Kapitel 7
Anstatt der Wärme, die ich normalerweise in diesem Moment empfinden sollte und würde, überkommt mich ein kühler Schauer. Die Stille zwischen uns frisst mich von innen auf, strömt durch jede meiner Zellen und lässt mich für eine Sekunde zittern. „Du bist gekommen...", sagt er überrascht. Ich nicke, trete vom Linken auf den rechten Fuß und lege meine Arme schützend um mich selbst. Es ist beschissen, dass ich mich in meinem eigenen Zuhause so hilflos fühle. „Ich... du wolltest dich erklären" Nicht das, was ich eigentlich sagen wollte, aber etwas ist besser als nichts. „Ja, danke, ich... ich hatte nur nicht erwartet, dass du kommst, wenn ich ehrlich bin", murmelt Harry und spielt nervös mit seinem Ehering. Komisch, dass er offensichtlich nervöser ist als ich, aber er hat wahrscheinlich allen Grund dafür. An ihm vorbei gehe ich in die Küche, nehme mir ein Glas und fülle es mit kühlem Leitungswasser, ehe ich aus dem Gefrierschrank Eiswürfel hinzu gebe. Durst habe ich nicht, aber ich benötige etwas, mit dem ich mich beschäftigen kann, falls ich Abwechslung brauche.
Aufmerksam beobachtet Harry mich, beißt nervös auf seiner Unterlippe herum und schiebt sich die Hände in die Hosentaschen, um nicht mehr damit rumzufummeln.
Vorsichtig setze ich mich auf einen der Hochstühle am Küchentresen, halte das Glas fest umschlossen und sehe von meinem Glas zu Harry auf. In seinen Augen schimmern Tränen, die er zwanghaft Unterdrücken möchte, was ihm allerdings nicht gelingt. „Statt zu lügen und dir zu erzählen, dass nichts passiert ist, bleibe ich bei der Wahrheit." Ich presse meine Lippen aufeinander und nicke in der Vorbereitung des Schlags, der mich gleich treffen wird. Es ist als würde ich in einem Auto sitzen und die Wand fokussieren, auf die ich im höchsten Tempo zurase, ohne Bremsen zu können. Ich weiß, dass die Wahrheit wie ein ungesichertes Gut auf mich zukommt, um mich aus der Bahn zu werfen und ich weiß bei bestem Willen nicht, wie ich das schlimmste verhindern kann.
„Sie hat mich geküsst und ich, scheiße, Louis ich habe sie nicht daran gehindert. Irgendwann schon, aber dann warst du plötzlich da und..." – „Dann bin ich wieder abgehauen, weil du mich betrogen hast.", vervollständige ich seinen Satz und trinke einen Schluck. Die Eiswürfel sind kühl an meinen Lippen und hinterlassen eine Eiseskälte in meinem Mund, als ich das Glas senke und auf dem Tresen stelle. „Ich habe dich nicht...", er schüttelt den Kopf und fährt sich durch die Locken: „Ich wollte dich nicht betrügen und ich wollte auch nicht, dass sie mich küsst. In dem Moment, ich war so überrascht, dass ich nicht nachgedacht habe und den Kuss erwidert habe."
Abwesend nicke ich. Ich glaube ihm, dass sie ihn geküsst hat... aber ich kann ihm nicht vertrauen. „Du... sie hat dich geküsst." Harry nickt, geht zwei Schritte auf mich zu und möchte seine Hände um meine Schließen, was ich verhindere, indem ich das Glas loslasse. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll." Mein Kopf ist wie leergefegt. Ich spüre nicht mal den Schmerz, der mich die letzte Woche über begleitet hat. Keine Freude darüber, dass er mich nicht bewusst über Wochen betrogen hat, kein Schmerz darüber, dass ein anderes Paar Lippen das meines Mannes berührt hat und keine Verwirrung über die Tatsache, dass ich Harry glaube. Es ist schlimmer als der Schmerz. Innere Zerrissenheit, wie ich es hasse. Die Tränen, die über meine Wangen laufen bemerke ich erst, als eine Träne auf meine Hand tropft und mich zurück in die Realität holt in der Harry mir gegenüber steht. „Sag irgendwas, Louis...", bittet Harry, tritt noch einen Schritt auf mich zu und sieht mich hoffnungsvoll an. „Harry, ich- ich weiß nicht, was ich fühle, was ich denke und was ich sagen soll weiß ich von allem an wenigsten" – „Du machst nicht Schluss?" Ich seufze, zucke mit den Schultern und führe das Glas an meine Lippen.
„Du hast keine Ahnung, wie oft ich in den letzten Tagen innerlich die Scheidung eingereicht habe." Er öffnet den Mund, um etwas zu sagen, aber ich schüttle den Kopf und bedeute ihm ruhig zu bleiben. „Jetzt gerade... nein. Aber du hast mich verletzt Harry, ob sie dich geküsst hat oder nicht, du hast den Kuss erwidert... Ich liebe dich, Harry, aber ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll." Anständige Sätze zu formen fällt mir offensichtlich schwer, aber Harry wartet geduldig auf mich und nickt. „Ich habe dich hier vermisst, Louis" Ich presse meine Augenlieder zusammen und versuche den Kloß in meinem Hals runterzuschlucken, was mir allerdings nicht gelingt. „Ich-" Ich möchte ihm sagen, dass ich ihn auch vermisst habe, wie scheiße es war nicht neben ihm einzuschlafen, aber ich kann es nicht. Ich sehe auf meine Hände, die sanft von Harrys umschlossen werden, ehe ich meinen Blick hebe, um meinen Mann anzusehen. Sein Ehering brennt wie Feuer auf meiner Haut, erinnert mich an unser Versprechen und schafft es auf wundersame Weise ein Lächeln auf meine Lippen zu zaubern. Anstatt irgendwas zu sagen, was ich in dem Moment nicht auch so meine, drücke ich vorsichtig seine Hände und lehne mich ihm entgegen weshalb er Vorsichtig auf mich zugeht, neben dem Stuhl, auf dem ich sitze zum Stehen kommt. Er steht so nah an mir, dass ich die von seinem Körper ausgehende Wärme spüre und mich dieser instinktiv entgegenlehne, bis meine Seite an seine Brust gelehnt ist.
Wie in Zeitlupe legt er die Arme um mich, wartet ab, ob ich ihn lasse und zieht mich an sich, als er merkt, dass es so ist. Stumm genieße ich es, ihm wieder nah zu sein und lehne meinen Kopf an seine Halsbeuge, während ich den letzten Schluck von meinem Wasser nehme und die letzten Tropfen von meinen Lippen lecke. Mit Tränen in den Augen atme ich den altbekannten Duft seines Aftershaves ein, drehe meinen Kopf leicht und vergrabe meine Nase im Stoff seines Oberteils, bis ich mich von ihm löse und ihn leicht von mir weg schiebe. Die Tasche, die ich im Flur habe stehen lassen hole ich, drücke ihn Harry in die Hand und sehe ihn ernst an: „Kannst ja anfangen, das zu waschen, ich habe gestern Nacht nicht geschlafen, also lege ich mich hin." Verdattert sieht er mich an, nickt und verschwindet, als seine Mundwinkel leicht zu einem Lächeln nach oben zucken. Ich selber bin überrascht von meinem Verhalten, lasse mir aber nichts anmerken, als ich mir ein Sandwich mache und mit diesem in der Hand nach oben ins Schlafzimmer gehe.
Das Bettzeug von Harry nehme ich vom Bett und lege es vor die Tür, ehe ich sie schließe und aufs Bett fallen lasse. Es war deutlich, dass er die letzten Nächte über auf meiner Betthälfte geschlafen hat, weil mein Bettzeug im Gegensatz zu seinem durchweg zerknittert sind.
Überfordert lasse ich mich aufs Bett fallen, bevor ich mich wieder aufsetze und mich bis auf die Boxershorts ausziehe, ehe ich mich zurück in die Kissen kuschle, genieße, wieder in meinem Bett zu liegen und von Harrys Duft umgeben zu sein. Gott, wie komisch, dass ich sogar seinen Geruch vermisst habe, aber ich vermisste ihn mehr, als alles andere. Naja, wenn man von der körperlichen Nähe absieht.
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hi, Freunde der Sonne,
Lou ist wieder zuhause, Harry hat erzählt und wurde jetzt aus dem Schlafzimmer ausquartiert.
Was sagt ihr? Überreaktion oder nachvollziehbar?
Ich habe heute Statistik Klausur geschrieben und der induktive Teil war schlichtweg beschissen. Gestern konnte ich die Kacke noch und heute? Das ist doch einfach nur Kacke. Deshalb aus Wutkompensation das Update. Ich freue mich schon jetzt auf eure Kommentare.
all the love, j x
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