7. Niam
Niall P.O.V.
Manchmal sind Träume wie bunte Krokusse. Sie wachsen tief in der Erde, im Geheimen und Verborgenen. Werden größer und stärker und treiben Wurzeln. Und auf einmal - fast über Nacht - schießen sie aus dem Boden. Ubd du sitzt in einem Feld voller bunter Blüten.
Lass' dich von nichts und niemanden aufhalten, deine Träume zu verwirklichen.
Was kostet es eigentlich Träume wahr werden zu lassen? Einfach nur Mut.
Alle Träume können wahr werden, wenn wir den Mut haben, ihnen zu folgen.
Ich mag Träume, die gelebt werden. Umarmungen, die von Herzen kommen. Und Freunde, die ehrlich sind.
Also gib' niemals auf. Wer weiß schon, was da gerade passiert, tief unten in der Erde?
Denn dort unten passierte einiges. Meine Träume wurden war. Ich durfte bei X-Factor teilnehmen, lernte wunderbare Menschen und neue Freunde kennen. Lernte meine große Liebe kennen und sang mit ihr in einer Band. Wir wurden immer berühmter und nach einiger Zeit, waren wir die erfolgreichste Boyband der Welt. Jeder kannte uns, ob man es wollte oder nicht. Wir lebten unseren Traum, der real wurde. Wir gaben Konzerte in ausverkauften Stadien. Hatten schöne Momente mit den Fans. Alles war perfekt.
Doch diese Träume können innerhalb einer Sekunde zu Albträumen werden.
Wir hatten gerade ein Konzert in London, in der O2-Arena. Alles lief super. Bis zu diesem einen Augenblick. Wir sangen gerade Act My Age, als der berühmte Water-Fight zwischen Louis und Liam begann. Lächelnd beobachtete ich meinen Freund wie er hinter Louis, mit einer Flasche Wasser in seiner rechten Hand, her rannte. Die Fans und auch ich liebten solche Momente. Momente, in denen wir einfach wir sein konnten. Denn diese hatten wir nicht sehr oft.
Doch wie bereits erwähnt wurde, konnte sich alles in einem Bruchteil von einer Sekunde ändern.
Auf der Bühne war eine Rampe, welche circa 1,20 Meter hoch war und zu einer Erhöhung führte. Und auf eben dieser befanden sich Liam und Louis. Liam wollte gerade die Rampe hinunter rennen, als es passierte. Er übersah, dass der Boden nass und rutschig war.
Ich konnte sehen, wie er sein Gleichgewicht verlor und runter fiel. Er kam mit seinem Kopf auf dem Boden auf und sein rechter Arm verdrehte sich komisch nach hinten. Regungslos blieb er liegen.
Ich, beziehungsweise wir, hörten auf zu Singen, die Band hörte auf zu Spielen und die Fans waren mucksmäuschenstill.
Man hörte keinen einzigen Ton mehr.
Mein Mikrofon ließ ich fallen und rannte zu Liam. Ich schob Louis, der neben Liam kniete, auf die Seite und ließ mich neben meinen Freund fallen.
Unter seinem Kopf hatte sich bereits eine kleine Lache seines Blutes gebildet und aus seinem Arm ragte ein Knochen. Ein offener Bruch.
Im Hintergrund konnte ich Harry hören, der gerade einen Notarzt verständigte, während er Zayn im Arm hielt.
Louis allerdings kniete wieder neben mir und hatte sich sein Shirt ausgezogen, welches er nun auf die Kopfwunde von Liam drückte, um die Blutung zu stoppen.
Für mich blieb währenddessen die Zeit stehen. Mein Herz pochte wie verrückt und Tränwn liefen in Strömen aus meinen Augen. Ab und zu entfloh mir auch ein Schluchzen, das ich nicht zurückhalten konnte. Ich nahm Liam's linke Hand in meine und drückte sie fest. Flüsterte ständig seinen Namen und dass ich ihn liebte.
Er durfte jetzt nicht sterben. Ich brauchte ihn doch. Ohne ihn konnte ich nicht leben. Er war mein Fels in der Brandung. Er war wie die Luft, die ich zum Atmen brauchte. Ich konnte ihn jetzt nicht verlieren. Wir wollten noch so vieles zusammen machen.
Gefühlte Stunden später kam dann endlich ein Notarzt mit drei Sanitätern, die einen Notfallkoffer und eine Stryker-Trage dabei hatten.
Sie liefen eilig auf uns zu und kümmerten sich um Liam, während Louis und ich Abstand halten mussten.
Mittlerweile standen auch Mitglieder unserer Crew auf der Bühne, die sich, mit dem Rücken zu uns, vor uns hingestellt hatten, um Liam vom Publikum abschotten zu können.
Immer noch in einer Art Schockstarre, starrte ich auf Liam und die Sanitäter. Der Notarzt sprach gerde zu einen der Sanitäter und ich konnte Worte wie "schwache Atmung", "vermutlich schweres Schädel-Hirn-Trauma", "offene Fraktur am rechten Unterarm" hören und dass er eine Vakuummatratze, eine Schaufeltrage und den Defibrillator mit EKG-Anzeige holen sollte.
Mehr bekam ich nicht mit, denn ich entfernte mich noch ein paar Schritte weiter und ließ mich dann auf den Boden sinken. Louis kam mir hinterher und nahm mich sofort in den Arm, als er sich neben mich kniete. Auch Harry und Zayn kamen zu uns. Sie versuchten mich und auch sich selbst zu beruhigen, in dem sie immer wieder mit tränenerstickender Stimme flüsterten, dass alles wieder gut werden würde.
Nach ungefähr fünfzehn bis zwanzig Minuten kam einer der Sanitäter zu uns und erklärte uns, dass sie Liam intubieren mussten, er aber soweit stabil war, dass sie ihn ins Krankenhaus bringen konnten.
Die Frage von Harry, ob einer von uns mitfahren durfte, bejahte er und somit stand fest, dass ich im Krankenwagen mitfahren werde. Die anderen würden nach kommen.
Nun saß ich im Wartezimmer des Krankenhauses ind wartete darauf, dass ein Arzt kam, der mir sagen konnte, wie es Liam ging. Kurze Zeit später kamen dann auch Louis, Harry, Zayn und ein paar Crewmitglieder.
Durch ein sanftes Rütteln an meiner Schulter wachte ich wieder auf. Ich musste wohl vor Erschöpfung eingeschlafen sein. Ich hob meinen Kopf von Louis' Schulter und sah zum Arzt, welcher vor uns stand. Sofort war ich wieder hellwach. "Ich bin Dr. Halstead.", stellte er sich vor.
"Wie geht es Liam?", fragte ich sofort, mit einem Hauch von Panik in meiner Stimme. "Den Umständen entsprechend. Sein Zustand ist immer noch kritisch. Er liegt auf der Intensivstation. Er hatte eine offene Fraktur am rechten Unterarm, die gerichtet wurde. Außerdem hat er ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, was uns noch Sorgen bereitete." "Was heißt das?", wollte Zayn wissen."Wir mussten ihn mit Benzodiazepin, Propofol und Barbiturat sedieren. Durch diese Substanzen wird auch der Hirndruck gesenkt. Zurzeit liegt er im Koma und braucht sehr viel Ruhe." "Können wir ihn sehen?", wurde er gefragt. "Nein. Vorerst kein Besuch. Ich werde ihnen bescheid geben, wenn sich etwas ändern sollte. Es tut mir leid." Mit diesen Worten verabschiedete sich der Arzt und ließ uns wieder alleine.
Ich begann wieder zu schluchzen und auch Zayn konnte ich schluchzen hören. Louis nahm mich erneut in den Arm und gab mir den Halt, den ich gerade nötig hatte. Er strich über meinen Rücken und legte seinen Kopf auf meine Schulter. Ich konnte ihn ebenfalls weinen hören.
Irgendwann, ich wusste nicht mehr, nach wie vielen Stunden, verließen wir die Klinik und fuhren nach Hause zu Zayn's Wohnung, da diese am kürzesten von der Klinik entfernt war.
In der Früh klingelte dann mein Handy, was uns alle aufschrecken ließ. Es war Dr. Halstead. Liam's Zustand hatte sich verschlechtert. Mehr wollte er am Telefon nicht sagen.
Wir machten uns sofort auf den Weg ins Krankenhaus. Wir wurden bereits von Dr. Halstead erwartet, welcher uns in einen freien Behandlungsraum brachte. "Was ist passiert?", wurde er auch gleich von Louis gefragt. "Sein Hirndruck stieg und er hatte eine intrakranielle Blutung, eine Hirnblutung. Um den Hirndruck zu senken, mussten wir eine Entlastungskraniektomie durchführen. Bei dieser Operation wurden Teile seines Schädels entfernt, um dem angeschwollenen Gehirn mehr Platz zu verschaffen und so zur Hirndrucksenkung beizutragen. Die entfernten Schädelteile werden nach dem Rückgang der Schwellung wiedet eingesetzt. Das kann allerdings vier Wochen bis sechs Monate dauern..."
Weiter hörte ich ihm nicht mehr zu. Ich stand von meinem Stuhl auf und verließ eilig den Raum und anshließend auch dad Krankenhaus. Mir wurde gerade alles zu viel. Das war alles zu viel auf einmal. Ich lehnte mich an der Außenwand des Krankenhauses an und ließ mich zu Boden gleiten. Ich winkelte meine Beine an und legte meinen Kopf darauf. Die Tränen liefen wie Bäche aus meinen Augen und durchnässten meine Hose. Ich schluchzte immer wieder auf und begann zu zittern.
Jeden Tag ging ich ins Krankenhaus. Egal ob ich zu ihm durfte oder nicht. Ich kam so früh wie möglich und ging erst spät nachts wieder heim. Ich saß vor seinem Zimmer auf dem Boden oder neben seinem Bett auf einem Stuhl und hielt seine Hand. Ich war für ihn da. Ich fing an zu Beten und versuchte nie die Hoffnung aufzugeben. Hoffte immer an ein Wunder. Wurde von den anderen unterstützt. Sie waren in dieser schweren Zeit immer für mich da.
Nach zwei Monaten war sein Hirndruck soweit gesunken, dass seine Schädelteile wieder eingesetzt werden konnten. Allerdings lag er immer noch im Koma und musste künstlich beatmet werden.
Weitere fünf Wochen später wachte er dann aus dem Koma auf. Er hatte eine Amnesie, aber das sei normal sagte der Arzt. Die Erinnerungen würden igendwann wieder kommen. Dass er keine weiteren neurologischen Auffälligkeiten hätte, sei allerdings ein kleines Wunder.
Heute, fast ein Jahr, nachdem er aus dem Koma aufgewacht war, später, ging es Liam wieder ganz gut. Er war fast wieder der alte Liam. Er machte noch immer eine Therapie um dad ganze zu verarbeiten und um seine Albträume los zu werden, die er seit circa sechs Monaten hatte. Doch er machte gute Fortschritte.
Die Band hatten wir letztendlich aufgelöst und wir genossen jetzt unsere Zeit zusammen. Unsere Fans unterstützten uns weiterhin, denn ihnen war es egal ob wir noch eine Band waren oder nicht. Sie standen immer auf unserer Seite und unterstützten uns.
Vielleicht würde es ja irgendwann ein Comeback geben. Irgendwann in der Zukunft. Denn die Hoffnung stirbt zuletzt.
Man durfte sie nur nicht aufgeben.
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