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• 25 •

Louis

Am nächsten Morgen frühstückten wir gemeinsam. Die einzigen beiden Menschen im großen Essenssaal. Zu dem Zeitpunkt war ich dann ziemlich froh, dass ich hier nicht alleine sitzen musste, auch wenn Harry mich pausenlos voll plapperte. Keine Ahnung, wie der Junge so viel reden konnte.
Und er benahm sich als wäre meine Anwesenheit das Beste, was ihm je passiert war. Ich nahm mir vor, ihn irgendwann nochmal zu fragen, wieso er eigentlich nicht nach Hause gefahren war. Vielleicht war er auch einfach nur ein Rebell wie ich (auch wenn das absolut nicht zu ihm passte).

Nach dem Essen ging ich duschen und die komplett leeren Waschräume waren himmlisch. Es war so still, ich konnte ganz ungestört meinen Gedanken nachgehen.
Danach putzte ich Zähne und stand an dem Fenster, das ich weit geöffnet hatte, und schaute hinaus. Es goss wie aus Eimern und der Himmel war soweit ich sehen konnte ein einziges, trübes Grau. So stark hatte es in den letzten Wochen nie geregnet – nicht mal in der Gewitternacht, in der Niall, Harry und Liam mich ausgesperrt hatten und das wollte schon etwas heißen.

In frischen Sachen und mit gerade trocken geföhnten Haaren verließ ich die Waschräume wieder.
Als ich dann unser Zimmer betrat, wäre ich vor Schreck beinahe rückwärts gegen die Wand hinter mir gesprungen. Beinahe.

Harry – er war es, das hatte ich nach ein paar Sekunden begriffen – stand mitten in unserem Zimmer, aber es war nicht die gewohnte Erscheinung des kleineren, schlanken Jungen, sondern viel eher ein gelbes Monster.
Ich brauchte noch ein paar weitere Sekunden, bis ich begriff, dass es Kleidung war.

Harry trug einen dieser quietschgelben Regenanzüge – nur dass er ungefähr fünf Nummern zu groß war. Eine weite Hose wie zwei gelbe Tunnelrutschen ließ nicht mehr im Geringsten erahnen, dass Harry schöne, schlanke Beine hatte. Die riesige Jacke im gleichen Gelbton hätte er sich noch mit einem Elefanten teilen können. Aber das Schrecklichste war der lächerliche Hut. Die schokoladenfarbenen Locken waren beinahe komplett von dem Knallgelb verdeckt. Die Krempe des Hutes hing ihm in die Augen.
Ich konnte in diesem Aufzug nicht viel mehr als Harrys Gesicht sehen, es machte ihn unglaublich jung.

»Wow«, sagte ich ungläubig und versuchte den Fakt zu verarbeiten, dass Harry wie ein gelber Ochsenfrosch aussah.

»Hey Louis!« Er lächelte breit mit seinem tiefsten Grübchenlächeln. Ich blinzelte doppelt.

»Wow. Hatte dein inneres Mutantenquietscheentchen Drang nach Aufmerksamkeit?«
Harry schüttelte den Kopf, als müsste er auf diese Frage ernsthaft antworten.

»Das ist Regenkleidung, Louis.«, erklärte er mir freundlicherweise. Ich verdrehte die Augen. Danke für die Aufklärung, Harry.

»Das sehe ich.«, sagte ich knapp. »Und was hast du damit vor?«

Das Lächeln wurde breiter. »Rausgehen!« Seine Augen strahlten vor Begeisterung, als täte es die Sonne draußen genauso.

»Ich schätze, du hast da was verpasst, Harry. Es gießt in Strömen. Vielleicht solltest du deinen kleinen Spaziergang besser verlegen.«

Er schüttelte den Kopf und das beschichtete Material seiner Kleidung raschelte. »Ich bin wetterfest angezogen.« Zum Beweis hob er die Arme und tätschelte seinen Kopf, der unter dem Hut mehr oder weniger sicher vor dem Regen war. »Regen macht Spaß, komm doch mit raus! Du wirst sehen, es ist toll! Du kriegst auch einen Anzug!«

Ich dachte darüber nach, wie ich wohl im Zitronenlook aussehen würde. Und wie widerlich es wäre, wenn das kalte Wasser mir den Nacken hinunterlaufen würde.
Aber ich hatte auch nichts Besseres zu tun, als diesem wahnsinnigen Kleinkind in sein Planschabenteuer zu folgen.

»Überzeug mich.«, sagte ich eitel, um ihm nicht gleich beizugeben. Er schien erfreut über die Chance, mich überzeugen zu können. Kurz überlegte er, dann strahlte er wieder.

»Regen macht glücklich!«, verkündete er entschieden.
Ich war mir ziemlich sicher, dass das das schlechteste Argument war, das je irgendjemand aufgebracht hatte. Ich zuckte mit den Schultern.

»Überzeugt.«

Harry führte mich zu einer Abstellkammer, in der einige Gartenwerkzeuge und solches Zeug standen (keine Ahnung, woher er den Schlüssel hatte, aber das war ja auch egal). Aus einem der Regale zauberte er eine weitere komplette Regenausstattung, die genauso gelb und groß war wie die, die er trug. Ich zog sie mir schnell über und Harry besorgte uns auch noch je ein paar graugrüne Gummistiefel, die mir erstaunlicherweise sogar ziemlich gut passten.
Ich fühlte mich wie irgendsoein verrückter, schottischer Sumpfforscher.

Aber an meinem gesunden Menschenverstand zweifelte ich erst so richtig, als ich mit Harry in den strömenden Regen trat.
Ich war ziemlich skeptisch, aber Harry meinte, ich müsste mich erst darauf einlassen. Ich folgte ihm einfach.

Wie zwei Leuchtsignale gingen wir nebeneinander durch das trübe Wetter. Es wurde nicht unbedingt besser. Die Krempe meines Hutes hielt das Gewicht des prasselnden Regens nicht aus und deswegen klebte sie mir in der Stirn und diente dem Wasser als Weg in mein Gesicht. Harry sah genauso aus – nur dass er die beste Laune hatte.
Eine Locke klebte dunkel an seiner Stirn und fiel ihm halb ins Auge.

Bald waren wir am See. Harry blieb oben auf dem Hügel stehen und ich tat es ihm gleich. Wortlos deutete er auf die Wasseroberfläche und ich musste zugeben, dass es ziemlich cool aussah. Die riesigen Tropfen schlugen hart auf das Wasser auf und ließen es beinahe brodeln.
Ich hatte das seltsame Verlangen, baden zu gehen. Aber weil das wahrscheinlich keine so gute Idee war, sprach ich es nicht mal laut aus.

Wir gingen hinunter zum See und setzten uns eine Weile in das nasse Gras. Ich hätte nicht gedacht, dass es so entspannend sein konnte, auf einen See zu gucken, der vom Regen terrorisiert wurde. Nach ein paar Minuten begann Harry zu summen. Ich drehte meinen Kopf zu ihm – was ein störendes Rascheln verursachte – und sah ihn einfach an.

Ich war mir ziemlich sicher, dass er weder bemerkte, dass ich ihn ansah noch, dass er summte. Der Blick seiner grünen Augen lag verträumt auf dem See und seine Finger streichelten das nasse Gras, ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen. Ich hätte gerne gewusst, woran er dachte.

Ab diesem Punkt beobachtete ich nicht mehr den See, sondern ihn. Mit jeder Sekunde verfiel ich tiefer in das Studium seines Gesichts. Zum ersten Mal sah ich ihn nicht als den jüngeren, nervigen, kleinen Jungen, der ein verdammt anstrengend pazifistisches Herz hatte. Seine Friedlichkeit und der Optimismus waren nicht kindisch und naiv, sie waren einfach eine Einstellung. Sie waren sein Wesen und sollten eigentlich ein Vorbild für viele andere Menschen sein. Menschen wie mich.

In meinen Gedanken versunken, bemerkte ich nicht, dass Harry aufgestanden war.
»Hey. Louis. Komm weiter.« Er hielt mir lächelnd eine Hand hin und ich ließ mich von ihm hochziehen.

Je weiter wir gingen, desto mehr vergaß ich den Regen. Ich war mir nicht sicher, ob Harry ein Ziel hatte, aber eigentlich spielte es auch keine Rolle.
Doch bald kamen wir dort an, wo er anscheinend hingewollt hatte. Es war der kleine Schulgarten. Ich war zwar noch nie hier gewesen, aber Liam hatte mir davon erzählt.

Der Garten war von einer uralt aussehenden, etwa hüfthohen Steinmauer umsäumt. Und von dem Garten selbst war in den Beeten nicht mehr allzu viel zu sehen. Kein Wunder; es war November und die letzten Wochen hatte es fast pausenlos geregnet.

Harry kletterte über das ebenfalls nicht allzu hohe Metalltor, das mit einem großen Schloss verschlossen war. Ich tat es ihm nach und fühlte mich dabei ziemlich sackig in diesem gelben Ding.
Aber irgendwie schaffte ich es in einem Stück hinüber und musste mich dann beeilen, um zu Harry aufzuschließen, der schon weitergelaufen war.

Er blieb vor einem großen Laubbaum stehen. Der Stamm war breit und sah ziemlich alt aus. Von den Ästen fielen dicke Tropfen auf meinen Hut und in mein Gesicht, aber es störte mich nicht.

»Ich klettere immer hinauf.«, sagte Harry und deutete in die weite Baumkrone.

Ich lachte stumpf, als ich mir vorstellte, an dem nassen Stamm hoch zu klettern.
»Mich kriegst du da nicht rauf. Ich bin nicht allzu scharf auf eine Querschnittslähmung.«

Harry schüttelte lachend den Kopf. »Nein, doch nicht jetzt. Ich meine im Sommer. Dann klettere ich immer hinauf.«

»Und wie sieht es im regnerischen Herbst aus?«, fragte ich scherzhaft und erwartete keine Antwort.

»Ich schmeiße Steine in die Pfützen!« Ich runzelte die Stirn und überlegte, ob er es ernst meinte, als er sich schon mit dem Rücken am Stamm hinuntergleiten ließ. Einladend klopfte er neben sich auf den schlammigen Boden. Ich seufzte leise und verfluchte den viel zu glücklich aussehenden Jungen.

»Also gut.« Als ich mich neben ihn in den Matsch setzte, schmatzte der feuchte Untergrund leise unter meinem Gewicht.

Es war verrückt. Harry begann wirklich, Steine in Pfützen zu werfen. Aber das eigentlich Verrückte war, dass ich mitmachte und es tatsächlich Spaß machte. Schnell begannen wir, Wettbewerbe zu veranstalten – wer warf am weitesten, traf am genauesten, konnte den Stein des Anderen in der Luft treffen. Vielleicht saßen wir sogar über eine Stunde hier.
Aber eins wusste ich.

Es regnete, aber ich war im gesamten letzten Jahr nicht einmal so gut gelaunt gewesen wie jetzt.

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