➳ 23. Die richtigen Worte
Es ist so schwierig, die richtigen Worte zu finden.
Es ist so schwierig, in einem Gespräch die richtigen Akzente zu setzen.
Lustig zu sein, aber nicht zu anstrengend. Neckend, aber nicht respektlos. Freundschaftlich, aber nicht anhänglich. Klar, aber nicht gemein.
Es ist so schwierig, den richtigen Ton zu treffen, die richtige Geste mit dem Gesagten zu verbinden, die richtige Miene währenddessen zu ziehen.
Es ist so schwierig, nicht zu verletzen und nicht zu beschämen, nicht zurückzuweisen und nicht zu verschrecken.
Es ist so schwierig, zu trösten und aufzumuntern, so schwierig Mut zu machen und anzuspornen, so schwierig Liebe zu zeigen und Nähe zu geben.
Das Wort hier landet falsch, das Lächeln dort war zu schief, die Geste bei ihm holprig, ihr Ton zu ruppig, die Stimme zu kühl, die Augen abgelenkt.
Ich versage und um mich herum versagen alle, die Lieder singen von denselben Klagen, die Filme zeigen in Kinogröße die Tragödien, die Bücher erzählen von den Konsequenzen.
Ich lese und frage mich, wie anders die Geschichten wohl lauten würden, wenn Worte nicht so schwierig wären.
Würden Romeo und Julia glücklich vereint sein, wenn sie ihre Liebe zueinander richtig hätten ausdrücken können?
Hätte Achilles einen Kampf ausgefochten, den er nicht gewinnen konnte, wenn Patroclus' Flehen von ihm erhört worden wäre?
Würden die Potters eine vereinte Familie sein, wenn Peters Freunde ihre Unterstützung für ihn zum Ausdruck gebracht hätten?
Wäre Aschenpelz der Wut und dem Bösen verfallen, wenn sich die Wahrheit Gehör gesucht hätte?
Hätte sich Charles Beckendorf für Percy opfern müssen, wenn Silena ihrer Angst Sprache verliehen hätte?
Hätte die Sonne freundlich Ikarus' Wangen gewärmt und wäre der Wind in Frieden durch seine Haare gefahren, wenn Dädalus die Gefahr eindringlich genug hätte beschreiben können?
Hätte Louisa auf den Zug gewartet, wenn ihr die Gedanken wie weicher Honig über die Zunge geflossen wären?
Hätte das Tiefland elf Jahre lang bitteren Krieg erleben müssen, wenn die Schwestern ihre Vergebenswünsche einander vorgetragen hätten?
Würde Maeve noch lachend unter ihren Freunden sein, wenn sie nur nach Hilfe gefragt hätte, bevor es zu spät war?
Es ist so schwierig, die richtigen Worte zu finden.
Aber versucht es, bevor die Geschichte sich schreibt.
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