I. bathtub and flowers
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word count :
10.701 words
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bitte nehmt euch zeit, alles zu lesen :
[ 30 bis 50 minuten]
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short discription :
woosan.
san trifft auf wooyoung, der auf der party von sans besten freund sohan alleine in einer ecke sitzt und ein paar bechern bier dabei zusieht, wie sie die musik sichtbar machen. aber sie müssen sich schon bald wieder trennen.
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a/n :
ich weiss es ist nicht das grösste geschenk, das man machen kann. aber mit ist dieser os mit der zeit genauso wichtig geworden, wie du mir wichtig bist, und ich hoffe, dass man es auch merkt. ich kann dir gar nicht sagen, wie viele tafeln schokolade in dem ganzen projekt steckt (aber lass mich dir sagen, dass es viele waren). ich bin wirklich zufrieden damit, wie das ganze herausgekommen ist, vor allem, weil du mit gar nichts vorgegeben hast, weswegen es lange gedauert hat, überhaupt die grundidee auszudenken.
ich wünsche dir einen wunderschönen geburtstag und hoffe, du kannst ihn auch deinen wünschen entsprechend feiern. hör auf, immer auf mich rücksicht nehmen zu wollen, ich kann auf mich selbst aufpassen. kümmere dich auch um dich und nicht nur um alle andern - du hast es auch verdient, umsorgt zu werden. ich hoffe wirklich, dass du dein auslandsjahr durchziehen kannst. du hast es verdient, geliebt zu werden. :)
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Wooyoung hatte in einem langwierigen Prozess seine gefühlslosen Beine unter seinen Körper gezogen, damit sie keine Stolperfallen für andere Partygäste darstellen. Er hat seinen Kopf in den Nacken gelegt, um die Menschen, die um ihn herumstehen und tanzen, zu beobachten und im Ernstfall vorher zu sehen, ob einer der Menschen auf ihn treten wird. Der Blonde hat sich zwar in eine Ecke zurückgezogen, um so wenigen Menschen wie möglich im Weg zu sein, aber auch hier in der Ecke befinden sich viele der Zweibeiner. Ausserdem sorgt Wooyoung dafür, dass niemand die ganzen Becher umschmeisst, die er an der Wand aufgereiht hat. Der Junge ist nicht gekommen, um zu trinken, wie die Meisten hier, weswegen er die Getränke, die ihm immer wieder gereicht wurden, hingestellt und nicht getrunken hat.
Aber Wooyoung hat noch nicht den ganzen Abend lang auf seinen tauben Beinen gesessen — am Anfang hatte er noch seinen Rollstuhl, aber dann haben ihn eine Gruppe von Jungen bestohlen und Wooyoung auf dem Boden zurückgelassen. Wo sein Rollstuhl jetzt genau ist, kann der Blonde nicht sagen. Wahrscheinlich wird er auf der Strasse missbraucht oder sonst so etwas ähnliches, aber der Junge kann seinen Rollstuhl ja nicht suchen gehen — um genau zu sein kann er sich ohne den Rollstuhl nicht mal von seiner Ecke wegbewegen, ohne dass er zur Stolperfalle wird oder Menschen auf ihn treten. Das alles ist passiert, weil seine besten Freunde ihn hierhergeschoben hatten (er konnte sich nicht wehren, sonst hätte er wieder Blasen an den Händen bekommen) und ihn dann abgestellt haben, um sich irgendwo zu betrinken. Zwischendurch hat er seine Freunde zwar gesehen, aber er weiss nicht, ob sie ihn auch bemerkt haben.
Der Blonde dreht langsam seinen Kopf nach unten, um sich seinen Nacken so gut wie möglich zu massieren. Er ist es sich zwar gewohnt, hoch zu sehen, aber normalerweise ist er dann doch ein paar Centimeter höher als jetzt gerade. Wooyoung tastet nach seinem Handy in seiner Hosentasche und zieht es heraus, um zu sehen, ob mindestens einer seiner Freunde auf seine Hilferufe reagiert hat — aber zu seinem Pech hat niemand seine Nachrichten gelesen. Und das bedeutet, dass ihn niemand aus seiner Ecke retten wird und so stellt sich Wooyoung auf eine lange Nacht ein, die er zusammen mit seinen vollen Bechern verbringen wird.
Wooyoung lehnt seinen Kopf gegen die Wand und betrachtet den Alkohol in den Bechern, der immer wieder kleine Wellen zu schlagen scheint, weil die Musik hier so laut ist, dass der Boden vibriert, was er allerdings nicht selbst spürt — zumindest solange er seine Hände nicht auf den Boden legt. Allerdings traut er sich nicht, seine Hände abzulegen, da noch immer Menschen um ihn herumtanzen und ihm teilweise gefährlich nahekommen. Der Blonde seufzt ein weiteres Mal an diesem Abend und schliesst seine Augen in der Hoffnung, dass er einschlafen kann und die Zeit schneller hinter sich bringen kann. Aber nach ein paar Minuten gibt der Schwarzhaarige auf und öffnet seine Augen wieder, um auf die Beine der Menschen vor ihm zu starren. Seine Gedanken beginnen abzudriften und sein Blick wird unfokussiert, was allerdings durch neue Beine in Wooyoungs Blickfeld behoben wird. Der Blonde sieht auf, um in ein Gesicht zu sehen, das er noch nie gesehen hat.
Der junge Mann hat ein schönes Gesicht — es ist symmetrisch, seine Lippen sind plump und pink, seine Nase passt perfekt in sein Gesicht und seine Augen haben sowohl eine schöne Farbe als auch eine schöne Form. Seine schwarz-roten Haare fallen ihm unordentlich in seine Stirn und Wooyoung nimmt sich mehrere Augenblicke Zeit, um über die unglaublich reine Haut des ihm fremden Mannes zu staunen — bis der Fremde sich vor lehnt und Wooyoung seinen warmen Atem an seinem Ohr spürt. »Wieso bist du allein in dieser Ecke?« Wooyoung ist von der Stimme des Mannes überrascht, denn er hat nicht mit solch einem warmen Ton gerechnet und nicht mit solchen Worten, in denen ehrliches Interesse mitzuschwingen scheinen. Der Blonde schluckt einen Kloss in seinem Hals herunter bevor er sich seine Lippen befeuchtet, um zu antworten: »Ich warte darauf, dass mich meine Freunde hier heraus holen.«
Obwohl sich die beiden Männer so verdammt nahe sind, muss Wooyoung leise Schreien, damit die Worte bei seinem neugefundenen Gesprächspartner ankommen — was dieser auch zu bemerken scheint, denn der Mann setzt zu seinem nächsten Satz an. »Wollen wir wo hin gehen, wo man sich besser unterhalten kann?« Wooyoung kaut auf seiner Unterlippe herum. Er hatte eigentlich nicht vor, sich ohne seine Freunde von der Ecke zu entfernen. Ausserdem kennt er den Mann gar nicht, der sich gerade aufrichtet und ihm seine Hand entgegenstreckt — zweifelsohne, um dem Blonden auf die Beine zu helfen. Wooyoung betrachtet die Hand vor sich wehmütig und sieht danach zu dem Mann auf und schüttelt seinen Kopf — er kann nicht einfach so aufstehen und mit ihm mitgehen, auch wenn er es so unbedingt will.
Der Fremde versteht durch das Kopfschütteln allerdings, dass Wooyoung nicht mit ihm mitgehen möchte, weswegen er sich wieder zu ihm hinunter kniet und ansetzen will, den Blonden zu überreden, welcher den Schwarzhaarigen allerdings überraschenderweise unterbricht. »Ich kann nicht einfach so aufstehen und mit dir gehen«, schreit Wooyoung in das Ohr des Fremden, der daraufhin seinen Kopf zurückzieht und ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen mustert. Der Blick des Fremden schweift über Wooyoungs Körper und bleibt an seinen Beinen hängen. Er lehnt sich wieder vor, mit der Hoffnung, dass seine nächste Frage den Blonden in Verlegenheit bringt. »Sind deine Beine eingeschlafen?« »Vor einer langen Zeit. Und sie werden nie wieder aufwachen.«
Wooyoung hat seine Augen geschlossen und geniesst die wenigen Sekunden, in denen die warme Haut des Fremden auf seiner ruht — der Moment, vor dem er sich jedes Mal am meisten fürchtet, rückt immer näher. Der mitleidige Blick. Der Schwarzhaarige scheint ein paar Augengenblicke zu brauchen, bis er die Bedeutung seiner Worte vollends zu verstehen scheint. Der Fremde zieht seinen Körper wieder zurück, aber anstatt Wooyoung mitleidig zu mustern, betrachtet er seinen Körper, bevor er sich wieder vorlehnt. »Wo ist dein Rollstuhl?« Wooyoung lacht leise auf — wenn er dem Fremden doch nur auf seine Frage antworten könnte. »Das will ich auch wissen.« Der Schwarzhaarige zieht seinen Kopf wieder zurück, um die Menschenmenge abzuscannen, aber der Fremde hat genau so wenig Glück wie Wooyoung — auch er kann keine Räder zwischen dem Wald aus Beinen erkennen.
Also steht der Fremde auf, bevor er sich wieder zu Wooyoung bückt und seine rechte Hand zwischen die gefühlslosen Beine des Blonden schiebt, bis sie auf der anderen Seite wieder hervorkommt. Danach legt er seinen linken Arm an Wooyoungs Rücken und hebt den Blonden in einem fast unmenschlich wirkenden Kraftakt vom Boden auf, woraufhin Wooyoung einen überraschten Laut entfährt, der den Schwarzhaarigen zum Grinsen bringt. Dann entfernt sich der junge Mann zusammen mit Wooyoung von der Ecke, in der die Becher jetzt allein zurückbleiben. Wooyoung versucht seinen Kopf so weit wie möglich einzuziehen, was darin endet, dass er seinen Kopf gegen die Schulter des ihm fremden Mannes lehnt. Wooyoung spürt zwar nicht direkt, dass er mit seinen Beinen immer wieder an Ecken oder Menschen hängen bleibt, aber weiss es trotzdem — es ist immer so.
Der Fremde trägt Wooyoung in den ersten Stock und folgt dort einem relativ langen Gang, von dem Wooyoung bis jetzt nicht einmal ahnte, dass er existiert. Aber hier oben wurde die Musik leiser und mit jedem Schritt, den der junge Mann tut, wirkt die Luft frischen und es stinkt nicht nach einer Mischung aus Schweiss, Alkohol, Aftershave und Deo und Wooyoung geniesst es, endlich wieder einen richtigen Atemzug inhalieren zu können. Der Fremde geht weiter, bis ans Ende des Ganges, wo er vor einer Tür auf der rechten Seite stehen bleibt und zu Wooyoung hinuntersieht, der stumm die Tür öffnet, hinter der sich ein Badezimmer befindet. Der Blonde sieht verwirrt zu dem Schwarzhaarigen auf, aber dieser bekommt das nicht mit, da er das Badezimmer betritt, die Tür hinter sich schliesst und danach auf die Badewanne zugeht.
Wooyoung will gerade beginnen, zu protestieren, allerdings wird er von einem rasanten Höhenverlusst und einem anschliessenden, sanften Aufkommen auf dem Boden der Badewanne unterbrochen. »Willst du mich hier ertränken?« In Wooyoungs Stimme schwingt Panik mit und der ihm fremde Mann, der gerade auf die andere Seite der Wanne geht, beginnt laut zu lachen, was den Blonden dazu bringt seine Arme beleidigt zu verschränken. Danach beobachtet er den Schwarzhaarigen dabei, wie er sich ihm gegenüber in die Badewanne setzt. Er legt seine Beine über die von Wooyoung und lehnt sich danach gegen die Wannenwand hinter ihm. Die beiden Männer mustern sich gegenseitig, wobei Wooyoung einen Arm angewinkelten auf den Rand der Wanne legt, um seinen Kopf darauf ablegen zu können.
»Wieso sind wir in einem Badezimmer und nicht in einem Schlafzimmer oder so?«, fragt Wooyoung und zieht dabei seine Augenbrauen zusammen. Der Fremde lächelt leicht. »Weil es hier unwahrscheinlich ist, dass irgendwelche Menschen ins Zimmer stürmen, um sich miteinander zu vergnügen.« Wooyoung schluckt schwer — so detailliert wollte er das Ganze nicht haben. Deswegen greift Wooyoung mental nach einem der Gedankenfetzen in seinem Kopf und formt ihn zu einem Satz um. »Wieso kennst du dich hier aus?« Der Schwarzhaarige legt seinen Kopf auch leicht schief und starrt Wooyoung in dessen Augen, was den Blonden verunsichert — er versucht aber, es sich nicht anmerken zu lassen. »Sohan ist einer meiner besten Freunde. Ich habe mein halbes Leben in diesem Haus verbracht.«
Wooyoung nickt leicht, hauptsächlich, weil er nicht weiss, was er darauf sagen sollen - Konversationen sind nicht so sein Ding. »Wie heisst du?«, fragt Wooyoung deswegen und kaut danach auf seiner Unterlippe herum. Der Schwarzhaarige grinst leicht und lässt seinen Kopf auf die andere Seite fallen. »Rate.« Wooyoungs Blick schweift vom Gesicht des Schwarzhaarigen zu dessen Brust, die er anstarrt während er nach einem perfekten Namen sucht. Aber keiner der Namen, die ihn anspringen scheinen so wirklich zu dem Mann zu passen, weswegen Wooyoung sich für einen etwas komischen Namen entscheidet - aber zumindest passt er. »Calla.« Der Schwarzhaarige zieht seine Augenbrauen zusammen, aber zu Wooyoungs Überraschung versteht er sofort die wahre Bedeutung für den Namen. »Du meinst wie die Blume? Was ist ihre Bedeutung nochmals?«
Wooyoung befeuchtet seine Lippen und merkt, wie ihm Hitze in die Wangen steigt. »Die Calla wurde früher oft als Blume der Trauer angesehen, die eine Art Unsterblichkeit symbolisieren soll. Heute steht sie für elegantes Äusseres, Faszination und Schönheit.« Der Schwarzhaarige beginnt daraufhin breit zu grinsen und das Gesicht des Blonden ein weiteres Mal zu mustern — er hat nicht erwartet, dass sich der Blonde so gut mit Blumen auskennt. »Antuli. Das ist mein Name für dich.« Wooyoung sieht den Schwarzhaarigen überrascht an, während ihm sein Hirn die Bedeutung der Blume auflistet — Provokation, Exotik und Stärke. Ein breites Lächeln schleicht sich auf Wooyoungs Lippen und er starrt den Fremden vor ihm an, was eben dieser ihm gleich tut. »Mein Name ist Wooyoung«, durchbricht Wooyoung die Stille nach ein paar Augenblicken, woraufhin der Schwarzhaarige ihn ein weiteres Mal mustert — wahrscheinlich um ihn als Wooyoung anzusehen. »Ich heisse San«, sagt der Schwarzhaarige und Wooyoung beginnt ihn zu mustern. San. Der Name passt zu ihm.
»Wieso wolltest du mit mir reden?«, fragt Wooyoung, woraufhin San leicht zu lächeln beginnt. »Sohan hat mich auf dich aufmerksam gemacht und mich gebeten, dich zu fragen, ob es dir gut geht. Er schmeisst zwar oft Partys, aber eigentlich trinken wir nicht und passen eher auf die Gäste auf«, antwortet San. Wooyoung nickt leicht, bevor er erwidert: »Ich auch nicht.« San zieht seine Augenbrauen zusammen, weswegen Wooyoung seine Erwiderung ausführt. »Ich trinke auch nicht.« Daraufhin sieht San ernsthaft erschrocken aus und sein Blick wandert von Wooyoungs Augen zu dessen Beinen, was der Blonde verwirrt beobachtet. »Du bist wirklich-«, beginnt San, unterbricht sich aber selbst, um wieder zu Wooyoung aufzusehen. Dieser nickt nur leicht und lächelt traurig. »Dachtest du, dass ich mir das ganze ausgedacht habe?« San sieht leicht beschämt auf seine Hände und ein nervöses Lachen entflieht seinen Lippen.
»Tut mir leid«, murmelt San, woraufhin Wooyoung leise auflacht. »Du kannst ja nichts dafür. Ich habe gelernt so zu leben.« Aber trotzdem ist es San peinlich, dass er dachte, dass das alles eine Lüge sei. Wooyoung bemerkt Sans plötzlichen Stimmungswechsel, weswegen er beschliesst, das Thema zu ändern: »Wieso kennst du dich mit Blumen und deren Bedeutungen aus?« San lacht daraufhin leise auf und sieht wieder zu dem Blonden hoch, der ihn ehrlich interessiert mustert. »Meine kleine Schwester wollte es lernen, als sie noch klein war, aber damals konnte sie noch nicht lesen, weswegen ich es mit ihr gelernt habe. Ich bin aber ziemlich eingerostet, um ehrlich zu sein. Und du?« Wooyoung lächelt leicht bei Sans Antwort und vor seinem inneren Auge taucht ein kleiner San und ein kleines Mädchen auf, die zusammen an einem Tisch sitzen und Karteikarten mit Blumennamen und deren Bedeutungen durchgehen. »Ich habe viel Zeit. Ich kann ja keinen Sport betreiben. Und ausserdem merke ich mir Sachen schnell«, antwortet Wooyoung und lächelt San leicht an.
Und so vergeht der Abend, indem sie über alles Mögliche reden, bis sie sich dann einfach nur gegenseitig anstarren. »Bist du müde?«, fragt San und durchbricht dadurch die angenehme Stille, die zwischen ihnen gehangen ist. Wooyoung nickt leicht und schliesst seine müden Augen — er weiss nicht wieso, aber er hat keine Angst davor, bei San einzuschlafen. Er hat den Schwarzhaarigen in den vergangenen Stunden gut genug kennen gelernt, um zu wissen, dass dieser ihm nichts antun würde. Wooyoung ist bereits fast ins Land der Träume abgerutscht, als er spürt, wie jemand leicht seine Schulter schüttelt. »Rutsch vor«, sagt San leise, was der Blonde auch tut — er versteht nicht ganz, weshalb er vor rutschen soll aber er vertraut San und kommt seiner Bitte nach.
San ist aufgestanden und zurück zu Wooyoungs Ende der Wanne gegangen, um sich hinter den Blonden zu setzen, sobald dieser seiner Bitte nachgekommen ist. Der Schwarzhaarige versteht nicht ganz wieso, aber er hatte den Zwang dazu, sich hinter den Blonden zu setzen, damit dieser mindestens halbwegs gut schlafen kann. Manchmal wirkte Wooyoung verloren — so als ob er nicht genug Zuneigung bekommt. Er hat es nie laut ausgesprochen, aber als er von seinen Freunden und deren Beziehungen geredet hatte, hat San die Sehnsucht in seinen Augen gesehen. Und er hat Mitleid mit Wooyoung. Er versucht es nicht zu zeigen, aber es macht ihn traurig, den Jungen so sehnsüchtig zu sehen und gleichzeitig zu wissen, dass es schwer sein wird, jemals jemanden zu finden, der ihn trotz seiner Behinderung liebt. Deswegen setzt sich San hinter Wooyoung und lässt den Blonden auf sich schlafen — etwas Zuneigung eines fremden Menschen.
Die beiden jungen Männer schlafen lange — sie beide geniessen den Schlaf neben einer anderen Person. San, weil er weiss, dass er etwas Gutes tut. Und Wooyoung, weil er endlich nicht mehr allein ist — weil er spürt, dass da jemand ist, der zumindest für die Stunden des Schlafes neben ihm ist und über ihn wacht. Aber trotzdem müssen die Beiden irgendwann aufwachen. Und San trifft es als erstes (hauptsächlich, weil er einen leichteren Schlaf hat als Wooyoung. Aber im Nachhinein wundert er sich trotzdem, wie Wooyoung das geräuschvolle Eintreten Sohans nicht bemerkte.)
»Hier bist du also.« Sohan ist eine imposante Erscheinung — Muskeln, die er zu betonen weiss, ein hartes Gesicht und kurze, dunkelbraune Haare. Seine Augen sind von einem stechenden Braun, aber obwohl er eher angsteinflössend aussieht, ist seine Stimme immer weich, wenn er mit San oder seinen anderen Freunden redet. San nickt nur, da er sich nicht traut zu sprechen — er möchte Wooyoung den Schlaf so lange wie möglich auskosten lassen. »Was zur Hölle macht ihr da drinnen?« Sohan hat sich gegen den Türrahmen gelehnt, aus dessen Umfassung er vor wenigen Sekunden die Türe gelöst hat. Er betrachtet das, was sich vor ihm abspielt — sein bester Freund, der zusammen mit einem anderen Jungen in seiner Badewanne liegt. San befeuchtet seine Lippen, bevor er in einem Flüsterton zu einer Antwort ansetzt: »Wir schlafen. Zumindest habe ich das, bis zu deinem Eintreten getan.«
Sohans Mundwinkel hebt sich — er hat bereits mit einer solchen Antwort gerechnet, weswegen er nur leicht seinen Kopf schief legt. »Verfall ihm bloss nicht. Du weisst, dass er genau dein Typ ist«, sagt Sohan, diesmal deutlich leiser. San entlässt ein leises Seufzen, während er von seinem Besten Freund hinunter zu dem jungen Mann sieht, den er erst vor wenigen Stunden kennengelernt hat. Und San weiss, dass Sohan recht damit hat, dass Wooyoung sein Typ ist — das ist wahrscheinlich ein weiterer Grund, aus dem er sich in der Nacht hinter den Blonden geschoben hat. Aber San weiss auch, dass er sich nicht verlieben kann — sich nicht verlieben darf.
Er hat eine feste Freundin — auch wenn diese Beziehung von seinen Eltern arrangiert wurde. Und wenn seine Eltern erfahren, dass er mit jemand anderem ausgeht, dass er schwul ist, werden sie ihn nach Alaska zu seiner Tante schicken, wo er nur Elche und Eisflächen daten kann. Das haben sie ihm bereits vor Jahren klar gemacht, aber damals hatten sie noch nicht das ''perfekte Mädchen'' gefunden, wie sie Nolyeog immer nennen. Und obwohl das Mädchen ein Jahr jünger ist als San selbst, ist sie ihm doch ein Vorbild. Sie würde alles tun, um ihre Familie nicht zu enttäuschen. Das bedeutet aber auch, dass sie mit San zusammen sein muss, obwohl ihr Herz für jemand anderen schlägt — was sie San bereits nach zwei Monaten ihrer ''Beziehung'' erzählt hat.
Nolyeog und San verstehen sich gut, ein kleiner Trost in dieser Situation, weswegen sie sich bereits nach wenigen Wochen gegenseitig sagen konnten, dass sie nie eine Beziehung führen können. Nolyeog weiss, dass San schwul ist. Und San weiss, dass Nolyeog einen richtigen Freund hat — dass sie eine geheime Beziehung führt. Und er tut alles, um diese Beziehung geheim zu halten. Nolyeog hat es nicht verdient, leiden zu müssen. Sie ist zu nett dafür, auf diese Art ausgenutzt zu werden. Aber trotzdem gehorcht sie ihren Eltern und führt weiterhin diese gespielte Beziehung mit San.
»Ich weiss.« San sieht von den blonden Haaren auf, um wieder in die braunen Augen von Sohan zu sehen, in denen man das Mitleid, das der Braunhaarige für seinen Freund empfindet, gerade so funkeln sehen kann. Sohan seufzt leise und lässt seinen Blick zu dem schlafenden Gesicht von Wooyoung wandern. »Sein Rollstuhl ist aufgetaucht. So weit ich das bewerten kann, ist alles noch dran.« San nickt nur wieder leicht und lässt danach seinen Kopf gegen den Wannenrand fallen, woraufhin ein dumpfes Geräusch durch das gekachelte Zimmer hallt. Sohans Blick wandert von Wooyoungs Gesicht zu dem von San, dass er aber nicht wirklich betrachten kann, weswegen er seinen Blick zu Sans Händen sinken lässt, die dieser fest um den Bauch des Schlafenden geschlossen hat. Der Braunhaarige möchte seinen besten Freund umarmen, ihn mit seiner Liebe erdrücken, aber er weiss, dass San das auch nicht weiterbringen wird, weswegen er ein Seufzen von seinen Lippen lässt und sich wieder umdreht, um den Raum zu verlassen. »Geniess die Zeit, die dir noch bleibt, San.«
Und genau das macht San. Er atmet tief ein und inhaliert Wooyoungs Eigengeruch, der irgendwie nach Krankenhaus und Blumenwiese zugleich duftet. San hebt seine rechte Hand an, um mit seinem Daumen Wooyoungs Gesicht nach zu zeichnen, das ab und zu etwas zuckt, wenn San eine besonders empfindliche Stelle berührt, und als San Wooyoungs Gesicht ganze drei Mal nachgezeichnet hat, um es sich einzuprägen, lässt er seine Hand auf Wooyoungs Wange nieder, um mit seinem Daumen über die weiche Haut des Blonden zu streichen. Und er geniesst es, etwas Zuneigung zu schenken. Und dass es Wooyoung ist, der diese Zärtlichkeit erfahren darf, ist nur ein weiterer Pluspunkt.
In Wooyoungs Kopf hingegen rattert es. Ein Gedanke nach dem Anderen schafft es, Wooyoungs Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, aber die Gedanken stürmen so schnell durch sein Gehirn, dass Wooyoung seine Gedanken teilweise gar nicht zu ende denken kann. Und Sans Daumen, der über sein Gesicht streicht und dabei so zärtlich vorgeht, als ob Wooyoungs Gesicht in jeder Sekunde einfach zerspringen könnte, lenkt den Blonden nur zusätzlich von seinen Gedanken ab. Was soll ''Geniess die Zeit, die dir noch bleibt'' bedeuten? Denn das ist das Einzige, das Wooyoung vom Gespräch mitbekommen hat — zumindest nimmt er an, dass es vor diesen Worten noch ein Gespräch gegeben haben muss.
Ist San in einer Beziehung? Nein — er hätte mit einem Ja geantwortet. Aber andererseits hat er auch nicht mit einem Nein geantwortet, als diese Frage vergangene Nacht aufgekommen ist. Aber San hat nur irgendetwas von wegen kompliziert und nicht ganz freiwillig gesagt, bevor er das Thema gewechselt hat. Und Wooyoung war höflich genug, dieses Thema nicht wieder aufzubringen. Aber jetzt wünscht er sich, er hätte es doch getan. Wooyoung will, er muss, wissen, ob er in den Armen einer Person liegt, dessen Arme eigentlich jemand anderem gehören. Aber Wooyoung will diese Zärtlichkeit auch nicht unterbrechen — er geniesst es zu sehr. Etwas Zärtlichkeit einer fremden Person. Und obwohl Wooyoung versucht, sich auf den Daumen zu konzentrieren, der unermüdlich über sein Gesicht fährt, schweifen seine Gedanken immer wieder ab, bis sie bei seiner grössten Schwäche enden. Was sollte San von ihm, Wooyoung, wollen? Er ist nur ein halber Mensch — dauerhaft auf andere angewiesen. Er kann nicht mal alleine Pflanzen giessen, da er das Wasser immer auf dem ganzen Boden verschüttet.
An dem Punkt gibt Wooyoung auf. Er geniesst die Berührungen, er geniesst die körperliche Nähe. Aber seine Gedanken jagen ihn und scheinen nicht die Absicht zu haben, in nächster Zeit ruhig zu werden. Deswegen bewegt sich Wooyoung leicht, um San davor zu warnen, dass er gleich seine Augen öffnen wird. Aber entgegen seiner Erwartungen hört San nur auf, mit seinem Daumen über sein Gesicht zu streichen — Sans Hand bleibt auf Wooyoungs Wange liegen und wärmt sie durch die Berührung. Wooyoung schlägt die Augen auf. Er muss sich erst an das Licht gewöhnen, das durch grosse Fenster in den Raum gelassen wird. Danach dreht er seinen Kopf, um direkt in Sans Augen zu blicken, die ihn fast abwartend mustern. Wooyoung bekommt allerdings kein Wort über seine Lippen, denn er ist zu fasziniert von San, der da in diesem atemberaubenden Licht sitzt, das seine Haare zum Funkeln bringt und dass seine Augen in einer viel helleren Farbe erstrahlen lässt.
»Hey«, sagt San leise und betrachtet Wooyoungs Gesicht Millimeter für Millimeter — versucht sich alles einzuprägen. »Sohan ist vorher aufgetaucht und hat gesagt, dass dein Rollstuhl aufgetaucht ist.« Wooyoung nickt leicht als Antwort und schliesst seine Augen wieder. Er weiss nicht, ob er San fragen soll, was Sohan mit seiner Aussage gemeint hat — wieso San nur wenig Zeit bleibt. Aber er beschliesst, das Thema nicht anzusprechen, die Nähe zu San etwas länger zu geniessen als er sollte. »Was haben wir für Zeit?«, fragt Wooyoung nach einigen schweigsamen Minuten, in denen San wieder angefangen hat, über die Wange des Blonden zu streichen. Es herrscht kurzes Schweigen und Wooyoung spürt, wie San sich hinter ihm bewegt, um einen Blick auf sein Handy zu erhaschen, dass wohl in seiner Nähe liegt.
»Kurz nach Mittag«, antwortet San, woraufhin Wooyoung seine Augen wieder aufreisst und sich schweren Herzens von San löst, der seine Hand kommentarlos von der Wange des Jüngeren nimmt. »Mist, ich muss nachhause«, sagt der Blonde leise und setzt sich richtig auf, sieht danach aber verloren zu San — ohne den Schwarzhaarigen kommt Wooyoung nirgendwo hin. San seufzt leise auf und erhebt sich von seiner Position in der Wanne. Seine versteiften Muskeln schreien nur so vor Schmerz und der Ältere streckt sich kurz, um so viele Muskeln wie möglich aus deren Steifheit zu befreien. Als er seinen Blick wieder komplett Wooyoung zuwendet, hat dieser sich bereits auf den Rand gehoben und beobachtet San aus zusammengekniffenen Augen.
San legt stumm einen Arm an Wooyoungs Rücken und schiebt seinen anderen Arm unter seine Kniekehlen, bevor er sich wieder erhebt und dieses Mal Wooyoung mit in die Höhe hebt. Wooyoung schmiegt sich gedankenverloren näher an Sans warme Brust und betrachtet danach den Gang dabei, wie er an ihnen vorbeizieht und schlussendlich in einem rasanten Abstieg, den Treppen, übergeht. Unten angekommen hebt Wooyoung seinen Kopf wieder um sich nach seinem Rollstuhl umzusehen, wobei er bemerkt, dass so gut wie niemand mehr hier ist, ausser Sohan, Sans restlichen Freunde und — Yeosang. Sein bester Freund. Wooyoung verspürt das tiefe Bedürfnis, zu Yeosang zu rennen, ihn am Arm zu packen und ihn danach aus dem Haus zu ziehen. Aber alles wäre besser, als von fünf Jungs mit grossen Augen angestarrt zu werden, während auf den Lippen des Letzten ein trauriges Lächeln liegt.
Stumm sieht sich San nach dem Rollstuhl um und ignoriert die Jungen in dem grossen Wohnzimmer komplett. Nach wenigen Sekunden entdeckt der Schwarzhaarige den Rollstuhl direkt neben dem Treppenaufgang und er gibt sich mühe, so langsam wie irgendwie möglich darauf zu zugehen und den Blonden darauf zu setzen. Aber das Ganze dauert nicht länger als ein paar Sekunden und dann zieht sich San zurück — er muss sich zurückziehen, weil er sich ansonsten festhalten würde und Wooyoung nicht mehr loslassen würde. San spürt, wie ihm Tränen in die Augen steigen möchten, aber er blinzelt sie unauffällig weg und dreht sich danach zu seinen Freunden um, um die ganze Situation zu überspielen. »Ihr seid aber noch nicht weit gekommen mit dem Aufräumen«, stellt der Schwarzhaarige fest und rümpft seine Nase. Unwillkürlich schweift sein Blick zu der Ecke, in der er gestern Wooyoung aufgegabelt hat. Die Becher stehen immer noch an der Wand aufgereiht und erst jetzt bemerkt San, dass der Blonde sie nach Inhalt und Grösse sortiert hat.
Wooyoung sieht zu seinem besten Freund auf, nachdem er sich auf seinem (tatsächlich noch intaktem) Rollstuhl zurechtgesetzt hat. Yeosang sieht mit einem sehr dreckigen, vielsagenden Blick zwischen dem Blonden und dem Schwarzhaarigen hin und her und wackelt mit seinen Augenbrauen, als er sich sicher ist, dass Wooyoung ihn ansieht. Wooyoung schluckt sein Lachen hinunter — er möchte jetzt nicht lachen. Als Yeosang bemerkt, dass Wooyoung nicht darauf reagiert, sondern ihn einfach mit einem nichts sagenden Gesichtsausdruck anstarrt, wird der Braunhaarige wieder ernst und zieht seine Augenbrauen zusammen — 'Was ist los?' Wooyoung schüttelt nur leicht, fast unmerklich seinen Kopf — 'Ich erkläre es später.'
Danach geht alles ganz schnell — die Eingangstüre fliegt auf und ein älteres Paar steht im Hauseingang und betrachtet ihr Haus mit grossen Augen, während alle, die bereits im Haus waren, die beiden Neuankömmlinge ihrerseits mit grossen Augen anstarren. Daraufhin scheucht Sohan Wooyoung und Yeosang aus der Eingangstür, was das Paar gewähren lässt, aber sobald die Beiden draussen sind, schliesst der Mann die Tür und man kann sogar vor dem Haus ein lautes »Kim Sohan!« hören. Wooyoung hingegen starrt erschrocken die Tür an — er hatte nicht einmal die Chance, sich von San zu verabschieden geschweige denn, ihn nach seiner Nummer zu fragen. Yeosang auf der anderen Seite beginnt, Wooyoung von dem Haus weg zu schieben und startet einen Monolog über die vergangene Nacht, während der Blonde am Boden zerstört seine zusammengefalteten Hände betrachtet, die auf seinem Schoss liegen.
In diesem Moment gibt sich Wooyoung das Versprechen, San wieder aufzusuchen. Aber er sollte bald realisieren, wie schwer es ist, Versprechen zu halten...
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t h r e e m o n t h s l a t e r
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San sitzt in Sohans Haus, in dem sich nach den wenigen Sätzen der Begrüssung Stille breit gemacht hat. Der Schwarzhaarige legt nervös seine Lippen an das Glas in seiner Hand und trinkt einen schluck des kalten Wassers, während er versucht, den starren Blick Sohans, der auf ihm liegt, zu ignorieren. Die beiden jungen Männer haben sich seit drei Monaten nicht mehr gesehen — seit Sohans Eltern all dessen Freunde aus dem Haus geworfen haben, nachdem sie alle sechs angeschrienen haben.
San hat Zeit gebraucht, um zusammen mit Nolyeog ihre Familien gegeneinander aufzuhetzen. Das Ganze war ein wirklich komplizierter und langwieriger Prozess, aber sie haben es vor einer Woche geschafft — die Verlobung wurde aufgehoben und die Familien haben sich gegenseitig die Rücken zugekehrt. San war es während der ganzen drei Monate untersagt gewesen, seine Freunde zu treffen und er durfte nirgendwo hin, ausser zu seiner Schule, auf die keiner seiner Freunde geht. Und jetzt ist er zurückgekommen — zu dem letzten Ort, an dem er Wooyoung gesehen hat. In der dummen Hoffnung, den blonden Jungen hier anzutreffen. Aber tief in seinem Herzen wusste San, dass er ihn hier nicht treffen wird.
Sohan betrachtet seinen besten Freund, wie er so auf seiner Couch sitzt — nicht so gelassen wie früher, sondern er sitzt richtig, mit geradem Rücken, den Füssen auf dem Boden. Er weiss, dass San seine Gründe hat, sich für drei Monate nicht zu melden — Sohan weiss, dass er es nicht konnte, nicht durfte. Die unendliche Anzahl an Nachrichten, die der Braunhaarige seinem besten Freund geschickt hat, sind nämlich bis gestern Abend nicht bis zu San durchgekommen. Sohan wollte eigentlich warten, bis San von selbst mit der Sprache herausrückt, aber er ist zu ungeduldig, um lange stumm zu bleiben. »San, was um Himmels Willen hast du angestellt?« San sieht von seinem Wasser auf, wie ein erschrockenes Reh im Scheinwerferlicht und lässt danach seinen Blick unruhig durch den Raum wandern. »Bist du mir nicht böse?«, fragt der Schwarzhaarige mit leiser Stimme und betrachtet wieder sein Wasser.
»Ich nicht, San.« Aber andere sind fast an diesen drei Monaten kaputt gegangen. Sohan verbeisst sich den zweiten Satz und betrachtet stattdessen weiterhin den Schwarzhaarigen. »Sag es mir endlich. Mach es nicht so spannend«, verlangt Sohan, woraufhin San wieder aufsieht. Aber diesmal starrt er in die Augen seines besten Freundes. »Nolyeog und ich haben unsere Familien gegeneinander aufgehetzt. Die Verlobung ist Geschichte.« Sohan reisst erschrocken seine Augen auf und springt danach auf, um auf einer Stelle zu hüpfen, nur um keine drei Sekunden auf San los zu springen und den Jüngeren in den Arm zu nehmen. San lächelt breit und schliesst seinen besten Freund auch in die Arme. Aber als sich die Beiden fertig gefreut haben, legt sich ein trauriger Ausdruck auf Sans Gesicht. »Wie geht es Wooyoung? «San sieht Sohan an, dass er mit dieser Frage gerechnet hat und beobachtet ihn dabei, wie sich der Braunhaarige die Worte zurechtlegt.
»Es geht ihm besser...«, antwortet Sohan ausweichend und betrachtet sein eigenes Glas, das noch unberührt vor ihm auf dem Beistelltischchen steht. »Sohan«, sagt San und in seinem Ton schwingt so viel Traurigkeit und Bitte mit, dass der Braunhaarige schlussendlich mit einem Seufzen einknickt. »Es hat ihn hart getroffen, dass du nicht mehr aufgetaucht bist. Anfangs ist er fast jeden Tag gekommen, um auf dich zu warten. Nach etwas mehr als zwei Wochen ist er dann immer weniger gekommen, bis ich schliesslich zu ihm gegangen bin, um auf ihn aufzupassen. Seine ganzen Freunde verstehen es nicht, hat er mal gesagt, als ich ihn gefragt habe, wo sie sind. Sie verstehen nicht, warum er auf dich wartet und dich versucht zu suchen. Er war am Boden zerstört — er denkt, dass du ihn absichtlich fallen gelassen hast, dass du ihn wegen seiner Behinderung fallen gelassen hast. Er hat mir mal erzählt, dass du anfangs dachtest, dass das Ganze eine Lüge war, die er im betrunkenen Zustand erfunden hat. Ich habe ihm oft gesagt, dass du nicht diese Art Mensch bist. Aber ich glaube, er weiss nicht mehr, was er glauben soll und was nicht... Vor zwei Wochen ist es ihm zum ersten Mal richtig besser gegangen. Er hat mir sogar eine seiner Callas mitgegeben. Er meinte, es solle mich daran erinnern, dass du mein bester Freund seist. Verstehst du das? Ich meine, er kauft sich alle zwei bis drei Tage eine einzelne Blume, pflegt sie und sobald sie stirbt, kauft er sich eine neue.«
San schluckt schwer — natürlich weiss er, was das bedeutet. Er konnte sich nur durch die letzten drei Monate kämpfen, weil Wooyoungs Stimme immer und immer wieder die gleichen Worte in seinem Kopf wiederholt hat. Aber San hat das nicht gestört. Es hat ihn motiviert — ihm immer und immer wieder vor Augen geführt, dass es einen Grund gibt, aus dem er sich die Mühe macht, sich gegen seine Familie aufzulehnen. Ein trauriges Lächeln legt sich auf die Lippen des Schwarzhaarigen, bevor er eben diese voneinander löst, um Sohan antworten zu können. »Wir haben uns am Anfang gegenseitig Namen gegeben, bevor wir uns unsere Namen verraten haben.« Sohan zieht verwirrt seine Augenbrauen zusammen. »Okay, und was hat das jetzt genau mit einer Blume zu tun?« San sieht kurz zu Sohan auf, bevor er wieder das leicht wellenschlagende Wasser in seinem Glas betrachtet. »Wir haben uns nach Blumen benannt. Nach den Bedeutungen der Blumen.« Daraufhin nickt der Braunhaarige leicht und betrachtet die einzelne, weisse Blume vor sich auf dem Tisch. »Was hat sie für eine Bedeutung?«, fragt Sohan schlussendlich. »Die Calla wurde früher oft als Blume der Trauer angesehen, die eine Art Unsterblichkeit symbolisieren soll. Heute steht sie für elegantes Äusseres, Faszination und Schönheit«, zitiert San Wooyoungs Worte, die sich fest in sein Gedächtnis eingebrannt haben.
San rechnet es Sohan hoch an, dass dieser nicht anfängt los zu lachen, sondern einfach nur neugierig von der Blume aufsieht. »Was für einen Namen hast du ihn gegeben?« San lächelt leicht. »Antuli. Sie steht für Provokation, Exotik und Stärke.« Sohan senkt seinen Blick wieder, um die Calla vor sich zu betrachten. Er überlegt angestrengt — ist hin und her gerissen zwischen den offenen Optionen. Er war heute noch nicht bei Wooyoung. Er könnte San mitnehmen. Aber Sohan ist sich nicht sicher, ob der Jüngere das möchte. Es geht ihm gerade erst besser. Aber auf der anderen Seite sieht man, dass er San noch nicht losgelassen hat — dass er immer noch hofft, dass der Schwarzhaarige wiederauftaucht. Deswegen beschliesst er, San mitzunehmen.
Sohan steht abrupt auf und verlässt den Raum zusammen mit seinem Glas. San sieht ihm verwirrt hinterher. Was hat der Braunhaarige jetzt schon wieder vor? Nach einer Minute kommt Sohan zurück. Der Ältere starrt San auffordernd an, was San mit einem verwirrten Blick erwidert. »Komm mit«, sagt Sohan dann schliesslich auffordernd und dreht sich danach um, um zur Eingangstür zu gehen. San folgt ihm verwirrt und ein Gedanke schreit ihm zu, dass er es verkackt hat — dass Sohan ihn jetzt rauswerfen wird. Allerdings zieht sich der Braunhaarige seine Schuhe an und sieht danach zu San, um ihn dabei zu beobachten, wie dieser zögerlich dasselbe tut. Danach verlassen die beiden jungen Männer das Haus und das Anwesen und fahren mit dem nächsten Bus nach Jongno-Gu. Nach dreissig Minuten Fahrzeit steigen sie aus und gehen auf ein Hochhaus im Zentrum des Stadtteils zu. Sohan drückt selbstbewusst auf einen Knopf und nach einer knappen Minute erklingt ein Surren. Der Braunhaarige drückt die Tür auf und führt San zu einem der Lifte, mit denen sie in den 24. Stock fahren. »Ich weiss nicht wie er reagieren wird«, verkündet Sohan bei Stockwerk 17, woraufhin San seine Augenbrauen verwirrt zusammenzieht. Sie haben die ganze Fahrt über kaum geredet. San hat sich nicht getraut zu fragen, wohin sie fahren. »Wer?«, fragt er deswegen und sieht zu Sohan hoch. Dieser zieht seinerseits auch seine Augenbrauen zusammen. »Ist das nicht offensichtlich?«
Wooyoung geht es wirklich besser. Er hat sich mehr oder weniger von seinem Tief erholt. Das einzige, das sich verändert hat, ist die Vase, in der immer eine Calla steht. Er hat die Vase auf ein Fenstersims in seinem Zimmer gestellt, wo die Blume genug Sonnenlicht bekommt. Momentan sitzt er vor der Vase. Er hat seinen rechten Arm angewinkelt auf das Sims gelegt und seinen Kopf darauf abgelegt. Und jetzt betrachtet er die Blume. Wie sie einen langen Schatten auf den Boden wirft, wie sie ihren angenehmen Geruch versprüht und wie sie das Licht zu geniessen scheint, denn sie streckt sich noch ein letztes Mal in der Wärmequelle, bevor sie morgen durch eine neue, frische Blume ersetzt wird, weil sie gestorben ist. Danach wird Wooyoung sie zu den restlichen toten Blumen tun, die er zwischen Büchern presst und sie danach in ein Fotoalbum steckt.
Er weiss nicht genau, warum er diesen langwierigen Prozess jedes Mal von neuem beginnt. Aber niemand hat es verdient, weg geworfen zu werden, wenn man ihn nicht mehr braucht — auch das hat der Blonde in den letzten Monaten gelernt. Oder er macht es, weil er nichts Besseres zu tun hat. Denn wenn Wooyoung nicht mit der Arbeit des Blumen Pressens beschäftigt ist, schweifen seine Gedanken sofort zurück zu San. Zu der Person, wegen der er das alles macht. Wooyoung weiss, dass es dumm ist, auf den jungen Mann zu warten — jeden Tag mit der Hoffnung aufzuwachen, dass San heute vor seiner Tür stehen wird und sich entschuldigen wird. Wooyoung ist sich sicher, dass er Sans Entschuldigung direkt annehmen würde. Es ist ihm egal, dass er an dieser Zeit kaputt gegangen ist. Wooyoung wird San vergeben, ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden. Der Blonde hat sich so lange eingeredet, dass San einen guten Grund für sein plötzliches Verschwinden hat, dass er es mittlerweile selbst glaubt.
Wooyoung wird jäh aus seinen Gedanken gerissen, als es an der Tür klingelt. Er setzt sich aufrecht hin und legt seine Finger um das Metall der Räder seines Rollstuhls, um so schnell wie möglich zur Tür zu rollen. Auf dem Weg wirft er einen kurzen Blick auf die Uhr in der Küche und registriert erfreut, dass die Person, die gerade geklingelt hat, wahrscheinlich Sohan ist. Die Beiden haben sich über die letzten Monate besser kennengelernt und in mancher Hinsicht, ist Sohan zu einem besseren Freund für Wooyoung geworden, als dass es seine eigenen Freunde jemals waren. Er ist auch manchmal mit Sohan und Sans restlichen Freunden essen gegangen. Aber nicht oft — er will die Anderen nicht belasten oder unnötig Aufmerksamkeit auf sie ziehen. Wooyoung drückt auf den Knopf, um Sohan herein zu lassen, bevor er sich umdreht und in die Küche rollt, um dort etwas zu Trinken für sich zu holen.
Er trinkt sein Glas leer, bevor er zur Tür zurückkehrt, um sie zu öffnen. Er späht um die Ecke zum Lift, der in diesem Moment ein leises ding von sich gibt und nur Millisekunden später seine Pforten öffnet. Auf Wooyoungs Lippen legt sich wie von allein ein Lächeln und er schaut Sohan dabei zu, wie dieser den Lift verlässt. Der Gesichtsausdruck des Blonden ändert sich aber schlagartig von einem Lächeln zu einer erschrockenen Miene. San. Wooyoung hat zwar gehofft, dass der Schwarzhaarige wieder auftaucht, aber so richtig hatte er nicht mehr damit gerechnet. Deshalb starrt der Blonde den Schwarzhaarigen an, der vor dem Lift stehengeblieben ist, um zurück zu starren.
Sohan steht an der Wand und beobachtet das Ganze mit einem zufriedenen Lächeln. Als er aber ein weiteres Mal von San zu Wooyoung sieht, verschwindet sein Lächeln und macht Schock Platz - eine Träne rollt über Wooyoungs Wange, während er weiterhin San anstarrt. Doch noch bevor der Braunhaarige sich in Bewegung setzen kann, um den Blonden zu trösten, ist San an ihm vorbeigeschossen, hat sich auf die Knie fallen gelassen und Wooyoung an sich gezogen.
San hält Wooyoung so, als ob sein ganzes Leben von ihm abhängt — so wie ein Waise das einzige Ding festhält, dass von seinen Eltern verblieben ist. Er hält Wooyoung so fest, als ob eben dieser das Letzte ist, das ihn noch auf dieser Welt hält. Und Wooyoung erwidert die Umarmung — er vergräbt sein Gesicht an Sans Hals und schluchzt laut auf, bevor er sich seine eine Hand vor den Mund hält, um keine solche Geräusche mehr von sich zu geben. Auch San vergiesst ein paar Tränen — aber für ihn waren die drei Monate nicht so schlimm wie für Wooyoung. San wusste, was vor ging. Wooyoung hat drei Monate lang im Dunkeln getappt. Und es tut ihm gut, San endlich wieder umarmen zu können, seinen Geruch einatmen zu können und seine Wärme zu spüren — das, was Wooyoung trotz Sohan gefehlt hat.
Nach einiger Zeit räuspert sich Sohan, der sich mittlerweile an die Wand hinter sich angelehnt hat. Wooyoung sieht zu dem Braunhaarigen auf und formt mit seinen Lippen das Wort »danke«. Obwohl das nicht viel wert ist, weiss Sohan, dass es Wooyoung ernst meint — dass er ihm von ganzem Herzen dankt dafür, dass er San zu ihm gebracht hat. Dann winkt der Braunhaarige seinen Freunden leicht zu, was nur Wooyoung mitbekommt, der die Geste leicht erwidert. Danach dreht sich Sohan um und steigt wieder in den Lift ein, um mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen das Gebäude zu verlassen und danach zurück zu sich nachhause zu fahren. Er ist glücklich für seinen besten Freund und für seinen neu gewonnenen Freund. Sie haben es verdient glücklich zu sein.
Wooyoung hingegen lädt San bald daraufhin ein, mit in die Wohnung zu kommen, was San natürlich direkt annimmt. Der Blonde gibt San ein Glas mit Wasser, woraufhin sich der Schwarzhaarige leise bedankt. Die Beiden reden nicht, während sie in Wooyoungs Zimmer gehen — sie wissen beide, dass der Ältere sich jetzt erklären muss. Und obwohl Wooyoung weiss, dass er dem Schwarzhaarigen so oder so vergeben wird hofft er, dass es einen guten Grund für sein Verschwinden gibt. Der Blonde fordert San stumm auf, sich auf sein Bett zu setzen, da es keine andere Sitzmöglichkeit in diesem Zimmer gibt. San befolgt die Aufforderung und setzt sich auf das Bett, bevor sein Blick kurz durch das Zimmer des Jüngeren schweift, und dabei an der Vase auf dem Fenstersims, den gefüllten Bücherregalen und dem Stapel Bücher auf dem Boden (in dem Wooyoung gerade Blumen presst) länger hängen bleibt als an allem Anderen.
Danach seufzt der Schwarzhaarige schwer und stellt sein Glas auf das Nachttischchen. Wooyoung sieht ihm von der Mitte seines Zimmers aus zu und beobachtet jede kleine Bewegung, die der Körper des Älteren tut. Als San stillsitzt, wandert Wooyoungs Blick von dem Bein, das er bis eben beobachtet hat, hoch zu Sans Gesicht. Der Schwarzhaarige starrt in Wooyoungs Augen, bevor er ihm alles erzählt. Von seiner Familie über die Zwangsbeziehung mit Nolyeog und von dem Plan, den er in den letzten drei Monaten verfolgt hat. Er beisst sich fest auf seine Unterlippen, als ihm ein letzter Satz entfliehen will. Aber beide wissen, wie dieser letzte Satz lautet. San hat das Ganze für Wooyoung gemacht — für Wooyoung und sich selbst und Nolyeog, weil auch sie es verdient hat glücklich zu sein.
Wooyoung betrachtet nachdenklich die einzelne Calla in seiner Vase. Er weiss, dass er San bereits verziehen hat, als dieser ihn festgehalten hat, während er geweint hat. Aber er will den Schwarzhaarigen etwas warten lassen — so wie dieser auch ihn etwas warten hat lassen. Nicht weil er wütend oder beleidigt ist. Sondern weil er den Ausdruck auf Sans Gesicht geniesst, den er aus dem Augenwinkel betrachtet. Aber mit jeder Sekunde, die verstreicht, wird Sans Gesichtsausdruck hilfloser, weswegen Wooyoung die Stille nach einer Minute bricht, indem er seinen Kopf zu San dreht und den Älteren mustert. »Ich habe dich vermisst«, verkündet Wooyoung, woraufhin San so aussieht, als ob er am liebsten weinend zusammenbrechen würde. Aber er reisst sich zusammen — so gut wie möglich. Das riesige Lächeln, das sich auf seine Lippen legt, kann er aber nicht überspielen.
Sans Blick wandert zu den Büchern, die auf dem Boden liegen, in der Hoffnung, die ganze Situation überspielen zu können. »Wieso liegen die Bücher auf dem Boden? Du hast ja noch Platz in deinen Regalen?« Wooyoung folgt Sans Blick und starrt die Bücher für eine Zeit an, bevor er sich wieder zu San dreht und mit seinem Kinn auf sein Nachttischchen deutet. »Schau in das Buch, das da liegt.« San befolgt die Anweisung und nimmt das Buch vorsichtig in die Hände, bevor er es aufschlägt. Der Schwarzhaarige staunt nicht schlecht, als er Seite um Seite umblättert und auf jeder Doppelseite eine eingeklebte Calla vorfindet, die auf verschiedene Arten verziert wurden — ein paar ordentlich, ein paar sehen so aus, als ob sie in einem Zustand der Wut gemacht wurden.
Wooyoung rollt geräuschlos näher zu San und stützt sich danach auf, um sich neben San auf das Bett setzen zu können. Daraufhin sieht der Schwarzhaarige von einer der Seiten auf. Sein Blick wandert für ein paar Sekunden zu der Vase auf dem Fenstersims, bevor er wieder in Wooyoungs Augen sieht. »Wieso hast du das gemacht?« Wooyoung seufzt leise auf und lässt seinen Blick zu der Vase wandern, in der noch immer die Blume steht. »Nichts und niemand hat es verdient, weg geworfen zu werden. Auch diese Blumen haben es nicht verdient.« San betrachtet die Seiten vor sich noch einmal, bevor er es zuschlägt und es zurücklegt — es repräsentiert Wooyoungs seelischen Zustand in den letzten drei Monaten. Und er selbst ist an dem ganzen schuld.
Wooyoung seufzt ein weiteres Mal leise auf, bevor er seinen Oberkörper zu San dreht, um ihn von der Seite zu umarmen. Er weiss nicht wieso, aber er hat das Gefühl, dass der Ältere eine Umarmung gebraucht. Oder vielleicht auch er selbst. Er hat sich nach Sans Wärme gesehnt, die ihn sofort sanft einhüllt, als er in ihre Nähe kommt. »Ich habe dich wirklich vermisst«, flüstert der Blonde und vergräbt daraufhin seine Nase in Sans Halsbeuge, um dessen Geruch besser einatmen zu können. San dreht sich ganz zu Wooyoung und streckt ein Bein auf der anderen Seite von Wooyoung aus, um den Blonden enger an sich ziehen zu können. Der Schwarzhaarige vergräbt sein Gesicht in den blonden Haaren des Jüngeren und spürt, wie ihn ein angenehmes Gefühl durchfährt. »Ich dich auch.«
Die beiden jungen Männer verharren genau in dieser Position-— lassen einander nicht los, nicht schon wieder. Irgendwann schläft Wooyoung an San gelehnt ein. Es dauert zwar einige Minuten, bis der Schwarzhaarige es realisiert, aber er spürt, wie viel entspannter Wooyoungs Körper ist. Danach beginnt er das umständliche Verfahren, sich hin zu legen und Wooyoung auf sich zu bugsieren und danach dessen Beine vom Boden auf das Bett zu heben (was am längsten dauert). Aber danach schliesst der Schwarzhaarige glücklich seine Augen. Er spürt Wooyoungs Körper auf sich, seine Arme neben ihm, und ist von seinem Geruch umhüllt. Deswegen dauert es nicht lange, bis auch San einschläft und endlich wieder einen ruhigen Schlaf schlafen kann — denn er wiess, dass er es geschafft hat, dass er mit Wooyoung zusammen sein kann und dass er glücklich sein kann. Endlich.
Der Schwarzhaarige wird jäh aus seinem Schlaf gerissen, als jemand an der Zimmertür anklopft. Er beschliesst aber so zu tun, als ob er immer noch schläft. Er will Wooyoung nur ungerne wecken und vor allem nicht in dieser Situation seinen Eltern zum ersten Mal begegnen. Aber entgegen seiner Erwartung, öffnet sich die Tür trotzdem. »Wooyoung-ah, wem gehören die Schuhe und- oh.« Danach herrscht für einen kurzen Moment Stille und San überredet sich selbst dazu, weiter entspannt zu bleiben. Aber das Kommende überrascht ihn. »Liebling, bring mir mein Handy! Ich glaube, wir haben die Blume gefunden!«, flüster-schreit die Frau, die zuvor geredet hat. Danach erklingen Schritte aus dem Gang und eine männliche Stimme brummt ein ''Was?''. »Die Blume die Woo immer gekauft hat. Ich habe dir doch mal gesagt, dass ich glaube, dass sie für jemanden steht. Ich glaube, wir haben die Person gefunden«, flüstert die Frau in einem Zug. »Hast du mein Handy?« Danach herrscht wieder Stille, bis die Tür leise wieder geschlossen wird.
San öffnet die Augen und dreht seinen Kopf langsam so, dass er zur Tür hinübersehen kann, in der wenige Sekunden zuvor Wooyoungs Eltern gestanden haben — sie haben gewusst, dass mehr hinter der Blume steckt. Danach dreht San seinen Kopf wieder zurück, um zu Wooyoung zu sehen, der ihn allerdings bereits anschaut, was San vor Schreck leicht zusammenzucken lässt. Wooyoung lächelt leicht wegen dieser Reaktion. »Seit wann bist du wach?«, flüstert San, woraufhin Wooyoung seinen Kopf so dreht, dass er sein Kinn auf Sans Brust abstützen kann. »Seit sie in die Wohnung gekommen sind. Hast du nicht gehört, wie mein Vater in etwas hinein gelaufen ist und meine Mutter ihn deswegen ausgelacht hat?« Wooyoung lächelt leicht, als er Sans verwirrtes Gesicht betrachtet. »Willst du sie Kennen lernen?«
San verschluckt sich fast an seiner Spucke, als er diese Worte hört. »Du willst mich deinen Eltern vorstellen, nachdem sie uns gerade so vorgefunden haben?« Wooyoung zieht verwirrt seine Augenbrauen zusammen. »Ja, wieso nicht? Sie wissen ja eh schon, dass du die Blume bist. Und unbemerkt wirst du jetzt auch nicht mehr diese Wohnung verlassen können«, antwortet der Blonde leicht lächelnd, während er eine seiner Hände zu Sans Haaren hebt, um durch diese hindurch zu fahren. San schliesst seine Augen, um sich besser auf das Gefühl von Wooyoungs kleiner Hand an seiner Kopfhaut konzentrieren zu können. »Warten wir noch etwas. Sonst wissen sie, dass wir ihr Gespräch mitbekommen haben.«
Und genau das tun die Beiden dann auch — dass es dann doch nochmals zwei Stunden wurden ist kaum erwähnenswert. Danach beschliesst San mit einem lauten Seufzen, dass er bereit ist, Wooyoungs Eltern kennenzulernen, von denen man ab und an Kommentare zu einem Drama hören kann, dass sie wohl gerade zusammen schauen. Wooyoung setzt sich ohne Sans Hilfe auf und stemmt sich auf seinen Rollstuhl hinüber. San beobachtet ihn dabei und verspürt ein kleines bisschen Stolz darüber, dass der Blonde das alles ohne Hilfe kann. Als Wooyoung sich dann aber zur Tür wendet, verschwindet das Gefühl wieder und macht Nervosität Platz. Der Schwarzhaarige will gar nicht wissen, wie er aussieht — nach zwei Stunden Halbschlaf und Wooyoungs Fingern in seinen Haaren sieht er bestimmt nicht so ansehnlich aus, wie man es sich erhoffen würde, wenn man zum ersten Mal die Eltern seines Freundes trifft. San weiss immer noch nicht, als was er die Beziehung zwischen Wooyoung und San betiteln sollte.
Wooyoung betrachtet Sans Gesichtsausdruck, während dieser ihm zur Zimmertür folgt. Er weiss, dass San ziemlich nervös ist — es ist nicht zu übersehen. Er kaut auf seiner Unterlippe und ist in Gedanken so abwesend, dass er beinahe in Wooyoungs Rollstuhl läuft. Daraufhin umschliesst Wooyoung Sans Hand und lächelt ihm leicht zu. »Keine Angst. Sie benehmen sich genau wie Teenager. Das Schlimmste, das sie machen können, ist, dir zu sagen, dass du nicht wie irgendein Schauspieler oder Sänger aussiehst.« Daraufhin lacht San leise auf und erwidert den leichten Druck an seiner Hand. »Okay«, sagt er, nachdem er ein letztes Mal tief durchgeatmet hat. Danach lässt Wooyoung Sans Hand los, öffnet die Zimmertüre und rollt auf den Gang hinaus — San folgt ihm wie ein Schatten.
Als die Beiden um die Ecke zum Wohnbereich biegen, werden sie (entgegen Sans Erwartungen) nicht mit bösen Blicken durchlöchert, sondern Wooyoungs Mutter, eine eher grossgewachsene Frau mittleren Alters, bringt sie mit einem Handwedeln dazu, auf die andere Seite des Fernsehers zu gehen, damit sie die Szene des Dramas genau observieren können. Also folgen Wooyoung und San der Anweisung und begeben sich auf die andere Seite, wo Wooyoung auf den Sessel zeigt, der neben ihnen steht. Daraufhin lässt sich San stumm auf dem Sessel nieder und die beiden jungen Männer schauen eine ganze viertel Stunde des Dramas mit, bevor die Episode endet und Wooyoungs Eltern sich gleichzeitig zu den Beiden umdrehen.
Als erstes herrscht Stille zwischen den beiden Paaren, bevor Wooyoung sich dazu überwindet, das Gespräch zu starten. »Das ist San.« Daraufhin mustern Wooyoungs Eltern den Schwarzhaarigen aus zusammengekniffenen Augen. »Und was hat das mit der Blume zu tun?«, fragt Wooyoungs Vater, während er verwirrt zwischen seinem Sohn und San hin und her sieht. Wooyoung wirft San einen kurzen Blick zu, bevor er sich wieder auf seine Eltern konzentriert. »Das geht euch nichts an«, sagt der Blonde und setzt sich aufrechter hin. Daraufhin werfen sich seine Eltern vielsagende Blicke zu, lassen das Thema aber danach fallen. »Mein Name ist Yanna und das hier ist mein Mann Jaeseon. Wir sind die Eltern von dem Blondschopf neben dir, falls das bis jetzt noch nicht klar war«, sagt Yanna mit einem breiten Lächeln, während ihr Blick zwischen Wooyoung und mit hin und her springt. »Habt ihr gut geschlafen? Seid ihr hungrig? Ich kann euch etwas zu Essen machen, wenn ihr wollt«, bietet sie an und steht bereits auf, um in die Küche zu gehen.
»Ich hoffe Bulgogi ist okay für dich, San?«, fragt sie, während sie bereits den Kühlschrank öffnet um eine Schüssel heraus zu nehmen. Aber bevor San überhaupt reagieren kann, redet sie bereits weiter. »Jaeseon-ah, komm und hilf mir.« Daraufhin erhebt sich der, ebenfalls eher grosse Mann, und folgt der Bitte seiner Frau. San beobachtet die Beiden für ein paar Augenblicke — wie sie so gelassen mit einander spassen und wie sie Hand in Hand arbeiten, als ob das Ganze einstudiert wurde. Und in diesem Moment trifft es San wie einen Schlag — er möchte auch so eine Beziehung. Er möchte auch so natürlich neben jemanden Arbeiten können und dabei immer wieder Sticheleien anfangen oder die Person mal einfach so umarmen — aus keinem bestimmten Grund, sondern einfach, weil er es will.
Sans Blick wandert zu Wooyoung, der seine Eltern mit leicht schiefgelegtem Kopf beobachtet und dabei ziemlich abwesend wirkt. San weiss nicht genau wieso, aber er stupst den Blonden sanft an, woraufhin dieser dem Schwarzhaarigen seine gesamte Aufmerksamkeit schenkt. »Bist du auch so gross wie deine Eltern?«, fragt San, weil es das erst Beste ist, das ihm einfällt. Wooyoung starrt San für einige Sekunden verwirrt an und scheint die Frage nochmals in seinem Kopf abspielen zu lassen, um den Sinn dahinter zu verstehen. Danach verzieht er sein Gesicht und schlägt San leicht gegen dessen Brust. »Ja, bin ich. Der Rollstuhl macht mich einfach kleiner«, sagt er mit einem beleidigten Unterton und sieht danach auf seine Beine hinunter. Die wie sonst auch immer nutzlos an seinem Körper hängen.
»Du willst mir nicht sagen, dass wir gleich gross sind«, verkündet San empört und bläst seine Wangen auf, um Wooyoung von seinen Gedanken abzulenken. Und es funktioniert tatsächlich — der Jüngere hebt seinen Blick, um trotzig dem von San zu begegnen. »Wenn meine Beine funktionieren würden, wären wir etwa gleich gross. Was hast du denn erwartet?« Das kann San nicht beantworten — er weiss es auch nicht. Er hat sich so daran gewöhnt, auf den Jüngeren hinunter zu sehen (aber nicht auf böse Art, sondern einfach, weil er weiter unten sitzt), dass er sich gar nicht überlegt hat, wie gross Wooyoung sein könnte. Der Blonde scheint seine Gedanken zu erraten, denn er stösst beleidigt Luft aus und sieht danach demonstrativ zu seinen Eltern hinüber, die die beiden jungen Männer gerade bei ihrer Interaktion beobachtet haben, sich aber schnell wieder umdrehen, als sie Wooyoungs Blick bemerken.
»Sind deine Eltern eigentlich überhaupt nicht dagegen, wenn du mit einem anderen, eh— Mann— uh, zusammen bist?«, fragt San flüsternd, nachdem er durch einen leichten Stupser erneut erfolgreich Wooyoungs Aufmerksamkeit auf sich zieht. Der Blonde lehnt sich gegen die Lehne seines Rollstuhles, um sich seine Worte zurecht zu legen und ganz nebenbei San zu beobachten, der auf dem Sessel hin und her rutscht und ihn erwartungsvoll mustert. »Sie sind glücklich, wenn ich jemanden finde, der sich mit mir herumschlägt. Da können sie nicht wählerisch sein. Also nein — es ist ihnen egal.« Wooyoung und San starren sich für mehrere Sekunden einfach an, bevor Wooyoung seinen Blick abwendet und auf die Küche zurollt.
San sieht ihm dabei zu, wie er in einer Schublade herumwühlt, bevor er mehrere Paar Stäbchen daraus hervorzieht. Danach winkt Wooyoung ihn zu sich und bittet ihn darum, Gläser und Schälchen aus den Schränken zu nehmen und danach den Tisch zu decken. Er sieht San dabei genau zu und tut so, als ob er zufrieden damit ist, ihm dabei zuzusehen, wie er den Tisch deckt. Aber San erkennt die Sehnsucht hinter dem harten Blick, den Wooyoung aufgesetzt hat. Er ist allerdings schlau genug, um das ganze nicht zu kommentieren und vollführt seine Aufgabe still und schnell. Als der Schwarzhaarige mit dem Tisch decken fertig ist geht er wieder zu Wooyoung, der sich nicht von der Stelle bewegt hat, jetzt aber wieder zur Sofalandschaft rollt. San folgt ihm stumm und lässt sich wieder auf den Sessel fallen, von wo er zusammen mit Wooyoung dessen Eltern beobachten, die sich gerade wegen der perfekten Fleischbrattemperatur streiten.
»Willst du hier übernachten? Meine Eltern können dich auch nach Hause fahren, wenn du nicht willst«, sagt Wooyoung nach einiger Zeit leise, woraufhin San sich zu ihm umdreht. Er kaut sich auf seiner Unterlippe herum — seine Eltern wird es nicht interessieren, ob er heute noch nach Hause kommt, da er in den letzten Monaten ihre ganzen Pläne zerstört hat. Aber ob Yanna und Jaeseon das so super finden... Bevor San aber überhaupt seine Bedenken äussern kann, dreht sich Yanna um und klatscht begeistert in die Hände. »Finde ich gut. Du bleibst doch sicher, San. Du kannst dir einfach Kleider aus Wooyoungs Schrank holen, ihr solltet etwa gleich gross sein.« Daraufhin seufzt der Schwarzhaarige leise auf — er kann sich nicht gegen Yanna und Wooyoungs bittenden Blick behaupten. Deswegen steht er auf und geht zurück in Wooyoungs Zimmer.
San geht auf den in die Wand eingelassenen Schrank zu und öffnet ihn langsam, so, als ob ihm jeden Moment etwas entgegenkommen würde. Aber das tut es nicht — ganz im Gegenteil. Der Schrank ist ordentlich nach Kleidertyp und Farbe sortiert und der Schwarzhaarige betrachtet interessiert das gesamte Angebot, bevor er nach einer schwarzen Jogginghose und einem schwarzen T-Shirt greift. Er wechselt seine Kleider gegen die von Wooyoung, bevor er sich selbst im kleinen Spiegel betrachtet, der an der Innenseite des Schrankes angebracht wurde. San ist wirklich davon überrascht, dass ihm die Kleider so gut passen — er kann sich aus irgendeinem Grund immer noch nicht vorstellen, wie gross der Jüngere eigentlich ist, obwohl er gerade dessen Kleider trägt. San legt seine Kleidung zusammen und legt sie auf den Boden neben den Bücherstapel, damit sie aus dem Weg sind. Danach entsperrt er sein Handy und schreibt seiner Mutter eine Nachricht, in der er ihr mitteilt, dass er bei einem Freund übernachten wird.
Dann kehrt der Schwarzhaarige zurück in den Wohnbereich, wo sich Yanna und Jaeseon wieder auf die Couch gesetzt haben, um ihr Drama weiter zu schauen. Wooyoung starrt den Fernseher zwar auch an, aber er scheint nicht wirklich zu sehen, was für Bilder darauf aufschimmern — er scheint ganz in Gedanken versunken zu sein. Der Blonde zuckt leicht zusammen, als sich San wieder auf den Sessel neben ihn setzt. Wooyoung mustert den Älteren, der seine Kleidung trägt und es sich gerade auf dem Sessel gemütlich macht. »Ich habe dir gesagt, dass wir gleich gross sind«, ist das einzige, dass Wooyoung in diesem Moment einfällt, und San lächelt leicht als Antwort auf die kleine Stichelei des Jüngeren.
Nach zehn Minuten, in dem jeder Geschwiegen hat, um seinen Gedanken nachzuhängen oder das Drama zu schauen, erklingt ein leises Piepen aus der Küche, woraufhin Yanna aufspringt, um den Reis aus dem Reiskocher zu nehmen und das Fleisch von der Herdplatte zu nehmen. Jaeseon und Wooyoung folgen ihr deutlich langsamer und setzen sich auf einen Stuhl am Tisch beziehungsweise rollen an den Tisch. San folgt den beiden eher zögernd und setze sich auf den Stuhl neben Wooyoung, auf den dieser Augenblicke zuvor gezeigt hat. Danach beginnt die Familie und der zusätzliche Gast zu essen und ein paar angenehme Gespräche zu führen. Yanna und Jaeseon haben am Anfang geschickt alle möglichen Themen ausgetestet und sind danach auf die eingegangen, auf die der Schwarzhaarige nicht ausweichend reagiert hat, weswegen es keine wirklichen Peinlichkeiten gegeben hatte. Als alle fertig mit dem Essen sind, verscheucht Yanna Wooyoung und San aus dem Wohnbereich mit dem Vorwand, dass sie erstmal eine Pause von den andauernden Blicken braucht — was auch immer sie damit gemeint hat.
Deswegen liegen Wooyoung und San wieder auf dessen Bett (diesmal nebeneinander) und starren die Decke an. San hat seine Finger in Wooyoungs Haaren und streicht in einem regelmässigen Rhythmus durch eben diese hindurch. »Was willst du morgen machen?«, fragt Wooyoung nach einer gefühlt unendlich langen, angenehmen Stille. San zuckt nur leicht mit seinen Schultern. Danach herrscht wieder diese angenehme Stille, die zuvor schon geherrscht hat, und die beiden geniessen es einfach, zu wissen, dass sie irgendwann einschlafen werden und am nächsten Morgen nicht allein sein werden — das Gefühl haben Beide vermisst. Es ist ein Gefühl, das schnell süchtig macht und wenn man ein Mal davon gekostet hat, kann man nie genug davon bekommen. »Wie wärs, wenn wir morgen nichts machen würden?«, fragt San nach einiger Zeit dann in die Stille hinein, woraufhin er ein zustimmendes Geräusch von dem Blonden bekommt.
»Wooyoung«, durchbricht San die Stille ein weiteres Mal, wodurch er den Jüngeren aus seinem dösenden Zustand schreckt. San lacht leise auf, als er das Zusammenzucken des Blonden bemerkt, woraufhin er einen müden, aber bösen Blick abbekommt. »Was gibt's?« gibt Wooyoung zurück. Eigentlich will San Wooyoung fragen, wie er sich seine Verletzung zugezogen hat, aber er bekommt die Frage dann doch nicht über seine Lippen. Wooyoung hat seinen Kopf auf Sans Bauch abgelegt und sieht aus zusammengekniffenen Augen zu dem Schwarzhaarigen auf — er sieht entspannt und glücklich aus. So ruhig, als ob ihn niemand aus diesem Zustand befördern kann. Aber San vermutet, es gibt sehr wohl jemanden, beziehungsweise etwas, dass das kann. Und er kann sich einfach nicht dazu bringen, diese Karte jetzt in diesem Moment auszuspielen. Deswegen sagt er einfach das erst Beste, das ihm einfällt. »Danke, dass du gewartet hast.«
Wooyoung zieht seine Augenbrauen verwirrt zusammen und er braucht mehrere Sekunden, bis er versteht, was San meint. Danach legt sich ein leichtes Lächeln auf die Lippen des Jüngeren. »Danke, dass du zurückgekommen bist«, gibt er zurück und schliesst danach, immer noch leicht lächelnd seine Augen. »Meine Eltern mögen dich übrigens wirklich.« Daraufhin zieht San verwirrt seine Augenbrauen zusammen. »Woher weisst du das?« Wooyoung öffnet seine Augen wieder und lächelt leicht. »Sie haben ausgetestet über welche Themen du reden willst und über welche nicht. Wenn sie dich nicht mögen würden, hätten sie keine Rücksicht auf dich genommen, sondern einfach gerade hinaus gefragt«, antwortet der Blonde und reibt seinen Kopf leicht gegen Sans Hand, die aufgehört hat, sich zu bewegen, als Wooyoung dessen Eltern erwähnt hat. San beginnt sofort wieder mit seiner Hand durch Wooyoungs zugegebenerweise überraschend weichen Haarsträhnen zu fahren.
Wooyoung kuschelt daraufhin seinen Kopf mehr in Sans Bauch, der sich regelmässig hebt und senkt, was aus irgendeinem Grund einen einschläfernden Nebeneffekt hat. Das ist auch der Grund, aus dem Wooyoung so schnell wieder weg döst. San hingegen scheint keine Ruhe finden zu können — er sieht sich in dem Zimmer um und versucht irgendwelche Hinweise auf den Unfall auszumachen. Aber er sieht keine — wie erwartet. Deswegen sieht er wieder zu dem Blonden runter und flüstert: »Wie ist es passiert, hm?« Aber wie erwartet bekommt San keine Antwort von dem Jüngeren, weswegen er seinen Kopf leicht seufzend auf dem Kissen ablegt, das genau so sehr nach Wooyoung riecht, wie das ganze Bett, in dem San liegt.
Wooyoungs Geruch wirkt aus irgendeinem Grund beruhigend auf San, weswegen er einige Minuten später auch einschläft. Was er nicht mitbekommt ist, dass Wooyoung seine Augen wieder geöffnet hat und den Älteren beim einschlafen beobachtet. »Ich bin so geboren«, beantwortet er flüsternd die Frage, die San wenige Minuten zuvor gestellt hat. Danach greift der Blonde nach Sans Hand und verschränkt seine Finger mit denen von San, bevor er dann ganz einschläft.
Wooyoung wacht vor San auf. Erfreut stellt er fest, dass ihre Finger noch immer ineinander verschränkt sind — auch wenn es um einiges lockerer ist, als am Vorabend. Aber San hält immer noch Wooyoungs Hand in seiner und San liegt immer noch neben ihm — spendet ihm Wärme. Und das ist das Einzige, das in diesem Moment für Wooyoung zählt. Der Blonde lächelt leicht in sich hinein, während er den Druck auf Sans Hand etwas verstärkt und den Älteren betrachtet — wie sein Gesicht in dem Licht, das durch die Fenster scheint, zu leuchten scheint.
San wacht einige Zeit später auf und als er zu Wooyoung hinuntersieht, sieht er direkt in die leuchtenden Augen des Jüngeren. Auf Sans Lippen legt sich fast automatisch ein breites Lächeln und er erwidert den leichten Druck an seiner Hand, während er seine Andere anhebt, um seine Finger zärtlich um Wooyoungs Kiefer zu legen, um den Jüngeren etwas weiter zu sich hoch ziehen zu können. San hat in dieser Nacht von diesem Moment geträumt — und allein die Vorstellung, Wooyoung zu küssen, hat ihn süchtig nach dessen Lippen gemacht. »Hey«, flüstert San, bevor er seine Lippen auf die von Wooyoung legt und die Beiden somit in ihren ersten Kuss versenkt. Es ist noch besser, als San es sich vorgestellt hat. Und es ist ihm egal, dass Wooyoung gelähmt ist, dass er immer auf Hilfe angewiesen sein wird. Er möchte derjenige sein, den Wooyoung um Hilfe bittet. Wooyoung auf der anderen Seite, möchte schon seit drei Monaten nur noch San um Hilfe bitten.
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