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Ich trat vor den Spiegel in meinem kleinen Bad. Geschwollene Augen, dunkle Ringe unter ihnen, blassere Haut als sonst. Ich seufzte und griff nach meiner Zahnbürste, zuckte aber zusammen. Langsam zog ich meine Hand zurück und betrachtete sie.
Die Finger schmerzten beim Bewegen. Um die herausragenden Knochen konnte man eine Blutspur und hier und da Blutergüsse erkennen.
Mir war das zwar mehr als egal, jedoch musste ich mir etwas überlegen. Chanyeol würde fragen, was passiert ist. Ich hasste es, ihn anzulügen. Was sollte ich machen? Ich konnte schlecht sagen, dass ich hingefallen bin und mir beide Hände so verletzt hatte.
Wer verletzt sich auch schon so an den Händen?
Einfach einen größeren Pulli mit langen Ärmeln. Das würde schon klappen.
Zu müde, um weiter nachzudenken, griff ich erneut nach der Zahnbürste und ignorierte den Schmerz.
[...]
Zitternd stand ich an der Haltestelle und sah die Leute vorbeilaufen.
Heute war es noch kälter, Schneeflocken segelten beinahe wie in Zeitlupe auf den Boden und verschwanden dort in einem weißen Meer.
Es war wirklich schön. Ich hatte schon lange keinen Schnee mehr gesehen. Letztes Jahr blieb er weg und das Jahr davor... ja, das war mit Chanyeol.
Warum hatte ich auch so viel mit ihm erlebt? Zu vieles hier erinnerte mich an ihn und an die jeweiligen Ereignisse.
Plötzlich spürte ich zwei starke Arme von hinten und ich schreckte wie ein verrücktes Etwas auf.
Mein Herz setzte für einen Moment bei dem mir so vertrauten Duft und der tiefen, wundervollen Stimme aus.
Die Wärme, nach der ich mich jede einzelne Sekunde sehnte, erfüllte mich wieder.
Er lachte auf und verstärkte seinen Griff. "Warum so schreckhaft? Hast du 'was verbrochen und die Polizei gesehen?!" Noch immer lachend ließ er mich los und stellte sich neben mich.
Sofort war sie wieder so weit entfernt, die Wärme, sofort überrollte mich wieder die Kälte.
"Schnee..." murmelte Chanyeol. "Schön, was?" Redete er weiter vor sich hin.
Ich erwiderte nichts, weil ich wusste, dass er davor war, etwas zu sagen. Er schluckte, sah in eine andere Richtung, dann nach vorne. Chanyeol machte das immer.
Nun sah er zu mir, dann erneut nach vorne.
"Der letzte Schnee lag vor zwei Jahren. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor. Es...es.." er brach ab. "Es?" hackte ich vorsichtig nach. "Es... ah, ich hab' mich nur an 'was erinnert, haha. Tut mir leid, ich bin heute 'n bisschen zerstreut und... argh." Entschuldigend grinste er mich schief an. "Hör auf.", "Hä?", "Hör auf. Du sollst dich nicht entschuldigen." Ich klang wohl ein wenig zu ernst, denn Chanyeol sah schnell weg und murmelte: "Entschuldigung..."
[...]
"Pick, pick, pick..." summte der Riese neben mir, während er mir mit seinem Kugelschreiber an meiner Schulter rumstocherte. Die ganze Zeit ertönte dieses Geräusch vom Kulli links neben mir. Ich wusste wirklich nicht, wie lange Chanyeol das schon machte. "Hey... lass-" ich sah ihn ermahnend an. Mein Blick veränderte sich jedoch im nächsten Moment, und ich musste leicht lächeln.
Er hatte einen Arm auf den Tisch vor ihm gelegt, darauf seinen Kopf. So sah er mich von unten wie ein schmollendes Hündchen an. "Ja?" gab er leise zurück. "Ist was?~" Augenblicklich schmolz mein Herz einfach so dahin und ließ nur Hitze und eine Gänsehaut da. "N-nein." Ich wandte meinen Blick wieder von ihm ab und sah nach unten, wo der Professor wild mit seinen Händen rumgestikulierte.
"Piiieck." kam es wieder. Ein kurzer Seufzer entfuhr mir.
Trotz der sich immer wieder wiederholenden Geräusche genoss ich seine Stimme. Verrückt.
"Baek?~"
Auf alles gefasst drehe ich wieder meinen Kopf zu ihm. "Yeol.", "Baek.", "Yeol...", "Baek." Ich hielt kurz Inne. Chanyeol grinste mich nur frech an. "Lass das. Was wolltest du?", "Ich will später noch ein bisschen 'was trinken. Hättest du vielleicht Zeit?" Er sah auf den Kulli und stocherte weiter rum. Ihm konnte ich doch nichts abschlagen... "Klar." lächelte ich. Chanyeol sah zu mir. Freude blitzte in seinen Augen auf. "Super! Dann machen wir endlich mal wieder etwas zusammen!"
Ja, endlich... Obwohl ich mir nicht sicher war, ob das eine gute Idee war. Ich würde das bestimmt nicht aushalten.
[...]
Sofort umhüllte uns die stickige Luft, und die Musik, die man draußen schon hören konnte, wurde mit einem Mal um das Tausendfache lauter.
Lauter Menschen um uns herum, trinkend, tanzend, lachend, küssend...
Wir setzten uns an die Theke und Chanyeol bestellte uns etwas.
Unser Gespräch verlief die ganze Zeit relativ normal, aber dann kam es.
Er erzählte mir Sachen von seiner Verlobten und der Hochzeit.
Ich hielt es nicht mehr aus. Es tat zu weh. Es tat weh, Chanyeol direkt bei mir zu haben und doch zu wissen, dass er meilenweit entfernt war. Ich vermisste ihn. Ja, ich vermisste ihn wirklich. Und er saß neben mir.
Zwar hatte ich noch nicht viel getrunken, jedoch hatte ich ein wenig mehr Mut.
"Chanyeol..." murmelte ich. Er redete weiter. Wahrscheinlich hatte er mich nicht gehört. "Chanyeol." wiederholte ich. "CHANYEOL!" schrie ich schließlich mit zusammengekniffenen Augen. Verblüfft verstummte er und sah mir, als ich sie wieder öffnete, in die Augen. "H-hör zu,... Ich... ich kann das einfach nicht mehr. Es geht nicht." schnell ratterte ich diese Worte runter, nahm einen großen Schluck von meinem Getränk und fuhr fort. "Ich ertrage es nicht. Ich vermisse dich. Ich... Ich vermisse uns." Chanyeol sah mich noch immer an. Seine Miene veränderte sich nicht wirklich.
Ja, es war egoistisch, das jetzt zu sagen, doch jetzt war der Mut dank dem Alkohol da. Ich war nicht betrunken, nein, ich hatte einfach den Mut.
"Chanyeol, ich liebe dich. Ich liebe dich noch immer." schloss ich ab und versuchte seinem Blick Stand zu halten. Doch er wandte sich ab.
Ich hatte es gesagt. Aber...warum? Was brachte es letztendlich?
...den Abschied, um in Frieden gehen zu können...?
Die Tränen brannten in meinen Augen, mein ganzer Körper zitterte. Mir wurde heiß, und doch auch gleichzeitig kalt. Eiskalt.
Ich merkte, wie mir eine Schweißperle über die Stirn lief und fuhr sofort mit meinem Ärmel drüber, was Schmerzen an meinen Fingern auslöste.
Schnell legte ich ein paar Scheine auf die Theke, rutschte von dem hohen Stuhl runter und schlug den Weg Richtung Ausgang ein.
Super, Baekhyun. Jetzt hast du alles vermasselt.
Plötzlich spürte ich einen Griff an meinem Handgelenk, der mich zurückzog und mich zwang ihm stolpernd zu folgen, ohne es wirklich zu realisieren.
Hallöchen, ihr. c:
Mal wieder ein Kapitel...
wow, Magie! *◆•.*
Bitte lasst mir doch eure Meinungen und so weiter und so weiter in den Kommentaren da und votet, falls es euch gefällt und ihr euch danach fühlt.
Ich entschuldige mich für Fehler!
Danke an alle, die diese Story mitverfolgen. ♥
Fighting! Bye~
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