Kapitel 1
Genervt drücke ich immer wieder auf den Knopf, um den Fahrstuhl zu rufen. Der allerdings scheint keine Lust zu haben, weshalb ich genervt von links nach rechts Laufe und fester auf den Knopf drücke. Mit dem Essen in der Hand gar nicht so einfach, aber ich bekomme es hin. Sobald der Fahrstuhl endlich ankommt und die schweren Stahltüren sich öffnen springe ich in die Kabine und drücke die Taste zum obersten Stockwerk. Die Wärme der Kunststoffbehälter ist ziemlich unangenehm in meiner Handinnenfläche, aber dass ich mit meinem Mann zu Mittag essen kann, macht es wieder wett.
Seit einigen Wochen macht er immer wieder Überstunden, wegen denen er erst nach Hause kommt, wenn ich bereits hundemüde im Bett liege oder sogar schon schlafe. Dank meiner schlauen Idee allerdings können wir zumindest gemeinsam Mittag essen und dort ein wenig der Zeit nachholen, die wir Regulär abends haben sollten. Mit dem ‚Ding' des Fahrstuhls hebe ich meinen Blick vom eingepackten Essen, steige aus und verlasse den Fahrstuhl in Richtung von Harrys Büro. Ohne zu Klopfen betrete ich den Raum und bleibe wie angewurzelt in der Tür stehen.
Harry sitzt wie immer in seinem Stuhl, seine Haare sind verwuschelt und seine pinken Lippen sind leicht geschwollen. Alice, seine Sekretärin, steht mit ebenso geschwollenen Lippen, einer nicht mehr in der Hose steckender Bluse und großen Augen neben ihm. Wie in einer Trance schüttle ich meinen Kopf, lasse die Plastikbehälter fallen und drehe mich auf dem Absatz um. Nein. Immer und immer wieder drücke ich auf den Ruf Knopf des Fahrstuhls, laufe allerdings zum Treppenhaus, als er nicht sofort kommt. Der Klang von scheren Schritten hinter mir lässt mich Aufsehen. Der Fahrstuhl ist erst in der dritten Etage, er kommt niemals rechtzeitig. Eilig stolpere ich Etage für Etage die Treppen hinunter, renne mit schmerzhaftbrennender Lunge aus dem Gebäude und hechte zu meinem Auto. Wie gelähmt lasse ich mich auf den Fahrersitz meines Wagens sinken. Sofort umfassen meine Hände das Lenkrad und ich lasse meinen Kopf auf meine Handrücken sinken. Schluchzer erzittern meinen Körper, ich wische mir über die Augen und lege meine Hände zurück über mein Gesicht. Ich kann es nicht fassen. Harry hat mich betrogen. Verdammte scheiße! Das kann doch nicht wahr sein. Das kann er nicht ernst meinen. Wegen der Sicht auf das Bürogebäude zieht sich meine Brust schmerzhaft zusammen, ich wische mir hektisch über die Augen, um dann das Auto aus dem Parkplatz zu manövrieren und mich in den Verkehr einzulenken. Weit komme ich allerdings nicht. Zwei Straßen weiter ist meine Sicht wieder so verschwommen, dass ich rechts ranfahren muss und mir die Zeit nehme, die ich brauche. Normalerweise fahre ich keine fünfzehn Minuten bis zu unserem Haus, jetzt brauche ich fast dreißig.
Auf wackeligen Beinen laufe ich zur Tür, brauche drei Versuche, bis ich den Schlüssel im Schloss stecken habe und laufe mit gesenktem Blick nach oben ins Schlafzimmer. Aus einer der hintersten Ecken des Kleiderschrankes ziehe ich meine Reisetasche, lege sie aufs Bett und beiße auf meine Unterlippe, als ich den Sand darin entdecke. Er stammt von der Italien Reise von Harry und mir vor einigen Wochen. Unachtsam schütte ich den Sand über dem Boden aus, wende mich dem Schrank zu und ziehe einige Shirts, Hoodies, Hosen und Unterwäsche heraus, welche ich in die Tasche stopfe und dann im Schlafzimmer umhersehe. Ich nehme mein Handyladekabel aus der Steckdose, werfe es zur Tasche und suche mir im angrenzenden Badezimmer Hygieneartikel zusammen, die ich täglich benötige. Zahnbürste, Deo, Duschgel und Shampoo wandern in meinen Weekender, ehe ich diesen Schultere und die Treppen herunter gehe.
Im Wohnzimmer schnappe ich mir meinen Laptop vom Küchentisch, drehe mich einmal im Kreis und stiefle zurück zum Flur. Ich ignoriere alle Bilder an den Wänden. Harry und ich sind auf jedem einzelnen zu sehen, mal mit seinen Eltern, mit meinen Geschwistern, mit Freunden, oder nur er und ich. Die Bilder sind teilweise ein Jahrzehnt alt so lange sind wir bereits zusammen. Waren wir. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich habe alles das ich brauche in meiner Tasche, weshalb ich die Tür unentschlossen hinter mir schließe, mich wieder ins Auto setze und mich in meinen Sitz sinken lasse. Schnell rolle ich auf die Straße, fahre zum Einkaufsladen um die Ecke und parke auf dem Parkplatz. Verdammte Scheiße. Ich öffne das Telefonmenü, scrolle durch meine Kontakte und rufe Liam an. Drei Mal klingelt es, dann wird der Anruf entgegengenommen. „Hi Lou, was gibt's?" – „Li", kommt es mit brüchiger Stimme über meine Lippen, was bereits alles ist was ich benötige, um zum wiederholten Mal an diesem Nachmittag in Tränen auszubrechen. „Louis? Alles gut? Soll ich Harry anrufen?" Alleine seinen Namen zu hören, reißt mir das Herz aus der Brust. „Nein, kann ich zu dir? Bitte, ich, ich erkläre dir alles." Ich weiß genau, dass Liam gerade einen Fragenden Ausdruck auf dem Gesicht hat, aber er fragt nichts. „Ja, soll ich dich irgendwo abholen?" Kopfschüttelnd gebe ich einen verneinenden Laut von mir, dann beende ich das Telefonat und mache mich auf den Weg zu Liam. Vor seinem Haus parke ich, bleibe aber im Auto sitzen.
Der Schlüssel liegt in meinem Schoß, wo meine linke Hand mit dem Ehering an meinem Ringfinger spielt.
Ein Klopfen an der Fensterscheibe holt mich zurück in die Realität, wo Liam neben meinem Auto steht und mit hochgezogener Augenbraue auf mich hinabsieht. Er öffnet die Autotür und nimmt wortlos die Reisetasche aus dem Kofferraum, ehe er wieder neben mir steht und eine Hand auf meine Schulter legt: „Komm rein, Lou." Ohne ein Wort zu wechseln, betreten wir sein Haus, er stellt die Tasche ab und setzt sich zu mir aufs Sofa. „Willst du mir sagen, warum du eine Reisetasche dabeihast?" Ich schüttle meinen Kopf, ziehe meine Knie an meine Brust und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Das Kissen neben mir hebt sich, er steht auf und stellt mir kurz darauf ein Glas Wasser vor die Nase. „Er hat mich betrogen" Abrupt setzt Liam sich auf und dreht sich zu mir. „Wer hat was?!" Meine Beine ziehe ich enger an meinen Körper, sehe zur Seite und schließe meine Augen in einem gescheiterten Versuch die Tränen zurückzuhalten, die mir über die Wangen laufen. „Harry."
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1027 Worte
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hi
und damit herzlich willkommen bei "On the loose"! Wahrscheinlich habt ihr etwas vollkommen anderes gelesen als das, was ihr von mir erwartet habt. Ich freue mich schon jetzt auf euer Feedback bezüglich dieser Story... wir sehen uns in den Kommentaren.
also... Louis wird von Harry betrogen. Könnt ihr seine Reaktion nachempfinden, oder hättet ihr anders reagiert? Das wichtigste ist vorerst, dass Louis bei Liam sicher ist, oder? Dort scheint er einen sicheren Hafen gefunden zu haben. Wie würdet ihr mit der Situation umgehen und was empfehlt ihr sowohl Louis, als auch Harry jetzt zu tun?
love, j x
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