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➳ Tag 3

Laughlin, Nevada ➳  Oatman, Arizona ➳  Kingman ➳ Hackberrys General Store, Route 66 ➳ Flagstaff

[4.474 Wörter]


Der nächste Morgen brach erneut schneller an als Louis lieb war, denn die Zeitverschiebung zwischen Amerika und Großbritannien bereitete ihm noch immer Probleme. Bereits um 4 Uhr morgens war er hellwach und quälte sich nach einer ausgiebigen Streckeinheit aus dem Bett, um sich seinen morgendlichen Kaffee zu holen. Zusammen mit einem Croissant, welches seiner Konsistenz nach zu urteilen, wahrscheinlich schon zwei Tage alt war, verschlang er die braune Plürre und das trockene Gebäck in Windeseile, ehe er wieder auf sein Zimmer ging.

Danach scrollte er ein wenig durch sein Handy und erwischte sich tatsächlich dabei, wie er den Namen ‚Harry Styles' in die Suchleiste bei Instagram eintippte. Tatsächlich stieß er auf ein Profil, welches auf den Lockenkopf zutraf - das Bild von Niall vor drei Jahren verriet ihn - denn ansonsten befanden sich nur schwarz-weiß Fotografien und Landschaftsbilder auf seinem Profil. Natürlich folgte er ihm nicht, er war schließlich nur neugierig und Harry die Genugtuung zu geben, dass er nach ihm gesucht hatte, kam überhaupt nicht in Frage.

Er versuchte noch einen Moment zu dösen, jedoch ließen ihm seine wilden Gedanken keine Ruhe. Sein Kopf kreiste noch immer um den Unfall gestern Abend und malte sich zusätzlich bereits aus, welche Stationen er sich heute auf der Strecke von Laughlin nach Flagstaff anschauen würde. Louis beschloss nachher noch einmal in dem Reisetagebuch seines Großvaters zu stöbern, welches noch immer im Handschuhfach seines Wagens lag, und ansonsten alles spontan auf sich zukommen zu lassen.

Als um 8 Uhr endlich der Pool seine Tore öffnete, marschierte Louis nur in Badehose und T-Shirt bekleidet nach draußen, wo ihn sogleich eine fröstelnde Gänsehaut überkam. Scheinbar hatte es sich über Nacht abgekühlt. Dichte Wolken hingen am Himmel, die der Sonne ihre Wärme nahmen und die Welt in ein trübes Grau tauchten. Hoffentlich fing es heute nicht wieder an zu regnen.

Trotz, dass es ihm zum Schwimmen gehen eigentlich zu kalt war, begab sich Louis in den ungeheizten Pool, in der Hoffnung, dass ihn die Bewegung etwas aufwärmte. Sein Knie brannte, als es mit dem chlorhaltigen Wasser in Berührung kam, doch er biss sich durch den Schmerz und machte sich eine mentale Notiz, seinen Koffer nachher nach einer Packung Pflaster zu durchsuchen, von der er sich sicher war, dass sie irgendwo darin herumfliegen müsste.

Er schwamm ein paar Bahnen im Pool, den er aufgrund der frühen Uhrzeit und den niedrigen Temperaturen komplett für sich alleine hatte. Ganz in seinen Gedanken versunken wollte er sich gerade mit den Händen am Beckenrand abstoßen, um die nächste Bahn wieder zurückzuschwimmen, als seine Hände anstellte der Steinfliesen auf zwei nackte behaarte Beine trafen.

Erschrocken zog er seine Hände zurück und blickte in das grinsende Gesicht eines viel zu wach aussehenden Lockenkopfs. Auf der Stelle paddelnd zog Louis die Stirn kraus und rollte mit den Augen, genervt davon, in seiner Ruhe gestört zu werden. „Dir auch einen Guten Morgen, Louis", trällerte Harry fröhlich und baumelte die Beine in dem kühlen Nass hin und her. „Bis eben war er gut", murmelte er unverständlich, ehe er entgegengesetzt des Lockenkopfs, ans andere Ende des Beckenrands schwamm.

„Hast du nicht gut geschlafen?" Harrys Stimme hallte über die menschenleere Anlage und Louis biss die Zähne zusammen. Am liebsten wäre er an Ort und Stelle untergetaucht und erst wieder an die Wasseroberfläche gekommen, wenn Harry verschwunden wäre. Doch so lange konnte er die Luft nicht anhalten. „Ich bin seit viereinhalb Stunden wach, ich habe ausgezeichnet geschlafen", schnaufte er, als er zurück auf die Seite schwamm, auf welcher der Lockenkopf saß.

„Jetlag is a bitch", lachte Harry und spritze mit seinem Fuß einzelne Wassertropfen in Louis' Richtung, die auf seinen Haaren landeten. Der Braunhaarige zog die Augen zu schmalen Schlitzen. „Ich bin froh, dass ich schon beinahe ein halbes Jahr hier bin. Ich erinnere mich noch daran, wie ich damals bestimmt eine Woche lang nur von Kaffee und Energy-Drinks gelebt habe. Aber ich fürchte, wenn es zurück nach England geht, fängt das ganze Spiel noch einmal von vorne an." Hatte Louis ihn nach seiner Meinung gefragt oder warum erzählte er ihm das?

Ohne darauf einzugehen, zog er sich an der kleinen Leiter aus dem Wasser und tippelte fröstelnd einmal um den Pool herum, um sein Handtuch von der Liege zu schnappen. Doch noch bevor er nach dem wärmenden Stoff greifen konnte, wurde er ihm auch schon von einer Hand entgegengestreckt. Überrascht blickte Louis zu dem Besitzer der Hand, welcher ihn freundlich anlächelte und hätte das Badetuch am liebsten überhaupt nicht angenommen, doch er fror und so nahm er es murrend entgegen.

Bereits während er sich darin einwickelte und abtrocknete, macht er auf dem Absatz kehrt. Die tapsenden Fußschritte hinter ihm verrieten ihm allerdings, dass Harry ihm folgte. Schwungvoll drehte er sich vor seiner Zimmertür herum und hinderte mit ausgestreckter Hand, einen stolpernden Lockenkopf daran, in ihn hineinzulaufen.

„Wieso folgst du mir?", fragte Louis forsch, während er seine Schlüsselkarte durch den dafür vorgesehen Schlitz in der Tür zog und erntete ein einfaches Schulterzucken. „Ich wollte wissen, wann wir uns losmachen." „Wir?! Es gibt kein Wir", gestikulierte Louis wild zwischen ihnen beiden hin und her und verlor dabei beinahe sein Handtuch.

„Du vergisst, dass du mein Auto zu Schrott gefahren hast und du noch immer in meiner Schuld stehst." „Ich stehe hier in Niemandes Schuld." Empört über Harrys Worte trat Louis durch seine Zimmertür, doch ehe sie hinter ihm ins Schloss fallen konnte, stellte sich ein Fuß in den Rahmen, der sie daran hinderte.

„Dann gib mir das Geld, damit ich mir einen neuen Leihwagen mieten kann oder wir regeln das ganze über die Versicherung. Du hast doch eine Auslands-Unfallversicherung, richtig?" Mit dem Rücken zu dem Lockenkopf, zog Louis seine Unterlippe zwischen die Zähne und knabberte auf ihr herum. Natürlich hatte er das nicht. „Ich kann dir kein Geld geben", nuschelte er unverständlich und schmiss das Handtuch in die Ecke, nachdem er sich noch einmal über die feuchten Haare gerubbelt hatte.

„Hm?" „Ich habe gesagt, ich kann dir kein Geld geben, Mann!" Mit lauter Stimme drehte sich Louis herum und stolperte leicht erschrocken einen Schritt nach hinten, da der Lockenkopf dichter vor ihm stand, als erwartet. „Für diese Reise geht mein letztes Erspartes drauf! Ich kann es mir nicht leisten, jetzt auch noch irgendwelche Zusatzkosten oder Reparaturen zu bezahlen, verstehst du das?" Frustriert fuhr er sich mit den Fingern durch die klammen Fransen und zog leicht an deren Spitzen.

„Wieso erzähle ich dir das überhaupt, das interessiert dich sowieso einen Scheißdreck", murrte er und griff nach seinem Rucksack neben dem Bett, um darin nach ein paar Scheinen zu wühlen, die er sich eigentlich für seinen Besuch in Las Vegas zur Seite gelegt hatte. Tja, den einmaligen Besuch im Casino und die Übernachtung in einem hochwertigeren Hotel konnte er nun wohl von seiner Liste streichen.

„Hier, das ist alles, was ich dir geben kann." Er drückte Harry die paar Scheine in die Hand, die bei Weitem nicht für einen neuen Leihwagen reichen würden und seufzte leise. Stumm begann er die wenigen Sachen zusammenzupacken, die er gestern Abend aus seiner Tasche geräumt hatte. Er wollte sich hier nicht mehr länger als nötig aufhalten.

„Ich will dein Geld nicht, Louis", sagte Harry ruhig. Er sprach mit tiefer, langsamer Stimme - ein Tonfall, den Louis bei ihm bisher noch nicht gehört hatte, dessen Klangfarbe ihm jedoch auf unerklärliche Weise einen Schauer über den Rücken jagte. „Was? Aber du hast eben gesagt-" „Ich weiß. Weil deine Sturheit mich auf die Palme bringt", unterbrach der Lockenkopf und drückte Louis das Bündel Geld gegen die Brust.

„Lass mich dir einen Vorschlag machen. Ich verzichte auf das Geld, die Versicherung oder die Polizei, wenn du mich im Gegenzug mitnimmst. Ah ah ah, warte, bevor du protestierst!", schob Harry schnell mit erhobenem Zeigefinger hinterher, da Louis bereits nach Luft schnappend den Mund geöffnet hatte, um höchstwahrscheinlich zu seiner nächsten Schipmftirade anzusetzen.

Mit verzogener Miene schloss er seinen Mund wieder, schürzte stattdessen die Lippen und verschränkte die Arme vor der Brust. Ja, dieses bockige Kind war er jetzt.

„Denk nur daran, wie viel Geld du sparen kannst, wenn ich die Hälfte zum Spritgeld dazugebe. Ich wollte mir die Gegend sowieso noch ansehen, bevor ich zurück nach London muss. Warum also nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen? Ich versichere dir, ich bin ein ganz fantastischer Reisebegleiter", grinste Harry und zog die Augenbrauen erwartungsvoll nach oben, als er Louis' mürrischen Blick sah. „Gib dir einen Ruck, das wird bestimmt toll."

„Nenn mir einen triftigen Grund, warum ich mit einer fremden Person durch halb Amerika reisen sollte." „Wir sind uns nicht fremd. Wir haben den gleichen Kurs belegt und außerdem kennen wir eine gemeinsame Person... Niall." Niall, richtig. Der blond gefärbte Ire.

Nachdenklich verzog Louis den Mund und wälzte das Geld in seiner Hand hin und her, ehe er die Scheine wieder in seinen Rucksack schmiss. Vorteilhaft wäre es schon, wenn er von nun an nur noch die Hälfte aller Ausgaben stemmen musste, sein Geldbeutel würde sich freuen und seine Freizeit ebenfalls, wenn er während des nächsten Semesters nicht jede freie Minute damit verbringen musste, seine Reisekosten durch drei verschiedene Minijobs wieder reinzuholen.

Aber war es das wert, dafür einen viel zu schlaksigen, Skinny Jeans tragenden Lockenkopf an der Backe zu haben, dessen dunkelbraune Haarpracht offensichtlich nicht für diese hohe Luftfeuchtigkeit geeignet war? Fasziniert beobachtete er Harry dabei, wie er seine Locken in Windeseile nach oben zu einem Dutt zusammenband.

„Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Denk an das Abenteuer." Das Wort Abendteuer zog Harry in die Länge und untermalte es mit einer ausschweifenden Handbewegung, die einen Halbkreis in die Luft zwischen ihnen zeichnete. „Klappe, Curly und pack lieber deine Sachen. In fünfzehn Minuten fahren wir ab."

Dem Lockenkopf entfuhr ein unmännlicher Schrei. "Fantastisch! Ich verspreche dir, du wirst es nicht bereuen mich mitgenommen zu haben. Und wenn doch, dann ziehe ich dich mit deinen grottenschlechten Fahrkünsten auf. Vielleicht sollte ich lieber fahren, wenn wir gleich-" "Und schon bereue ich es", murmelte Louis und schob den plappernden Lockenkopf aus seinem Hotelzimmer heraus.

Tief durchatmend lehnte er sich mit dem Rücken gegen das harte Holz der Tür, als er sie hinter Harry geschlossen hatte und schloss für einen Moment die Augen. "Das mache ich nur für dich, Opa", flüsterte er Richtung Zimmerdecke und rief sich das Bild seines Großvaters vor Augen, wie er ihn auf seinem Schoß hielt und sie durch das Fotoalbum blätterten.

'Vielleicht ist genau das hier meine Geschichte', dachte Louis, 'Mein Abenteuer, welches ich später meinen Enkelkindern erzähle.'

Tatsächlich wartete Harry bereits mit gepackter Tasche an der Rezeption, als Louis selber bereits fünf Minuten vor seiner vorgegebenen Zeit dort ankam. Ohne ein Wort untereinander zu wechseln, checkten sie beide nacheinander aus dem Hotel aus und liefen anschließend zum Jeep, um ihre Rucksäcke darin zu verstauen. Das restliche Gepäck, auch das des Lockenkopfs, befand sich noch im Kofferraum.

Louis' erste Amtshandlung, sobald er auf dem Fahrersitz saß war, das Reisetagebuch aus dem Handschuhfach hervorzukramen, bevor Harry zustieg, welcher hinten am Auto noch in seinen Sachen herumwühlte. Lästige Nachfragen konnte er jetzt nicht gebrauchen.

"Karotten kaufen", entzifferte Louis die Handschrift seines Opas und runzelte verwirrt die Stirn. Wieso sollte er Karotten kaufen? Hatte sein Großvater versehentlich seine Einkaufsliste mit aufgeschrieben oder Lust auf einen kleinen Snack für zwischendurch gehabt?

"Was liest du da?" Harrys Stimme, die plötzlich direkt neben ihm ertönte und einem Knallen der Beifahrertür vorausging, ließ ihn zusammenzucken und reflexartig das Buch zusammenklappen. Schnell legte er es auf den Rücksitz. "Nichts." Er griff nach dem Gurt, um sich anzuschnallen und griff nach dem Schlüssel in der Zündung, um den Motor zu starten.

"Stopp", sagte Harry und hinderte Louis mit einer Hand auf seinem Arm daran, den Schlüssel herumzudrehen. "Was?" Verdattert blickte Louis ihm entgegen und zog seinen Arm an sich, sodass Harry seine Hand wieder zurückzog. "Dein Knie", meinte er und deutete mit dem Kopf in Richtung Louis' Bein, welches zur Hälfte aus der hellblauen Jeansshorts herausguckte, in die er eben gewechselt hatte.

"Die Wunde muss gesäubert werden, sonst entzündet sie sich noch mehr, als eh schon." Auffordernd klopfte er mit den Händen auf seinen Schoß, auf seinen Lippen lag ein aufrichtiges Lächeln, doch Louis konnte seinen Worten nicht folgen. "Leg dein Bein auf meinen Schoß, ich mache das schnell." Erst jetzt bemerkte Louis den kleinen Erste-Hilfe-Kasten, der auf dem Armaturenbrett lag. Offenbar war das der Gegenstand, den Harry eben in seinem Koffer gesucht hatte.

"Was? Nein. Das ist halb so wild, ich klebe nachher ein Pflaster drauf und dann ist übermorgen wieder alles verheilt." Erneut griff Louis nach dem Autoschlüssel und rief ein beleidigtes "Heeey", als Harry ihn ihm vor seiner Nase aus der Zündung schnappte und in seine Hosentasche stopfte. War er jetzt komplett übergeschnappt? "Harry, was soll das? Gib den Schlüssel her!" "Erst, wenn ich dein Knie behandelt habe."

"Wer bist du? Oberarzt Dr. Curly, oder was?" Augenrollend stützte er sich mit dem Arm im offenen Fenster ab, froh darüber, die Scheiben eben schon heruntergelassen zu haben, da sie sonst in dem unklimatisierten Auto wahrscheinlich eingegangen wären.

"Nein, aber Medizinstudent. Also los. Ich dachte du wolltest Karotten kaufen, das wird nichts ohne Schlüssel." Das hatte er gehört? Bemüht darum, Harry die leichte Röte, die nun höchstwahrscheinlich seine Wangen zierte nicht zu zeigen, schaute er für einen Moment aus dem Fenster.

"Ist dir eigentlich klar, dass du mich seit gestern Abend durchgängig erpresst? Das ist irgendwann auch strafbar." "Knie, Louis." Ergeben aufseufzend, streifte er sich seinen Sneaker vom linken Fuß und streckte sein Bein über die Mittelkonsole. Harry war schlimmer als ein kleines Kind und er hatte nach den letzten beiden Tagen, die das Maß an Katastrophen für die komplette Reise bereits aufgebraucht hatten, keine Kraft mehr lange Diskussionen zu führen.

Zufrieden bettete Harry seinen Fuß auf seinem Schoß und griff dann nach dem Verbandskasten. "Schleppst du den immer mit dir rum?" Louis lehnte sich mit dem Rücken gegen die Autotür, nachdem er sich wieder abgeschnallt und auf seinem Sitz etwas gedreht hatte, damit er bequemer saß. Der Lockenkopf nickte. "Und siehe da, er wurde innerhalb der letzten 24 Stunden schon zweimal gebraucht." Er deutete erst auf Louis' Schürfwunde, in welcher noch immer leichte Dreckreste hingen und die bereits angefangen hatte zu nässen und dann zu seiner Stirn, auf welcher ein Pflaster als Erinnerung an den gestrigen Unfall prangte.

"Was ist überhaupt passiert?", fragte er, als er die Wunde vorsichtig mit etwas Wasser ausspülte, nachdem er seine Hände desinfiziert hatte. Danach griff er nach einer Pinzette und entfernte die kleinen Steinchen, die sich unter der offenen Haut festgesetzt hatten und die Louis mit der bloßen Hand nicht zu fassen bekommen hatte. "Ich bin gestern am Skull Rock den Hang leicht hinab gerutscht, nachdem ich angerempelt wurde. Menschen können so rücksichtslos sein- aua!"

Er trat Harry gegen den Oberschenkel, als er mit der Pinzette direkt im offenen Fleisch herumstocherte. "Sorry, aber das muss sein. Habs schon." Er entfernte das letzte Steinchen und legte anschließend eine trockene Wundauflage auf die nässende Stelle, ehe er sie zum Fixieren mit ein paar Umwicklungen Mullbinde befestigte. "Behalt dein Knie die nächsten Tage im Auge. Wenn du starke Schmerzen hast oder sonst irgendwelche seltsamen Symptome bemerkst, sag sofort Bescheid. Ich hoffe, deine Tetanusimpfung ist aktuell?"

Schnaubend zog Louis sein Bein zurück und setzte sich wieder gerade auf seinen Sitz, um es zurück in den Fußraum zu stellen. Fehlte ja nur noch, dass Harry ihm ein Bussi auf sein Wehwehchen setzte und ihm ein Tütchen Gummibärchen in die Hand drückte, weil er so tapfer gewesen war. Stattdessen streckte er die Hand nach etwas anderem aus und hielt sie dem Lockenkopf abwartend entgegen. "Schlüssel."

"Louis, ich meins ernst." "Ich meins auch ernst, Curly." Ungeduldig mit den Fingern wackelnd, begann er mit der anderen Hand auf dem Lenkrad zu trommeln. So langsam aber sicher stellte Harry seine Geduld auf die Probe. Er hielt sich schon viel zu lange auf diesem Hotelparkplatz auf, wo er doch schon längst in Arizona hätte sein können.

Mit einem Klimpern landete der Schlüssel in seiner Hand und mit einem kurzen Seitenblick zu Harry und einem gebrummten "Danke", startete Louis den Wagen. Sie machten einen kurzen Zwischenstopp im nächstgelegenen Supermarkt, wo Louis die mysteriösen Karotten kaufte, tankten - wobei tatsächlich Harry zum Bezahlen rein ging und die Füllung übernahm - und fuhren dann weiter in Richtung Oatman.

"Ich finds wirklich witzig, dass du Möhren kaufst und nicht mal weißt, wofür", lachte Harry, der sich schon die ganze Zeit, seitdem Louis mit einem Beutel Karotten aus dem Supermarkt gelaufen kam, bestens darüber amüsierte. "Wer auch immer dir diesen Tipp gegeben hat, muss dir viel bedeuten, wenn du ihm blind vertraust. Aber eins muss man der Person lassen, das war schlau. Sehr schlau."

Harrys grinsendes Gesicht tauchte in Louis' peripheren Blick auf, er jedoch konnte den Mund bloß zu einer geraden Linie zusammenpressen. Natürlich bedeutete ihm sein Großvater viel, mehr als das und er würde seinen Worten stets blind vertrauen. Damals wie heute, bisher war er damit immer gut gefahren.

Was Harry allerdings mit 'schlau' meinte, verstand Louis erst, als sie am frühen Vormittag die relativ menschenleeren Straßen des kleinen Ortes in Arizona entlangfuhren. Kaum eine anderen Person war zu sehen, doch als Louis den Wagen am Straßenrand parkte und nach einem "Vergiss deine Karotten nicht!" von Harry, nach dem Beutel mit Gemüse griff, tauchten plötzlich ein Dutzend Esel auf den Gehwegen auf.

"Huch, wer seid ihr denn?", fragte Louis verwundert und strich einem der Tiere über das grau schimmernde Fell. Die Esel schienen ihn auf geradem Weg anzusteuern und als ihm plötzlich das Gewicht in seiner Hand wieder bewusst wurde, kapierte er es auch. Verstehend weiteten sich seine Augen, als er den Beutel mit den Leckereien aufriss und den Tieren einzelne orange Stangen hinhielt.

"Jetzt hast du's verstanden", lachte Harry und stibitzte sich eine der Möhren, um sie einem jüngeren Esel hinzuhalten, welcher von den größeren, stärkeren Tieren in den Hintergrund gedrängt wurde. "Früher wurden die Esel hier für den Minenbau eingesetzt, aber da die Minen nicht mehr aktiv sind, dienen die Tiere jetzt nur noch zur Belustigung der Touristen auf Durchreise. In den ganzen umliegenden Shops kann man bloß getrocknete Grasbüschel kaufen. Sobald also mal jemand mit frischem Gemüse auftaucht, wird man regelrecht von ihnen belagert, da sie solch ein Festmahl nicht gewohnt sind."

"Woher weißt du das alles?" Louis kam mit dem Füttern gar nicht hinterher, die Tiere fraßen ihm wortwörtlich aus der Hand und schon bald war die letzte Karotte verfüttert, die er versucht hatte gerecht zwischen den Eseln aufzuteilen. Harry zuckte mit den Schultern, als sie begannen die sonst leeren Straßen entlangzulaufen, doch außer den Eseln gab es in dieser auf Western getrimmten Touristenstadt nicht viel zu sehen.

"Ich war tatsächlich schon mal hier. Damals kannte ich den Gemüsetrick aber noch nicht, deswegen Hut ab." Ein leichtes Gefühl machte sich in seiner Brust breit. War das Stolz oder Glück, weil der Besuch bei den Eseln endlich mal etwas Schönes gewesen war, das die Ereignisse der letzten Tage zumindest ein bisschen wett machte?

Hinter vorgehaltener Hand und einem kurzen Husten, versuchte Louis sein aufkommendes Grinsen zu kaschieren und als sie zurück zum Auto gingen, hatte sich sein Gemüt, genauso wie die dunklen Wolken am Himmel, welche mittlerweile wieder ein paar Sonnenstrahlen durchließen, etwas gelichtet.

Sie fuhren die kurvenreichen Serpentinen entlang, vorbei an den alten Minen, die Harry vorhin erwähnt hatte und entlang der Black Mountains, welche in Louis' Sicht auf der ganzen Strecke von Oatman nach Kingman, den schönsten Anblick boten.

Auch in Kingman schien der Hund verfroren. Sonderlich viele Sehenswürdigkeiten hatte das vergleichsweise kleine amerikanische Städtchen nicht zu bieten, weswegen Harry vorschlug etwas zum Mittag zu essen, da ihm der Magen knurrte.

Zum ersten Mal, seitdem sie sich begegnet waren, waren die beiden jungen Männer einer Meinung und so bestellte Louis sich, genauso wie Harry, bei In 'n Out Burger neben einem Vanilleshake, einer Soda und Fries, den ersten Hamburger während seiner Reise.

Nachdem sie in eher unangenehmer als angenehmer Stille ihr Essen verdrückt hatten, schaffte es der Lockenkopf tatsächlich die Autoschlüssel für ihre Weiterfahrt an sich zu reißen. Doch Louis stimmte dem nur zu, da sein Knie von der dauerhaften angewinkelten Stellung beim Fahren etwas Entspannung brauchte und er die Füße so auf dem Beifahrersitz etwas ausstrecken konnte. Einen anderen Grund gab es nicht. Auch wenn Harrys amüsiertes Grinsen etwas anderes zu verlauten glaubte.

„Vertraust du mir?", fragte Harry, als sie die Route 66 weiter entlang fuhren und kurz vor einer aufkommenden Gabelung der Straße standen. „Nein? Ich kenne dich nicht." „Dann musst du das jetzt trotzdem." Und damit fuhr Harry an der Straßenabzweigung links, wo er laut Louis' Navigationssystem eigentlich rechts gemusst hätte. „Was tust du? Wir hätten rechts gemusst!", rief Louis aufgebracht und setzte sich prompt gerader in seinen Sitz. Mit seinem Finger tippte er wiederholt auf den Bildschirm des Navis, dessen nervige Frauenstimme ihnen gerade mitteilte, dass die Route neu berechnet wurde.

„Ich habe dir gesagt, du sollst mir vertrauen." „Ich vertraue dir aber nicht, Harry! Du kannst nicht einfach woanders abbiegen und sonst wo hinfahren! Das ist immer noch meine Reise, mein Auto und mein Abenteuer, verstanden?" Wütend über die Dreistigkeit des Lockenkopfs, fuhr er sich mit den Händen durch die Haare, da er sie nicht anders zu beschäftigen wusste. Er konnte Harry schließlich nicht einfach ins Lenkgrad greifen und das Steuer herumreißen, damit sie wieder auf seine vorgegebene Strecke kamen.

„Du drehst jetzt auf der Stelle wieder rum und fährst an dieser Gabelung rechts." „Das mache ich nicht, du wirst mir nachher danken." Mit einem ruhigen Lächeln auf den Lippen fuhr der Lockenkopf ganz entspannt weiter die Straße entlang, ließ sich von den Schimpftiraden des Kleineren nicht aus der Ruhe bringen, welcher auf seinem Beifahrersitz nahezu machtlos war.

„Spar dir deine Energie für andere Dinge, Cruella De Vil." Befänden sie sich jetzt tatsächlich in einem Disneyfilm, würden Louis spätestens jetzt dichte Dampfschwaden aus den Ohren seines hochroten Kopfs strömen. Was nahm sich dieser Tarzan-Verschnitt heraus, ihn mit einem Bösewicht zu vergleichen, der beinahe schon cholerische Züge hatte?

„Du bist so- so... argh! Mir fällt überhaupt kein Wort ein, um zu beschreiben, wie wütend du mich gerade machst!" Harry hatte es aufgegeben etwas auf Louis' Worte zu erwidern, was ihn nicht daran hinderte, weiter seine wilden Monologe zu führen, doch als der Wagen nach weiteren zwanzig Minuten vor einer alt aussehenden Tankstelle zum Stehen kam, verstummte der Braunhaarige für einen Moment. Verwundert darüber, wo sie hier waren und vor allem, was sie hier sollten, blickte Louis mit in die Höhe gezogenen Augenbrauen zu dem Lockenkopf, welcher seinen Blick bloß grinsend erwiderte.

„Wo sind wir hier?" „Komm mit, ich zeigs dir." Harry ging auf das Gebäude zu, welches von außen mit unzähligen Stickern und alten Straßenschildern verziert war. Direkt vor dem Eingang parkte ein alter Oldtimer neben zwei alten Zapfsäulen, dessen Modell schon seit Jahrzehnten nicht mehr produziert wurde und das weckte auch Louis' Interesse. Schnell folgte er Harry, bevor dieser im Inneren des Gebäudes verschwinden konnte.

„Das hier ist Hackberrys General Store. Früher war das tatsächlich mal eine Tankstelle, doch mittlerweile ist es eher ein Museum inklusive Souvenirshop. Man hat das Gefühl hier wäre die Zeit stehen geblieben, an jeder Ecke findet man historische Schätze, die ihre eigenen Geschichten geschrieben haben." Auf den ersten Blick wirkte der Store ziemlich unscheinbar. Wahrscheinlich wäre Louis tatsächlich daran vorbeigefahren und wenn der rote Oldtimer nicht vor dem Gebäude stehen würde und sich der Store, laut Harry, mittlerweile nicht als kleiner Geheimtipp der Route 66 herumgesprochen hätte, würden das die Meisten.

Sie betraten den Shop und wurden von der Wucht des kleinen Ladens überflutet. Louis wusste gar nicht, wo er zuerst hinsehen sollte. Jede freie Stelle der Wand, wie auch der Decke, war mit allmöglichem Krimskrams bedeckt. Alte Nummernschilder, Metallplaketten, T-Shirts, Mützen, Schlüsselanhänger und und und. Überwältigt von der Flut an Sinneseindrücken, lief er ziellos in dem Store umher, bis Harry ihn zu sich rief, welcher gerade am Tresen eine kleine Tüte entgegen nahm und Louis einen Stift in die Hand drückte, sobald er bei ihm angekommen war.

„Hier kannst du im Gästebuch unterschreiben, dass wir hier waren." Louis blickte hinab auf das dicke Buch, welches mit seinen vergilbten und zerknitterten Seiten sowie dem abgenutzten Einband, schon einige Jahre auf dem Buckel haben musste und wenn er die abertausenden an Unterschriften darin sah, musste dies wohl auch der Fall sein. Er sah Harrys Namen auf der aufgeschlagenen Seite hervorstechen, da er nur in Großbuchstaben ziemlich weit unten geschrieben stand und nach kurzem Zögern wählte Louis die gegenüberliegende Seite, um sich in dem Buch zu verewigen.

Warum Louis nicht direkt neben Harry unterschrieben hatte, wusste er selber nicht genau, aber wahrscheinlich war er einfach noch sauer auf den Lockenkopf, dass er ohne zu fragen seine Route geändert und sein Ding durchgezogen hatte. Auch wenn der General Store ein ziemlich cooler Zwischenstopp gewesen war. Doch das würde Louis nie laut zugeben.

Die Weiterfahrt Richtung Südosten nach Seligman verlief stumm. Keiner von ihnen verlor ein Wort und da sich Harry diesmal tatsächlich an das von Louis neu programmierte Navi hielt und sie nach einer kurzen Tank- und Pinkelpause weiter über die Autobahn fuhren, kamen sie am späten Abend endlich an ihrem Tagesziel in Flagstaff an.

Das Motel, in dem sie heute übernachten würden, machte schon von außen keinen guten Eindruck, doch ehe Louis seufzend aus dem Wagen steigen konnte, um ein paar frische Klamotten aus seinem Koffer in seinen Rucksack zu stopfen, hielt Harry ihn an seinem Arm zurück.

„Hey, es tut mir leid wegen vorhin, okay? Es war doof von mir, einfach die Strecke zu wechseln, ohne dir Bescheid zu geben, aber manchmal muss man die Dinge auch einfach auf sich zukommen lassen, weißt du? Hier", Harry zog die braune Papiertüte hervor, die Louis vorhin im Souvenirshop schon einmal bei ihm gesehen hatte und zog etwas daraus hervor. Lächelnd streckte er ihm seine Hand entgegen, an dessen Zeigefinger nun ein Schlüsselanhänger mit einem kleinen roten Oldtimer baumelte „für dich. Als Entschuldigung."

Lächelnd streckte Louis die Hand nach dem Anhänger aus und betrachtete das Miniaturauto eingehend. „Danke", sagte er leise, ohne Harry anzusehen und stieg dann nach einem Moment, in dem keiner mehr etwas sagte, aus dem Jeep.

Auch von Innen glich das Motel eher einer Bruchbude, als einem Autobahnhotel und als Louis sein Zimmer für die heutige Nacht betrat, dachte er, sie hätten ihm versehentlich die Besenkammer vermietet. Der alte Teppichboden im Zimmer müffelte, außer einem kleinen Bett blieb nicht viel Raum, um sich zu bewegen und die Toilette befand sich auf dem Gang. Immerhin war sie relativ sauber, das war zumindest ein Pluspunkt.

Er verabschiedete sich von Harry, den es bei seiner Zimmerwahl, nach dessem unzufriedenem Blick zu urteilen, auch nicht besser getroffen zu haben schien und verdrückte auf seinem Bett noch rasch ein an der Tankstelle gekauftes Sandwich, ehe er schnell einschlief. Und unweit von ihm, auf dem kleinen Nachtschränkchen neben dem Bett, lag sein Schlüsselbund mit einem neuen kleinen Anhänger: Einem roten Oldtimer.

Hallöchen ihr Lieben :3 Louis hat jetzt also mehr oder weniger freiwillig einen Reisebegleiter. Ob ihm das so gefallen wird 🙈

Dr. Styles hat sich aber erstmal um seine Verletzung gekümmert und dann glatt mal die Route geändert. Wie würdet ihr da reagieren? 👀

War denn jemand von euch gestern in Berlin und hat Louis gesehen? 😍 Tell me everything! Ich freue mich schon so so sehr auf Köln am Sonntag 🥰

Ganz viel Liebe an euch und danke an alle, die bei diesem Roadtrip hier dabei sind! ♥️ -Sarah

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