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- 6.8 - Offene Wunden

Liam warf sich eine dünne Jacke über die Schultern und erblickte die drei Freundinnen aus seinen Augenwinkeln. Mit seinem Kiefer mahlte er nervös vor sich hin und seine Augen sprangen unentschlossen zwischen den jungen Frauen hin und her. Er hatte sie zu sich rufen lassen, um mit ihnen über etwas Wichtiges zu sprechen.

Er wirkte angespannt. Schließlich räusperte er sich unsicher. "Ich wollte mich zunächst einmal bei euch entschuldigen, aber diese ganzen Geheimnisse waren dazu da, euch zu beschützen und die Prophezeiung zu erfüllen." Aufmerksam betrachtete er die Drei. "Wir sind jetzt an dem Punkt angekommen, wo das nicht mehr geht und die Geheimnisse jetzt ein Ende haben."

Conny wippte sich ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. "Okay, warum sind wir hier?" Ihre Stimme klang mindestens genauso genervt, wie ihre Miene aussah.

"Ich habe euch zu mir rufen lassen, weil heute das alljährliche Institutstreffen in der Agentenzentrale stattfindet. Ich werde als Angelicas Begleitung hingehen. Mit etwas Glück finde ich dort heraus, wo Isaac versteckt ist, denn meine Annahme, dass Sven ihn festhält, scheint sich mehr und mehr zu bestätigen."

"Wir hatten die Vermutung, dass Sven Isaac festhält, um uns zu erpressen, da er unsere Identitäten kennt", erklärte Laya an Luna gerichtet, da sie bei dem Gespräch in Liams Wohnung nicht dabei war. Außerdem wollte sie sich noch einmal selbst in Erinnerung rufen.

"Das ist aber ein schwaches Argument, um Isaac zu entführen und auch wenn Sven uns erpressen wollte. Warum versteckt er ihn dann, als wäre er sein geheimer Schatz?", murmelte Luna gedankenverloren und tappte mit ihrer Fußspitze auf den steinernen Boden in einem schnellen Rhythmus.

"Ich bin mir da sogar ziemlich sicher. Außerdem haben wir sonst weiter keine Spuren." Liam steckte nebenbei sein Handy in die Jackentasche. "Wenn mein Geschäft auf dem Fest erledigt ist, dann werde ich es euch erklären. Versprochen. Jetzt ist es aber wichtig, dass ihr Ruhe bewahrt." Seine Augen suchten die der Freundinnen.

"Liam, hör auf uns zu beschützen und sag was los ist!", fauchte Laya ihn an.

"Das kann ich noch nicht. Ich muss mich erst selbst davon überzeugen und euch muss ich aus der Gefahr halten. Ich verspreche euch, dass ich euch direkt nach der Feier alles sagen werde, was ihr wissen wollt."

"Das ist keine gute Idee, wenn du das alleine durchziehen willst", erwiderte Conny.

Kopfschüttelnd schlich er auf die Tür zu. "Bitte bleibt hier und wartet auf mich."

Schon war er aus dem Raum verschwunden und die drei Freundinnen schauten sich verwundert an.

"Das meint er doch nicht ernsthaft", stieß Laya genervt durch ihre Zähne aus.

Lunas Kopf schnellte nach oben. "Wir sollten ihm folgen. Hier rumsitzen und warten, dass etwas passiert, ist das Letzte, was ich tun will."

"Ich habe dabei ein ungutes Gefühl, wenn wir ihn alleine gehen lassen. Ich komme mit", sagte Laya nach einigem Überlegen.

Ω

Angespannt warteten Laya und Conny im Flur des Geheimquartiers der schwarzen Kelpies auf Luna. Kurze Zeit später eilte die Dunkelhaarige den langen Gang entlang und kam vor den Wartenden zum Stehen. Sie hielt ihnen drei kleine Fläschen mit einer dunklen glänzenden Flüssigkeit entgegen.

"Was ist das?", fragte Conny und riss Luna eines der Fläschen aus der Hand. Sie öffnete es und roch daran, dabei verzog sie die Nase. Laya musterte sie neugierig und musste ein Lachen unterdrücken.

"Ich weiß auch nicht, wie man das nennt. Es schärft auf jeden Fall die Sinne um ein Vielfaches", antwortete Luna Schulterzuckend und schüttete sich die Mischung ohne zu zögern in ihren Mund.

Daraufhin nahm Laya ihr Fläschen und tat es Luna nach. Plötzlich bemerkte sie, wie sie die Umgebung viel detaillierter wahrzunehmen schien. Neben den Gerüchen, ein Gemisch aus Metall und Holz, konnte sie auch einen leichten Geruch von Tee ausmachen, sowie unterschiedliche Körpergerüche, die sie zuvor noch nie mitbekommen hatte. Mit einem Mal hörte sie auch die Herzschläge ihrer Freundinnen laut und deutlich, sowie den Prozess des Atmens – was sie auf lange Zeit durchaus als nervig empfinden könnte. Alles fühlte sich plötzlich viel klarer an, als ob sie einen Filter von ihren Sinnen entfernt hätte.

Conny zog eine Augenbraue leicht nach oben und schaute zwischen Luna und dem Fläschen hin und her. "Also reden wir von Drogen?"

Ein leichtes Grinsen legte sich auf Lunas Gesicht. "Ich weiß nicht, welche Drogen du nimmst, aber das", sie deutete auf die Flüssigkeit, "wird dich wohl kaum süchtig machen."

"Das weiß man nicht", protestierte Conny und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Sie musterte Luna skeptisch.

Nur ungern wollte Laya diese Diskussion unterbrechen, doch sie wollten Liam verfolgen und je mehr Zeit verging, desto unwahrscheinlicher wurde es, dass sie die Adresse zur Feier finden würden. "Wollen wir los machen?"

Daraufhin deutete Luna ihnen mit einer Hand an, vorzugehen und folgte ihnen nach draußen.

"Warum brauchen wir diesen Trank eigentlich?", fragte Laya leicht überfordert von den vielen Umwelteinflüssen außerhalb des Unterschlupfes.

"So können wir Liam besser aufspüren." Mit einem kurzen Blick auf Conny fügte Luna hinzu: "und dadurch können wir uns besser auf mögliche Gefahren einstellen."

Sie musste Luna zustimmen, so konnten sie tatsächlich mehr von der Umgebung mitbekommen, auch wenn Laya von den ganzen Eindrücken teils überfordert war.

"Es reicht ja, wenn ihr auf Drogen seid", murmelte Conny angepisst und schüttete ihren Trank schwungvoll hinter sich auf der Wiese aus.

Leicht genervt schaute Luna dem verschütteten Trank hinterher und atmete tief ein, bevor sie ihre Mitstreiterinnen am Arm packte und mit sich die lange Straße entlang zog bis hin zu einem unscheinbaren Gebäude. Leise schlichen sie durch einen Seiteneingang und huschten durch die Gänge, bis sie einen großen Saal erreichten, der mit recht vielen Menschen gefüllt war. In einer Art Garten innerhalb der Gemäuer. Circa ein Dutzend Menschen hatten es sich am Eingangsbereich gemütlich gemacht. Einige davon redeten ausgelassen miteinander, während eine kleine glühende Zigarette zwischen ihren Fingern oder in ihren Mündern baumelte. Schallende Lacher erfüllten die Luft.

Von Weitem konnte Laya Liam erkennen, welcher Angelica eine Hand an ihren Rücken gelegt hatte und sich breit grinsend mit Leuten unterhielt. Angelica stand leicht gegen ihn gelehnt. Sie trug ein recht schlichtes rotes Kleid und hohe Absatzschuhe. In ihrer linken Hand hielt sie ein Champagnerglas und in der anderen steckte eine Zigarre zwischen ihren Zeige- und Mittelfinger, die schwach vor sich hin glühte und darauf wartete, geraucht zu werden.

Laya und Luna hielten sich schlagartig die Hand vor Mund und Nase, da sie den Geruch der Zigaretten durch den eingenommenen Trank verstärkt wahrnahmen.

"Zum Glück bin ich nicht auf Drogen", flüsterte Conny halb erleichtert, halb amüsiert. Die auf ihren Kommentar hin von Laya einen Stoß in die Seite bekam. "Hey", zischte sie, "ich habe doch gar nichts gemacht!"

"Seid doch mal leise, ich muss mich hier konzentrieren, sonst verstehe ich nicht, was sie sagen", fauchte Luna die beiden an. Laya nickte zustimmend und schien sich nun auch auf das Zuhören zu konzentrieren.

"Als ob ihr von hier aus hören könnt, was dort gesagt wird", bemerkte Conny stutzig.

Luna grinste schief: "Du etwa nicht? Muss wohl an den Drogen liegen."

"Meint ihr nicht, dass das ein bisschen auffällig und gruselig ist, wenn wir von hier aus alles beobachten?", brachte Conny als Vorschlag ihrer Ehrenrettung ein. Sie hatte die Arme vor ihrer Brust verschränkt und grinste schelmisch.

"Hast du etwa einen besseren Vorschlag?" Luna hatte ihre Augen noch immer konzentriert auf das Geschehen gerichtet.

"Ja. Wir sollten reingehen", erwiderte Conny nüchtern.

"Klar, mach den Anfang, wenn du weißt, wie wir das unentdeckt anstellen können", mischte sich Laya in das Gespräch mit ein. "Außerdem, bevor wir reingehen, müssen wir irgendwie die Leute ablenken. Durch zwölf Menschen kommen wir nicht einfach unbemerkt durch. Was erwartest du denn drinnen? Liam ist doch draußen."

"Schon klar, aber wir sollten uns verstecken, bevor er oder jemand anderes uns sieht und erkennt... Am besten an einem Ort, an dem wir eine gute Sicht auf alles haben und von innen scheint mir ein guter Anhaltspunkt zu sein." Müde schaute Conny Richtung Eingang.

Seufzend richtete sich Luna auf. "Na gut, aber sei dir bewusst, wenn man rein geht, muss man auch wieder raus." Daraufhin betätigte sie einen Knopf an ihrer Uhr und erschien als Charakter, den Laya und Conny vorher noch nie gesehen hatten. Braune Haare fielen ihr wellig bis auf die Schultern und umrahmten ihr ovales Gesicht perfekt. Eine große runde Brille saß recht elegant auf ihrer mit Sommersprossen gesprenkelten Nase. Ihre schmalen Lippen waren an den Mundwinkeln leicht nach oben gezogen, sodass es aussah, als ob sie gerade einen guten Kuchen vernascht hätte. Ihre Klamotten waren komplett in schwarz gehalten, vermutlich um in jeder Situation nicht großartig aufzufallen. "Wenn das nicht eine Selbstmordaktion ist..."

"Wo hast du den Look denn her?", fragend sah Laya sie an. Luna grinste nur: "Selbst designt, noch nie benutzt. Niemand hier dürfte mich erkennen."

Conny wirkte verunsichert. "Und wie willst du sie ablenken? Was ist, wenn alle hier geladene Gäste sind." Luna sah sich kurz nachdenklich um, dann begann sie zu grinsen: "Alle Gäste wollen schließlich bedient werden."

"Und du meinst das funktioniert?", Conny zog zweifelnd eine ihrer Augenbrauen nach oben.

Luna zuckte mit den Schultern: "Im Film funktioniert das doch auch immer. Nein, ehrlich gesagt weiß ich sonst auch nichts. Da müssen wir eben kreativ werden." Sie drehte sich zu ihren Freundinnen zurück: "Ich kümmere mich um die Ablenkung."

Mit großen Schritten bewegte sie sich auf die Menschen zu und nahm ein leeres Sektglas in ihre Hand, während sie sich unter die Massen mischte.

Kurze Zeit später entdeckte Laya sie, wie sie etwas in die Luft hielt. Einen Schlüssel. "Entschuldigen Sie, es tut mir wirklich leid, dass ich Sie alle kurz stören muss, aber ich habe gerade diesen Schlüssel gefunden und würde Sie bitten, kurz nachzusehen, ob er einer oder einem von Ihnen gehört."

"Was sagt sie?", fragte Conny in Layas Ohr. Laya, die darauf nicht gefasst war, schreckte auf und gab einen leisen Quieker von sich.

"Halt die Klappe Conny, das ist unser Einsatz!", raunte Laya ihr zu und zog sie über eine kleine Grasfläche durch die Tür in den leeren Saal.

"Wohin?", sie sahen sich im Saal um. Ihr Blick wanderte von dem üppig gedeckten Buffettisch über die Stehtische bis hin zu den bodenlangen Vorhängen vor den Fenstern. "Die Vorhänge wären zu offensichtlich... Vielleicht unter dem Buffettisch. Ich meine, die Tischdecke geht sowieso bis zum Boden, da dürfte uns niemand entdecken können", dachte Laya laut nach.

"Weniger diskutieren. Mehr verstecken", keuchte Conny, packte Laya am Arm und schob sie mit sich unter die Tischdecke des Buffettisches. Konzertante Musik schallte in ihren Ohren wieder. Es war einfach wundervoll. Die lieblichen Klänge der Harfe gingen Hand in Hand mit der tiefen, gefühlvollen Nuance des Cellos.

Layas Kopf brummte. Die Stimmen, die Musik, der Geruch von Sekt und Fisch stieg ihr in die Nase. Angestrengt atmete sie aus. Das war eine reinste Reizüberflutung. Langsam beneidete sie Conny darum, den Trank nicht genommen zu haben.

In dem ganzen Getümmel versuchte sie einzelne Gesprächsfetzen aufzuschnappen und erkannte zwei bekannte Stimmen. Angelica und Sven. Wo war Liam? Ah, der unterhielt sich gerade begeistert mit einem Herren über die Vielseitigkeit seiner Limonadenmaschine. Laya musste lächeln, wandte sich aber recht schnell wieder dem zuvor belauschten Gespräch zu.

"Welches Glas?", fragte er harsch. "Hier", gab sie mit einem freudigen und boshaften Ton zurück, " ich werde ihn holen. Ich werde alle holen." Mit diesen Worten ging sie aus dem Raum und ließ ihn allein zurück.

"Was passiert da?", hauchte Conny so leise wie möglich in Layas Ohr, da sie anscheinend bemerkt hatte, dass sie wie erstarrt war.

"Ich will jetzt nicht voreilig Schlüsse ziehen, aber ich denke Angelica und Sven haben irgendwas mit einem Glas vor. Ich habe ein echt ungutes Gefühl...", murmelte Laya als Antwort.

Sie verstummten, als sich eine Silhouette vor der Tischdecke abzeichnete. Panisch blickten sie sich in ihre Gesichter.

Als die Stimme von Lunas Charakter erklang, entspannten sie sich ein wenig. "Wenn ihr noch ein wenig lauter seid, fällt euer einfallsloses Versteck noch auf." Es klimperte über ihnen und Laya vermutete, dass Luna sich ein Tablett genommen haben musste. "Ist denn irgendwas passiert, was ich nicht auch mitbekommen habe?"

"Siehst du Sven irgendwo?", fragte Laya unsicher.

"Ja."

"Was macht er?"

"Er steht neben dem Fenster und hält zwei Gläser in der Hand. Er lächelt in Richtung Angelica."

"Verstehe. Luna, behalte das Glas im Auge. Es könnte irgendwie vergiftet sein. Kannst du herausfinden, wer es bekommt?"

Mit schnellen Schritten verschwand der Schatten vor der Tischdecke und kam wenige Sekunden später wieder. "Liam."

Fuck, dachte sich Laya. War das eine Falle von Sven, um Liam umzubringen, da er zu viel über Isaacs Versteck wusste? Hatte er etwas herausgefunden?

Der Schatten verschwand erneut und Laya wagte es, aus der Tischdecke herauszuspähen, um zu sehen, was geschah. Luna bewegte sich forschen Schrittes auf die Ansammlung zu. Mit einem Tablett in ihrer Hand drängelte sie sich durch die Menschen hindurch und tat es den anderen Kellnern nach und bat ihnen jeweils einen Sekt an.

Aus ihrem Versteck konnte Laya nicht wirklich erkennen, was vor sich ging. Also positionierte sie sich ein wenig um und sie erkannte Sven, wie er mit einem lauten Klirren gegen das Glas in seiner erhobenen Hand schnippte. Damit zog er die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich. In einer kleinen Ansprache bedankte er sich bei allen für die Anwesenheit. Layas Interesse richtete sich anschließend wieder auf Luna, die hinter einigen Besucher*innen verschwand. Dort, fast schon versteckt, lungerte Liam an der Wand hinter der Gardine, in Gedanken verloren an sein Sektglas geklammert. Ein kleiner Spalt eröffnete Laya einen freien Blick auf ihn und Luna, die sich elegant zu ihm hindurch schlängelte. Laya kniff die Augen zusammen, um besser zu hören, was sie sagte und konnte es trotz des Lärms nur mit viel Mühe verstehen: "Wollen Sie vielleicht ein neues Glas, William? Sie hatten doch zuvor ein alkoholfreies Getränk bestellt. Hier haben Sie ein Neues." Luna bewegte sich leicht angespannt von einem Bein auf das andere und streckte Liam unauffällig ein anderes Glas entgegen.

Über sein Gesicht legte sich kurzzeitig ein verwirrter Ausdruck, der sich schnell in ein ausdrucksloses Nicken änderte. "Oh okay. Das ist mir gar nicht aufgefallen. Danke." Er nahm das Glas entgegen, woraufhin Luna ihren Mund an sein linkes Ohr schob und ihm etwas zuzuflüstern schien. Daraufhin nickte er erneut. Sein Mund hatte sich zu einer schmalen Linie gezogen. Danach deutete er zaghaft neben sich, woraufhin Luna sich zu ihm stellte und der Rede lauschte.

Als der Meister seine Lobrede auf sich beendet hatte, hob Liam wie alle anderen Gäste sein Glas und prostete Angelica stolz zu. Mit einem süffisanten Grinsen leerte er es mit einem Zug.

Laya hörte ihr Herz laut schlagen. Eine Sekunde. Zwei. Drei. Nichts passierte. Erleichtert atmete sie die angestaute Luft aus und blickte Conny zufrieden an.

"Und draußen gibt es jetzt noch eine kleine Performance unserer Zauberkünstler", rief Sven über die Besucher*innen hinweg, die ihren Weg daraufhin aus dem Eingang fortsetzten.

Die Freundinnen schauten erneut unter der Tischdecke hervor. Dabei sahen sie, wie auch Luna aus dem Raum geschoben wurde und Laya und Conny einen besorgten Blick zuwarf. Liam folgte unsicher der Menge, wobei er seine zitternden Hände in seinen Jackettaschen versteckte. Als der Raum allmählich leer war, schallte eine bekannte Stimme laut durch den Saal:

"Willst du denn nicht wissen, wo der Junge ist?"

Abrupt blieb Liam stehen. Es vergingen ein paar Sekunden, bis er sich langsam auf dem Absatz drehte. Herausfordernd sah er den Meister an: "Wo hast du Isaac versteckt?"

Sven entglitt ein gehässiges Schnauben. Überlegen sah er Liam an. "An deiner Stelle würde ich im Tonstudio nachsehen. Ich habe gehört, da wird gerade eine neue Stimme für einen männlichen Charakter aufgenommen. Leider ist unser Synchronsprecher bisher etwas wortkarg."

"Wieso verrätst du mir das einfach so?", in Liams Stimme schwang Panik mit, die er zu verstecken versuchte.

"Worüber reden sie?", Conny klang besorgt, "So sieht er nur aus, wenn er Angst hat." Laya ergriff ihre Hand und drückte sie fest. Connys Atem ging schneller und Tränen stiegen ihr in die Augen.

Der Meister lachte hämisch: "Weil du sowieso nichts mehr mit dieser Information anfangen wirst." Mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen verließ Sven mit großen springenden Schritten den Raum.

Verwirrt stand Liam allein im Saal. Laya wollte sich gerade aus ihrem Versteck wagen, als Angelica durch die Tür linste: "Mi amor, wieso bist du denn noch hier drin?"

Besorgt sah sie ihn an und ging auf ihn zu. Liebevoll streichelte sie ihm über die Wange. Selbst von Weitem konnte Laya erkennen, wie sich Liams Pupillen bis ins Unermessliche zu weiten schienen. Weit mehr als sie für möglich gehalten hatte. Langsam nahm Liam die Hände ihrer Freundin in die seinen und zog sie schwungvoll an sich heran. "Ich habe wohl etwas liegen gelassen."

Mit einer eleganten Bewegung umschloss er ihre Taille mit seinen Händen, schloss seine Augen und beugte sich vor, um sie zu küssen. Plötzlich sah Laya, wie sich seine Augen blitzartig öffneten und ein Keuchen seiner Lunge entweichte.

Sie merkte, wie sich der Druck um ihre Hand verstärkte. Conny hatte sich den Mund mit der anderen Hand zugehalten und ihre Augen glänzten gerötet. Bis Laya realisierte, was passiert war und etwas Glänzendes den Weg in Liams Haut gebahnt hatte, hörte sie seine Stimme wanken.

"Wieso?", hauchte er, während sich seine Hände um das Messer legten. Blut sickerte langsam durch sein Hemd und tränkte es in einem hellen Rot.

Als hätte er einen Witz gemacht, begann sie zu lachen: "Du dachtest doch nicht wirklich, dass ich dich liebe, oder?"

"Nein", gab er schnaubend von sich, "du hast mich mit dem Stein manipuliert."

Blut floss in großen Mengen aus seinem Mund. Ihr Lachen wurde nur noch breiter. "Du bist ja gar nicht so dumm wie du aussiehst, Mi amor." Die letzten beiden Wörter betonte sie besonders gehässig. Sie trat wieder auf ihn zu und sah ihm in seine Augen. "Das Messer brauchst du doch nicht mehr."

Mit einer eleganten Bewegung zog sie es aus seiner Wunde und im gleichen Zug stieß sie ihm das Knie in den Unterleib, woraufhin er schmerzerfüllt aufkeuchte und in sich zusammensackte.

Triumphierend sah sie auf ihn herab. "Schau dich an. So Armselig. Wer könnte dich denn jemals lieben?"

Im nächsten Moment holte sie mit ihrem Fuß aus und rammte ihren Freund ihren Absatz ihres High Heels in die offene Wunde. Liam krallte sich verzweifelt an ihrem Schuh fest und schnitt dabei eine schmerzerfüllte Grimasse. Eine Träne rollte über seine Wange. Hustend spuckte er Blut und schüttelte leicht seinen Kopf. "Hättest du nicht lieber auf mein Herz zielen können?"

Mit einem schallenden Gelächter beugte sie sich zu ihm herunter. "Damit du schneller stirbst? Pfft. Das wäre doch nur halb so lustig. Ich will dich leiden sehen."

Laya hielt sich erschrocken den Mund. Sie zitterte am ganzen Körper und konnte es nicht zurückhalten. Unfähig etwas zu tun. Paralysiert. Das Blut in ihrem Körper schien wie gefroren zu sein. Neben sich bemerkte sie, wie Conny alles Blut aus ihrem Kopf zu entweichen schien und obwohl Laya nicht gedacht hätte, dass das überhaupt geht, sah sie, dass Conny noch mehr zitterte als sie selbst. Ihre kalte Hand krampfte sich weiterhin fest um die von Laya.

Der Klang von zerschellenden Glas zerriß die Anspannung, die sich in dem Raum aufgebaut hatte. Angelica hielt in ihrer Bewegung einige Augenblicke inne. Ein genervtes Stöhnen ertönte aus Angelicas Kehle. Dann drehte sie ihren Absatz noch einmal ruppig in Liams Wunde herum und wandte sich anschließend der Geräuschquelle zu.

Am Eingang stand Luna, noch immer unter der Verkleidung, die sie sich zugelegt hatte. Unter ihr die Scherben eines Sektglases. Mit aufgerissenen Augen und offenem Mund bewegte sie sich in den Saal. Bildete sich Laya ein, dass sie leicht schwankte dabei?

Die Frau stolzierte auf Luna in doppelter Geschwindigkeit zu. Mit einer bestimmten Bewegung adressierte Angelica Luna mit einem kurzen Kopfnicken. "Kümmern Sie sich um den Dreck."

Sie wartete nicht auf eine Antwort, rempelte Luna gegen die Schulter mit der ihren, woraufhin die Dunkelhaarige etwas in großen Bögen zu Boden gleiten ließ, was sie noch zuvor in der Hand gehalten hatte. Laya nahm an, dass es sich um eine verwelkte Blume handelte. Doch sie konnte nicht wirklich ausmachen, um welche Art Blume es sich handelte, da sie sehr schlimm zugerichtet aussah.

Wie in Zeitlupe schien die Zeit zu vergehen. Paralysiert zog Laya Conny mit sich aus dem Versteck und eilte mit ihr zu Liam. Die Zeit, die sie dazu benötigten, kam ihnen wie eine Ewigkeit vor. Der Weg eröffnete sich in einer schier unendlichen Länge vor ihnen und Laya wusste nicht, ob ihre Beine, die unter ihr nachzugeben schienen, sie bis zu Liams bereits schlaffen Körper tragen konnten.

Sie erreichten ihn nur ein paar kurze Augenblicke, eher als Luna und ließen sich neben ihm auf die Knie fallen. Hinter ihnen türmte sich ein Schatten auf und bewegte sich um die Freundinnen herum. Luna ließ sich ebenfalls auf ihre Knie sinken und starrte mit bleichem Gesicht auf Liams offene Wunde.

Liams Atem ging schwer, wenn nicht sogar stockend. Seine Augen konnten sich nicht mehr fokussieren, bemerkte Laya ängstlich. Panisch schaute sie sich nach ihren Freundinnen um. Sie sah, wie Connys Hände zitternd über Liams Wunde schwebten. Ihre Unterlippe zitterte stark, als sie das Blut an seinem Hemd betrachtete. Laya hatte das Gefühl, sie wäre eingefroren.

Im nächsten Moment legten sich plötzlich Lunas Hände an Connys Wangen, hob ihren Kopf an und zwang Conny sie anzusehen.

"Conny, schau mich an. Ich bin da. Wir sind da. Konzentriere dich einfach auf meine Stimme."

Während Luna versuchte, Conny zu beruhigen, legte Laya ihre Hände vorsichtig auf die Zitternden von Conny und drückte sie unterstützend auf die Wunde, die scheinbar durch das Messer Liams linken Lungenflügel punktiert hatte.

"Weißt du noch, als du deine Ohrringe mit dem Staubsauger aus Versehen aufgesaugt hast, weil du deine Kommode abgesaugt hast? Wir mussten die zusammen aus dem Staubbeutel fischen und konnten nicht mehr aufhören zu lachen."

Laya spürte, wie Conny sich allmählich beruhigte und nahm ihre Hände sanft weg. Conny atmete tief durch und schien den Druck auf Liams Wunde zu verstärken. Dann hörte sie ein leises Keuchen.

"Nicht Conny, das würde dich umbringen. Sterben steht dir nicht so gut", sanft sah Liam Conny mit einem leichten Lächeln an. "Es ist meine Bestimmung. Rettet die Welt für mich, ja?" Daraufhin hustete er immer mehr Blut und verdrehte die fast schon ausdruckslosen Augen.

Conny stoppte in ihrer Bewegung und formte mit ihren Lippen ein: 'Nein'. Dann wurde sie immer lauter und wiederholte diese Worte immer wieder. "Nein, nein, nein, nein. Bitte nicht."

Sie versuchte ein Schluchzen zu unterdrücken, doch es wollte ihr nicht gelingen. Tränen liefen ungebändigt über ihre Wangen, die Luna bereits losgelassen hatte.

Anschließend betätigte sie etwas an ihrer Armbanduhr und schaltete ihren Hologramcharakter aus. Mit geröteten Augen starrte sie an Conny und Laya prüfend vorbei zum Eingang.

Als Connys Wimmern immer lauter wurde, umarmte Laya sie, ohne darüber nachzudenken, was sie tat. Während Conny Layas Shirt mit Tränen tränkte, streichelte Laya ihr behutsam über den Rücken.

Seufzend stand Luna von Gegenüber auf und mit einem großen Schritt war sie mit einem Mal hinter ihnen und nahm beide ebenfalls fest in die Arme. "Hilfe kommt", murmelte sie erschöpft und ließ ihren Kopf auf Layas Schulter gleiten.

Eine Viertelstunde später saßen sie noch immer an der gleichen Stelle. Lunas Kopf lag nicht mehr auf Layas Schulter. Sie blickte lediglich mit emotionslosen Augen auf den reglosen Körper vor ihnen. Connys Tränenfluss war versiegt, hatte ihr Gesicht nach wie vor an Layas Brustkorb geschmiegt. Hilflos klammerten sie sich aneinander fest.

Als Laya Schritte aus dem Eingangsbereich wahrnahm, schrak sie aus ihrer Trauerstarre auf. Sie drehte sich nach der Geräuschquelle um und erkannte drei bekannte Gesichter. Erleichtert stieß sie die eingeatmete Luft aus. Nathan, Scott und Shawn bewegten sich eilig zu den Dreien.

"Fuck", stieß Nathan durch seine Zähne aus und scannte die Situation mit besorgtem Ausdruck. Dabei behielt er sein Tempo bei und steuerte auf Luna zu. Dicht hinter ihm folgte Shawn mit verfinsterter Miene und schluckte schwer.

"Wer hat das getan?" Scott hatte sich gegenüber von ihnen fallen lassen. Laya hätte schwören können, dass seine Augen glasig waren, doch seine Stimme war fest. Laya öffnete ihren Mund, um zu antworten, doch sie bekam kein Wort heraus. Machtlos blickte sie zu Scott, welcher sie verständnisvoll ansah. Er nickte mitleidig und begann, Liams leblose Arme über seine Schulter zu legen und sich selbst mit seinem besten Freund auf die Beine zu hieven. "Ich bringe dich nach Hause", murmelte er vor sich hin.

"Shawn, du bist verantwortlich für die Beiden", er nickte ernst und gefasst Richtung Laya und Conny, "und Nathan, du bringst meine Schwester sicher hier raus." Beunruhigt warf Scott Nathan einen vernichtenden 'Wenn-meiner-Schwester-irgendwas-passiert-bringe-ich-dich-um'-Blick zu und bewegte sich, mit Liam auf dem Rücken, murmelnd Richtung Tür. Es klang, als würde er mit ihm reden.

Abgelenkt von Scott bemerkte Laya nicht, wie Shawns Kopf sich ihrem Ohr näherte: "Was ist passiert?"

"Es war Angelica. Ich glaube aber, dass Sven auch etwas damit zu tun hatte", sagte jemand tonlos. Zu Shawns Überraschung hatte ihm nicht Laya geantwortet, sondern Conny. Verwundert blickte Shawn die Rothaarige an und nickte zaghaft.

Zeitgleich legte Nathan seine Arme um Luna und zog sie vorsichtig auf ihre Beine. Da sie leicht schwankte und noch immer nicht aus ihrer Trance erwacht war, schob er sie langsam und sanft gen Ausgang. Er vergewisserte sich noch, dass Shawn ihm mit Conny und Laya folgte.

"Lasst uns gehen."

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