
{One} Wie drei Idioten Weihnachten versauten
>>Laura
"Nicht. Dein. Ernst.", fassungslos raufe ich mir die Haare: "Das kannst du mir nicht antun! Verdammt du KANNST MIR DAS DOCH NICHT ANTUN!" Ich lasse mich auf einen Stuhl fallen und vergrabe meinen Kopf in meinen Händen. "Tut mir Lied...", murmelt Toni ein wenig betreten. "ES TUT DIR LEID??? WAS TUT DIR LEID? DAS ICH ALLE ZU WEIHNACHTEN WIEDER AUSLADEN KANN? WIR WOLLTEN WEIHNACHTEN ZUSAMMEN FEIERN! ZUSAMMEN! WIE KOMMST DU AUF DIE IDEE DREI TAGE VOR WEIHNACHTEN MIT MIR SCHLUSS ZU MACHEN?" "Laura, ich..." "Spars dir...du hast ja keine kontrollkranke Mutter! Der du erklären musst, dass dein >>so toller Freund<< mit dir Schluss gemacht hat..."
Fast peinlich berührt von meinem Ausraster steht Toni vor mir: "Ich also...ähhm"
Ich merke langsam, dass sich ein Kloß in meinem Hals bildet und meine Tränen sich ankündigen. Doch ich schlucke den Kloß entschlossen runter und befehle den Tränen dort zu bleiben, wo sie sind.
Mit einem gefakten Lächeln stehe ich wieder auf und stelle mich vor ihn. Ich habe mir früher immer gesagt, dass ich, sobald jemand mit mir Schluss macht, nicht weinen werde. Ich fand es immer so unglaublich erniedrigend, wenn die Mädchen winselnd darum gebettelt haben, dass der Junge sie zurück nimmt.
"Du also...ähm", ahme ich ihn mit übertreibener Mimik nach: "hattest bestimmt vor, jetzt deinen Arsch von hier wegzubewegen"
Toni Kiefer klappt auf. Damit hat er wohl nicht gerechnet.
"Was ist?", frage ich schadenfroh: "Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, dass ich gehe? DU hast mit MIR Schluss gemacht, also wirst du ja auch wohl einen Plan haben, wohin du jetzt gehst, oder?"
"Ähmm...sicher", Toni war schon immer einer, von der schüchternen Sorte.
Während er im Schlafzimmer verschwindet, um seine Sachen zu packen, merke ich wie die Tränen doch noch in mir hochkommen. Trotz guten Vorsätzen, wir waren drei Jahre zusammen. Es lief immer gut, warum sollte er Schluss machen? Liegt es an mir? Hat er jemand anderes kennen gelernt?
Als er wieder in den Raum kommt, wische ich mir schnell eine kleine Träne aus dem Augenwinkel und setze wieder den gleichgültigen Gesichtsausdruck auf.
"Also...", ich bin selbst überrascht wie hart meine Stimme klingt: " tschüss". Eigentlich will ich noch ein "auf Nimmerwiedersehen" hinzufügen, lasse es dann aber doch.
" Tschüss.", unschlüssig steht Tim um Flur. Irgendwie tut er mir Leid. Wahrscheinlich hat er damit gerechnet, dass ich ihn anflehe mir zu verzeihen (Obwohl ich ja noch nicht mal was falsch gemacht habe ) und dann unter Tränen die Wohnung Räume.
Aber da hat er sich geschnitten. Ich war und werde nie eine von diesen Tussen sein.
Toni räuspert sich, schaut kurz an die Decke und winkt mir dann zu.
Hat er mir gerade wirklich zugewinkt?
Ich verstehe ja, dass wir uns jetzt nicht gerade in die Arme springen...Aber winken? Ernsthaft? Für so einen Schisser hätte ich ihn dann doch nicht gehalten.
"Gehst du dann auch mal?", frage ich ihn leicht schnippisch. Ich muss sagen, ich bin gerade schon ein bisschen stolz auf mich.
"Ja...ähh...ja", er sieht aus, als würde er noch etwas sagen wollen, überlegt es sich aber anscheinend anders und geht - rennt eigentlich fast - Richtung Tür. Gut so.
Aber als die Tür ins Schloss fällt und ich mich umdrehe, starren mich gefühlte 100000 von Tims dunklen Augen an. Ich merke, wie eine kleine Träne sich den Weg runter zu meiner Wange bahnt. Schnell wische ich sie weg. Doch sofort nimmt eine neue ihren Platz ein.
Ich lasse mich auf den Boden sinken. Sieht so jetzt mein Weihnachten aus? Einsam, verheult und mit einer verrückten Mutter, die nicht versteht, warum sich dein Freund drei Tage vor Weihnachten abserviert hat?
Ich hebe meinen Kopf wieder uns sofort fällt mein Blick auf ein großes Bild, dass in einem weißen Bilderrahmen auf dem Regal steht. Es ist von mir und Toni von letztem Weihnachten. Wir stehen vor unserem Weihnachtsbaum und grinsen glücklich in die Kamera.
So hätte es dieses Jahr auch sein können.
Meine Trauer verwandelt sich in Wut und innerhalb von Sekunden bin ich beim Regal und schmeiße das Bild auf den Boden. Das Glas zerspringt in tausende Einzelteile.
Ich starre ein paar Sekunden auf die Splitter, dann schnappe ich mir meine Jacke vom Haken und ziehe meine Schuhe an. Ich muss unbedingt raus.
>> Candice
Ich schließe die Wohnungstür auf und schmeiße meine Jacke achtlos auf den riesigen Haufen, verschieden farbiger Jacken. "Schaaattzz? Ich bin wieder daaa!" Es ist noch immer ungewohnt, zusammen mit ihm in einer Wohnung zu wohnen, aber ich bin sicher, es war die richtige Entscheidung. Es ist doch viel schöner, mit ihm zusammen in New York in unserer Wohnung Weihnachten zu feiern, als in irgendeinem widerlichen Studentenwohnheim.
"Schatz? Bist du zu Hause?". Komisch. Eigentlich müsste er schon seit Stunden zu Hause sein.
Er ist nicht im Wohnzimmer, Küche und Bad scheinen auch leer zu sein. Bleibt nur noch das Schlafzimmer. Schon von draußen kann ich Geräusche hören. Es hört sich an wie - Gott, bitte lass das nicht wahr sein!
Entschlossen drücke ich die Türklinke hinunter: "Scha - OH MEIN GOTT!"
Ich schlage die Hand vor meinen Mund. Meine Augen sind weit aufgerissen.
"Das - Nein!", ich kann keinen Satz bilden. Bitte lass das einfach nur einen schlechten Traum sein.
Mein Freund liegt gerade nicht wirklich mit irgendso einem dummen Flittchen im Bett? Passiert das nicht nur in Filmen?
"Scheiße", anscheinend hat er nun auch mal mitgekriegt, dass ich mitten im Raum stehe.
"Ja...Scheiße", murmele ich Immernoch fassungslos.
"Candy...lass es mich erklären", er kommt langsam auf mich zu. Immernoch nackt. Es wiedert mich an.
Ich lache kurz auf: "Was gibt es da zu erklären? WAS GIBT ES DA VERDAMMT NOCHMAL ZU ERKLÄREN? DU!", ich deute auf das blonde Flittchen: "HAU AB." Als sie immer noch nicht reagiert" schreie ich noch eine Spur lauter: "SOFORT!" Schnell schnappt sie sich ihre Sachen und flitzt aus dem Raum. Gut für sie. Wäre sie noch eine Sekunde länger in diesem Raum, hätte ich sie wohl erwürgt.
"Candy...bitte", er kommt auf mich zu, will mir anscheinend die Tränen weg wischen. Ich habe noch nicht einmal mitbekommen, dass ich angefangen habe zu weinen. Ich schlage die Hand weg: "Nichts Candy. Es gibt keine Candy mehr. Das wars mit Candy. Steck dir dein Candy sonst wohin."
Und dann klatsch ich ihm eine. Es ist eine überraschend gutes Gefühl. Abgesehen von meiner brennenden Handfläche.
Ich gehe schnurstracks an ihm vorbei und beginne wahllos, Klamotten in eine IKEA Tasche rein zu stopfen.
"Candice, bitte, lass uns reden". Wenigstens nennt er mich nicht mehr Candy.
"Halt. Einfach. Deine . Verdammte. FRESSE!", mit jedem Wort werde ich lauter: "Verdammt, ich habe dir vertraut! Vertraut!", meine Stimme wird immer brüchiger. Auch eine Träne fließt wieder. Mit Tränen vergangener Sicht stürme ich an ihm vorbei, aus der Tür, ins Treppenhaus.
Er folgt mir nicht. Und das gibt mir endgültig den Rest. Ich lasse mich auf eine der Treppenstufen fallen und schluchze laut und herzzerreißend.
***
Nach einer geschlagenen halben Stunde, raffe ich mich endlich auf und verlasse das hässliche Treppenhaus, raus auf die Straßen von New York.
Hier stehe ich jetzt also.
Mit einer riesigen, blauen IKEA Tasche und wahrscheinlich selbst zu wenig Geld, und mir auch nur eine Nacht in einem Hotel leisten zu können.
Freunde habe ich hier noch nicht, die sind alle in Philadelphia.
Meine Eltern hatten Recht. Ich hätte nicht meine gesamte Existenz von ihm abhängig machen dürfen. Aber ich habe ihm vertraut. Ich dachte echt, dass er der richtige ist. Man sieht ja jetzt, was ich davon habe.
Ich ziehe mein Portemonnaie aus der Tasche und zähle das Geld. Es sind genau $47,53. Damit könnte ich mir wahrscheinlich 4 Stunden in einem Hotel leisten. New York ist teuer.
Ich ärgere mich langsam, nicht wenigstens sein dummes Sparschwein Entchen mitgenommen zu haben. Es wären bestimmt mindestens 100$ drin gewesen. Und verdient hätte ich es auch . Sozusagen als Schmerzensgeld.
Kurz entschlossen, beschließe ich, einfach in den Central Park zu gehen. Die ganzen Penner schaffen es schließlich auch, dort zu überleben, warum sollte ich es nicht auch tun?
Zum Glück ist der Park nur ein paar Minuten entfernt, ich muss also nicht noch Geld für ein U-Bahn Ticket ausgeben.
Dort angekommen, lasse ich mich auf eine alte Bank sinken und beobachte die Vögel beim Fliegen. Mein Handy Akku ist nach dem Arbeitstag natürlich auch nur noch bei 11%.
Das könnte eine lange Nacht werden.
>>Emma
"Heyy du", ich lächele meinen Laptop liebevoll an. Besser gesagt den, der sich in meinem Laptop befindet. "Heyy Em", Adam fährt sich durch die Haare und grinst mich schief an. Gott, selbst durch die verpixelte WebCam, sieht er einfach nur Verdammt gut aus. "Wie war dein Tag so?", fragt er. "Ganz gut, denke ich. Nichts besonders. Studentenleben halt." Er lacht leicht. Aber es ist nicht dieses typische Adam Lachen, dass ich so an ihm liebe. Ich runzele die Stirn: "Ist alles okey?" "Was? Ja klar...Es ist nur", er fährt sich noch einmal nervös durch die Haare: "wir müssen reden."
Sofort merke ich, wie sich Tränen in meinen Augen sammeln. Ich war schon immer nah am Wasser gebaut.
"Ok..Klar. Was ist los?", ich versuche, meine Stimme fest klingen zu lassen. Es scheitert kläglich.
"Ich denke - verdammt, ich weiß nicht wie ich das sagen soll - dass... Em, meinst du nicht auch, dass diese Beziehung irgendwie sinnlos ist?"
"Was?", meine Stimme ist nur noch eine leichtes, dünnes Zittern.
"Ich meine, was bringt diese Beziehung noch?", er schaut nervös auf seine Finger: "Du bist in New York, ich in Orlando. Wir haben uns seit Monaten nicht mehr gesehen..."
"Aber", ich versuche meine Stimme wieder zu finden: " Wie telefonieren doch...Und Skypen"
Er lacht kurz auf: "Das nennst du telefonieren? Gib es zu Em, wir telefonieren nur noch miteinander, weil wir das Gefühl haben, dass wir es müssen. Es sind einfach keine echten Gefühle mehr, siehst du das nicht auch?"
Ich kann nicht antworten,es würde sowieso nur ein schluchzen rauskommen.
"Hör zu Em", seine Stimme ist jetzt weicher: " Ich weiß, wir haben uns versprochen, dass wir es schaffen...Aber ehrlich gesagt glaube ich nicht mehr daran. Ich finde, wir sollten Schluss machen."
Nach einer längeren Pause, in der ich einfach nur stumm vor mich hin geweint habe, raffe ich mich auf und frage, immer noch mit weinerlicher Stimme: "Aber...wieso jetzt? Es ist Weihnachten! Warum musstest du gerade jetzt mit mir Schluss machen?"
Er beißt sich, etwas betreten auf die Lippe: "Ich habe jemanden kennen gelernt... Ich werde mit ihr auch Weihnachten feiern. Ich wollte nicht das Gefühl haben, dass ich dich betrüge und - ", weiter kommt er nicht, denn ich klappe meinen Laptop mit einem Ruck zu. Vielleicht ist es kindisch, aber ich möchte einfach nicht weiter mit ihn reden. Ich kauer mich auf meinem Stuhl zusammen und weine leise in meine Hände, die ich vor mein Gesicht gestützt habe. Ich will einfach nur allein sein.
Als hätte der Teufel soeben meine Gedanken gelesen, öffnet sich die Tür und meine Mitbewohnerin kommt hinein. Mit Begleitung. Männlicher Begleitung. Und anscheinend sind sie gerade ziemlich beschäftigt.
Ich nehme mir meinen Schlüssel, sowie Jacke und gehe hinaus. Frische Luft könnte ich jetzt sowieso vertragen.
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