Kapitel 22
„Zayn", warne ich ihn, wende meinen Blick allerdings nicht vom Bildschirm ab. Vor meinen Augen fliegen Wohnungsangebote auf AirBnB über das Display, aber nichts liegt nah genug an meiner Schule, oder ist zu teuer. Geschweige denn schön genug, um dort nicht nur zu schlafen. Wieder drückt Zayn seinen Fuß gegen mein Knie, weshalb ich ihn mir schnappe und festhalte. „Wenn du nicht gleich mein Eis auf deiner Hose haben willst, würde ich aufhören" – „Du bist so untervögelt, Louis" Liegt vielleicht daran, dass mein Arsch von Mann mich betrogen hat, Zayn. Entgegen meinem Willen sage ich es nicht laut, sondern lasse meinen Blick zu ihm schweifen und zucke mit meinen Schultern. Und wenn schon. „Komm schon, Lou, lass mich wenigstens sehen, was du nachguckst." – „Ich gucke immer noch, wo ich hin kann." Der halb Pakistani seufzt, zieht seinen Fuß zurück, rückt näher zu mir und sieht auf meinen Bildschirm, ehe ich ihn zuklappen oder sperren kann. „Louis sei kein Idiot und lass mich dir wenigsten helfen." – „Zayn...", versuche ich zu widersprechen, aber es funktioniert nicht.
Also lasse ich zu, dass er durch ein paar Anzeigen scrollt, sich Beschreibungen durchliest und den Kopf schüttelt. Mit der Zeit werde ich immer amüsierter darüber, wie er die Stirn runzelt und jedes Wort stumm vorliest. „Warum willst du so dringend ausziehen eigentlich?" Nicht die richtigen Worte findend zucke ich mit den Schultern. Bei dieser Frage finde ich in den letzten Tagen nie die passenden Worte. Zayn scheint es nicht zu stören, er nimmt es einfach so hin und scrollt noch ein wenig durch die Angebote, ehe er den Laptop wieder auf meinen Schoß schiebt und sich zurück in Liams Arme kuschelt. Dieser blickt lächelnd auf Zayn hinab, ehe er ihre Lippen zu einem Kuss verbindet und ich meinen Blick abwende. Mein Eis findet den Weg zurück auf meinen Schoß und ich schließe meine Augen, als der Minz-Schokoladen Geschmack sich auf meiner Zunge ausbreitet. Das mit Abstand beste Eis. „Wir gehen hoch", höre ich Liam hastig sagen, aber ich bekomme es nur am Rand mit, ehe ich alleine im Wohnzimmer bin und höre, wie die beiden die Treppen hochstolpern. Wie verliebte Teenager, wenn nicht sogar schlimmer, schießt es mir genervt durch den Kopf. Ich liebe die beiden, aber noch länger kann ich mir wirklich nicht unter die Nase reiben lassen, wie glücklich sie sind. Wie von selbst finden meine Finger den Ring an meiner anderen Hand, drehen ihn um meinen Finger und ziehen ihn ab – nur um ihn sofort wieder anzustecken. Jedes Mal, wenn ich ihn auch nur einen Zentimeter von meinem Zimmer bewege, zieht mein Herz sich schmerzhaft zusammen. Ich kann ihn nicht abnehmen, so sehr ich es auch manchmal will. Das Bild von Harry und Alice ist aus meinem Gehirn verschwunden. Nicht komplett, aber es ist nicht das, was mir umgehend in dem Kopf kommt, wenn ich an den Lockenkopf denke. Apropos Lockenkopf. Ich habe seit Wochen nicht mehr von ihm gehört. Nicht eine Nachricht, kein vorbeifahren, kein Anruf. Lächerlich, fucking lächerlich.
Dreißig Minuten später, als ich unter meine Decke gekuschelt in meinem Bett liege, klingelt mein Handy. Ohne nachzusehen wer es ist nehme ich den Anruf entgegen und reiße überrascht meine Augen auf, als ich die Stimme meiner Mutter erkenne. „Hey Mom", begrüße ich sie und klemme mein Handy zwischen meinem Ohr und meiner Schulter ein. „Hey Lou, wie geht es dir?" – „Ganz gut denke ich. Warum rufst du an?" – „Darf ich nicht meinen Sohn anrufen?", fragt sie sofort, weshalb ich leise Lache und mir meine mittlerweile ziemlich langen Haare aus der Stirn streiche. „Doch, so war das auch nicht gemeint, Mom. Es ist einfach spät und ich habe angenommen, dass du mich für irgendwas brauchst." Am anderen Ende der Leitung höre ich sie seufzen und ein wenig rascheln. „Es ist nichts passiert, keine Sorge. Doris und Ernest haben in letzter Zeit immer mal wieder erwähnt, dass sie dich vermissen, da dachte ich, ich frage mal ob du am Wochenende Zeit und Lust hast vielleicht vorbeizukommen?" Mein inneres erwärmt sich bei der Erwähnung meiner Geschwister, weshalb ich umgehend zustimme. Wenn ich ehrlich bin, vermisse ich die kleinen auch. Mit Harry war es manchmal so, als würde ich auf ein Kind aufpassen, beziehungsweise war jemand da, aber jetzt so ich alleine bin vermisse ich es sehr nicht nur mich zu haben. „Kannst du Samstag gegen Mittag kommen? Dann kannst du mit uns Essen." Erneut stimme ich zu und wir reden noch ein wenig, ehe ich den Anruf beende, damit ich morgen auch aus dem Bett komme. Morgen ist schließlich erst Mittwoch und ich muss ein ernstes Wörtchen mit meinen Q2'lern wechseln.
Meine Abschlussklasse wollte nicht hören wie schlecht ihre Vor Abi Klausur ausgegangen ist und auch ich bin angepisst von der Situation. Ich hab beschissen geschlafen, meinen Tee über mein Hemd geschüttet und trage jetzt einen Pullover von Zayn der nicht zu meiner Hose passt. „Wenn ihr zuhause Probleme habt oder sonst etwas euch bedrückt, könnt ich bitte mit mir sprechen und ich verstehe das, aber einfach nur nicht zu beachten, was ich euch seit Wochen predige frustriert auch mich. Ihr könnt das besser, das weiß ich." Einen Moment lang ist es still, dann hebt eine Schülerin die Hand und sieht mich abwartend an. „Warum haben wir noch keine Zusammenfassung für das Abitur? Der andere Englisch LK hat den bereits vor einer Woche bekommen und Herr Malik hat sie auch schon heute verteilt." – „Ihr habt bereits eine Zusammenfassung", lache ich und schüttle den Kopf. Die Schülerin setzt zu einer Verneinung an, aber ich bedeute ihr ruhig zu sein. In aller Seelenruhe ziehe ich den Vorbereitungsplan aus meinem Rucksack und halte das Blatt Papier in die Höhe. „Hat jemand von euch dieses Blatt schon mal gesehen?" Ein Paar Köpfe nicken, anderen ist das Fragezeichen mit einem Leuchtschild ins Gesicht geschrieben. Verärgert und wahrscheinlich unnötig laut knalle ich das Blatt Papier auf das Pult: „Ich habe euch zu Beginn des Jahres gesagt, dass alle wichtigen Unterlagen in der Dropbox zu finden sind, zu der ich euch den Link in der WhatsApp Gruppe geschickt habe. Auf dem Blatt findet ihr den Wochenplan zur Vorbereitung. Jede Woche stehen die Themen, die wir Wiederholen darauf mit Wochenangabe aufgelistet. Natürlich ist es kein Blatt mit der Überschrift ‚Hier ist eure Zusammenfassung', aber es listet alle Themen auf, die behandelt wurden." Ich schüttle meinen Kopf und nehme das Blatt wieder in die Hand: „Ich gehe jetzt nochmal für jeden diesen Plan kopieren, aber das hätte beim besten Willen nicht sein müssen. Ihr seid ein super LK, habt konstante Noten und eine gute Arbeitshaltung, Leute. Also, Aufgaben machen und ich bin eben kopieren."
Damit verlasse ich den Raum mit dem Blatt in der Hand und gehe durch die Gänge, bis ich endlich im Lehrerzimmer vor einem der Kopierer stehe. Zu meinem Glück ist Zayn da, welcher mir nach kürzester Zeit einen Tee reicht und sich mit verschränkten Armen an die Wand lehnt. „Du hast für deine Philosophen also heute Zusammenfassungen verteilt?" Er schaut verwirrt, scheint dann aber zu verstehen und nickt. Vom Tee trinke ich einen kleinen Schluck, ehe der Drucker verkündet, dass er fertig ist und ich eilig alle Blätter herausnehme. Zayn nicke ich nur zu, ehe ich mich wieder auf den Weg zum Klassenzimmer mache. Der Rest der Stunde und des Tages verläuft gut, ich gebe eine Klassenarbeit zurück und warte im Lehrerzimmer auf Zayn, der seine letzte Unterrichtsstunde mal wieder überzieht. So habe ich wenigstens die Chance schon ein wenig Planung vom Wochenende vorzuziehen. Wenn ich den ganzen Tag mit meinen Geschwistern verbringe, werde ich sicherlich keinen Kopf dafür haben zu planen, was wann auf welche Art und Weise unterrichtet wird. „Wenn das mal nicht Tommo ist", lacht Elea, als sie auf mich zukommt und schließlich neben mir auf den Stuhl fallen lässt. „Hallo Elea", begrüße ich die Sport und Biolehrerin, welche sich interessiert über meine Unterlagen beugt, aber schnell wieder den Kopf einzieht.
„Was machst du denn noch hier?", frage ich sie und beobachte, wie ihr Gesicht sich erhellt. „Gideon holt mich ab und hat vorhin angerufen, dass er noch im Stau steht", erklärt sie, während sie sich eine blonde Strähne hinters Ohr streicht, „und du?" – „Ich warte auf Zayn", erkläre ich kurz, sehe auf meine Unterlagen und entscheide mich dann dazu, mich mit Elea zu unterhalten anstatt noch mehr zu Arbeiten. Ich habe schon genug geschafft. „Überzieht er mal wieder?", hakt sie nach, weshalb ich lache und zustimmend nicke. Natürlich. Er ist allerdings der einzige Lehrer, bei dem es die Schüler nicht zu stören scheint. „Wo ich gerade schon von Gideon spreche, wie geht es Harry?" Unschön sticht mein Herz, während mein Brustkorb sich zuschnürt und so verhindert, dass ich scharf die Luft einziehen kann. Mein Puls ist ungesund hoch als ich mich in den Stoff meines Rucksacks kralle und hoffe, dass Elea es nicht sieht. „Gut", presse ich hervor und mache eine kurze Pause um durchzuatmen: „Es geht Harry wunderbar" Sie kann nicht weiter fragen, denn Zayn betritt den Raum und ich bin schneller aufgestanden, als ich denken kann.
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hi, Freunde der Sonne.
Louis' Leistungskurs macht unnötig ärger und Zayn nervt. Könnt ihr nachvollziehen, dass Louis mittlerweile ein wenig zu viel von der Rosa-Roten Stimmung zwischen Liam und Zayn hat? Ich weiß ja nicht. Hoffentlich hilft das Wochenende mit seinen Geschwistern Louis dabei, mal runterzukommen. Und was haltet ihr von Louis' Aussage bezüglich Harry am Ende des Kapitels?
love, j x
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