2. Kappa: Der Phoenix
Der Vorfall auf der Mission verfolgte Laya bis in die Nacht und den darauffolgenden Tag. Sie konnte es noch immer nicht wahrhaben, dass sie Luna dort sterben sehen hatte. In ihrer Brust schnürte sich etwas zusammen, jedes Mal, wenn ihr der Gedanke in den Kopf schoss.
Alle anderen waren mindestens genauso erschüttert wie sie selbst. Conny hörte seit dem nicht auf zu weinen und Laya versuchte sie zu trösten, aber brauchte danach ein wenig Abstand und Zeit für sich.
Conny weigerte sich sogar zum Heiler der Agentenzentrale zu gehen, um ihre Wunden untersuchen zu lassen. Laya konnte sich ziemlich gut vorstellen, wie es sich für sie anfühlen musste. Schließlich waren sie schon seit Ewigkeiten beste Freunde.
Sie zuckte kurz vor Schmerz ein wenig zusammen, als sie den Verband um ihre Schulter gewechselt bekam. Nur ein paar Kratzer hatte sie von den Steinen abbekommen.
Mittlerweile waren 37 Stunden seit der Mission vergangen und seitdem haben sie die Agentenzentrale auch nicht verlassen. Keiner war wirklich bereit, der Realität wieder entgegen zu treten.
Liam lag recht schwer verletzt von der Explosion in dem Heilerzimmer. Laya setzte sich an sein Bett und beobachtete, wie er regelmäßig tief ein und ausatmete.
Wieder einmal spürte sie, wie sich ein Kloß im Hals bildete. Tränen flossen ihre Wange herunter. Sie hätten das alles aufhalten können, gab sie sich die Schuld an Lunas Tod. Sie hätte ihr helfen sollen, dann wäre sie nicht... Den Gedanken wollte sie nicht weiter formen. Es schmerzte zu sehr.
Auch wenn sie Luna nur kurz kannte, war sie ihr in dieser Zeit ziemlich wichtig geworden und es brach ihr noch mehr das Herz, wie Conny darauf reagierte.
Als der Meister von dem Verlust gehört hatte, entglitten ihm all seine Gesichtszüge. Danach schlug er fest gegen den Türrahmen, sodass seine Fingerknöchel bluteten und lies sich daran mit schmerzverzerrtem Gesicht heruntersinken. Laya wusste nicht, ob er enttäuscht, wütend oder traurig war und sie konnte alle diese Emotionen nachvollziehen.
Sogar Abergwili war stiller als sonst und Laya war auch ziemlich glücklich darüber, denn so konnten sie sich alle ein wenig von den Ereignissen erholen.
Das Murmeln von Liam ließ sie wieder aus ihren Gedanken fahren. Aufmerksam betrachtete sie ihn, als er langsam seine Augen öffnete.
Sie versuchte sich an einem Lächeln, scheiterte aber daran.
Sein Blick war noch etwas verschleiert und er wirkte abwesend, wahrscheinlich von den Medikamenten, die er zuvor erhalten hatte. Stöhnend wendete er sich in dem Bett und presste seine Augen fest aufeinander. Laya konnte kleine Schweißperlen auf seiner Stirn ausmachen. Daraufhin beschloss sie den zuständigen Heiler zu holen, welcher gerade mit Angelica redete.
Bei Liam zurück wirkte sie nicht wirklich besorgt um ihren Freund, bemerkte Laya. Sie wunderte sich schon lange, warum er überhaupt mit ihr zusammen war, aber das ging sie auch nichts an. Trotzdem tat er ihr leid.
An den Türrahmen gelehnt beobachtete sie die Situation. Erneut öffnete er seine Augen eine Weile später und Angelica begann wild auf ihn einzureden. Sie gab ihn überhaupt keine Chance wieder zu sich zu kommen.
Nachdem sie sich versicherte, dass es ihm gut ging, machte sie sich auf dem Weg zur Schwimmhalle. Sie wollte ihren Kopf wieder frei bekommen und da war schwimmen der perfekte Ausgleich. Zuvor verabschiedete sie sich noch bei Conny und dem Meister.
In der Schwimmhalle ließ sie sich sanft in das Wasser sinken und schloss ihre Augen. Sie wollte einfach das Ganze für den Moment vergessen. Unterwasser schwamm sie einige Bahnen und ließ sich treiben.
Es war mittlerweile ziemlich spät am Abend. Dementsprechend war die Schwimmhalle leer. Nur der Bademeister, der Hausmeister und ein paar wenige Gäste waren anwesend. Laya wollte die Stunde noch nutzen in der die Halle geöffnet hatte, so hatte sie sie fast nur für sich.
Aber eben nur fast, denn kurz darauf spürte sie, wie jemand auf sie zu schwamm. Sie öffnete ihre Augen und blickte plötzlich in das Gesicht von Timothé. Erschrocken riss sie ihre Augen auf. War sie etwa schon so lange hier unten, dass man nach ihr schauen musste?
Grinsend deutete er ihr aufzutauchen und Layas Schock legte sich ein wenig.
"Du hast interessante Zeiten, um schwimmen zu gehen Trama", erklärte er belustigt.
Genervter als sie wollte schnaubte sie. "Ja, damit ich meine Ruhe habe", schnauzte sie ihn an und wollte wegschwimmen, doch er versuchte sie aufzuhalten.
"Was verstehst du denn bitte nicht?", drehte sie sich fauchend zu ihn zurück und sah in seine überraschten Augen. Sofort bemerkte sie, dass sie ihn nicht hatte so anfahren sollen. Ihre Emotionen, die sie schon die ganze Zeit unterdrücken wollte, schossen plötzlich aus ihr heraus. Um ihre Tränen zu verbergen tauchte sie kurz ab und schwamm zum Beckenrand.
Das Abreagieren hatte ja prima funktioniert, dacht sie sich sarkastisch.
Scheinbar hatte Timothé ihr Ablenkungsmanöver mitbekommen und schwamm so, dass er ihr gegenüber war.
"Ehrlich gesagt, denke ich, dass ich dich in diesem Zustand unmöglich alleine lassen kann." Er setzte sich neben sie auf den Beckenrand. "Möchtest du darüber reden?"
Laya wischte sich die Tränen aus ihrem Gesicht und wagte es nicht, ihn anzuschauen. Kopfschüttelnd starrte sie auf das Wasser im Becken. Wie sich die Wellen langsam ausbreiteten, wenn sie es mit ihren Füßen in Bewegung versetzte.
Ohne etwas weiteres zu sagen, nickte er. Mit den Füßen spielte er mit dem Wasser. Es beruhigte Laya ein wenig, sodass sie sich nicht halten konnte ihre Gefühle auszuplaudern.
"Es fällt mir ziemlich schwer darüber zu reden", begann Laya und Timothé schaute interessiert auf. Er lächelte sie vorsichtig an, dass sie keine Angst haben musste, weiterzusprechen.
"Gestern habe ich eine sehr gute Freundin... verloren." Sie hasste ihn gerade dafür, dass er nicht ging. Sie hasste ihn dafür, dass er sie darauf ansprach, aber insgeheim war sie dankbar, dass er ihr nur schweigend zuhörte.
"Und ich kann es noch immer nicht ganz fassen, dass sie... dass ich sie nie wieder sehen werde." Schluchzend fiel sie in sich zusammen und Timothé nahm sie in seine Arme. Sie ließ es zu, auch wenn sie nicht in diesem Zustand gesehen werden wollte. Zum Wehren war sie gerade zu schwach und noch dazu fühlte es sich so gut an, jemanden bei sich zu haben und ihr Leid zu teilen.
Nach einer Weile griff er nach einem Handtuch und schlang es Laya um die Schultern. Da es ihr langsam ziemlich kalt wurde, nahm sie diese Geste dankend an. Dann richtete sie sich auf und bevor sie in der Umkleide verschwand, drehte sie sich nochmal zu ihn um.
"Danke."
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