He's my student (Larry Student/Teacher)
Hierbei handelt es sich um einen Wunsch von x1Larry0x :) Mir ist kein passender Titel eingefallen, sodass ich den Ziall-Student/Teacher-OS kurzerhand umgedreht habe, da dieser OS aus der Sicht des Lehrers ist. Hat ziemlich lange gedauert, ich hatte nicht viel Zeit für zusammenhängendes Schreiben und ich befürchte, das bemerkt man an manchen Stellen -.- Ich hoffe, er gefällt euch trotzdem! Also viel Spaß!
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Gut gelaunt vor mich hin summend ließ ich meine Umhängetasche neben dem Stuhl zu Boden fallen und legte meinen Ordner auf dem Schreibtisch ab. Meinem neuen Schreibtisch – genau genommen, mein neuer Arbeitsplatz für das nächste Jahr. Ich hatte das Glück (ich nenne es jedenfalls so), schon mit dreiundzwanzig ins Referendariat einzusteigen, sodass ich jetzt voll mit meinem Biologie-und Chemieunterricht durchstarten und die Schüler in den Wahnsinn treiben konnte. Nein, Spaß beiseite, ich war irre nervös. Man könnte fast behaupten, dass ich noch nie in meinem ganzen Leben so nervös gewesen war, wie an dem einen Tag, an dem ich zum ersten Mal die Schule betrat, in der ich zum ersten Mal unterrichten würde. Ziemlich unheimlich, wie die Zeit verging ... ich konnte mich noch haargenau an die Abschlussfahrt mit meinen Kumpels vor ein paar Jahren erinnern, mit der unsere Schullaufbahn endgültig abgeschlossen worden war. Zumindest die als Schüler, immerhin würde meine, wenn alles gut lief, noch für den Rest meines Lebens als Lehrer weitergehen. Es war nicht so, dass ich nur deswegen Lehramt studierte, weil mir sonst nichts Besseres einfiel, sondern weil es einfach schon immer mein Wunsch gewesen war. Schon nach den ersten paar Wochen Chemieunterricht war ich völlig hin und weg gewesen von dem Fach, das mich so faszinierte, ebenso Biologie – und siehe da! Jetzt war es an mir, die Schüler mit meiner großen Leidenschaft zu begeistern.
„Guten Morgen!" Schwungvoll rauschte jemand an mir vorbei und knallte einen riesigen Karton auf den Schreibtisch mir gegenüber, den ich argwöhnisch beäugte.
Bitte mach, dass ich keine allzu spießigen Kollegen habe.
„Du musst der neue Referendar sein, nehme ich an?" Ein Typ mit kurzem, braunem Haar tauchte hinter dem Karton auf und grinste mir freundlich zu, ohne Zeit für die Sie-Form zu verschwenden, was ihn mir gleich ein ganzes Stück sympathischer machte, sodass ich das Lächeln erwiderte und nickte. „Ich bin Louis. Louis Tomlinson."
Er ergriff meine ausgestreckte Hand über den Karton hinweg. „Liam Payne. Ich bin letztes Jahr hierhergekommen und will irgendwie gar nicht mehr weg. Mir gefällt es hier einfach."
Ich ließ meinen Blick über das noch wie ausgestorbene Lehrerzimmer schweifen. „Das werde ich schon noch herausfinden." Ich wandte mich wieder meinem Gegenüber zu, bevor er mich als unhöflich einstufen konnte. „Welche Fächer unterrichtest du?"
Liam hielt zwei Mappen hoch. „Englisch und Deutsch. Es ist eine richtige Scheißarbeit, diese ganzen Aufsätze zu korrigieren, von denen zwei Drittel mies sind und man dann auch noch eine ellenlange Schlussbemerkung verfassen muss ... und trotzdem gefällt mir der Job. Ich versteh mich selbst nicht."
„Wie sind die anderen Lehrer so?", fragte ich nervös weiter und verdrehte innerlich die Augen über meine Ungeduld. Noch keine fünf Minuten hier, und schon quetschte ich die nächstbeste Person über meine Kollegen aus.
Liam winkte ab. „Da mach dir mal keine Sorgen, die sind alle echt okay, bis auf ein paar Ausnahmen, aber die gibt es schließlich an jeder Schule."
„Allerdings", murmelte ich, während ich an meine eigene Mathelehrerin zurückdachte, die Referate über Zahlen halten ließ und sich standhaft weigerte, jemandem etwas Besseres als eine Drei zu geben.
„Und, welche Klassen hast du so bekommen?" Liam schlenderte hinüber zur Kaffeemaschine und setzte Neuen auf.
„Ähh ..." Ich kramte in meinem Gedächtnis. „Ich glaube, eine fünfte, eine siebte, eine zwölfte ..."
„Hast du schon eine zwölfte bekommen?" Liam starrte mich beeindruckt an. „Respekt, normalerweise schauen sie, dass die Oberstufenjahrgänge keine Referendare bekommen." Er lachte. „Aber auch nur deswegen, weil die meistens zum Halbjahr schon wieder gehen, nicht weil sie zu dumm sind, um richtigen Unterricht zu halten."
Ich schüttelte verwirrt den Kopf. Für meine derzeitige Stimmung war Liam eindeutig zu übermotiviert. Dieser warf nun einen Blick auf die Klassenliste, die ich auf dem Tisch liegen hatte, und begann plötzlich zu grinsen. „Bei deinem Kurs in der zwölften hast du es ja richtig toll getroffen." Er tippte auf zwei Stellen in der Tabelle. „Niall Horan und Zayn Malik. Mit denen wirst du was zu tun haben, das sind die Ober-Witzbolde der ganzen Schule." Er ging die Liste weiter durch, bis er wieder an einem Namen hängenblieb. „Harry Styles. Benachrichtige mich, wenn du mehr als fünf Wörter an einem Stück aus ihm herausbringst, damit ich dich feiern kann. Sogar bei Abfragen antwortet er relativ einsilbig, nur in den Stegreifaufgaben und den Klausuren dreht er anscheinend voll auf. Der hat es letztes Jahr allen Ernstes geschafft, in jeder Deutsch-Klausur eine Eins zu schreiben, wo in Deutsch schon Zweier eine ziemliche Seltenheit sind."
Ich nickte und schrieb mir die drei Namen, die mir jetzt schon genauer erläutert worden waren, auf den inneren Notizblock, wollte mir aber selbst noch ein Bild von den Schülern machen, bevor ich sie gnadenlos in eine Schublade verfrachtete.
Als langsam die übrigen Lehrer einzutrudeln begannen, schnappte sich Liam seine Tasche. „Ich hab jetzt noch Aufsicht. Wir können uns ja mittags in der Mensa zusammensetzen, wenn du möchtest." Bevor ich etwas erwidern konnte, hatte er mir noch ein letztes Mal zugewinkt und war aus dem Raum gelaufen. Seufzend zog ich mir meinen Stuhl heran und setzte mich. Mein Magen fühlte sich an, als hätte er sich vor Nervosität komplett verknotet ... was, wenn die Schüler mich nicht ausstehen konnten? Wenn ich mich nicht durchsetzen konnte? Wenn ... Herrgott, Schluss damit!
Wird schon irgendwie werden.
Ich hoffte nur, dass ich nicht zu dem Anteil der unbeliebten Lehrer gehören würde. Nun ja, das alles hing von meiner ersten Unterrichtsstunde ab. Ich wusste, dass Schüler einen Lehrer meistens nach dem ersten Eindruck beurteilten, und wenn der schlecht war, wurde er auch genauso an die anderen Klassen vermittelt, sodass es keine zwei Tage dauerte, bis man als der Fiesling schlechthin angesehen wurde.
Ein paar der vorbeikommenden Lehrer grüßten mich, während mich andere aus sicherer Entfernung neugierig musterten, sodass ich nach einigen Minuten entschieden genug hatte und mich resolut erhob, um einen spontanen Rundgang durch das Schulgebäude zu unternehmen. Ich war zwar schon bei meiner Ankunft ein wenig in den Gängen herumgeschlendert, aber bevor ich mich anstarren ließ wie eine Schaufensterattraktion, wäre ich zur Not auch einen Marathon um das ganze Gelände herum gelaufen.
Ich schenkte den anderen noch ein letztes gezwungenes Lächeln, dann drückte ich mich zur Tür raus und war erst entsetzt, als ich die ganzen plaudernden Schüler sah, die sich vor dem Lehrerzimmer versammelt hatten und wahrscheinlich mit irgendeiner Lehrkraft sprechen oder etwas abgeben mussten. Himmel, ich erinnerte mich ja von meiner eigenen Schulzeit her noch gut daran, aber dass das auf einen Lehrer so abschreckend wirken konnte, hätte ich nicht gedacht ... Ich lächelte den Schülern, die mich neugierig ansahen, ein wenig zu und war froh, als ich endlich um die Ecke des Gangs verschwinden konnte.
Planlos wanderte ich durch das Gebäude, lief Gänge entlang, nahm Treppen hinauf und hinunter, bis ich durch das Fenster quer über den Innenhof zwei Stockwerke höher Liam seine Runden als Aufsicht drehen sah, doch lauter Krach hielt mich davon ab, mich zu ihm zu gesellen. Etwas hielflos blickte ich mich um, doch da ich mich im Keller befand, war der Flur wie leergefegt und nur vereinzelt kamen Schüler herunter, um ihre Taschen schnell abzustellen und sofort wieder zu verschwinden.
Ich holte tief Luft, zog mein Shirt gerade und marschierte marschierte in die Richtung, aus der ich den Krach vermutete. „Hallo?" Für einen Moment war es still, dann erklangen gezischte Stimmen durch die geschlossene Tür schräg vor mir, was mich dazu veranlasste mit schnellen Schritten darauf zuzusteuern und sie aufzureißen. Es handelte sich wohl um eine Art Kramkammer, in der die Putzfrauen die ganzen Utensilien aufbewahrten, doch das interessierte mich im Augenblick eher weniger, denn meine Aufmerksamkeit wurde eher auf den am Boden liegenden Jungen und dem anderen Typen, der bedrohlich über ihm stand, gelenkt. Als ich die Tür aufgerissen hatte, waren beide herumgeschnellt und starrten mich mit gleichermaßen entsetzten Gesichtern an. Bevor ich irgendetwas tun oder mir sein Gesicht einprägen konnte, hatte mich der stehende Typ schon grob beiseitegestoßen und verschwand durch die Tür, sodass ich nur noch fassungslos starren konnte, bis mir der andere Junge einfiel. Dieser hatte sich nun auf Hände und Knie gestemmt und wischte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht etwas Blut aus dem Mundwinkel.
Ich ging neben ihm in die Hocke und legte ihm eine Hand auf den Rücken. „Hey, alles okay?"
Er nickte stumm, umklammerte einen der Gegenstände um sich herum und schaffte es, sich auf die Beine zu ziehen. Besorgt hielt ich ihn an den Armen fest und bemühte mich, ihn nach weiteren Verletzungen abzusuchen, ohne ihn zu bedrängen, doch er hielt den Kopf gesenkt, sodass sein Gesicht von der wilden Lockenmähne verdeckt wurde. Etwas befangen strich ich ihm die Haare aus dem Gesicht und hob vorsichtig sein Kinn an, bis er mich gezwungenermaßen seinen Kopf heben musste. Abgesehen von der geplatzen Lippe stach mir noch der leicht bläulich angelaufene Kiefer ins Auge, doch was mich wirklich irritierte, war die Verletzung oberhalb seiner linken Augenbraue, die nämlich schon verkrustet und ein wenig verheilt aussah – ein deutliches Zeichen dafür, dass sie schon älter war als fünf Minuten. Beunruhigt ließ ich meinen Blick auf seine Unterarme fallen, auf denen rote Druckstellen zu sehen waren, bevor ich ihm sanft eine Hand auf die Schulter legte und sagte: „Gehen wir schnell rüber in den Biosaal."
Da er weder etwas sagte, noch nickte oder den Kopf schüttelte, führte ich ihn nach einem schnellen Blick in alle Richtungen auf den Gang zum schräg gegenüberliegenden Biosaal hin. Da war ich wenigstens in meinem Element und fühlte mich nicht ganz so hilflos. Mir brannten nur so die Fragen auf der Seele, wer zur Hölle ihn so zugerichtet hatte, doch da ich selbst wusste, dass ein Lehrer die letzte Person war, der man so etwas sagte, hielt ich lieber gleich den Mund und wies ihn an, sich auf die vorderste Tischreihe zu setzen, während ich ein feuchtes Tuch und einen Kühlbeutel besorgte – noch ein Vorteil am Biosaal: Hier war alles vorhanden, was man an Erste Hilfe-Kram so brauchen konnte. Ich reichte ihm den Kühlbeutel, den er wortlos an sich nahm. Während er ihn sich auf die schmerzende Wange platzierte, musterte ich ihn neugierig. Da ich selbst nicht gerade der Größte war, war dieser vermutlich Achtzehnjährige genauso groß wie ich; wie gesagt besaß er dunkle, lockige Haare, die wie ein Wuschel seinen Kopf umgaben, doch als er mir endlich in die Augen sah, blieb ich an der Farbe seiner Iris hängen, die von einem verwirrenden Grün war, das normalerweise wohl lebhaft funkelte, nun jedoch stumpf und traurig wirkte.
Ich schüttelte den Gedanken ab und hielt das angefeuchete Tuch hoch. „Soll ich, oder ...?"
Er winkte ab, noch immer schweigend, was mich allmählich zum Stirnrunzeln brachte. Schulterzuckend legte ich das Tuch auf das Lehrerpult und lehnte mich ihm gegenüber auf einen Stuhl. Seine Augen schossen ruhelos im Raum umher und die Hand, mit der er nicht den Kühlbeutel umklammert hielt, spielte nervös mit dem Saum seines dunkelblauen T-Shirts.
Okay, jetzt hielt ich es nicht mehr aus. „Willst du mir nicht endlich sagen, was passiert ist?" Ich versuchte, meine Stimme möglichst sanft und nicht drängend wirken zu lassen, doch er zuckte nur scheinbar gleichgültig mit den Schultern und gab wieder keinen Ton von sich.
„Soll ich deine Eltern anrufen?"
„Nein!"
Dieses eine gerufene Wort hätte mich beinahe vor Schreck an die Decke katapultiert. Mit so einem Ausbruch hätte ich nicht gerechnet, wo er vorhin noch nicht mal ein einziges, simples Wort hervorgebracht hatte. „Schön." Ich seufzte geschlagen, als ich einsah, dass ich aus diesem Jungen nichts Informatives mehr herausbringen würde. „Welchen Kurs hast du jetzt? Ich bringe dich hin."
„Deutsch", antwortete er einsilbig, drückte mir den Kühlbeutel in die Hand und erhob sich, um schnell zur Tür zu gehen, wobei ich ihm eilig folgte, bevor er womöglich einfach verschwinden konnte. Auf dem Gang wurde ich ein weiteres Mal von der schon beträchtlich hohen Zahl an Schülern überrascht, die schon vor dem Biosaal standen, obwohl der Unterricht erst in knapp zehn Minuten beginnen würde. War das an dieser Schule so üblich?
„Geht doch schon mal rein, ich muss noch schnell was erledigen", wies ich sie an, während ich die Tür offenstehen ließ und dem Jungen nacheilte, der zielstrebig auf die Treppe zusteuerte. „Moment mal. Wie heißt du eigentlich?"
„Harry." Er zögerte. „Styles."
Meine Augenbrauen wanderten unbewusst nach oben. Dann war er also der, von dem Liam mir bereits erzählt hatte, dass er auch im Unterricht keinen Ton von sich gab. Aber irgendetwas stimmte nicht. Er war nicht einfach schweigsam oder schüchtern, er war nahezu ängstlich und verschreckt. Gerade, als ich ihn noch einmal auf den Vorfall ansprechen wollte, machte er vor einer Tür halt, aus der schon Schülergeplauder klang. „Hier ist mein Klassenraum. Auf Wiedersehen."
Mit diesen Worten drückte er sich durch den schmalen Schlitz zwischen Rahmen und Tür und war verschwunden, bevor ich protestieren konnte, sodass ich mit offenem Mund auf dem Gang zurückblieb. Was zur Hölle war das jetzt gewesen?
Nachdenklich schlurfte ich den Weg zurück zu meinem eigenen Unterricht. Dieser Sache würde ich wohl oder übel auf den Grund gehen müssen.
Harry sah ich den ganzen Tag nicht mehr, obwohl er ja eigentlich auf der Namenliste meines Biokurses verzeichnet war. Ebenso hielt ich in einem fort Ausschau nach dem Typen, der ihn zusammengeschlagen hatte, doch da ich weder sein Gesicht noch seine Kleidung genauer ins Auge gefasst hatte, war ich auch in diesem Punkt ziemlich hilflos.
„Und, wie war dein erster Schultag?" Jake lachte, während er seine Laptoptasche abstellte und mir einen schnellen Kuss auf die Lippen drückte, bevor er den Tisch zu decken begann. Ich antwortete mit einem Schnauben. Dabei war der Tag eigentlich gar nicht mal so schlecht verlaufen. Bis jetzt hatten sich alle Klassen mir gegenüber als vernünftig und freundlich erwiesen – was aber auch daran liegen konnte, dass in dem von Liam besagten Biokurs genau die drei Leute, die er als besonders auffällig erwähnt hatte, gefehlt hatten.
„War ganz okay", antwortete ich daher und überlegte, ob ich ihm von Harry erzählen sollte, doch das erledigte sich von selbst, als er mir einen beunruhigten Blick zuwarf und fragte: „Was ist los? Und jetzt sag bloß nicht, es ist nichts, dafür kenne ich dich zu gut."
Das brachte mich zum Lächeln. „Naja ... heute morgen habe ich gewissermaßen jemanden davon abgehalten, einen meiner Schüler zusammenzuschlagen. Den Angreifer hab ich nicht wirklich gesehen, also kann ich auch keine Beschreibung abgeben, aber mit dem Jungen stimmt irgendetwas nicht ... er ist mehr als schweigsam. Als würde er sich fürchten, auch nur ein einziges Wort von sich zu geben."
„Und das beschäftigt dich jetzt", vollendete Jake meine kleine Erzählung und nickte verstehend. „Was sagt der Rektor?"
Verlegen wischte ich mit der flachen Hand über die Arbeitsfläche der Küche. „Wir waren nicht beim Rektor. Er wollte auch nicht, dass ich die Eltern verständige oder so. Wenn sich das wiederholt, werde ich das auf jeden Fall melden."
Jake sah mich aus besorgten Augen an, was mich schon wieder daran erinnerte, wie glücklich ich darüber war, einen Lebensgefährten wie ihn zu haben. „Ich hoffe, du baust keinen Scheiß, Lou."
Ich lächelte und trug das Essen hinüber zum Tisch. „Das hoffe ich auch."
Die Biologiestunde am nächsten Tag war von allen Schülern besucht, sodass ich gleich Ausschau nach Harry hielt, der sich ganz rechts in der letzten Reihe verkrochen und seine Nase in einem Heft versenkt hatte. Bei den beiden Jungen neben ihm musste es sich dann wohl um Zayn Malik und Niall Horan handeln, denn die hatte ich gestern schließlich auch nicht gesehen. Kurzerhand nahm ich die typischen Stufen des Biologiesaals zur letzten Reihe nach oben und lehnte mich neben ihnen einen Tisch. „Ihr beide seid Niall und Zayn, nehme ich an?"
Die beiden sahen sich grinsend an und nickten.
„Dürfte ich erfahren, wo ihr gestern gewesen seid?" Ich wollte es eigentlich möglichst freundlich und gelassen klingen lassen, aber wahrscheinlich gelang es mir nicht sonderlich, da ihr Grinsen sofort in sich zusammenfiel.
„Wir waren ... äh ...", stammelte der Blonde, während er dem Dunkelhaarigen einen hilflosen Blick zuwarf, da schaltete sich Harry ein, indem er sagte: „Mir ging es gestern nicht besonders gut. Sie haben mich nach Hause gebracht."
Mir entging der überraschte Blick nicht, mit dem Niall und Zayn ihn bedachten, dachte mir jedoch nicht viel dabei. Ich zog nur eine Augenbraue hoch und nickte. „Schön. In Zukunft sagt ihr mir das bitte vor der Stunde, wenn ihr nicht gedenkt, euch blicken zu lassen." Um meinen Worten die Schärfe zu nehmen, lächelte ich ihnen noch einmal zu, bevor ich wieder auf mein Lehrerpult zulief.
Die ganze Unterrichtsstunde hindurch analysierte ich das Verhältnis der beiden zu Harry und kam zu dem Schluss, dass es sich wohl um seine Freunde handeln musste, denn mit ihnen sprach er wie ein normaler Mensch, er lachte manchmal, und für kurze Augenblicke konnte ich sogar ein lebendiges Leuchten in seinen Augen sehen. Wie ich auch noch herausfand, handelte es sich bei dem blonden Jungen direkt neben Harry um Niall, und bei dem Dunkelhaarigen um Zayn. Offenbar waren die beiden ein Paar, denn ich sah immer wieder, wie sie heimlich unter dem Tisch Händchen hielten und sich verliebte Blicke zuwarfen, wenn sie dachten, ich sähe nicht hin. Auch wenn ich mir vorgenommen hatte, als Lehrer grundsätzlich neutral zu bleiben, stiegen die beiden damit in meiner Sympathie-Skala deutlich auf – endlich ein schwules Pärchen, das es wagte, sich öffentlich als solches zu Erkennen zu geben. Genauso wie Jake und ich. Wir beide hatten aber auch echt Glück gehabt mit unseren Familien, von denen niemand feindlich gesinnt war oder missbilligend reagiert hatte, sodass wir problemlos zusammenziehen hatten können.
„Harry, könntest du nach der Stunde noch kurz dableiben?"
Als sein Lächeln in sich zusammenfiel, bereute ich die Frage schon beinahe, aber ich redete mir ein, dass es nötig war, sich um so einen Schüler zu kümmern, und wenn es ihm noch so wenig gefiel.
Bei Stundenende sah ich, wie er Niall noch etwas sagte, der darauf nickte und Zayn nach draußen zog, wo sie – wie ich annahm – vor der Tür zu warten begannen. Harry kam mit gesenktem Blick auf mich zu und stellte sich an die äußerste Ecke des Pults, als würde er sich den kürzesten Fluchtweg sichern. Ich ließ meine Unterlagen in der Tasche verschwinden und lächelte ihm zu. „Wie geht's?"
Er zuckte die Schultern und schon dachte ich, er beließ es wieder dabei, doch zu meiner Überraschung fügte er tatsächlich noch ein „Ganz okay" hinzu, was ich als großen Fortschritt erachtete.
Da ich ihn nicht gleich über den Vorfall von gestern ausquetschen wollte, fragte ich möglichst beiläufig: „Wie lange sind Niall und Zayn denn schon zusammen?"
Seine Augen schnellten nervös umher. „Woher wissen Sie das?"
„Es ist nicht zu übersehen. So etwas merkt man als Gleichgesinnter einfach." Wieso ich ihm erzählte, dass ich ebenfalls schwul war? Keine Ahnung. Ich hatte einfach das Gefühl, dass es mir das die Möglichkeit gab, vertrauter mit ihm zu werden.
Wie erwartet weiteten sich seine Augen in Verblüffung. „Meinen Sie das ernst?"
Ich zuckte die Schultern. „Sieht so aus." Innerlich hätte ich mich in den Hintern treten können. Noch nie war mir ein noch mieserer Lehrer als ich selbst untergekommen.
„Das würde ich an Ihrer Stelle nicht verschreien." Er sah mich durchdringend an. „Die meisten Leute hier sind homophobe Idioten. Zayn, Niall und ich sind die Uncoolsten der ganzen Schule."
Ich wurde hellhörig. War das also der Grund, warum er beinahe zusammengeschlagen worden wäre? Weil er auch schwul war? Ich wollte ihn noch etwas fragen, doch er schien zu wittern, dass es nun unangenehm werden würde, denn plötzlich warf er einen gehetzten Blick auf die Uhr, bevor mit einem „Tut mir leid, ich muss los" auf dem Absatz kehrt machte und sich durch die Tür zu seinen Freunden verkrümelte.
Völlig perplex starrte ich ihm hinterher. Naja, immerhin hatte er überhaupt mit mir gesprochen.
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Wie gesagt, keine Glanzleistung. Es werden wahrscheinlich wieder 3 Teile *schäm* ich kann eben nicht anders.
Ich hoffe, ihr seid neugierig, wie es mit den beiden weitergeht :D Whatever, bis zum nächsten Teil! <3
P.S.: Wie immer freu ich mich über Voooties und Kommis!
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