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Wohnungsloser und Engel


Der junge Mann schlenderte die Straße entlang einen Bücherstapel im Arm und blickte in den Himmel, von dem große Schneeflocken fielen. Sie legten sich auf die Dächer der Stadt und verfingen sich in den Haaren der Passanten. Ein Schwall warme Luft schlug ihm entgegen, als jemand die Tür eines Ladens öffnete und ihm stieg der Geruch von Zimt in die Nase. 

Wie immer an einem Samstag in der Vorweihnachtszeit drängten sich die Menschen auf dem Gehsteig und die Gestresstheit der Bevölkerung stieg um 20%. Doch trotz der vielen Fußgänger strahlte der Mann eine Ruhe aus wie niemand sonst, der an ihm vorbeilief. Je näher er der Grenze der Stadt kam, desto weniger Personen kreuzten seinen Weg. Er wurde unachtsamer und schon war es geschehen: Er stolperte über eine Bordsteinkante und seine Bücher fielen zu Boden. 

„Mist!" Sofort bückte er sich, um sie aufzuheben und den Schaden möglichst klein zu halten. 

„Hier." Ein fremder, leicht heruntergekommener Mann reichte ihm zwei seiner Schätze und er bedankte sich überschwänglich. 

„Kann ich dich als Dank für die Bücherrettung auf einen Kaffee einladen? Du siehst ziemlich durchgefroren aus." 

Tatsächlich zitterte sein Gegenüber kaum merklich und seine Lippen hatten sich bläulich verfärbt. „Nein danke", lehnte er ab. 

„Komm schon, du kannst auch nach zehn Minuten wieder abhauen, wenn ich dir zu seltsam bin." 

„Wenn du unbedingt möchtest." 

„Ja, ich möchte. Wie heißt du?" 

„Kai." 

„Cool, mein Name ist Nathan. Warum schleppst du eigentlich so einen riesigen Rucksack mit dir rum?" 

„Ich bin auf Wohnungssuche und habe all mein Zeug dabei", erklärte Kai nach kurzem Zögern und versuchte die Röte, die sich auf seinen Wangen gebildet hatte, zu verbergen. Nathan nickte nur entspannt und lief los in Richtung des nächsten Cafés.

Sie legten den Weg schweigend zurück, obwohl Nathan dutzende Fragen auf der Zunge lagen, doch er wollte sich zurückhalten, bis sie im Café waren.

Vor einem nett aussehenden Lokal angekommen, öffnete Kai die Tür und hielt sie Nathan höflich auf. Ein freundlicher Kellner wies ihnen einen Tisch zu und die beiden Männer setzten sich. Kai bestellte sich eine heiße Schokolade und ließ sich von Nathan schließlich noch einen Schokomuffin aufschwatzen und Nathan selbst orderte einen Kaffee und zwei frisch gebackene Waffeln. Sobald der Ober verschwand, um weitere Bestellungen aufzunehmen, hielt Nathan es nicht mehr aus. 

„Warum bist du auf der Straße gelandet?", fragte er unverblümt. 

„Mein ehemaliger Mitbewohner Chris hat in meiner Abwesenheit öfters etwas zu laut mit Freunden gefeiert und heute hat es dem Vermieter dann gereicht und er hat uns beide rausgeschmissen. Wie es aussieht, muss ich mir für diese Nacht ein Hotelzimmer nehmen." Kai zog eine Grimasse. 

„Du kannst bei mir schlafen. Ich habe einen freien Raum mit Bett", meinte Nathan. 

„Ich weiß nicht." 

„Du kannst es dir ja noch überlegen. Arbeitest du eigentlich oder studierst du noch?" 

„Ich habe einen Job als Gipser." 

„Wow, ich habe mir als kleines Kind immer gewünscht mal so einen Beruf auszuüben. Na ja, ich glaube als Spezialist der Datenwiederherstellung und Teilzeitphysikstudent bin ich auch ganz zufrieden." 

„Hört sich anspruchsvoll an." 

„Es geht. Es ist einfach anstrengend, seine Masterarbeit über Quantenphysik zu schreiben und gleichzeitig zu arbeiten. Aber ich möchte mich nicht beschweren, schließlich bin ich der von uns zwei, der ein Dach über dem Kopf hat." 

„Danke", meinte Kai sarkastisch. 

„Bitte." Nathan zwinkerte ihm zu und wechselte dann das Thema. „Was ist mit deiner Familie? Können nicht sie dir nicht helfen?" 

„Ich habe mich noch nicht bei ihnen gemeldet. Ich will es ihnen nur im Notfall erzählen. Irgendwann werden sie einfach erfahren, dass ich umgezogen bin." Kai war von sich selbst erstaunt, dass er zu diesem fremden Mann, der ihn in dieses Café eingeladen hatte, so ehrlich war. Doch irgendwie passte es einfach. 

„Schämst du dich so sehr?" Nathan bohrte in einer Wunde, aber Kai hatte aus einem unerfindlichen Grund kein Problem damit. Auch hier log er nicht. 

„Ja. Mir ist es unfassbar unangenehm, dass ich meine Wohnung verloren habe. Ich finde das echt peinlich." 

„Oh. Ich an deiner Stelle würde mich nicht vor meinen Eltern verstecken. Schließlich war dein Freund, für den du nichts kannst, dafür verantwortlich, dass du kein Zuhause mehr hast. Du warst nicht der, der zu laut war. Du hattest gar keine Chance etwas anders zu machen. Und selbst wenn du sozusagen Schuld daran hättest, dass das passiert ist, was passiert ist, müsstest du dich nicht dafür schämen. Menschen scheitern und machen Fehler. Das gehört zum Leben dazu." 

„Du studierst Physik? Für mich hört sich das eher nach einem Psychologen an", scherzte Kai, um seine Unsicherheit zu überspielen. 

„Ha, ha, das nennt sich Lebensweisheit. Meine Freunde sagen immer, dass ich die Seele eines alten Mannes hätte, der im Körper eines jungen Erwachsenen lebt. Keine Ahnung, ob ich dem zustimme" 

„Wie alt bist du denn?" 

„Fünfundzwanzig und du?" 

„Auch fünfundzwanzig. Und wann hast du Geburtstag?" 

„15. November. Du?" 

„17. November." 

„Oha, was für ein Zufall. Hast du eine besondere Leidenschaft?" 

„Jap. Tanzen." In Kais Augen fand sich ein Glitzern. 

„Du tanzt?" 

„Und wie! Ich wollte immer Profitänzer werden, aber leider habe ich den Durchbruch nicht geschafft und hab mich dann für 'nen anderen Beruf entschieden - Gipser." 

„Mh, macht dir dieser Job auch Spaß?" 

„Ja, ziemlich. Ich habe viele Erfahrungen und zwei ganz gute Kumpels dazu gewonnen und die körperliche Arbeit hält fit. Außerdem sieht man am Ende immer das Ergebnis, was total cool ist." 

„Schön." 

Die beiden schwiegen einen Moment und tranken aus ihren dampfenden Tassen, die gerade mit den anderen Köstlichkeiten auf den Tisch gestellt worden waren. 

„Findest du, Weihnachten ist unterstützbar?" 

Nathan hob seinen Kopf. „Wie meinst du das?", hakte er nach. 

„Na ja", sagte Kai, „angeblich ist die Zeit vor Weihnachten die Zeit, in der man gute Taten vollbringt, Dinge mit seinen Nächsten macht und Familienzwists begräbt. Ist es nicht armselig, dass Menschen nicht früher den Ansporn haben, das zu tun? Braucht man wirklich Weihnachten, um anzufangen, nett zu seinen Mitmenschen zu sein? Wenn es vorher nicht funktioniert hat, wird es doch auch jetzt nicht gehen, oder?" 

„Ich denke, das ist Ansichtssache. Auf der einen Seite ist es doch ein schöner Gedanke. Manche werden sich bestimmt mehr Mühe geben, rücksichtsvoll zu sein oder einmal jemandem zu helfen. Ob das auf lange Sicht bleibt, wage ich zu bezweifeln. Aber wer weiß, vielleicht wollte sich jemand schon lange mehr Zeit für seine Freunde nehmen und findet jetzt einen guten Zeitpunkt, um damit zu beginnen. Ich denke, man sollte das nicht so schwarz und weiß sehen. Die „Bettelbriefe" von irgendwelchen guten Organisationen trudeln nicht ohne Grund in der Weihnachtszeit bei dir ein. Es ist doch gut, dass es wenigstens eine Zeit im Jahr gibt, in der die Menschen ihr Geld teilweise in einigermaßen sinnvolle Dinge stecken. Aber das ist nur meine Meinung. Jeder darf sich seinen eigenen Teil dabei denken. Hier gibt es kein Richtig und Falsch." 

„Meinst du? Ich bin irgendwie nicht im Stande, das so positiv zu sehen." 

„Ich verstehe, was du meinst, aber du musst auch überhaupt nicht diesen Optimismus mitbringen. Jeder denkt auf seine Weise und das ist auch gut. Nur so kann man eine „ausgeglichene" Welt gewährleisten. Manche halten sich an das wahrscheinlichste, manche gehen ins Negative, manche gehen ins Positive. Alles ist in Ordnung", erwiderte Nathan. 

„Du kommst mir langsam wie ein Engel vor", zwinkerte Kai und Nathan legte beim Lachen seinen Kopf in den Nacken. 

„Na ja, wer weiß, eventuell werde ich bald heiliggesprochen, wäre doch cool." 

„Mhm. Hast du eigentlich einen Bezug zu Gott?" 

„Nein, absolut nicht. Ich glaube daran, dass wir unser Leben selbst in die Hand nehmen sollen, und habe das Ziel, dass sich in hundert Jahren noch jemand an mich erinnert, der nicht in meinen Freundeskreis oder in meine Familie gehört. Mein Traum ist es, etwas Bleibendes zu erschaffen, das noch lange bewundert wird. Wie siehts bei dir aus?" 

„Ich glaube an gar nichts. Man sollte einfach leben und leben lassen. Akzeptanz für alle und die Auflösung des Wortes „normal" wäre schön. Alle sollten langsam eine Schublade nach der anderen verabschieden, bis am Ende keine mehr übrigbleibt. Auch wenn immer mehr Sichtbarkeit und Transparenz herrscht, sind wir noch weit davon entfernt, eine „gute" Gesellschaft zu sein. Obwohl gut ist wohl das falsche Wort. Vielleicht eher einander respektierende Gesellschaft." 

„Du wirkst von außen gar nicht so, als ob du dir über solche Dinge Gedanken machst", merkte Nathan an. 

„Siehst du", sagte Kai, „da haben wir die erste Schublade." 

„Stimmt. Ich denke, ich werde mich in nächster Zeit mehr darauf achten, nicht nach dem Aussehen eines Menschen zu urteilen." 

„Gut. Ich auch." Nathan lächelte Kai an, dessen Mundwinkel sich leicht hoben. 

„Du tanzt immer noch, das habe ich vorher richtig verstanden, oder?" 

„Ja. Ich trainiere jeden Tag für mich und dreimal in der Woche gehe ich in eine Dancing-Class. Vom Stil her bin ich bei Street- und Breakdance." 

„Cool, machst du auch bei Aufführungen oder Contests mit?" 

„Ja. Unsere Crew wird immer wieder mal gebucht und sonst haben wir auch schon an einigen Wettbewerben teilgenommen." 

„Wow! Ich bin eher ein Stubenhocker, der in seiner Freizeit liest und Zeit mit seiner Familie verbringt. Abgesehen vom Sommer, da fahre ich immer ans Meer und surfe den ganzen Tag. Ich liebe den Ozean." 

„Oh ja, surfen mag ich auch. Genau wie die Hitze des Sommers. So eine Kälte wie jetzt ist reinste Folter! Wer will denn bitte bei eisigem Wind, Schneematsch und Glatteis auch nur einen Schritt aus der Wohnung machen?" 

„Keine Ahnung. Ich bin absolut kein Fan dieses Wetters. Ich sitze lieber bei mir im Apartment, trinke einen heißen Tee und mache es mir mit einem Buch auf der Couch gemütlich." 

„Verlockend! Wie schmecken eigentlich deine Waffeln?" 

„Super! Magst du probieren?" 

„Nein, danke." 

„Und, bereust du es, dir auf mein Anraten hin, einen Muffin bestellt zu haben?" 

„Absolut nicht. Er schmeckt echt köstlich." 

„Freut mich." 

Nathan und Kai widmeten sich dem Rest ihrer Gebäckstücke und tranken zwischendurch immer wieder einen Schluck ihres wärmenden Getränks. Draußen schneite es fleißig weiter und langsam drängten sich immer mehr Menschen in den Läden, um Schutz vor der Kälte zu suchen oder sich für einen Moment aufzuwärmen. 

„Ich denke, ich würde dein Angebot für heute Nacht gerne annehmen", meinte Kai, als auch der letzte Krümmel in seinem Mund gelandet war. 

„Cool. Du kannst auch länger bleiben. Das Zimmer ist schließlich leer und ich wollte mich schon lange einmal um einen Untermieter kümmern. Wir können ja einfach schauen, ob das zwischen uns passt." 

Kai zuckte mit den Schultern. „Mir geht das gerade etwas zu schnell. Lass uns doch nach heute Nacht weitersehen." 

Nathan nickte verständnisvoll, leerte seine Tasse in einem Zug und wischte sich dann mit dem Ärmel seines Wollpullis über den Mund. 

„So schlechte Manieren?", fragte Kai neckend. 

„Meine Eltern haben mir das beigebracht. 'Hast du keine Serviette zur Hand, nimm einfach den Ärmel deines Oberteils'", scherzte Nathan. 

Kai grinste belustigt. „Mama und Papa haben bei mir anscheinend bessere Arbeit geleistet." 

„Ach ja, haben sie dir auch erklärt, dass man nicht mit einem Fremden mitgehen soll?" 

„Diese Lektion muss ich verpasst haben, sonst würde ich wohl nicht hier sitzen. Habe ich einen schwerwiegenden Fehler begangen?" 

„Nein, ich glaube, dieses Mal hast du Glück gehabt." 

„Puh, da fällt mir aber ein Stein vom Herzen." 

Beide lachten und beschlossen dann aufzubrechen. Nathan wollte Kai sein Apartment zeigen und so zogen die zwei gemeinsam los, nachdem Nathan bezahlt hatte. 

„Danke." Kais Atem kondensierte in der Luft. 

„Für was?" 

„Du bist mir gegenüber so offen und hilfsbereit, obwohl wir uns kaum kennen. Jetzt darf ich einfach bei dir übernachten und habe sogar ein Zimmer in Aussicht. Keine Ahnung, wie ich dir gebührend dafür danken kann." 

„Du bist mir nichts schuldig! Ich mache das gerne und freue mich, dass ich heute Abend nicht allein in meiner Wohnung sitzen werde. Wer weiß, vielleicht möchte ich meine gute Tat für die Adventszeit tun, damit mir der Weihnachtsmann auch Geschenke bringt." 

„Na gut, aber wenn du mal Hilfe bei was auch immer brauchst, bin ich da." 

„Ich lass dich einfach die Wohnung für das nächste Jahr putzen. Passt das?" Nathan zwinkerte Kai zu. 

„Na ja, Ich hatte an etwas weniger langwieriges gedacht", stieg Kai in das Geplänkel mit ein. 

„Ah, so ist das." 

„Nein, ich kann es schon tun, wenn du unbedingt möchtest." 

„Das tue ich dir nicht an – dafür bin ich zu nett." 

„Ich dachte schon. Dabei steht noch nicht einmal fest, ob wir die Wohngemeinschaft überhaupt eingehen." 

„Lass uns doch trotzdem die Handynummern austauschen. Dann könnten wir weiterhin in Kontakt bleiben." 

„Gute Idee. So freakig, wie ich dich am Anfang eingestuft hatte, bist du zum Glück ja nicht." 

Nathan lächelte in sich hinein genau wie Kai. Wie es schien, hatten sie ineinander einen Freund fürs Leben gefunden.


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