
Human? (Teil 3)
Endlich hab ich es geschafft, den One Shot zu vervollständigen! Vielen Dank an alle, die mich dazu motiviert haben, zuletzt auch an SaskiaLuca , die irgendwie das ausschlaggebende Kommi dagelassen hat, dass ich sofort zu schreiben begonnen habe xD
LOUIS
Hilflos musste ich von meinem Versteck aus mit ansehen, wie sie einen sich bis aufs Äußerste sträubenden Harry aus dem Gebäude, über die Einfahrt hinunter zu ihrem Lieferwagen zerrten, ihn mehr oder weniger hineinstopften und dann mit einem nachdrücklichen Knall die Tür zuschlugen.
„V.21 wird nicht so blöd sein, und mit ihm hergekommen sein, wenn sie genau wissen, dass wir die Wohnung längst ausfindig gemacht haben."
Ich zuckte zusammen, als einer der Männer meine Aktennummer verwendete, als wäre ich kein rechtmäßig existierender Mensch, sondern lediglich ein wertloses Objekt. Vielleicht war ich das ja auch, immerhin warich in Folge eines Experiments entstanden und hatte nicht wirklich einen festen Platz in dieser Welt.
Ich kniff die Augen zusammen und wartete, bis das Motorengeräusch des Lieferwagens in der Ferne verschwunden war und keine menschlichen Lebenszeichen mehr zu vernehmen waren, bevor ich mit noch immer vor Schock wackligen Knien meine Deckung verließ und langsam die Einfahrt hinaufging.
Ich hatte es also wieder einmal geschafft, alles zu vermasseln. Und noch schlimmer: Ich hatte den besten Menschen, den ich je kennengelernt hatte, in dieses gnadenlose Chaos hineinbefördert und ihn nun den Preis dafür bezahlen lassen. Wie hatte ich nur so dumm sein können, anzunehmen, dass sie Harry in Frieden lassen würden? In meinem ganzen bisherigen Leben sollte Naivität eigentlich das Letzte sein, was mir gelehrt worden war.
Am liebsten hätte ich mich hier und jetzt auf den kalten Boden gesetzt und geheult. Hätten diese gottverdammten Wissenschaftler mein Reagenzglas damals nicht einfach zerstören können? Dann müsste ich all diesen Schrott hier wenigstens nicht ertragen und Harrys Leben würde ganz anders verlaufen.
Ich malte mir schon aus, wie ich mir eine Zeitmaschine baute, in die Vergangenheit reiste und diesen Doktoren mit ihrem bleischweren Mikroskop eins überbriet, als mein Blick auf etwas Unscheinbares auf dem Boden fiel.
Stirnrunzelnd stieß ich es mit dem Fuß an und wollte es schon achtlos ein paar Meter weiter weg kicken, als mir aufging, dass es sich um einen zusammengeknüllten Zettel handelte.
Augenblicklich begann mein Herz schneller zu klopfen. Innerhalb einer Millisekundehatte ich mich gebückt und ihn an mich gerissen, bevor ich vom Grundstück joggte und mich in gebührender Entfernung auf eine zwischen ein paar Büschen versteckte Bank setzte.
Und ein einziges Mal meinte es das Schicksal gut mit mir.
Es war wirklich derZettel mit der Notfallrufnummer, die die FBI-Agentin mir gegeben hatte. Harry musste es irgendwie geschafft haben, ihn in dem Gerangel unauffällig fallen zu lassen. Im Prinzip sehr riskant, immerhin hätte ich auch einfach so verschwinden können, ohne mich nochmal umzusehen, aber letztendlich war sein kleiner Plan aufgegangen.
Es dauerte keine halbe Stunde, bis ein unauffälliges, dunkelblaues Auto am Straßenrand vor mir zum Stehen kam und eine Frau ausstieg, die mir mit ihrem rotbraunen Haaren und der dicken Brille vage in Erinnerung geblieben war.
Kaum hatte sie mich entdeckt, hellte sich ihr Gesicht in Erleichterung auf, bevor sie eilig die Sträuche umrundete, um zu mir zu gelangen. „Louis!"Endlich jemand, der mich bei meinem etwas persönlicheren Namen nannte.
„Erinnerst du dich noch an mich? Ich hatte keine Zeit mehr, mich dir näher vorzustellen, also hole ich das jetzt nach. Ich bin Becca, Undercover-Agentin beim FBI. Ich kümmere mich um illegale, nicht den ethischen Grundlagen entsprechende Experimente, die im Geheimen durchgeführt und von großen Auftraggebern finanziert werden. Ich fürchte fast, zur Zeit stehst du im Mittelpunkt der Kriminalität dieser Art."
Etwas verwirrt von ihrer langatmigen Erklärung schüttelte ich ihre ausgestreckte Hand und rang mir ein gezwungenes Lächeln ab.
„Also." Nach einem letzten prüfenden Blick in die Umgebung setzte sie sich neben mich auf die Bank. „Was genau ist alles passiert, seit du fliehen konntest?"
Zu meiner eigenen Überraschung erläuterte ich ihr alles, was passiert war, und damit meinte ich wirklich ALLES. Nicht mal meine Gefühle für Harry ließ ich aus.
Ich konnte Becca vertrauen, das spürte ich.
Als ich geendet hatte, schwieg sie erst einmal so lange, dass ich schon fast befürchtete, ich hätte sie unbewusst eingeschläfert, sodass ich zusammenzuckte, als sie plötzlich aufsprang und nach einem einem kleinen Kommunikationsgerät an ihrem Gürtel griff. „Ich weiß, wo sie ihn hinbringen. Nicht weit von hier haben sie ein kleines Quartier errichtet, in dem sie in unregelmäßigen Abständen Treffen abhalten. Ein Kollege von mir hat sich vor einigen Wochen dort eingeschleust und übermittelt uns alle für ihn erreichbaren Informationen. Ich verständige das Kommando zur Räumung des Quartiers."
HARRY
Ich konnte von Glück sprechen, dass ich nicht unter Klaustrophobie oder anderen nervigen Phobien litt, denn andernfalls wären in dieser engen Zelle vermutlich alle Gäule mit mir durchgegangen. Obwohl sie mir auf dem Weg hierher die Augen verbunden hatten, wusste ich anhand der Anzahl von Treppenstufen, dass ich mich in einem Keller befinde nmusste – zudem es keine Fenster gab, lediglich ein kleines rundes Loch, das sich in der Wand befand und schräg nach oben zum Tageslicht führte. Mit den Gitterstäben vor der Zelle kam ich mir vor wie ein engesperrtes Tier, zumal diese Vorstellung ziemlich gut vertretbar war, da in der Zelle gegenüber ein missmutig wirkender Hund saß, der mich die ganze Zeit über mit blitzenden Augen sabbernd anglotzte und macnhmal ein leises Knurren von sich gab. Ich hatte zwar keine Ahnung, wie oft er pro Tag gefüttert wurde, aber ich hatte das unangenehme Gefühl, dass er mich unweigerlich als Hauptgericht eingeplant hatte. Normalerweise hatte ich keine Angst vor Hunden, aber da ich wusste, dass diese Leute mit Genmanipulation zu tun hatten, war ich mir nicht sicher, ob ich wirklich einen „richtigen" Hund vor mir hatte. Vielleicht hatten sie seine DNAja mit der eines Löwen gemischt. Oder mit der eines T-Rex. Oder ...
Okay.
Glücklicherweise (oder auch nicht, je nach dem) kamen nun schnelle Schritte auf mich zu. Augenblicklich setzte ich mich auf dem Boden gerader hin und blickte dem Ankömmling erwartungsvoll entgegen.
„Mr. Styles?"Falls er eine Antwort haben wollte, wartete er sie nicht ab, sondern sprach gleich weiter. „Bleiben Sie bei ihrer Aussage, dass Sie nicht wissen, wo sich V.21 befindet?"
„Ich weiß nicht, wo sich LOUIS befindet." Mein Gesicht brannte vor unterdrückter Wut. „Jemand mit dem Namen V.21 existiert nicht."
Der Mann musterte mich ausdruckslos. „V.21 ist in einem Forschungslabor entstanden. Niemand weiß, wozu es im Stande ist oder ob es gegebenenfalls eine Bedrohung darstellt."
Immer das gleiche Gelaber. „Ihre Bedrohung können Sie sich sonst wohin stecken. Wenn hier eine Gefahr besteht, dann sind Sie das, zusammen mit dem Rest dieser lächerlichen Organisation!"
Wie üblich zeigte er keine Reaktion, die auf seine Gefühle rückschließen ließ. Wahrscheinlich hatte er keine. „Wir arbeiten für einen Fortschritt der Menschheit."
Ich schnaubte.„Toller Fortschritt."
Der Mann ignorierte meinen Kommentar und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „In ein paar Stunden wird eine Befragung stattfinden. Jetzt ist deine letzte Gelegenheit, Informationen preiszugeben. Meine Kollegen sind nicht so zimperlich wie ich."
Trotzig presste ich die Lippen aufeinander und verschränkte die Arme.
Der Typ verdrehte nur die Augen, bevor er sich kopfschüttelnd entfernte, und wenigeS ekunden später schlug eine Tür zu.
Der Hund fixierte mich weiter aus schwarzen Augen, während ihm Speichel aus dem Kiefer tropfte.
„Du fühlst dich hier auch nicht gerade wie zu Hause, was?"
Die Körpersprache des Hundes blieb unverändert, sodass ich ihm eine Grimasse schnitt, die seiner eigenen hoffentlich ähnlich sah, und mich abwandte. Das konnte ja noch lustig werden.
-
Lustig wurde es aufjeden Fall.
Es erschien mir wie eine Ewigkeit, bis der Mann wieder auftauchte, diesmal mit einem Schlüssel in der Hand. Als er die Zelle des Hundes aufsperrte, und diesen an der kurzen Leine fasste, wähnte ich mich schon in Ruhe, doch dann wandte er sich meiner eigenen Zelle zu und drehte den Schlüssel im Schloss. „Raus."
Entgeistert starrte ich ihn an. „Was?"
„Raus."
„Der Hund ..."
„ ... tut überhaupt nichts."
Zögerlich schob ich mich aus der Zelle und bemühte mich, möglichst großen Abstand zu dem Hund zu halten. „Und wo gehen wir jetzt hin?"
„Das wirst du dann schon sehen." Jetzt war es offenbar vorbei mit dem halbwegs höflichen „Sie".
Jetzt war also offiziell der Moment gekommen, in dem ich mit meinem Leben abschließen konnte. Während mich der Typ die Betontreppen hinaufführte, musste ich unwillkürlich an mein Studium denken, das ich ja so wunderbar verbockt hatte. Vielleicht hätte ich mir einfach mehr Mühe geben sollen. Oder ein anderer Studiengang? Ich war inmeinem ganzen Leben noch zu nichts nutze gewesen. Seltsamerweise kam mir genau jetzt der Gedanke, dass meine Eltern das heillose Chaos in meiner Wohnung vorfinden würden, wenn ich verschwunden war – falls sie mein Verschwinden überhaupt bemerkten.
„Hör auf zu träumen, Kleiner", knurrte der Typ hinter mir ungehalten, worauf der Hund wie als Bestätigung ein Bellen von sich gab. War der vielleicht das Folterwerkzeug? Bei dem Gedanken stellten sich die Härchen auf meinen Armen auf.
Nach einem weiterenTreppenabsatz kam oben eine Tür in Sicht, zu der der Mann mich unsanft hin bugsierte. „Aufmachen und dann rechts."
„Wieso verbinden Sie mir nicht die Augen?"
Zum ersten Malz eigte er mir ein gelbzähniges Grinsen. „Gut möglich, dass du dich hinterher eh nicht mehr an den Weg erinnern kannst."
Ich schluckte schwer, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Im Geiste entschuldigte ich mich bei Louis, meinen Eltern, meinen Professoren an der Uni für meine Dummheit, und wollte dann mit einem tiefen Atemzug die Tür mit einem Ruck aufreißen, doch ich hatte keine Chance mehr, das selbst zu tun, weil sie mir schon entgegenkam.
Mehr oder minder erschrocken sprang ich einen Satz zurück und rempelte den Mann hinter mir an, worauf dieser über den gleichermaßen überraschten Hund stolperte und die Treppe hinunterpurzelte. Zwei Millisekunden lang stierte der Hund mich abwägend an und ich rechnete mir schon aus, wie hoch die Wahrscheinlichkeit war, dass ich einem Angriff ausweichen konnte, bevor das Tier sich plötzlich umdrehte und sich auf den Mann stürzte, der weiter unten benommen auf der Treppe hockte und sich den Kopf rieb. Als er den Hund auf sich zurasen sah, schrie er entsetzt auf, sprang auf die Beine und sprintete die Treppe hinunter, bis er aus meinem Sichtfeld geriet.
Sollte ich ihm helfen?
Nope.
„Hey!" Eine Frau kam durch die Tür. Als ihr Blick auf mich fiel, wurde ihr Gesicht sanfter. „Bist du Harry Styles?"
Erleichterung durchflutete mich, als ich die Buchstaben FBI auf ihrer Jacke entdeckte, die im Moment förmlich pures Glück verstrahlten. „Ja!"
Sie wandte sich an einen Kollegen. „Bringen Sie ihn raus. Wir kümmern uns um den Rest der Leute."
-
Wenig später saßich neben Louis auf einer Bank im Park und beobachtete die Vögel, die auf dem Weg herumtrippelten und nach irgendwelchen Körnern pickten.
„Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist." Louis' Stimme klang gepresst. „Ich dachte schon, ..."
Ich brachte ihn mit einem sanften Knuff zum Schweigen. „Denk lieber nichts. Zumindest nichts Schlimmes. Es ist jetzt vorbei."
Er senkte den Kopf.„Schwer vorzustellen." Ich dachte schon, dass er nun wieder in minutenlanges Schweigen versinken würde, doch zu meiner Überraschung reckte er sich und drückte mir ganz schnell einen Kuss auf die Lippen, um anschließend schüchtern zu grinsen. „Sorry, das wollte ich schon lange mal machen."
Ich starrte ihn fürein paar Sekunden an, dann spürte ich, wie sich ein warmes Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitete. „Du kannst es gern nochmal tun."
Seine Augen wurden groß. „Wirklich?"
„Wirklich."
Bevor wir jedochirgendetwas tun konnten, fiel sein Blick auf etwas hinter mich und sein Mund klappte auf. „Harry ..."
„Hm?"
„Sind das ...?"
Als er nicht weitersprach, drehte ich mich um, und zuckte zusammen, als ich die beiden Personen erkannte, die langsam und zögerlich auf uns zusteuerten. „Meine Eltern."
Louis musterte mich prüfend, bevor er sich erhob. „Ich habe den Verdacht, ihr habt eine Menge zu besprechen." Er klopfte mir auf die Schulter, bevor er sich in Richtung Parkweiher in Bewegung setzte.
Gedankenverloren sah ich ihm nach, dann richtete ich meinen Blick auf meine Eltern, die nur noch wenige Meter entfert waren, und stand ebenfalls auf, um ihnen entgegenzukommen.
„Vermutlich."
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Nach langer Zeit ist also auch dieser OS zu Ende :) Vielen vielen Dank an alle Leser, auch an die, die von Anfang an mit dabei sind und die Hoffnung auf ein Update nicht aufgegeben haben! <3
Liebe Grüße,
Andi
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