Kapitel 1
2 Monate zuvor:
Mein Wecker klingelte ununterbrochen und weckte mich so aus einer meiner schönsten Träume, die ich bisher hatte. In ihm ging es um unsere Physikklassenarbeit, die wir heute schreiben würden, welche spontan ausgefallen war.
Mit einer ruckartigen Bewegung nahm ich mir mein Kissen und presste es auf meine Ohren, in der Hoffnung so weiter schlafen zu können. Doch selbst mit dem Kissen auf meinem Ohr hörte ich das nervige und piepsige Geräusch meines Weckers. Also musste ich zu Plan B greifen, besser gesagt zu meinem Kissen, welches ich kurzerhand in die Richtung des Weckers warf in der Hoffnung ihn zu treffen. Wie schon erwartet ging der Wurf jedoch meilenweit daneben, was kein Wunder bei meinen schlechten Werfkünsten war.
Abrupt ging meine Zimmertür auf und meine Zwillingsschwester Marlene kam hinein . ,, Aufstehen", rief sie mir mit einer so fröhlichen und aufgeweckten Stimme, dass ich mir fast mein zweites Kissen genommen hätte um es ihr entgegenzuwerfen. Ich verstand es immer noch nicht, wie wir beide nur Zwillingsschwestern sein konnten. Sie war das komplette Gegenteil von mir; immer gut gelaunt und super beliebt, was man an ihrer Vielzahl von Freundinnen sehen konnte. Ich dagegen war bisher immer die Zurückhaltende und Schüchterne gewesen, was mir in Prinzip nichts ausmachte, da ich es genoss meine Ruhe zu haben.
Meine Schwester kam nun an mein Bett heran und zog mir meine kuschlige und warme Bettdecke weg. Mir strömte eisige Luft entgegen und mein Körper erschauderte kurz vor Kälte. ,,Hey", rief ich empört und nahm nun wirklich das Kissen, das ich ihr entgegenschleuderte. Diesmal traf ich sie sogar, was mich so sehr überraschte, dass ich mich nicht rechtzeitig ducken konnte, als meine Schwester den Gegenangriff startete. ,, Komm schon, steh jetzt endlich auf, wir kommen noch zu spät in die Schule", rief sie mir noch über die Schulter hinweg zu, als sie mein Zimmer verlies.
Fünfzehn Minuten später stande ich fertig angezogen und nach einem knappen Frühstück an unserer Bushaltestelle gegenüber von unserem Haus. Um meine Schwester scharrte sich wie immer eine Schar von Freunden, welche ihr gespannt zuhörten, während sie aufgeregt von ihrem Wochenende erzählte.
Als der Bus kam, fing es gerade an zu regnen und ich war noch nie so dankbar gewesen, dass er heute einmal pünktlich erschien. Im Bus drängten sich die Leute wie immer dicht aneinander und ich hielt Ausschau nach meiner Besten Freundin Kim während ich versuchte mir irgendwie etwas Platz um mich herum zu schaffen, sodass ich nicht ganz erdrückt und mir bei jeder Kurve ein Ellbogen im Gesicht landen würde.
Nach einer gefühlten Ewigkeit entdeckte ich endlich Kim, die mir schon ungeduldig von einem Platz nicht weit von meinem Standpunkt aus zuwinkte. Ich zwängte mich irgendwie zu ihr durch und lies mich dann mit einem tiefen Seufzer zu ihr auf den Sitz sinken.,, Wo warst du mal wieder mit deinen Gedanken? Ich habe versucht dir die ganze Zeit vor deiner Nase irgendwelche Signale zu geben, dass ich genau hier sitze, aber du hast nur verträumt ins leere geschaut", sagte sie wie immer aufgebracht mit ihrer engelshellen Stimme.
,, Ich musste mir erst einmal mühevoll Platz schaffen, damit ich wieder atmen und mich nach dir umsehen konnte, sonst wäre ich wahrscheinlich innerhalb von Sekunden erstickt", entgegne ich trotzig zurück. ,, Lass uns jetzt nicht streiten, sondern lieber auf Physik lernen", ruft mir Kim über den unerträglichen Lärm des Busses entgegen. 'Oh Mist!'Die Physikarbeit hatte ich schon längst wieder aus meinem Kopf verbannt. Zwar hatte ich dafür gelernt, trotzdem fühlte ich mich unvorbereitet und es bereitete sich ein mulmiges Gefühl bei den Gedanken daran in meinem Magen aus.
In der Schule angekommen, gingen wir schnellen Schrittes in Richtung unsres Klassenzimmers, das im dritten Stock lag. Kim und ich verfluchten jedes Mal beim Treppensteigen die Lage unseres diesjährigen Klassenzimmers. Es gab neben den Musikräumen insgesamt nur ein weiteres Klassenzimmer im dritten Stock, welches wir dieses Jahr natürlich bekommen mussten.
In den ersten zwei Stunden hatten wir Deutsch. Wenigstens war dies ein Fach, welches ich einigermaßen mochte. Mein Klassenlehrer Herr Weber erklärte uns gerade den Aufbau bei einer Gedichtsinterpretation, als jemand energisch an die Tür klopfte. Die Schuldirektorin kam herein und schaute, wie immer streng über ihre Brille hinweg in die Runde, was mir eine Gänsehaut über meinen Rücken jagte.
Kim und ich tauschten schnell einen fragenden Blick. Unsere Schuldirektorin kam sonst nie in unsere Klasse, was nicht an uns, sondern an unserem Klassenlehrer, ihrem Ex- Mann Herr Weber lag. ,, Ich hoffe, dass ich nicht gestört habe", sagte sie in einem zu netten Tonfall, der nur so trieft vor Sarkasmus. ,, Da brauchst du dir garkeine Sorgen machen. Seit wir uns geschieden haben, habe ich endlich meine Ruhe und werde nicht mehr so oft gestört wie vorher", entgegnete Herr Weber lächelnd zurück.
Nun wandte sich die Rektorin zu uns und ignorierte ihren Ex- Mann eiskalt. ,, Wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt, werden heute zwei neue Mitschüler in eure Klasse kommen", sagte sie mit ihrer rauhen Stimme. ,,Was haben die wohl alles angestellt, dass sie die Schule mitten im Jahr wechseln?", flüsterte mir Kim ins Ohr.
In dem Moment betraten zwei hochgewachsene Jungen das Klassenzimmer. Sie strahlten eine solche Kälte aus, dass mir zugleich unbehaglich wurde und das zweite Mal an diesem Tag ein Schauer den Rücken herablief.
Hi! Das zweite Kapitel ist gerade in Arbeit. Ich hoffe, dass euch das erste gefällt und würde mich sehr über konstruktive Kritik und Feedback freuen.
Lg
MAGoser
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro