Kapitel 9
Es überrascht mich, dass Harrys Auto bereits in der Auffahrt steht, als ich nach Hause komme. Ich parke meinen Wagen hinter seinem, steige mit meinem Rucksack im Arm aus und gehe zur Eingangstür, die mir allerdings geöffnet wird, ehe ich den Schlüssel ins Schloss schieben kann. Harry steht mir gegenüber, tritt zur Seite und lässt mich so ins Haus hinein. „Du bist Zuhause?", frage ich überrascht, trete aber ein und kicke mir die Vans von den Füßen, ehe ich auch den Rucksack auf den Boden lege. Harry sieht mich an, nickt und fährt sich durch die Locken. „Ja, ich... ich wollte Zuhause sein, wenn du von der Arbeit kommst", erklärt er, ehe wir wieder in eine angespannte Stille verfallen. Er gibt sich wirklich mühe. Ich sehe auf meine Füße, wackle mit meinen Zehen und erhebe meinen Blick wieder, um Harry anzusehen, der immer noch den Tür Knauf in der Hand hält. Durch die offene Tür weht eine leichte Brise, die mir die Haare aus den Augen streicht und einen schauer über meinen Rücken jagt.
Er verfolgt meinen Blick nach einem Moment, schließt die Tür und schiebt seine Hände in die Taschen seiner Jeans. „Ich habe gekocht", murmelt er und sieht mich abwartend an. „Danke, auch für die Brotbox heute." Er nickt und geht vor mir her in die Küche, wo er hinter einer Ecke verschwindet.
Einen Moment halte ich inne, dann nehme ich die Brotdose aus meinem Rucksack und folge Harry in die Küche, wo mir der Geruch von Bolognese entgegenkommt. „Es gibt Lasagne", erklärt der Lockenkopf woraufhin ich nicke und mir die Hände in die Hosentaschen schiebe. Ich sehe ihm dabei zu, wie er die Auflaufform aus dem Ofen holt, sie auf den Tisch stellt und die Küchenhandschuhe auf die Teke legt. Wir nehmen am Tisch Platz, nehmen uns etwas vom Essen und sehen uns immer wieder gegenseitig an, ohne etwas zu sagen. Einige Male öffnet Harry den Mund, als wolle er etwas sagen, aber kein Ton verlässt seine Kehle. „Ich... ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber diese Ruhe macht mich verrückt." – „Was soll ich sagen, Harry?", erwidere ich und sehe ihn abwartend an. Mich macht die Stille genau so verrückt, aber ich weiß beim besten Willen nicht, was ich sagen soll. „Ich weiß es nicht, Lou, aber ich vermisse es dir zuzuhören. Ich hab die Nacht kein Auge zugemacht, weil du nicht neben mir lagst. Es war besser als die Nächte davor, aber... ich weiß nicht." – „Mich frisst die Stille zwischen uns genau wie dich, aber du hast recht, wir müssen miteinander reden."
Harry nickt, schluckt den letzten Bissen seines Essens herunter und legt sein Besteck auf die Teller. „Aber du kannst gleichzeitig nicht erwarten, dass es wieder vollkommen entspannt zwischen uns ist, Harry. Ich will dir vertrauen, aber ich kann nicht. Jedes Mal, wenn ich dich ansehe, sehe ich dich in deinem Bürostuhl, nachdem ihr euch geküsst habt. Sie hat dich geküsst und ich glaube dir das, aber das bedeutet nicht, dass es mir weniger weh tut." – „Ich wollte dich nicht verletzen, Lou." – „Ich weiß, Harry", murmle ich, streiche mir die Haare aus der Stirn und lege auch mein Besteck auf den Tisch.
Wir räumen das schmutzige Geschirr in den Geschirrspüler, ich verstaue meinen Rucksack neben dem Schuhschrank im Flur und lasse mich aufs Sofa fallen, wo ich mich sofort in Harrys Bettwäsche kuschle. Es liegt ein wirklich langes Wochenende vor mir. Hinter mir höre ich Harry ins Wohnzimmer laufen, ehe er in mein Blickfeld kommt und sich neben mich aufs Sofa setzt. „Hast du Rückenschmerzen?", frage ich ihn, woraufhin ich ein leichtes Nicken als Antwort bekomme. Ich schmunzle leicht. Ein wenig hat er es ja verdient. „Möchtest du einen Film gucken, oder... irgendwas anderes?", fragt Harry. „Ein Film hört sich gut an", erwidere ich und sehe ihm daraufhin dabei zu, wie er aufsteht durch unsere Filmsammlung wühlt und eine Verpackung hervorzieht. Ich sehe nicht, welchen Film oder welche Serie er gewählt hat, bin mir aber sicher, dass es eine der Staffeln von Suits oder einer unserer Lieblingsfilme ist. „Können wir uns bitte was Gemütliches anziehen, wenn wir einen Film sehen? Sonst sitzen wir auch nicht in normalen Klamotten auf dem Sofa, wenn wir nicht mehr raus müssen." Seine Antwort warte ich garnicht erst ab, sondern stehe auf und gehe nach oben. Aus dem Kleiderschrank nehme ich mir eine kurze Sporthose und gerade ein T-Shirt, als Harry ins Zimmer kommt.
Er sieht mich an, ehe sein Blick auf mein (sein) Shirt in meinen Armen fällt und dann zum Schrank wandert, aus dem er sich einen Pastell Lavendelfarbigen Pullover nimmt. Ich hadere mit mir, ob ich mich hier umziehen soll oder ob ich dafür ins Bad gehen soll, aber sobald ich diesen Gedanken zuende gebracht habe, komme ich mir lächerlich vor. Harry ist schließlich mein Mann und hat mich schon so oft nackt gesehen, dass ich es nie im Leben aufzählen könnte. Also ziehe ich mir den Hoodie über den Kopf und tue ihn in den neben den Schrank stehenden Wäschekorb und ziehe mir das Shirt über. Ich spüre Harrys Blick auf mir, versuche allerdings ihn zu ignorieren. Auch als ich meine Hose gegen die Shorts wechsle brennt sich Harrys Blick auf meiner Haut ein. „Du siehst mich die ganze Zeit an", murmle ich, als ich mich umdrehe und zu ihm sehe. Seine Wangen werden rot, er senkt den Blick und zieht sich selbst schnell um, ehe er mich wieder ansieht. „Es tut mir leid" Ich schüttle daraufhin den Kopf und gehe einen Schritt auf sie zu, ehe ich meine Hand an seinen Arm lege. „Du bist immer noch mein Mann", murmle ich. Er schluckt und nickt. Leicht lächelnd löse ich mich von ihm und mache mich auf den Weg zurück ins Erdgeschoss.
Auf dem Sofa warte ich auf der Lehne sitzend, dass Harry kommt. Er setzt sich aufs Sofa und sieht mich abwartend an, woraufhin ich schlucke und mir durch die Haare fahre. Ich greife nach Harrys Bettdecke, lege mich zu ihm aufs Sofa und sehe ihn abwartend an, während ich die Decke hinter mit in die Höhe halte. Mit großen Augen sieht er mich an und wirkt wie eingefroren, ehe er sich aus seiner Starre schüttelt und beeilt neben mir unter die Decke zu schlüpfen.
Umgehend geht seine Wärme auf mich über und der Geruch seines Parfüms steigt mir beruhigend in die Nase. „Ist das okay?", fragt Harry leise, der noch immer steif hinter mir liegt und krampfhaft versucht nicht seine Arme um mich zu legen. „Wenn es nicht okay für mich wäre, hätte ich es nicht vorgeschlagen", murmle ich, sehe ihn kurz an und drehe mich zurück zum Fernseher, um über die Fernbedienung den Film zu starten. Die Muskeln in Harrys Körper entspannen leicht, er legt einen Arm um meine Hüfte und versucht seine Nase so in meinen Haaren zu vergraben, dass ich es nicht merke, was ich allerdings tue. Sein Atem in meinem Nacken und das Kitzeln meiner Haare verrät ihn, aber ich lasse ihn sein. Es ist offensichtlich, dass keiner von uns beiden sich auf den Film konzentriert. Ich spiele gedankenverloren mit den Fusseln an Harrys Decke, während seine Hand über meine Hüfte streicht. Ob es eine bewusste Handlung ist, weiß ich nicht, aber ich liebe es. Ich habe es schon immer geliebt.
Ich rücke näher an ihn ran, lehne meinen Kopf nach hinten an seine Schulter und sehe zu ihm. Er sieht mich fragend an, bringt seine Hand zum Stoppen und presst seine Lippen aufeinander. Sein Blick ist fragend, verwirrt und unsicher und ich bin mir sicher, dass ich dieselben Emotionen ausstrahle. In genau dem Moment bin ich mir zu einhundert Prozent sicher, dass wir das hinbekommen werden, wenn wir uns nur etwas anstrengen.
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hi Freunde der Sonne!
Lou und Harry nähern sich einander offensichtlich an, was euch ziemlich freuen wird! Aber geht das nicht ein wenig zu schnell? Oder glaubt ihr, es ist gut, dass sie das ganze in ihrem Tempo angehen? Wie könnte das Wochenende der beiden verlaufen? Habt ihr Ideen?
love, j x
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