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Baekhyun ballte seine Hände zu Fäusten. Er musste mit ihm reden. Ja, das wollte er tun. Er würde Chanyeol anrufen und sich mit ihm- Nein, er wollte ihn nicht anrufen, Baekhyun wollte nicht nerven. Er wollte ihn nicht bedrängen. Er würde es einfach auf sich sitzen lassen.
Irgendwann raffte er sich auf, verfrachtete seinen verhassten Körper auf sein Bett und starrte die Decke an. Warum fühlte er nichts mehr? Keinen Hunger, keinen Herzschlag, keine Müdigkeit.
Sein Magen gab ein lautes Knurren von sich, was Baekhyun verbittert auflachen ließ.
"Lächerlich."
Konnte er es nicht eigenhändig beenden?
Früher glaubte er nie, dass "Liebe" so stark sein kann, so tödlich. So, wie das wohl bei den meisten Menschen ist, die noch nie verliebt waren.
Chanyeol hatte ihm gezeigt, was es heißt zu leben und jetzt? Er hatte ihm auch gezeigt, was es heißt, wirklich zu leiden.
Irgendwann fiel er in einen unruhigen Schlaf, er hatte die letzten Tage und Nächte nicht geschlafen.
[...]
Der zierliche Mann schlug die Augen auf, seine Kehle war wie zugeschnürt. Panisch setzte er sich hin und rang verzweifelt nach Luft. Schon aus Reflex griff er nach dem kleinen Fläschchen mit den Tabletten auf dem Nachttisch, warf es aber herunter. Seine Augen begannen zu tränen, rollten nach oben, er war wie gelähmt. Zitternd ließ er sich auf den Boden fallen, streckte sich, um an das Fläschen zu kommen. Stechender Schmerz breitete sich in seinem ganzen Körper aus.
Früher hätte ihm Chanyeol sofort eine Tablette gereicht, ihn in den Arm genommen und beruhigt. Zu der Zeit kam sowas aber nur höchstens zweimal im Monat vor und nie war es stark. Jetzt passierte das zu oft.
Bitte stirb, bitte stirb, bitte stirb.
Diese Momente kamen ihm wie Stunden vor. Unendlich viele Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Zu viele.
Er wollte schreien. Schreien bis seine Seele seinen Körper verlassen würde.
"BITTE STIRB.", kam es plötzlich aus ihm heraus. Wie verrückt schnappte er nach Luft, verdammte sich gleichzeitig dafür.
Er wollte zu ihm, er musste einfach. Und zwar bevor er oder die Krankheit es beendete.
Hustend nahm er das Fläschen vom Boden, nahm eine Tablette und stellte es wieder ab.
"Ich muss."
Immer wieder den Satz wiederholend lief er zur Bahn über die zugeschneiten Straßen. Es war noch völlig dunkel, doch ruhig war es nicht. Wie zu erwarten von Seoul.
-
Schon von hier erkannte ich den Riesen mit den abstehenden Ohren. Ungewollt musste ich lächeln. Ich setzte mich zu ihm auf die Bank und sah auf den Boden vor mir.
"Ah, Baek! Guten Morgen.", begrüßte er mich.
Ich konnte heraushören, dass er lächelte.
"Morgen."
"Du siehst aber nicht gut aus. Ist alles okay?"
Seine Hand legte sich auf meine Schulter und verursachte bei mir eine Gänsehaut. Das war doch verrückt.
"Baekhyun?"
"Äh, ah, ja! Ja, ja. Alles okay."
Ich sah in sein besorgtes Gesicht, was sich wieder entspannte und anfing zu strahlen, während ich ihn anlächelte. Jedoch hob er dann eine seiner Augenbrauen an. Ich seufzte und kicherte.
"Es ist wirklich alles gut, Chanyeol."
"Auch wirklich wirklich? Ich kenn' dich gut, wage es ja nicht, mich anzulügen, besonders wegen-"
Er brach mitten im Satz ab und mied meinen Blick. Ich sah seinen Adamsapfel auf- und abhüpfen.
Die Krankheit. Er wollte die Krankheit nicht erwähnen. Warum?
"Oh, die Bahn!"
Chanyeol hatte wieder sein übliches Grinsen aufgesetzt und sah mich an.
"Na komm! Oder willst du zu spät zur Uni kommen?"
Aus Spaß kniff er mich in die Seite. Ich schreckte auf, was ihn zum Lachen brachte. Nach einem Moment stimmte ich mit ein, es tat gut.
"Baek, jetzt komm. Schlag' hier keine Wurzeln."
Er packte mich am Arm und zog mich hinter sich zur Bahn.
"Ich komme doch.", murmelte ich, lief darauf in ihn hinein und zuckte zusammen.
Er drehte sich um, kniff belustigt die Augen zu und wuschelte mir durch die Haare.
"Kleiner Idiot."
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