
10
Weiß.
Ekelhaftes Licht.
Ein Piepsen.
Chanyeol saß regungslos und stumm da. Er saß einfach da und ließ zu, wie ihm etliche Tränen über die Wangen flossen.
Er hasste sich mehr, als alles andere. Jetzt noch mehr, wenn das überhaupt möglich war.
Er hatte den größten Fehler seines Lebens begangen und dabei die Liebe seines Lebens verloren.
Er hasste sich dafür.
Für seine Lügen. Seinen Egoismus. Für seine Angst. Für seine Feigheit.
Byun Baekhyun.
Er war der einzige Mensch, den Chanyeol je richtig geliebt hatte und es noch immer tat.
Byun Baekhyun.
Der kleine Junge, der ihn sofort in seinen Bann gezogen und ihm den Kopf verdreht hatte.
Byun Baekhyun.
Der, der Chanyeol's Herz als einziger Mensch erreichen konnte und es für nur sich schlagen ließ.
Byun Baekhyun.
Ein Engel, der sein Lebenssinn geworden war.
Und Chanyeol war so furchtbar feige, hatte Angst, dachte zuerst, er könne vor der Realität weglaufen.
Zum einen war da dieses schmerzhafte Hämmern gegen seinen Brustkorb, welches sein Herz auslöste, sobald Baekhyun auch nur vor seinen Augen oder in seinen Gedanken auftauchte. Und Chanyeol dachte pausenlos an ihn.
Zum anderen die ständige Angst um Baekhyun, ständige Angst, dass er plötzlich einfach umkippen, nicht mehr aufwachen, im Schlaf ersticken oder irgendein anderes Szenario aus Chanyeol's Alpträumen einkehren würde. Die ständige Ungewissheit, wie lange er noch hatte. Wann Chanyeol plötzlich alleine da stand und sein Baekhyun plötzlich weg war.
Das alles fraß ihn auf.
Er wusste, dass, wenn Baekhyun sterben würde, es für ihn ab dem Moment, in dem das Leben aus dem kleineren Jungen schwindet, gelaufen sein würde.
Ohne Baekhyun ging nichts, rein gar nichts.
Aus Baekhyun bestand seine Welt, alles drehte sich um seinen kleinen Engel. Alles in Chanyeol's Leben.
Baekhyun. Baekhyun. Baekhyun.
Er liebte ihn so sehr, dass er ihn schon hasste. So sehr, dass er schon manchmal mit dem Gedanken spielte, zum Arzt zu gehen und sich auf irgendwelche Herzprobleme untersuchen zu lassen.
Es tat einfach so verdammt weh.
Für eine gewisse Zeit schaffte Chanyeol alles auszublenden und in ihrer eigenen, kleinen Welt zu zweit zu leben.
Alles war perfekt, die schönste Zeit seines Lebens. Sie war komplett sorgenfrei und bestand einfach nur aus ihnen.
Chanyeol wusste einfach, dass niemand kommen kann, der Baekhyun auch nur ansatzweise das Wasser reichen konnte.
Die Welt konnte noch so grau und lieblos sein, ein einziges Lächeln von dem Jungen ließ sie in den verschiedensten Farben regelrecht aufleuchten.
In seinen Augen trug er die Sterne. Chanyeol brauchte nur Baekhyun's Augen und schon hatte er die hellsten, schönsten Lichter und Sterne vor sich.
Und Chanyeol brauchte nur Baekhyun, um sich zu beruhigen. Seine weiche Stimme ließ Chanyeol's Aggressionsproblem verschwinden. Seine weiche Stimme und einfach er schafften es, Chanyeol auftauen zu lassen.
Baekhyun sang ihm so oft was vor, bevor er einschlief, und ob man es glauben wollte oder nicht, Chanyeol's Schlafstörungen waren plötzlich wie weggeblasen.
Irgendwann aber brachen die Ängste über dem Jüngeren herein und er flüchtete.
Chanyeol flüchtete vor dem Schmerz in seiner Brust, vor der Krankheit, vor den Sternen, den Lichtern, der wunderschönsten Stimme, der Wärme, der Geborgenheit, der Liebe und vor dem Leben.
Er lernte dieses Mädchen, was er jedoch nie lieben konnte, kennen und der Ring besiegelte seine Flucht.
Nun hatte er Gewissheit und versuchte diese unfassbar starke Abhängigkeit zu überwinden und zu verlieren.
Doch nie schaffte er es.
Jeden Tag, jede Minute, jede Sekunde wurde seine Liebe zu dem Älteren stärker.
Dass diese Gewissheit nur Schein war, fiel ihm früh auf.
Doch Chanyeol rannte wieder weg und schob all das in den Hintergrund.
Er sah Baekhyun beinahe jeden Tag, lächelte ihn an, tat, als wäre nie zwischen ihnen etwas gewesen, nur um dann nach der Uni jedes Mal zusammenzubrechen.
Chanyeol's Lächeln war nie so erfüllt, wie es in der Zeit mit Baekhyun war, aber er konnte seinem kleinen Engel einfach nichts weiteres mehr, als seine Liebe geben, die er versuchte, in diese schmerzerfüllten Lächeln zu stecken.
Oft stand er mitten in der Nacht vor dem Hochaus, in dem sich Baekhyun's kleine Wohnung befand, weinte und war kurz davor Sturm zu klingeln, um dann hochzusprinten und sich in seine Arme zu werfen.
Doch das konnte er nicht.
Würde der frühe Tod, ausgelöst von der Krankheit, sie nicht so oder so voneinander trennen?
Würde er das?
Liebe ist zerstörerisch und schmerzhafter, als alles andere, und Chanyeol war zu feige, um damit zu leben und es auszuhalten.
Nun saß er hier. Als ein Feigling. Als ein Feigling und Verlierer, der wusste, dass er ohne die Liebe seines Lebens alles beenden und sich in den Tod stürzen würde. Das stand fest.
Letztendlich passierte es so, wie es passierte und somit stand es für Chanyeol fest, als er aufwachte und der Platz neben ihm leer war und er jetzt hier saß und dieses regelmäßige Piepsen sich allmählich in ein anderes, beunruhigendes Piepsen verwandelte.
Dank Chanyeol wurden diese Augen, in denen sich Chanyeol's persönlicher Sternenhimmel befand, leer.
Wir werden uns wieder sehen. Ich werde dich wieder bei mir haben und dann werde ich mein Versprechen halten und dich nie gehen lassen. Nie wieder.
~
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