6 | Letter for Her
Larry
inspiriert von dem Lied „If You Love Her" von Forest Blakk
„Liebe Olivia.
Ich weiß, wir kennen uns nicht wirklich gut und ich weiß auch nur ein paar Dinge über Dich, weil Harry mir mal etwas erzählt hat, als ihr noch ‚Freunde' wart. Ich bin mir nicht ganz im Klaren darüber, ob er nicht vielleicht schon länger mehr als ein Freund für Dich war. Nun, Du kannst dir aber sicher denken, dass es mich auch nicht wirklich interessiert hat. Ich kann mir ehrlich gesagt gut vorstellen, dass wir uns, hätten wir uns unter anderen Umständen kennengelernt, gut verstehen würden. Bitte versteh mich nicht falsch, ich hege keinen grundsätzlichen Groll gegen Dich, aber Du musst wissen, Harry und ich waren eine verdammt lange Zeit zusammen, und es war doch nicht lang genug. Jedenfalls für mich. Harry ist einfach eine Person, mit der man sein ganzes Leben verbringen will, ist es noch so mickrig und dunkel, Harry macht es besonders. Scheinbar kann ich ihm nicht geben, was er braucht. Vielleicht findet er es in dir.
Harry verdient nur das Beste, ich glaube in diesem Punkt sind wir uns einig. Und damit Du ihm das Beste geben kannst, würde ich dir gerne etwas erzählen. Und bitte denk nicht, dass ich an deiner Kompetenz, ihn glücklich zu machen zweifle. Ich möchte nur, dass Du das Bestmögliche aus Dir herausholen kannst, denn ich weiß, dass es in dir steckt. Wir müssen es nur finden. Auch wenn es mir das Herz bricht, dass Du es sein wirst, die ihn von nun an glücklich machen wird. Du kannst mir glauben, wenn ich Dir sagen, dass Harry glücklich zu sehen, sein strahlendes Lächeln, seine leuchtenden Augen, dass Schönste und Zufriedenstellendste ist, was man fühlen kann.
Fangen wir mit den Abenden an. Harry hat viel zu oft Probleme, einzuschlafen. Er sollte einen ruhigen Schlaf haben, von kleinen Kobolden träumen, oder was auch immer ihn gerade glücklich stimmt. Aber nein, er kann abends nicht schlafen. An neun von zehn Abenden liegt er wach da und manchmal weint er. Das Einfachste und Effektivste, was Du dann machen kannst, ist, ihm einen Tee zu kochen (Kräutertee, immer Kräutertee) und eine Wärmflasche. Im Sommer ebenfalls Tee, aber keine Wärmflasche. Und sein Teddy. Ich weiß nicht, ob Du ihn schon kennenlernen durftest, aber Harry hat einen Teddybären, der ihm die Welt bedeutet. Er ist immer im Kleiderschrank hinter den Socken, da sitzt er. Aber ab und an verlegt er ihn und dann ist er entweder im Kissenbezug (weil Harry ihn im Schlaf irgendwie da hinein wurschtelt, ja ich habe es gesehen) oder in der Küche, weil er beim Kochen zuschauen durfte. Herzerweichend, nicht wahr? Eines der vielen, unendlich vielen Dinge, das ich an Harry so liebe.
Wenn er mit Teddy und Tee und vielleicht einer Wärmflasche immer noch nicht schlafen kann, dann guck, ob er Fieber hat.
Ganz wichtig: Wenn etwas passiert, wenn es ihm nicht gut geht, BITTE ruf mich an. Tu mir diesen Gefallen, Olivia, ich könnte es nicht ertragen, wenn ihm etwas zustößt und ich nicht davon wusste. Oder wenn er krank ist, es ihm nicht gut geht. Ich muss doch an ihn denken. Damit es ihm besser geht.
Außerdem liebt er es zu kuscheln. Harry ist ein schrecklich verschmuster Mensch, und das ist nicht zu vergleichen mit irgendwem. Harry möchte immer und überall kuscheln. Am liebsten unter der Decke, dort ist es kuschlig und man kann aneinanderrücken und... er liebt das. Allerdings muss ich Dich noch warnen, wenn du mal nicht kuscheln magst, nicht in der Stimmung bist, dann sag ihm das. Aber sei ganz vorsichtig, er nimmt sich alles direkt zu Herzen und ich glaube wir wollen beide nicht, dass es ihm nicht gut geht. Ich erinnere mich, einmal waren wir mitten in einem Interview und Harry ging es nicht so gut, er wollte sich an mich kuscheln. Aber Du weißt ja, wie das Management ist, als habe ich ihn sanft weggeschoben. Ich wollte ihm ja bloß den Ärger ersparen. Und dann hat er fast angefangen zu weinen, Zuhause war er am Boden zerstört, dachte, dass ich ihn nicht lieben würde, dass er nicht gut genug wäre. Ich habe mich schrecklich gefühlt und ihn eine Woche lang noch mehr auf Händen getragen, als ich es sowieso schon tue. Bitte tu ihm nicht weh, Olivia, und mach nicht den gleichen Fehler wie ich.
Harry liebt Popmusik. Ja klar, wirst Du Dir denken, er macht ja auch welche. Aber so meinte ich das gar nicht. Er liebt es wirklich. Wir hörten oft Radio. Irgendwelche Sender, die nur Pop gespielt haben, den ganzen Tag, ohne Ausnahme. Und dann tanzte er. Er tanzte durch das ganze Haus, das Radio so laut es ging, tanzte und tanzte, drehte sich im Kreis und lachte. Einmal, ja, einmal hat er es ein bisschen übertrieben und ist vor lauter Drehungen umgekippt. Ihm war so schwindelig, Olivia, und ich wusste gar nicht, was ich machen sollte, und ich gab ihm einfach Wasser. Eine Menge Wasser. Er konnte nicht aufstehen, weil sich immer noch alles gedreht hat, bei ihm, und dann hätte er mir fast die Couch versaut. Aber ich hätte für ihn ohne mit der Wimper zu zucken eine neue gekauft. Alles hätte ich gemacht für ihn. Und ich würde es immer noch tun. Alles. Wirklich alles.
Olivia, sag mir, kennst Du die Serie ‚Die Nanny'? Natürlich kennst Du sie, wer kennt sie nicht. Harry ist vernarrt in diese Frau, wie heißt sie noch gleich? Fran Fine. Nanny Fran? Haben sie sie so genannt? Oh, ich weiß nicht, wie oft wir diese Serie durchgeschaut haben, aber merken kann ich mir es nie. Du müsstest Harry sehen, manchmal verkleidet er sich nach einem Fernsehabend mit verschiedenen Sachen, spielt Nanny und kocht und putzt und- Gott, Olivia, bitte gewöhn ihm das nicht ab, es ist so wunderbar anzusehen, wie er sich dabei freut. Da kommt der kleine Junge aus ihm heraus, der viel zu wenig Zeit hatte, um erwachsen zu werden.
Harry liebt Liebesbriefe. Er schreibt für sein Leben gern welche, er liebt es zu sehen, wie sie aufgemacht und gelesen werden, wie die Augen anfangen zu leuchten, wie sich langsam aber sicher ein Lächeln auf die Lippen schleicht. Er macht gerne Leute glücklich, das macht ihn glücklich. Ich weiß nicht, wie er das schafft. Er rückt sich selbst so oft in den Hintergrund, möchte, dass der komplette Fokus auf den anderen liegt, dass sie die ungeteilte Aufmerksamkeit aller im Raum haben. Und dabei vergisst er sich selber, bemerkt nicht, dass er angesehen wird, dass alle ihm nahe sein wollen. Dass er jedes Mal die Hauptperson ist. Er will es gar nicht, aber vielleicht ist es genau das, was ihn zu dem Harry macht, den alle lieben. Den ich liebe. Und den du hoffentlich auch liebst.
Oh Olivia, wenn er Dir sein Herz gibt, wovon ich nach unserer letzten Konversation ziemlich überzeugt bin; bitte nimm sein Herz. Umsorge es, pflege und heile es. Es ist so gebrochen. Zerbrich ihn nicht noch mehr, noch ein Tritt, ein dumpfer Schlag und sein Herz wird endgültig kaputt sein. Und ich weiß, dass Du es schaffen kannst. Du bist so liebevoll zu ihm, ich weiß, Du kannst ihm helfen. Ich weiß, Du kannst genug Selbstdisziplin und Liebe zu ihm aufbringen, um ihn zu retten. Tu es für ihn. Tu es für Dich. Und tu es für mich, auch, wenn ich es nicht verdiene.
Vielleicht weißt du es schon. Harry liebt die Löffelchenstellung. Zum Kuscheln. Aber, und das erwarten viele nicht von ihm, was ich ziemlich unverständlich finde, er ist der kleine Löffel. Ein tiefer Blick in seine Augen und man weiß es. Also bitte, Olivia, lass ihn sich sicher fühlen, ihn deinen Armen. Er hat so große Angst. Nimm sie ihm. Nur ein bisschen. Er ist das Beste, was du je bekommen kannst und wirst. Es gibt nichts anderes, niemanden, der besser ist, als Harry. Nichts, hör mir zu, nichts! Harry ist ein Engel, ein wahrhaftiger Engel und ich werde in die Hölle kommen, dafür, dass ich den besten, sanftesten, gütigsten, warmherzigsten, liebenswürdigsten und perfektesten Engel, der in diesem Universum existiert, habe brechen, weinen und gehen lassen.
Harry liebt Babies. Hast du ihn je mit einem gesehen? Ich schon. Mit Freddie. Die Art, wie er ihn hält, wie er ihn anlächelt und die Art, wie er ihn behandelt, als wäre er etwas unendlich Kostbares, lässt mein Herz schneller schlagen, wenn ich nur daran denke. Und er macht das nicht nur mit Freddie, auch mit Bear oder Khai. Oder mit wildfremden Kindern. Er wünscht sich eigene, das weiß ich. Aber ich kann sie ihm nicht geben, das weiß ich auch. Ich glaube, dass er seit unserer ersten Begegnung gedacht hat, mit diesem Mann könnte ich mein Leben verbringen. Aber dann wurde ihm bewusst, dass ihm immer etwas fehlen würde. Er hat mir eine Chance gegeben, er hat mir sogar zwei, drei, vier Chancen gegeben. Aber letztendlich habe ich es nicht geschafft. Ich habe es nicht geschafft, Olivia. Bitte gib ihm Kinder, ganz viele, damit er sie vergöttern kann, noch mehr als alle anderen. Denn das ist, was er immer wollte. Vielleicht ist das ein Grund, warum ich nicht gut genug für ihn bin. Auch, wenn er das niemals so sagen würde, er weiß es.
Sicher findest du an den unmöglichsten Tagen die besten Geschenke. Harry liebt es, anderen etwas zu schenken, sein Weihnachtseinkauf dauert mehrere Wochen, jedes Jahr aufs Neue, und sei vorbereitet, an deinem Geburtstag wirst du so viele Sachen finden, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Manch einer würde sagen, dass er es nur tut, um zu zeigen, wie reich und wohlhabend er doch ist. Aber es stimmt nicht. Es sind nur kleine Sachen, die einen glücklich machen. Und genau das ist auch die Absicht hinter den ganzen Geschenken, Olivia, er möchte Dich glücklich machen. Er möchte dich lächeln, nein strahlen sehen, er möchte, dass deine Augen glitzern und dass du ihm lachend vor Freunde um den Hals fällst. Ihm zeigst, dass er es richtig gemacht hat, dass du glücklich bist.
Sag ihm, wie wunderschön er ist, sag es ihm jeden Tag. Er vergisst es, er braucht unglaublich lange, um einem guten und ehrlichen Kompliment zu glauben. Ich denke, er hat Angst davor, sich einzugestehen, dass er schöner ist, wertvoller und kostbarer als er denkt. Ich erinnere mich, einmal kam ich von der Teamsitzung nach Hause und wollte einfach nur schlafen. Es war das erste Mal, Olivia, das allererste Mal, dass er ein Kleid anhatte. Du kannst dir nicht vorstellen, wie geschockt ich war. Geschockt von diesem endlosen Maß an Perfektion und Schönheit. Harry hatte mich erst später erwartet und war drauf und dran in unser Zimmer zu flüchten, als ich ihn aufhielt. Er hatte die Hände beschämt vor sein Gesicht gelegt, doch ich zog sie weg, küsste sein Gesicht, jeden Zentimeter seines wunderbaren Gesichts, und sagte ihm, wie wunderschön, atemberaubend und bezaubernd er doch aussähe. Ich weiß, dass er mir damals nicht glaubte, doch ich wiederholte es so lange, bis er seine Schultern entspannte und mich anlächelte. Wir tanzten die ganze nach Walzer, Olivia, die ganz Nacht.
Lade Anne und Gemma und alle anderen ganz oft ein, er liebt seine Freunde und Familie wie nichts anderes. Sei ihm nicht böse, aber an Anne und Gemma, an Desmond und seine restliche Familie, an die wirst du niemals herankommen. Niemand kann das. Nicht mal ich konnte das, und ich will nicht angeben, aber ich war die Person, die er am meisten geliebt hat. Denk nur nicht falsch von mir. Ich glaube ihm nur, wenn er mir sagt, dass ich etwas Besonderes für ihn bin.
Und steh hinter ihm. Unterstütze ihn. Er braucht das. Wenn wieder Leute kommen, die sagen, dass er nicht männlich genug ist, dann wird er Dich brauchen, mehr denn je, denn er kann so etwas nicht alleine durchstehen. Ich hoffe, Du vertrittst diese Meinung ebenfalls, denn, ich bitte Dich, wenn er ein Kleid tragen möchte, lass ihn ein gottverdammtes Kleid tragen. Ist ja nicht so, als würde es ihn weniger maskulin machen. Er ist ein Mann, daran ändert auch kein langes Stück Stoff etwas. Klamotten haben kein Geschlecht. Früher trugen alle Röcke, auch die Männer, und jetzt darf jedermann Hosen tragen, es ist etwas völlig Normales, eine Frau in Jeans zu sehen. Also lass Harry ein verdammtes Kleid tragen.
Und -verdammt, es tut so unendlich weh, das zu schreiben-, wenn du ihn küsst, dann richtig. Keine dahingerotzten Küsse ohne Bedeutung. Keine einfach nur auf die Lippen gedrückte Gutenacht- oder Abschiedsküsse. Er wird wieder Angst haben, dass er nicht gut genug ist. Ich weiß nicht, warum das in seinem Kopf so festsitzt, aber es tut es. Küss ihn mit so viel Leidenschaft, wie du aufbringen kannst, Du musst nicht mal schlampig werden, zeig ihm in den Küssen einfach nur, wie sehr du ihn liebst.
Und noch eine wichtige Sache, wenn er traurig ist, wird er nicht zu dir kommen, nicht direkt. Er hätte nur Angst, dass er dir damit nervt. Also sei aufmerksam, wann immer du ihn siehst. Er wird, wenn du es weißt, noch viel mehr kuscheln wollen. Wenn er weint, ganz schrecklich doll, dann lass ihn sich in deinen Schoß legen, streich ihm durch seine Haare, und flüstere ihm beruhigende Worte zu, und er sollte sich wieder in den Griff bekommen. Niemals, Olivia, niemals darfst Du ihn für seine Tränen verurteilen. Weinen ist sehr männlich und wenn du nicht damit klarkommst, dass Harry ein sehr sensibler und emotionaler Mensch ist, dann bist Du sowieso nicht die Richtige für ihn. Aber mittlerweile glaube ich, bist Du sehr gut für ihn.
Olivia, ich möchte nur das Beste, nein das Allerbeste für ihn. Und ich hoffe, dass Du dir Mühe gibst, um ihm genau das zu geben. Denn das ist, was er verdient. Bring ihn zum Lächeln, so wie er es früher tat. Bring ihn zum Lachen, sodass er seine Sorgen vergisst. Sag ihm, wie schön er ist, immer und immer wieder, damit er es nie vergisst. Er ist ein Engel. Er hat dieses Leben auf der Erde nicht verdient. Er verdient so viel mehr. Ich liebe ihn, Olivia, und ich wäre dir dankbar, so unendlich dankbar, wenn du es ihm ein letztes Mal sagen könntest, da ich es nicht kann. Nicht mehr. Ich bin zu spät. Ich werde es wohl nie wieder können. Ich liebe ihn, ich liebe ihn so unfassbar doll. Er ist alles, alles Gute auf dieser Welt, er ist meine Welt, mein Leben, mein Ein und Alles. Bitte sag es ihm, Olivia, bitte.
Bitte."
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