02. The Hunger Games - One Direction
Liebe Maggie, dein Vorgabe lautete: 1D comeback ;) aber Frau Schreiber unterrichtet und der Kartenverkauf ist ja immer Freitag 10 Uhr (kaum eine Chance) aaaaber, Frau Schreiber wäre nicht Frau Schreiber, wenn sie sich nicht an den Hungergames beteiligen würde und Krieg gegen Ticketmaster führt ;)
Und das habe ich nun daraus gemacht:
Frau Schreiber
Seit Jahren hatte ich auf diesen Moment gewartet: auf die Reunion von One Direction. Endlich würde die Band wieder auf Tournee gehen, für mich war das etwas Besonderes, denn ich hatte die vier jungen Männer noch niemals gemeinsam live erlebt.
Mit klopfendem Herzen blickte ich immer wieder auf den Instagram Beitrag eines sogenannten Update Accounts, der stets die brandaktuellen Neuigkeiten über 1D, so lautete die Kurzform der Gruppe, verbreitete.
Der Ticketverkauf sollte am Freitag, um zehn Uhr morgens starten.
Spätestens jetzt, als ich diese Information verinnerlichte, lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. Das konnte ich vergessen, denn ich arbeitete als Lehrerin und würde mich zu diesem Zeitpunkt mitten im Unterricht befinden.
„Nein, nein, das kann nicht wahr sein", murmelte ich völlig fertig und den Tränen nahe.
Unter den Fans war bekannt, dass die Ticketverkäufe für One Direction sich wie die Hunger Games gestalteten – nur ein Bruchteil überlebte das Desaster und ergatterte eines der begehrten Konzerttickets. Wenn ich am Nachmittag den Versuch starten würde, an eine Eintrittskarte zu gelangen, würden sie schon längst alle weg sein.
Die Band meiner Träume nur ein einziges Mal bei einem Konzert zu erleben, das war es, was mich unendlich glücklich machen würde. Scheinbar hatte jedoch eine höhere Macht etwas dagegen, was mich ziemlich wütend werden ließ.
Sollte ich mich an diesem Tag krankmelden? Mein Pflichtbewusstsein ließ dies nicht zu, denn ich übte meinen Beruf mit Leib und Seele aus. Also musste ein anderer Plan her.
Einer, der sich gut in die Tat umsetzen ließ, ohne dass jemand meiner Kollegen Verdacht schöpfte. Als ich zu Bett ging, kam mir die große Erleuchtung, die ich gleich am nächsten Tag in die Tat umsetzte.
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Es war kein Problem, eine Exkursion genehmigt zu bekommen, da ich mit meinen Schülern in diesem Halbjahr noch keine unternommen hatte. Die neunte Klasse der Realschule war Feuer und Flamme, als ich sie darüber in Kenntnis setzte, dass wir am kommenden Freitag anstatt des Unterrichts, etwas total anderes machen würden.
„Frau Schreiber, wohin gehen wir denn?", fragte Jessi, eine kecke Fünfzehnjährige.
„Das wird eine Überraschung, aber zieht euch festes Schuhwerk an", antwortete ich lächelnd.
Niemand sollte Verdacht schöpfen, weswegen ich die Sache so aussehen ließ, als ob wir extrem viel wandern würden. Dabei hasste ich nichts so sehr, als durch die Gegend zu laufen, es sei denn, ich ging shoppen – da war das okay, weil man die Kilometer, die man zurücklegte, nicht wirklich realisierte.
Ein Murren ging durch die Klasse, welches ich geflissentlich ignorierte. Ich ließ die Schüler in dem Glauben, dass sie sich die Füße wund laufen würden.
Als die besagte Exkursion pünktlich um acht Uhr morgens startete, erkundigte ich mich, ob auch jeder sein Handy dabei hatte.
„Natürlich, Frau Schreiber, was denken Sie denn", meinte Paul, einer der Schüler, die nicht gerade im Unterricht durch Wissen glänzten. Dafür wusste er aber bestens mit dem Handy umzugehen.
„Nun, geht, dann legen wir los."
Zielstrebig führte ich meine Schüler, fünfundzwanzig an der Zahl, in Richtung Innenstadt. Noch immer hatten sie keine Ahnung, wohin die Reise ging und als ich nach zwanzig Minuten Fußmarsch vor einem MC Donalds stoppte, schauten mich alle entgeistert an.
„Wir gehen jetzt erstmal frühstücken", lautete meine Ansage, worauf alle in Begeisterung ausbrachen.
„Die Idee ist klasse, Frau Schreiber, da sollten sich die anderen Lehrer eine Scheibe von abschneiden", kam es von Bianca.
Ich lächelte nur und freute mich, als meine Schüler ihr Frühstück bestellten. Es dauerte eine Weile, bis alle mampfend an den Tischen saßen und da um diese Uhrzeit alle anderen in der Schule hockten, oder auf der Arbeit verweilten, waren wir die einzigen Gäste des Restaurants.
Pommes flogen durch die Luft und landeten beinahe auf meinen Haaren, aber ich ignorierte das gekonnt. Heute hatte ich wichtigere Dinge im Kopf.
Hin und wieder warf ich einen Blick auf die Uhr, die fast halb zehn anzeigte, als alle aufgegessen hatten. Das war perfekt für meine Planung.
„Jeder darf sich jetzt auf meine Kosten ein Getränk holen", begann ich meine Ausführungen, „und dann setzt ihr euch wieder hin und macht eure Handys startklar."
Als ob sie das nicht schon getan hätten, denn schließlich gab es hier kostenloses Internet.
Schmunzelnd blickte ich in die fragenden Gesichter, wartete ab, bis alle mit Getränken versorgt waren und begann dann mit dem Unterricht der ganz anderen Art.
„Also meine Lieben, wie einige von euch bestimmt wissen", - ich blickte zu Frieda, Jessi, Bianca, Sarah und Sabine, den größten One Direction Fans überhaupt, „startet heute um Punkt zehn der Ticketverkauf für die Reunion Tour von One Direction."
Ein Raunen ging durch die Menge, einige schauten verblüfft, andere eher irritiert drein.
„Wie ihr vielleicht wisst, bin ich ein großer Fan dieser Band und habe sie leider noch nie live gesehen. Ich möchte unbedingt ein Ticket haben aber es wäre nicht möglich, das in der Schule durchzuziehen. Deshalb machen wir heute diese Exkursion."
„Was?!" Markus klappte die Kinnlade nach unten, da redete ich schon weiter.
„Ihr loggt euch jetzt alle auf eurem Ticketmaster Account ein-."
„Ich habe aber keinen", brüllte Sven von hinten.
„Das ist dann dein Pech, dann musst du dir schnell eine anlegen oder du verpasst die Chance", entgegnete ich.
„Welche Chance?", wollte Anni wissen.
Breit grinsend legte ich den Schülern meine Idee dar. „Wer es schafft, ein Konzertticket für mich zu kaufen, der bekommt eine Eins als mündliche Note in dem Fach, in dem er am schlechtesten ist. Deutsch oder Geschichte. Somit wertet ihr euer Zeugnis auf."
Wieder ging ein Raunen durch den Raum und ich beobachtete, wie alle geschäftig auf ihren Handys herumtippten.
„Ich glaub's nicht", hörte ich Frieda begeistert rufen, „wir können an den Hunger Games teilnehmen. Ich hatte schon befürchtet, die Tickets abschreiben zu können."
Um kurz vor zehn wurde es plötzlich mucksmäuschenstill, alle starrten wie gebannt auf die Displays ihrer Handys, auch ich, denn selbstverständlich nahm ich ebenfalls an den Hunger Games teil. Nur hatte ich jetzt eine fünfundzwanzigfache Chance, an ein Ticket zu gelangen, oder sechsundzwanzigfache, je nachdem, ob Sven es geschafft hatte, sich noch einen Account anzulegen oder nicht.
„Oh Gott, ich hänge in der Warteschleife, das ist so nervenaufreibend", hörte ich Bianca jammern.
„Ich auch, ich halte das nicht aus", kreischte Sabine, „ich will Niall sehen, sonst drehe ich durch!"
„Und ich Harry", brummte Bianca.
In der Warteschleife hing ich auch, wartete mit pochendem Herzen, ob etwas geschah und traute mich kaum zu blinzeln. Gott war das aufregend!
Als die Erste, Sarah, „Ich bin durch", brüllte, da begann mein Herz regelrecht zu rasen.
Innerlich betete ich, dass sie ein Ticket kaufen konnte und nicht wieder rausgeworfen wurde, weil das System vielleicht schlapp machte.
„Oh Gott, ich habe zwei Tickets in meinem Einkaufskorb, jetzt muss ich nur noch bezahlen." Sarah klang euphorisch und auch meine Laune besserte sich schlagartig. Bis ich sie plötzlich kreischen hörte. „Nein, die Tickets sind aus dem Korb verschwunden! Was ist das für ein Mist!" Sarah war einem Nervenzusammenbruch nahe und mir erging es ebenso. Am liebsten hätte ich geheult, aber das konnte ich vor meinen Schülern nicht bringen.
Also riss ich mich zusammen und betrachtete die Spirale der Warteschleife, die mich langsam aber sicher rasend machte. Irgendjemand musste doch durchkommen und mich erlösen! Wenigstens einer!
„Bitte lieber Gott, mach' dass ich ein Ticket bekomme", betete ich stumm vor mich hin. „Ich will die geilen Typen nur einmal in meinem Leben auf der Bühne sehen."
Und Gott erhörte mein Gebet.
Es war Paul, den er dazu auserkoren hatte, meine Erlösung herbeizurufen, „Frau Schreiber, ich habe ein Ticket für Sie", rief er mir plötzlich zu und strahlte mich an. Dann lief er zu meinem Platz, um mir das Handy vor die Nase zu halten.
Ich konnte mein Glück kaum fassen und freute mich wie ein Schneekönig. „Oh mein Gott, ich danke dir! Du bekommst eine Eins in Deutsch eingetragen."
„Echt jetzt? Das war kein Scherz?"
„Nein, Paul, ich meinte das ernst."
Meine Freude kannte keine Grenzen, ich hätte am liebsten alle umarmt und als ich hörte, dass die Mädchen, die zu den größten Fans zählten, ebenfalls Tickets ergattert hatten, da jubelte ich innerlich. Lediglich Sarah hatte Pech und begann zu weinen. Sie tat mir so unglaublich leid, denn ich wusste, was in ihr vorging.
Genauso hätte ich mich auch gefühlt, wenn ich kein Ticket bekommen hätte.
Und wieder war es Paul, der den Tag rettete. „Ich hab' zwei Tickets gekauft, du kannst eins haben, Sarah. Ich geh' da eh' nicht hin", meinte er und grinste.
„Wirklich?" Sarah schaute ihn ungläubig an und als er ihr den Ticketkauf präsentierte, da umarmte sie ihn stürmisch und küsste ihn auf die Wange.
„Paul, du bist echt der Beste."
Das fand ich nun auch und deshalb hatte ich noch eine Überraschung.
„Hört mal, weil ihr alle so brav geholfen habt, werden eure Noten in dem Fach, in dem ihr am schlechtesten steht, im mündlichen um eine nach oben aufgewertet. Für Paul bedeutet das zwei Aufwertungen."
Der Jubel nahm kein Ende, meine Schüler feierten mich und Paul meinte: „Sie sind für mich die Queen, Frau Schreiber, auch wenn ich einen total anderen Musikgeschmack habe. Aber ich finde Sie echt cool."
„Und du, Paul, bist heute für mich der King", erwiderte ich.
Niemand erfuhr jemals, was bei dieser Exkursion wirklich vor sich ging, das war ein Geheimnis zwischen meinen Schülern und mir. An diesem Tag hatten wir die Hunger Games erfolgreich bestritten.
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FunFact: Frieda, Bianca, Jessi, Anni und Sarah sind Autorinnen auf Wattpad und mein richtiger Name lautet Sabine. ^^
Ich hoffe, der OS hat euch und besonders dir, liebe Maggie, gefallen.
Ich hatte sehr viel Spaß beim Schreiben, denn ich finde auch Lehrer sollten eine Chance auf 1D Tickets haben :)
LG, Ambi xxx
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