36. Kapitel
Nur wenige Minuten später taucht Mom schließlich auf. Ich beschließe, ihr nicht von der Sache mit Kira zu erzählen. Ich möchte so wenig wie möglich daran denken, und wenn ich jetzt damit anfange, entsteht bestimmt eine riesige Diskussion. Die möchte ich mehr als alles andere verhindern.
Um mich für den Rest des Tages abzulenken, verbarrikadiere ich mich in meinem Zimmer und lese ein Buch, während ich Radio höre. Ich höre zwar förmlich meine Geschichte nach mir rufen, aber das würde mich wieder auf falsche Gedanken bringen. Genau aus dem Grund mache ich auch immer den Ton aus, wenn plötzlich ein Lied von ihm kommt.
Nach langer Zeit denke ich auch mal wieder an Ally und dass ich schon ewig nicht mehr mit ihr geschrieben habe. Es ist wirklich an der Zeit. Allerdings ist die Gefahr sehr groß, dass wir auf Shawn zu sprechen kommen. Mist, jetzt habe ich seinen Namen ausgesprochen!
Genau in dem Moment meldet sich mein Handy, das neben mir auf dem Bett liegt. In letzter Zeit lasse ich mein Internet immer an, damit ich gleich mitbekomme, wenn er schreibt. Doch dieses Mal ist es nicht er, sondern Fiona.
„Du musst dir das sofort ansehen!!", steht in ihrer Nachricht. Zunächst bin ich verwirrt. Was muss ich mir ansehen? Doch dann erscheint eine neue Nachricht mit einem Link, der mich offensichtlich zu Kira's Instagram-Profil führen wird. Zögernd tippe ich darauf und warte mit bestimmt viel zu schnellem Puls darauf, dass die Seite endlich öffnet.
Als das Bild, das Kira gepostet hat, auf meinem Bildschirm erscheint, wünsche ich mir, diesen Moment rückgängig zu machen. Am besten den ganzen Tag. Nun weiß ich, was sie stattdessen gefunden hat. Und ganz ehrlich; mir wäre es lieber gewesen, wenn Shawn ihr jetzt auch folgen würde.
Das Bild zeigt nämlich Shawn und mich. Und als wäre das nicht schon Beweis genug, küsse ich ihn auch noch auf die Wange, während er in die Kamera grinst. Er hat es gemacht, nachdem wir uns unten im Keller geküsst und über den Tumor geredet haben.
Mrs. Ich-bin-besser-als-du hat das Foto auf meinem Handy entdeckt und hat es abfotografiert und hochgeladen. Leider hat sie eine Menge Follower, was ich ebenfalls nicht verstehe, und die werden es weiterverbreiten. Darauf würde ich sogar all meine Shawn-Mendes-Artikel verwetten. Selbst wenn ich Kira darum bitten würde, es zu löschen, wird es woanders wieder auftauchen.
Das hat ja wirklich super geklappt mit dem Geheimhalten! Scheiße, was machen wir jetzt? Wir können es nicht mehr verhindern, dass Andrew es sieht, aber wir müssen trotzdem irgendetwas tun. Er darf Shawn und mich einfach nicht auseinanderbringen. Sowieso ist es total bescheuert, einen Künstler vor die Entscheidung - Karriere oder Beziehung? - zu stellen.
Ich weiß, dass Shawn nicht auf eine Sache verzichten kann. Er lebt seinen Traum, schon als Kind wollte er Sänger werden. Das wird er nicht einfach aufgeben. Auf der anderen Seite hat er endlich eine Freundin gefunden, nach so langer Zeit. Das Gleiche gilt auch für mich und ich werde ihn ganz sicher nicht gehen lassen, egal was sein Manager sagt.
Würde es einen Dislike-Button bei Instagram geben, würde ich ihn jetzt definitiv betätigen, selbst wenn es ein Bild von meinem Freund und mir ist. Da es den aber leider nicht gibt, verlasse ich schnell die Seite und lande wieder im Chat von Fiona und mir.
„Ich kann sie echt immer weniger leiden", schreibe ich nun. Eigentlich würde ich noch so einiges mehr hinzufügen, doch das passt nicht zu mir. Ich war echt noch nie so wütend auf eine Person. Ich hoffe einfach nur, dass ich ihr in der nächsten Zeit nicht begegne, sonst könnte es ungemütlich werden. Irgendwie muss ich ja meine Wut loswerden und wenn sie mir unter die Augen tritt, bekommt sie eben alles ab. Hat sie ehrlich gesagt auch verdient.
„Sag es einfach, Becca. Sie ist 'ne Bitch!", kommt es dann von meiner Freundin, worauf ich leicht schmunzeln muss. Allerdings hat sie vollkommen recht damit. Es kommt nicht oft vor, dass ich jemanden überhaupt nicht ab kann, doch bei Kira ist das tatsächlich der Fall. Krass, oder?
„Stimmt, damit liegst du richtig", entgegne ich darauf. „Nichts gegen dich, du weißt, ich liebe dich. Aber ich möchte jetzt eigentlich nicht darüber schreiben, sonst raste ich gleich noch richtig aus. Du verstehst das doch, oder?"
„Ja, natürlich", steht in der neuen Nachricht. „Hat Shawn sich schon gemeldet?" Typisch Fiona. Wenn wir nicht über Kira diskutieren, dann über Shawn. Selbstverständlich nehme ich ihr das nicht übel, immerhin würde es mich an ihrer Stelle auch interessieren.
„Nein, aber ich denke, das wird bald kommen. Also entweder er oder Andrew. Ich glaube eher an letzteres", schreibe ich zurück. Was ich jedoch nicht schreibe, ist, dass ich echt Angst habe. Er wird uns bestimmt zusammenscheißen. Vor allem mache ich mir Sorgen, dass Shawn's Bodyguard dafür sorgt, dass ich nicht mehr an den Braunhaarigen herankomme. Schon bei dem Gedanken, dass Shawn sich in diesem Moment einen Vortrag von Andrew anhören muss, wird mir etwas übel.
Weil Fiona bereits offline gegangen ist, lege ich mein Handy aus der Hand. Ich nehme mir vor, es eine ganze Weile nicht mehr zu benutzen, damit ich erst einmal Ruhe von dieser Sache bekomme. Vielleicht will ich auch einfach nur Andrew's Nachricht, die ich möglicherweise bald erhalten könnte, aus dem Weg gehen.
Nun greife ich erneut zu meinem Buch, das mich zunächst auch gut ablenkt. Später allerdings taucht ein Schüler namens Shawn auf, weshalb ich das Buch schnell zuklappe und zurück auf seinen Platz lege. Es scheint echt schwer zu sein, etwas zu finden, das mich nicht an ihn denken lässt.
Da meine Gedanken sowieso schon bei ihm sind, gehe ich zu meinen Nachttisch und öffne die oberste Schublade. Hinten in der Ecke liegt zusammengefaltet der kleine Zettel, den er vor zwei Wochen hier hinterlassen hat. Diesen hole ich heraus und falte ihn auseinander.
Ich weiß nicht, wann wir uns das nächste Mal sehen können, aber ich freue mich darauf!
Ich hoffe, wir sehen uns überhaupt noch...
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Na, hattet ihr das erwartet?
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