*Kapitel 8: House of Cards*
„Es ist wieder einer der unspektakulären Morde. Ein gezielter Schuss in den Kopf und schon war er weg." erklärt uns der Gerichtsmediziner, als wir am Tatort eintreffen.
Eine Frau Anfang 20 liegt auf ihrem Teppich und starrt mit offenen Augen an die Decke. Das einzig spektakuläre ist die Eintrittswunde der Kugel und das Blut, welches um an den Wänden klebt und natürlich das fehlende Auge.
„Ich frage mich echt, ob One-Eye die Augen in seinem Wohnzimmer in einer Vitrine aufbewahrt und sie jeden Tag begutachtet." sagt Jungkook in Gedanken.
„Wenn wir ihn schnappen, kannst du ihn gerne fragen." antworte ich und ziehe mir einen Handschuh an.
Dann durchsuche ich alle Taschen und finde nichts. „Wo ist ihr Handy?"
„Hat es vielleicht verlegt."
„Die sieht aus wie ein Handysuchti. Wo ist das Handy?"
Jungkook geht in ihr Schlafzimmer und schüttelt den Kopf. „Es lädt auf jeden Fall nicht auf."
„Wieso sollte One-Eye das Handy mitnehmen?" fragt Yoongi verwirrt.
„Vielleicht hat er sie angerufen oder was weiß ich. Aber ihr Handy fehlt, kann jemand das orten?"
Ich hole mein Handy raus und rufe die Techniker an, damit diese das Handy orten können.
„Ab ins Auto."
Nach zehn Minuten Fahrt kommen wir an einer bekannten Fabrik an.
„Ist das nicht die Hightech-Halle?" fragt Jungkook verwirrt und steigt aus.
„Sicher, dass es richtig geortet wurde?"
„Dann müssen wir halt nachgucken." antworte ich, steige aus dem Auto und öffne die schwere Tür der Halle.
„Sollten hier nicht noch die Polizeisachen sein? Von der Forensik und so?" fragt Kookie.
„Von irgendeinem hohen Tier wurde der Tatort wieder als begehbar gezeichnet." erklärt Yoongi und sieht sich um. „Das Handy ist hier."
„Es lässt sich nicht starten." bemerke ich und schmeiße es frustriert weg. „Ist doch alles scheiße."
„Wir geben das einfach weiter und hoffen, dass die Techniker es wieder funktionstüchtig machen können." sagt Yoongi und steckt es ein.
Zu dritt setzen wir uns wieder in den Wagen, meine Nerven am Ende.
„Wie geht es, dass dieser scheiß Typ alles hinbekommt? Kann er nicht einfach mal ein Fehler machen und wir kriegen ihn? Will er keine verdammte Aufmerksamkeit haben von der ganzen Welt?" rege ich mich auf und schlage genervt gegen die Autotür.
„Beruhig dich." sagt Yoongi und legt seine Hand auf mein Oberschenkel. „Wir werden ihn bekommen. Ich habe dir gesagt, dass wir ihn schnappen werden und das werden wir auch. Du brauchst nur etwas Geduld."
Im Revier angekommen, fahre ich mit Jungkook nach Hause, bekomme jedoch schnell eine Nachricht, dass Yoongi mich sehen will.
„Ich bin müde, ich lege mich schlafen." lüge ich und verschwinde in mein Zimmer, nachdem ich eine Zustimmung bekomme.
Ich ziehe mir etwas anderes an und schleiche mich nach zehn Minuten aus der Wohnung, in der Hoffnung, dass mich Jungkook nicht gehört hat.
Mit einem Blick nach oben und dem Wissen, dass in der Wohnung kein Licht brennt, steige ich letztendlich in Yoongis Auto ein.
„Wohin geht's heute?" frage ich und schnalle mich währenddessen an.
„Kino?"
„Klingt gut."
Der Film war gut, Yoongi war besser.
Keine Ahnung, wie der Film ausgegangen ist, ich war mit was Besserem beschäftigt.
„Nächstes Mal setze ich mich fünf Reihen vor dich, damit ich den Film auch gucken kann." lache ich, während wir aus dem großen Gebäude gehen.
„Willst du noch zu mir kommen?" fragt er und zieht mich an sich.
„Wir müssen morgen arbeiten." antworte ich und sehe ihn entschuldigend an.
„Also erst wieder am Wochenende?"
„Wahrscheinlich."
Während Yoongi mit Schmollen beschäftigt ist, steige ich ins Auto.
„Finde ich ehrlich gesagt nicht fair." sagt er immer noch beleidigt.
„Ich auch nicht, aber wir müssen trotzdem arbeiten." antworte ich und streiche ihm paar Haare aus dem Gesicht. „Die Farbe wäscht sich langsam raus."
Er sieht mich belustigt an. „Das ist deine größte Sorge?"
„Momentan schon."
„Oben ist Licht an." bemerke ich, während der Wagen zum Stehen kommt. „Wir sehen uns morgen."
Ich lehne mich zu Yoongi und küsse ihn kurz.
Dieser hält mich am Oberarm fest und sieht mich bittend an. „Fünf Minuten?"
„Nein." lache ich und gebe ihm ein Kuss. „Auf Wiedersehen."
Gut gelaunt schließe ich die Haustür auf und gehe so leise wie möglich die Treppen hoch.
Ich schließe die Wohnungstür, nachdem ich durchgegangen bin und gehe ins Wohnzimmer, wo Jungkook auf mich wartet.
„Ist was?" frage ich und sehe ihn fragend an.
„Ich mache mir Sorgen um dich." meint er wütend, jedoch schwingt auch etwas Sorge hinterher.
Ich lache leise und setze mich neben ihn aufs Sofa.
„Brauchst du doch nicht, mir geht es gut."
„Und wieso schleichst du dich aus der Wohnung?" fragt er weiter und sieht mich ernst an.
Ich kann seinen Blick nicht standhalten und schaue auf meine Jeans.
„Jimin, rede mit mir. Wenn du irgendein Problem hast, bin ich doch für dich da." Vorsichtig nimmt er meine Hand in seine, weshalb ich aufgucke.
„Ich habe mit niemanden Probleme." antworte ich schließlich und beiße nervös auf meine Lippe.
„Ist es wegen Yoongi?" fragt er, worauf ich mich etwas verkrampfe. „Ich habe ihn letztens unten an der Straße gesehen, hast du mit ihm Stress?"
„Ich sagte doch, dass ich mit niemanden ein Streit oder sonst was habe."
„Dann kann es doch nicht so schlimm sein."
„Doch."
Etwas enttäuscht lässt er meine Hand los und steht auf. „Ich dachte, wir reden über alles."
Als er fast den Raum verlässt, seufze ich laut auf.
„Ich treffe mich mit jemanden." platzt es aus mir heraus.
Kookie dreht sich um und stemmt seine Hände an seine Hüften.
„Und warum ist es so schlimm, dass ich es nicht wissen darf?"
„Es ist... Yoongi."
Etwas unbeholfen sieht er mich an.
„Du bist schwul?" fragt er und wenn ich mich nicht irre, sieht er mich ziemlich enttäuscht an.
Ich nicke.
„Schön, dass du mir das auch mal sagst."
Jap, Enttäuschung pur.
„Ich wusste nicht, wie ich es dir sagen sollte und ich dachte, dass sich zwischen uns dann was verändert oder du nichts mehr mit mir zu tun haben willst." murmel ich und sehe ihn entschuldigend an.
„Wie kommst du denn darauf?"
„Du sagst abwertende Sachen über Schwule und ich..."
„Du bist mein bester Freund, Jimin. Nur weil du auf Typen stehst, heißt das nicht, dass ich dich verstoße. Es ist mir doch scheiß egal, ob du auf Frauen oder Männer stehst. Schön, das du so von mir denkst. Ich habe doch auch nichts gesagt, als du was mit diesem Jinyoung hattest."
„Woher weißt du das?"
„Ich habe euch mal gesehen, zwar dachte ich, dass es eine Phase ist, aber ich habe dich nicht drauf angesprochen. Ich dachte, dass du mich darauf ansprichst, aber nein, du stellst mich als homophobes Arschloch dar. Boah Jimin, denk mal nach!"
Und somit verlässt er letztendlich den Raum und man hört nur noch, wie er seine Zimmertür zuschlägt.
Jungkook ist definitiv der Reifere von uns beiden.
Wütend wische ich mir die Träne, die aus meinem Auge läuft, weg und bette meinen Kopf auf meinen Schoss.
Hoffentlich beruhigt er sich bald.
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