zeitung berichten?"

Schulterzuckend wandte ich mich dem Fenster zu und war erleichtert, als ich die vertraute Heimatadresse vor uns auftauchen sah. „Er nimmt seinen Beruf sehr ernst."

„Zu ernst, wenn du mich fragst."

Wir verfielen in Schweigen, bis Louis den Wagen am entsprechenden Platz in der Tiefgarage unter dem Wohnungskomplex geparkt hatte und wir ausgestiegen waren. Der Betonbunker war so unfreundlich wie immer. Die flimmernden Neonröhren an den Decken verbreiteten gespenstisches, unnatürliches Licht, es stank nach Abgasen und allerlei anderem Kram, und jedes kleinste Geräusch hallte an den niedrigen Decken wider – die noch dazu wirkten, als könnten sie sich jeden Moment in Bewegung setzen und die Personen unter sich zerquetschen.

Ich hasste es hier.

„Ich hasse es hier", murmelte Louis prompt, der eben seine Sporttasche aus dem Kofferraum holte.

Dementsprechend eilig hatten wir es, die weitläufige Parkfläche zu überqueren und uns an die unzähligen Stufen des schäbigen Treppenhauses zu machen – der Aufzug war seit einem Monat außer Betrieb, doch da er auch in seinen funktionierenden Abschnitten nicht sehr vertrauenerweckend war, zog ich für gewöhnlich die Treppen vor.

Wir hatten die scheinbar unendlichen Treppenabschnitte schon zu zwei Dritteln hinter uns gebracht, als mir nach einem Griff in die Hosentasche auffiel, dass ich mein Handy nicht bei mir hatte. Verwünschungen murmelnd blieb ich stehen, um meinen Rucksack zu durchwühlen, doch auch das blieb erfolglos.

„Lou, ich hab mein Handy im Auto liegenlassen. Ich lauf nochmal zurück", verkündete ich schließlich mit einem Seufzen.

„Soll ich mitkommen?" Seiner Miene nach zu urteilen war das eine ernstgemeinte Frage.

Lächelnd schüttelte ich den Kopf. „Nein, alles gut. Was soll mir dort unten schon passieren. Hast du noch Lust auf einen Drink? Wir haben noch diesen abartig teuren Wein von meinem letzten Geburtstag in der Küche stehen. Liam hasst Wein ja, und allein mag ich ihn auch nicht aufmachen."

„Klingt gut." Kurzerhand warf Louis mir den klimpernden Bund mit dem Autoschlüssel zu und schnappte sich im gleichen Atemzug den zu meiner Wohnung aus meiner Hand. „Wehe, du klaust mein Auto. Dann bist du fällig."

Ich quittierte seine Drohung mit einem sanften Stoß, bevor ich mich mit einem gut gelaunten „Bis dann!" wieder in Bewegung setzte, diesmal in die entgegengesetzte Richtung und somit die ganzen bereits erklommenen Treppenstufen wieder hinab. Damit hatte ich die übliche Bewegungsbilanz, die ich mit der Mitfahrgelegenheit verpasst hatte, wohl auch wieder beisammen.

Das Parkdeck lag noch immer still und menschenleer vor mir, als ich es durch die schwere Tür des Treppenhauses wieder betrat und quer über die breite Fahrbahn auf Louis' Wagen zusteuerte.

Für gewöhnlich war ich wirklich niemand, der sich bei jeder Kleinigkeit in die Hose machte, aber das unterirdische Parkdeck unseres Wohnkomplexes war ein absolutes No-Go. Das leise Surren der alten Neonröhren, die ihr flackerndes Licht auf den grauen Beton warfen und die auch nicht allzu selten spontan ihren Dienst versagten. Die vielen finsteren Ecken in den Parklücken, das Hallen der eigenen Schritte an den nackten Wänden ... das alles reichte aus, um mir immer wieder eine Gänsehaut zu bescheren.

Fröstelnd schlang ich die Arme um meinen Körper, während ich erleichtert beobachtete, wie die Lichter des Autos nach dem Knopfdruck das altbekannte Blinken von sich gaben.

Louis beschwerte sich schon seit geraumer Zeit darüber, dass immer wieder die Elektronik der Zentralverriegelung versagte, weigerte sich aber trotzdem, mich einen Blick darauf werfen zu lassen – aus Angst, die Reparatur könnte so lange dauern, dass er sich mit einem Leihwagen herumschlagen müsste. Louis hing sehr an seinem Auto, wie man hinzufügen musste. Bevor er es leichtfertig aus der Hand gab (und wenn auch nur für drei Tage), sperrte er es lieber altmodisch mit der Hand auf.

Aber genug davon.

Leise summend schlängelte ich mich durch die schmale Lücke, die von den Seitenspiegeln der eng nebeneinanderstehenden Fahrzeuge freigelassen wurde, und prompt hörte ich, wie der Reißverschluss meiner Jacke mit dem Blech des anderen Wagens kollidierte.

Innerlich meine Unachtsamkeit verfluchend wandte ich mich um. Hoffentlich war kein Kratzer im Lack zurückgeblieben. Ich hatte nicht wirklich Lust, mich durch den gesamten Wohnkomplex zu fragen, um den Besitzer des Fahrzeuges ausfindig zu machen.

Prüfend glitten meine Finger an der entsprechenden Stelle die schon etwas matte Lackierung entlang, konnten zu meiner Erleichterung aber keinerlei Schaden feststellen. Auch wenn ein winziger Kratzer mehr oder weniger bei dieser alten Karre vermutlich ohnehin nicht mehr viel Unterschied gemacht hätte.

Ich wollte mich schon wieder der Suche meines Handys zuwenden, als ein Bild in meinem Kopf aufpoppte.

Diese alte Karre kam mir so merkwürdig bekannt vor. Das war doch derselbe Kleinbus, der vorhin noch auf dem Parkplatz der Werkstatt gestanden hatte. Der Verbrecherwagen, wie Louis ihn kreativ wie immer betitelt hatte.

Stirnrunzelnd unterzog ich die Karre einer näheren Begutachtung.

Das konnte doch eigentlich gar nicht sein, oder? Louis und ich hätten es doch bemerkt, wenn der Wagen die gesamte Strecke über hinter uns gefahren wäre, immerhin war das Teil nicht gerade ein Tarnkappenbomber. Sicherlich täuschte ich mich nur. Es gab bestimmt Dutzende solcher veralteten Kleinbusse, die hier durch die Gegend gurkten.

Obwohl ich eigentlich keinen Grund dazu hatte, siedelte sich dennoch ein dumpfes Gefühl des Unwohlseins in meiner Magengegend an. Plötzlich hatte ich es furchtbar eilig, mein Handy zu finden und so schnell wie möglich von hier zu verschwinden. Noch eiliger als zuvor.

Kurzerhand riss ich die Beifahrertür auf, wohl darauf bedacht, nicht noch einmal mit der alten Karre daneben in Berührung zu kommen, und beugte mich suchend über den Sitz, konnte das Smartphone aber nirgends entdecken.

Verwünschungen murmelnd kroch ich noch weiter in den Innenraum von Louis' kleinem Auto vor, um den Boden unter dem Sitz abzutasten.

„Hab ich dich", murmelte ich triumphierend zu mir selbst, als sich meine Finger um den wohlvertrauten, glatten Gegenstand schlossen. Wäre das blöde Teil hier nicht aufzufinden gewesen, hätte ich vermutlich gewaltig am Rad gedreht und wäre freiwillig zu Fuß zur Werkstatt zurückgelaufen.

Nennt mich einen Suchti, aber ohne Gewissheit über den Aufenthaltsort meines Handys konnte ich nachts nicht ruhig schlafen gehen.

Zufrieden schälte ich mich aus der unbequemen Position unter dem Sitz hervor und stemmte mich auf die Beine. Hoffentlich hatte ich mit meinem ölig befleckten Arbeitsshirt keine Flecken auf Louis' Autositzen hinterlassen. Dann würde er mich nämlich auch einen Kopf kürzer machen.

Glaubt es oder glaubt es nicht, aber manchmal hatte ich den Verdacht, dass dieses blöde Auto Harrys Rolle als Lebensgefährte ernsthafte Konkurrenz machte.

Ich kämpfte noch damit, mein Handy in der viel zu kleinen Hosentasche zu verstauen, und hatte die Beifahrertür noch nicht zugeschlagen, als mich leises Scharren in der Bewegung innehalten ließ.

Alarmiert hob ich den Kopf und ließ den Blick aufmerksam über die Parkfläche wandern.

Natürlich war niemand hier. Wer sollte auch schon hier sein, ohne davor per Automotor oder zuschlagender Tür auf sich aufmerksam gemacht zu haben?

Kopfschüttelnd trat ich aus dem Schwingradius der Tür zurück, mich für meine eigene Paranoia schämend. Das hier war ein privates Parkdeck, keine verlassene Gasse hinter einem Club. Wenn ich mich wirklich fürchten wollte, sollte ich mir eine andere Location dafür suchen.

Das Handy (das sich am Ende nicht einmal in die Innentasche meiner Jacke hatte quetschen lassen wollen) noch immer in der linken Hand, schlug ich mit der Rechten die Autotür zu, um dann mit Louis' überdimensionalem Schlüsselbund zu kämpfen. Wer behängte seinen Autoschlüssel schon mit so viel nutzlosem Kram?

Mehrere Sekunden vergingen, bis ich unter lautem Klimpern schließlich den heiß begehrten Autoschlüssel unter zahlreichen Plüschanhängern und anderen Kettchen hervorgewühlt hatte. Seufzend betätigte ich den Knopf für die Zentralverriegelung und prüfte am Griff noch einmal nach, ob tatsächlich abgesperrt war.

Erneut ließ mich merkwürdiges Knirschen innehalten.

Diesmal war ich mir sicher, es mir nicht eingebildet zu haben. Instinktiv trat ich zwischen den beiden rückwärts abgestellten Fahrzeugen weiter in die Parklücke hinein. Meine Augen irrten zwischen all den parkenden Wägen umher, ohne jedoch eine Person ausmachen zu können?

„Hallo?"

Stille schlug mir als Antwort entgegen.

Plötzlich war mir unsäglich kalt. Fröstelnd schlang ich die nur mäßig gefütterte Jacke enger um meinen Oberkörper, mein eigener Herzschlag dröhnte mir förmlich in den Ohren. Okay. Ich musste hier raus. Louis wartete bestimmt schon und fragte sich, wo zum Geier ich abgeblieben war. Außerdem traute ich es ihm definitiv zu, in meiner Abwesenheit den Schokoladenschrank restlos zu plündern oder die komplette Flasche Wein allein zu kippen.

Ich holte tief Luft und machte wieder einen Schritt aus dem schützenden Schatten der Parklücke heraus. Dabei streifte mein Blick nur flüchtig das Seitenfenster von Louis' Auto.

Aber dieser flüchtige Blick reichte aus, um im Bruchteil einer Sekunde die Reflexion einer Gestalt darin wahrzunehmen.

Einer Gestalt, die direkt hinter mir stand.

Mir blieb gerade noch Zeit, ein erschrockenes Keuchen von mir zu geben, als sich auch schon ein Arm um meinen Nacken schlang und mich grob rückwärts riss. Handy sowie Autoschlüssel entglitten meinen Händen, und ich nahm vage wahr, wie diese scheppernd mit dem asphaltierten Boden in Berührung kamen.

Unwirkliche Panik, gemischt mit Fassungslosigkeit, flutete meinen Körper bis in die Zehenspitzen.

Jemand griff mich an. Jemand versuchte jetzt gerade, mich zu überwältigen.

Diese Erkenntnis erschütterte mich bis ins Mark, kurz bevor sich endlich mein Kampfinstinkt zum Dienst meldete. Dem Körperbau nach zu urteilen, handelte es sich bei meinem Angreifer um eine kräftig gebaute männliche Person, die mich nun nach hinten wegzuzerren versuchte.

Verbissen stemmte ich die Fersen meiner verdreckten, weißen Nikes in den rauen Untergrund. Gleichzeitig holte ich so weit wie möglich mit dem Ellbogen aus, um diesen dann mit voller Kraft in die empfindliche Magengegend meines Gegners sausen zu lassen. Grimmige Genugtuung erfüllte mich, als schmerzerfülltes Keuchen an meine Ohren drang und sich der Würgegriff um meinen Hals temporär lockerte.

Diesen kurzen Augenblick nutzte ich, um mich loszureißen, herumzuwirbeln und rücklings gegen Louis' Auto zu taumeln. Leider erholte sich dieser Schrank von einem Mann viel schneller als erwartet. Bevor ich auch nur einen einzigen Schritt in Richtung Fluchtversuch machen konnte, flog auch schon seine geballte Faust auf mich zu. Grässlicher Schmerz explodierte hinter meinen Schläfen und ließ mich für einen Moment wortwörtlich Sterne sehen, während mein Oberkörper hart mit der hinteren Tür des Fahrzeugs kollidierte.

Zu meiner eigenen Verblüffung schaffte ich es irgendwie, auf den Beinen zu bleiben, doch mein Sichtfeld war viel zu verschwommen, um irgendetwas klar darin ausmachen zu können. Mein Kopf war plötzlich so schwer, meine Wahrnehmung so dumpf. Als hätten sich meine Gehirnzellen innerhalb von Sekunden mit Watte umhüllt.

Kräfte Hände umfassten ruckartig meine Schultern, woraufhin ich beinahe vollkommen unkoordiniert hingestürzt wäre, hätte der Schraubstockgriff meines Gegners mich nicht daran gehindert.

So sehr Panik und Adrenalin in mir wüteten, war ich in keiner Verfassung mehr, mich ernsthaft zu wehren. Mein Mundwerk funktionierte allerdings noch einigermaßen, als ich versuchte, die eine Frage zu artikulieren, die mir seit Beginn des schändlich kurzen Kampfes auf der Zunge brannte.

„Wer ...?" Ich hielt inne, um meine Frage zu überdenken. Der metallische Geschmack von Blut hatte sich in meinem Mund ausgebreitet und ließ mich unwillkürlich das Gesicht zu einer angewiderten Grimasse verziehen. „W-was wollen Sie? Geld? Dafür muss man mich nicht zu Brei schlagen."

„Geld?" Der Typ, dessen Kopf in dreifacher verschwommener Ausfertigung vor mir schwebte, gab ein amüsiertes Schnauben von sich. „Sieh mal einer an. Du weißt ja wirklich von gar nichts."

Ich schluckte schwer, während ich mich angestrengt zusammenriss, um nicht an Ort und Stelle wie ein Sack Kartoffeln zusammenzuklappen. Mein Kopf dröhnte und hämmerte. „Hä?"

Soweit ich das mit meinen geschädigten Sinnen richtig sah, schüttelte der Mann in einer ungläubigen Geste den Kopf. „Ich bin sicher, dein geliebter Detective beantwortet bereitwillig alle Fragen. Sofern er dich noch einmal zu Gesicht bekommt."

Alles in mir erstarrte.

Liam?

Was hatte Liam hiermit zu tun? Er war doch so mit dem Fall des Serienmörders beschäftigt gewesen, er hatte praktisch zwei Monate lang an nichts anderes gedacht, was zur Hölle sollte er getan haben, um einen solchen Überfall zu verursachen?

Moment.

Mein Atem stockte, als in Höchstgeschwindigkeit all die Szenen durch meinen Kopf schossen, über die ich mich in den letzten Tagen gewundert hatte.

Liams ständige Anspannung. Sein gehetzter Blick. Die unzähligen Anrufe. Seine ständige Sorge um mein Wohlergehen. Die Bitte an Louis, mich von der Arbeit abzuholen. Die eindringliche Bitte an mich, auf mich aufzupassen, die ich jedes Mal als natürliche Überfürsorglichkeit abgetan hatte.

Liam hatte gewusst, dass Gefahr drohte. Eine Gefahr, die irgendetwas mit seinem derzeitigen Fall zu tun hatte. Und ich war gerade dabei, am eigenen Leib die Ausmaße dieser Gefahr kennenzulernen.

Das war mein letzter Gedankengang, bevor mein Bewusstsein endgültig in undurchdringliche Finsternis entschwand.

---------------------------

Hale hat offenbar ein paar miese Kumpels :)

I AM SORRY, wenn es minimal creepy und gewalttätig war oops.

Ich freu mich wie immer total über Sternchen und Kommis, vielen lieben Dank dafür! <3

Diesmal hab ich leeeeider keine Zeit für lange Romane, da trotz Corona eine Präsenzveranstaltung in der Uni ansteht - und ich eigentlich viel zu bequem bin, um meinen faulen Hintern jetzt nach draußen zu bewegen. Wie auch immer.

Habt einen schönen Abend!

Liebe Grüße

Andi

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro