Kapitel 31
Stumm sieht Harry mich an, schließt seine Augen und lehnt seinen Kopf enger an meine Handinnenfläche. „Ich dachte du wärst weg, für immer." – „Ich bin hier, Harry. Wir haben uns noch nicht ausgesprochen, aber ich bin jetzt gerade hier." – „Lou..." Vorsichtig lege ich meinen Zeigefinger an seine Lippen und lasse ihn so erfolgreich verstummen. „Ich liebe dich, Harry.", flüstere ich, während ich mich zurücklehne und das Kästchen aus seinem Schoß nehme. Ohne mich anzusehen, nimmt er es entgegen, öffnet es aber nicht, weshalb ich meine Hand an sein Kinn lege, seinen Kopf anhebe und mich vorsichtig auf seinen Schoß setze, ehe ich das Geschenk wieder an mich nehme. „Wenn du nicht okay damit bist es zu öffnen ist das okay, immerhin habe ich deinen Geburtstag vergessen." – „Das ist es nicht", murmelt er leise, während sein fester Blick sich bis in meine Seele bohrt. „Ich hasse, dass wir hier so normal sitzen, will aber auch nichts anderes mehr, als so mit dir hier zu sitzen." – „Oh" – „Ich habe dir schon gesagt, dass ich immer noch angepisst bin." Fest presse ich meine Lippen aufeinander, nicke und streiche mit meinen Fingerspitzen sanft über die Haare in seinem Nacken. „Okay. Ich- fuck, okay, ich habe keine Ahnung was ich machen soll, aber... wenn irgendwas ist bin ich unten, okay?" Er nickt, lehnt sich zurück und wartet bis ich von seinem Schoß aufgestanden bin, ehe er sich zurück in die Kissen kuschelt und mir den Rücken zudreht. Das Gefühl ihn so zu erleben ist schlimmer als das, ihn in seinem Büro zu sehen. Mit Alice. Und ich hasse es.
Im Wohnzimmer schalte ich den Fernseher zu einem der laufenden Fußballspiele, lasse mich auf die Couch fallen und schließe meine Augen. Die Rufe und Pfiffe vom Bildschirm rücken immer weiter in den Hintergrund, bis sie ganz verschwinden und ich einschlafe.
Es müssen Stunden vergangen sein, denn als ich das nächste Mal aufwache ist es Mitten in der Nacht und der Fernseher ist ausgeschaltet worden. Beim Aufsetzen fällt mir auf, dass der Blumenstrauß mittlerweile auf dem Küchentisch steht und die Leselampe von Harry auf dem Couchtisch liegt und den Raum genug erleuchtet, dass ich mich zurechtfinden kann. Nicht, dass ich das nicht auch so könnte, aber Harry hat daran gedacht. Grummelnd ziehe ich die Bettdecke enger um meinen Körper, während ich in die Küche gehe und den Vorratsschrank öffne, um zu sehen, was wir Essbares im Haus haben. Zwischen den verschiedenen Fertiggerichten finde ich jedoch nichts, was ich gerade brauche, weshalb ich den Schrank wieder schließe und meine Augen schließe. Ich will doch einfach nur essen und dann wieder schlafen. Unsere Dahabsachen sind nichts von dem, was ich will, daher öffne ich den Kühlschrank und lasse meine Augen über den Inhalt fliegen – wieder nichts. „Es ist noch eine Packung Coco Pops im Vorratsschrank" Mit einem lauten Schrei drehe ich mich um, ziehe die Decke über meinen Kopf und presse meine Hand auf meine Brust. „Fucking Shit, was zur fucking Hölle, Haz", stoße ich schwer atmend hervor, schließe dann aber meine Augen, um mich wieder zu entspannen. „Gott hast du mich erschreckt" – „Habe ich gemerkt... genau wie unsere Nachbarn." – „Tut mir leid" – „Nicht der Rede wert. Ich glaube- ich leg mich wieder hin, gute Nacht, Lou" – „Nacht, Haz.", murmle ich schweren Herzens zusehend, wie er die Treppen hinaufläuft.
Ich will ihm nachlaufen, ihn an mich ziehen und so lange küssen bis ich keine Luft mehr habe, aber ich bleibe wie angewurzelt stehen. Wäre meine Kehle nicht wie zugeschnürt, würde ich, in der Hoffnung, dass er zurück zu mir kommt, seinen Namen rufen. Fuck, wer hätte denn erwartet, dass alles so eskaliert?! Das ist alles ein riesiger Haufen Bullshit. Fucking Bullshit. Ich hole die Coco Pops aus dem Vorratsraum und esse sie vorm ausgeschalteten Fernseher. Die Stille füllt mich Zeitgleich mit den Coco Pops, bis ich wieder in den Schlaf finde.
Eine Hand an meiner Wange weckt mich, während eine andere immer wieder durch meine Haare streicht und eine Strähne um einen Finger wickelt. Leise brumme ich, ziehe mir die Decke höher ins Gesicht und rümpfe meine Nase. „Lou", flüstert Harry, woraufhin ich mehrmals blinzle und meine Augen schließlich öffne. „Warum sitzt du auf dem Boden?" – „Du nimmst das ganze Sofa ein", erwidert er, weshalb ich die Decke hochhalte und ein Stück zurück rutsche. Verschlafen wie ich bin, halte ich meine Arme auf und warte darauf, dass Harry sich zu mir legt. Kaum eine Minute später hat er seinen Kopf in meiner Halsbeuge vergraben und seine Arme fest um seinen Oberkörper gelegt. „Warum hast du mich geweckt?" – „Ich wollte reden"
Reden... über meine Absenz, mein- fuck. Harry will reden. Ruckartig setze ich mich auf, drehe mich zu Harry und sehe ihn aufmerksam an. „Danke für die Blumen" Noch immer unfähig zu sprechen nicke ich nur und streiche mit dem Rücken meines Zeigefingers über Harrys Knie. Seine Haut fühlt sich weich an meiner an. „Lou, sieh' mich bitte an" Ich reagiere automatisch, hebe meinen Kopf und lasse unsere Blicke aufeinandertreffen. „Wir wissen beide, dass ich scheiße gebaut habe, aber Louis, ich erkenne dich garnicht wieder. Du bist verbittert und verletzt, aber du musst verstehen, dass du mich auch verletzt hast. Und zwar außerhalbe dessen, was angemessen ist, auch wenn es das falsche Wort ist. Ich möchte meinen Louis, aber so wie du dich benimmst, bist du das nicht." – „Haz...", will ich ihn unterbrechen, aber nachdem er mir einen vielsagenden Blick zukommen lässt, halte ich die klappe. „Ich weiß, dass ich wahrscheinlich schuld daran bin, dass du so bist, wie du gerade bist, aber bitte rede mit mir. So sehr ich es auch hasse höre ich mir lieber an, dass du mich gerade scheiße findest, als ohne dich zu sein, okay?"
Für einige Zeit antworte ich nicht, sitze einfach nur da und lasse seine Worte auf mich wirken. Seinen Louis. Aber ich bin doch hier. Ich sitze ihm gegenüber und schaue ihn an, während wir über unseren Streit reden. Ich sitze ihm gegenüber. Normalerweise kuscheln wir, wenn wir ernste Probleme besprechen. Streits passieren, aber wenn regen wir uns allein ab und besprechen es später. Aber das hier ist anders. Es ist etwas anderes, oder? Und nein, ist es nicht. Wir streiten uns und müssen darüber reden. Fuck, wie konnten wir das so sehr aus den Augen verlieren? Ich stehe vom Sofa auf, fahre mir durch die Haare und lasse mich wieder neben Harry fallen, sodass ich ihm zugewendet neben ihm liege. Beine, Hüfte, Schultern sind aneinandergepresst und als wenn Harry meine Intention verstände legt er seinen Arm um mich und zieht mich an seinen Körper. Vielmehr ist es wahrscheinlich, dass er nicht will, dass ich vom Sofa falle, aber ich nehme, was ich kriegen kann.
„Glaubst du ich habe mit dir geschlafen, nur, um dann abzuhauen?", durchbreche ich schließlich die Stille und sehe auf seine sich heben und senkende Brust. Ich spüre, wie sein Körper sich an meinem Versteift, wie er den Atem anhält. Er hat es gedacht. „Harry ic-" – „Nein, eigentlich nicht. Manchmal, auch wenn ich es hasse, kam mir der Gedanke, aber... aber so brutal es auch war, du würdest so etwas niemals absichtlich tun, da bin ich mir sicher." Zögerlich nicke ich, lehne meinen Kopf an seine Schulter und schließe meine Augen für einen Moment. „Als ich aufgewacht sind warst du hart und mein erster Instinkt war es, von dir wegrücken zu wollen. Aber ich bin geblieben und habe mich schlafend gestellt", beginne ich, ohne meine Augen wieder zu öffnen. Er scheint zu merken, dass ich noch nicht fertig bin, denn neben seiner Atmung gibt er keine Geräusche von sich. „Ich wollte nicht mit dir schlafen. Ich wollte es nicht, als ich neben dir lag und nicht als ich dich geküsst habe. Aber dann dachte ich, dass du vielleicht wieder merkst, was du an mir hast. Also habe ich mit dir geschlafen, aber es hat mich innerlich zerrissen." – „Lou, ich- warum hast du nichts gesagt, das... fuck." – „Es ist okay.", flüstere ich in der Hoffnung ihn davon überzeugen zu können. Mich überzeugen zu können.
Es ist nicht viel, aber ich klammere mich an dem fest was Harry und ich gerade haben, so fest, dass es fast schmerzt.
„Ich habe die ganze Zeit geweint. Als wir miteinander geschlafen haben. Deshalb habe ich mich auf den Bauch gedreht, weil ich nicht wollte, dass du es siehst. Ich war so ein feiges Arschloch, Harry. Und dann bist du eingeschlafen und alles was mir in den Sinn gekommen ist, ist, dass ich weg musste. Ich- ich stand unten, hab meinen Schlüssel abgelegt und meinen Ring", ich halte einen Augenblick inne, zu präsent ist die Erinnerung an diesen Moment, „und habe ihn sofort wieder angezogen. Selbst wenn ich es wollte, könnte ich nicht ohne dich. Bitte, du musst mir glauben, ich hätte das nie absichtlich getan." Wie eine Gewitterwolke schwebt meine Beichte zwischen uns, kreist um unsere Köpfe und ich warte nur noch darauf, dass sie über uns hineinbricht. Mich mit sich reißt, weg von Harry, nachdem ich ihm das angetan habe. Sein Betrug kommt mir winzig klein vor im Gegenzug zu dem, was ich getan habe. Harry wollte mich nicht betrügen. Und so sehr ich ihn nicht allein lassen wollte, war es eine bewusste Entscheidung, es zu tun. Ich hätte einfach herkommen können, mit ihm reden können, aber habe mich lieber bei meinem besten Freund verkrochen, ohne ihm zu sagen, was los ist. Ihm habe ich genauso wenig gesagt, wie Harry.
„Ich hasse es falsch zu liegen, du genauso und ich weiß, dass es nur dieser... dieser beschissene Stolz in mir ist und wir beide wissen, dass es mir fucking beschissen ging, weil ich verletzlich war- bin. Verdammt, ich mache Fehler, viele die ich am liebsten ausradieren würde. Wenn ich Angst habe, scheiße, ich hatte so eine Angst dich zu verlieren, dränge ich dich von mir weg, aber was auch immer ist. Dich geheiratet zu haben ist die beste Entscheidung meines Lebens, Harry. Das musst du mir glauben." Mit tränenüberlaufenem Gesicht sieht er mich an, legt seine Hände an mein Gesicht und streicht sanft über meine Wangen. Ein schmerzhaftes Schluchzen kommt ihm über die Lippen, bevor er mich zu sich zieht und unsere Lippen aufeinanderpresst. Wir küssen uns nicht. Erneut entflieht Harry ein Schluchzen, aber anstatt, dass ein weiteres folgt, beginnt er zu lachen. Fältchen um die Augen, in den Nacken geworfener Kopf und Grübchen. Ein glückliches Lachen, glücklicher als es nach meinen Worten sein sollte, aber ich kann nicht nicht einsteigen. Ich presse mein Gesicht in seine Halsbeuge als die ersten Tränen meine Augen verlassen und mein Körper vom Lachen bebt.
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hi, freunde der sonne
das nenne ich mal eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Ehrlich gesagt weiß ich nicht recht was ich sagen soll, denn meine Charaktere haben sich ohne mein Einverständnis selbstständig gemacht und ich habe hier gesessen und selbst erstmal verstehen müssen, was gerade passiert. Aber endlich, nach langem warten, schient Louis endlich eingesehen zu haben, was er angerichtet hat und seine Entschuldigung (wobei, war es schon eine Entschuldigung?) hat sich aufrichtig angehört.
Wie denkt ihr, geht es jetzt mit den beiden Dickschädeln weiter?
love, j x
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