Kapitel 4 - Hoseok
Regel Nr. 4: Der Morgen danach
(da solltest du schon weg sein, klassisch: kein Kuscheln, kein Einschlafen, kein Frühstück!)
Eigentlich war mir von vornherein klar, dass dieser Abend genau jenen öden Beigeschmack haben würde, den man nur mit Mühe überspielen konnte. Ja, es war ein spezielles Firmenevent und ja, mir war klar, dass ich gute Miene zum langweiligen Spiel machen musste - in dem Fall. Wenn der Chef den inneren Kreis einlud, konnte man schlecht nein sagen. Schon gar nicht, wenn der Ausflug in eins dieser überteuerten Striplokale ging, die jedem anderen außer mir in freudiges Entzücken versetzte. Mich kostete es eher einen sehr langen und sehr meditativen Atemzug. Nichts gegen schöne Frauen wirklich. Selbst ich konnte problemlos schöne Frauen kategorisieren, nur war ich nicht sonderlich begierig darauf, dass sie sich vor mir auszogen, angespornt durch möglichst viele Scheinchen, die ich ihnen zustecken musste.
Wenn sich schon jemand für Geld vor mir ausziehen sollte, dann wollte ich mir lieber selbst aussuchen, wer das war. Aber frivole Firmenevents wie diese, musste man selbst als schwuler Kerl tapfer aussitzen... und dabei lächeln und winken. Vorzugsweise mit Geld.
Ich versuchte mich nicht sinnlos zu betrinken, immerhin saß immer noch mein Chef mit am Tisch und auch wenn sich die Meute um mich herum allmählich in einen Status zurückentwickelte, der nach Keulen und Mammuts verlangte, wollte ich nicht, dass ich geifernd und grölend auf einem Video auftauchte, das in der Firma die Runde machte. Also gab ich mich entspannt, beobachtete das Mädchen, das sich auf Armlänge von uns entfernt akrobatisch um eine Stange wickelte und fragte mich insgeheim, wie viel Geld ich noch in Spitzentangas stopfen musste, bevor ich mich unauffällig verdrücken konnte. Wenigstens für eine Weile.
Dabei war das Mädchen wirklich hübsch. Sehr athletisch und schlank, fast knabenhaft, wenn auch das übertriebene Make Up kaum preisgab, was für ein Gesicht sich darunter wirklich verbarg. Vermutlich ein deutlich zu junges. Nicht illegal, entschied ich, trotzdem wohl zu jung für die Hälfte der Elite, die mich umringte. Wahrscheinlich so alt wie die ein oder andere Tochter meiner hochgeschätzten Kollegen. Ich rümpfte die Nase.
Aber noch während ich darüber nachdachte, streifte etwas anderes meine Aufmerksamkeit. Ein lautes, fröhliches Lachen, eine belustigte Stimme, deren Worte nicht zu verstehen waren. Ich drehte mich in die Richtung der Stimme und sah einen blonden Haarschopf im spärlichen Licht aufleuchten.
Lachen. Etwas war an diesem Lachen, das es mir unmöglich machte, mich wieder abzuwenden und so sah ich gerade noch, wie der Kerl mit den blonden Haaren am Ende der langen Bar durch den bogenförmigen Durchgang verschwand.
Ein Kellner? Die hatten hier Kellner? Bisher hatte ich nur bullige Security Guides, mehr oder weniger dezent platziert, gesehen und natürlich jede Menge Mädchen in kaum vorhandenen Glitzerdessous und auf schwindelerregenden Stilettos, die sich auf diesen Highheels bewegten, wie ich in Turnschuhen. Wenn sie also schon nicht anturnend waren - für mich - dann auf alle Fälle bewundernswert. Der Kellner hingegen hatte mein Interesse geweckt. Welcher Kerl arbeitete denn in so einem Laden, zwischen all den halbnackten Frauen, in deren Gegenwart sich so ziemlich jeder Mann innerhalb von Minuten in einen Neandertaler verwandelte? Oder deutlicher: Welcher Mann konnte in so einer Umgebung denn noch Kopfrechnen? Exakt.
Nach drei weiteren Scheinen beschloss ich, der Sache auf den Grund zu gehen. Mit einem schwachen Nicken entschuldigte ich mich bei meinen Kollegen, erntete vereinzelt ein dreckiges Lachen oder auch nur ein ungeduldiges Winken und machte mich auf den Weg zu eben jenem Durchgang, in welchem Blondie vorhin verschwunden und seitdem nicht mehr aufgetaucht war.
Zunächst führte mich dieser Weg zu den Toiletten und ich stieß die Tür auf, spähte in den Raum, aber er war leer, also machte ich noch ein paar Schritte in den Gang hinein und stand dann vor einem Treppenaufgang. Von oben schallte schrilles Kreischen und lautes Gelächter herunter. Frauen.
War dort oben etwa ein Frauenrunde? Und Blondie war...?!
Nein, noch während ich diesen Gedanken verfolgte, tauchte er am oberen Ende der Treppe auf, besser gesagt, er manövrierte sich wohl geschickt rückwärts aus einer Tür, lachte dabei und hatte den Zeigefinger mahnend erhoben. „Nur gucken, nicht anfassen, Ladies..." Damit machte er auf dem Absatz kehrt und sprang breit grinsend und leise summend die Treppen herab. In einer Hand flippte er lässig ein leeres Tablett, dann wurde sein Schritt langsamer und das breite Grinsen wandelte sich zu einem überraschten Lächeln.
„Hey, kann ich dir helfen?"
Für einen Moment konnte ich ihn nur anstarren. Ich hatte mich getäuscht, er war nicht blond, oder... nicht nur. Die Spitzen seiner Haare waren grell pink und eben jene Strähnen fielen ihm nun in die Augen, sodass er sie schmunzelnd und mit einer nachlässigen Bewegung wieder zurückstrich. Meine Finger zuckten unwillkürlich bei dieser Geste.
„Oh, ich...! Nein." Mit einem vagen Schmunzeln schüttle ich den Kopf. „Ich wollte nur...", begann ich und wies undeutlich in die Richtung, aus der ich gekommen war, brach aber wieder ab, als ich sah, wie seine Augenbrauen sich amüsiert hoben.
„Fliehen?", schlug er schließlich grinsend vor, bevor ich ein Ende für meinen Satz gefunden hätte.
Das freche Glitzern seiner Augen brachte mich aus dem Konzept und entlockte mir ein leises Lachen. Na schön, er war frech, ich mochte frech.
„Ist das so offensichtlich?"
„Nein", meinte er und winkte dabei fast nachlässig ab, bevor er doch den Kopf wiegte und ein abschätzendes Grinsen um seine Mundwinkel spielte. „Oder... hm..." Langsam kam er die letzten Stufen herab und blieb vor mir stehen. „Um ehrlich zu sein - ja." Mit dem letzten Wort stieß er mir behutsam den Rand des Tabletts vor die Brust und schob mich auf diese Weise zurück an die Wand. Immer noch grinste er dabei unverschämt und seine Augenbrauen zuckten. „Und ich weiß ganz genau, was du brauchst."
Ich korrigierte in Gedanken von frech auf direkt, aber auch das war ja nicht unbedingt schlecht. Ohne ihn aus den Augen zu lassen legte ich eine Hand auf den dünnen Holzrand, der auf dem Revers meines Jacketts lag und betrachtete mein Gegenüber. Die Entscheidung, ob ich dieses Geplänkel wirklich durchziehen wollte, fiel innerhalb einen Wimpernschlags.
„Ist das so?"
„Ja." Er grinste, leckte sich die Lippen und sah einen Moment weg, bevor er erneut meinen Blick kreuzte. „Hobi."
„Bitte?"
Leises Lachen schlug mir entgegen. „Das ist mein Name. Hobi. Also - willst du wissen was du brauchst?"
Unbedingt! Ich musste ebenfalls grinsen, konnte es nicht aufhalten, dafür war der Kerl einfach zu frech.
„Nehmen wir an, ich sage ja?"
„Hypothetisch?" Wieder huschte die Zungenspitze über seine Lippen. Verdammt. Und er hatte schöne Lippen, wirklich. Lippen die jetzt feucht glänzten.
„Hypothetisch", bestätigte ich flüsternd.
Da sank das Tablett herab und Hobi trat einen Schritt näher. Noch berührten wir uns nicht, aber es fühlte sich beinahe so an.
„Okay", hörte ich ihn murmeln, während er sich zu mir beugte, der Mund jetzt so nah an meinem, dass ich seinen Atem auf der Haut spürte. „Also, hypothetisch mache ich in einer Stunde Schluss hier und - nur rein hypothetisch - könnte ich dann in ein Taxi steigen, sagen wir... eins das du gerufen hast. Also, falls du es noch so lange zwischen den Mädchen aushalten kannst... ahm... hypothetisch."
Scheiße! Weiche Haarsträhnen streiften meine Schläfe. Für eine Sekunde schloss ich die Augen, dann griff meine Hand in seinen Nacken, meine Finger gruben sich in seine Haut und ich zog ihn grob heran. Das war kein sanfter Kuss, wir prallten hart aufeinander, zu hart, doch weder wich er zurück, noch ließ ich ihn los. Meine Zunge schlüpfte in seinen Mund und ich hörte ihn leise raunen. So unerwartet das hier begonnen hatte, so gierig küssten wir uns jetzt und ich spürte, wie er sich gegen mich schob, was meinen Körper in Sekunden in hellen Aufruhr versetzte. Warum? Warum um alles in der Welt hatte dieser Mann so eine Wirkung auf mich?
Als wir uns schweratmend voneinander lösten, raste mein Herz. Verdammt! Ich wollte ihn - am besten sofort. Aber während ich noch überlegte, ob ich nicht einfach mit ihm im Waschraum verschwinden sollte, lehnte er sich erneut heran.
„Und, kannst du?", fragt er kess schmunzelnd.
Ich konnte ihm kaum in die Augen sehen, so nah war er.
„Worauf du deinen Arsch verwetten kannst."
Um bei der Wahrheit zu bleiben, wurde die Stunde zur Qual. Da saß ich, zwischen all den Kerlen, mit denen ich jeden Tag zusammenarbeitete, lächelte stupide, trank - nicht zu viel! - und zählte wortwörtlich die Minuten. In meinem Kopf entstand ein Potpourri an lüsternen Bildern und ich wetzte unruhig auf meinem Platz hin und her. Vielleicht bezog es der ein oder andere auf das neue Mädchen, das herbestellt worden war, aber das kümmerte mich nicht wirklich. Eine Stunde, scheiße ehrlich, es wurde die längste Stunde meines Lebens.
Am Ende fand ich mich in einem Taxi wieder, bei laufendem Motor, während ich durch die Seitenscheibe auf eine dunkle Straße starrte. Als der blonde Haarschopf in einer Seitentür auftauchte, jagte mein Puls erneut in die Höhe. Trotzdem wandte ich mich ab, sank zurück in das Polster und schloss sekundenlang die Augen. Zumindest solange, bis die Wagentür aufgerissen wurde.
Mit einem atemlosen„hey" und einem schiefen Grinsen fiel Hobi neben mich auf die Sitzbank und sein Blick rutschte von meinen Augen hinab zu meinem Mund, bevor er sich abrupt abwandte und dem Fahrer eine Adresse nannte. Bereits als der Wagen anfuhr, hatte er sich wieder zu mir umgedreht und betrachtete mich mit diesem schelmischen Funkeln in den Augen.
„Verrätst du mir deinen Namen, oder willst du lieber-"
„Yoongi."
„Yoongi...", wiederholte er flüsternd, gehaucht, gegen meine Lippen, bevor er mich küsste.
Im ersten Moment war ich so überrascht, dass ich nur die Hand hob und diese sekundenlang in der Luft schwebte, bevor ich ihn doch berührte. Er küsste mich hier? In diesem verdammten Taxi? Ja, mir war völlig klar, dass der Fahrer ganz sicher seine Klappe halten würde und trotzdem war es auf seine Weise unverschämt.
Und Hölle, ja, ich mochte unverschämt. Meine Hand schob sich in seinen Nacken, ich spürte ihn an meinem Mund lächeln. Eine freche Zungenspitze schob sich in meinen Mund und ebenso zielstrebig strich eine Hand über mein Bein hinauf, bis in meinen Schritt.
Unvermittelt packte er zu. Mein überraschtes Stöhnen wurde von einem weiteren gierigen Kuss verschluckt.
„Du..."
Weiter kam ich gar nicht. Der Kerl war so unfassbar schnell und geschickt, dass mein Verstand um Meilen hinterherhinkte. Der Tatsache zum Beispiel, dass er in Sekundenbruchteilen meine Hose geöffnet hatte und seine Hand trotz viel zu beengtem Platz unter alle Stoffschichten schob.
Herrgott, wollte er mir hier im Wagen einen runterholen? Da ich nicht wusste wie lange die Fahrt dauern würde, lag das durchaus im Bereich des Möglichen.
„Hobi..."
„Shh", wurde es. Der Mund lag immer noch auf meinem, obwohl er mich jetzt nicht küsste, nur lächelte und dann weiterflüsterte.
„Ich mach alles was du willst, hm? Ich machs dir genau so, wie du willst und dann will ich, dass du mich fickst - wie klingt das?"
„Deal", stieß ich rau hervor und schluckte das nächste dumpfe Stöhnen, dass durch meine Kehle kroch, als er mich fester umfasste und so hart massierte, dass der Fahrer garantiert nicht mehr so tun konnte, als wüsste er nicht, was auf der Rückbank seines Wagens vorging. Das verräterische Geräusch, die feuchten, atemlosen Küsse, das dumpfe Raunen, zusammen ergab das eine blinkende Leuchtreklame.
Gerade war es mir aber egal und es wäre mir ebenso gleichgültig gewesen, hätte mir Hobi hier und jetzt einen geblasen und der Taxifahrer seine Handykamera auf uns gerichtet. Ich wollte verdammt nochmal kommen und ich war so knapp davor, dass ich einen frustrierten Fluch ausstieß, als er urplötzlich die Hand zurückzog und sich halb aufrichtete.
„Gleich..."
Der Himmel des Wagens verschwamm vor meinen Augen in einer seltsamen Masse und ich hörte mich selbst viel zu laut atmen, begriff jedoch, dass der Wagen langsamer geworden war. Nur einen Augenblick später hielt er und der Fahrer knurrte den Preis vor sich hin, ohne sich umzudrehen.
Schmunzelnd sah Hobi mich an, sprang dann lachend aus dem Wagen und überließ es mir, die Forderungen des Taxifahrers zu begleichen. Als ob ich gerade gut hätte Zahlen jonglieren können. Schnaubend warf ich die Scheine über den Beifahrersitz, schob mich dann aus dem Font des Wagens und hörte den Mann noch etwas murmeln, was ich aber nicht mehr verstand. Vielleicht war das auch besser so. Mit quietschenden Reifen schoss der Wagen zurück auf die Straße und Hobi lief rückwärts vor mir her auf einen wuchtigen Appartementkomplex zu, dabei hätte ich auf alles geschworen, dass er mich bestenfalls in ein räudiges Stundenhotel zerren würde.
„Hier wohnst du?"
„Ignoriere das", sagte er leichthin und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Konzentriere dich darauf." Dieses Mal ging seine Geste in schmeichelnder Form an der Kontur seines Körpers entlang und ich musste lachen.
„Fällt mir nicht sonderlich schwer."
Hobis Augenbraue zuckte wissend. „Ich hatte auch nicht vor, es dir sonderlich schwer zu machen." Immer noch lief er rückwärts, warf nur gelegentlich einen Blick über die Schulter, um den richtigen Eingang anzupeilen und erst an diesem angekommen, griff er wieder nach mir.
Er murmelte etwas, das klang wie: „Scheiße, mit dir habe ich heute echt nicht gerechnet", bevor er mich erneut küsste, wieder nicht sonderlich sanft, dafür tief und sehr feucht. Dem Umstand geschuldet, dass wir beide atmen mussten, kam ich dazu, nachzuhaken, während er aufschloss.
„Und ist das gut oder schlecht?"
„Gut - denke ich." Er lachte. „Also versau es nicht."
Hatte ich nicht vor, nein, gewiss nicht. Hobi war der Inbegriff von Leichtigkeit und Leben. Sorglos, unbeschwert, mit einer klaren Ansage, was er wollte, auch wenn die Ansage hierfür wortlos und wenig subtil daherkam.
Die Türen des Aufzugs waren noch nicht richtig zu, da waren wir schon wieder zu einem atemlos stöhnenden Knäuel verwachsen. Bevor mich der freche Kerl nun wieder überrumpeln konnte, klemmte ich ihn an der Kabinenwand fest und schob eine Hand zwischen seine Beine. Seine Erregung drückte hart gegen meine Finger und ich musste schmunzeln.
„Nett", raunte ich an seinem Mund, erntete dafür erneut ein leises Lachen und schließlich rastete sein dunkler Blick auf meinen Augen ein. Rasch öffnete ich seine Hose, schob meine Hand unter den Stoff und auf nackte Haut. Das Lachen erstarb und seine Zungenspitze huschte unruhig über seine Unterlippe. In diesem Moment konnte man in seiner Miene lesen, wie in einem offenen Buch. Ich hatte nicht vor, das hier zu überstürzen, auch wenn mir sein dumpfes Stöhnen schon bei der ersten Berührung suggerierte, dass es Hobi wohl scheißegal war. Und ja, womöglich hätten wir es gleich hier in diesem stickigen, kleinen Aufzug getan, wenn die Kabine nicht im selben Moment angehalten hätte. Für einen Moment verharrten wir, Mund an Mund, schweratmend, doch keiner von uns machte Anstalten auszusteigen und irgendwann schlossen sich die Türen wieder. Wir versanken erneut in einem aufwühlenden Kuss und während meine Hand mit festem Druck über seine Erregung rieb, stöhnte Hobi gut hörbar in meinen Mund.
„Fuck", stieß er atemlos hervor, nachdem er den Kopf hochgerissen hatte. „Ich will dich."
Seine Hand schlug unkoordiniert auf die Tasten des Aufzugs, um die Türen wieder zu öffnen.
„Aber nicht hier..."
Wir schafften es immerhin in seine Wohnung, dort bis hinter die Tür, wo wir vermutlich 90 Prozent unserer Kleidung verloren. Die restlichen 10 Prozent pflasterten den Weg ins Bad und das auch nur wegen Hobis dringender Ansage: „Ich muss duschen - glaub mir, ich muss duschen..."
Also quetschten wir uns zusammen in eine Dusche, die niemals für zwei Personen ausgelegt war, aber das war jetzt auch schon egal. Bis zu diesem Moment hatte ich noch nicht mal eine Gelegenheit gehabt, meine Errungenschaft für diese Nacht ausführlich zu betrachten. Aber jetzt hatte ich sie und was ich sah, sandte ein wohliges Vibrieren durch meinen Körper.
Er war gut gebaut, schlank. Trainiert, aber nicht zu übertrieben, die Haut dunkler als meine und seidenweich. Und obwohl ihm gerade diese ungewöhnlichen blond-pinken Haarsträhnen platt am Kopf klebten, war da etwas in seinem Gesicht, vielleicht in seinem Blick, das unheimlich anziehend war und jede Absurdität abwürgte.
„Yoongi..."
Nein. Ich schüttelte den Kopf, legte einen Finger auf seine Lippen und als ich sicher war, dass er verstummt war, glitt meine Hand hinab über seine nasse Haut. Er fühlte sich auch gut an. Nicht zu hart, warm, die Haut samtig unter meinen tastenden Fingern. Als sie über seinen Bauch strichen, war jede Form von Belustigung aus seinem Gesicht verschwunden. Seine Augen waren dunkel und er beugte sich zu mir, um mich zu küssen. Jetzt legte ich die Hand um den harten Schaft, der sich an meinen Bauch drückte und hörte Hobi dumpf raunen.
Ja, wenn wir hier fertig waren, brauchten wir definitiv eine Dusche.
Es reichte nicht. Es reichte einfach nicht, ihn zu küssen, ihn anzufassen, ihn auf die Knie zu drücken und zuzusehen, wie mein Schwanz beinahe vollständig in seinem Rachen verschwand. Es war gut - sicher! - es brachte mich dazu, dass ich wild an seinen nassen Strähnen riss, als ich kam und dabei das Gefühl hatte, mein Herz würde gleich explodieren, aber es reichte nicht. Und deswegen stolperten wir schlussendlich nass und glitschig aus der Dusche, taumelten ineinander verkeilt den kurzen Flur entlang und polterten gegen jedes Hindernis, dass sich uns in den Weg stellte.
Genaugenommen sah ich nicht viel von seiner Wohnung, aber ich erinnerte mich an einen Küchentisch, der sich in komfortabler Höhe wunderbar zweckentfremden ließ. Im weitesten Sinne war es vielleicht sogar essen. Lust, Gier, Hunger - oh ja. Wir hatten schrecklichen Appetit und er ließ sich kaum stillen. Vielleicht hatte ich ihn auch gebissen, nein, ganz sicher hatte ich das, weil es zu verführerisch war, es nicht zu tun, so wie er sich auf dem Tisch räkelte. Lecken wollte ich ihn, beißen, von ihm kosten, seinen Geschmack verinnerlichen und mich davon berauschen lassen. Davon, oder von Hobis Art, mit der er forderte, sich schamlos an mir rieb, an meinen Fingern saugte und mich verschlagen angrinste.
Wenn er es so wollte. Mich. Oder ich ihn. Fuck, wie sehr ich ihn wollte in diesem Moment, wo er stöhnend auf dem Tisch lag, sich aufbäumte und sich selbst fickte, mit meinen Fingern.
„Wehe du kommst jetzt...", knurrte ich, erntete ein weiteres kehliges Stöhnen, dann einen derben Fluch, als ich meine Finger zurückzog, dicht gefolgt von einem überdrehten Lachen. Hobi richtete sich auf, schlang einen Arm um mich, stand plötzlich, küsste mich und atmete schwer gegen meine Lippen.
„Lass es uns tun. Jetzt gleich."
„Hier?"
Da grinste er dreckig, schüttelte den Kopf und nahm meine Hand. Er zerrte mich mit sich, ich registrierte Teppich unter meinen nackten Füßen, sonst nichts. Wieder küssten wir uns, fahrig, völlig unkoordiniert und der abgedrehte Taumel ging weiter. Heiß war es hier. Verdammt, warum war es in dieser Bude nur so abartig stickig?
Fast im selben Moment murmelte Hobi jetzt „Mann, diese beschissene Klimaanlage..., ich verrecke hier drinnen noch. Gehen wir raus."
Raus?
Auf unserem schwankenden Weg zog Hobi im Vorübergehen eine Schublade auf, griff hinein, grinste. Die Kondomverpackung steckte neckisch zwischen seinen Zähnen, die Tube Gleitgel drücke er mir in die Hand, dann riss er plötzlich die Balkontür auf und wir standen tatsächlich draußen.
Die kühle Luft kribbelte ein wenig auf meiner verschwitzten Haut und für einen Moment starrte ich sprachlos über die Balkonbrüstung auf den gegenüberliegenden Wohnblock. Das war sicher der siebte oder achte Stock und es war mitten in der Nacht, trotzdem waren da genügend beleuchtete Fenster, wie der Raum in unserem Rücken ebenfalls beleuchtet war.
Schwach lächelnd nahm Hobi die knisternde Plastikverpackung aus dem Mund, schlang den Arm um meinen Nacken und zog mich heran. Seine Zungenspitze tupfte an meine Lippen, seine andere Hand kroch zwischen unseren Leibern hinab und umschloss meine pochende Erregung.
Das war verrückt. Die Hand an meinem Schwanz, das Lichtermeer, das uns umgab, der kühle Wind der über unsere nackten Körper strich. Die Geräusche der Stadt waren weit unter uns und alles was ich wirklich hörte, waren Hobis hektische Atemzüge.
„Ich bin nicht so empfindlich", flüsterte er und das ließ mich auflachen.
Ich rupfte ihm das Kondom aus den Fingern und stieß ihn an. „Umdrehen."
Wahrscheinlich hätte er das ohne Hilfestellung getan, aber das laute Klatschen meiner Hand auf seiner Kehrseite, ließ ihn überrascht nach Luft schnappen.
„Mach die Beine auseinander." Noch ein Klatschen. „Weiter." Das leise Knurren, gepaart mit dieser plötzlichen Folgsamkeit, machte mich unheimlich an und entsprechend bekam Hobi genau das, was er wollte.
Im Nachhinein betrachtet war diese Nummer auf dem Balkon einer von den wenigen Momenten, der mir noch eine ganze Weile im Kopf blieb und das nicht nur, weil Hobi laut genug war, dass wir von mehreren Seiten diverse empörte Rufe abbekamen. Lichter flammten auf, Fenster wurden geöffnet oder demonstrativ zugeschlagen und ich ruhte immer noch schweratmend mit der Stirn auf Hobis Rücken, gefangen in den Nachwehen meines eigenen Höhepunkts. Es war mir scheißegal, ob uns tatsächlich jemand zugesehen oder ob man uns nur gehört hatte und so wie Hobi gerade zu lachen begann, ging es ihm wohl ähnlich.
„Alter", seufzte er atemlos während er sich aufrichtete und dann umdrehte, „das war gut!"
Dann fiel er gegen mich, umarmte mich locker mit einem Arm und legte die Stirn an meine Schläfe.
„Was trinken?"
„Mhm."
Zurück ging es in die Wohnung durch das Wohnzimmer, den Flur durch eine andere Tür, ins Schlafzimmer. Der einzige Raum im Übrigen, den ich bewusst wahrnahm, weil er im Grunde winzig war und nur das nötigste beinhaltete. Will heißen, ein Bett. Aber nicht irgendeins, sondern ein rundes. Eigentlich nur eine runde Matratze auf einem selbstgezimmerten Bettgestell aus alten Paletten. Ein Bett also, das perfekt zu ihm passte. Verrückt, unangepasst und auf spielerische Art durchtrieben.
„Bier?"
„Wasser."
Nickend drehte sich Hobi um, angelte aus einem Mini-Kühlschrankwürfel neben dem Bett, der wohl gleichzeitig als Nachttisch diente eine kleine Flasche Wasser und reichte sie mir, bevor er sich auf das Bett fallen ließ.
Noch während ich trank spürte ich seine Hand an meinem Bein, wie sich sein Arm darumwickelte und mich behutsam näherzog. Ich musste grinsen, machte einen halben Schritt in seine Richtung, trank noch einmal und quittierte leise grunzend den feuchten Mund, der sich an meinem Unterbauch zu schaffen machte.
Die Flasche landete irgendwo neben dem Bett und ich packte in seine Haare um seinen Kopf zurückzuziehen.
„Kriegst du irgendwann genug?"
Hobi verzog das Gesicht, lächelte aber vage. „Irgendwann..."
„Aber noch nicht..."
Das vage Lächeln blieb, in seinen Augen glitzerte der Schalk, während er stumm den Kopf schüttelte.
„Das ist gut." Leise lachend kroch ich über ihn und schob ihn dabei auf die Matratze.
Einen Moment lang ließ Hobi sich das auch gefallen, räkelte sich zufrieden unter mir, doch dann wurde aus der zufriedenen Bewegung etwas unruhiges. Ich hob den Kopf und sah ihn an, da drehte er sich rasch herum und setzte sich auf mich. Im Gegensatz zu vorhin jedoch, war es jetzt kein freches Grinsen, das diese Aktion begleitete, sondern eher ein mildes Lächeln. Er bewegte sich etwas auf mir, musterte mich dabei sehr genau und grub die Zähne in seine Unterlippe. Irgendwie war plötzlich alles an ihm sanft und anschmiegsam und das war durchaus überraschend nach unserem eher ungewöhnlichen Auftakt.
Gerade strich seine Hand sehr langsam und mit sanftem Druck über meine Brust hinab und verharrte dann wieder.
„Was willst du?" Er lächelte schwach, beugte sich herab und seine Lippen strichen behutsam über meine. „Sag es mir."
Also sagte ich es ihm.
Am Ende waren wir wieder beide schweißgebadet. Meine Haare klebten feucht in meinem Nacken und in meiner Stirn, der heiße Körper an meinem verursachte zwischen uns eine Stauwärme, die wie zäher Nebel um uns herumwaberte. Hobi murmelte etwas Unverständliches, bewegte sich dabei träge und streckte ein Bein aus, ohne jedoch wirklich von mir abzurücken. Er lachte leise, dumpfe Worte perlten gegen meine Haut und brachte mich ebenfalls zum Lachen.
„Was? Ich habe kein Wort verstanden."
Jetzt hob er den Kopf und stieß ein unwilliges Knurren aus, das in einem weiteren Lachen endete.
„Sorry", wiederholte er schließlich. „Ich bin so fertig, ich kann mich überhaupt nicht mehr bewegen."
Das verleitete mich zunächst zu einem Schmunzeln, während ich ihn betrachtete, über seine Lippen strich und seine Reaktionen beobachtete. Sein Mund öffnete sich unter der Berührung, dann blinzelte er mich misstrauisch an. „Was gibt das?"
Da musste ich selber lachen. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass das noch irgendwas gibt?"
„Ein Glück", murmelte er halblaut und wir kicherten beide.
Bis er schnurrend herumrollte und sich halb auf mich bettete, waren meine Augen längst zugefallen. Trotzdem hörte ich ihn verhalten gähnen, klatsche ihm dafür einmal auf den nackten Hintern und das Gähnen endete in einem glucksenden Kichern.
„Sorry. Es liegt nicht an dir..."
„... es liegt an mir", beendeten wir gleichzeitig und lachten schon wieder dämlich.
Hobi ruckelte herum. „Fuck", hörte ich ihn knurren. „Ich glaube mein Arsch hat Feuer gefangen."
Ja und jetzt war es ganz aus. Aus dem leisen Lachen wurde ein dämliches Gackern, dass nach einem „Sorry?" meinerseits und einem „lass stecken" seinerseits beinahe in einem vorpubertären Lachanfall endete.
Keine Ahnung, was mit uns los war, vielleicht waren wir einfach zu sehr durch.
Bis wir uns wieder beruhigt hatten, lag Hobi in meinem Arm und ich kraulte gedankenverloren in seinen Haaren.
„Das fühlt sich gut an", sagte er da leise, wandte den Kopf ein wenig, vielleicht um mich anzusehen, aber ich rührte mich nicht. Sein Mund streifte meinen Hals, nicht auffordernd, sondern einfach nur liebkosend.
„Du kannst bleiben, wenn du willst", flüsterte er in die Stille. „Wir könnten... morgen zusammen frühstücken." Es war keine Frage, nur eine schlichte Aussage.
Blinzelnd öffnete ich die Augen und starrte in der Dunkelheit an die Zimmerdecke. Ich sagte nichts dazu, um den Moment nicht zu zerstören und kraulte weiter in seinen Haaren.
Zwanzig Minuten später war Hobi eingeschlafen und ich im Flur, um meine Klamotten zusammenzusuchen. Ich ging nicht noch einmal zurück, um einen Blick ins Schlafzimmer zu werfen, sondern schlüpfte durch die Tür und zog selbige so leise wie möglich ins Schloss, bevor ich in den Aufzug trat und mein Handy zückte, um ein Taxi zu rufen.
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