104. Narry
Nialls POV
Oft wird sie in Liedern gepriesen und unzählige Hollywoodfilme drehen sich einzig darum. Sie lässt einen Dinge tun, die man normalerweise nie machen würde. Verleiht einem buchstäblich Flügel und lässt einen auf Wolke 7 schweben. Die Rede ist natürlich von der Liebe. Dem tiefsten Gefühl, das Menschen zu fühlen in der Lage sind.
Ich hatte sie, diese Liebe, über die schon so viele Lieder geschrieben wurden. Nicht zuletzt von mir selbst. Wir waren ein glückliches Paar. Zumindest habe ich das immer auf diese Weise gesehen. Dass mein Freund da anderer Meinung war, wurde mir erst bewusst, als er seine Sachen gepackt und mich verlassen hat.
Nein, das ist eigentlich nicht das richtige Wort. Pause, hat er es genannt. Zeit zum Nachdenken, um uns klar zu werden, ob wir noch eine Chance haben, unsere Beziehung zu retten. Und jetzt liege ich hier, auf meinem Bett und höre in Dauerschleife dieses Lied. Seine Stimme berührt eine Stelle in mir, an die sonst niemand herankommt.
Warum habe ich mich immer quer gestellt, wenn er unsere Beziehung öffentlich machen wollte? Jedesmal hatte ich eine andere Ausrede. Mir war nicht bewusst, wie sehr ich ihn damit verletzen würde.
Heute weiß ich, dass ich feige gewesen bin. Ich bin den Weg des geringsten Widerstandes gegangen und habe am Ende die Quittung dafür bekommen. Tränen laufen mir bei seinen Worten übers Gesicht und versickern in meinem Kissen. Längst habe ich aufgegeben sie wegwischen zu wollen. Das macht keinen Sinn, weil dauernd neue nachkommen.
Gerne würde ich alles ungeschehen machen und vor aller Welt zu ihm stehen, aber ich fürchte, ich habe die Chance auf ein Happyend längst verspielt. Unsere Trennung ist bereits ein Jahr her und ich habe gesehen, wie glücklich er gerade ist. Oder spielt er das alles nur? Wer ihn so gut kennt wie ich, weiß, wie sehr er leidet.
Verdammt, wie konnte ich ihm dermaßen wehtun? Was soll ich jetzt machen? Ich kann doch nicht einfach bei ihm auftauchen und hoffen, das alles wieder so wird wie früher. Das wäre ja wohl zu viel verlangt. Wenn ich ihn zurückgewinnen will, muss ich mir schon was besseres einfallen lassen, als bei ihm aufzutauchen und um Vergebung zu bitten.
Einen Tag später bin ich in Irland. Ich habe meine Familie gebeten, zu mir zu kommen, weil ich ihnen etwas Wichtiges zu erzählen hätte. Als sie alle da sind, sitzen wir zusammen und ich bin so nervös, dass meine Hände zittern. Das hier ist ein großer Schritt für mich. Was ich jetzt sage, kann ich nicht mehr zurücknehmen. Nachdem ich nochmal tief durchgeatmet habe, lasse ich die Bombe platzen.
"Ich habe euch hergebeten, weil ich euch etwas zu sagen habe. Lange habe ich ein Geheimnis darum gemacht und dadurch den wichtigsten Menschen in meinem Leben verloren. Ich bin schwul und war mit Harry zusammen. Doch als ich immer neue Ausreden fand, um mich nicht outen zu müssen, ist er ausgezogen."
Ich dachte immer, nach so einem Geständnis explodiert eine Atombombe oder es passiert eine andere Katastrophe. Doch nichts dergleichen geschieht. Ganz im Gegenteil, meine Familie reagiert ganz gelassen und mein Bruder Greg sagt, dass er sich so was schon gedacht hat.
Harrys POV
Heute habe ich endlich mein zweites Album veröffentlicht. Die Fans haben bereits sehnsüchtig darauf gewartet und ich freue mich über die vielen positiven Rückmeldungen. Der einzige Wermutstropfen bei der Sache ist, dass ich dieses Glück nicht mit Niall teilen kann. Vor einem Jahr bin ich aus unserer gemeinsamen Wohnung ausgezogen und habe jeden Kontakt zu ihm vermieden.
Dafür habe ich ein Lied darüber geschrieben, wie ich mich fühle. Ich setze mich auf das Sofa in meiner kleinen Bleibe und höre es mir erneut an. Meine Stimme klingt rau, ganz so als hätte ich stundenlang geweint, bevor wir es aufgenommen haben. Vielleicht habe ich das auch. Es hat lange gedauert, bis ich mich einigermaßen gefangen hatte.
Mein Handy piept und zeigt mir eine neue Nachricht an. Lächelnd nehme ich es und schaue, wer mir geschrieben hat. Louis natürlich, wer auch sonst. Er ist der beste Freund der Welt.
'Herzlichen Glückwunsch zum Album. Die Songs sind großartig. Wie geht es dir?'
'Ich wünschte, ich könnte diesen Erfolg mit Niall teilen.'
'Ich weiß. Hazza, du solltest dir mal seinen letzten Tweet ansehen.'
'Vergiss es. Es tut auch so schon weh genug.'
'Tu es einfach.'
Was soll das denn jetzt? Will Louis mir noch mehr Schmerzen bereiten? Er weiß doch genau, wie sehr ich gelitten habe. Trotzdem lässt mich seine Aufforderung nicht mehr los und ich etappe mich dabei, wie ich Twitter öffne und nach Nialls Profil suche. Sofort springt mir sein letzter Tweet ins Auge und ich halte die Luft an.
'Vor einem Jahr habe ich den wichtigsten Mensch in meinem Leben verloren, weil ich ein sturer Dummkopf war. Es tut mir leid, Harry. Ich liebe dich, bitte gib uns noch eine Chance.'
Bin ich durch ein schwarzes Loch in ein Paralleluniversum gefallen? Oder ohnmächtig geworden und das alles ist nur ein Trugbild meines Hirns? Sofort wähle ich Louis' Nummer und hoffe, er lässt mich jetzt nicht hängen.
"Hallo Hazza. Hast du es gesehen?"
"Ist der Tweet wirklich echt? Bin ich wach oder träume ich?"
"Er ist echt und du bist wach. Fahr zu ihm, Harry. Ihr solltet euch endlich aussprechen. Niall liebt dich und es tut ihm aufrichtig leid."
"Woher weißt du das? Hattest du Kontakt zu ihm?"
"Ja, wir haben ein paar Mal telefoniert und er hat jedesmal geweint. Er vermisst dich schrecklich. Jetzt hat er den ersten Schritt auf dich zugemacht. Nun ist es an dir, darauf zu reagieren."
Louis hat ja recht. Trotzdem habe ich Angst davor, zu Niall zu fahren. Will er mich wirklich noch? Um das herauszufinden, muss ich mit ihm reden. Ich verabschiede mich von Louis, gehe zum Auto und mache mich auf den Weg zu meinem Freund.
Vor dem Haus stelle ich den Wagen ab, steige aus und gehe mit zitternden Beinen zur Haustür. Minutenlang stehe ich dort und traue mich nicht zu klingeln. Gerade als ich mich entschlossen habe, es endlich zu tun, geht die Tür auf und Niall steht vor mir.
Nialls POV
Ich koche gerade Tee als ein Auto die Auffahrt heraufkommt und ein mir allzu bekannter Mann aussteigt. Sofort rast mein Herz los, meine Hände zittern und ich warte angespannt darauf, das es endlich klingelt. Aber das Signal, das jemand vor der Tür steht, bleibt aus. Also gehe ich in den Flur und mache die Tür auf.
"Willst du da draußen festwachsen?", frage ich leise. "Du hast einen Schlüssel, warum kommst du nicht einfach rein?"
"Ich bin ausgezogen, Niall. Ich würde nie einfach die Wohnung ohne dein Einverständnis betreten."
"Komm endlich rein", sage ich, nehme seine Hand und ziehe ihn in den Flur.
Dass er sie mir nicht entzieht ist für mich ein gutes Zeichen. Wir gehen in die Küche, ich stelle den Tee auf den Tisch und wir setzen uns hin. Harry schweigt und sieht mir dabei zu, wie ich das heiße Getränk in die Tassen gieße.
"Warum bist du hier?"
Er sieht mich an und ich versinke in den grünen Augen. "Ich habe deinen Tweet gesehen", antwortet er leise. "Zuerst wollte ich ihn mir nicht ansehen, aber Louis hat mich neugierig gemacht und dann ermuntert, zu dir zu kommen. Es ist mutig von dir, vor aller Welt zu unserer Liebe zu stehen."
"Ich konnte es einfach nicht mehr verleugnen. Du fehlst mir Harry. Deine Wärme und Nähe fehlen mir. Ich vermisse die Geborgenheit, die nur du mir schenken kannst. Nur du schaffst es, mein Herz höher schlagen zu lassen. Gibst du mir noch eine Chance, auch wenn ich ein Idiot bin?"
Seine grünen Augen fangen meinen Blick auf und ein sanftes Lächeln erscheint auf seinen Lippen. Er nimmt meine Hand in seine und drückt einen Kuss auf meinen Handrücken.
"Ein Jahr ist vergangen, seit ich gegangen bin und eine Pause von dir gefordert habe. Ich habe es jede Sekunde bereut und nie aufgehört, dich zu lieben. Natürlich gebe ich dir, uns, noch eine Chance."
Er steht auf, zieht mich ebenfalls auf die Füße und umarmt mich fest. Ich atme seinen Duft ein und die Last des letzten Jahres fällt von mir ab. Ganz eng schmiege ich mich an ihn und fühle mich endlich wieder Zuhause.
"Ich bin so froh, dass du da bist", flüstere ich.
"Sieh mich an, Babe."
Ich hebe den Kopf und versinke erneut in seinen Augen. Harry kommt immer näher, sanft streifen seine Lippen über meine und ich erwidere den zärtlichen Kuss. Danach holt Harry sein Handy aus der Tasche, macht ein Foto von uns und stellt es auf seine Twitterseite.
'Ich liebe dich, Babe. #loveislove #nowandforever'
Nachdem er es gepostet hat, küsst er mich erneut und lässt mich alles um mich herum vergessen. Ich bin der glücklichste Mann der Welt, weil Harry wieder bei mir ist.
"Ich liebe dich, Harry. Lass uns nie wieder streiten, bitte."
"Ich liebe dich auch, Niall. Wir sollten es zumindest versuchen."
Natürlich gibt es auch in Zukunft ab und zu mal Reibereien zwischen uns, aber wir sprechen sofort über alles und können die Probleme aus der Welt schaffen, die zwischen uns stehen. Harry und ich lieben uns und wollen uns nie wieder verlieren. Das Jahr des Getrenntseins hat uns gelehrt, nicht leichtfertig alles wegzuwerfen. Es lohnt sich immer, um seine Beziehung zu kämpfen.
Dieses Lied hat mich sofort tief berührt und mich zum weinen gebracht. Dann kam mir diese Idee und ich musste sie einfach niederschreiben. Ich hoffe, der OS gefällt euch, auch wenn er ziemlich kurz ist.
Hugs and kisses xx
Nicky
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro