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louis konnte den #1 larrystylinson glitch nicht auf sich sitzen lassen
(man beachte dass innerhalb eines Monats 8 Tsd reads dazugekommen sind, vielen vielen dank dafür!!!!)
Harry
Meine Hand tat weh. Vielleicht lag es daran, dass ich viel zu stark mit dem Kugelschreiber aufdrückte. Oder daran, dass ich in der letzten Stunde nicht auch nur für eine einzige Minute aufgehört hatte zu schreiben.
Es war nicht notwendig. Der Englischtest war morgen, aber ich hatte die Epochendaten und -merkmale längst drauf. Allerdings war das monotone Schreiben eine ganz gute Ablenkung. Wenn meine Hände beschäftigt waren, war auch mein Kopf es. Nicht immer, aber den Großteil der Zeit.
Als die Tür geöffnet wurde und Niall das Zimmer betrat, ohne mich anzusehen, sah ich ihm sofort an, dass irgendetwas passiert war.
»Was ist los?« Ohne Umschweife warf ich ihm einen forschenden Blick zu. Niall schüttelte den Kopf, also legte ich meinen Stift beiseite. »Sag es mir, Niall.«
In der Spannung seiner Augenbrauen zeichnete sich der Widerwille ab. Doch er wusste, dass ich nicht nachgeben würde. »Ich habe mit Liam geredet.«
Zugegebenermaßen überraschte mich diese Information etwas. »Und?«
»Ich konnte ihn von der Wahrheit überzeugen.«
Das waren eigentlich gute Neuigkeiten. Verhältnismäßig. Nialls nebligen Gesichtsaudruck erklärten sie allerdings nicht. »Aber..?«, fragte ich also, und versuchte so zu klingen, als könnte die Antwort mich nicht berühren. Wir wussten beide, dass es vorgetäuscht war.
Niall seufzte und wandte wieder seinen Blick ab. »Louis hat ihm nicht geglaubt.«
Ich nickte, langsam. Liam auf unsere Seite zu bringen wäre eine meiner besten Chancen gewesen, das wusste ich. Ich hatte große Hoffnungen in Liam gehabt; er und Louis dachten auf eine so ähnliche Weise.
Aber Louis glaubte ihm nicht.
Es fühlte sich an, als würde in meinem Inneren ein winziger Kieselstein den hohen Turm an auf Liam beruhenden Hoffnungen zum Einsturz bringen lassen. Meine Zeit lief ab. Ich konnte nicht zulassen, dass alles zerfallen würde. Ich konnte Louis nicht über nichts verlieren. Ich hatte nichts falsch gemacht.
Mit einem unangenehmen Geräusch, das Niall zusammenzucken ließ, schob ich meinen Stuhl zurück. Ich stand auf, ohne einen weiteren Blick auf meine Notizen zu werfen. »Es reicht.«
Sofort legte sich Besorgnis auf Nialls Gesicht. »Harry..?«
»Ich rede mit Louis.«, stellte ich klar, unumstößlich. Ich schob mich an Niall vorbei.
»Harry, nein.«
»Oh doch, Niall. Und es tut mir leid, aber dieses Mal hast du kein Mitspracherecht. Es ist meine Entscheidung. Ich kann nicht länger rumsitzen und dabei zusehen, wie ich Louis verliere. Ich werde mit ihm reden. Jetzt.«
Die Tür zu Nialls Zimmer war zu, bevor er noch ein einziges Wort sagen konnte. Er hätte nur versucht, mich aufzuhalten. Ich war genug aufgehalten worden. Alles, was jetzt zählte, waren meine Schritte in Richtung des Flurendes.
Ich stoppte nicht vor der Tür. Ich klopfte nicht. Ich platzte herein, als wäre es jetzt eine Frage von Sekunden.
Louis saß am runden Tisch, das Schulbuch zu Literaturepochen vor sich aufgeschlagen. Fast hätte mich das Zimmer, in dem ich seit über einer Woche nicht mehr gewesen war, überwältigt. Unser Zimmer. Mein Zimmer.
Aber ich wusste, dass ich mich jetzt nicht davon beeinflussen lassen durfte.
»Wir müssen reden, Louis.«
Louis
Harrys Gesicht war starr, nichts an ihm verriet die flehende Verzweiflung, mit der er mich sonst darum gebeten hatte, seinen Rechtfertigungen und Lügengeschichten zuzuhören. Aber das änderte nichts an meiner Antwort. Ich wandte meinen Blick zurück auf den Text über viktorianische Werke weiblicher Autorinnen.
»Geh, Harry.«
Mit meiner Fingerspitze fuhr ich als Lesehilfe unter einer Zeile entlang. Dreimal hintereinander las ich den Satz, bis ich ihn begriff. Genügend Zeit für Harry, den Raum zu verlassen. Aber anstatt das zu tun, hörte ich nur, wie er die Tür unsanft schloss. Wenige Sekunden später saß er mir gegenüber am Tisch. Es gefiel mir gar nicht, wie entschlossen er aussah.
»Nicht, dass das der entscheidende Faktor ist, Harry, aber ich muss lernen. Ich werde mir nicht anhören, was du zu sagen hast.« Er bewegte sich nicht. »Hau schon ab!«
»Nein, Louis. Wir reden. Jetzt.«
Ich bemühte mich, nicht einfach aufzuspringen und wegzulaufen. Ich würde Harry garantiert nicht alleine hier lassen. Ihn ein weiteres Mal aus diesem Zimmer zu schmeißen, stand nicht auf meiner unmittelbaren To-do-Liste. »Gespräche sind zweiseitig. Du weißt, dass ich dich nicht sehen will. Oder hören. Also können du und deine verlogene Zunge jetzt diesen Raum verlassen. Geh zu Zayn. Hat sich ja gezeigt, dass du ihn vorziehst.«
»Louis!« Ich erschrak davor, wie laut seine Stimme war. Automatisch hob ich meinen Blick und sah ihn an. Die jadegrünen Augen, die vor Wut und abgelaufenerer Geduld zu funkeln schienen, trugen eine Müdigkeit in sich, die zu alt auf Harrys Gesicht war. Seine Lippen waren wie seine Augenbrauen angespannt. Diese Seite von Harry hatte ich seit Monaten nicht gesehen. Die Seite, die mir begegnet war, als ich mich als homophobes Arschloch beliebt gemacht hatte. Es machte Sinn, dass ich sie jetzt wiedersah. Harrys unbewusste Mimik bewies, was seine Lippen leugneten. Was er mir als mein fester Freund vorgespielt hatte, war nichts mehr als das gewesen; ein Spiel.
»Verdammt, Louis, ich weiß, dass du nicht mit mir reden willst! Aber wir werden reden, hier und jetzt. Ob es dir gefällt oder nicht. Du hast nichts zu verlieren, richtig? Ich werde nirgendwohin gehen, solange du nicht wenigstens versuchst, mir zuzuhören!«
Mit einem lauten Knallen schlug ich das Buch zu. Dieses Mal war es Harry, der zusammenschreckte. Jetzt war es mir genug. Wenn er die Stimme heben wollte, konnte ich das auch. »Du willst reden? Also gut. Lass uns reden! Woran dachtest du da? Darüber, wie du Niall zu deiner morallosen Marionette gemacht hast? Oder vielleicht darüber, wie du mir nicht nur meine Würde und das eine Mal, das ich wirklich glücklich war, genommen hast, sondern jetzt auch noch meinen besten Freund? Ich verstehe nicht, was du noch willst, Harry!«
Er hatte aufgehört zu blinzeln. »Du weißt, dass ich nicht über Liam oder Niall reden will. Es geht um uns, Louis. Das ist doch der Grund, wieso diese ganze Sache hier passiert. Weil wir beide es nicht schaffen, das Missverständnis zwischen uns zu klären.«
Seine Dreistigkeit würde mich noch in den Wahnsinn treiben. »Der Grund für diese ganze Sache ist, dass es dir nicht gereicht hat, nur mich zu küssen! Ich habe an gar nichts Schuld! Das ist keine Sache zwischen uns. Ich habe nicht darum gebeten, betrogen zu werden!«
»Ich habe nichts getan, Louis!« Seine Stimme rutschte höher. Die grünen Augen, die zu schön für jemanden waren, der mein Herz gebrochen hatte, begannen rot und glasig zu werden. »Du musst mir glauben! Kannst du nicht wenigstens für ein paar Sekunden wenigstens in Betracht ziehen, dass ich die Wahrheit sage?«
»So wie du die Wahrheit gesagt hast über die Ferien? Wales?«, fuhr ich ihn an. Ich verlor die Kontrolle. Aber vielleicht zahlte es sich aus. Harrys Augen wurden weit und erschrocken. Auf frischer Tat ertappt.
»Ich habe nicht-«
»Das kannst du dir klemmen, Harry, Niall hat Liam die Wahrheit erzählt. Vielleicht kenne ich noch nicht alle Lügen, die du erzählt hast, aber genug, um zu wissen, dass ich keinem Wort aus deinem Mund trauen sollte.«
Harry schüttelte den Kopf, seine Locken kamen nicht hinterher. »Nein, hey, Louis, sieh mich an! Du weißt, dass du falsch liegst. Ich hätte dich nicht die ganze Zeit über Zayn anlügen können. Ich könnte es jetzt nicht. Du weißt, dass ich der schlechteste Lügner bin, dem du jemals begegnet bist! Sieh mir in die Augen, Louis. Ich habe dich nicht mit Zayn betrogen. Zayn hat mich geküsst, ein einziges Mal, ich wollte es nicht. Zu keinem einzigen Zeitpunkt wollte ich jemand anderes außer dir.« Er hatte sich mir entgegen gelehnt. Verzweiflung tränkte seinen Blick. Natürlich war er verzweifelt. Langsam schnallte er, dass er mich mit seinem Schauspiel nicht rumkriegen konnte.
»Was muss ich sagen, damit du mich endlich in Ruhe lässt? Wann wirst du es aufgeben?«
»Nicht, solange du nicht verstehst, was wirklich passiert ist! Hör mir endlich zu. Es wird Zeit, dass du aufhörst, die Schuld nur bei anderen zu suchen! Wir sollten gar nicht erst in dieser Situation sein. Durch Zayn manipuliert. Ich bin dein fester Freund, war, was auch immer. Ich dachte, du würdest mir vertrauen!«
Meine Finger verkrampften sich. »Das habe ich ja. Und es war offensichtlich ein großer Fehler.« Alles, was jetzt wichtig war, war Harry nicht den Schmerz in meiner Stimme hören zu lassen.
In seinen Augen schimmerten die Tränen jetzt unübersehbar. »Du hast mir nicht vertraut, sonst hättest du mir das mit Zayn niemals zugetraut!«
Ich schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Jetzt spielte doch eh alles keine Rolle mehr. Schmerz in der Stimme hin oder her. »Weißt du was, Harry? Fick dich! Du denkst, ich hätte dir Unrecht getan?! Ich bin derjenige, der verletzt wurde! Ich wusste nicht, dass das alles für dich nur ein Spiel war! Auch wenn es auf der Oberfläche anders erschien, wissen wir beide, dass unsere Beziehung mehr erste Male für mich war als für dich. Ich habe dir vertraut! Ich habe mich verliebt, verdammt nochmal. Und zwar nicht, weil ich die Vermutung hatte, dass du hinter meinem Rücken andere Jungs küssen könntest. Du weißt, was du mir genommen hast; du hast es mir gegeben! Wieso bist du hier? Um mir zu zeigen, wie lächerlich ich mich gemacht habe, weil ich die Wahrheit nicht früher gesehen habe? Weil ich blind den Seifenblasenträumen gefolgt bin, über die ich mich bei dir lustig gemacht habe? Das weiß ich selber! Du warst ein Seifenblasentraum. Der platzen musste. Was war alles gespielt, Harry? Welche Details? Hättest du mit mir geschlafen, wenn ich nicht alles rausgefunden hätte? Wolltest du mit mir schlafen? Wäre es überhaupt dein erstes Mal gewesen oder war das nur eine weitere Fassade, die verdecken sollte, was du mit Zayn längst getan hattest? Noch ein Detail, um mich ein bisschen weiter in das Lügennetz einzuwickeln? Wann wolltest du es mir sagen? Wolltest du es mir sagen? Warst du bisher zu feige gewesen oder hast du es genossen? Habt ihr über mich gelacht? Wer küsst besser, Zayn oder ich? War Zayn überhaupt bei seinen Großeltern in Somerset oder war die Ferienlüge dafür, dass ihr eine Woche alleine hier verbringen konntet? Hast du mir vertraut? Als ich dich zum ersten Mal geküsst habe, wusstest du da schon, dass ich dir nicht genug sein würde?«
Mein Atem ging zu schnell und ich wusste es. Ich versuchte nicht einzuschätzen, ob meine Stimme laut genug war, um in den letzten Ecken des Internats hörbar zu sein. Harrys Gesicht war rund. Er starrte mich mit offenem Mund an. Tränen ließen seine geröteten Wangen schimmern. Ich hatte ihm die Sprache verschlagen. Vielleicht war das der Moment. Vielleicht hatte er endlich verstanden, dass seine kläglichen Versuche vergeblich waren. Auch wenn ich dazu mehr preisgegeben hatte, als ich gewollt hatte. Denn zum ersten Mal, seit ich alles realisiert hatte, weinte auch ich. Tränen waren Verräter.
Ich räusperte mich leise. Ich konnte mir die Tränen anhören, ohne sie zu sehen. Mit voller Kontrolle sprach ich so ruhig ich konnte. »Also, Harry. Es ist mir egal, was du jetzt tust. Geh und pack Zayn, Niall und wenn du willst auch Liam ein. Spielt jetzt keine Rolle mehr. Verbreite Gerüchte über mich im Internat. Küss wen du willst. Aber lass mich in Frieden. Ich will dein Gesicht nicht mehr sehen. Das Zimmer ist meins. Zieh bei Zayn ein, ein Bett sollte euch reichen. Nimm deine Zeichnungen von den Wänden mit. Und die Fotos über dem Bett. Ich will sie nicht anfassen. Geh. Lass mich allein. Endgültig. Du wolltest reden; wir haben geredet. Jetzt weißt du, dass du mir das Herz gebrochen hast. Dass du mich zum Weinen bringen kannst, obwohl ich weinen so sehr hasse. Herzlichen Glückwunsch. Das war's. Ende. Lass mich in Ruhe, Harry.«
Ich zuckte zusammen, als er aufsprang, als wäre ihm ein elektrischer Schlag versetzt worden. Etwas Wildes lag in seinem Blick, etwas, das ich niemals deuten könnte. Er wirbelte herum, ohne mich nochmal anzusehen. Dann stürmte er aus dem Zimmer, wortlos und tränenüberströmt, als wäre wirklich er es, dem das Herz gebrochen wurde.
Meine eigene äußere Ruhe war gezwungen, das wusste ich. Aber es war Zeit dafür. Ich wusste plötzlich, was ich als Nächstes tun würde. Der erste Schritt, um meinen Kopf aus der Grube mit dem kochenden Öl zu ziehen. Zuerst hatte ich gedacht, dass es um Rache gehen würde, wenn ich es wirklich tun würde. Aber es war keine Rache. Ich würde über Harry hinwegkommen.
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*Harry dieses Kapitel*:
i don't want you to be the one that got away
i want to be addicted to you
(yeah)
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