F.R.I.E.N.D.S (LLN3)
"Das war dämlich und kindisch und...", ihr fielen keine weiteren Beleidigungen für sie selber ein.
"Impulsiv?", schlug Billy zu ihrer linken vor und grinste.
Sie kratzte sich an der Stirn und blinzelte ihn von unten herauf an. "Habe ich dämlich schon gesagt?"
Billy nickte ernsthaft. "Wobei ich nicht unbedingt finde, dass es eine dämliche Idee war."
Er beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange ehe er sie ins Haus treten ließ. "Ich freue mich, dich zu sehen.", dann lehnte er sich etwas zurück, dass er ihr in die Augen sehen konnte und blinzelte: "Jamie."
Sie beobachtete wie er einen Schritt zurück trat und ihr somit bedeutete einzutreten. Sie erinnerte sich zu gut, wie sie gerade erst einen Tag zuvor geradezu panisch das Haus verlassen hatte. Jetzt war sie wieder hier. "dämlich und kindisch und -"
"Impulsiv, ja ja, das hatten wir gerade."
Sie nickte und trat ein. Ihre Wut und neu gewonnene Energie hatte sie nach der Dusche geradezu dazu angetrieben etwas zu tun, dass sie normalerweise nicht tun würde. Sie war so unglaublich sauer auf Lindsey gewesen, dass sie kaum noch klar denken konnte. Sie wäre nicht begehrenswert? Ha! Oder langweilig und eine Jungfrau in Nöten? Doppeltes Ha! Der würde sie es zeigen. Was könnte sie also tun, um etwas zu tun, dass so gar nicht ihrem Wesen entsprach und zu hundert Prozent nicht die „Richtige" Entscheidung war?
Ihr Körper schien für sie zu antworten, denn ohne es bewusst zu entscheiden, hatte sie sich plötzlich in einem Kleid vor Billys Haustür wieder gefunden. Es war, als habe ihr Gehirn auf Autopilot geschaltet und sie wäre erst wieder vor seiner Haustür einigermaßen zu Sinnen gekommen. Es war gruselig.
Billy schloss die Tür hinter ihr und seine alleinige Anwesenheit löste bei ihr bereits ein Kribbeln aus. Noch etwas, dass sie sich nicht erklären konnte und das sie ganz eindeutig als gruselig beschreiben würde. Gruselig... und irgendwie aufregend.
Erst als Billy eine Augenbraue hob, fiel ihr auf, dass sie ihn schon wieder musternd angestarrt hatte. Sie räusperte sich und senkte den Blick.
"Also, was verschafft mir die Ehre?", fragte Billy. Seiner Stimme war ganz eindeutig ein Schmunzeln zu entnehmen. Sie holte tief Luft... hob dann die Schultern und ließ sie ratlos fallen.
"Ganz ehrlich?"
Er nickte
"Ich hatte einen Scheiß Tag."
Billy sah aus, als würden seine Augenbrauen versuchen von seiner Stirn zu fliehen, so sehr zog er sie nach oben.
"Und da dachtest du, es wäre eine gute Idee zu mir zu kommen?", fragte er ungläubig.
Sag nein, er ist ganz eindeutig überfordert mit der Situation.
"Ja."
Sehr schön, wie sie es nicht einmal schaffte, auf ihre eigenen Gedanken zu hören.
"Und was genau kann ich jetzt machen, um deinen scheiß Start in den Tag zu verbessern?", schäkerte er. Diesmal war ganz eindeutig ein flirtender Unterton in seiner Stimme zu hören. Sie verdrehte die Augen, obwohl seine Art sie aufzuziehen nicht spurlos an ihr vorbei gegangen war.
"Billy, sei nicht ekelig."
Geschockt sah er sie an. "Das wäre ich doch nie Mame. Ich bin wohl erzogen. Immer bereit zu geben. Ich könnte dir zeigen, wie wohl erzogen."
Hochgehobene Augenbraue, breites Grinsen.
"Billy, ich werde nicht mit dir schlafen. Das hatten wir gestern schon!", konterte sie und bemühte sich, bei seinen Worten, seiner Stimme und seinem dämlichen, dämlichen Grinsen unberührt zu bleiben. Ganz und gar kalt ließ sie das, jawohl. Insbesondere seinen verwirrten Blick, den er ihr jetzt zuwarf.
"Gestern?"
Richtig! Er hatte ihr ja weiß machen wollen, dass er nicht eine, sondern gleich zwei Persönlichkeiten hatte, die in ihm schlummerten, die sich nicht aneinander erinnerten. Oder irgendwie sowas. Sollte die darauf eingehen? Lieber nicht, dafür hatte sie einfach keine Kraft mehr.
"Nicht so wichtig."
Er öffnete den Mund, wie um zu widersprechen, besann sich dann aber eines besseren und sah sie verwirrt und prüfend an. "Alsoooo, was genau willst du von mir."
"Freundschaft.", schoss sie heraus. Nicht ganz das, was sie wohl von ihm wollte, aber für den Moment die sicherste Antwort die sie geben konnte.
"Freundschaft.", wiederholte er und legte den Kopf schief, als höre er das Wort zum ersten Mal. "Wirklich?"
Wenn sie so darüber nachdachte in welchem Zustand ihre anderen Freundschaften im Moment waren, wäre es vielleicht doch besser, ihn nicht in die gleiche Schublade stecken zu wollen. Andererseits fühlte sie sich in seiner Nähe wirklich wohl... oder sowas irgendwie... und konnte jeden weiteren Freund wirklich gut gebrauchen.
"Wirklich!"
Er zündete sich eine Zigarette an.
"Hm, ich weiß nicht. Eigentlich mach ich nicht so ein...Freundschaftsding." Er zeigte auf sich und auf sie und legte den Kopf wieder schief. "Wieso sollte ich das ändern?"
Nun, damit hatte sie nicht gerechnet. "Öhm...ich bin lustig?", schlug sie vor und hob die Arme.
Sie war sich nicht mal sicher, ob sie lustig war... oder was sie sonst so zu bieten hatte. Das ihre besten und einzigen Freunde sie in den letzten Stunden als hässliche, unbegehrenswerte, langweilige Lügnerin dargestellt hatten, kratzte schon etwas an ihrem Ego. Uuuund sie begann schon wieder im Selbstmitleid zu baden. Großartig.
Kurzerhand griff sie nach Billys Hand und zog ihn mit sich zur Tür.
"Nun, willst du mich, oder nicht?", fragte sie ihn und öffnete die Tür.
"Hast du nicht gerade gesagt, du steigst nicht mit mir ins Bett?", fragte er verwirrt. Meine Güte, ihm schienen echt ein paar Gehirnzellen zu Fehlen oder sämtliches Blut in andere Körperregionen als sein Hirn zu fließen.
Sie verdrehte erneut die Augen und zog ihn kurzerhand mit aus dem Haus. Er trottete ihr hinterher ohne Widerstand, was sie als gutes Zeichen deutete.
"Billy, ich kann dich gut leiden."
Sie blieb mitten in ihrer Bewegung stehen, als ihre eigenen Worte ihr Gehirn erreichten und sie drehte sich um. "Ich weiß ehrlich nicht warum, aber ich mag dich."
Seine Augen weiteten sich. Sie war sich sicher, dass sie ähnlich aussah. Dennoch konnte sie nicht aufhören zu reden. "In deiner Nähe fühle ich mich sicher, meine Freunde gehen mir momentan auf den Sack und ich fühle mich einsam."
Zu viel. Viiiiiiel zu viele Information. Sie musste aufhören zu reden. Sofort. Sie wusste nicht einmal genau, wo ihre Worte herkamen, geschweige denn, was sie als nächstes dummes sagen würde. Vielleicht hatte sie ja Glück und Billy würde vorher verschwinden und wieder ins Haus rennen. Er sah auf jeden Fall so aus, als würde er gerne die Flucht antreten, doch aus irgendeinem Grund blieb er stehen. Und aus irgendeinem Grund redete sie weiter und schüttete ihm ihr Herz aus, wobei sie ihm Dinge verriet, dessen sie sich selber nicht einmal bewusst war. Sie hielt noch immer seine Hand in ihrer, hielt ihn fest. Ob er deswegen noch nicht gegangen war?
"Ich will nicht viel von dir, nur ein bisschen deine Gesellschaft. Nur heute. Nur kurz."
Sie war beinahe zum Betteln übergegangen. Das reichte. Sie strengte sich an und senkte den Blick. Zwar konnte sie ihre Worte nicht zurück nehmen, aber immerhin konnte sie ihn loslassen. Sie löste ihre Finger... und dann war er es, der ihre Hand hielt.
"Okay.", sagte er mit fester klarer Stimme.
Ihr Kopf hob sich und sein Blick verschränkte sich mit ihrem.
"Huh?!"
Sein Mundwinkel hob sich und es war nicht das flirtende, schmierige und irgendwie sexy grinsen, dass er so oft zur Schau stellte und auf sie ihren Effekt gehabt hatte. Es war ein ehrliches, beinahe schüchternes lächeln.
"Okay, ich bin dein Freund."
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