Julian Weigl & Roman Bürki (Teil 2)
"Papa! Papa! Papi wieder im Fernsehen. Papa, ich will Papi sehen! Mit Papi kuscheln, so auch du!", rief Luana und warf sich in Julians Arme, "wann Papa?"
"Ach Engelchen, dass wird noch dauern...", flüsterte dieser und gab seiner Tochter einen Kuss auf den Kopf, dann lächelte er leicht, "aber vielleicht nicht mehr so lang."
Die Kleine schaute ihn mit ihren großen braunen Augen an und strahlte: "Jaaa!"
Dann versuchte sie sich aus Julians Armen zu lösen und rannte zu ihrem Ball: "Papa jetzt Ball spielen?"
Doch zu ihrem Leidwesen schüttelte er den Kopf und nahm sie auf den Arm: "Tut mir leid, meine Kleine, aber jetzt müssen wir Kartons packen. Du musst deinen Spielzeugen für eine kurze Zeit lebewohl sagen. Sie machen nämlich eine ganz lange Reise. So wie wir dann auch."
"Auch Olaf, Papa?", fragte die Kleine traurig, "und Pascal?"
Julian schüttelte schmunzelnd den Kopf: "Nein mein Schatz, deine beiden Kuscheltiere nicht. Aber all deine anderen Sachen. Dein Puppenhaus, dein ganzes Lego und deine anderen Kuscheltiere. Ich helfe dir auch Schatz."
Luana nickte und ließ sich dann in ihrem Zimmer runter. Ganz vorsichtig räumte sie ihre meisten Sachen schon selber in die Kartons. Dann nahm sie ihre Emma Puppe und lief zu Julian: "Papa? Emma auch mit?"
"Ja, Luana, du musst alles in den Karton räumen. Sonst kommt es in den Müll."
"Aber Papa, Emma zuhause!"
"Ich weiß, du lässt Emma immer zuhause. Aber das ist bald nicht mehr unser Zuhause, sondern wir haben ein neues Zuhause. Und weißt du was? Da ist Emma ganz in der Nähe.", lächelte Julian und strich Luana durch die Haare.
Nun machte sie große Augen: "Zu Papi?"
"Nein, nicht wirklich zu Papi, sondern zu Sarah und näher zu Oma und Opa. Dann kannst du sie öfters sehen. Und dann auch zu Tante Jany und..."
Doch das alles interessierte Luana nicht mehr, sondern sie tanzte glücklich durch ihr Zimmer: "Zu Papi! Zu Papi!"
Julian seufzte leise und beobachtete sie. Wie sollte er denn bitte seiner fast dreijährigen Tochter erklären, das es nicht wirklich für sie zu Roman ging, wenn sie fast besessen davon ist, das sein anderer Papi sie auch so liebte, wie er. Zumal das wahrscheinlich nicht stimmen würde, da Roman glücklich in seiner Beziehung mit seiner Verlobten war. Da wird ein Kind, von dem er zumal drei Jahre lang nichts wusste, ihn nicht davon überzeugen, dass er doch Julian lieben würde.
Eigentlich hatte Julian sich sehr gefreut, wieder beim BVB anzufangen. Er hatte seine Mitspieler vermisst, die Fans und das Spielen in dem schönsten Stadion der Welt. Die anderen waren ihm auch nicht sauer oder so, hatte er ihnen ja erklärt, dass es persönliche Gründe hatte, gegangen zu sein, die nichts mit ihnen zu hatte. Nur mit Roman hatte er in den sechs Wochen, die er nun wieder dort trainierte, nicht ein Wort gewechselt.
Doch nun hatte er ein Problem, Luana ist krank geworden und konnte daher auch nicht in den Kindergarten und Sarah hatte keine Zeit auf sie aufzupassen. Er hatte seinen Trainer angerufen und ihm von seinem Problem erzählt, doch dieser brauchte ihn unbedingt und meinte nur, Julian solle sie doch einfach mitnehmen.
So war er mit ihr zum Training gefahren, sie dort in eine dicke Decke gewickelt und auf die Bank gesetzt: "Engelchen, du bleibst bitte hier, ja? Mach mir bitte keinen Ärger, hörst du?"
"Ja Papa...", nuschelte Luana leise und kuschelte sich in ihren Olaf.
Julian lächelte leicht, ging dann in die Umkleidekabine und zog sich mit den anderen um. Danach ging er mit den anderen raus und schnell schaute er zu Luana, die aber noch artig auf der Bank saß. Er atmete erleichtert durch und brachte das Training wie die anderen hinter sich. Doch kurz vor Schluss hörte er ein Weinen und er rannte wie von Blitz getroffen zu seiner Tochter.
"P...Papa... Musste dolle Spucken... Jetzt ist alles dreckig. Und Olaf auch... Papa, tut mir leid", weinte Luana, "und mir schlecht..."
"Ganz ruhig meine Kleine", flüsterte Julian und zog ihr erstmal die Decke weg, "das kommt gleich alles in die Wäsche und dann ist es wieder sauber. Und dich ziehe ich gleich um und dann bist auch wieder sauber."
Vorsichtig nahm er seine Tochter hoch und trug sie in die Kabine, dort setzte er sie kurz ab, nahm sie dann aber mit in die Dusche: "So Luana, jetzt machen wir dich erstmal sauber und danach ziehen wir dir ganz tolle Sachen an, okay? Und deinen Olaf machen wir zuhause sauber, ja?"
Er ernetete von ihr nur ein erschöpftes Nicken und so wusch er ihr erst ihr leicht lockiges braunes Haar und dann den Rest. Zum Abschluss wickelte er sie in ein großes Handtuch ein und trug sie in die Kabine zurück, wo seine Kollegen ihn schon erwarteten. Überrascht blickte er sie an und drückte seinen kleinen Engel dichter an sich.
"Ähm...hey?", murmelte Julian und setzte sich auf sein Platz. Schnell trocknete er Luana ab und zog sie wieder richtig an.
"Möchtest du sie uns nicht vielleicht vorstellen?", fragte Marco und lächelte den Braunhaarigen an.
Dieser biss sich auf die Lippe, seufzte dann aber: "Jungs, das ist meine Tochter Luana. Sie ist zur Zeit etwas krank, daher kann ich sie nicht zur Kita bringen und auch Sarah hatte keine Zeit für sie und daher kam sie heute mit. Sie ist mein ganzer..."
In dem Moment kam Roman rein und Luanas Augen blitzten auf. Sie lief zu dem Torwart und umarmte sein Bein fest: "Papi! Das ist mein Papi!"
Entsetzt schaute Roman auf das Kind an seinem Bein und dann zu Julian: "Warum nennt mich dein Balg Papi, Weigl?"
Er spuckte diese Worte wütend und voller Hass aus, was Julian Angst einflößte. Vorsichtig nahm Julian seine Tochter auf den Arm und nuschelte: "Sie beginnt wohl schon zu halluzineren."
Dann nahm er schnell seine Tasche und lief mit Luana auf dem Arm aus der Kabine.
"Papa? Wieso war Papi so? Hat Papi mich nicht lieb?", fragte Luana unterwegs leise und Julian seufzte leise.
"Dein Papi kennt dich doch noch nicht so richtig. Er braucht noch ein bisschen Zeit, Engelchen. Aber dann wird er dich lieb haben, versprochen..."
Luana brauchte einen Moment, dann nickte sie: "So wie ich Zeit gebraucht hatte, mit Mona zu spielen. Und jetzt sind wir Freunde."
Julian staunte nicht schlecht, nickte dann aber: "Genau Kleine. Irgendwann wird dein Papi dich auch, so wie ich dich."
Es war spät an dem Abend noch geworden, bis Luana endlich eingeschlafen war. Immer wieder sollte Julian ihr Geschichten erzählen, die mit Roman zu tun hatten.
Dann endlich nach der siebten Geschichte war sie eingeschlafen und Julian bliebt bei ihr am Bett sitzen. Bei ihr konnte er abschalten, vergessen, wie anstrengend sein Leben doch war. Was für Geheimnisse sein Leben plagte, an ihrem Kinderbett hatte er immer vor Augen, wofür er das alles doch machte.
Plötzlich begann jemand bei ihm Sturm zu klingeln. Schnell rannte er zur Tür, wollte er nicht, dass seine kleine Prinzessin geweckt wurde. Aber als er die Tür geöffnet hatte, wollte er sie am liebsten wieder schließen. Vor ihm stand der Schweizer, der ihm das alles eingebrockt hatte.
"Was möchtest du denn hier...?", fragte Julian zögerlich.
"Reden, Marco will, dass wir uns ausreden", meinte Roman nur und drängte sich an Julian vorbei in die Wohnung.
"Ja klar, komm doch rein...", grummelte Julian und folgte dem Schweizer in sein Wohnzimmer. Er räumte einiges von dem Lego weg, welches noch auf dem Boden lag und setzte sich auf den Sessel.
"Also, deine Tochter?", fragte Roman nach einer komischen Stille.
"Was soll mit ihr sein? Sie ist meine Tochter, mein ganzer Stolz und mein Ein und Alles."
"Und was ist mit Sarah? Zieht ihr sie nicht zusammen auf? Es ist doch auch ihre Tochter", fragte Roman überrascht und schaute sich nach gerade dieser um.
"Nein", war das einzige, was Julian dazu zu sagen hatte.
"Wie nein?"
"Nein, es ist meine Tochter, Sarah hat damit überhaupt nichts zu tun. Es ist ganz alleine meine Tochter", meinte Julian und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Aber wenn es nicht Sarah war, welche Tussi hast du dann flachgelegt?", fragte Roman überrascht. Nun musste Julian leicht lächeln: "Gut das du die Frage so gestellt hast. Dich."
Danach stand er auf und ging zu Luana ins Zimmer, da sie anfing zu quengeln. Er nahm seine Kleine hoch und nahm sie vorsichtig mit ins Wohnzimmer. Dort saß Roman immer noch wie erstarrt da und schaute fassungslos zu Julian.
"Aber... Du... Ich... Wie?"
Julian wusste nicht, woher er auf einmal so viel Mut hatte, aber er erzählte Roman einfach alles. Von der verrückten Nacht an seinem Geburtstag, der daraus folgenden Schwangerschaft wegen eines Gendefekt. Seine Flucht nach Lissabon, sein Leiden, die Unterstützung, die er durch Sarah hatte. Dann die Geburt der Kleinen, wie sie einfach in seinem Arm gelegen hatte, ihr erstes Krabbeln, ihre ersten Worte, ihr erstes Laufen. Wie fasziniert sie immer war, wenn Roman spielte, wie sie dann immer vor dem Fernseher geklebt hatte. Es sprudelte einfach so aus ihm raus und Roman schaute ihn nur mit großen Augen an.
"Und was soll ich denn jetzt machen? Du kannst mir jetzt doch nicht einfach so sagen, ja, das ist jetzt deine Tochter. Ich bin verlobt, Julian!"
"Das...das weiß ich doch. Und ich will auch nicht, dass du diese Verlobung für mich aufgibst, nur weil ich dir ein Kind angehängt habe. Ich möchte nur, dass du vielleicht einmal pro Woche sie zu dir nimmst. Dass sie dich kennenlernt. Dass sie weiß, was für einen tollen Papi sie hat und das nicht nur aus meinem Geschichten. Bitte, Roman. Sie kann von mir aus auch deine Verlobte kennenlernen und mit ihr spielen. Es war immer ihr Wunsch, ihren Papi kennenzulernen...", flüsterte Julian zum Schluss nur noch und strich seiner kleinen Prinzessin durch die Haare.
Es dauerte fast zwei Jahre, dann wurde Luanas größter Wunsch erfüllt. Nachdem Gespräch, dass Roman und Julian an diesem Abend geführt hatten, wurden sie langsam aber sicher wieder Freunde, sie verstanden sich immer besser und wurden wieder das eingespielte Team, was sie vor Julians Wechsel nach Lissabon waren. Und langsam bemerkte Roman auch, dass er Gefühle für den Jüngeren entwickelte, die für ihn zunächst schwer zu begreifen waren. Mit der Zeit aber immer deutlicher wurden.
Schließlich fragte er Julian nach einem Date, dann folgte ihr erster Kuss.
Und nun, zwei Jahre später stand Roman aufgeregt vor dem Altar und wartete darauf, dass sein Julian durch die Tür kam und endlich zu seinem Mann wurde.
Dann würden sie eine richtige Familie sein, dann hätte er einen wunderbaren Ehemann und eine unglaubliche Tochter.
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