Larry - The Virus (2)
Wir lebten nun also zusammen.
Die Couch war eingeweiht, der Teppich ausgesucht, die Umzugskartons alle ausgeräumt, unsere Sachen verstaut. Harry verbrachte viel Zeit im Büro, und ich im Restaurant. Meine Schwester hatte es aufgemacht, und ich hielt es für eine gute Idee, arbeiten zu gehen; ein wenig Selbstständigkeit aufrecht zu erhalten. Anders hätten wir uns das Haus auch gar nicht leisten können. Aber es war unser gemeinsamer Traum, den wir uns damit erfüllt hatten.
Fehlte nurnoch die Einweihungsfeier.
Dienstags kamen unsere Familien vorbei. Es herrschte eine merkwürdige Stimmung, da nur wenige ausgewählte Familienmitglieder von Harrys Diagnose wussten, und sie scheinbar alle das Bedürfnis verspürten, uns bei jeder Gelegenheit anzupassen, um eine medizinische oder recht persönliche Frage zu stellen.
Am Ende des Abends fielen wir beide erschöpft ins Bett.
"Ich wollte noch duschen gehen...", murmelte Harry und ich unterdrückte mit mäßigem Erfolg ein Gähnen. "Hm...", brachte ich leise heraus. Meine Augen waren zugefallen in der Sekunde, in der ich mich auf das Bett gelegt hatte. "Warte bis morgen, dann komme ich mit.", grinste ich dann und hörte Harry müde lachen. "Gern, aber ich stinke. So willst du mich sicher nicht im Bett haben." Seine Stimme wurde dünner, als er den Satz beendete und ich öffnete schwerfällig meine Augen, um zu ihm zu sehen. Er lag auf der Seite, mit dem Gesicht zu mir und kniff die Augen zusammen. "Ist dir wieder übel? Soll ich einen Eimer holen?" Er schüttelte nur den Kopf und atmete einige Male tief durch.
Ich drehte mich zu ihm und strich ihm sanft über die Schläfe. Als sich sein Gesicht entspannte, ging das sofort in ein Gähnen über. "Schon vorbei.", versuchte er währenddessen zu sagen. Ich lächelte ein wenig. "Das sollte bald aufhören, oder?" Harry nickte erschöpft und zuckte mit den Schultern. "Hat der Arzt gesagt. Falls nicht, kann man mit den Einnahmezeiten variieren, damit die Nebenwirkungen eventuell abfallen. Aber selbst wenn nicht. Lieber ist mir mein Leben lang schlecht, als dass ich dich anstecke."
Ich strich träge über seine Wange. Er hatte sich ein paar Tage lang nicht rasiert, ich spürte ich Stoppeln. "Aber es ist ja nicht nur das. War dir heute morgen nicht schwindelig? Und ich muss dich zum Essen zwingen."
Ihm fielen die Augen zu. "Appetitlosigkeit, richtig...", murmelte er leise. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Mein Atem war bereits so langsam, dass ich drohnte auf der Stelle einzuschlafen. Stattdessen rappelte ich mich allerdings noch ein mal auf und zog Harry und mich ganz aufs Bett, befreite die Decke von dem Gewicht meines Freundes und zog sie über uns. Mitsamt unseren Klamotten und allem drum und dran.
"Morgen kommen die Jungs, nicht vergessen.", murmelte ich, als ich das Licht ausgeschaltet hatte. "Mhm.", kam es von Harry. Und dann war es auch bei mir vorbei.
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Am nächsten Morgen war er als erster wach. Wie angekündigt stand er unter der Dusche, als ich aufwachte und ein wenig enttäuscht feststellte, dass er nicht auf mich gewartet hatte. Aber was nicht war, konnte ja noch werden. Ich stellte also meinen Wecker aus, quälte mich aus dem wohlig warmen Bett und begab mich zu Harry ins Badezimmer.
Nach einer ausgiebigen, ausgiebigen Dusche, die damit endete, dass ich gegen das Glas gepresst seinen Namen stöhnte, ging er grinsend voraus, um das Frühstück herzurichten. Ich blieb in seinem Bademantel im Badezimmer zurück und beschloss, erstmal meine Haare zu föhnen, um wieder zu Sinnen zu kommen.
"Wann kommen sie denn?", fragte Harry, als ich in die Küche trat, inzwischen in Jogginghose und großem T-Shirt.
"Hm? Wer?"
"Die Jungs. Heute wollten wir mit ihnen das Haus einweihen."
Ich erinnerte mich und seufzte bei dem Anblick unseres Wohn-und Esszimmers. Unsere beiden Familien waren groß, und große Familien bedeuteten großes Chaos. "Ich schätze gegen Abend. Ich hoffe es jedenfalls. Das wird Ewigkeiten dauern." Harry hatte seine Tablettendose in der Hand und zuckte mit den Schultern. Ich lächelte bei dem Anblick und nahm die Aufbackbrötchen aus dem Ofen. "Ich liebe dich, weißt du das?" Er sah mich überrascht an, unfähig zu antworten, weil er gerade den Mund voller Wasser hatte, um die Tablette zu schlucken. Dann bekam ich einen Kuss.
Die Jungs trafen schon gegen 5 ein, was aber nicht weiter schlimm war. Wir waren schneller mit dem Aufräumen durchgekommen, als erwartet.
Sie hatten Bier als Einweihungsgeschenk dabei-ganz anders als die Blumen und Pfeffermühlen und Salzstreuer die wir von unserer Verwandtschaft bekommen hatten. Ich grinste und nahm Liam eins der Sixpacks ab, um es in die Küche zu tragen.
"Scheiße, gibt's da einen Lottogewinn von dem wir nichts wussten?", tönte es aus dem Eingangsbereich und ich musste grinsen. Ja, unser Haus machte was her. Aber dafür hatten wir auch lange genug gearbeitet.
"Nicht, dass ich wüsste. Aber falls, dann weiß ich genau, was ich kaufen würde.", sagte Harry, der zu den anderen trat und alle herzlich begrüßte. Ich ging wieder zurück zu unserer Gruppe.
"Louis' Dad hat uns beim Umbau geholfen. Wir haben viel renoviert.", fuhr Harry schließlich fort und sah lächelnd zu mir. Ich ging zu ihm und legte eine Hand auf seine Schulter, mich an ihn lehnend. Er legte den Arm um mich.
"Und was würdest du kaufen?", fragte ich.
"Hm?"
"Von meinem heimlichen Lottogewinn."
"Achso. Vermutlich ein eigenes Auto."
Ich kniff die Augen zusammen und verzog mein Gesicht während die anderen von Harry ins Wohnzimmer geleitet wurden. Diese Debatte über unser Auto zog sich schon ein paar Monate. Aber ich ließ das Thema fallen.
Im Wohnzimmer richteten wir uns schnell ein. Ein Film wurde ausgesucht, das Bier geöffnet, die Pizza bestellt. Mit einem Mal fühlte ich mich wieder 16. Zu der Zeit hatten wir Jungs uns auch angefreundet. Harry hatte mich mehr oder weniger in seine Freundesgruppe rein gezogen, als wir zusammengekommen sind, und nach ein paar Monaten mit kommenden und gehenden Figuren in unserem Freundeskreis blieben schließlich wir 6 übrig. Harry, Niall, Liam, Zayn, James und ich.
Der Abend kam in Fahrt. Das war es, was ich an unserer Gruppe so liebte. Egal, wie lange wir uns nicht gesehen hatten, jedes Treffen wurde immer und mit absoluter Sicherheit zu einem Erfolg. Zu später Stunde überschlagen sich die Themen.
"Zum letzten Mal. Wenn Tony Stark und Steve Rogers ein Kind hätten dann wäre das Peter Parker!"
"Oh Gott, Louis, du liegst so weit daneben, selbst der junge Justin Bieber ohne Autotune lag weniger daneben als du! Es wären natürlich Steve Rogers und Bruce Benner und ihr Kind wäre Tony!"
"Moment, moment! Könnten wir bitte nicht Thor vergessen?"
"Oh, zieh den Kopf aus dem Arsch, Niall. Thor ist der schwule Onkel."
"Das wünscht du dir vielleicht! Wenn du nicht mit Louis zusammen wärst würdest du doch jedem Typ mit so einem Körper hinterher rennen."
"Ähm, tschuldigung, aber wer nicht?"
"Oh Gott, ist ja wohl nicht dein Ernst! Sieh dir doch mal sein Gesicht an. Das zählt ja wohl auch."
"Bitte? Der sieht einfach nur gut aus."
"Muss ich Louis recht geben. Ich würde den Ficken."
"Niall!"
"Hey, Möpse über alles, aber Chis Hemsworth. Da kann keine Frau mithalten."
"Äh, ich zähle dir gleich fünf auf. Gigi Hadid, Nicki Minaj, Selena Gomez, Sofia Vergara."
"Sofia Vergara? Ist die nicht... 50?"
"48 und heiß! Wie Heidi Klum."
"Oh Gott, hast du einen Mutterkomplex?"
"Oh, apropos Elternkomplex, ich war da neulich in dieser Bar, ihr kennt den Laden, direkt neben diesem ekligen Burgerladen."
"Oh, Wheanie's."
"Genau. Und da war diese Frau. Ich rede bisschen mit ihr und irgendwann sag ich: Wie wärs wenn du mit zu mir kommst und mir diesen Drink zeigst, den dein Dad so mag."
"Hammer! Hat es gezogen?"
"Jap. Ein Kondom weniger in meinem Nachttisch. Naja, zwei. Morgens gab's ne Extrarunde."
Während ich nur die Augen verdrehte, klatschten die anderen bei Zayn ab und stießen dann auf seinen One Night Stand an. Ich belächelte sie immer, wenn sie sich mit solchen Dingen brüsteten. Singles. Bevor Zayn allerdings seine Flasche ansetzte, sagte er noch:
"War ziemlich geil, aber so wie die rangegangen ist, könnte man meinen, sie macht sowas öfter. Sollte mich vielleicht mal auf AIDS oder sowas testen lassen."
Allgemeines Lachen und trinken.
Aber Harry und ich sahen uns an. Da war das Stichwort. Er zog eine Augenbraue hoch. Sollte er es ihnen sagen? Ich zuckte leicht mit der Schulter. Wenn er es will, ja.
Bevor alle runterschlucken und ein neues Gesprächsthema anfangen konnten, räusperte Harry sich also. Anspannung machte sich in mir breit.
"Eigentlich ist das HIV, auf das man sich testen lässt. Das ist der Virus. AIDS ist die Krankheit, die danach kommt. Und ähm, wenn wir gerade von ähm..." Er stellte seine Flasche auf dem Couchtisch ab, ich nahm einen großen Schluck.
"Ich wollte euch noch was erzählen... ist eigentlich keine große Sache... ich, naja, ich bin... positiv."
Alle Augen waren auf ihn gerichtet, aber er sah nur mich an. Ich lächelte. Alles gut, sagte mein Blick. Keine große Sache.
Nach einer sich ewig ziehenden Sekunde der Stille sagte James halb lachend: "Positiv auf was? Corona?" Eine Flasche klirrte und teilweise stiegen die anderen in das verwirrte Lachen mit ein, aber sonst blieb es ruhig.
"Äh, nein. Nicht Corona. HIV. Ich bin HIV positiv." Das Lachen verstummte.
"Warte, ihr beide...?", fragte Liam deutete mit einem von der Flasche abgespreizten Finger auf mich, aber ich wehrte schnell ab, meine Stimme suchend. "Nein, nur Harry. Also, bisher. Wir sind vorsichtig, und er nimmt Medikamente, aber ich lasse mich regelmäßig testen. Zur Sicherheit." Harry nickte und lächelte mich einen Moment lang an.
"Aber wenn du-... wie kann es sein, dass Harry...?", brachte Niall hervor.
"Vor ein paar Monaten", begann Harry, "hatten wir doch diese Beziehungspause. Es waren nur ein paar Wochen, aber in den ersten Tagen war ich betrunken und verletzlich in dieser Bar, und... bin mit einem Typen im Bett gelandet."
"Ich habe ihn dann zu einem Test gezwungen, weil man eben nie wissen kann. Wir hatten nicht erwartet, dass er... positiv zurückkommt.", vervollständigte ich und nahm noch einen Schluck.
Wieder wurde es kurz still.
"Und das heißt jetzt was genau? Ich meine, wirst du... wirst du sterben?", kam es schließlich von Zayn.
Harry, lachte ein wenig kläglich. "Naja, ich werde irgendwann an AIDS sterben, ja. Aber mit den Medikamenten und Therapiemethoden die es heute gibt werde ich weitestgehend normal leben."
Er sah auf die Uhr und verdrehte die Augen. "Wo wir gerade davon reden." In einer flüssigen Bewegung hatte er sein Bier abgestellt und sich auf den Weg in die Küche gemacht. Alle Augen fielen auf mich.
"Er nimmt seine Tabletten.", erklärte ich kurz angebunden und alle nickten. Ich fühlte mich seltsam. Als hätten wir ihnen von einem scharfen Blindgänger direkt unter unseren Füßen erzählt. Dabei war die Bombe entschärft, die Umgebung wieder sicher. Nur der Nachgeschmack war noch da. Und der schmeckte besonders bitter.
Als Harry wieder in die Runde trat, blieb er für einen Moment stehen und sah in die ganzen nachdenklichen Gesichter, bis er an meinem Blick hängen blieb. Wir lächelten und er kam für einen Moment zu mir, ging in die Knie und küsste mich, bis ein Kissen uns unsanft gegen die Schläfen donnerte.
"Oh Gott, hört auf hier rumzuschwulen." Liam grinste. Ich verdrehte die Augen, küsste Harry nochmal ganz kurz und nahm dann meine Bierflasche wieder in die Hand. Das Gespräch kam langsam wieder in Fahrt, aber etwas hatte sich verändert. Man konnte spüren, wie jeder mit den Gedanken noch eine Weile an Harry und dem Virus hing, mit unausgesprochenen Gedanken, die Fragen aufwarfen, die keiner sich stellen wollte.
Harry lächelte seinen Weg durch den Abend, und ich beobachtete ihn aufmerksam, weil mich plötzlich das Gefühl überkam, ihn nicht mehr aus den Augen lassen zu wollen. Nie wieder.
Vielleicht war es die Tatsache, dass er zum ersten Mal ausgesprochen hatte, dass er daran sterben würde, vielleicht war es nur der Alkohol, oder vielleicht waren es nur unsere Freunde, die sich so viel langsamer an den Gedanken zu gewöhnen schienen, als mir lieb war.
Aber mit einem Mal dachte ich, dass Harry HIV hatte. Und es kam mir realer vor als je zuvor.
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Unkontrolliert
Hello people :)
Erstmal ein riesengroßes Dankeschön, dafür, dass ihr so eine Geduld mit mir habt :)
Ich habe eine kleine Kleinigkeit geplant... und wollte mal eure Meinung dazu wissen :)
Über die Weihnachtszeit werde ich einige verschiedene Larry OS hochladen, die alle einen anderen Kink/Fetisch oder eine besondere sexuelle Situation behandeln :)
(Ich habe schon mal angefangen, diese OS vorzuschreiben, aber auf 24 werde ich sicherlich nicht kommen)
Das wird also so eine Art Event. Und ich freue mich riesig darauf :)
Jetzt aber die Frage: soll ich diese kleine OS-Event-Reihe in dieser Sammlung hier veröffentlichen, oder in einer eigenen kleinen Sammlung?
Was fändet ihr besser?
Lasst mir eure Meinung da!
AOF
PS: in letzter Zeit verhaut mir Wattpad immer die Formatierung wenn ich einen OS hochlade... Worte werden auseinander gerissen und es entstehen komische Absätze, die ich gar nicht gesetzt habe... it is weird
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