Die Schwuchtel
TW: Im nachfolgendem Text geht es um Homophobie, Toxic Masculinity und Sexuelle gewalt. Wenn es dir damit nicht gut geht lese das bitte nicht.
Ich habe mich in Felix verliebt.
Ich darf in aber nicht lieben, ich bin ja nicht schwul.
Ich darf nicht schwul sein.
Mama sagt das immer und was Mama sagt ist richtig.
Ich habe Felix heute wohl zu lange angeschaut und er hat mich gefragt, was ich denn für 'ne Schwuchtel sei, dass ich ihn so lange angucke.
Vater Joseph hat mich heute nach dem Konfirmationsunterricht gefragt, was denn mit mir los sei. Ich habe geantwortet, dass nichts sei. Er meinte, ich solle nicht so verweichlicht sein und es ihm sagen. Wie ein richtiger Mann und nicht wie eine Tunte und Gott möge keine Homos und Gottes Wille müsse erfüllt werden. Dann bin ich weggelaufen. Ich habe mich auf dem Friedhof hinter einem Busch versteckt und geweint. Ich hätt' mich selbst backpfeifen können. Wahre Männer flennen doch nicht, nur Schwuchteln sind so verweichlicht. Ich muss mich Gottes Willen beugen.
Ich darf nicht mehr schwul sein.
Wenn ich je schwul war...
Mein Vater hat gesagt, ich solle wie ein richtiger Mann handeln und mir die Frau unterwürfig machen. So habe ich heute auf den knackigen Hintern von Rosa geschlagen, aber nicht fest. Sie hat mir dafür eine Backpfeife verpasst und ist weinend weggerannt. Ich bin aufs Jungsklo gegangen und hab' dort geflennt, aber wie ein Mann - ohne Tränen, denn echte Männer verschütten keine Tränen. Nur meine Wange tat weh.
Mein Bruder hat gefragt, weshalb ich denn ein blaues Auge hätte. Ich habe gesagt, ich habe mich mit einem Freund geprügelt. Ich wollt' nicht zugeben, dass ein Mädchen mich geschlagen hat. Nur verweichlichte Tunten lassen sich von Mädchen schlagen. Er hat mir anerkennend auf die Schulter geklopft und gemeint, dass ich mich zu einem richtigen Mann entwickle.
Heute nach dem Kunstunterricht musste ich mit Dora die Farben zurück in den Materialraum bringen. Ich schloss die Tür hinter uns. Ich ging zu ihr und drückte sie auf einmal gegen die Wand. Sie wollte schreien, doch ich hielt ihr den Mund zu. Ich fuhr mit meiner Hand über ihren Körper, wie ich es in etlichen Liebesfilmen gesehen hatte. Ich fuhr mit meiner Hand unter ihren Pulli, aber in meiner Hose rührte sich nichts. Dann fuhr ich ihr in die Hose, aber immer noch nichts. Ich lies sie in Ruhe und sie rannte weg.
Vielleicht bin ich doch schwul.
Ich doch nicht, ich habe eine gute Erziehung genossen.
Ich habe auch nicht mit Puppen gespielt.
Ich habe nie getanzt.
Ich habe immer Fußball gespielt.
Wie hätte ich da schwul werden können?
Heute nach dem Sportunterricht waren Felix und ich die Letzten in der Umkleide. Bei dem Gedanken, ihn an die Wand zu drücken und mit meiner Hand über seinen muskulösen Oberkörper zu fahren, rührte sich was in meiner Hose.
ICH WILL NICHT SCHWUL SEIN.
Felix schien die Beule in meiner Hose auch bemerkt zu haben, denn er fragte mich, woran ich dachte. Ich antworte: An nichts.
ICH BIN NICHT SCHWUL.
Das war wohl zu schnell geantwortet, denn im nächsten Moment drückte mich Felix an die Wand. Und, magst du das, Schwuchtel, raunte er in mein Ohr. Er drückte seinen Oberschenkel gegen meine Erektion. Ich stöhnte. Das war wohl zu viel für ihn, denn er ließ von mir ab und ging.
Ich darf nicht schwul sein.
Ich will keine Tunte, kein warmer Bruder, keine Schwuchtel sein.
Gott will es nicht.
Ich muss mich Gottes Willen beugen.
Cora und ich sollten einen Film für den Unterricht aus der Bibliothek ausleihen. Auf dem Weg dahin ergriff ich meine Chance. Ich drückte sie in das Jungsklo. Weil gerade Unterricht war, war hier keiner. Ich presste sie gegen die Wand und damit sie nicht schreien konnte, presste ich meinen Mund auf ihren. Ich schob meinen Oberschenkel zwischen ihre Beine. Ich ließ meine Hand unter ihren Rock wandern und kniff ihr in den Arsch. Aber nichts rührte sich bei mir. Bei Felix hat es doch auch geklappt. Ich stellte mir vor, ich würde Felix an die Wand drücken und ihr leidenschaftlich Küssen. Dann rührte sich was in meiner Hose, das merkte auch Cora, die ich immer noch an die Wand presste und die versuchte, wegzulaufen. Ich drehte sie um, so, dass sie mit dem Rücken zu mir stand. Ich hielt ihr mit einer Hand den Mund zu und mit der anderen Hand öffnete ich meine Hose. Ich zog meine Boxershorts runter und massierte mein Glied, bis ich den Slip von Cora runterzog und mein Glied in ihr Innerstes stieß. Ich machte es schnell, sie sollte Schmerzen leiden, so wie ich Schmerzen litt. Ich stöhnte als ich kam. Ich zog meine Hose wieder hoch. Cora drehte sich um, sie weinte. Sie schlug mir auf die Brust und ins Gesicht, doch es störte mich nicht. Nur eine verweichlichte Schwuchtel würde Schmerzen empfinden. Ich lächelte triumphierend.
Ich war nicht schwul.
Ich hatte mit einem Mädchen gevögelt.
Schwuchteln machen sowas nicht.
Ich war nicht schwul.
Felix und ich waren heute wieder die Letzten in der Umkleide. Felix drückte mich wieder an die Wand.
ICH WOLLTE DAS NICHT.
ICH WOLLTE NICHTS FÜR IHN EMPFINDEN.
Er küsste mich. In meiner Hose regte sich was.
ICH WOLLTE DAS NICHT.
ICH WOLLTE NICHT SCHWUL SEIN.
Er fuhr mit seiner Hand über meinen Rücken, dann und meine Hose und über meine Erektion. Ich wollte das.
ABER ICH DURFTE DAS NICHT WOLLEN.
GOTT WOLLTE DAS NICHT.
Felix zog mich die Hose runter und kniete sich vor mir hin. Er umspielte meine Erektion mit seiner Zunge und dann ging alles sehr schnell. Ich stöhnte.
GOTT WOLLTE DAS NICHT.
ICH WOLLTE DAS NICHT.
ICH WOLLTE NICHT SCHWUL SEIN.
Vater Joseph hat heute zu mir gesagt, dass ich mich von meinen Sünden reinwaschen solle. Ich solle beichten.
ICH WOLLTE NICHT.
Er meinte, ich würde sonst in der Hölle bei den Schwuchteln und Lesben landen und das wollte er nicht für mich. Gott wollte das nicht für mich.
Ich überlege, wie ich mich von meinen Sünden reinwaschen sollte. Ich könnte nicht beichten. Ich hatte den Himmel nicht verdient. Ich war schwul. Eine verdammte Schwuchtel. Eine Tunte. Ein Homo. A goddam faggot.
ICH WOLLTE SO NICHT SEIN.
ICH DURFTE SO NICHT SEIN.
GOTT WOLLTE DAS NICHT.
ICH WOLLTE NICHT MEHR EXISTIEREN.
ICH DURFTE NICHT.
GOTT VERBOT ES MIR.
Ich legte mich auf die Schienen und ließ mich von einem Zug überfahren. Es fühlte sich gut an. Jetzt würde ich in die Hölle kommen und im Fegefeuer leiden wie alle Schwuchteln. So wie ich es verdient hatte. Ich genoss den Schmerz, als der Zug mich überrollte. Keiner würde mehr an mich denken. Keiner würde sich an mich erinnern. Keiner wollte an mich denken. Keiner wollte sich an mich erinnern. Die Schwuchtel. Wer mochte denn Schwuchteln?
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