One Night, Toujours
Das Wohnzimmer der gemeinsamen Wohnung von Draco Malfoy und Pansy Parkinson war stilvoll eingerichtet, wie es zu erwarten war, wenn Draco die Kontrolle über das Design hatte. Die Farben waren gedämpft, kühl und elegant – viel Grau, Creme und ein Hauch von Silber. Es war ein Raum, der Ruhe ausstrahlte, aber auch eine Distanz, die wie eine unsichtbare Wand zwischen der Welt und seinem Bewohner lag. Der inzwischen 25-jährige Draco Malfoy stand vor dem großen Spiegel über dem Kaminsims, zog an den Manschetten seines Hemdes und verzog das Gesicht. Er sah gut aus – das war nichts Neues. Aber das Bild, das ihm entgegenblickte, war nicht das, was er fühlen wollte. Sein blondes Haar war wie immer makellos, seine Haut ebenmäßig und glatt. Doch das Lächeln, das er sich aufzwingen wollte, wollte nicht so recht haften bleiben.
»Also, Draco, wenn du noch länger deinen Spiegel anstarrst, wird er dich zurückstarren und dir ins Gesicht sagen, wie langweilig du bist.« Pansy lehnte sich an den Türrahmen, die Arme verschränkt, ein verschmitztes Lächeln auf ihren Lippen. Ihr kurzes schwarzes Kleid schimmerte im Licht, ihre roten Lippen bildeten einen auffallenden Kontrast zu ihrem dunklen Haar. Sie war bereit, wie immer, und ungeduldig.
»Ich bin nicht langweilig«, erwiderte Draco und drehte sich zu ihr um, die Stirn leicht gerunzelt. »Ich bin ... anspruchsvoll.«
»Anspruchsvoll ist das Wort, das du benutzt, wenn du zu viel Angst hast, dich einfach mal zu amüsieren.« Sie trat zu ihm, griff nach seinem Kragen und richtete ihn zurecht. »Das hier ist kein Treffen mit deinen Kollegen, Draco. Wir gehen raus. Menschen sehen. Spaß haben. Erinnerst du dich, was das ist? Spaß?« Er seufzte und ließ die Schultern sinken.
»Ich habe Spaß.«
»Oh, wirklich? Wann war das letzte Mal?« Pansy zog eine Augenbraue hoch, und ihre Miene sprach Bände.
»Letztes Wochenende«, begann Draco, aber sie schüttelte den Kopf, bevor er den Satz beenden konnte.
»Nein. Letztes Wochenende hast du bis Mitternacht gearbeitet und bist dann mit einem Buch ins Bett gegangen. Heute Abend...«, sie griff nach seiner Hand und zog ihn in Richtung Tür. »Heute Abend wirst du Spaß haben, und ich werde dafür sorgen.« Draco verzog das Gesicht, folgte ihr aber ohne weiteren Widerstand. Er wusste, dass Pansy in solchen Momenten unaufhaltsam war. Und vielleicht – nur vielleicht – hatte sie recht.
\*\*
Der Club, den Pansy ausgesucht hatte, lag versteckt in einer Seitenstraße der Londoner Innenstadt. Es war ein rein Muggle-Gayclub, bekannt für seine laute Musik, pulsierende Lichtshows und eine Tanzfläche, die bis in die frühen Morgenstunden gefüllt war. Draco fühlte sich unwohl in der stickigen Hitze, die von Schweiß, Parfüm und einem Hauch von Alkohol durchzogen war. Dennoch konnte er nicht leugnen, dass die Atmosphäre lebendig war, anders als die sterile Kühle, die er gewohnt war. Pansy hatte sich bereits in die Menge gestürzt, ihre Hand noch einmal winkend gehoben, bevor sie zwischen den tanzenden Körpern verschwand, um nach ihrer festen Freundin Emily zu suchen. Draco blieb an der Bar zurück und bestellte sich einen Drink. Der Barkeeper, ein junger Mann mit einem strahlenden Lächeln und einem glitzernden Hemd, servierte ihm rasch einen Whiskey. Draco nahm einen Schluck und ließ seinen Blick schweifen. Seine grauen Augen glitten über die Tanzfläche, bis sie an einer Gestalt hängen blieben, die er nie erwartet hätte, hier zu sehen.
\*\*
Harry Potter hatte nie geplant, nach London zurückzukehren, und schon gar nicht auf diese Weise. Die letzten Jahre in Frankreich hatten ihm Freiheit gebracht – oder zumindest etwas, das sich danach angefühlt hatte. Weit weg von der Welt, die ihn als Helden feierte, hatte er sich auf Quidditch konzentriert. Das Team, die Spiele, die Reisen – sie hatten ihn abgelenkt, ihn beschäftigt gehalten. Doch die Wahrheit war, dass er nicht vor seiner Vergangenheit geflohen war, sondern vor sich selbst. Die Beziehung, die er in Frankreich geführt hatte, war intensiv gewesen, aber mit der Zeit toxisch geworden. Sein Partner hatte eine unkontrollierte Eifersucht entwickelt, die in Manipulation und schließlich in Gewalt mündete. Harry hatte lange gebraucht, um sich aus der Beziehung zu lösen, gequält von Scham und der Angst, niemandem davon erzählen zu können. Der Bruch war chaotisch und schmerzhaft gewesen, und der Gedanke an die Wunden – sowohl physisch als auch emotional – ließ ihn nachts wach liegen. Nun war er hier, bei Hermine und Ron, die ihn liebevoll, aber mit besorgten Blicken aufgenommen hatten. Harry hatte sich entschlossen, erst mal bei den beiden zu wohnen. Doch was er in London machen wollte, wusste er noch nicht. Die Stadt war ihm vertraut und fremd zugleich, ein Ort voller Erinnerungen und Möglichkeiten, die er noch nicht greifen konnte. Ron und Hermine hatten ihn zu einem Abendessen überredet, doch Harry hatte nach ein paar Stunden das Bedürfnis verspürt, allein zu sein. Ein Spaziergang durch die Straßen Londons hatte ihn schließlich hierher geführt. Der Club war ihm durch Zufall ins Auge gefallen – oder war es Schicksal gewesen? Die leuchtenden Farben und die basslastige Musik hatten ihn hineingezogen. Jetzt lehnte er an der Bar, ein Bier in der Hand, und fühlte sich fehl am Platz. Die Menschen um ihn herum lachten, tanzten, berührten sich, und Harry konnte nicht anders, als sich wie ein Fremder in einer Welt zu fühlen, die er nie wirklich betreten hatte. Er nahm einen großen Schluck, doch der bittere Geschmack des Bieres schien nicht seine Gedanken zu ersticken. Harry war nicht geoutet, und ihm fehlte der Mut, offen zu leben. In Frankreich war das einfacher gewesen. Die Aufmerksamkeit der Menschen dort war nicht so überwältigend, und kaum jemand hatte ihn auf der Straße erkannt. Aber in London? Hier kannten ihn die Menschen, und viele von ihnen hatten ihre Meinungen über ihn. Die Vorstellung, sein Privatleben öffentlich zur Schau zu stellen, war für ihn eine Barriere, die er bisher nicht überwinden konnte. Er spürte plötzlich einen Blick auf sich gerichtet. Etwas an diesem Moment ließ ihn innehalten. Zögernd hob er den Kopf, und seine grünen Augen suchten die Menge ab, bis sie auf graue trafen. Vertraut und doch so anders. Draco Malfoy.
Draco stand am anderen Ende der Bar, elegant wie immer, ein leichtes, beinahe spöttisches Lächeln auf den Lippen. Harrys Herz zog sich zusammen, und er suchte hastig nach einer Ausrede, nach etwas, das diese unerwartete Begegnung leichter machen würde. Doch nichts fiel ihm ein. Als Draco sich näherte, zwang sich Harry, ruhig zu bleiben.
»Potter«, begann Draco mit einer Stimme, die gleichzeitig distanziert und herausfordernd klang. »Was für eine Überraschung.« Harry hob sein Bier leicht an, als ob das irgendeine Erklärung bieten könnte.
»Ich... wollte einfach mal raus«, murmelte er und spürte, wie kläglich seine Worte klangen. Harry konnte nicht anders, als Draco anzustarren, als dieser sich ihm näherte. Es war wie ein unwirklicher Moment, in dem sich die Zeit verlangsamte. Er sah aus wie eine Vision, herausgeschnitten aus einem Modekatalog oder einem dieser Filme, die Hermine so gerne schaute. Das blonde Haar, jetzt etwas kürzer und perfekt gestylt, schimmerte im Licht der grellen Scheinwerfer. Sein Gesicht, immer noch makellos und aristokratisch, hatte an Reife gewonnen – die hohen Wangenknochen schärfer, die Kieferlinie markanter. Selbst die Art, wie er sich bewegte, war mühelos elegant, als gehöre er genau hierher. Das schwarze Hemd, dessen oberste Knöpfe lässig geöffnet waren, offenbarte einen Hauch von Schlüsselbein, und die Krempe seiner Ärmel zeigte schmale, aber durchtrainierte Unterarme. Alles an ihm wirkte so durchdacht, so kontrolliert, als sei er sich seines Aussehens vollkommen bewusst. Harry spürte, wie seine Kehle trocken wurde. Der Draco Malfoy, der jetzt vor ihm stand, war weit entfernt von dem Jungen, der einst giftige Worte schleuderte und immer ein gehässiges Grinsen im Gesicht hatte. Dieser Draco war eine Mischung aus Reife, Selbstbewusstsein und einer Art gefährlicher Anziehungskraft, die Harry zutiefst verunsicherte. Draco musterte Harry mit einem Blick, der irgendwo zwischen amüsiert und interessiert lag. Ohne ein weiteres Wort winkte er dem Barkeeper zu.
»Zwei Wodka«, sagte Draco, ohne den Blick von Harry abzuwenden. Harry wollte protestieren, aber bevor er auch nur den Mund öffnen konnte, stand schon ein Glas vor ihm.
»Ich kann meinen eigenen Drink bezahlen«, murmelte Harry, doch Draco lehnte sich mit einem leicht amüsierten Lächeln an die Bar.
»Das bezweifle ich nicht. Aber betrachte es als... Wiedersehenstrunk.« Draco hob sein Glas und wartete, bis Harry zögernd ebenfalls anstieß.
»Auf... alte Feinde?«, fragte Harry, seine Stimme leicht angespannt.
»Auf alte Feinde, die vielleicht gar nicht mehr so feindselig sind«, erwiderte Draco mit einem selbstzufriedenen Grinsen, bevor er einen Schluck nahm. Harry trank ebenfalls und fühlte, wie die Wärme des Wodkas seine Kehle hinunterlief. Es war nicht unangenehm, aber das Gefühl, unter Dracos intensiver Beobachtung zu stehen, ließ ihn unruhig werden.
»Also, Potter«, begann Draco schließlich und stellte sein Glas ab. »Was führt dich in einen Ort wie diesen? Es ist kaum der Ort, an dem ich dich erwartet hätte.« Harry zuckte mit den Schultern und wich Dracos Blick aus.
»Ich bin gerade erst wieder in London angekommen. Hermine und Ron dachten, ein Abend draußen würde mir guttun.« Draco schnaubte leise.
»Und sie haben dich allein hierher geschickt? Sehr rücksichtsvoll von ihnen.«
»Ich wollte allein sein«, entgegnete Harry schnell, ein Hauch von Abwehr in seiner Stimme. Er nahm noch einen Schluck, um sich zu beschäftigen, aber Draco ließ nicht locker.
»Allein? In einem Gayclub? Potter, das ist die schlechteste Tarnung seit ... keine Ahnung.« Harry verschluckte sich fast an seinem Drink und warf Draco einen warnenden Blick zu.
»Das hier ist nur ein... ein Club. Es bedeutet nichts.« Draco hob eine perfekt geformte Augenbraue, das amüsierte Lächeln kehrte auf seine Lippen zurück.
»Potter, wenn du leugnen willst, schwul zu sein, solltest du das vielleicht nicht in einem Raum voller Männer tun, die dich sehr genau mustern.« Harry konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass er in eine Falle gelaufen war. Er rieb sich den Nacken und wich Dracos Blick erneut aus.
»Ich bin nicht... Das heißt, ich...«
»Du bist nicht schwul? Sicher. Und ich bin ein Muggel.« Draco lachte leise, aber nicht unfreundlich. »Du kannst mich anlügen, Potter, aber glaub mir, dieser Ort hat eine bestimmte Art, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Warum also nicht einfach ehrlich sein?« Harry biss sich auf die Lippe und sah auf sein Glas. Die Worte blieben ihm im Hals stecken, und für einen Moment herrschte ein angespanntes Schweigen zwischen ihnen. Schließlich war es Draco, der die Spannung brach.
»Weißt du, wenn du wirklich nicht hier bist, weil du Männer magst, dann bist du vielleicht einfach hier, weil du mich vermisst hast. Das würde ich sogar verstehen.« Sein Tonfall war spielerisch, aber in seinen Augen lag ein Funken Ernst. Harry schüttelte den Kopf, konnte aber das schwache Lächeln nicht unterdrücken.
»Du bist unmöglich, Malfoy.«
»Das sagst du jetzt, aber du hast mir noch nicht die Gelegenheit gegeben, dir zu beweisen, dass ich durchaus möglich bin.« Draco hob sein Glas erneut, und diesmal stieß Harry bereitwilliger an. Gerade als sich eine merkwürdig angenehme Stimmung zwischen ihnen entwickelte, hörte Harry eine laute Stimme hinter sich.
»Draco!« Er drehte sich um und sah Pansy Parkinson auf sie zukommen, begleitet von einer jungen Frau mit kurzen, blond gefärbten Haaren und einem frechen Lächeln. Pansy war wie immer makellos, ihr schwarzes Kleid funkelte im Licht, und ihre Haltung strahlte Selbstbewusstsein aus.
»Ich wollte dir nur sagen, dass ich gehe. Emily ist ... äh ... müde. Wir gehen.« Sie deutete mit einem eleganten Kopfnicken auf die Frau neben ihr, die Draco mit einem charmanten Lächeln grüßte. Draco zog eine Augenbraue hoch.
»Ach ja? Müde? Dann haltet euch nicht zurück. Ich komme zurecht.« Pansy grinste und trat näher an ihn heran.
»Das sehe ich. Ich wollte dich nicht stören, Draco. Du scheinst ... beschäftigt.« Ihr Blick wanderte kurz zu Harry, ohne dass sie ein Wort an ihn richtete. Dann wandte sie sich wieder an Draco und fügte leiser hinzu:
»Sei nett zu ihm. Du weißt, wie du manchmal bist.« Draco schnaubte leise.
»Ich bin immer nett, Pansy. Du kennst mich doch.«
»Oh, ich kenne dich besser, als mir lieb ist.« Pansy zwinkerte ihm zu und legte ihm die Hand kurz auf die Schulter, bevor sie sich umdrehte.
»Viel Spaß, ihr beiden. Und Potter?« Sie hielt inne und warf ihm einen abschätzigen Blick zu. »Versuch, Schritt zu halten. Draco kann ... anstrengend sein.« Mit einem letzten, spöttischen Lächeln verschwand sie mit Emily in der Menge. Harry beobachtete die beiden Frauen, bis sie in der tanzenden Masse verschwunden waren. Dann wandte er sich wieder Draco zu, die Stirn leicht gerunzelt.
»Pansy hat sich nicht wirklich verändert, oder?« Draco hob die Schultern, ein kleines Lächeln spielte um seine Lippen.
»Sie ist ... konstant. Aber ich schätze, das ist auch etwas, worauf man sich verlassen kann.« Harry nickte langsam und nahm einen Schluck aus seinem Glas.
»Und die andere? Emily, richtig? Sind sie ... zusammen?« Dracos Lächeln wurde breiter.
»Neugierig, Potter?« Harry verdrehte die Augen.
»Es war nur eine Frage.«
»Nun, wenn du es unbedingt wissen musst, ja, sie sind ein Paar. Pansy hat ein Faible für Frauen mit einer gewissen ... rebellischen Energie. Emily passt perfekt zu ihr.« Draco nickte in Richtung einer freien Sitzgruppe neben der Bar.
»Komm, Potter. Wir setzen uns. Das hier könnte eine Weile dauern.« Harry folgte ihm widerwillig, sein Glas fest umklammert. Die Musik war hier etwas gedämpfter, und die Atmosphäre wirkte fast intim, als sie sich an einem kleinen Tisch niederließen. Draco lehnte sich entspannt zurück, während Harry sich steif auf den Stuhl setzte, als wolle er jederzeit aufspringen.
»Entspann dich. Ich beiße nicht.« Harry warf ihm einen kurzen Blick zu, sagte aber nichts. Stattdessen nahm er einen Schluck aus seinem Glas und versuchte, die Nervosität in seinem Magen zu ignorieren. Draco schüttelte leicht den Kopf, ein nachsichtiges Lächeln auf den Lippen.
»Lass uns das etwas auflockern. Also, wo fange ich an? Nach dem Krieg war es ... kompliziert. Mein Name war nicht gerade beliebt, wie du dir denken kannst. Ich habe mich entschieden, Heiler zu werden. Irgendwie schien es das Richtige zu sein – etwas Gutes tun, um die Fehler der Vergangenheit auszugleichen.« Harry hob überrascht eine Augenbraue.
»Heiler? Das hätte ich nicht erwartet.« Draco grinste.
»Niemand hat das. Aber ich bin gut darin. Überraschend gut, wenn du Pansy fragst. Sie behauptet, ich hätte endlich gelernt, Menschen zusammenzusetzen, anstatt sie auseinanderzureißen.« Harry konnte nicht anders, als zu schmunzeln.
»Das klingt ... passend.« Draco nahm einen Schluck von seinem Drink und fuhr fort.
»Die ersten Jahre waren hart. Ich musste mich beweisen, und der Name Malfoy war nicht gerade eine Eintrittskarte ins Vertrauen der Leute. Aber mit der Zeit habe ich mir meinen Platz erarbeitet. Jetzt bin ich zufrieden, denke ich.« Harry beobachtete ihn aufmerksam, überrascht von der Offenheit in Dracos Stimme.
»Und du und Pansy? Ihr wohnt zusammen?« Draco nickte.
»Ja, wir teilen uns eine Wohnung in der Stadt. Sie ist ... familiär. Auf ihre eigene, bissige Art. Wir passen gut zusammen, auch wenn wir uns manchmal gegenseitig in den Wahnsinn treiben.« Harry lehnte sich etwas zurück und nahm einen weiteren Schluck.
»Es klingt, als hättest du wirklich einen Weg gefunden, dein Leben wieder aufzubauen.« Draco zuckte leicht mit den Schultern.
»Vielleicht. Und du, Potter? Was hast du all die Jahre in Frankreich gemacht?« Harry zögerte, überrascht, dass Draco überhaupt wusste, wo er gewesen war.
»Du weißt von Frankreich?« Draco lehnte sich ein Stück vor, sein Blick aufmerksam.
»Es ist nicht schwer, Dinge herauszufinden, wenn man weiß, wo man suchen muss. Außerdem ist ein gewisser Harry Potter, der für ein französisches Quidditchteam spielt, keine kleine Neuigkeit.« Harry seufzte leise und nahm einen Schluck von seinem Glas, um Zeit zu gewinnen.
»Ich brauchte Abstand. Nach allem, was passiert ist ... Nach dem Krieg. Es war... einfacher, wegzugehen, irgendwohin, wo mich niemand ständig anstarrt, als wäre ich ein Relikt aus der Vergangenheit.« Draco nickte, und etwas in seinem Ausdruck veränderte sich, fast als würde er Harrys Worte nachfühlen können.
»Und Quidditch? Hat es dir das gegeben, was du gesucht hast?« Harry zuckte mit den Schultern.
»Es hat mich beschäftigt gehalten. Es war eine Flucht, denke ich. Aber irgendwann fühlte es sich genauso leer an wie alles andere.« Draco hob eine Augenbraue.
»Deshalb bist du zurückgekommen?« Harry hielt inne, seine Finger um das Glas verkrampft.
»Vielleicht. Ich bin nicht sicher, was ich hier suche. Aber Frankreich ... es war Zeit zu gehen.« Draco ließ ihn für einen Moment schweigen, beobachtete ihn mit einem Blick, der gleichzeitig neugierig und geduldig war. Schließlich sprach er leise: »Es klingt, als gäbe es da noch mehr, Potter. Du redest um etwas herum.« Harrys Kiefer spannte sich an, und er wich Dracos Blick aus.
»Es ist kompliziert.«
»Das ist es immer«, erwiderte Draco trocken. »Aber manchmal wird es einfacher, wenn man darüber spricht. Es ist nur ein Vorschlag.« Sein Ton war ungewohnt sanft, ohne den sonst so typischen Sarkasmus. Harry lachte bitter.
»Warum interessiert es dich überhaupt?« Draco lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Nennen wir es berufliche Neugier. Ich bin Heiler, erinnerst du dich? Außerdem ... vielleicht bin ich einfach interessiert, Potter. Du warst schon immer ein Rätsel.« Harry seufzte und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare.
»Es geht nicht um Frankreich. Nicht direkt. Es geht darum, wer ich bin.« Draco neigte den Kopf leicht zur Seite, als er Harrys Worte abwägte.
»Und wer bist du?« Harrys Hände zitterten leicht, und er sah auf sein Glas. Die Worte kamen schwer über seine Lippen.
»Ich... ich bin schwul, okay?« Draco hielt einen Moment inne, seine grauen Augen suchten Harrys Gesicht ab, bevor ein leichtes Lächeln seine Lippen umspielte.
»War das so schwer zu sagen?« Harry sah ihn scharf an, aber es fehlte der Biss, den er früher gezeigt hätte.
»Für dich vielleicht nicht. Für mich ... es ist kompliziert.« Draco nickte langsam.
»Das verstehe ich. Aber hier, Potter, in diesem Club? Du musst es nicht kompliziert machen. Niemand hier wird dich dafür verurteilen.« Harry entspannte sich ein wenig, obwohl er noch immer unsicher war.
»Vielleicht ... aber es fühlt sich immer noch neu an.« Draco hob sein Glas und stieß es leicht gegen Harrys.
»Dann stoßen wir darauf an, dass du den ersten Schritt gemacht hast. Zumindest vor mir. Und keine Sorge – ich verrate es niemandem.« Für einen Moment herrschte Schweigen zwischen ihnen, aber es war kein unangenehmes. Es war, als würde Harry die Worte, die er gerade ausgesprochen hatte, langsam realisieren. Schließlich hob er den Kopf und sah Draco an.
»Und du? Seit wann ... ich meine, war das für dich immer so klar?« Draco grinste leicht, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme.
»Es war mir ziemlich früh klar. Ich war vielleicht 15, als ich aufgehört habe, mich selbst zu belügen. Aber zugeben? Das kam erst später. Nach dem Krieg, als ich nicht mehr vorhatte, irgendjemandem etwas zu beweisen.« Harry nickte nachdenklich.
»War es... schwer?«
»Manchmal. Aber ich hatte Glück. Pansy hat mich nie infrage gestellt und meine Mutter ... sie hatte andere Prioritäten, als sich über meine Vorlieben aufzuregen.« Draco hielt kurz inne, sein Blick wurde weicher. »Blaise war meine erste Beziehung. Wir waren zwei Jahre zusammen.« Harry blinzelte überrascht.
»Blaise?« Draco lachte leise.
»Ja, Blaise Zabini. Ich weiß, es überrascht die meisten Leute. Aber es hat einfach nicht funktioniert. Wir waren zu ähnlich in manchen Dingen und zu unterschiedlich in anderen. Am Ende haben wir uns darauf geeinigt, Freunde zu bleiben.« Harry konnte nicht anders, als zu fragen: »Und jetzt? Gibt es jemanden?« Draco hob eine Augenbraue und schenkte Harry ein spöttisches Lächeln.
»Warum? Interesse?« Harry zog gespielt empört die Augenbrauen hoch.
»Interesse? An dir? Träum weiter, Malfoy.« Draco schmunzelte, lehnte sich zurück und nahm einen Schluck von seinem Drink.
»Gut, denn derzeit gibt es niemanden, mit dem du konkurrieren müsstest. Ich bin Single, Potter.« Harry wollte etwas erwidern, doch Draco beugte sich leicht vor und ließ den Blick nicht von ihm ab.
»Aber was ist mit dir, Potter? Gibt es da jemanden?« Harry wich seinem Blick aus, nahm hastig einen Schluck aus seinem Glas und antwortete schnell: »Nein. Niemand.« Seine Stimme klang so abwehrend, dass Draco ihn mit einem scharfen Blick musterte.
»Das«, sagte Draco langsam, »klingt nicht nach der ganzen Wahrheit. Aber ich werde dich nicht zwingen, darüber zu reden. Noch nicht.« Draco ließ eine kurze Pause entstehen, dann lehnte er sich vor, sein Tonfall wurde beiläufiger, aber die Neugier in seinen Augen war unverkennbar.
»Aber was hast du jetzt vor, Potter? Zurück in England, meine ich. Hast du wirklich keinen Plan, oder bist du einfach nur hier, um es herauszufinden?« Harry zuckte mit den Schultern, sein Blick wanderte zu seinem Glas.
»Ich weiß es wirklich nicht. Ich dachte, ich verbringe ein bisschen Zeit mit Hermine und Ron, finde vielleicht heraus, ob es noch irgendetwas gibt, das mich hier hält. Aber ehrlich gesagt, habe ich keinen Plan.« Draco grinste und hob sein Glas.
»Kein Plan ist oft der Beginn der besten Geschichten, Potter.« Harry konnte nicht anders, als leicht zu schmunzeln. Die Drinks und die ungezwungene Atmosphäre begannen, ihre Wirkung zu zeigen. Sie tranken weiter, und die Gespräche wurden lockerer, persönlicher, durchsetzt mit sarkastischen Bemerkungen von Draco und schüchternen Lachern von Harry. Ein Drink folgte auf den nächsten, und bevor Harry sich versah, lachten sie beide laut über Anekdoten aus Hogwarts. Draco erzählte von einem missglückten Zaubertrankexperiment, bei dem Blaise ihm einen rosa Schimmer ins Haar gezaubert hatte, während Harry über einen Vorfall berichtete, bei dem Ron versehentlich die Küche der Weasleys in Brand gesetzt hatte.
»Weißt du, Potter«, sagte Draco schließlich und stützte seinen Kopf auf eine Hand, »ich hätte nie gedacht, dass wir eines Tages zusammen in einem Muggelclub sitzen und ... na ja, so etwas wie Freunde sein könnten.« Harry schüttelte den Kopf und grinste breit.
»Es ist definitiv nicht das, was ich erwartet hätte. Aber weißt du was? Es ist ... irgendwie nett.« Draco hob eine Augenbraue und hob sein Glas erneut.
»Auf das Unerwartete, Potter.«
Stunden später, als die Musik leiser wurde und der Club sich allmählich leerte, stolperten Harry und Draco lachend nach draußen in die kühle Nachtluft. Harry hielt sich an der Wand fest, während Draco die Hände in die Taschen seiner Jacke steckte und ihn belustigt ansah.
»Also, Potter«, begann Draco, während er ihn von oben bis unten musterte, »weißt du überhaupt noch, wo Hermine und Ron wohnen?« Harry winkte fahrig ab.
»Natürlich weiß ich das ... irgendwo in London.« Doch als er versuchte, einen Schritt zu machen, schwankte er bedenklich und musste sich erneut an der Wand abstützen. »Okay, vielleicht nicht ganz.« Draco schüttelte den Kopf, sein Lächeln wurde breiter.
»Du bist in keinem Zustand, allein irgendwohin zu gehen. Und apparieren? Vergiss es. Du würdest dich wahrscheinlich in ein Blumenkübel verwandeln.« Harry kicherte leise, wobei er fast gegen die Wand kippte.
»Das klingt ... unangenehm.« Draco seufzte und machte einen Schritt näher.
»Zum Glück wohne ich nur drei Straßen weiter. Also komm. Du kannst bei mir übernachten.« Harry blinzelte ihn an, seine grünen Augen leicht glasig.
»Bei dir?«
»Ja, Potter. Ich verspreche, ich werde dich nicht beißen«, sagte Draco trocken, griff nach Harrys Arm und zog ihn sanft von der Wand weg. »Wenn ich dich hier lasse, finde ich dich morgen früh wahrscheinlich in einer Seitengasse schlafend. Und so etwas möchte ich wirklich vermeiden.« Widerstandslos ließ sich Harry von Draco führen, während er leise murmelte: »Du bist eigentlich gar nicht so schlimm, Malfoy.« Draco grinste in sich hinein.
»Warte, bis du meinen Sinn für Inneneinrichtung siehst. Dann wirst du das vielleicht bereuen.«
\*\*
Draco Malfoy blinzelte langsam, als die ersten Sonnenstrahlen durch die halb geschlossenen Vorhänge fielen und sein Gesicht trafen. Ein dumpfer Schmerz pochte in seinem Kopf, ein klarer Hinweis darauf, dass die Drinks am Vorabend eindeutig zu zahlreich gewesen waren. Er drehte sich auf die Seite und erstarrte. Neben ihm lag Harry Potter, nackt und friedlich schlafend, sein dunkles Haar ein wirres Durcheinander auf dem Kissen. Dracos Augen weiteten sich, und sein Atem stockte. Was zum Teufel war letzte Nacht passiert? Er durchsuchte hektisch seine Erinnerungen, aber alles nach dem Verlassen des Clubs war wie ein nebliger Schleier. Sie hatten getrunken, gelacht – und dann? Leer. Verdammt. Er zog die Bettdecke ein Stück höher über Harry, als wollte er damit das Chaos in seinem Kopf vertreiben, und schwang dann vorsichtig die Beine aus dem Bett. Harry regte sich nicht, was Draco einen Moment erleichterte. Leise stand er auf, griff nach einer losen Jogginghose, die über einem Stuhl hing, und zog sie an, bevor er sich aus dem Schlafzimmer schlich. In der Küche saßen Pansy und Emily, beide mit dampfenden Kaffeetassen vor sich. Pansy sah ihn an, ihre Augen blitzten amüsiert, während Emily ein breites Grinsen aufsetzte.
»Guten Morgen, Draco«, begann Pansy mit ihrer typisch spöttischen Stimme. »Wie war die Nacht?« Draco verzog das Gesicht und massierte seine Schläfen.
»Das wüsste ich auch gern.«
»Potter in deinem Bett sicher auch«, erwiderte Pansy grinsend. Draco sah sie mit zusammengekniffenen Augen an.
»Warum genau wisst ihr, dass Potter ... in meinem Bett liegt?« Emily unterdrückte ein Lachen und Pansy lehnte sich zurück, eine Augenbraue hochgezogen.
»Ach, Draco. Deine Schlafzimmertür stand heute Morgen weit offen. Es war schwer zu übersehen.« Draco starrte sie an, sprachlos.
»Ihr habt...«
»Genauer nachgesehen? Nein«, unterbrach Pansy ihn mit einem Grinsen. »Aber Emily hat die Tür geschlossen. Dachten, das wäre ... höflich.« Emily nickte und nippte an ihrem Kaffee.
»Aber keine Sorge, wir haben keine Details gesehen. Leider.« Draco schnaubte und lief zur Kaffeemaschine.
»Ihr seid unmöglich. Wirklich.« Er stellte die Maschine an und schüttelte den Kopf, während er wartete. Die dumpfe Erinnerungslosigkeit machte ihn nervös.
»Wisst ihr irgendwas von letzter Nacht? Außer, dass ich anscheinend ... Gastfreundschaft bewiesen habe?« Pansy lachte leise.
»Nur, dass ihr beide ziemlich aneinandergeklebt habt, als ihr hier ankamt. Aber was dann passiert ist... keine Ahnung. Wir waren auch beschäftig. Aber vielleicht weiß ja deine ‚Bekanntschaft' mehr.«
\*\*
Harry stöhnte leise, als er die Augen öffnete. Sein Kopf brummte wie ein angestrengter Doxyschwarm, und sein Mund war trocken wie Pergament. Als er sich bewegen wollte, spürte er das warme Bett unter sich und bemerkte erst dann die ungewohnte Umgebung. Langsam setzte er sich auf und hielt inne, als die Erinnerung an die letzte Nacht stückweise in seinen Geist drang. Er sah sich um, entdeckte die sorgfältig eingerichteten Regale und die hellgrauen Vorhänge, die nur wenig Licht ins Zimmer ließen. Definitiv nicht Ron und Hermines Wohnung. Als er an sich heruntersah, traf ihn die Erkenntnis wie ein Schlag: Er war nackt. Sehr nackt. Harrys Gesicht wurde heiß, und er zog die Decke reflexartig fester um sich. Ein unwohles Gefühl kroch in seine Brust. Er zog sich hastig seine Unterhose, Jeans und das zerknitterte Hemd über, das er auf einem Stuhl fand, und strich sich nervös durchs Haar, bevor er die Tür öffnete. Die Geräusche von leiser Unterhaltung und das Aroma von Kaffee lockten ihn in Richtung Küche. Harry zögerte kurz an der Schwelle, bevor er eintrat. Pansy und ihre Freundin, beide mit Tassen in der Hand, während Draco an der Kaffeemaschine stand. Alle drei sahen auf, als er hereinkam.
»Ah, Potter! Endlich wach«, sagte Pansy mit einem breiten Grinsen, das nur so vor Belustigung strotzte. Draco drehte sich um, hielt eine Tasse Kaffee in der Hand und musterte Harry von Kopf bis Fuß.
»Guten Morgen. Kaffee?« Harry nickte zögernd.
»Äh, ja. Danke.« Draco reichte ihm die Tasse, bevor er sich an den Tisch setzte. Pansy beugte sich leicht vor, ihre Augen funkelten vor Neugier.
»Und? Erinnerst du dich, wie du in Dracos Bett gelandet bist?«, fragte sie mit übertrieben unschuldigem Tonfall. Harry hörte fast, wie sein Magen zusammenklappte. Er nahm einen tiefen Schluck Kaffee, um Zeit zu gewinnen, und wich ihrem Blick aus.
»Ich... nicht wirklich.« Pansy öffnete den Mund, offensichtlich bereit, noch eine spitze Bemerkung abzufeuern, aber Draco hob die Hand und sah sie mit einem warnenden Blick an.
»Nicht jetzt, Pansy.« Sie zog eine Augenbraue hoch, doch ein amüsiertes Lächeln spielte um ihre Lippen.
»Wie du willst, Dracolein. Aber vergiss nicht – du bist es, der die Tür offengelassen hat.« Mit einem Zwinkern schnappte sie sich ihre Tasse, stellte sie in die Spüle und nickte Emily zu. Diese grinste, nahm ebenfalls ihre Tasse und folgte dann Pansy in Richtung Tür.
»Viel Spaß, ihr zwei«, sagte sie mit einem letzten Blick zurück, bevor sie lachend die Wohnung verließen.
Harry schwieg, seine Finger um die Kaffeetasse geklammert. Sein Blick wanderte zum Tisch, doch seine Gedanken waren weit weg. Er versuchte, Bruchstücke der letzten Nacht zusammenzusetzen, aber alles blieb verschwommen. Lachen, Dracos Gesicht, der warme Druck einer Hand auf seiner Schulter – und dann nichts. Sein Körper jedoch schien mehr zu wissen. Ein dumpfer Schmerz in seinem unteren Rücken und ein ungewohnter Muskelkater in seinen Beinen machten ihm klar, dass sie ... etwas getan hatten. Harry schluckte schwer, seine Wangen färbten sich rot. Er hob den Blick und traf Dracos Augen.
»Draco«, begann er zögernd, seine Stimme leise, »ich glaube ... wir hatten Sex.« Draco erstarrte, und für einen Moment herrschte Stille. Dann lehnte er sich langsam zurück und ließ einen leisen Seufzer hören.
»Ja, Potter. Ich bin zur selben Erkenntnis gekommen. Dein Gesichtsausdruck hat es allerdings gerade bestätigt.« Harry nahm einen weiteren Schluck Kaffee, seine Hände zitterten leicht.
»Ich meine... ich weiß nicht, wie das passiert ist. Nicht, dass ich... also, ich habe nichts dagegen...«, er brach ab, seine Worte stolperten über sich selbst, und er starrte in seine Tasse, als könnte sie ihm eine Antwort geben. Draco hob eine Augenbraue und legte die Arme auf den Tisch.
»Potter, ich bin genauso verwirrt wie du. Aber bevor du dich weiter in Verlegenheit bringst: Es war offensichtlich einvernehmlich.« Harrys Kopf schnellte hoch, seine grünen Augen weiteten sich.
»Das hoffe ich doch! I-ich meine, ich hätte nie gedacht, dass ich...«, wieder stockte er, unfähig, den Satz zu beenden. Draco betrachtete ihn einen Moment, dann schüttelte er den Kopf und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.
»Potter, du solltest dich beruhigen. Es ist nicht das Ende der Welt, dass wir ... na ja, uns nähergekommen sind.« Harry schnaufte leise, seine Wangen immer noch gerötet.
»Du nimmst das wirklich leicht.«
»Jemand muss es tun«, erwiderte Draco trocken. »Und ehrlich gesagt, Potter, du bist überraschend bequem zum Kuscheln, soweit ich mich erinnere.« Harry verschluckte sich fast an seinem Kaffee und stellte die Tasse mit einem Klirren auf den Tisch.
»Kuscheln?« Draco zuckte mit den Schultern, sein Gesicht vollkommen ernst.
»Was hast du erwartet? Dass ich dich aus dem Bett werfe, nachdem wir ... na ja? Ich bin kein Unmensch, Potter. Außerdem warst du erstaunlich anhänglich.« Harrys Mund öffnete sich, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken.
»Anhänglich? Das glaube ich nicht.« Draco grinste breit und lehnte sich zurück.
»Oh, du willst Details? Weil ich mich inzwischen sehr gut an ein gewisses ‚Draco, hör nicht auf' erinnere.« Harrys Gesicht lief dunkelrot an, und er vergrub sein Gesicht in den Händen.
»D-das kannst du dir nicht ausgedacht haben.« Draco beugte sich leicht vor, sein Grinsen wurde weicher.
»Entspann dich. Was auch immer passiert ist, ich glaube nicht, dass es ein Fehler war. Zumindest fühle ich mich nicht so.« Harry ließ die Hände langsam sinken und sah Draco an. In dessen grauen Augen lag etwas, das ihn beruhigte.
»Du bist ... viel entspannter, als ich erwartet hätte.« Draco zuckte erneut mit den Schultern.
»Vielleicht, weil ich in den letzten Jahren gelernt habe, Dinge zu akzeptieren, wie sie sind. Außerdem ... ich mag dich, Potter. Wahrscheinlich mehr, als ich sollte.« Harry blinzelte, überrascht von der plötzlichen Ehrlichkeit.
»Du magst mich?«
»Potter«, sagte Draco trocken, »ich habe dich in mein Bett gelassen. Das sollte wohl ein Hinweis sein.« Harry öffnete den Mund, doch bevor er etwas erwidern konnte, ertönte plötzlich ein lautes Klingeln. Er zuckte zusammen und griff in die Hosentasche seiner Jeans, wo sein Handy vibrierte. Draco starrte ihn mit geweiteten Augen an.
»Was zum Teufel ist das?«
»Ein Handy«, murmelte Harry, während er den Anruf schnell wegdrückte. Das Display zeigte ‚Hermine' an, und er drückte eilig weg. Draco legte den Kopf schief, seine Neugier geweckt.
»Ein Muggelgerät? Seit wann benutzt du so was?« Harry schob das Handy zurück in die Tasche, die Röte war noch immer auf seinen Wangen.
»Seit ... einer Weile. Es ist praktisch.« Draco hob skeptisch eine Augenbraue.
»Praktisch? Für was? Damit deine Freunde dich mitten in peinlichen Gesprächen zu kontaktieren?« Harry verdrehte die Augen und trank den letzten Schluck aus seiner Tasse.
»Es war Hermine. Wahrscheinlich wollte sie wissen, ob ich noch lebe.«
»Das könnte ich ihr bestätigen«, sagte Draco mit einem schiefen Lächeln. »Aber es ist gut zu wissen, dass sie so besorgt um dich ist.« Harry zuckte mit den Schultern.
»Sie ist immer besorgt. Das ist ihre Art.« Draco betrachtete ihn einen Moment schweigend, dann legte er den Kopf leicht schief.
»Weiß sie es? Und Weasley? Wissen sie, dass du schwul bist?« Harry stellte die Tasse ab und lehnte sich zurück, sein Blick wanderte kurz zur Decke.
»Sie sind meine Familie. Natürlich wissen sie es. Hermine hat es wahrscheinlich schon gemerkt, bevor ich es selbst wusste, und Ron ... na ja, er war überrascht, aber es hat nichts geändert.« Draco nickte langsam, ein Hauch von Respekt in seinen grauen Augen.
»Du hast also die wichtigen Leute auf deiner Seite. Das ist mehr, als viele behaupten können.« Harry zuckte mit den Schultern, ein kleines Lächeln auf seinen Lippen.
»Ich hatte Glück. Sie sind immer für mich da. Und ich für sie.« Gerade als er den Satz beendet hatte, vibrierte und klingelte sein Handy erneut, das er in der Tasche verstaut hatte. Draco zog eine Augenbraue hoch und betrachtete das Gerät mit einer Mischung aus Skepsis und Neugier. Mit einem Seufzen zog Harry das Handy hervor, sah auf das Display und erkannte wieder Hermines Namen.
»Entschuldige mich kurz«, murmelte er und stand auf, um ein paar Schritte zur Seite zu gehen.
»Hermine?«, sagte er leise ins Telefon, bemüht, seine Stimme ruhig zu halten.
»Harry! Wo bist du? Wir haben uns Sorgen gemacht, du bist nicht nach Hause gekommen!« Hermines Stimme klang leicht angespannt, aber auch besorgt.
»Alles gut, Hermine«, beruhigte Harry sie schnell. »Ich ... hab bei einem Freund übernachtet. Es war spät, und ich wollte nicht apparieren.« Eine kurze Pause entstand am anderen Ende der Leitung, bevor Hermine antwortete.
»Ein Freund? Wer...?«
»Niemand, den du kennst«, schnitt Harry schnell ab. »Ich komme später vorbei, okay? Keine Sorge.«
»Na gut«, sagte sie zögernd, bevor sie hinzufügte: »Aber Harry, sei vorsichtig, ja?«
»Versprochen«, antwortete er und beendete das Gespräch, bevor sie weiterfragen konnte. Als er sich wieder zu Draco umdrehte, sah dieser ihn mit verschränkten Armen und einem eindeutig wissenden Blick an. Harry hielt einen Moment inne, bevor er seufzte und den Kopf leicht senkte.
»Entschuldige, dass ich ihr nicht die Wahrheit gesagt habe«, murmelte er, seine Stimme leise. »I-ich wollte nicht, dass sie fragt.« Draco betrachtete ihn eine Weile schweigend, bevor er die Arme löste und sich auf die Tischkante lehnte.
»Potter, du musst dich nicht bei mir entschuldigen. Es ist dein Leben. Aber es macht mich neugierig, warum du so zögerlich bist, ehrlich zu sein. Vor allem bei Granger.« Harry hob den Blick, seine grünen Augen suchten Dracos graue.
»Es ist nicht, dass ich ihr nicht vertraue. Es ist nur ... ich weiß nicht genau, was letzte Nacht passiert ist, und bis ich das sortiert habe, will ich nicht, dass sie sich unnötig Gedanken macht.« Draco nickte langsam, ein Hauch von Verständnis in seinem Gesicht.
»Fair genug. Aber Granger ist klug. Sie wird mehr ahnen, als du denkst.« Harry seufzte und ließ sich wieder auf den Stuhl sinken.
»Vielleicht ... Aber was machen wir jetzt, Draco? Ich meine, nach all dem.« Draco betrachtete ihn einen Moment, bevor er die Arme vor der Brust verschränkte.
»Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, dass ich kein Typ für One-Night-Stands bin.« Seine Stimme war ruhig, aber in seinen Augen lag eine Mischung aus Ernst und Unsicherheit. Harry sah ihn an, seine Stirn leicht gerunzelt.
»Also ... willst du, dass wir darüber reden? Über das, was letzte Nacht passiert ist?« Draco zuckte mit den Schultern und lehnte sich gegen die Tischkante.
»Vielleicht. Aber bevor wir das tun, sollten wir uns beide erst klar darüber werden, was wir eigentlich wollen. Und das beginnt damit, dass du aufhörst, dir die Schuld für alles zu geben.« Harry nickte langsam.
»Okay... Ich denke, du hast recht. Wir sollten also darüber reden.« Draco atmete tief ein und lehnte sich etwas zurück.
»Gut. Weil ich mich langsam an Teile erinnere. Nicht alles, aber genug.« Harry hob den Kopf, sein Interesse geweckt.
»Du erinnerst dich?« Draco nickte, ein kleines, fast nachdenkliches Lächeln auf den Lippen. »Ja. Ich weiß noch, dass wir hierher zurückgekommen sind, beide viel zu betrunken. Und ... dass du erstaunlich ehrlich warst.« Harrys Wangen röteten sich leicht.
»Ich glaube, ich erinnere mich auch an ein paar Dinge. Nicht an alles, aber ... ich weiß, dass es schön war. Trotz allem.« Draco sah ihn aufmerksam an, sein Blick weicher als gewohnt.
»Ja, das war es. Vielleicht hätten wir es anders machen sollen, aber ... ich bereue es nicht.« Harry schnaubte leise, ein kleines Lächeln auf seinen Lippen.
»Das ist beruhigend. Ich meine, wir hätten das Ganze nüchtern sicher besser geplant, aber...«
»Aber es war trotzdem echt«, beendete Draco den Satz, sein Ton leise, fast sanft. »Und das zählt.« Harry zögerte, biss sich kurz auf die Lippe, bevor er den Blick zu Draco hob.
»Kannst du das vielleicht noch mal beweisen? Das es echt war.« Dracos Stirn legte sich in Falten, bevor er verstand.
»Du willst, dass ich dich küsse? Jetzt? Am Morgen nach einer betrunkenen Nacht?« Harry nickte langsam, seine grünen Augen suchten die grauen von Draco.
»Ja. Nüchtern. So wie wir jetzt sind.« Draco lachte leise, ein überraschend ehrliches Geräusch.
»Potter, ich bin mir nicht sicher, ob du weißt, worum du mich bittest. Am Morgen bin ich nicht gerade charmant.«
»Mir ist es egal«, murmelte Harry. »Ich will es einfach wissen.« Draco hielt inne, seine Augen forschten in Harrys Gesicht nach einem Anzeichen von Unsicherheit. Doch da war nichts als Entschlossenheit. Schließlich lehnte er sich langsam vor, seine Bewegungen vorsichtig, als wollte er sicherstellen, dass Harry jederzeit zurückweichen konnte. Für diesen fühlte sich der Moment fast surreal an. Dracos Gesicht kam langsam näher, und Harrys Herz begann schneller zu schlagen. Die feine Linie von Dracos Lippen war klar zu erkennen, ebenso wie der leichte Schimmer auf seiner Haut, der im diffusen Licht der Küche fast golden wirkte. Als ihre Münder schließlich aufeinandertrafen, war es, als ob die Welt für einen Augenblick stillstand. Harrys Augen schlossen sich automatisch, und er fühlte die Wärme von Dracos Lippen, die sich sanft an seine schmiegten. Ein Hauch von Kaffee und dem Alkohol von letzter Nacht lag in der Luft, und Harry war überrascht, wie angenehm es war. Der Kuss war ruhig, zögernd, fast wie eine Frage, die eine Antwort suchte. Doch als Harry vorsichtig seine Lippen bewegte, spürte er die leise Intensität, die darunterlag – eine Verbindung, die er nicht erwartet hatte, aber die sich seltsam richtig anfühlte. Die Zeit schien sich zu dehnen, und Harrys Körper durchlief eine Welle von Hitze, die seine Unsicherheit und seine Morgenmüdigkeit verblassen ließ. Der leichte Druck von Dracos Hand, die sich unbewusst auf seinen Unterarm gelegt hatte, verstärkte die Intimität des Moments. Als sie sich schließlich lösten, öffnete Harry langsam die Augen und fand Dracos Blick, der auf ihm ruhte. Die grauen Augen wirkten weicher als je zuvor, und ein Hauch von Belustigung spielte um Dracos Lippen, während er seine Hand zurückzog.
»Nun?«, fragte Draco leise, sein Ton ruhig, aber in seiner Stimme lag ein Hauch von Neugier. Harry holte tief Luft, spürte die Röte, die sich über seine Wangen ausbreitete, und brachte ein schwaches, aber aufrichtiges Lächeln zustande.
»Echt definitiv.« Doch bevor die Bedeutung dieses Moments weiter sacken konnte, erklang erneut das laute Klingeln seines Handys. Harrys Miene erstarrte, und seine Hand glitt langsam in die Tasche, um das Gerät hervorzuziehen. Draco, der das plötzliche Blasswerden in Harrys Gesicht bemerkte, hob skeptisch eine Augenbraue.
»Was ist los? Wer ruft an?« Harry sah auf das Display, und sein Herz setzte für einen Moment aus. Ein Name leuchtete auf dem Bildschirm – Laurent. Seine Brust zog sich zusammen, und ein Schwall widersprüchlicher Emotionen – Angst, Ärger, eine Spur von Schuld – durchflutete ihn. Er schluckte schwer, seine Finger um das Handy verkrampft, bevor er leise murmelte: »Entschuldige ... ich muss das kurz nehmen.« Er stand auf, drehte Draco den Rücken zu und ging ein paar Schritte weg. Mit einem tiefen Atemzug nahm er den Anruf an.
»Allô?« (Hallo?) Seine Stimme war leise, aber angespannt. Die Antwort war direkt und fordernd.
»Harry, pourquoi est-ce que tu ne réponds pas?« (Harry, warum gehst du nicht ran?) Harry schloss für einen Moment die Augen, kämpfte mit seiner Fassung.
»Laurent, ce n'est pas le moment.« (Laurent, das ist nicht der richtige Zeitpunkt.) Seine Worte waren klar, aber auch flehend.
»Pas le moment? Tu m'as promis qu'on parlerait!« (Nicht der richtige Zeitpunkt? Du hast mir versprochen, dass wir reden!) Laurents Stimme klang scharf, und Harry biss sich auf die Lippe.
»Je sais, mais pas maintenant«, (Ich weiß, aber nicht jetzt,) antwortete er, seine Hand rieb unbewusst über seine Stirn. »Je suis occupé.« (Ich bin beschäftigt.) Laurent ließ ein frustriertes Geräusch hören.
»Tu crois que je vais attendre indéfiniment?« (Glaubst du, ich werde ewig warten?) Harrys Miene verhärtete sich, und seine Stimme wurde fester.
»Je t'ai dit d'attendre. J'ai besoin de temps.« (Ich habe dir gesagt zu warten. Ich brauche Zeit.)
»Et moi? Qu'est-ce que je suis censé faire en attendant?« (Und ich? Was soll ich in der Zwischenzeit tun?) fragte Laurent, seine Stimme vibrierend vor Frustration. Harry atmete tief durch, bevor er leise, aber entschlossen sagte: »D'accord, je te rappellerai plus tard. Pas maintenant.« (Okay, ich rufe dich später zurück. Jetzt nicht.) Er drückte den Anruf weg, bevor Laurent mehr sagen konnte, und ließ das Handy sinken. Ein leises Zittern ging durch ihn, als er langsam wieder zu Draco ging, der ihn mit einem durchdringenden Blick musterte, die Arme vor der Brust verschränkt. Draco beobachtete ihn, seine Arme verschränkt, während seine grauen Augen Harry genau musterten. Der Name »Laurent« und Harrys plötzliche Veränderung in der Körpersprache ließen seine Alarmglocken läuten. Obwohl Harry offenbar dachte, dass Draco nichts verstand, war das Gegenteil der Fall. Draco verstand genug Französisch, um die Fragmente des Gesprächs zu deuten – und es klang nach Ärger. Die Mischung aus Dringlichkeit und Spannung in Harrys Tonfall machte deutlich, dass dieser Anruf mehr als nur eine lästige Unterbrechung war. Draco spürte ein merkwürdiges Unbehagen in der Brust. War dieser Laurent ein Ex? Jemand, der Harry immer noch in seinem Leben beanspruchte? Der Gedanke ließ ein unangenehmes Ziehen in seinem Magen zurück. Er verschränkte die Arme fester vor der Brust und zwang sich, ruhig zu bleiben, doch seine Gedanken rasten. Wer auch immer Laurent war, er hatte eine Wirkung auf Harry, die Draco beunruhigte – und das auf eine Weise, die er sich kaum eingestehen wollte.
»Potter«, begann Draco ruhig, seine Stimme kühl, aber neugierig, »wer zur Hölle war das? Und warum setzt er dich unter Druck?« Harry wollte zuerst ausweichen, seine Hand glitt nervös über den Tisch.
»Es... es war niemand Wichtiges«, murmelte er, seine grünen Augen wanderten umher, als wollte er einem direkten Blick ausweichen. Draco zog eine Augenbraue hoch, sein Gesichtsausdruck wurde kühler.
»Niemand Wichtiges? Ich habe genug gehört, um zu wissen, dass dieser Laurent alles andere als unwichtig ist. Also, Potter, fang besser an zu reden.« Harry atmete tief durch, seine Augen weiteten sich leicht.
»Du verstehst Französisch?« Draco hob eine Augenbraue und zuckte mit den Schultern, ein Hauch von Spott in seiner Stimme.
»Natürlich. Ich bin ein Malfoy. Französisch gehörte zum guten Ton in meiner Erziehung. Also, ja, Potter, ich habe verstanden, was du gesagt hast. Und jetzt fang an zu reden.« Harry ließ sich in seinen Stuhl zurückfallen, seine Schultern sanken leicht.
»Laurent ist ... war mein Freund. Wir waren zusammen, bevor ich nach England zurückkam.« Draco verschränkte die Arme vor der Brust und musterte Harry mit einem durchdringenden Blick.
»Und jetzt?« Harry fuhr sich mit einer Hand durch das Haar, ein deutliches Zeichen seiner Nervosität.
»Er will reden. E-er will wissen, warum ich gegangen bin, ohne ihm eine klare Erklärung zu geben.« Draco nickte langsam, seine Miene blieb jedoch neutral.
»Und warum bist du gegangen?« Harrys Blick sank auf den Tisch, und seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
»Weil es nicht gut war. E-er hat mich unter Druck gesetzt, ständig kontrolliert. Irgendwann wurde es... zu viel.« Draco beobachtete Harry genauer, seine Stirn leicht gerunzelt, als ihm auffiel, wie Harrys Schultern sanken und seine Augen den Boden fixierten.
»Zu viel?«, fragte er, seine Stimme erst unsicher, fast zögerlich. Doch als die Anzeichen sich fügten – der gehetzte Blick, die stillen Bewegungen – wurde sein Ton schärfer, alarmierter. »Wurde er gewalttätig?« Harry schwieg, aber die Art, wie seine Schultern leicht sanken, sprach Bände. Schließlich nickte er zögerlich.
»Manchmal. Nicht oft, aber ... oft genug.« Draco spürte, wie sein Inneres sich zusammenzog, eine Mischung aus Ärger und einem unerwarteten Beschützerinstinkt.
»Und warum lässt du ihn dann noch immer in deinem Leben herumspuken?« Harry hob den Blick, seine Augen voller Unsicherheit.
»Ich... weiß es nicht. Vielleicht, weil es einfacher ist, ihm zuzuhören, als mich dem Konflikt zu stellen.« Draco schnaubte, seine Arme noch immer vor der Brust verschränkt.
»Das ist doch Unsinn, Potter. Dieser Laurent klingt wie jemand, der es genießt, dich kleinzuhalten. Warum gibst du ihm diese Macht?« Harrys Kiefer verspannte sich, und seine Hände ballten sich zu Fäusten.
»Du verstehst das nicht, Draco. Es ist nicht so einfach, wie du denkst.« Draco hob eine Augenbraue, sein Blick blieb kalt.
»Oh, wirklich? Vielleicht verstehe ich es nicht, weil du dich weigerst, es klar zu machen. Aber ich sehe, wie er dich beeinflusst, und ich frage mich, ob du das selbst merkst.« Harrys Gesicht wurde heiß vor Wut und Scham, und er sprang abrupt auf.
»Du hast keine Ahnung, wie das war! Du hast keine Ahnung, wie schwer es war, da rauszukommen!« Draco blieb ruhig sitzen, doch seine Augen glitzerten vor Intensität.
»Dann erklär es mir. Wenn du so aufgebracht bist, dann erklär es mir verdammt noch mal. Aber hör auf, dich selbst zu belügen, dass es leichter ist, ihm nachzugeben.« Harrys Hände begannen zu zittern, und er setzte sich schwer zurück in den Stuhl.
»Was willst du hören? Dass ich zu schwach war, um ihm zu entkommen? Dass ich jedes Mal dachte, es wäre das letzte Mal, dass er die Kontrolle verliert?« Dracos Miene blieb unverändert, doch die Anspannung in seiner Haltung war spürbar.
»Vielleicht will ich hören, dass du dir endlich eingestehst, dass es nicht deine Schuld war.« Harry lachte bitter, ein raues, gebrochenes Geräusch.
»Nicht meine Schuld? Er hat mich geschlagen, Draco. Er hat mich erniedrigt, kontrolliert, manipuliert. Aber ich bin geblieben. Also, sag mir, wie das nicht meine Schuld sein soll!« Die Worte schienen im Raum zu verhallen, und für einen Moment war nur Harrys keuchender Atem zu hören. Draco lehnte sich langsam vor, seine Stimme war jetzt leise, fast gefährlich sanft.
»Du bist geblieben, weil er dich gebrochen hat, Harry. Weil er dich glauben ließ, dass du nichts anderes verdient hast. Aber das ist vorbei. Du bist nicht mehr dort, und er hat keine Macht über dich – es sei denn, du gibst sie ihm.« Harrys Schultern sanken, und seine Hände fuhren fahrig durch sein Haar.
»Ich weiß, dass du recht hast. Ich weiß es. Aber es fühlt sich immer noch an, als hätte ich versagt.« Draco stand auf, umrundete den Tisch und kniete sich vor Harry hin.
»Du hast nicht versagt. Du lebst, Harry. Und das allein ist schon mehr, als ein Mistkerl wie Laurent verdient hat.« Harry atmete tief durch, seine Hände zitterten noch immer leicht, doch er begann, sich zu fangen.
»Es fing vor etwa zwei Jahren an«, begann er leise, den Blick auf den Boden gerichtet. »Ich war gerade nach mal wieder umgezogen.« Er schluckte schwer und fuhr fort: »Laurent war einer der ersten Leute, die ich in Marseille kennengelernt habe. Wir trafen uns in einem kleinen Café. Ich hatte Probleme, ein Essen zu wählen. Er hat mir geholfen. Er war ... charmant, witzig, aufmerksam. Einer dieser Menschen, die den Raum zu füllen scheinen, sobald sie ihn betreten. Ich dachte, ich hätte jemanden gefunden, der mich versteht.« Draco sagte nichts, sein Blick blieb auf Harry gerichtet, während er still abwartete. »Wir haben uns ziemlich schnell angenähert«, fuhr Harry fort, seine Stimme rau. »Er hat mir das Gefühl gegeben, wieder jemand zu sein, nicht nur ‚Harry Potter, der Junge, der überlebt hat'. Er ist ein Zauberer, ja, aber er hatte auch eine große Faszination für die Muggelwelt. Das hat mich angezogen – ich dachte, wir hätten so viel gemeinsam.« Harry hielt kurz inne und rieb sich über die Stirn. »Aber nach ein paar Monaten... änderte sich etwas. Er wurde eifersüchtig. Wollte immer wissen, wo ich war, mit wem ich sprach. Anfangs dachte ich, das sei nur Sorge, aber es wurde schlimmer. Wenn ich nicht sofort geantwortet habe, hat er mich angeschrien. Wenn ich versucht habe, ihn zur Vernunft zu bringen, hat er Dinge zerstört. Und dann... dann fing er an, mich zu verletzen.« Harrys Stimme brach, und er presste eine Hand vor sein Gesicht, als wollte er die Erinnerungen abschirmen. »Ich habe mir eingeredet, dass es meine Schuld war. Dass ich ihn provoziert habe. Ich dachte, wenn ich mich nur mehr anstrenge, wenn ich ihn mehr liebe, würde es aufhören. Aber es wurde nie besser, Draco.« Draco schloss kurz die Augen, seine Hände ballten sich zu Fäusten.
»Und niemand hat etwas bemerkt?« Harry schüttelte den Kopf.
»Ich habe es gut versteckt. Ich war immer der Held, der Typ, der alles alleine schaffen musste. Ich konnte niemanden einweihen. Nicht Ron, nicht Hermine. Sie hätten es nicht verstanden.« Draco sagte nichts, sein Blick blieb auf Harry gerichtet, während er still abwartete. Harry sah ihn an, seine grünen Augen voller Dankbarkeit und Schmerz.
»Manchmal frage ich mich, ob ich wirklich weg bin oder ob er immer noch Macht über mich hat.« Draco hielt einen Moment inne, bevor er leise fragte: »Wann hast du entschieden zu gehen? Was hat das Fass zum Überlaufen gebracht?« Harrys Atem stockte, und seine Hände begannen, wieder leicht zu zittern. Er senkte den Blick, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
»Es war... nachdem er mich vergewaltigt hat.« Draco erstarrte, seine grauen Augen weiteten sich, während er Harry ansah.
»Was? Harry, ich... ich...« Harry hob eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen.
»Lass mich ausreden. I-ich hatte ihm gesagt, dass ich nicht wollte. Ich war müde, erschöpft von der Arbeit, von allem. Aber er hat nicht zugehört. Er hat es trotzdem getan, und i-ich konnte mich nicht wehren.« Harrys Stimme brach, und er nahm einen zitternden Atemzug, bevor er weitersprach.
»Danach konnte ich nicht mehr. Es war wie ein Schalter, der umgelegt wurde. Ich wusste, wenn ich bleibe, wird er mich endgültig zerstören. Also habe ich alles zusammengepackt und bin gegangen, mitten in der Nacht.« Draco atmete tief ein, seine Hände ballten sich zu Fäusten, während er versuchte, seine aufsteigende Wut unter Kontrolle zu halten.
»Harry... es tut mir so leid. Niemand sollte so etwas erleben müssen. Aber du hast die Stärke gefunden, zu gehen. Das zeigt, dass er dich nicht gebrochen hat, egal wie sehr er es versucht hat.« Harry nickte langsam, seine Augen glänzten vor Tränen.
»Ich weiß. Aber manchmal fühlt es sich immer noch an, als würde er mich verfolgen. Als wäre ich immer noch dieser hilflose Mensch, der nicht entkommen konnte.« Draco legte seine Hand fest auf Harrys Arm, seine Stimme war leise, aber eindringlich.
»Du bist nicht hilflos, Harry. Du hast dich befreit, und du bist hier. Er hat keine Macht mehr über dich. Und wenn er es noch einmal versucht, d-dann wird er es mit mir zu tun bekommen.« Harry hob langsam den Kopf, seine grünen Augen suchten die grauen von Draco. Für einen Moment herrschte Stille, in der nur ihr Atem zu hören war. Dann beugte sich Harry leicht vor, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
»Draco... danke.« Draco sah ihn an, sein Blick weich, aber intensiv.
»Du musst mir nicht danken. Ich meine es ernst.« Ehe Harry weiter sprechen konnte, überwältigte ihn ein Impuls. Bevor er nachdenken konnte, legte er seine Hand vorsichtig auf Dracos Wange und schloss die kurze Distanz zwischen ihnen. Ihre Lippen trafen sich, und diesmal war es keine spontane Entscheidung aus betrunkenem Übermut, sondern eine bewusste, klare Geste. Draco stockte kurz, ließ dann jedoch seine Augenlider sinken und erwiderte den Kuss. Es war langsam und voller Bedeutung, kein hektisches Verlangen, sondern ein Moment des gegenseitigen Verstehens. Harry schmeckte wieder den leichten Hauch von Kaffee und spürte die warme, feste Präsenz von Dracos Händen, die sich auf seine Taille legten. Ein beruhigendes, stilles Versprechen lag in der Berührung. Als sie sich schließlich voneinander lösten, atmeten beide tief ein, ihre Stirnen für einen Moment aneinander gelehnt. Draco lächelte leicht, ein Hauch von Schalk in seinen Augen.
»Das war ... besser als betrunken.« Harry schnaubte leise und ließ sich zurück in den Stuhl sinken, ein scheues Lächeln auf den Lippen.
»Ja, das war es.« Draco lehnte sich zurück, seine Miene wurde wieder pragmatisch. »Aber jetzt sollten wir endlich frühstücken. Ich bin kein Mensch für große Emotionen auf leeren Magen.«
\*\*
Die Tage waren wie im Fluge vergangen, seit Harry sich entschlossen hatte, bei Draco zu bleiben. Was als spontane Entscheidung begonnen hatte, war mittlerweile zu einer fast angenehmen Routine geworden. Hermines Reaktion war voller Freude gewesen, als Harry ihr von der neuen Wohnsituation erzählte, auch wenn Ron skeptisch geblieben war. Dennoch akzeptierten beide es, wenn auch auf ihre eigene Art. Draco und Harry hatten keine großen Worte über ihre Beziehung verloren. Sie nannten es nicht »Beziehung« – nicht offiziell zumindest. Sie schliefen miteinander, teilten intime Momente und entschieden, die Dinge ohne Druck auf sich zukommen zu lassen. Harry hatte seine Handynummer gewechselt, Laurent nicht mehr kontaktiert und bemühte sich, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen.
An diesem Abend jedoch war er allein in der Wohnung. Draco hatte einen langen Arbeitstag vor sich, und Pansy und Emily hatten beschlossen, einen Mädelsabend im Kino zu verbringen. Harry genoss die Ruhe und hatte es sich mit einem Buch auf der Couch bequem gemacht, als es plötzlich an der Tür klopfte. Er runzelte die Stirn und legte das Buch zur Seite. Niemand hatte sich angekündigt, und um diese Uhrzeit erwartete er wirklich keinen Besuch. Zögernd stand er auf und ging zur Tür. Als er sie öffnete, erstarrte er. Vor ihm stand Laurent.
Sein Herz setzte für einen Moment aus, und ein Schauer lief ihm über den Rücken. Laurent sah genauso aus, wie er ihn in Erinnerung hatte – makellos gekleidet, mit diesem selbstsicheren Lächeln, das Harry einmal fasziniert hatte. Doch jetzt war dieses Lächeln für ihn nichts weiter als eine Maske.
»Bonjour, mon cher Harry«, sagte Laurent mit seiner weichen, einschmeichelnden Stimme. Bevor Harry überhaupt wusste, wie ihm geschah, nickte er mechanisch und trat zur Seite. Laurent betrat die Wohnung mit einer selbstverständlichen Eleganz, als gehöre sie ihm.
»Was machst du hier, Laurent? Wie hast du mich gefunden?«, fragte Harry schließlich, seine Stimme schwach, aber fest entschlossen. Er schloss die Tür hinter ihm und verschränkte die Arme vor der Brust, als würde das ihn schützen können. Laurent drehte sich zu ihm um, das Lächeln auf seinen Lippen blieb, aber in seinen Augen lag etwas Dunkleres.
»Ich wollte dich sehen, Harry. Du hast meine Anrufe ignoriert, meine Nachrichten. Glaubst du wirklich, du kannst einfach verschwinden, ohne dass ich dich finde?«
»Es ist vorbei, Laurent«, sagte Harry, und seine Stimme zitterte leicht, obwohl er sich bemühte, fest zu bleiben. »Ich habe dir das schon gesagt. Es gibt nichts mehr zwischen uns. Du musst gehen.« Laurent schüttelte langsam den Kopf, seine Haltung war entspannt, aber seine Augen funkelten vor Zorn. »Du glaubst, du kannst einfach Schluss machen und so tun, als ob nichts gewesen wäre? Als ob all das, was wir hatten, nicht zählt?« Er trat einen Schritt näher, und Harry musste all seine Kraft aufbringen, um nicht zurückzuweichen.
»Bitte, Laurent«, sagte Harry, seine Stimme nun flehend. »Es bringt nichts, darüber zu reden. Ich habe ein neues Leben.« Laurents Augen verengten sich, und sein Lächeln wurde kälter.
»Ein neues Leben? Oder sollte ich sagen ... einen Neuen?« Seine Stimme wurde schneidend, und er trat einen weiteren Schritt näher.
»Tu crois que je suis stupide, Harry?« (Glaubst du, ich bin dumm, Harry?) Seine Augen funkelten vor Wut. »Ich habe gesehen, wie du mit ihm zusammen warst. Glaubst du wirklich, ich würde das ignorieren?« Harry hob das Kinn, seine Haltung wurde fester.
»Es spielt keine Rolle, was du glaubst, Laurent. Es ist vorbei zwischen uns, und du hast kein Recht mehr, dich in mein Leben einzumischen.« Laurent lachte kalt, ein raues Geräusch, das in dem stillen Raum widerhallte.
»Pas de droit?« (Kein Recht?) wiederholte er höhnisch. »Ich habe jedes Recht! Nach allem, was ich für dich getan habe, nach allem, was wir geteilt haben, denkst du, du kannst mich einfach wegwerfen wie ein altes Spielzeug?« Harry spürte, wie sein Magen sich zusammenzog, aber er hielt seinem Blick stand.
»Ich bin kein Spielzeug, Laurent. Und du hast nichts für mich getan, außer mich zu brechen. Das ist vorbei. Du solltest jetzt gehen.« Das Lächeln verschwand endgültig aus Laurents Gesicht, und seine Hände ballten sich zu Fäusten.
»Tu oses me parler comme ça?« (Du wagst es, so mit mir zu sprechen?) zischte er und trat so nah an Harry heran, dass dieser unwillkürlich einen Schritt zurückwich. Plötzlich schnellte Laurents Hand vor und packte Harry brutal am Arm, seine Finger gruben sich schmerzhaft in die Haut.
»Tu ne comprends rien!« (Du verstehst nichts!) schrie er, seine Stimme überschlug sich vor Wut. »Du gehörst mir, Harry! Du wirst niemals von mir wegkommen!« Harry versuchte, sich loszureißen, doch Laurents Griff war eisern.
»Lass mich los, Laurent!«, rief er, Panik und Entschlossenheit in seiner Stimme, doch es war, als würde Laurent ihn nicht einmal hören. Mit einem wütenden Schrei hob Laurent die freie Hand und schlug Harry mit solcher Wucht ins Gesicht, dass er gegen die Wand stolperte. Schmerz durchzuckte Harrys Kiefer, und seine Sicht verschwamm für einen Moment, doch bevor er sich fangen konnte, traf ein weiterer Schlag seine Seite. Laurent schrie weiter auf Französisch, seine Worte ein unverständlicher Strom aus Wut und Verachtung.
»Regarde ce que tu m'as fait devenir!« (Sieh, was du aus mir gemacht hast!) brüllte er. »C'est toi qui es à blâmer!« (Du bist derjenige, der schuld ist!) Harry sackte zu Boden, sein Atem schwer und keuchend. Seine Rippen pochten vor Schmerz, und sein Kopf fühlte sich benommen an. Er hob eine Hand, um sich zu schützen, doch Laurent trat mit voller Wucht gegen seine Seite. Ein stechender Schmerz durchfuhr Harry, und er krümmte sich, unfähig, sich zu wehren. Laurent schrie weiter, seine Worte ein giftiger Strom aus Wut und Verachtung.
»Tu es faible! Un misérable!« (Du bist schwach! Ein Elender!) rief er und ließ erneut seinen Fuß auf Harrys Rücken niedergehen. Der Aufprall presste Harry die Luft aus den Lungen, und er rang nach Atem.
»Arrête!« (Hör auf!) keuchte Harry verzweifelt, doch Laurent hielt nicht inne. Stattdessen trat er Harrys Arm zur Seite und zielte direkt auf seinen Bauch. Der Schmerz war so heftig, dass Harry einen unterdrückten Schrei ausstieß, sein Körper zitterte unkontrolliert.
»Regarde-moi!« (Sieh mich an!) brüllte Laurent und packte Harry grob an den Haaren, zog seinen Kopf nach oben. »Tu n'as rien sans moi!« (Du bist nichts ohne mich!) Seine Augen glühten vor unbändiger Wut, und für einen Moment glaubte Harry, dass Laurent nicht vorhatte, jemals aufzuhören. Harrys Sicht verschwamm, Tränen der Qual und Ohnmacht brannten in seinen Augen. Sein Körper war taub vor Schmerz, doch plötzlich ertönte ein ohrenbetäubender Knall, gefolgt von einem hellen Lichtblitz. Laurent wurde mit solcher Wucht von den Beinen gerissen, dass er quer durch den Raum flog und bewusstlos auf dem Boden liegen blieb. Harrys Blick klärte sich gerade genug, um zwei Silhouetten in der Tür zu erkennen. Pansy stand mit erhobenem Zauberstab da, ihr Gesicht eine Mischung aus Wut und Entschlossenheit. Neben ihr Emily, die sofort zu Harry eilte.
»Merlin, Harry!«, rief Emily, als sie sich neben ihn kniete und vorsichtig seinen Zustand prüfte. Ihre Hände zitterten, als sie sah, wie schlimm die Verletzungen waren. »Bleib ganz ruhig, wir kümmern uns um dich.« Pansy ließ ihren Zauberstab nicht sinken, während sie zu Laurent ging, der reglos auf dem Boden lag.
»Er ist bewusstlos«, sagte sie kühl. Mit einem schnellen Schlenker ihres Zauberstabs setzte sie magische Fesseln an seinen Handgelenken und Knöcheln. »Aber sicherheitshalber verschnüren wir ihn.« Emily warf Pansy einen besorgten Blick zu.
»Wir müssen ihn sofort ins St. Mungo's bringen. Ich glaube, es ist ernst.« Pansy nickte, ihre Miene entschlossen.
»Du hast recht. Aber ich werde zuerst Blaise informieren. Vielleicht weiß er, wie wir mit diesem Mann umgehen sollen.« Sie schwang ihren Zauberstab, und ein silberner Patronus in Form eines Schakals erschien. Pansy flüsterte schnell die Nachricht: »Blaise, wir brauchen dich dringend. Ein Fremder hat Harry brutal angegriffen. Er liegt bewusstlos und ist gefesselt. Komm sofort zu Dracos Wohnung, wir schaffen Harry ins St. Mungo's.« Der Patronus verschwand in einem silbernen Lichtblitz. Pansy atmete tief durch und wandte sich wieder Emily zu.
»Hilf mir, ihn zu halten. Wir dürfen keine Zeit verlieren.« Emily nickte, ihre Hände bereits schützend um Harrys Oberkörper gelegt.
»Wir müssen vorsichtig sein. Er könnte innere Verletzungen haben.« Pansy trat näher, griff Harry unter die Schultern und gab Emily ein kurzes Nicken.
»Bereit?«
»Ja«, bestätigte Emily und hielt Harry stabil. Mit einem lauten Knall apparierten sie ins St. Mungo's. Die Welt schien sich für einen Moment zu drehen, bevor sie in der Notaufnahme landeten.
»Wir brauchen Hilfe!«, rief Pansy laut, ihre Stimme durchdringend. Augenblicke später eilten Heiler herbei, einige mit schwebenden Tragen und magischen Instrumenten ausgestattet. Emily ließ Harry vorsichtig los, als die Heiler ihn in Empfang nahmen.
»Was ist passiert?«, fragte eine der Heilerinnen streng, während sie Harry untersuchte. Pansy, noch immer angespannt, erklärte: »Er wurde brutal angegriffen. Wir haben den Angreifer gesichert und einen Auror informiert. Aber bitte, helfen Sie ihm jetzt.« Die Heilerin nickte und wandte sich Harry zu.
»Wir kümmern uns um ihn. Sie beide können hier warten, aber bleiben Sie in der Nähe. Wir brauchen vielleicht noch weitere Informationen.« Harry wurde vorsichtig auf eine magisch schwebende Trage gelegt und in einen Untersuchungsraum gebracht. Die Tür schloss sich hinter den Heilern, und Pansy und Emily blieben nervös in der Wartezone zurück.
Draco, der gerade von einem langen Termin in einem anderen Bereich des Krankenhauses kam, betrat die Notaufnahme und griff nach einem Bericht, den ihm ein Kollege in die Hand drückte. Als sein Blick auf den Untersuchungsraum fiel, in dem Harry lag, hielt er abrupt inne. Durch das Fenster erkannte er Harrys Gestalt, blass und reglos, auf der Trage. Sein Herz begann zu rasen, und Panik flackerte in seinen grauen Augen. Er öffnete die Tür und trat ein, doch die leitende Heilerin wandte sich sofort an ihn.
»Draco, was machst du hier? Wir haben das im Griff.« Draco schluckte schwer, versuchte, seine Fassung zu bewahren.
»Ich wollte nur ... helfen.« Die Heilerin musterte ihn mit einem strengen Blick.
»Du siehst aus, als hättest du gerade einen Geist gesehen. Geh raus, Draco. Wir kümmern uns darum. Du kannst hier nicht objektiv sein.« Draco zögerte, sein Blick hing an Harrys reglosem Körper. Doch er wusste, dass er nichts sagen konnte, ohne Harrys Privatsphäre zu verletzen. Mit einem letzten, tiefen Atemzug drehte er sich um und verließ den Raum. Vor der Tür traf er auf Pansy und Emily, die beide auf ihn zukamen.
»Draco, was ...?«, fragte Pansy, ihre Stimme angespannt. Doch bevor Draco antworten konnte, erkannte sie die Panik in seinem Gesicht.
»Was ist passiert?«, fragte er leise. Pansy und Emily tauschten einen Blick, bevor Pansy antwortete.
»Als wir zurückkamen, lag Harry blutend auf dem Boden, und ein Mann – ein Fremder – stand über ihm. Ich habe ihn geschockt und gefesselt. Er hat Harry ... brutal zugerichtet.« Dracos Gesicht verhärtete sich, und seine Hände ballten sich zu Fäusten.
»Ein Fremder? Was hat er gesagt?« Emily sprach leise weiter, ihre Stimme zitterte leicht. »Erhat französisch gesprochen. Das bisschen, was ich verstanden habe, waren ... keine netten Sachen. Es klang, als ob er Harry gut kannte. Wir wissen nicht, wer er ist.« Draco schloss kurz die Augen, ein Schauer lief durch ihn. »Laurent«, murmelte er schließlich, und seine Stimme war voller Wut.
»Es muss Laurent gewesen sein.« Pansy hob eine Augenbraue.
»Laurent? Wer zum Teufel ist das?« Draco sah sie mit grimmiger Entschlossenheit an.
»Sein Ex. Ein verdammter Mistkerl. Ich dachte, Harry hätte ihn aus seinem Leben verbannt. Aber anscheinend hat er ihn gefunden.« Bevor Pansy oder Emily etwas erwidern konnten, öffnete sich die Tür des Wartezimmers und die Heilerin trat hinaus. Ihr Blick wanderte über die drei, bevor sie stehen blieb.
»Mr. Potter ist stabil«, begann sie mit professioneller Ruhe. »Aber er hat schwere Verletzungen erlitten.« Draco atmete erleichtert auf, doch die Anspannung in seinem Gesicht blieb. Die Heilerin musterte die kleine Gruppe und fragte dann: »Hat er Familie, die wir informieren sollten?« Emily reagierte sofort, ohne nachzudenken.
»Ich bin seine Freundin«, sagte sie schnell und trat einen Schritt nach vorn. »Bitte, sagen Sie mir, wie es ihm geht.« Die Heilerin nickte und begann, Harrys Zustand zu erklären.
»Er hat mehrere schlimme Prellungen an Brust und Bauch, drei gebrochene Rippen, die wir bereits behandelt haben, sowie eine schwere Gehirnerschütterung. Es gibt auch Hinweise auf innere Blutungen, die wir weiterhin beobachten müssen. Seine Magie ist stark erschöpft, vermutlich durch den Schock und die Schmerzen. Er wird sich erholen, aber er braucht Ruhe und vor allem Schutz.« Während die Heilerin sprach, wurde Dracos Gesicht immer blasser. Pansy bemerkte es und legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm, aber Draco schüttelte sie ab, seine Augen starrten auf den Boden.
»Kann ich ihn sehen?«, fragte Emily, ihre Stimme sanft, aber bestimmt. Die Heilerin zögerte.
»Er schläft derzeit. Aber wenn Sie bei ihm bleiben möchten, können Sie es versuchen. Aber nicht zu lange. Er braucht Erholung.« Emily nickte und warf Draco einen besorgten Blick zu.
»Danke«, sagte sie leise, bevor sie der Heilerin folgte. Draco machte einen Schritt, als wollte er ihr folgen, doch Pansy legte ihm eine Hand auf die Brust und hielt ihn zurück.
»Draco, nein. Das würde auffallen«, sagte sie leise, aber bestimmt. Ihre Augen fixierten ihn ernst, und sie ließ nicht locker, bis er stehen blieb.
»Aber... ich muss wissen, wie es ihm geht«, brachte Draco hervor, seine Stimme zitterte leicht, und die Panik war ihm ins Gesicht geschrieben. Pansy seufzte und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Und das wirst du. Aber jetzt erklär mir erst mal, wer genau dieser Laurent ist. Alles, Draco. Wir müssen wissen, womit wir es hier zu tun haben.« Draco presste die Lippen zusammen, bevor er sich langsam zurücklehnte. Er fuhr sich mit einer Hand durch das Haar und ließ seinen Blick kurz zur geschlossenen Tür wandern.
»Laurent ist wie gesagt Harrys Ex«, begann er schließlich. »Ein manipulativer, gewalttätiger Bastard, der ihn unter Kontrolle halten wollte. Harry hat ihm endlich den Rücken gekehrt, aber anscheinend kann Laurent das nicht akzeptieren.«
Pansy runzelte die Stirn.
»Hat Harry dir das alles erzählt?« Draco nickte knapp.
»Nicht sofort. Aber irgendwann hat er sich geöffnet. Ich dachte, Laurent wäre endgültig weg.«
»Offensichtlich nicht«, murmelte Pansy. »Und jetzt hat er Harry fast umgebracht. Wir müssen sicherstellen, dass er dafür zur Rechenschaft gezogen wird.«
In diesem Moment öffnete sich die Tür, und Blaise trat in die Klinik, gekleidet in seine Aurorenuniform. Sein Gesicht war angespannt, und er wirkte noch immer verwirrt über den Mann, den er soeben in Gewahrsam genommen hatte. Laurent hatte auf jede Frage geschwiegen, was Blaise sichtlich ärgerte. Sein Blick fiel auf Pansy und Draco, und seine Schritte verlangsamten sich.
»Pansy«, begann er, bevor sein Blick zu Draco wanderte, ein Hauch von Überraschung in seinen Zügen. »Und du... Draco? Was machst du hier?« Draco hob eine Augenbraue und verschränkte die Arme, während ein kleines Lächeln seine Lippen umspielte.
»Was wohl? Ich bin Heiler, Blaise. Und zufällig wohnt Harry bei mir, falls du das vergessen haben solltest.« Blaise seufzte leise, aber seine Mundwinkel zuckten leicht nach oben, ein Ausdruck von Vertrautheit, den Draco nur zu gut kannte.
»Vergessen habe ich das sicher nicht. Ich habe mich nur gefragt, warum du in der Lobby herumstehst, statt... na ja, zu heilen.« Pansy verdrehte die Augen.
»Ihr zwei fangt jetzt bitte nicht an, euch wie früher zu necken. Das ist hier nicht der richtige Ort.« Sie grinste jedoch, denn das Knistern zwischen den beiden war unverkennbar. Es erinnerte sie an die Zeit, als Blaise und Draco noch ein Paar gewesen waren – ein Kapitel, das mit gegenseitigem Respekt und Zuneigung geendet hatte. Blaise schüttelte den Kopf, sein Lächeln schwand, als er wieder ernst wurde. Pansy verschränkte die Arme und hob eine Augenbraue.
»Hast du etwas aus ihm herausbekommen?« Blaise schüttelte den Kopf, seine Stirn in Falten gelegt.
»Gar nichts. Er schweigt wie ein Grab, außer dass er wiederholt verlangt hat, Harry zu sehen. Er hat gesagt, sein Name sei Laurent. Wer ist das?« Draco schnaubte, seine Augen blitzten vor Wut.
»Laurent ist Harrys Ex. Ein manipulativer Mistkerl, der ihn missbraucht hat. Und jetzt hat er ihn fast umgebracht.« Blaise stutzte, und sein Gesichtsausdruck wurde ernst.
»Das wusste ich nicht. Ich brauche alle Details, die ihr habt. Wir müssen sicherstellen, dass dieser Mann keine Chance hat, Harry oder jemand anderen wieder zu verletzen.« Draco atmete tief durch und begann zu sprechen.
»Er ist ein Zauberer aus Frankreich. Sie waren ein paar Jahre zusammen, aber es war von Anfang an toxisch. Laurent hat ihn kontrolliert, emotional manipuliert und schließlich...«, Draco brach kurz ab, seine Stimme zitterte vor Wut. »Er wurde gewalttätig. Harry hat ihn verlassen, aber es hat lange gedauert, bis er es geschafft hat. Ich dachte, Laurent wäre endgültig aus seinem Leben verschwunden.« Bevor Blaise etwas sagen konnte, öffnete sich die Tür, und Emily trat hinaus. Sie sah sichtlich erleichtert aus, aber auch erschöpft.
»Harry ist wach«, sagte sie und richtete ihren Blick auf Draco. »Er fragt nach dir.« Draco wollte sofort losgehen, doch Emily hob eine Hand.
»Ich habe der Heilerin gesagt, dass du sein bester Freund bist. Sie hat zugestimmt, dich zu ihm zu lassen, aber nur unter der Bedingung, dass du ihn nicht aufregst.« Pansy sah Draco an und nickte leicht.
»Geh. Wir reden später weiter.« Blaise verschränkte die Arme und sah Draco an.
»Ich werde Harry später selbst befragen«, sagte er mit Nachdruck. »Aber zuerst werde ich mir Laurent vorknöpfen. Vielleicht redet er ja, wenn er weiß, dass wir mehr über ihn wissen.« Draco nickte knapp, sein Blick war jedoch noch immer angespannt.
»Mach das. Und stell sicher, dass er niemals wieder die Chance bekommt, Harry oder sonst jemanden zu verletzen.« Mit schnellen Schritten ging Draco zum Zimmer, in dem Harry lag. Als er eintrat, wurde er von der Stille des Raumes empfangen. Harry lag auf dem Bett, blass und mit verbundenen Armen, aber seine grünen Augen waren offen und fixierten Draco, als dieser näher kam.
»Du siehst beschissen aus«, murmelte Harry schwach, ein schiefes Lächeln auf den Lippen. »Was hast du denn gemacht, als ich hier Spaß hatte?« Draco setzte sich auf den Stuhl neben das Bett, sein Blick wanderte über die Verletzungen, die Harry trug.
»Das ist nicht witzig, Potter«, sagte er, seine Stimme leise, aber scharf. »Du hättest...«, er hielt inne, schluckte schwer und ließ seinen Blick sinken. »Du hättest sterben können.« Harry schloss kurz die Augen und atmete tief durch.
»Ich weiß. Aber ich bin hier. Und ich bin dankbar, dass Pansy und Emily rechtzeitig gekommen sind.« Draco lehnte sich zurück und beobachtete Harry genau.
»Was genau ist passiert? Ich will alles wissen.« Harry zögerte, sein Blick wurde dunkel, und für einen Moment sagte er nichts. Schließlich begann er leise: »Laurent ist aufgetaucht. Ich war so geschockt, dass ich ihn hereingelassen habe. Er hat behauptet, er wollte reden, aber es ging ihm nur darum, mich einzuschüchtern. Als ich ihm gesagt habe, dass es vorbei ist, ist er ausgerastet...«, Harry hielt inne, und seine Stimme brach. »Er hat mich geschlagen. Immer wieder. Und ich konnte nichts tun, Draco. Ich war einfach ... machtlos.« Dracos Hände ballten sich zu Fäusten, und sein Gesicht wurde hart.
»Er wird dafür bezahlen. Ich verspreche dir, er wird dafür bezahlen.« Harrys Lippen bebten, und plötzlich brachen alle Dämme.
»Nein, Draco«, sagte er mit zitternder Stimme, während Tränen seine Wangen hinunterliefen. »Ich bin schwach. Ich war immer schwach. Ich hätte ihn rauswerfen sollen, ihm sagen sollen, dass er verschwinden soll, aber i-ich konnte es nicht.« Draco beugte sich vor, seine Stimme sanft, aber eindringlich.
»Harry, hör auf. Du bist nicht schwach. Niemand hätte in dieser Situation anders reagiert. Du hast jahrelang unter ihm gelitten. Es braucht Zeit, solche Wunden zu heilen.« Harry schüttelte wieder den Kopf, seine Hände krallten sich verzweifelt in den Laken.
»Es ist nicht nur Laurent. Es ist alles, Draco. Der Krieg, die Erwartungen, die ... Leere. Ich dachte, ich hätte endlich die Kontrolle über mein Leben, aber ich fühle mich immer noch wie ein Kind, das nicht weiß, was es tun soll.« Draco griff vorsichtig nach Harrys Hand, hielt sie fest, obwohl sie zitterte.
»Du bist kein Kind mehr, Harry. Und du bist nicht allein. Was auch immer du fühlst, du kannst es mit mir teilen. Aber bitte, hör auf, dich selbst dafür zu bestrafen, dass du überlebt hast.« Harry sah Draco an, die Verzweiflung in seinen Augen wurde von einem kleinen Funken Hoffnung durchbrochen.
»Ich weiß nicht, ob ich das kann, Draco.« Draco drückte Harrys Hand, seine Stimme fest.
»Dann lass mich dir helfen. Du musst es nicht allein schaffen.«
\*\*
Blaise Zabini saß in einem kargen Verhörraum des Ministeriums, den Zauberstab locker in der Hand, während er den Mann beobachtete, der vor ihm saß. Laurent, gut gekleidet und scheinbar unbeeindruckt, lehnte sich zurück, die Arme verschränkt. Sein Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Arroganz und Gereiztheit.
»Warum waren Sie in der Wohnung von Draco Malfoy und Pansy Parkinson?« Blaise begann das Verhör mit ruhiger, sachlicher Stimme, obwohl seine Geduld bereits dünn war. Laurent schwieg, sein Blick kalt und durchdringend. Nach einigen Sekunden hob er die Augenbrauen und schnaufte verächtlich.
»Je n'ai rien à dire.« (Ich habe nichts zu sagen.) Blaise lehnte sich leicht vor, seine Augen verengten sich.
»Oh, ich denke, Sie haben einiges zu sagen. Sie haben Harry Potter angegriffen, einen Mann, der schon genug durchgemacht hat. Glauben Sie wirklich, Sie kommen hier raus, ohne Rede und Antwort zu stehen?« Laurent verzog die Lippen zu einem kalten Lächeln.
»Potter? Ce petit faible?« (Potter? Dieser kleine Schwächling?) spottete er. »Il m'appartient. Vous ne comprenez pas.« (Er gehört mir. Sie verstehen das nicht.) Das war der Punkt, an dem Blaise' Geduldsfaden riss. Er legte den Zauberstab zur Seite und sprach nun in fließendem Französisch, seine Stimme kühl und schneidend.
»Oh, je comprends très bien, Monsieur Laurent. Vous pensez que vous pouvez faire ce que vous voulez, parce que vous vous croyez supérieur. Mais voici la réalité: vous êtes en grande merde.« (Oh, ich verstehe sehr gut, Monsieur Laurent. Sie denken, Sie können tun, was Sie wollen, weil Sie sich für überlegen halten. Aber hier ist die Realität: Sie sind in großen Schwierigkeiten.) Laurent blinzelte, sichtlich überrascht, und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Blaise ließ ihm keine Chance.
»Vous avez agressé un homme innocent dans un pays qui ne tolère pas la violence. Nous avons des témoins, des preuves et des sorts qui peuvent chaque mot que vous avez dit vérifier.« (Sie haben einen unschuldigen Mann in einem Land angegriffen, das Gewalt nicht toleriert. Wir haben Zeugen, Beweise und Zauber, die jedes Wort, das Sie gesagt haben, überprüfen können.) Laurents Gesicht wurde härter, doch Blaise hielt seinem Blick stand.
»Vous croyez que votre silence vous protège? Non. Cela ne fait que vous rendre plus coupable. Alors, je vous conseille de commencer à parler, ou vous passerez le reste de vos jours à Azkaban.« (Sie glauben, Ihr Schweigen schützt Sie? Nein. Es macht Sie nur schuldiger. Also rate ich Ihnen, zu sprechen, oder Sie verbringen den Rest Ihrer Tage in Askaban.) Laurent knirschte mit den Zähnen, doch seine Arroganz schien einen Riss zu bekommen. Er sah Blaise an, als überlege er, wie weit er gehen konnte. Schließlich sprach er, diesmal jedoch nicht mehr auf Französisch, seine Stimme leise und voller Groll.
»Ich wollte nur mit ihm reden«, begann er, seine Haltung zunehmend unsicher. »Er hat mich ignoriert, sich versteckt. Ich wollte ihn sehen.« Blaise fixierte ihn mit einem durchdringenden Blick.
»Reden? So nennen Sie das also? Harry Potter liegt im Krankenhaus, mit gebrochenen Rippen und inneren Verletzungen. Glauben Sie wirklich, dass das nur ein Gespräch war?« Laurent sah zur Seite, sein Blick flackerte.
»I-ich wollte ihn nicht so sehr verletzen«, sagte er, seine Stimme nun brüchig. »Aber er hat mich provoziert. Er hat mich verlassen, ohne ein Wort. Nach allem, was ich für ihn getan habe. Er hat kein Recht, mich so zu behandeln.« Blaise' Augen verengten sich, und seine Stimme wurde schärfer.
»Kein Recht? Glauben Sie, das gibt Ihnen das Recht, ihn zu verfolgen, in seine Wohnung einzudringen und ihn fast zu Tode zu prügeln? Wie haben Sie ihn überhaupt gefunden?« Laurent zögerte, sein Kiefer spannte sich an. Schließlich seufzte er leise und murmelte: »I-ich hatte einen Ortungszauber auf seinem Zauberstab. Schon seit einer Weile.« Blaise' Augen verengten sich gefährlich.
»Sie haben ihn überwacht? Schon immer?« Laurent wich seinem Blick aus und nickte kleinlaut.
»Ich musste doch wissen, wo er ist. Ich habe es getan, um ihn zu schützen.« Blaise' Lippen verzogen sich zu einem harten Lächeln.
»Schützen? So nennen Sie das also.« Er trat einen Schritt näher, sein Blick eiskalt. »Was Sie getan haben war krankhaft besitzergreifend. Und glauben Sie mir, Laurent, das wird sich im Urteil nicht zu Ihren Gunsten auswirken.« Laurent öffnete den Mund, als wollte er protestieren, doch Blaise hob warnend eine Hand. »Genug. Sie haben sich lange genug hinter Ihren Ausreden versteckt.« Laurent sackte ein wenig in sich zusammen, sein Gesicht blass.
»Ich ... es ist ... ich wollte nicht ... ich habe einfach die Kontrolle verloren.« Blaise lehnte sich zurück, ließ die Worte einen Moment in der Luft hängen, bevor er eiskalt fortfuhr.
»Das haben Sie in der Tat. Und jetzt hören Sie gut zu, Laurent.« Er sprach wieder in fließendem Französisch, seine Stimme war kalt und unerbittlich.
»Vous ne serez pas jugé ici. Vous serez transféré aux autorités françaises. Là-bas, ils connaissent vos antécédents, vos abus, et ils ne montreront aucune clémence. Savez-vous pourquoi? Parce que vous êtes déjà en sursis depuis quatre ans pour avoir violé un ancien partenaire.« (Sie werden nicht hier verurteilt. Sie werden an die französischen Behörden übergeben. Dort kennt man Ihre Vorgeschichte, Ihre Missbräuche, und es wird keine Nachsicht geben. Wissen Sie, warum? Weil Sie bereits seit vier Jahren auf Bewährung sind, nachdem Sie einen früheren Partner vergewaltigt haben.) Laurents Augen weiteten sich, und sein Gesicht verlor jede Farbe.
»Non... Vous ne pouvez pas faire ça«, (Nein... Das können Sie nicht machen,) stieß er hervor, seine Stimme voller Panik. Blaise schnaubte leise und beugte sich vor.
»Oh, nous pouvons. Et nous allons.« (Oh, das können wir. Und das werden wir.) Sein Blick war durchdringend. »Vous avez cru que vous pouviez contrôler tout et tout le monde. Mais maintenant, c'est fini. Vous allez payer pour vos crimes.« (Sie dachten, Sie könnten alles und jeden kontrollieren. Aber jetzt ist es vorbei. Sie werden für Ihre Verbrechen bezahlen.) Blaise richtete sich auf, seine Stimme nun ruhiger, aber nicht weniger fest.
»Und wenn Sie Glück haben, Laurent, bekommen Sie in Frankreich die Hilfe, die Sie so dringend brauchen.« Er wandte sich zur Tür und rief zwei Auroren herein.
»Bringen Sie ihn in eine Zelle und stellen Sie sicher, dass er keine Möglichkeit hat, irgendetwas zu manipulieren. Die Kollegen aus Frankreich werden bald hier sein, um ihn zu übernehmen.« Die Auroren nickten, traten an Laurent heran und führten ihn ab. Blaise beobachtete, wie Laurent, blass und offensichtlich geschlagen, aus dem Raum gebracht wurde, bevor er tief durchatmete und den Raum verließ.
\*\*
Die Morgenstrahlen fielen durch die Vorhänge des Krankenzimmers, als die Heilerin hereinkam, einen Notizblock in der Hand. Harry saß aufrecht im Bett, blass, aber wach, während Draco auf einem Stuhl neben ihm saß, den Blick fest auf Harry gerichtet. Draco war die ganze Nacht über geblieben, um sicherzustellen, dass Harry nicht allein war, und die Erschöpfung war ihm anzusehen. Sie hatten viel geredet. Harry hatte geweint, geflucht und am Ende war er eingeschlafen. Draco hatte keinen Schlaf finden können. Zu viel ging ihm im Kopf herum und er wusste, dass diese Nacht viel geändert hatte zwischen ihnen.
»Guten Morgen, Mr. Potter«, begann die Heilerin mit einem freundlichen Lächeln. Sie sah ihn prüfend an, bevor sie in ihre Notizen blickte. »Ihre Werte sehen gut aus, und die Heilzauber wirken wie erwartet. Wenn Sie sich weiterhin so erholen, sehe ich keinen Grund, warum Sie nicht entlassen werden könnten.« Harry hob überrascht die Augenbrauen.
»Ehrlich?« Die Heilerin nickte.
»Ja, aber nur unter der Bedingung, dass Sie nicht allein sind. Sie brauchen jemanden, der sicherstellt, dass Sie sich ausruhen und keine Ihrer Verletzungen überanstrengen.« Draco richtete sich sofort auf, seine Stimme fest.
»Das ist kein Problem. Er kommt mit mir. Ich werde mich um ihn kümmern.« Die Heilerin blickte von Draco zu Harry und zurück.
»Sind Sie sicher, dass Sie damit klarkommen? Er braucht viel Unterstützung, besonders in den ersten Tagen.« Sie zwinkerte Harry dann aber wissend zu.
»Aber ich bin sicher, Ihre ‚Freundin' wird sich auch gut um Sie kümmern.« Draco nickte entschlossen.
»Äh ja, sicher und ich lasse ihn auch keine Sekunde allein, bis er wieder vollständig genesen ist.« Die Heilerin schloss ihre Notizen und lächelte.
»Gut. Dann entlasse ich Sie offiziell. Aber denken Sie daran: Ruhe ist das Wichtigste. Keine anstrengenden Aktivitäten für mindestens eine Woche. Kommen Sie sofort zurück, wenn irgendetwas ungewöhnlich ist.«
»Das werden wir«, antwortete Draco, bevor Harry etwas sagen konnte. Die Heilerin nickte zufrieden und verließ den Raum, um die Entlassungspapiere vorzubereiten. Als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, wandte sich Draco zu Harry.
»Keine Widerrede, Potter. Du machst, was die Heilerin gesagt hat, und ich sorge dafür, dass du dich daran hältst.« Harry schnaubte leise, ein schwaches Lächeln auf den Lippen.
»Ich hätte es nicht anders erwartet.« Für einen Moment herrschte Stille, in der Harrys Gedanken abschweiften. Erst jetzt fiel ihm auf, dass die Heilerin sie während des gesamten Gesprächs mit einem vielsagenden Blick betrachtet hatte. Ein Blick, der eindeutig mehr wusste, als ihr eigentlich zustehen sollte. Harry runzelte die Stirn.
»Glaubst du, sie weiß es?« Draco verdrehte die Augen, ließ sich auf einen der Stühle sinken und fuhr sich durch die Haare.
»Potter, sie ist nicht dumm. Ich meine ... ich bin ziemlich sicher, dass es mir in leuchtenden Lettern ins Gesicht geschrieben steht.« Harry hob eine Augenbraue.
»Also gibst du zu, dass du nicht so subtil bist, wie du immer tust?« Draco zog eine Grimasse.
»Vielleicht. Aber das ändert nichts daran, dass sie Schweigepflicht hat.« Harry lehnte sich gegen das Kissen und grinste müde.
»Beruhigend zu wissen. Ich möchte nicht, dass wir das auf der Titelseite des Tagespropheten wiederfinden.« Draco hob eine Augenbraue.
»Bitte, Potter. Ich habe schließlich auch einen Ruf zu verlieren.« Harry lachte leise, und für einen Moment war alles so leicht wie früher. Doch dann wurde sein Blick nachdenklich.
»Ich frage mich nur ... ob das nicht sowieso irgendwann rauskommt.« Draco zuckte mit den Schultern.
»Wenn es das tut, dann tut es das. Aber bis dahin sollten wir uns auf das konzentrieren, was wirklich wichtig ist: dass du gesund wirst.« Harry schüttelte leicht den Kopf, aber er konnte die Wärme in seiner Brust nicht leugnen. Er hatte Draco – und das war gerade alles, was zählte.
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Zurück in Dracos und Pansys Wohnung warteten Pansy und Emily bereits im Wohnzimmer, als Draco und Harry eintrafen. Pansy blickte mit verschränkten Armen auf Draco, während Emily mit einem spöttischen Grinsen zu Harry ging.
»Er braucht Ruhe«, erklärte Draco mit Nachdruck, während er Harry stützte. »Ich bringe ihn ins Bett.« Emily hob eine Augenbraue und grinste schelmisch.
»Das ist doch die Aufgabe der Freundin, oder nicht?« Harry lachte schwach, sein Gesicht noch blass.
»Ich glaube, ich komme mit Emilys Hilfe zurecht«, meinte er und ließ sich von ihr zum Schlafzimmer führen. Draco blieb unschlüssig im Wohnzimmer zurück, sein Blick wanderte zu Pansy, die ihn noch immer mit verschränkten Armen beobachtete.
»Du liebst ihn«, sagte sie dann trocken, ihre Augen fest auf ihn gerichtet. Draco öffnete den Mund, wollte etwas sagen, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. Schließlich sah er zur Seite, unsicher, was er antworten sollte. Pansy ließ ihn nicht aus den Augen und hob eine Augenbraue.
»Draco, du musst endlich ehrlich mit dir selbst und mit Harry sein. Du kannst das nicht ewig ignorieren.« Draco schnaubte leise und verschränkte die Arme, als wollte er sich selbst schützen.
»Das ist nicht so einfach, Pansy«, sagte Draco mit einem schweren Seufzen. »Harry ist nicht geoutet, und das macht alles komplizierter. Wenn ich es ihm sage, könnte das seine ganze Welt ins Wanken bringen. Er hat schon genug durchgemacht.« Pansy musterte ihn weiterhin, ihr Blick durchdringend.
»Und? Was noch?« Draco zögerte, bevor er leise hinzufügte: »Ich habe Angst, dass ich ihn verletze. Dass ich etwas falsch mache und ihm noch mehr Schmerz zufüge, als er ohnehin schon ertragen musste. Ich weiß, wie zerbrechlich er innerlich ist, auch wenn er es nicht zeigt.« Pansy schnaubte und verschränkte die Arme noch fester.
»Das ist Blödsinn, Draco. Du kannst nicht einfach aus Angst vor deinen Gefühlen davonlaufen. Das wird nichts lösen, und es wird Harry auch nicht helfen.« Draco wollte etwas erwidern, doch in diesem Moment öffnete sich die Tür, und Emily trat ins Wohnzimmer.
»Harry ist im Bett«, verkündete sie mit einem schiefen Grinsen. »Und er hat ausdrücklich nach dir gefragt, Draco.« Draco sah noch einmal zu Pansy, die ihn mit einem wissenden Blick fixierte, bevor er tief durchatmete und langsam nickte. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging in Richtung Harrys Zimmer. Kaum war Draco außer Sichtweite, blickte Emily fragend zu Pansy.
»Was ist denn mit ihm los?« Pansy zuckte mit den Schultern und grinste trocken.
»Ach, nichts Besonderes. Draco ist nur ein schwerverliebter Idiot. Wir sollten die beiden besser allein lassen.« Emily lachte leise und beugte sich vor, um Pansy einen kurzen Kuss zu geben.
»Willst du Sushi essen gehen?« Pansys Augen leuchteten auf.
»Ich dachte, du fragst nie!« Arm in Arm verließen die beiden lachend die Wohnung.
Draco trat in sein Schlafzimmer und fand Harry im Bett vor, der gegen die Kissen gelehnt war. Trotz der blassen Haut und der noch sichtbaren Erschöpfung sah Harry deutlich fitter aus als gestern. Er hob den Kopf und schenkte Draco ein kleines Lächeln.
»Hey«, sagte Harry leise. »Schön, dass du doch noch den Weg zu mir gefunden hast.« Draco setzte sich auf die Bettkante.
»Wie fühlst du dich?«
»Besser, ehrlich gesagt«, antwortete Harry. »Zumindest besser, als ich erwartet hatte. Aber ich glaube, ich habe genug von Krankenhausbetten für ein ganzes Leben.« Draco schnaubte leise.
»Dann solltest du vielleicht darauf achten, dich aus Schwierigkeiten herauszuhalten.« Harry grinste schwach.
»Ja, weil das bei mir immer so gut funktioniert hat.« Einen Moment herrschte Stille, bevor Draco nachdenklich fragte: »Harry... wie geht es dir wirklich?« Harrys Lächeln verblasste, und er sah zur Seite.
»Ich weiß es nicht, Draco. Ehrlich gesagt, hasse ich mich selbst dafür, dass ich Laurent so viel Macht über mich gegeben habe. Aber i-ich habe es nie anders gelernt.« Draco runzelte die Stirn, seine Augen suchten Harrys.
»Was meinst du damit? Ich verstehe nicht.« Harry atmete tief durch, sein Blick wurde dunkel, und er schien sich für einen Moment zu sammeln, bevor er leise sprach.
»Ich meine ... meine Kindheit. Bei den Dursleys. Sie haben mich nie gewollt, Draco. Für sie war ich nur ein ungebetener Gast, eine Last. Von dem Moment an, als ich dort ankam, haben sie mir gezeigt, dass ich nichts wert bin.« Er machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach. »Sie haben mich nie liebevoll behandelt. Kein Geburtstag, keine Umarmung, kein freundliches Wort. Stattdessen gab es Schläge, Beschimpfungen und diese endlose Abwertung. Ich war ihr ... Sklave, könnte man sagen. Ich habe geputzt, gekocht und durfte nie widersprechen. Wenn ich etwas falsch gemacht habe – oder auch nur, wenn sie einen schlechten Tag hatten – war ich der Blitzableiter.« Dracos Gesicht war jetzt ausdruckslos, doch seine Hände ballten sich zu Fäusten.
»Das klingt, als hätten sie dich systematisch zerstört.« Harry nickte langsam.
»Das haben sie. Ich habe nie gelernt, dass ich Grenzen setzen darf oder dass ich es wert bin, respektiert zu werden. Laurent... er hat all das ausgenutzt. Er wusste genau, wie er mich manipulieren konnte, und i-ich habe es einfach zugelassen. Weil ich dachte, das wäre normal.« Draco lehnte sich vor, seine grauen Augen fixierten Harry intensiv.
»Harry, das war nicht normal. Es war grausam, und was Laurent getan hat, war ebenso verachtenswert. Aber du bist mehr wert, als sie oder er dich jemals glauben gemacht haben.« Harry schluckte schwer, seine Augen glitzerten.
»Es fühlt sich nur so an, als ob all das niemals wirklich vorbei sein wird. Egal wie weit ich laufe, es holt mich immer wieder ein.« Draco zögerte nicht länger. Er beugte sich vor und zog Harry vorsichtig in seine Arme.
»Es ist vorbei, Harry«, flüsterte er leise, seine Stimme fest, aber sanft. »Ich werde alles dafür tun, dass dich niemand jemals wieder so verletzt.« Harry vergrub das Gesicht an Dracos Schulter, während er die Worte auf sich wirken ließ. Draco hielt ihn fest, ließ ihn spüren, dass er nicht allein war. Ein Moment verging, bevor Draco nachdenklich murmelte: »Harry, ich...« Doch bevor er die Worte aussprechen konnte, ertönte plötzlich das Klingeln der Tür. Beide zuckten zusammen, und Harry richtete sich langsam auf, während Draco mit einem verärgerten Seufzen aufstand.
»Wer auch immer das ist, hat ein verdammt schlechtes Timing«, murmelte er, bevor er zur Tür ging. Als er die Tür öffnete, stand Blaise davor, in seiner Aurorenuniform, die einen Hauch offizieller Ernsthaftigkeit ausstrahlte. Sein Gesicht war ausdruckslos, aber die Schärfe in seinen Augen zeigte, dass er nicht ohne Grund hier war.
»Blaise?«, fragte Draco überrascht, seine Stimme leicht genervt. »Was machst du hier?« Blaise schob sich an Draco vorbei in die Wohnung und schloss die Tür hinter sich.
»Ich bin hier, um mit Harry zu sprechen«, erklärte er knapp. »Laurent hat einiges zugegeben, aber ich brauche noch mehr Informationen. Außerdem wollte ich sehen, wie es ihm geht.« Draco verschränkte die Arme und funkelte Blaise an.
»Er braucht Ruhe, Blaise. Vielleicht kannst du deinen offiziellen Kram später erledigen.« Blaise hob eine Augenbraue, ein wissendes Grinsen huschte über sein Gesicht.
»Habe ich euch bei etwas gestört?«, fragte er, seine Stimme deutlich amüsiert. Draco verdrehte die Augen und ignorierte ihn demonstrativ.
»Mach einfach, was du zu tun hast, Blaise, und halte dich kurz.« Blaise nickte schmunzelnd und folgte Draco ins Schlafzimmer, wo Harry im Bett saß und die beiden neugierig anblickte. Ein Lächeln breitete sich auf Harrys Gesicht aus, als er Blaise erkannte.
»Blaise? Das ist lange her.« Blaise grinste.
»Ja, Potter. Du hast ein Talent dafür, in Schwierigkeiten zu geraten, nicht wahr?« Harry lachte schwach.
»Scheint so. Schön, dich zu sehen, auch wenn die Umstände mal wieder ... na ja, nicht ideal sind.«
»Das kann man wohl sagen«, erwiderte Blaise, bevor er sich auf einen Stuhl neben dem Bett setzte. »Wie fühlst du dich?«
»Besser als erwartet«, gab Harry zu. »Zumindest bin ich froh, dass ich noch lebe.« Blaise nickte ernst.
»Gut zu hören. Aber ich bin nicht nur hier, um zu plaudern. Ich muss mit dir über Laurent sprechen. Er hat einiges zugegeben, aber ich brauche die vollständige Geschichte von dir. Was genau ist passiert? Und wusstest du, dass er auf Bewährung war?« Harrys Gesichtsausdruck verdunkelte sich, und er sah zu Draco, der stumm neben dem Bett stand.
»Bewährung? Nein, davon wusste ich nichts. Was genau hat er denn gemacht?« Blaise lehnte sich ein wenig zurück, seine Augen fixierten Harry ernst.
»Laurent stand unter Bewährung, weil er seinen früheren Partner... vergewaltigt hat. Es gab eine Anzeige, und obwohl er nicht ins Gefängnis musste, wurde er zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Er durfte sich dem Opfer nicht nähern, sonst hätte er seine Freiheit endgültig verloren.« Harrys Gesicht wurde blass, und er starrte Blaise fassungslos an.
»Das wusste ich nicht«, flüsterte er. »Er hat nie... er hat nie darüber gesprochen.« Blaise sah ihn einen Moment schweigend an, dann fragte er vorsichtig: »Hat er dir jemals ... etwas Ähnliches angetan, Harry?« Draco machte einen Schritt nach vorn, sein Gesicht ausdruckslos, doch seine Augen glühten vor Anspannung.
»Das reicht, Blaise. Du musst nicht –«
»Draco«, unterbrach Harry ihn leise, seine Stimme zitterte, aber seine Augen waren entschlossen. »Es ist in Ordnung. Er muss es wissen.« Draco blieb stehen, seine Lippen pressten sich zusammen, doch er sagte nichts mehr. Harry richtete den Blick auf Blaise und begann zu sprechen.
»Laurent war ... am Anfang charmant. Freundlich, aufmerksam. Alles, was ich dachte, was ich wollte. Aber mit der Zeit ... änderte sich das. Er wurde kontrollierend, manipulativ. Er wusste genau, welche Knöpfe er bei mir drücken musste, um mich kleinzuhalten.« Blaise hob eine Hand, um Harry zu bremsen.
»Wann genau hast du bemerkt, dass er sich verändert hat? Gab es einen bestimmten Moment?« Harry überlegte kurz, seine Stirn in Falten.
»Es war nicht ein Moment. Es schlich sich ein. Am Anfang waren es nur kleine Kommentare, die mich schlecht fühlen ließen. Dann begann er, mir vorzuschreiben, wen ich sehen durfte und wann. Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass ich alles falsch machte, egal was ich tat.« Blaise machte sich Notizen, während Harry sprach.
»Und hast du jemandem davon erzählt?« Harry schüttelte den Kopf.
»Nein. Ich schämte mich zu sehr. Außerdem dachte ich, ich könnte es irgendwie wieder hinbiegen.« Draco sog scharf die Luft ein, aber er sagte nichts. Blaise sah Harry ernst an.
»Du sagtest, er hat dich manipuliert und kontrolliert. Aber ... hat er dich auch jemals physisch gezwungen zum Sex?« Harrys Hände zitterten, und er presste die Lippen zusammen, bevor er leise sprach.
»Ja. Es war nur einmal. Aber das eine Mal war brutal genug, dass ich die Reißleine gezogen habe. Er hat mich geschlagen, gedemütigt und ... vergewaltigt. Danach war mir klar, dass ich das nicht mehr ertragen konnte. Es hat lange gedauert, bis ich den Mut aufgebracht habe, ihn zu verlassen, aber ich wusste, wenn ich bleibe, würde er mich irgendwann ganz brechen.« Blaise nickte langsam, sein Stift ruhte auf dem Papier.
»Es tut mir leid, dass du das durchmachen musstest, Harry. Aber danke, dass du mir das erzählst. Alles, was du sagst, hilft dabei, Laurent zur Rechenschaft zu ziehen.« Harry atmete schwer und schloss kurz die Augen.
»Es hat mich zerstört, Blaise. Und ich habe viel zu lange gebraucht, um den Mut zu finden, ihn zu verlassen.« Der Raum war still, die Worte hingen schwer in der Luft. Blaise lehnte sich nach vorne, seine Stimme ungewohnt sanft.
»Du bist stark, Harry. Du hast den Schritt gemacht, und das zählt. Laurent wird nicht ungestraft davonkommen, das verspreche ich dir.« Blaise hielt kurz inne, bevor er fortfuhr.
»Laurent wurde bereits den französischen Behörden übergeben. Sie werden ihn vor Gericht stellen.« Draco runzelte die Stirn und verschränkte die Arme.
»Warum wird ihm nicht hier der Prozess gemacht? Es ist doch hier passiert.« Blaise hob eine Augenbraue, als ob die Frage vorhersehbar gewesen wäre.
»Weil er bereits auf Bewährung in Frankreich war. Dort wird die Strafe härter ausfallen, da er die Bedingungen seiner Bewährung gebrochen hat. Die französischen Gesetze sind in diesem Fall eindeutig strenger.« Harry, der die ganze Zeit geschwiegen hatte, hob langsam den Kopf.
»Also wird er tatsächlich bestraft?« Blaise nickte entschlossen.
»Ja. Diesmal wird er nicht davonkommen.« Harrys Augen verengten sich, seine Stimme war leise, fast vorsichtig.
»Muss ich aussagen?« Blaise hielt kurz inne, bevor er antwortete.
»Ehrlich gesagt, das ist sehr wahrscheinlich. Laurent sieht seine Fehler nicht wirklich ein, und wir brauchen deine Aussage, um die Vorwürfe eindeutig zu belegen. Ohne sie könnte er versuchen, sich herauszureden oder die Schuld zu relativieren.« Draco wollte protestieren, aber Harry hob eine Hand, um ihn zu stoppen.
»Wenn das der Weg ist, um sicherzustellen, dass er bestraft wird, dann mache ich das. Aber ich weiß nicht, wie ich das durchstehen soll.« Blaise legte den Stift beiseite und sah Harry mit ernster Miene an.
»Du wirst es nicht allein tun müssen. Ich werde da sein, Draco wird da sein, und wir sorgen dafür, dass du dich sicher fühlst. Aber es ist wichtig, dass die Wahrheit ans Licht kommt.« Draco, der bisher schweigend neben Harry gesessen hatte, richtete sich plötzlich auf und warf Blaise einen scharfen Blick zu.
»Eine Frage hab ich noch. Wie hat der Wichser ihn überhaupt gefunden? Harry hat seine Nummer geändert, er war kaum draußen. Also, wie hat er das gemacht?« Blaise seufzte und lehnte sich zurück.
»Ich habe ihn das Gleiche gefragt. Und ich denke, du wirst die Antwort genauso wenig mögen wie ich.« Harrys Magen verkrampfte sich, und er schüttelte ungläubig den Kopf.
»Er hatte einen Ortungszauber auf meinem Zauberstab, oder?« Blaise nickte langsam.
»Schon seit einer ganzen Weile, wie er zugegeben hat. Er meinte, er wollte sichergehen, dass du ‚in Sicherheit' bist.« Dracos Gesicht verfinsterte sich augenblicklich, seine Hände ballten sich zu Fäusten.
»Dieser verdammte Mistkerl...«, zischte er. Harry ließ sich erschöpft gegen die Rückenlehne sinken, die Worte sickernd langsam in sein Bewusstsein.
»Ich hätte es wissen müssen. Ich habe immer das Gefühl gehabt, dass er ... dass er irgendwie immer wusste, wo ich war. Aber ich dachte...« Draco legte eine Hand auf Harrys Arm und sah ihn eindringlich an. »Du hast nichts falsch gemacht, Harry. Das hier geht auf seine Kappe. Und wir werden dafür sorgen, dass er für all das bezahlt.« Blaise nickte.
»Genau. Das gibt uns ein zusätzliches Beweisstück. Ich werde das Protokoll entsprechend ergänzen und sicherstellen, dass er dafür ebenfalls belangt wird.« Er erhob sich, strich seine Uniform glatt und warf Draco einen kurzen Blick zu.
»Ich halte euch auf dem Laufenden. Sobald es Neuigkeiten gibt, lasse ich es euch wissen.« Harry nickte dankbar.
»Danke, Blaise. Für alles.« Blaise schmunzelte leicht, seine ernste Haltung lockerte sich etwas.
»Pass auf dich auf, Harry.« Mit diesen Worten verabschiedete er sich und verließ die Wohnung. Die Tür fiel leise ins Schloss, und Draco blieb schweigend stehen, während Harry nachdenklich auf die Decke starrte. Ein seltsamer Ausdruck lag auf Harrys Gesicht, eine Mischung aus Erleichterung und Nachdenklichkeit.
»Erleichtert?«, fragte Draco schließlich vorsichtig und setzte sich wieder auf die Bettkante. Harry nickte langsam.
»Ja. Irgendwie schon. Zumindest weiß ich jetzt, dass er nicht mehr frei herumlaufen wird. Aber...« Draco runzelte die Stirn.
»Aber was?« Harry wurde sehr still, seine Hände lagen unbewegt in seinem Schoß. Schließlich flüsterte er:
»Er hat es schon vorher getan... Ich war so blind.« Draco setzte sich wieder zu ihm aufs Bett, seine Augen ernst und voller Mitgefühl.
»Harry, du konntest das nicht wissen. Menschen wie Laurent sind unglaublich manipulativ. Sie wissen genau, wie sie andere kontrollieren und täuschen können.« Harry hob den Kopf und blickte Draco verwirrt an.
»Woher weißt du das?« Draco seufzte schwer und lehnte sich zurück, sein Blick richtete sich auf einen Punkt an der Wand.
»Weil ich es selbst erlebt habe. Nicht in einer Beziehung, aber ... so bin ich zum Todesser geworden. Es war keine freie Entscheidung, nie. Ich war jung, naiv, und sie wussten genau, wie sie mich in ihre Hände bekommen konnten.« Er hielt inne und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, bevor er weitersprach. »Mein Vater, er hat mich immer darauf vorbereitet. Nicht offen, sondern durch ständigen Druck, Erwartungen und diese unterschwellige Drohung, dass ich die Familie enttäuschen würde, wenn ich nicht mitmache. Als ich alt genug war, kam Voldemort selbst. Er wusste genau, wie er meine Angst vor meinem Vater und diese falsche Loyalität zu unserer Familie ausnutzen konnte.« Draco schloss kurz die Augen, als ob er die Erinnerungen abschütteln wollte. »Ich habe es nicht sofort erkannt. Am Anfang fühlte es sich wie ein ehrenvoller Auftrag an. Aber dann ... die Drohungen wurden konkreter. Was passiert, wenn ich mich weigere. Was sie meiner Mutter antun könnten. Irgendwann hatte ich keine Wahl mehr. Die Angst hat mich gefesselt, und bevor ich es richtig verstand, war ich Teil von etwas, das ich hasste.« Er öffnete die Augen und sah Harry direkt an. »Das ist es, was Menschen wie Laurent tun, Harry. Sie finden deine Schwachstellen, und sie reißen sie auf, bis du das Gefühl hast, du könntest nicht anders. Aber das bedeutet nicht, dass du schwach bist. Es bedeutet, dass sie abscheulich sind.« Draco verstummte, sein Blick suchte Harrys.
»Ich weiß, was es heißt, sich schuldig und blind zu fühlen. Aber es war nicht deine Schuld.« Harrys Augen weiteten sich, und er schien für einen Moment zu überlegen, bevor er sich näher an Draco heran rutschte. Ohne weiter nachzudenken, legte er seine Arme um ihn, zog ihn in eine vorsichtige, aber feste Umarmung. Draco hielt kurz inne, überrascht, bevor er seine Arme um Harrys Rücken schloss.
»Danke«, murmelte Harry, seine Stimme leise, aber voller Emotion. »Für alles.« Die beiden saßen so einen Moment, bevor Harry plötzlich leise flüsterte: »Ich liebe dich.« Kaum waren die Worte heraus, erstarrte er.
»Oh Merlin... ich wollte das nicht sagen. Ich meine... doch, wollte ich. Aber ich wollte es nicht so sagen, und jetzt habe ich es vielleicht kaputtgemacht.« Er löste sich hastig aus der Umarmung und fuhr sich mit fahrigen Bewegungen durch das Haar. »Draco, ich will das, was wir haben, nicht ruinieren. Ich weiß, dass du... dass wir noch...« Draco legte ihm eine Hand auf die Wange, um ihn zu beruhigen.
»Harry«, sagte er ruhig, ein Hauch von Schmunzeln in seiner Stimme, »hör auf, dir den Kopf zu zerbrechen. Du hast nichts kaputtgemacht.« Draco zögerte, bevor er sich wieder aufrichtete. Sein Blick war sanft, aber ernst, als er Harrys zitternde Hände in seine nahm. »Du hast nichts kaputtgemacht, weil ich es auch tue, Harry.« Er sprach langsam, jedes Wort bedacht. »Ich liebe dich. Es hat eine Weile gedauert, bis ich das wirklich verstanden habe. Aber ich tue es.« Harry starrte ihn einen Moment sprachlos an, seine Augen wurden feucht.
»D-du meinst das ernst?« Draco nickte.
»Ja, Harry. Und ich werde nicht zulassen, dass irgendetwas oder irgendjemand das zwischen uns zerstört.« Harry lächelte zögernd, und für einen Moment schien die Last der letzten Tage von ihm abzufallen. Draco lehnte sich ein wenig vor, ihre Stirnen berührten sich beinahe. Es war ein stiller, intimer Moment, der von der Tiefe ihrer Gefühle zeugte. Harry zögerte nur einen Augenblick, bevor er seine Lippen sanft auf Dracos legte. Der Kuss begann zögerlich, doch wurde bald leidenschaftlicher, als sie beide ihre Zurückhaltung verloren. Draco spürte, wie Harrys Hände in sein Haar glitten, und seine eigenen wanderten über Harrys Rücken. Er zog ihn näher zu sich, aber dann zuckte er plötzlich zurück.
»Warte«, sagte Draco und hielt Harry vorsichtig an den Schultern. »Du darfst dich nicht körperlich betätigen. Die Heilerin war sehr klar.« Harry blickte ihn zuerst überrascht, dann gespielt beleidigt an.
»Wirklich? Jetzt willst du dich plötzlich an Regeln halten?« Draco hob eine Augenbraue und grinste schief.
»Ich tue das nur zu deinem Besten, Potter. Glaub mir, es ist schwerer für mich, als für dich.«
»Na gut, Malfoy. Aber nur weil ich weiß, dass du recht hast.« Draco setzte sich neben ihn und strich ihm eine Haarsträhne aus der Stirn.
»Wir haben Zeit, Harry. Alles zu seiner Zeit.« Doch trotz Dracos beruhigender Worte war die Anspannung im Raum fast greifbar. Beide lagen bald nebeneinander, jeder spürte die Nähe des anderen und kämpfte offensichtlich mit seinen Gedanken – und seinen körperlichen Reaktionen. Harry wandte den Kopf, ein schiefes Grinsen auf den Lippen.
»Das ist unfair. Ich bin sicher, dass die Heilerin nichts von dieser Art ‚körperlicher Betätigung' gesagt hat.« Draco hob eine Augenbraue und seufzte theatralisch.
»Du bist schlimmer, als ich dachte. Ich glaube, ich muss etwas drastischere Maßnahmen ergreifen.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause, bevor er trocken hinzufügte: »Denk an Filch. Im Badeanzug.« Harry starrte ihn entsetzt an, bevor er losprustete.
»Merlin, Draco! Das war nicht nötig!« Draco zuckte mit den Schultern, ein triumphierendes Grinsen auf seinem Gesicht.
»Funktioniert doch, oder?« Harry schnaubte und drehte sich auf die Seite, sein Kopf auf den Arm gestützt.
»Also ... haben wir jetzt eine Beziehung?« Draco blinzelte überrascht, bevor ein Lächeln über sein Gesicht huschte.
»Sieht ganz danach aus.« Harry betrachtete ihn eine Weile schweigend, seine grünen Augen suchten in Dracos Gesicht nach etwas.
»Es fühlt sich seltsam an, oder? Ich meine, wir. Du und ich. Hättest du dir das vor ein paar Jahren vorstellen können?« Draco schüttelte den Kopf, ein leises Lachen entkam ihm.
»Definitiv nicht. Aber weißt du, die Dinge ändern sich. Wir ändern uns. Und ehrlich gesagt, es fühlt sich gut an.« Harry lächelte zögernd.
»Ja, das tut es. Aber ich will es nicht vermasseln, Draco. Ich habe keine Ahnung, wie das funktioniert. Ich meine, eine Beziehung. Eine richtige.« Draco legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter.
»Ich auch nicht, Harry. Aber wir müssen es auch nicht sofort perfekt hinbekommen. Wir nehmen uns die Zeit, die wir brauchen.« Bevor Harry antworten konnte, hörten sie plötzlich die Wohnungstür und das fröhliche Lachen von Emily und Pansy, das durch den Flur hallte. Harry hob eine Augenbraue, und es dauerte nicht lange, bis aus dem anderen Schlafzimmer eindeutige Geräusche zu hören waren. Harrys Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Belustigung und Fassungslosigkeit.
»Ich schätze, wir sollten uns eine neue Wohnung suchen«, murmelte er schließlich trocken. Draco verdrehte die Augen, konnte sich ein Schmunzeln aber nicht verkneifen. Harry richtete sich etwas auf und blickte Draco schief an.
»Also wirklich, Draco. Glaubst du, ich mache Witze?« Seine Stimme war leicht herausfordernd, aber ein Funken Ernst lag darin. Draco blinzelte überrascht.
»Worauf willst du hinaus, Harry?«
»Ich meine, wir könnten uns wirklich eine gemeinsame Wohnung suchen«, sagte Harry, während er Dracos Gesicht musterte. »Es muss ja keine luxuriöse Villa sein. Eine kleine Hütte irgendwo reicht mir völlig. Hauptsache, wir sind zusammen.« Draco lachte leise, ein warmer Ausdruck trat in seine Augen.
»Was so ein One-Night-Stand und ein bisschen Alkohol alles bewirken können.« Harry boxte ihm leicht gegen den Arm.
»Das war mehr als nur ein bisschen Alkohol, Draco. Und du weißt es.« Draco hob abwehrend die Hände, sein Grinsen blieb jedoch.
»Schon gut. Ich gebe mich geschlagen. Wir suchen uns eine neue Wohnung.« Harry lachte leise, schüttelte den Kopf und ließ sich zurück auf die Kissen sinken. Draco beobachtete ihn einen Moment, bevor er sich zu ihm herab beugte und ihn sanft küsste. Der Kuss war zärtlich und voller unausgesprochener Versprechen, ein Moment, der die Schwere der letzten Tage für einen Augenblick verschwinden ließ. Als sie sich trennten, sah Harry ihn mit einem warmen Lächeln an.
»Weißt du, vielleicht bist du doch nicht so schlimm, wie ich immer dachte.« Draco zog eine Augenbraue hoch, ein neckisches Lächeln spielte auf seinen Lippen.
»Nur vielleicht?«
»Na gut«, antwortete Harry, während er ihn spielerisch mit einem Kissen schlug. »Du bist ziemlich großartig. Zufrieden?« Draco lachte leise, schnappte sich das Kissen und ließ sich neben Harry aufs Bett fallen.
»Ich nehme das als ein Ja«, sagte Harry und kuschelte sich eng an Draco.
\*\*
Der knapp vierzigjährige Draco Malfoy saß auf der Couch, während seine 12-jährige Tochter, Aurelia, es sich auf dem Teppich mit einem Buch bequem gemacht hatte. Ihre goldblonden Haare fielen ihr ins Gesicht, als sie neugierig zu ihm aufsah. Es waren Sommerferien und Draco genoss es, Zeit mit seiner Tochter zu verbringen, die bald in ihrem zweiten Jahr in Hogwarts war.
»Papa«, begann sie, »was ist denn dann mit Laurent passiert?« Ihre Stimme klang unschuldig, aber ihre Augen verrieten, dass sie mehr über die Geschichte wissen wollte, die Draco ihr gerade erzählt hatte. Draco lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und seufzte.
»Laurent wurde verurteilt«, sagte er leise. »Er hat acht Jahre im Gefängnis gesessen. Danach haben wir nie wieder etwas von ihm gehört.« Seine Stimme war ruhig, doch der Hauch von Erleichterung darin entging Aurelia nicht. Das Mädchen runzelte die Stirn und legte das Buch beiseite.
»Warst du erleichtert, als er weg war?« Draco nickte.
»Ja, das war ich. Nicht nur ich, sondern auch dein Dad. Es hat uns beiden geholfen, mit dem, was passiert ist, abzuschließen.« Aurelia legte den Kopf schief.
»Und danach? Wann habt ihr euch entschieden, mich zu bekommen?« Ein sanftes Lächeln huschte über Dracos Gesicht. »Das war einige Jahre später. Dein Dad und ich waren damals glücklich zusammen und auch schon verheiratet. Wir wollten eine Familie gründen, und wir wussten, dass du das Beste warst, was uns passieren konnte.«
In diesem Moment öffnete sich die Haustür, und Harry kam mit ihrem sechsjährigen Sohn, Cedric, herein. Cedric hielt eine kleine Tüte mit Süßigkeiten in der Hand und grinste von Ohr zu Ohr.
»Papa! Wir haben Eis gekauft!« Draco richtete sich auf und betrachtete die beiden. Harry sah wie immer aus, die dunklen Haare hatten einige wenige graue Strähnen, genau wie der Drei-Tage-Bart, aber seine Augen funkelten noch wie eh und je.
»Ich will auch was Süßes«, protestierte Aurelia jetzt.
»Du wolltest ja nicht mit«, erklärte Harry und stellte die Einkaufstaschen auf den Tisch. Aurelia verdrehte die Augen.
»Ich wollte nicht mit, weil ihr immer so lange braucht.« Harry lachte leise und wuschelte ihr durchs Haar, was sie mit einem empörten »Dad!« quittierte. Cedric sprang derweil auf die Couch und kuschelte sich neben Draco, der ihn automatisch in den Arm nahm.
»Also, was habt ihr hier so gemacht?«, fragte Harry, während er die Jacke auszog und sich gegen den Türrahmen lehnte. Draco blickte zu Aurelia, die nun wieder zu ihrem Buch griff, und sagte:
»Wir haben geredet. Ich habe ihr eine Geschichte aus unserer Vergangenheit erzählt.« Harrys Augen verengten sich leicht, und ein amüsiertes Lächeln erschien auf seinen Lippen.
»Ich hoffe, es war eine geeignete Geschichte.« Aurelia schnaufte.
»Es war interessant. Papa hat sie gut erzählt.« Harry setzte sich zu ihnen und griff nach der Einkaufstüte.
»Das Eis sollte besser im Gefrierfach landen, bevor es schmilzt.« Draco beobachtete ihn für einen Moment, bevor er mit einem leichten Schulterzucken nickte. Obwohl sie seit drei Jahren geschieden waren, schien ihre Beziehung in solchen Momenten erstaunlich unkompliziert. Es war Harrys Woche mit den Kindern, aber Aurelia hatte darauf bestanden, bei Draco zu bleiben. Draco konnte ihr diesen Wunsch nie abschlagen und so war er geblieben. Harry stand auf, nahm Cedrics Tüte und verschwand in der Küche. Cedric, der sich nun auf Dracos Schoß gesetzt hatte, sah zu ihm auf.
»Papa, erzählst du mir auch eine Geschichte?« Draco grinste und drückte ihn leicht an sich.
»Vielleicht später. Jetzt solltest du deinem Dad helfen, die Sachen auszupacken.« Cedric sprang auf und rannte in die Küche, wobei er lautstark nach Harry rief. Draco lehnte sich zurück und schloss kurz die Augen, während Aurelia ihn still von ihrem Platz aus beobachtete.
»Papa«, sagte sie leise, »warst du traurig, als ihr euch getrennt habt?« Draco öffnete die Augen und sah sie an.
»Ja, das war ich. Es war nicht leicht, Aurelia. Dein Dad und ich haben viel gestritten, damals. Irgendwann konnten wir nicht mehr normal miteinander reden, ohne dass es zu einem Streit wurde. Wir haben uns beide sehr bemüht, aber es war schwer.« Er hielt kurz inne und blickte zur Decke, als ob er nach den richtigen Worten suchte. »Wir wollten euch, dich und Cedric, nicht mit unseren Streitigkeiten belasten. Ihr seid das Wichtigste für uns beide, und irgendwann wurde uns klar, dass wir euch keinen Gefallen tun, wenn wir so weitermachen.« Draco sah Aurelia direkt an, ein weiches Lächeln auf den Lippen. »Deshalb haben wir uns getrennt. Es war keine leichte Entscheidung, aber manchmal ist es besser für alle. Und wir sind beide glücklich mit den Entscheidungen, die wir getroffen haben. Das ist das Wichtigste.« Aurelia nickte nachdenklich und blätterte in ihrem Buch weiter. Schließlich sah sie wieder zu Draco auf, ihre Stimme leise und ein wenig traurig.
»Ich würde es trotzdem schön finden, wenn wir wieder eine Familie wären.« Draco schluckte schwer und zwang sich zu einem sanften Lächeln.
»Das verstehe ich, Aurelia. Aber manchmal ist es besser, wenn Menschen, die sich lieben, getrennte Wege gehen, um glücklich zu sein. Dein Dad und ich sind immer für euch da, und das wird sich nie ändern.« Aurelia wirkte nicht ganz überzeugt, doch sie nickte langsam. Währenddessen kehrten Harry und Cedric ins Wohnzimmer zurück, und das Gespräch lenkte sich auf leichtere Themen. Doch in Dracos Gedanken hallte Aurelias traurige Bemerkung noch lange nach. Der Tag verging und irgendwie war Draco einfach geblieben. Das Haus war bis vor drei Jahren ihr gemeinsames. Nach der Trennung hatte es Harry behalten und Draco war in eine große Wohnung in der Stadt gezogen. Sie teilten sich die Wochen mit den Kindern. Harry arbeitete inzwischen im Ministerium in der Abteilung für internationale Zusammenarbeit und Sport. Er konnte sich seine Zeit freier einteilen und so schlief er auch in Dracos Wochen hin und wieder in dessen Wohnung, wenn Draco Nachtschichten hatte. Sie funktionierten als Eltern und sie waren Freund, aber insgeheim konnten beide nicht leugnen, dass die Anziehung zwischen ihnen nie aufgehört hatte.
Nach dem Abendessen erhob sich Draco, um sich zu verabschieden.
»Es wird Zeit, dass ich gehe«, sagte er und strich Cedric liebevoll über den Kopf. Doch Cedric klammerte sich an seinen Arm.
»Papa, kannst du mich ins Bett bringen?«, fragte der Junge mit großen Augen, die unmöglich abzulehnen waren. Harry, der die Szene mit einem kleinen Lächeln beobachtete, nickte.
»Natürlich kann er das. Ich bringe Aurelia später ins Bett.« Draco zögerte einen Moment, bevor er Cedric hochhob.
»Na gut, aber nur, weil du so überzeugend bist«, sagte er mit einem Augenzwinkern. Cedric kicherte und schmiegte sich an ihn, während Draco mit ihm in Richtung Schlafzimmer verschwand. Harry sah den beiden kurz nach, bevor er sich zu Aurelia umdrehte, die noch immer auf der Couch saß und in ihrem Buch blätterte.
Später, als er sie ins Bett brachte, lag sie still da und blickte zu ihm auf.
»Dad«, begann sie zögerlich, »liebst du Papa eigentlich noch?« Harry hielt inne, überrascht von der Frage. Er setzte sich auf die Bettkante und strich ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
»Ja, das tue ich. Ich werde deinen Papa immer lieben. Aber manchmal reicht Liebe allein nicht aus, um zusammen glücklich zu sein.« Aurelia runzelte die Stirn, ihre Stimme wurde leise.
»Warum nicht? Wenn ihr euch liebt, warum könnt ihr dann nicht einfach wieder zusammen sein?« Harry seufzte und nahm ihre kleine Hand in seine.
»Weil es mehr braucht als Liebe, um eine Familie so zu führen, dass alle glücklich sind. Dein Papa und ich haben uns oft gestritten, und das hat uns beiden wehgetan. Wir wollten euch, dich und Cedric, davor schützen. Jetzt können wir Freunde sein und uns trotzdem umeinander kümmern, aber auf eine Weise, die für uns alle besser ist.« Aurelia nickte langsam, auch wenn ihre Augen verrieten, dass sie noch nicht ganz zufrieden war.
»Ich wünschte nur, es wäre anders.« Harry beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn.
»Ich weiß, Schatz. Aber egal was passiert, dein Papa und ich werden immer für dich und Cedric da sein. Das verspreche ich.« Aurelia seufzte leise und sah ihn nachdenklich an.
»Das hat Papa auch gesagt«, murmelte sie, bevor sie hinzufügte: »Aber das bezweifle ich auch nicht. Ich weiß, dass ihr immer für uns da seid. Ich will nur, dass ihr beide auch glücklich seid. Das ist doch wichtig, oder?« Harry lächelte sanft und strich ihr über die Wange.
»Ja, das ist es. Und glaub mir, wir beide arbeiten daran, glücklich zu sein, auch wenn das heißt, getrennte Wege zu gehen. Aber du und Cedric – ihr seid unser Mittelpunkt, und das wird sich nie ändern.«
Später, als Harry wieder nach unten kam, hallten Aurelias Worte immer noch in seinem Kopf nach. Er konnte nicht aufhören, darüber nachzudenken, wie sie gesagt hatte, dass sie nur wollte, dass er und Draco glücklich waren. Der Gedanke ließ ihn nicht los.
Im Flur stand Draco, bereits in seinen Mantel gehüllt, und schien gerade gehen zu wollen. Er hielt inne, als er Harry bemerkte, seine Hand ruhelos an der Türklinke. Sein Blick war fragend, aber auch ein wenig müde. Harry zögerte einen Moment, bevor er sagte: »Draco, bleib doch noch.« Draco drehte sich zu ihm um, seine Augen suchten Harrys.
»Warum?«, fragte er leise, seine Stimme klang zugleich neugierig und vorsichtig. Harry trat einen Schritt näher, seine Stimme wurde sanft und leise.
»Ich weiß es nicht genau. Vielleicht ... weil es sich richtig anfühlen würde, wenn du bleibst. Ich habe gerade mit Aurelia gesprochen. S-sie will, dass wir glücklich sind. Und ehrlich gesagt, ich will das auch.« Draco betrachtete ihn eine Weile schweigend, bevor ein schwaches Lächeln seine Lippen umspielte.
»Du bist ein furchtbarer Verführer.« Harry grinste leicht, seine Augen jedoch verrieten, dass er es ernst meinte.
»Funktioniert es?« Draco seufzte leise, zog den Mantel aus und hängte ihn an den Haken.
»Ich denke, ich kann noch ein bisschen bleiben.« Sie gingen ins Wohnzimmer, die Stille zwischen ihnen war fast greifbar. Harry nahm eine Flasche Rotwein vom Regal und öffnete sie, ohne etwas zu sagen. Nachdem er zwei Gläser gefüllt hatte, reichte er eines Draco und ließ sich dann auf die Couch fallen. Er starrte einen Moment ins Glas, bevor er leise fragte:
»Warum haben wir aufgegeben?« Draco hielt inne, das Glas in der Hand. Er setzte sich in den Sessel gegenüber, seine Augen auf Harry gerichtet.
»Das fragst du mich jetzt? Nach drei Jahren?« Harry zuckte mit den Schultern, seine Stirn in Falten.
»Es lässt mich nicht los, Dray. Nicht nach dem, was Aurelia gesagt hat. Sie will, dass wir glücklich sind. Ich dachte, das waren wir mal. Waren wir nicht?« Draco trank einen Schluck und lehnte sich zurück, seine Haltung schien entspannt, aber seine Augen verrieten, dass er innerlich kämpfte.
»Natürlich waren wir das, Harry. Wir waren verdammt glücklich. Aber irgendwann haben wir uns mehr gestritten, als dass wir gelacht haben. Und irgendwann ... war da nichts mehr außer den Streitereien.« Harry nickte langsam, ein Hauch von Traurigkeit in seinem Blick.
»Ich weiß. Aber ich frage mich manchmal, ob das wirklich genug Grund war, alles hinzuschmeißen. Ob wir nicht mehr hätten kämpfen sollen.« Draco stellte sein Glas ab und beugte sich vor, seine Ellenbogen auf die Knie gestützt.
»Harry, wir haben gekämpft. Wir haben es immer wieder versucht. Therapie, Auszeiten, Gespräche. Aber es war, als wären wir in einem Teufelskreis gefangen. Wir haben uns gegenseitig verletzt, auch wenn wir das nie wollten.« Harry stellte das Glas beiseite und fuhr sich durch das unordentliche Haar.
»Ich hatte immer Angst, Fehler zu machen. Es hat mich gelähmt. Jedes Mal, wenn wir gestritten haben, dachte ich, dass ich es war, der alles kaputtmacht. Dass ich nicht genug bin. Und irgendwann ... war ich so erschöpft, dass ich nichts mehr richtig machen konnte.« Dracos Gesicht wurde weich, und er sah Harry mit einer Mischung aus Mitgefühl und Bedauern an.
»Du warst nie das Problem, Harry. Es war nie nur einer von uns. Wir haben beide Fehler gemacht. Aber ich verstehe deine Angst. Ich habe sie gesehen, jedes Mal, wenn wir gestritten haben. Ich wünschte, ich hätte damals gewusst, wie ich dir helfen kann.«
»Und jetzt?« Harrys Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Glaubst du, wir haben uns so weit voneinander entfernt, dass es keinen Weg zurück gibt?« Draco schwieg lange, bevor er leise antwortete:
»Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass ich dich nie aufgehört habe zu lieben. Nicht einen Tag.« Harrys Augen weiteten sich, und er starrte Draco an, als könne er nicht glauben, was er gerade gehört hatte.
»Du hast mich geliebt, obwohl wir ... obwohl alles auseinandergefallen ist?« Draco nickte, seine Stimme wurde fester.
»Ja. Und ich liebe dich immer noch, Harry. Aber Liebe allein reicht nicht immer, um alles zu reparieren. Wir haben Aurelia und Cedric, und das wird immer unser größter Erfolg sein. Aber was wir beide hatten... ich wünsche mir, dass wir es wiederfinden könnten.« Harry griff nach seinem Glas und nahm einen tiefen Schluck, bevor er leise lachte.
»Weißt du, ich liebe dich auch noch. Aber ich habe Angst, dass wir wieder an den gleichen Punkt kommen wie damals. Dass wir es wieder ruinieren.« Draco stand auf und setzte sich neben Harry auf die Couch. Er nahm Harrys Hand in seine, seine grauen Augen suchten die von Harry.
»Vielleicht tun wir das. Vielleicht machen wir wieder Fehler. Aber v-vielleicht schaffen wir es diesmal. Wir sind nicht mehr die gleichen Menschen wie damals. Wir haben gelernt, Harry. Und wenn wir diesmal ehrlich sind, wirklich ehrlich miteinander, vielleicht funktioniert es.« Harry sah ihn lange an, bevor er ein Lächeln hervorbrachte.
»Bei dir hört sich das so leicht an, Dray.« Draco grinste schwach.
»Das liegt daran, dass ich nicht mehr so viel Angst habe, Fehler zu machen. Ich habe gelernt, dass Fehler zum Leben gehören.« Harry nickte langsam, ein Hauch von Hoffnung in seinen Augen.
»Vielleicht sollten wir es versuchen. Langsam, Schritt für Schritt.« Draco hob eine Augenbraue, seine grauen Augen glitzerten neugierig.
»Heißt das, du willst mich wieder daten?« Harry lachte leise und fuhr sich durch sein zerzaustes Haar.
»Ja, Malfoy. Das heißt es. Aber diesmal sollten wir es anders machen. Langsamer. Vielleicht sogar ein bisschen klüger.« Draco schmunzelte, lehnte sich vor und legte seine Hand sanft auf Harrys Knie.
»Ich glaube, das klingt nach einem guten Plan. Aber ich bin mir nicht sicher, ob wir wirklich langsam können, Darling. Wir haben nie irgendetwas langsam gemacht.« Harry grinste schief, aber bevor er etwas sagen konnte, beugte sich Draco vor und küsste ihn. Ihre Lippen trafen sich in einem sanften, beinahe zögerlichen Kuss, der sich schnell in etwas Tieferes verwandelte. Es war nicht wie früher – kein ungestümes Verlangen, sondern ein leises, tiefes Versprechen. Als sie sich schließlich voneinander lösten, blieb Harrys Stirn einen Moment an Dracos gelehnt.
»Das war...«, begann Harry, aber Draco unterbrach ihn mit einem amüsierten Lächeln. »Das war der erste Schritt.« Harry nickte, ein warmes Lächeln auf den Lippen.
»Der erste von vielen, hoffe ich.« Draco nahm sein Glas und hob es in die Höhe.
»Auf einen Neuanfang. Und darauf, dass wir es diesmal besser machen.« Harry nahm sein eigenes Glas, prostete ihm zu und fügte hinzu: »Auf uns. Und darauf, dass wir es uns wert sind.«
Unbemerkt von den beiden, stand Aurelia oben auf der Treppe, halb versteckt hinter dem Geländer. Ihre großen Augen beobachteten ihre Väter, ein kleines Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Sie konnte nicht alles hören, was sie sagten, aber die Wärme zwischen ihnen war offensichtlich. Sie drehte sich leise um und schlich zurück in ihr Zimmer, ein leises Flüstern entkam ihr: »Vielleicht wird es doch wieder gut.«
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