101. Ziam
Liams POV
"Ja, verpiss dich ruhig. Das kannst du schließlich am Besten", brüllt Zayn mir hinterher.
Wie vom Donner gerührt bleibe ich im Flur stehen, die Türklinke habe ich bereits in der Hand. Schon wieder hatten wir Streit und ich weiß nicht, wie wir unsere Differenzen ausräumen sollen. An der Stimme meines Freundes kann ich erkennen, dass er den Tränen nahe ist. In den letzten Monaten zoffen wir uns ständig, oft nur wegen Kleinigkeiten. Meist haue ich dann ab, um dem Gezanke aus dem Weg zu gehen.
Unschlüssig bleibe ich noch einen Moment stehen, aber dann verlasse ich die Wohnung und ziehe die Tür hinter mir zu. Ich atme tief durch und versuche, mich zu sammeln. Es macht mir keinen Spaß, mit Zayn zu streiten, aber ich habe keine Ahnung, wie ich es verhindern soll. Automatisch mache ich mich auf den Weg zu Harry. Er öffnet mir und lässt mich wortlos in die Wohnung.
"Schon wieder?", fragt er, nachdem er die Tür geschlossen hat.
Der Lockenkopf hört sich resigniert an und ich kann ihn verstehen. Ich lasse den Kopf hängen und nicke zaghaft.
"Mensch Li, ihr müsst endlich miteinander reden. Willst du Zayn verlieren?"
"Nein, natürlich nicht, aber ich habe keine Ahnung, was ich machen soll. Kannst du mir helfen, bitte?"
"Geh nach Hause und rede mit ihm."
"Das kann ich nicht", flüstere ich.
"Du bist ein Feigling, Liam James Payne."
Ich ziehe den Kopf ein. Harry verwendet meinen vollen Namen nur, wenn er richtig sauer auf mich ist, was zum Glück nur selten vorkommt. Eine Stunde später hat er mich davon überzeugt, nach Hause zu gehen. Auf dem Weg dorthin überlege ich, was ich Zayn sagen soll. Doch als ich die Tür aufsperre, erlebe ich eine böse Überraschung. Mein Freund hat seine Sachen gepackt und schaut mich ernst an.
"Zayn, wo willst du hin?"
"Ich ziehe erstmal zu Louis. Wir brauchen Zeit, um uns zu sortieren und uns klar zu werden, was wir wollen."
"Was? Nein, bitte bleib hier. Wir können doch über alles reden."
"Ich kann nicht, Liam."
Tränen glitzern in den dunklen Augen und erneut bin ich Schuld daran. Sanft lege ich die Hand auf seinen Arm und zuerst denke ich, er entzieht sich der Berührung, aber dann macht er zögernd einen Schritt auf mich zu. Vorsichtig schlinge ich die Arme um seinen schlanken Körper und halte ihn liebevoll fest.
"Bitte gib uns nicht auf", murmele ich und drücke die Nase in seine weichen Haare.
"Das habe ich nicht vor. Lass mir einfach ein wenig Zeit, dann setzen wir uns zusammen und sprechen in Ruhe über alles."
"Ich liebe dich, Zayn. Es tut mir leid, dass ich dir das in letzter Zeit viel zu selten gezeigt habe."
"Ich liebe dich auch, Liam."
Nach einem zärtlichen Kuss, streichelt er liebevoll über meine Wange und tritt zurück. Er nimmt seine Koffer, geht zur Tür und dreht sich dort nochmal zu mir um. Unsere Blicke finden sich und halten sich einen Moment lang fest. Dann verlässt Zayn die Wohnung, schließt die Tür hinter sich und ich bleibe alleine zurück.
Zayns POV
Wie in Trance fahre ich durch die Stadt zu Louis. Eigentlich sollte ich in diesem Zustand nicht fahren, aber ich habe Louis Angebot, mich abzuholen abgelehnt. In meinem Kopf ist nur ein einziger Gedanke.
'Ich habe Liam verlassen.'
Auch wenn es nur eine Auszeit ist, es ist eine Trennung und die tut entsetzlich weh. Tapfer kämpfe ich gegen die Tränen, die müssen warten, bis ich bei Lou bin. Dann darf ich zusammenbrechen, vorher nicht. Nach zwanzig Minuten bin ich endlich am Ziel, stelle den Wagen ab und eile zur Tür. Ehe ich klingeln kann, geht die Tür auf und ich werde in eine feste Umarmung gezogen. Jetzt lasse ich den Tränen freien Lauf, weil ich weiß, dass Louis mich auffangen wird.
"Komm, setz dich erstmal. Du klappst mir gleich zusammen."
Fürsorglich schiebt Louis mich zum Sofa, drückt mich in die weichen Polster und streicht mir liebevoll durch die Haare. Er lässt mich kurz alleine, um Tee zu kochen und gibt mir eine Tasse in die Hand. Mein bester Freund versucht stets, alle Wehwehchen mit Tee zu kurieren. Meist gelingt ihm das auch, aber eine Trennung kann das dampfende Getränk auch nicht ungeschehen machen.
"Warum hast du Liam verlassen, wenn du ihn doch offensichtlich noch so sehr liebst?"
"Weil ich es nicht mehr ertrage, dass er so abweisend zu mir ist. Es gibt kaum noch etwas, das wir gemeinsam machen, wir küssen uns nur noch selten und im Bett läuft auch nichts mehr. Versteh mich bitte nicht falsch, Sex ist nicht alles in einer Beziehung, aber es gehört dazu. Vielleicht hat Liam ja jemand anderen gefunden und hat sich neu verliebt."
"So ein Blödsinn, Zayn. Er liebt dich über alles und das weißt du auch."
"Tue ich das? Ich habe zur Zeit keine Ahnung, was in Liam vorgeht."
"Aber du bist trotzdem abgehauen, ohne mit ihm über eure Probleme zu sprechen?"
So wie er das sagt, komme ich mir vor, als wäre ich der größte Idiot der Welt. Vor allem, da Liam mich ja auch eindringlich um ein Gespräch gebeten hat.
"Ja", murmele ich kleinlaut.
"Ach Zayn. Du bleibst jetzt erstmal hier und wirst dir darüber klar, was du wirklich willst. Allerdings wirst du irgendwann mit Liam reden müssen. Ihr solltet das wirklich klären, schließlich liebt ihr euch doch."
"Danke, du bist der Beste."
Gemeinsam richten wir das Gästezimmer her und ich verkrieche mich darin. Louis lässt mich in Ruhe, aber ich weiß, dass er jederzeit für mich da ist. Abends klopft er an der Tür und fragt, ob ich etwas zu essen möchte.
"Nur, wenn du nicht kochst."
"Hey, ich habe extra einen Kochkurs gemacht."
Er schafft es, mich zum Lachen zu bringen und ich vergesse meine Sorgen für kurze Zeit.
"Ich helfe dir in der Küche", sage ich und er nickt zufrieden.
Jetzt wird mir klar, was er mit der Frage bezweckt hat. Louis wollte mich aus dem Zimmer locken und auf andere Gedanken bringen. Ich umarme ihn und küsse ihn auf die Wange.
"Ich danke dir, Lou."
Liams POV
Die Einsamkeit trifft mich mit voller Wucht, als die Tür hinter Zayn zufällt. Ich kann kaum glauben, dass er wirklich gegangen ist. Da habe ich mich dazu aufgerafft, mit ihm zu reden und er haut einfach ab. Mir wird klar, dass wir größere Probleme haben, als bisher angenommen.
Im Wohnzimmer lasse ich mich auf das Sofa fallen und schließe die Augen, um die Tränen zurückzuhalten. Das gelingt mir allerdings eher schlecht als recht. Die heißen Tropfen laufen über mein Gesicht und ich kann einen Schluchzer nicht unterdrücken. Mit zitternden Fingern hole ich das Handy aus der Tasche und wähle Harrys Nummer.
"Li, solltest du nicht eigentlich mit Zayn reden?", fragt er sofort.
"Er ist ausgezogen", schniefe ich. "Zayn will eine Auszeit von unserer Beziehung."
"Das tut mir leid. Weißt du, wo er hin will?"
"Ja, er kommt vorerst bei Louis unter. Was soll ich denn jetzt machen? Ich will ihn auf keinen Fall verlieren."
"Lass ihm ein paar Tage Zeit und dann fang an, um ihn zu kämpfen. Du musst ihm beweisen, dass du ihn liebst. Ihr gehört zusammen, Liam."
"Danke Hazza, du bist der Beste."
Abends liege ich im Bett, das ohne Zayn viel zu groß erscheint und denke darüber nach, was ich machen könnte, um meinen Freund zurückzugewinnen. Im Moment bin ich noch völlig ratlos. Blumen, Pralinen oder Briefe sind zu banal, darauf wird er nicht anspringen. Viel Schlaf finde ich in der Nacht nicht, die ganze Sache wühlt mich viel zu sehr auf. Im Traum sehe ich mich am Klavier sitzen und höre, wie ich ein romantisches Lied singe.
Als es dämmert stehe ich auf, gehe ins Wohnzimmer, setze mich an den Flügel und spiele aus dem Gedächtnis den Song, der mir seitdem im Kopf herum spukt. Der Text kommt wie von selber und ich schreibe die Worte auf, damit ich sie nicht vergesse. Danach rufe ich meinen Produzenten an und bitte ihn, einen Termin im Studio zu machen. Ich will das Lied unbedingt so schnell wie möglich aufnehmen. Es spiegelt die Beziehung von Zayn und mir wider und ich hege die Hoffnung, ihn damit versöhnen zu können.
Zwei Tage später stehe ich im Studio und versuche, das Lied aufzunehmen. Es gelingt mir allerdings erst im vierten Anlauf, weil ich nicht aufhören kann zu weinen. Danach höre ich mir die Aufnahme an und bekomme Gänsehaut. Meine Stimme klingt rau und das verleiht dem Lied einen besonderen Touch.
Doch meine Idee, den Song gleich herauszubringen, stößt zuerst auf taube Ohren. Mein Management lacht sich schief, als ich ihnen sage, dass ich im Oktober ein Weihnachtslied veröffentlichen möchte. Ich habe allerdings nicht vor, locker zu lassen. Ich will, dass dieses Lied so schnell wie möglich erscheint. Es ist meine einzige reele Chance Zayn zurückzugewinnen.
"Liam, niemand wird das Lied kaufen, wenn wir es so früh auf den Markt bringen. Wieso bist du so versessen darauf, es ausgerechnet jetzt zu veröffentlichen?"
"Weil ich Zayn nicht verlieren will und ich dieses Lied einzig und allein für ihn geschrieben habe."
Zayns POV
Jetzt bin ich schon eine Woche bei Louis, aber der Herzschmerz wird nicht weniger. Ich vermisse ihn und möchte ihn wieder an meiner Seite haben. Leider meldet er sich nicht bei mir, meine Nachrichten bleiben unbeantwortet. Wahrscheinlich habe ich ihn längst verloren, aber mich damit abzufinden fällt mir schwer. Leises Klopfen an der Tür lenkt mich von meinen trüben Gedanken ab.
"Komm rein, Lou."
Mein bester Freund betritt das Zimmer. Er hat seinen Laptop dabei und stellt ihn mir auf den Schoß. Dann setzt er sich zu mir, drückt ein paar Tasten und ein Video startet. Überrascht schaue ich ihn an.
"Weihnachtslieder? Jetzt schon?"
"Hör einfach nur zu, Zee."
Ich tue ihm den Gefallen und als ich die Stimme höre, die aus den Lautsprechern kommt, formen sich Tränen in meinen Augen. Als das Video zu Ende ist, drücke ich erneut auf abspielen und diesmal lausche ich aufmerksam dem Text. Er spricht über uns und unsere Beziehung, den Streit den wir haben und er drückt seinen Wunsch aus, sein Leben mit mir zusammen zu verbringen.
"Ich dachte, er hätte mich schon abgeschrieben", flüstere ich. "Was soll ich denn jetzt machen?"
"Fahr zu ihm und redet miteinander. Ihr seid ein Traumpaar und ich bin sicher, ihr könnt eure Differenzen ausräumen."
"Danke Louis, du bist ein wahrer Freund."
Der Weg zu Liams und meiner Wohnung dauert gefühlt ewig. Dann stehe ich bestimmt zehn Minuten vor der Tür und traue mich nicht, zu klingeln, geschweige denn, einfach hineinzugehen. Plötzlich geht die Tür auf und Liam steht vor mir. Er hat ein kleines Lächeln auf den Lippen, sein Blick ist weich.
"Willst du noch lange da draußen stehen bleiben?", fragt er leise.
"I-Ich..." Hilflos breche ich ab und lasse den Kopf hängen.
"Komm rein, Zaynie."
Er nimmt meine Hand und zieht mich in den Flur. Nachdem er die Tür hinter uns geschlossen hat, stehen wir uns gegenüber und sehen uns einfach nur an. Zögernd mache ich einen Schritt auf ihn zu und Liam umarmt mich, so fest er kann. Ich drücke mein Gesicht an seinen Hals, atme seinen besonderen Duft ein und lasse meinen Tränen freien Lauf. Es sieht ganz so aus, als wäre ich zu einer Heulsuse mutiert, seit wir die Beziehungspause machen.
"Wein doch nicht, Babe", murmelt er mir leise ins Ohr.
"Ich kann nicht anders", schniefe ich.
Also hält er mich einfach nur fest, summt leise und wiegt mich sanft hin und her. Langsam werde ich ruhiger, die Tränen versiegen und ich hebe den Kopf, um ihn ansehen zu können.
"Das Lied ist wunderschön. Willst du unsere Beziehung wirklich noch?", will ich unsicher wissen.
Er nimmt meine Hand, führt mich ins Wohnzimmer und wir setzen uns aufs Sofa. Liebevoll legt er die Hand an meine Wange und schaut mich so voller Liebe an, dass mir endlich wieder warm wird.
"Zayn, ich wollte nie, dass es soweit kommt. Ja, ich bin abgehauen, nach dem letzten Streit, aber das war ein Fehler. Dass ich deine Nachrichten nicht beantwortet habe, tut mir leid. Aber ich wollte dir mit dem Lied alles sagen, was wichtig ist. Ich liebe dich, Zayn. Bitte bleib hier, wir gehören doch zusammen."
Liams POV
Noch immer glänzen Zayns Augen feucht. Ich kann erkennen, dass er in den letzten Tagen öfter geweint hat, außerdem hat er abgenommen. Zärtlich nehme ich ihn in den Arm und streiche ihm durch die seidenweichen Haare.
"Ich bleibe, aber wir müssen dringend etwas ändern. Wir haben kaum noch Gemeinsamkeiten und ich vermisse unsere Zärtlichkeiten. Sex ist nicht alles, aber für mich gehört es zu einer Beziehung. Du sagst, du liebst mich. Das wirst du mir beweisen müssen."
"Es tut mir leid, dass ich dich so wenig beachtet habe in den letzten Wochen. Ich weiß gar nicht, was mich da geritten hat. Du bist der Mann meines Lebens und ich mache beinahe unsere Beziehung kaputt. Oh Gott, ich bin ein solcher Idiot. Wie kannst du mir das bloß verzeihen?"
"Ich liebe dich, du Idiot", sagt er lächelnd. "Nicht nur du hast Fehler gemacht, ich habe mich auch nicht mit Ruhm bekleckert. Wir müssen mehr miteinander reden und sagen, was uns stört. Nur so stellen wir sicher, dass es nicht dauernd zum Streit kommt."
Langsam kommen wir uns näher, meine Augen fallen zu und dann berühren sich unsere Lippen sanft. Zärtlich küssen wir uns, vertiefen den Kuss nicht. Es tut gut, ihn wieder berühren zu dürfen. Atemlos beenden wir den Kuss und sehen uns lange einfach nur an. Im Moment ist alles gesagt, alles Weitere wird sich mit der Zeit zeigen.
In den nächsten Wochen reden wir viel miteinander und kommen uns endlich wieder näher. Ganz langsam wendet sich alles wieder zum Guten. Unsere Freunde freuen sich, dass wir erneut ein glückliches Paar sind. Viel zu oft mussten sie als Kummerkasten herhalten, wenn bei Zayn und mir der Haussegen schief hing. Auch im Bett läuft alles wieder bestens.
Gerade bin ich dabei, Abendessen zu machen und den Tisch zu dekorieren. Blumen, Kerzen, Weingläser, silbernes Besteck und weiße Teller. Zayn ist mit Louis unterwegs und ich will ihn überraschen. Zehn Minuten später schließt er die Tür auf und kommt gleich darauf zu mir in die Küche.
"Hi Babe, ich bin Zuhause. Wow, hast du das für mich gemacht?"
"Hallo Sweetheart, hattest du einen schönen Nachmittag? Natürlich ist das für dich, für uns, um genau zu sein."
Zayn umarmt mich stürmisch und wir küssen uns liebevoll. Ich lege die Arme um ihn und halte ihn an fest an mich gedrückt. Er schaut zu mir hoch, in seinen Augen kann ich die Liebe erkennen, die er für mich empfindet.
"Ich bin so froh, dass wir uns ausgesprochen haben. Du bist der Mann meines Lebens. Ich liebe dich, Liam."
"Ohne dich war mein Herz wie gefroren, ich war einsam und habe mich schrecklich gefühlt. Ich liebe dich über alles, Zayn. Lass uns nie wieder streiten. Lieber reden wir über alles, auch wenn es unangenehm ist."
Mein Freund nickt und wir küssen uns erneut voller Zärtlichkeit. Wenn wir uns beide daran halten und in Zukunft miteinander reden, dann schaffen wir das auch. Ich liebe Zayn und daran wird sich nie etwas ändern.
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