73. Kapitel
Mitten in der Nacht wache ich auf und stelle fest, dass Shawn nicht mehr neben mir liegt. Vielleicht liege ich deshalb um halb zwei hier und denke darüber nach, warum ich mich nicht mehr im Land der Träume befinde, vielleicht habe ich seine Abwesenheit gespürt.
Andererseits könnte der Grund dafür auch sein, dass die Nachtschwester mich besuchen kommt. Und diese Möglichkeit halte ich doch für etwas wahrscheinlicher. Immerhin werde ich von einem Licht umgeben - zwar schwach, aber stark genug, um mich aufzuwecken.
„Ach, Sie sind ja wach", bemerkt die Frau, als sie sich über mich beugt, um mich aufmerksam zu betrachten. Obwohl ich weiß, dass sie nur sichergehen will, dass es mir gut geht, ist mir die Situation unangenehm. Warum bin ich auch nur so lichtempfindlich und kann es nicht ignorieren?
„Ist alles gut?", fragt sie mich, während sie meine Decke zurechtrückt, obwohl ich das genauso alleine machen könnte. Immerhin sind weder meine Arme verletzt, noch habe ich motorische Störungen. Normalerweise würde man es ja cool finden, wenn einem die ganze Arbeit abgenommen würde, aber wenn man dann wirklich in der Situation ist, ist man oft froh, selbst etwas tun zu können.
Abgesehen davon, dass ich dauernd daran denke, dass das alles hier mich nicht retten wird, geht es mir bestens. Ich habe mich noch nie besser gefühlt. Vor allem wenn ich mal Ruhe von Shawn hab. Jetzt kann ich mich richtig entspannen.
Natürlich meine ich das ironisch. Als ob ich froh wäre, wenn mein Freund nicht bei mir ist und mich nicht in diesem Lebensabschnitt unterstützen kann. Im Gegenteil, ich vermisse ihn unglaublich. Wüsste ich nicht, dass es mir mehr Zeit mit ihm verschafft, würde ich sofort meine Sachen packen und nach Hause gehen.
Jedenfalls setze ich ein gefälschtes Lächeln auf und nicke. In Hinsicht auf meinen Körper geht es mir wirklich gut. Zumindest im Moment.
Mit einem leisen „Gute Nacht" verabschiedet sich die Schwester von mir und verlässt schnell das Zimmer, um auch nach den anderen Patienten zu schauen. Auch wenn ich in meiner Lage ungern alleine bin, habe ich insgeheim darauf gewartet, dass sie wieder geht.
Warum? Der Gedanke an Shawn hat meine Sehnsucht nach ihm irgendwie um einiges gesteigert. Eigentlich habe ich es ja schon länger ohne ihn ausgehalten, aber aus irgendeinem Grund muss ich jetzt seine Stimme hören, sonst drehe ich durch.
Deshalb mache ich das Licht, das die Schwester eben noch ausgeschaltet hat, wieder an und krame im Nachttisch, wenn man dieses Ding überhaupt so nennen kann, nach meinem Handy. Vielleicht ist es nicht gut fürmeinen Kopf, aber ich brauche Shawn einfach.
Auch wenn meine Augen sich schon an das schwache Licht gewöhnt haben, muss ich mehrmals blinzeln, als ich das Display anmache. Es dauert aber nicht lange, bis ich mich auch mit diesem Licht zurechtfinde, und so wähle ich ganz schnell die Nummer des Braunhaarigen.
Ich weiß, dass ich ihn wahrscheinlich aus dem Schlaf holen werde, und das auch nicht gerade sanft, doch er wird es schon verstehen. Erst nach dem fünften Klingeln bemerke ich, dass er einen Schreck bekommen könnte. Immerhin würde ich ihn unter normalen Umständen nicht mitten in der Nacht anrufen.
Allerdings kann ich es nicht mehr rückgängig machen. Er würde sehen, dass ich angerufen habe, und mich dann einfach zurückrufen. Jetzt aufzulegen, wäre sinnlos. Und vor allem auch unhöflich, denn er hat abgehoben.
„Becca?", ist das erste, was von ihm kommt. Dabei klingt er wirklich sehr verschlafen und er scheint ein Gähnen unterdrücken zu wollen. Sogar durch das Telefon steckt er mich beinahe damit an. Dann wird er jedoch aufgeregter. „Bitte sag mir, dass es dir gut geht! Wenn nicht, dann ruf schnell nach Hilfe und ich fahre ins Krankenhaus."
„Das ist nicht nötig, Shawn", spreche ich ganz ruhig, um ihn möglicherweise zu beruhigen. „Ich brauche keine Hilfe, ich brauche dich. Es klingt echt komisch und es tut mir auch unglaublich leid, dich geweckt zu haben, aber ich musste mich vergewissern, dass du mich nicht im Stich lässt."
"Wie kommst du denn auf die Idee?", meint er verwirrt. Den Geräuschen nach zu urteilen, setzt er sich in seinem beziehungsweise meinem Bett auf. Ich stelle mir vor, wie er mit freiem Oberkörper am Rand sitzt, und verspüre auf der Stelle das Bedürfnis, mich an ihn heranzukuscheln.
"Ich würde dich niemals im Stich lassen", fährt Shawn fort. Ganz im Gegenteil, ich werde dich immer unterstützen und an deiner Seite sein. Wir ziehen das alles beide gemeinsam durch. Du wirst mich nicht los, das kannst du mir glauben. Wenn ich könnte, würde ich jetzt sofort, ohne mir etwas überzuziehen, zu dir kommen."
Die Vorstellung, wie er nur in Boxershorts bekleidet ins nächste Taxi steigt und in mein Krankenzimmer stürmt, entlockt mir ein Lachen. Ich wusste ja, ich würde mich besser fühlen, wenn ich mit dem Sänger rede. Als ich dann noch sein Lachen höre, wird mein Grinsen doppelt so breit.
"Fühlst du dich jetzt besser?", erkundigt er sich im nächsten Moment. Das zeigt mir, dass er sich wirklich um mich sorgt. Eigentlich weiß ich gar nicht mehr, warum ich vorhin Zweifel daran hatte. Ich schäme mich sogar für den Gedanken. Shawn hat mir bereits mehrmals versprochen, meine Krankheit mit mir durchzustehen, und er wird sich ohne Zweifel daran halten.
"Ja, viel besser", antworte ich darauf. "Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, obwohl du eigentlich schlafen solltest. Gut, ich auch, aber aus irgendeinem Grund habe ich darüber nachgedacht, dass ich ohne dich verloren wäre, und habe mich dann allein gefühlt."
"Du bist nicht alleine, Prinzessin. Und du wirst es auch nie sein. Denk nur an Never Be Alone. Wir liegen immer unter denselben Sternen", sagt Shawn, worauf ich schmunzeln muss. Er ist der erste Künstler, den ich kenne, der seine eigenen Songs zitiert. Aber tatsächlich passt dieser Satz super zu der Situation. "Und heute Mittag kommen deine Mom und ich dich besuchen."
"Ich freu mich drauf", lächelte ich, gefolgt von einem Gähnen. "Ich denke, ich sollte mich wirklich wieder hinlegen. Und du auch. Ich liebe dich. Bye!" Damit lege ich auf und verstaue mein Handy erneut im Nachttisch.
Ich weiß, ich habe Shawn nicht mehr zu Wort kommen lassen und das Telefonat einfach so beendet, aber er wird mir das nicht übel nehmen. Außerdem wäre ich sonst wohl mit dem Handy in der Hand eingeschlafen.
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Heyyy!🙈❤️
Eigentlich wollte ich das Kapitel schon gestern hochladen, aber ich bin nur zu knappen 150 Wörtern gekommen, weil ich mich auf mein Referat vorbereiten musste.
Und jetzt kommt's: Ich hätte das heute halten müssen, aber mein Lehrer war einfach nicht da und ich konnte es nicht halten. Jetzt hab ich zwar mehr Zeit, aber eigentlich hatte ich mich schon darauf gefreut, es hinter mir zu haben. Dann halt doch nicht😅
Ich glaub zwar kaum, dass es ein Aprilscherz war, aber ich fühle mich richtig verarscht😂
Und, habt ihr heute Erfahrungen mit Aprilscherzen gemacht? Lasst mich sie hören😜❤️
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