Should I Stay or Should I Go Now?
A/N: Habe ich euch eigentlich schon gesagt, wie lieb ich euch alle habe?!
In den letzten Tagen habe ich so viele Notifications und tolle Kommentare auf mein Handy geschickt bekommen und dabei dämlich vor mich hin gegrinst, dass meine Mitbewohnerin jetzt denkt, ich hätte einen heimlichen Verehrer.
Also wollte ich wenigstens ein kleines Dankeschön einmal an euch zurück geben und euch wissen lassen ich freue mich wirklich riesig über jeden Vote, neuen Follower, Kommentar oder wenn meine kleine Hobbygeschichte hier auf eine neue Leseliste gesetzt wird. Ihr seid die Besten! Bitte weiter so!
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„Und wie ich mich beschweren werde!", murmelte sie, während ihre Zeigefinger sich in die Gürtelschlaufen seiner Jeans hakten und sie ihn näher an sich zog. Gott, was tat sie da nur? Sie war wie ferngesteuert.
Billys Grinsen wurde breiter, anzüglicher und auch irgendwie... niedlich. Mit seinen geröteten Wangen und seinem zufriedenen Strahlen hatte er beinahe etwas Jungenhaftes. Beinahe etwas, dem man vertrauen konnte.
Der Gedanke wirkte auf Jamie wie eine kalte Dusche und ihr benebeltes Gehirn konnte endlich wieder klarer denken. Vertrauen war genau das, was sie ihm nicht geben sollte.
Natürlich würde sie Billy widerstehen, verflucht nochmal. Sie kannten sich nicht. Sie mochte ihn ja noch nicht einmal. Es sollte ein leichtes sein, sich von ihm fern zu halten...
Vorausgesetzt sie würde so schnell wie möglich ein paar Meter Abstand zwischen sich und den sich ihr entgegen lehnenden und sie Richtung Bett schiebenden Billy bringen. Ihr Herz raste, während seine Blicke sie versengten.
„Jamie, jetzt reiß dich zusammen!", sprach sie sich selber Kraft zu.
"Bitte was?"
Billy war über ihre Selbstgespräche eindeutig irritiert. So wie sie. Vielleicht sollte sie sich doch einmal die Collagekurse ansehen. Vielleicht gab es ja sowas wie „Innere Stimme-Äußere Stimme. Eine Einführung zum Klappe halten"
Sie kicherte über ihren eigenen Gedanken und biss sich dann auf die Unterlippe, um das durch Nervosität entstandene Geräusch zu stoppen. Zu spät. Billy hatte es gehört und trat nun seinerseits einen Schritt zurück.
„Was ist?", fragte er. Kichern war wirklich eine effektive Methode um die Stimmung zu ruinieren und das Ego von jemandem zu kränken.
Normalerweise.
Doch nicht so bei Billy, wie es schien. Jamie hatte erwartet, dass er beleidigt, vielleicht wütend über die Unterbrechung wäre oder würde sie schlichtweg ignorieren würde, doch in seiner Stimme hörte sie wahre Neugier. Sein leicht nach rechts geneigter Kopf und sein wacher Blick bestätigten ihre Annahme. Er strich eine ihrer verirrten Haarsträhnen hinter ihr Ohr, betrachtete ihr Gesicht, wanderte mit seinem Blick wie hypnotisiert zu ihrem Mund und schlussendlich zu ihren Augen, sodass sie ihr Herz in der Brust flattern spürte.
„War das ein Stopp?", flüsterte er neckend.
Deine Gefühle interessieren ihn, flüsterte eine gutgläubige, naive Stimme von der sie gedacht hatte, dass ihre Erfahrungen mit ihrem Vater sie die letzten Jahren ausgerottet hätten. Früh hatte sie gelernt, dass Dinge gerne nicht so waren wie sie nach außen erschienen. Der altbekannte Schmerz stieg ihr wieder in der Brust auf, füllte ihre Augen mit Tränen ohne dass sie wusste, warum. Ihre Gedanken blockten die Erinnerungen aus, doch der emotionale Schmerz drohte sie zu übernehmen, wenn sie nicht bald abblocken würde.
„Nein.", antwortete sie mit fester Stimme und landete wieder in der Gegenwart. Das Nein, das eigentlich ihren Gedanken gegolten hatte, hatte auch Billy gehört und als Zugeständnis verstanden.
In einer fließenden Bewegung war er bei ihr, über ihr. Quietschend gab das Bett in ihrem Rücken nach, während er sich der Länge nach auf sie legte und sie mit seinem Körper, seinen Muskeln festpinnte. Sie keuchte überrascht auf, auch sein Atem ging schwer.
„Nein...", wiederholte er schnurrend und küsste ihren Hals, fuhr mit seinen Fingern unter den Saum ihres Shirts und brannte mit seinen Fingerspitzen Muster in ihre Haut, während er sie näher und näher zog und sich in ihr vergrub als könne er nicht genug von ihr bekommen. Seine kalte Nasenspitze fuhr an der empfindliche Haut seitlich ihres Halses entlang, ehe Billy den Kopf neigte und mit seinen Lippen die Spur entlang fuhr. Sein Bart kratzte sie sanft dabei und der Kontrast an ihren übersensiblen Nervenenden ließ sie überrascht und kehlig aufkeuchen. Und er hatte noch nicht einmal wirklich mit irgendwas angefangen! Sie fühlte sich, als stünde sie unter Strom. Die Intensität mit der er sie zu begehren schien, machte sie ganz schwindelig.
„Halt, Stopp, doch, ich meine JA!", keuchte sie und versuchte, ihn von sich zu schieben und denken zu können. Er ließ von ihr ab.
„Ja?"
Er schien mit der Bedeutung des Wortes unvertraut. Eine Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen.
„Ja?", wiederholte sie mindestens genauso verwirrt und unsicher. Sie spürte wie sie selbst die Stirn runzelte und ihn musterte. Was hatte er nochmal gefragt? Worüber redeten sie? „Ich meine Stopp!"
Er spiegelte ihre verwirrte Mimik, lehnte sich jedoch zurück. In einer geschmeidigen Bewegung setzt er sich auf und zog sie mit sich. Schweigend saßen sie sich gegenüber und betrachteten einander. Einzig ihr beider schwerer Atem war im Zimmer zu hören. Seine Haare standen beinahe wirr, ja wild von seinem Kopf ab. Seine sorgfältig gepflegte Vokuhilafrisur mit den kleinen Löckchen und dem Gel war, mangels eines besseren Wortes, ruiniert. Seine Wangen waren gerötet, sein Blick glasig und verhangen, geradezu fiebrig und seine Lippen rot. Jegliche Maske, seine perfekten Haare, seine aufgepumpte Brust, selbst sein Parfüm waren größtenteils verschwunden.
Er war noch immer trainiert und anschaulich, keine Frage. Die Konturen seiner Muskeln waren mehr als sichtbar, den leichten Geruch nach seinem Parfüms würde sie wohl nie wieder aus ihrer Bettwäsche kriegen und ihm fielen die Haare noch immer verführerisch vor die Augen, doch wer nun vor ihr saß, was nicht Billy Hargrove - Playboy, Schläger und Schulmädchenfantasie.
Vor ihr saß jemand anderes. Vor ihr saß kein Raubtier sondern einfach ein junger, an ihr interessierter Mann - einfach Billy. Für einen Herzschlag zog sich ihr Herz vor Zuneigung schmerzhaft zusammen. Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag.
„Du musst jetzt gehen.", flüsterte sie. Ihre Stimme zitterte.
Billy musterte sie nur weiter. Sah ihr in die Augen. Ernsthaft. Aufrichtig. Einschätzend. Er musste irgendwas in ihrem Blick gelesen haben, denn er nickte.
„Okay.", flüsterte er seinerseits und erhob sich von ihrem Bett.
Panik überkam sie und ihr Hirn sprang in einen Hyperzustand. Was er tun würde? Was dachte er? Ob er sie nun verlassen würde? Wars das?
Dämlich, dämlich, dämlich, schimpfte sie sich währenddessen selbst in ihrem Kopf. Nie wieder wollte sie sich die Schuld daran geben, wenn jemand sie verlassen würde. Insbesondere nicht dann, wenn sie selbst es war, die forderte, dass er ging.
Und obwohl sie stoisch ihr Kinn vorreckte, während Billy durch das Zimmer Richtung fester schlich und es hochzog, musste sie einen kleinen Teil ihrer selbst zwingen, ihn nicht zurück zu rufen und ihn zu bitten zu bleiben um ihn in die Arme zu schließen. Weil sie sich bei ihm sicher fühlte. Und geborgen. Weil sie in seinen Armen zum ersten Mal seit Tagen keinen Albtraum von dem großen weiten Nichts gehabt hatte.
Weil sie ihn bereits vermisste.
Billy hatte ein Bein bereits raus geschwungen und saß rittlings auf ihrer Fensterbank, als er sich noch einmal zu ihr umdrehte. Das Grinsen, welches sie so wahnsinnig aufregte (und wie sie gerade bemerkte auch augenblicklich beruhigte) tauchte auf seinen Zügen auf, ehe er ihr einen Kussmund zuwarf und die einzigen Worte fand, die sie in ihrem Wirrwarr beruhigen konnten.
„Keine Sorge Jamie McNeill, wir sehen uns wieder!"
Dann zwinkerte er ihr zu und ließ sich rückwärts aus dem Fenster fallen.
Erschrocken sprang Jamie auf und erwartete ihn auf dem Boden liegend zwischen den Hortensien zu finden. Doch die Hecken unter ihrem Fenster waren unversehrt und leer.
Eine Stunde.
Eine Stunde und neunundfünfzig Minuten genau genommen.
Oder zwei Stunden weniger eine Minute.
Das ist die Zeit, die Jamie wach im Bett lag und versucht hatte ihr Gedanken zu sortieren. Erfolglos. Sie fühlte sich als hätte sie sieben Espresso hintereinander heruntergekippt und dann beschlossen einen Marathon zu laufen nur um an der Zielgeraden zu erfahren, dass sie sich für einen Triathlon angemeldet hatte. Oder anders gesagt: Sie war aufgekratzt.
Während sie in regelmäßigen Abständen ihren Puls maß - sie war sicher, irgendetwas dabei hatte sie damals im Biologieunterricht irgendetwas nicht richtig gelernthatte - lag ihr Puls lag bei 30-50, viel zu niedrig für einen Menschen im Wachzustand, so aufgeregt wie sie sich fühlte. Es war es für sie geradezu unmöglich zwischen ihren Kissen zu liegen und wieder einzuschlafen.
Insbesondere, da ihr Billys Geruch, wie sie zuvor befürchtet hatte, noch immer in der Nase hing. In ihren Kissen... Ihren Haaren!
Sie schlug frustriert ihre Decke zur Seite und stöhnte aufgebracht.
„Wenn ich dich das nächste Mal sehe stecke ich dich in eine Kontaminationsdusche!"
Ja. Das sollte gegen sein übertriebenen Parfümgebrauch helfen. Obwohl sie mittlerweile beinahe sicher war, dass der Duft sich in seiner DNA eingebrannt hatte. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, dass er jemals anders riechen würde.
Gut, das sie alleine zu Hause war und keiner ihre kleinen Wutanfälle und Selbstgespräche mitbekam. Würde sie sich selbst zuhören, würde sie die Nummer des nächsten Irrenhauses als Kurzwahltaste einspeichern.
„Und die anderen dachten davor schon, ich hätte einen Dachschaden."
Sie stand auf und tigerte im Zimmer auf und ab.
„Ha!"
In Bewegung bleiben half ein wenig. Immerhin passte ihr unruhiger Körper jetzt zu ihren unruhigen Gedanken. Außerdem gewann sie so etwas Abstand zu ihren nach Billy riechenden Kissen. Misstrauisch betrachtete sie ihr Bett. Vielleicht sollte sie es einfach neu beziehen? Sie seufzte und stampfte weiter durch ihr Zimmer. Setzt sich an ihren Schreibtisch und drehte sich, den Kopf in den Nacken gelegt.
Warum um alles in der Welt tat Billy das? Wieso tauchte er immer wieder bei ihr auf?
Das waren die einfachen Fragen.
Wieso schien er zwei Persönlichkeiten zu haben, eine davon beinahe nett und fürsorglich, die sonst keiner zu kennen schien. Der Junge, den sie eben als diesen erkannt hatte, als er ihr gegenüber gesessen hatte. Mit einer Aufrichtigkeit, die ihr Schutzmauern durchbrach und ihr eine Heidenangst gemacht hatte.
Hier wurde es etwas kniffliger.
Und wieso spürte sie tief in ihrem Herzen, wirklich ganz tief, aber eindeutig verwurzelt, dass sie ihn vermisste? Wieso wollte sie, dass er wieder neben ihr lag? Gar nicht einmal sein eindeutig begehrenswerter, durchtrainierter Körper, mit welchem sie sich so manche Sache vorstellen konnte, sondern einfach nur er. Seine Seele. Das er anwesend war und sie hielt.
Dies waren die Fragen, die sie sich nicht einmal traute, sich selbst zu fragen.
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