29. Soul Eater12- Soziale Angst
『»Probleme mit Menschen«』
Seine blutroten Augen blickten in den schwarzen Himmel. Der gelbe Halbmond - welcher umschlossen war von schwarzem Blut und deshalb aussah, wie ein schwarzer Vollmond - gackerte krankhaft, während eine dunkelrote, dicke Spur aus Blut aus seinem Mund heraus floss.
Wann war er so apathisch geworden?
Während er seufzend seine Hände zu Fäusten ballte und diese in seine gelb-schwarze Jackentaschen tat, betrachteten seine Augen ihre am Boden liegende Gestalt.
Er wusste es nicht, ihm fiel nichts ein, er hatte keine Ahnung, wieso er so geworden ist, wie er heute war.
Das Blut des Mondes tropfte auf den Boden und landete direkt als kleiner Punkt auf die Stirn der ascheblonden, schlanken Gestalt, die schlief.
Plötzlich schlichen sich wieder die Geschehnisse des Kampfes in seinen Verstand. Sie wurden zu Bildern und jagten ihm einen Schrecken ein, bereiteten ihm panische Angst. Seine Hände fingen an zu zittern, ihm fiel ein eiskalter Schweiß den Rücken runter und seine Pupillen weiteten sich, während er mit zittrigen Schritten auf die schlafende Person zuging.
Er, dieses Monster, dieser Kishin hätte fast seine Meisterin getötet!
Er versuchte sich zu beruhigen, versuchte zu Atem zu kommen.
Wann war ihm jemals eine andere Person wichtig geworden, außer seinem Bruder?
Wann hatte er das blondhaarigen Mädchen in sein Herz geschlossen?
Der Weißhaarige stand nur neben seiner Freundin. Er erkannte trotz des Schmutzes und des vielen - mittlerweile getrockneten - Blutes an ihrem Körper, dass sich ihr Brustkorb regelmäßig hob und senkte.
Freundin, huh? Wann wurde diese Person den zu einem Menschen, dem er genauso vertraute wie seinem Blutsverwandten, vielleicht sogar noch mehr?
Seit wann warf er völlig rücksichtslos und ohne einen zweiten Gedanken daran zu verschwenden, sein Leben weg für sie, für eine Person, die mit ihm immer in Streitigkeiten geriet?
Lag es daran, dass er eine menschliche Waffe war und dazu bestimmt war, sie zu beschützen und sie seine Meisterin war, die ihn im Kampf führte und die Aufgabe hatte, ihn zu vervollständigen?
Erneut blickte er zu dem Mond.
Aber er hatte doch Probleme, wie dieser rosahaarige Idiot, der sein Leben opferte, um den Kishin aufzuhalten. Der wegen seiner Ängste nun ein Teil des Kishins wurde, um alle anderen zu retten.
,,Unser Retter also, huh?"
Er fühlte, wie ihm kalt wurde.
Aber ihm war nicht kalt. Ihr war kalt. Durch seine Verbindung mit ihr spürrte er - wenn auch schwach - was sie spürte. Er konnte nur ihre Gefühle und Empfindungen klar spüren, wenn sie in Seelenresonanz waren, wenn ihre Seelen perfekt aufeinander abgestimmt waren.
Erneut seufzte er und bückte sich zu ihr runter. Sie sah so friedlich aus, als würde sie schlafen und nicht, als wäre sie vor Erschöpfung wegen des langen und anspruchsvollen Kampf zusammengebrochen.
Der Weißhaarige kniete sich hin und hob sie vorsichtig auf, setzte sie auf seinen Rücken und begann sich langsam vom Schlachtfeld zu entfernen.
Er spürte ihre gleichmäßige Atmung an seinem Ohr und auf eine gewisse Art und Weise beruhigte es ihn. Leicht lächelte er.
Wie schaffte sie es, ihn trotz seine Ängste, so glücklich zu machen, obwohl sie nur da war und atmete?
Ihm fielen seine schneeweißen Haare ins Gesicht. Vergeblich versuchte er sie wegzupusten, was jedoch nicht wirklich klappte.
Warum hatte er ausgerechnet sein Stirnband im Kampf verloren? Konnte er nicht stattdessen sein Gehör, seine Stimme oder sein Augenlicht verlieren, um an dieser schreckliche Welt nicht mehr teilzunehmen?
Manche würden jetzt behaupten, seine Weltanschauung wäre falsch. Komplett gelogen. Und er würde nur das schlechte in der Welt sehen.
Aber eins, was ihm diese ,,Krankheit", diese panische Angst vor Menschen, gelehrt hatte, war, dass die Welt, egal wie schön sie war, auch Schattenseiten besaß.
Ja, man sah die wunderschönen Sonnenstrahlen, hörte das fröhliche Kinderlachen und so weiter, aber diese kleinen, alltäglichen Dinge, verdecken die Tatsache, dass die Menschen nur geboren wurden, um zu sterben. Das Glücklich sein nur eine Illusion der Menschen ist, um das Leben erträglicher zu machen. Viele verschließen die Augen vor der Wahrheit des Lebens. Auch seine Meisterin.
Der Weißhaarige schüttelte seinen Kopf, während er ein kleines Grinsen auf den Lippen trug. Seine naive, führsorgliche, aggressive und stoische junge Meisterin. Sie war viel zu optimistisch für ihr junges Alter.
Und verhielt sich viel zu erwachsen für ihr Alter.
Keine Ahnung, wieso er jetzt darüber nachdachte, während sie auf seinem Rücken ohnmächtig war und sich an ihm schmiegte.
War anscheinend einer seiner komischen Angewohnheiten.
Genauso wie die Angst, sich Menschen zu sehr zu nähern.
Fast schon träge schleifte er sie und sich mit nach Death City. Ihrem Zuhause, seinem neuem Zuhause.
Hoffentlich hatte Blair nicht versucht zu kochen.
Genervt verzog er das Gesicht.
Diese magische sexy Katzenlady war ihm manchmal echt zu viel. Ein Wunder, dass er nicht mehr bei ihren großen Brüsten anfing aus der Nase zu bluten, die die Violetthaarige ihm ständig ins Gesicht drückte.
Wieso hatten Maka und er nochmal nochmal beschlossen, sie bei sich wohnen zu lassen?
Ehrlich gesagt, wollte er das gerade überhaupt gar nicht wissen. Was er viel mehr wissen wollte, war, wann die aschblonde, schlafende Schönheit, die auf seinem Rücken war, endlich aufwachen würde.
Schon wieder.. schon wieder machte er sich um sie Sorgen. Eigentlich war das doch gar nicht seine Art. Er kümmerte sich nur um sich, naja, zumindest hatte er das früher immer getan. Wann sich das geändert hatte, wusste er nicht. Aber obwohl er Menschen nicht zu nah an sich ran ließ, ließ er sie sehr nah an ihn ran.
Was war an ihr so besonders, dass er sie ohne zu zögern, in sein Innerstes ließ? War es ihre aufbrausende Art? Ihre Fähigkeiten, in jeder Situation optimistisch zu bleiben? Ihr atemberaubende Fähigkeiten, in die Seelen der Menschen zu blicken und ihre Persönlichkeit zu lesen? Oder war das doch ihr Mut, sich niemals ihrer Angst zu unterwerfen und gegen ihre Ängste zu kämpfen?
Sein ganzer Körper begann wegen der Nähe einer anderen Person zu kribbeln. Schon die ganze Zeit. Nur der kleinste Körperkontakt brach ihn um den Verstand. Ließ ihn fast eine innerliche Panikattacke durchleben.
Hatte sie schon von seiner Angst Wind bekommen? Wusste sie etwa die ganze Zeit, dass er dieses Problem mit den Menschen hatte, verschwieg dies jedoch von ihm?
Er schüttelte den Kopf.
Nein, so war sie nicht. Sie würde ihm sagen, was sie wusste. So war sie immer. Ehrlich mit sich selbst und ihren Mitmenschen.
Sie war diejenige, in ihrer Waffen-Meister Beziehung, die immer ehrlich war. Und er? Er war ein Feigling und versteckte sich hinter einer Fassade, damit niemand sein wahres Selbst sah.
Damit niemand die Trauer und diese verdammten negativen Emotionen erblickten konnte.
Manche Menschen würden sagen, er leidet an Depressionen. Jedoch wusste der Weißhaarige, dass er nicht an Depressionen litt. Er war ein Realist und sah die Welt wie sie wirklich war und genau diese Tatsache machte ihn anders.
Hoffentlich würde seine Meisterin nicht merken, dass er anders war und dass er diese ,,Krankheit" hatte.
Aber der Albino hoffte auch, dass diese Soziale Angst irgendwann mal verschwinden würde - nur für einen kurze Moment seines Lebens. Er hoffte, dass er auch für kurze Zeit mal aufhören konnte ein Realist zu sein, nur damit er für eine kurzen Augenblick die Welt so sehen und genießen konnte, wie alle anderen.
Damit er sich für einen kurzen Augenblick ,,normal" fühlen konnte - auch wenn er anders war und anders aussah.
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