→ Alternativer Anfang
Zunächst eine kleine Information vorab: Ich habe jetzt schon einige Kommentare von Leuten gelesen, die gerne etwas mehr aus der Welt der Magie lesen möchten. Davon kommt möglicherweise auch noch etwas (Keine Panik, Celly ist noch nicht tot), aber auch andere Teile und Textschnipsel, die es nicht in die Bücher geschafft haben, werden hier ihren Platz finden.
Nun zum heutigen Thema:
Ursprünglich war geplant (vor ungefähr fünfzig Jahren, als ich die Idee zum ersten Teil hatte), dass Judy nach dem Tod ihrer Mutter in die Baker Street ziehen sollte. Sie sollte bei ihrer Großtante Martha Hudson wohnen und natürlich Sherlock in den Wahnsinn treiben. Von ihm hätte sie dann auch das Geigespielen gelernt. Nachdem Greg Lestrade in den Archiven einen Brief von Lindsey an Judy gefunden hätte, wäre sie nach L.A. geflogen, wo sie von den Winchester-Brüdern zur Stark Villa gebracht worden wäre. Nach ihrer "Flucht" hätte sie zusammen mit den beiden einen Geist gejagt, bis Tony sie im Diner aufgegabelt hätte.
Ihr erkennt einiges wieder? Bestimmt. Martha Hudson wurde zu Martha Hastings, Sherlock zu ihrem Sohn Will. Statt Lestrade hat Martha selbst Judy über ihren Vater informiert, und nicht die Winchesters haben sie vom Flughafen abgeholt, sondern Wills Studienkollegin Melissa. (Nichtsdestotrotz werden Detective Inspector Lestrade und Scotland Yard kurz erwähnt, das konnte ich mir nicht nehmen lassen; und Dean als Person konnte ich auch nicht komplett weglassen.)
Warum habe ich es geändert? Weil es sonst echt zu viele Fandoms gewesen wären, und es sollte doch eine Tony Stark FanFiction werden, die im MCU spielt. Außerdem wäre einige Leser, die Sherlock und Supernatural nicht kennen, eventuell abgeschreckt worden. Und das direkt im ersten Teil.
Damit die wahren Fans nicht traurig sind, bekommt ihr hier exklusiv den Teil der Geschichte, in dem Judy die Winchesters anruft, um sie aus Las Vegas abzuholen (Warnung: diese Version ist zwei Jahre alt und wurde nicht überarbeitet).
---
Als der Bus in Las Vegas ankommt, ist es noch dunkel draußen. Wieder überkommt mich das ungute Gefühl, dass das vielleicht doch nicht die richtige Entscheidung war. Die Stadt ist lebhaft, wahrscheinlich fahren gerade alle zur Arbeit, in die Schule, oder sonstwohin. Ich nicht. Ich bin abgehauen. Und es fühlt sich gut an.
Ich steige aus dem Bus aus. Okay, wohin jetzt? Auf einem Straßenschild steht ›Main St‹. Mithilfe meines Handys kann ich mich bestimmt besser orientieren. Die Vordertasche meines Rucksacks steht offen. Ich befürchte das Schlimmste.
»Oh nein, bitte nicht«, murmele ich und wühle hektisch zwischen meinen Sachen herum. Ich raufe meine Haare. Mein Handy, mein Portemonnaie... weg! Verdammt. Was mache ich denn jetzt? In meinem Rucksack finde ich einen kleinen Zettel. Die Nummer der Winchesters. Ich blicke mich um. Dort ist ein öffentliches Telefon. Zum Glück finde ich noch einen verirrten Dollar in meiner Jackentasche. Ich halte mir den Hörer ans Ohr. »Komm schon...«
»Hallo?«, meldet sich schließlich eine Stimme.
»Hi, Hier ist Judy.«
Es raschelt kurz in der Leitung. »Hier ist Dean. Was gibt's, Kleine?«
»Ich... ich bin abgehauen.« Ich drehe mich umher und beobachte meine Umgebung.
»Abgehauen? Aus der Stark-Villa?«
»J-ja. Und mein Handy wurde geklaut. Und mein Geld«, beichte ich zerknirscht.
»Wo zur Hölle bist du hingelaufen? Und warum rufst du nicht direkt Stark an?« Es raschelt wieder. Jetzt ist Sam am Telefon.
»Hör zu Judy... Wo bist du jetzt?«
Ich umgreife den Telefonhörer fester. »Vegas.«
»Vegas.« Ein Seufzen. »Las Vegas?«
»Ja, hab ich gerade gesagt.«
»Kannst du dich irgendwo unterstellen? Wir sind in ein paar Stunden da.«
»Danke. Wirklich. Ihr seid cool.« Ich hänge den Hörer zurück und lehne mich an die Wand neben dem Telefon. Jetzt muss ich nur noch die nächsten paar Stunden überleben.
[...]
»Okay ganz langsam«, sagt Dean. »Du bist abgehauen, in einen Bus nach Vegas gestiegen, wo dir irgendjemand dein Zeug geklaut hat und du keinen weiteren Plan hattest?«
»Yep.«
Die beiden Brüder haben mich aufgegabelt und jetzt sitze ich auf der Rückbank des schwarzen Autos. Gerade bin ich mit meiner Erzählung fertiggeworden.
»Komm schon, dass hast du auch mal gemacht. Und das war nicht mal das Schlimmste«, sagt Sam lachend. »Und was hast du jetzt vor?«
Ich lasse mich in den Sitz zurückfallen. »Keine Ahnung.«
»Damit das klar ist, wir werde dich nicht tagelang mit uns rumkutschieren. Sag uns wo du hin willst, und wir-«
»Dean. Nicht so voreilig, ja? Wir wollen sie nicht gleich abschrecken.«
[...]
Ich sitze mit Sam an einem Tisch in irgendeinem Diner in irgendeiner Stadt irgendwo mitten in den Vereinigten Staaten. Ich habe überhaupt keinen Plan wo ich bin. Dean gesellt sich zu uns und stellt drei Becher auf den Tisch. Ich nehme mir einen und rieche daran.
»Ist das Kaffee? Ich trinke keinen Kaffee«, beschwere ich mich. Dean zuckt mit den Schultern und nimmt einen Schluck aus seinem Becher.
»Das hier klingt interessant«, sagt Sam und dreht seinen Laptop um. ›Säugling in Badewanne ertrunken‹ lautet der Titel des Artikels.
»Das könnte auch nur ein Unfall sein«, sagt Dean. »Gab es weitere Fälle?«
»Ja, davor noch ein siebenjähriger Junge und vorgestern ein zwölfjähriges Mädchen. Alle in der Badewanne ertrunken.« Sam scrollt mit zusammengezogenen Augenbrauen durch die Artikel.
»Na und?«, frage ich verwirrt. Warum interessieren die beiden sich dafür? Sie sind doch keine Polizisten.
»Ein Dämon?«, fragt Dean und trinkt den letzten Schluck. Ich schiebe ihm meinen Becher rüber.
»Mal sehen. Wir sollten mit den Familien sprechen«, schlägt Sam vor. Er klappt seinen Laptop zu.
»Moment mal«, sage ich. »Ihr wollt da einfach zu den Leuten hingehen, deren Kinder im Übrigen gerade erst gestorben sind, und fragen ob sie einen Dämon oder sowas in der Art gesehen haben? Das ist doch verrückt.«
Wenig später stehen wir in einer Wohngegend vor einem großen Haus. Sam klingelt. Eine aufgelöst aussehende Frau öffnet die Tür. Sam übernimmt das Reden.
»Mrs Harrison? Ich bin Mr Grant, das ist meine Tochter Lucy.« Er deutet auf mich. Ich nicke der Frau zu und bewahre mein bedauerndes Gesicht. »Wahrscheinlich kennen Sie Lucy schon.«
»Ich war in Tiffanys Klasse«, schalte ich mich ein. Mrs Harrison nickt geistesabwesend.
»Nachdem wir gehört haben, was passiert ist, wollten wir unser Beileid aussprechen«, fragt Sam. »Vielleicht könnten wir kurz reinkommen?«
»J-ja sicher doch, kommen sie herein«, murmelt Mrs Harrison und gibt den Weg ins Wohnzimmer frei. Ich kann nicht glauben, dass diese Masche tatsächlich funktioniert. Machen die das immer?
»Hat sich Tiffany in letzter Zeit irgendwie ungewöhnlich verhalten?«, fragt Sam, als wir im Wohnzimmer auf der Couch sitzen.
»Nein, gar nicht. Sie – es war nichts. Sie hat ihre Hausaufgaben gemacht, sich mit ihren Freundinnen getroffen. Ich weiß nicht, warum sie das getan hat.« Mrs Harrison reibt sich übers Gesicht und läuft nervös im Zimmer herum.
»War jemand an diesem Abend bei ihr?«, fragt er weiter.
»Nein, mein Mann und ich waren im Kino. Wir haben die Nachbarn gebeten, vielleicht mal nach Tiffany zu sehen, aber-«
»Darf ich mir vielleicht ihr Zimmer nochmal ansehen?«, frage ich. Sie nickt und deutet die Treppe hoch. Dann setzt sie sich auf einen der Sessel und vergräbt das Gesicht in den Händen. Ich gehe die Treppe hoch und öffne eine Tür, an der in Glitzerbuchstaben ›Tiffany‹ steht. Höchstwahrscheinlich ihr Zimmer. ›Halte nach Schwefel Ausschau‹, hat Dean gesagt. Alles sieht sauber aus. Ich betrachte die Fotos, die an eine Wand geklebt wurden.
Sie ist tatsächlich tot. Sie wird nie wieder in diesem Zimmer herumlaufen, oder Fotos mit ihren Freunden machen können. Ich drehe mich zum Fenster und wische über das Fensterbrett. Kein Schwefel. Also ist es kein Dämon, wie Dean gedacht hat. Wie auch immer ein Dämon Kinder dazu bringen kann, sich zu ertränken.
»Und? Was habt ihr herausgefunden?«, fragt Dean, als wir ihn am Auto wiedertreffen.
»Keine Anzeichen auf dämonische Besessenheit, sie hat sich ganz normal verhalten. Bis sie gestorben ist.«
»Es war auch kein Schwefel da«, berichte ich.
»Ich war bei den Eltern von dem Baby«, sagt Dean. »Zum Tatzeitpunkt war nur der Babysitter da. Die Eltern haben mir ihre Adresse gegeben.«
»Ist sie ein Dämon?«, fragt Sam.
»Nein, ich habe ihr Weihwasser in den Drink gemixt. Sie ist sauber.« Enttäuscht lehnt sich Sam an den Wagen. »Aber sie hat etwas gesehen«, fährt Dean fort. Er horcht wieder auf. »Eine Frau vor dem Badezimmerfenster, triefend nass. Doch dann war sie plötzlich verschwunden.« Er sieht uns vielsagend an.
»Also eine Frau, die einfach so verschwunden ist. Hört sich für mich nach einem Geist an«, schlussfolgere ich.
»Wir müssen herausfinden, ob in den letzten Jahren irgendwelche Frauen in dieser Gegend ertrunken sind«, sagt Sam. »Und dann müssen wir-«
Plötzlich hören wir einen Schrei aus einem offenen Fenster zwei Häuser weiter. Sam und Dean stürzen sofort los, und ich laufe ihnen einfach hinterher. Wie wollen sie jetzt in das Haus reinkommen?
»Polizei!«, ruft Dean und tritt die Tür ein. Alles klar, so geht's auch. Im Badezimmer treffen wir eine wimmernde Frau an, die hysterisch ein kleines Kind schüttelt. »Er atmet nicht mehr!«, heult sie verzweifelt. Wasser läuft aus der Badewanne auf die Fliesen. Aus dem Augenwinkel sehe ich eine Frau am Fenster stehen. Als ich mich umdrehe, ist sie verschwunden.
»Mallory Owens, vor zwanzig Jahren gestorben. Sie fuhr mit ihrem Wagen in einen See. Man konnte sie nicht retten und deswegen ertrank sie«, informiere ich die beiden Brüder als wir wieder im Motel sitzen. »Und keine Leiche.«
»Aber warum sind ihre Opfer nur Kinder?«, fragt Sam.
»Dafür könnte das hier nützlich sein.« Ich deute auf einen alten Zeitungsartikel. »Sie war nicht allein in dem Auto. Mallory hatte eine Tochter, wenige Monate alt. Sie überlebte den Unfall.«
»Haben wir einen Namen?«
»Dara Jenkins.«
Dean fängt an zu husten. »Was?«
»Es ist die Babysitterin, stimmt's?«, rate ich.
»Dean, wir müssen sofort zu ihr.« Sam schnappt sich seine Jacke und öffnet die Tür. »Na los.«
Fast schon ungeduldig klopft Sam an die Tür in einem Wohnblock. Niemand öffnet und er klopft noch energischer. Eine Person kommt die Treppe hoch.
»Entschuldigen Sie, wissen Sie ob Dara da ist?«, spricht Dean den alten Mann an. Dieser runzelt die Stirn und bleibt vor seiner Wohnungstür stehen.
»Ich glaube nicht. Sie hat gesagt, dass sie heute Abend arbeiten muss.«
»Wissen Sie zufälligerweise wo?«
»Wem genau jagen wir jetzt eigentlich hinterher?« Ich lehne mich vom Rücksitz aus nach vorne. Dean sitzt am Steuer und Sam auf dem Beifahrersitz. Er markiert einige Häuser auf einer Karte.
»Daras Nachbar hat gesagt, sie wäre in der Almers Drive. In dieser Straße wohnen sieben Familien mit Kindern, drei davon sind Einzelkinder, genau wie die bisherigen Opfer. Wenn wir Glück haben, finden wir Dara bei einer dieser Familien und können verhindern, dass sie noch mehr Kinder ertränkt.«
»Warte, und was war jetzt mit dieser Geisterfrau?«
»Wahrscheinlich hat der Geist ihrer Mutter sie zu diesen Taten angestiftet.«
»Aha.«
Dean parkt das Auto am Straßenrand in einer Wohngegend mit vielen Einfamilienhäusern. Er greift nach einer Pistole und steigt aus. Als ob man Geister mit einer einfachen Waffe besiegen kann. Ich will ebenfalls aussteigen, doch die Tür ist verriegelt.
»Was soll das? Lass mich raus«, sage ich verärgert.
»Du kommst nicht mit«, stellt Dean klar.
»Wollt ihr mich verarschen, ohne mich seid ihr aufgeschmissen! Drei Häuser. Wir sind zu dritt. Wieso darf ich nicht auch eine Familie beobachten?«
»Nein, du bleibst im Auto«, sagt Dean und lädt seine Pistole nach.
»Ihr wollt mich ganz allein in einem Auto lassen? Nachts? Ohne Waffe?« Ich leiste hier gerade beste Überzeugungsarbeit. Das muss doch klappen. Dean sieht zu Sam.
»Sieh mich nicht so an, du bist der Ältere hier.«
»Na schön, dann komm halt mit.« Er öffnet die Autotür und ich hüpfe heraus.
»Bekomme ich auch noch 'ne Waffe?«
Dean seufzt und kramt im Kofferraum herum. Zufrieden strecke ich schon mal meine Hand aus. Er drückt mir etwas in die Hand.
»Das ist eine Packung Salz«, stelle ich fest.
»Genau.« Dean schließt den Kofferraum wieder und wendet sich der Straße zu.
»Wie soll mir das Bitteschön helfen?«, frage ich genervt und laufe den beiden hinterher.
»Geister verabscheuen Salz«, sagt Sam. »Wirf es einfach auf einen drauf und er verschwindet.«
Ich betrachte die absurd große Packung in meiner Hand. »So einfach ist das? Kommt er nicht zurück?«
»Deswegen müssten wir die sterblichen Überreste verbrennen. Falls es welche gibt. Aber die sind bestimmt schon längst auf dem Grund des Sees verrottet.« Er überprüft die Hausnummer des Hauses vor uns. »Dean, übernimm du das Haus hier. Judy, du das da drüben.« Er gibt mir ein altes Klapptelefon. »Ruf einen von uns an, wenn du etwas Ungewöhnliches bemerkst.«
Ich nicke. »Und wenn Dara tatsächlich in einer dieser Familien ist?«
»Wir müssen Mallorys Geist zu Vernunft bringen. Irgendetwas hielt sie auf der Erde.«
»Und wenn das nicht klappt?«
»Dann müssen wir Dara umbringen.« Wow, klingt nach einem Plan.
Ich hocke neben der Terrasse vor Haus 2, wie ich es jetzt einfach genannt habe. Dean müsste irgendwo gegenüber sein, aber ich sehe ihn nicht. Worauf genau soll ich eigentlich warten? Hier passiert doch sowieso nichts. Ein Licht in den Raum über mir geht an. Das Fenster ist angelehnt und ich kann eine Stimme hören.
»Zeit für ein Bad, komm schon. Sieh nur, der schöne Schaum hier.« Das muss Dara sein. Oder auch nicht, dann wäre es peinlich, jetzt Dean und Sam anzurufen. Vielleicht sollte ich erstmal nachschauen, ob es wirklich Dara ist. Vorsichtig steige ich auf eine Mülltonne, die an der Hauswand lehnt, und hieve mich von hier aus auf das kleine Vordach. Von hier aus habe ich einen freien Blick in das Badezimmerfenster.
Eine blonde Frau hält ein kleines Mädchen im Arm und planscht mit der anderen Hand in der Badewanne herum.
»Siehst du, es ist ganz warm.« Sollte ich jetzt Dean benachrichtigen? Ich krame das Handy aus meiner Jackentasche, als aus dem Badezimmer ein lautes Platschgeräusch ertönt. Mit einem fast irren Blick drückt Dara das kleine Mädchen unter Wasser. Ich muss etwas unternehmen, sonst stirbt sie! Ich überprüfe die Distanz zum Fenster. Das werde ich sicherlich bereuen. Statt auf die Terrasse springe ich zum Fensterbrett. Das Fenster springt auf, zum Glück, und ich lande im Bad. Fast hätte ich mir das Genick gebrochen. Dara hat das Mädchen losgelassen, die nun prustend auf dem nassen Teppich liegt. Draußen vor dem Fenster steht wieder die Geisterfrau. Ich erinnere mich an Sams Worte und werfe eine Handvoll Salz nach ihr. Sie verschwindet. Ist das jetzt gut oder schlecht?
Dara kommt auf mich zu und versucht, mich festzuhalten. Sie packt mich an den Armen und drückt jetzt mich in die Badewanne. Verzweifelt wehre ich mich. Wasser dringt mir in Mund und Nase, der Schaum brennt in meinen Augen. Ich bekomme keine Luft mehr. Mit meinen strampelnden Beinen trete ich ihr gegen das Schienbein. Für einen Moment lockert sich ihr Griff und ich reiße meinen Kopf aus dem Wasser. Prustend tauche ich auf und entwende mich Daras Griff. Ich trete ihr in den Bauch und sie stolpert einige Schritte rückwärts. Ich streiche mir einige nasse Strähnen aus dem Gesicht und sehe mich nach einer Art Waffe um. Warum haben Sam und Dean mir keine Waffe gegeben?! Nur das blöde Salz.
Als sich Dara wieder aufrichtet, schleudere ich die Packung Salz mit Wucht auf sie zu. Dank meiner Wurfkünste, oder einfach nur Glück, trifft die Packung ihre Schläfe und sie geht benommen zu Boden. Verwundert betrachte ich sie. Ist das Salz doch noch zu etwas gut.
»Judy? Bist du da drin?« Jemand bricht die Tür auf.
»Schön, dass ihr auch mal kommt«, begrüße ich Sam und Dean. »Während ihr irgendwo gewartet habt, habe ich den Job erledigt.« Ich deute auf Dara, die bewusstlos vor der Badewanne auf dem Boden liegt.
»Warum sind deine Haare nass?«, fragt Dean.
»Ach, halt die Klappe.«
»Und wo ist der Geist?«
»Keine Ahnung, vorhin stand sie noch am Fenster. Ich habe Salz nach ihr geworfen, dann war sie weg«, erkläre ich.
»Das wird sie nicht lange bleiben«, meint Sam. »Los, wir müssen Dara mitnehmen.«
Wenig später stehen wir in einer verlassenen Lagerhalle, und warten darauf, dass die mörderische Babysitterin wieder aufwacht.
»Was ist eigentlich euer Plan?«, frage ich.
»Sam versucht, sie davon zu überzeugen, den Geist wieder wegzuschicken.«
»Und wenn sie nicht will?«
»Dann übernehme ich den groben Teil«, sagt Dean und tätschelt seine Schrotflinte.
Dara regt sich. Ihr Blick fällt zuerst auf Dean. »Du?!«
»Ja, ich. Überraschung!«
»Ich versteh das nicht«, sagt sie und rüttelt an den Seilen, die ihre Arme an einen Stuhl fesseln.
»Dara. Was ist das Letzte, woran Sie sich erinnern?«, fragt Sam ruhig.
»Warum ist das wichtig?«
»Antworte einfach!«
»Ich war babysitten... Bei den Smiths«, sagt sie verängstigt. »Und dann...«, sie schüttelt verwirrt den Kopf, »...bin ich hier aufgewacht.«
»Du hast beinahe ein kleines Kind ertränkt!«
»Was? Nein, das... Ich...«
»Haben Sie Ihre Mutter gesehen?«,
»Meine Mutter ist tot.«
»Aber Sie haben sie gesehen, nicht wahr? Ihren Geist«, beharrt Sam.
Dara starrt ihn entgeistert an. »J-ja«, murmelt sie schließlich.
»Wo ist sie jetzt?«, fragt Dean. Ich stoße ihn an und deute auf die Tür der Lagerhalle. Da steht die triefende Gestalt und starrt mit bleichem Gesicht in unsere Richtung. Sofort sieht Dean mit seiner Schrotflinte auf sie, wird aber von Sam zurückgehalten.
»Dean, nicht! Dara muss mit ihr reden.« Er senkt seine Waffe. »Wir tun Ihnen nichts.«
Mallorys Geist kommt näher. Ich überprüfe den Salzkreis, in dem wir stehen. Die Brüder haben gesagt, dass da kein Geist durchkommt. Dem vertraue ich mal.
»Was soll ich sagen?«, flüstert Dara beinahe hysterisch.
»Dass sie verschwinden und die Kinder in Ruhe lassen soll?!«, zischt Dean.
Sam geht auf Dara zu und löst die Seile. »Hören Sie, das Ganze ist ziemlich verwirrend. Aber diese Morde müssen aufhören. Überzeugen Sie ihre Mutter, dass sie gehen muss.«
»Wieso tun Sie das nicht? Sie sind doch die Geisterjäger!«
Mallory kommt näher und Dara schluckt. Sie reibt sich die Handgelenke.
»Mum?«, fängt sie zögerlich an. Der Geist bleibt stehen. »I-ich bin's, deine Tochter, Dara.« Ihre Stimme versagt.
»Ich musste gehen. Und du nicht.« Überraschenderweise klingt Mallory nicht wie eine ertrunkene Untote. Es liegt eine gefährliche Ruhe darin, die mir Gänsehaut verleiht. »Das war nicht fair. Ich hatte kein Kind mehr. Du wurdest mir weggenommen.«
»Ich durfte leben. Und diese ganzen Kinder... Wieso musste ich sie töten?«, fragt Dara mit zitternder Stimme.
»Ich durfte mein Kind nicht behalten. Deswegen sollen es die anderen Eltern auch nicht.«
»Willst du, dass diese Eltern genauso leiden müssen? Ohne ihre Kinder? Du musst damit aufhören.« Sie zögert. Sam nickt ihr aufmunternd zu. »Du musst... deinen Frieden finden. Es ist Zeit, zu gehen.« Die Geistergestalt flackert. Dara geht ein paar Schritte auf sie zu. »Mum... Ich liebe dich. Auch wenn ich dich nie richtig gekannt habe.« Tränen laufen ihr übers Gesicht, und Mallory flackert noch mehr. Dara fasst nach der Hand ihrer Mutter. »Finde deinen Frieden.«
An der Stelle, wo vorher die Tür war, leuchtet nun ein helles Licht, als wäre es direkt ein Tor zum Himmel. Mallory lässt Daras Hand los und geht auf das Licht zu. Sie verschwindet in einem hellen Strahl. Dann liegt die Halle wieder in Dunkelheit.
Ich blinzele ein paar Mal und reibe mir die Augen. »Wow. Das war... krass. Macht ihr das jeden Tag?«
»Ach, das übliche halt. Menschen retten, das Böse jagen, unser Familienauftrag.« Dean packt die Waffen wieder zusammen, während Sam beruhigend auf Dara einredet.
[...]
Ich sitze wieder auf der Rückbank des Impalas und starre aus dem Fenster. Bäume und Felder ziehen vorbei. Diese Sache mit dem Geist war ziemlich merkwürdig. Ob Mum auch in das helle Licht gehen musste, als sie gestorben ist? Oder wandert sie immer noch ruhelos auf der Erde umher? Ich hoffe wirklich, dass sie da, wo sie jetzt ist, ihren Frieden gefunden hat. Ich glaube nicht an Gott, aber naja...
Ob Tony mich wohl vermisst? Wohl kaum, sonst hätte er schon nach mir gesucht.
»Hallo Dean.«
Ich kriege einen halben Herzinfarkt. Neben mir auf der Rückbank sitzt ein unscheinbarer Mann mit Trenchcoat. Das Auto schlingert, als Dean für ein paar Sekunden die Kontrolle über das Steuer verliert.
»Cas verdammt nochmal, du sollst nicht immer einfach so auftauchen!«, sagt er wütend.
»Entschuldigung. Crowley ist wieder da.«
»Was? Wo?«
Einen Moment. Dieser Typ hat sich einfach so in das Auto gebeamt, und Dean und Sam wundern sich nicht mal darüber?
»Sorry falls ich störe, aber wer ist das?«, frage ich.
»Wer ist das?«, fragt dieser sogenannte Cas und sieht mich verwirrt an. Anscheinend hat er jetzt erst bemerkt, dass ich auch hier sitze.
»Hey, auf Fragen antworten man nicht mit Gegenfragen!«
»Das ist nur Prinzessin Lillifee, die von zu Hause abgehauen ist weil sie keine Lust mehr auf den ganzen Glamour hatte. Und das ist Castiel, er ist ein Engel im Trenchcoat. Castiel, Judy, Judy, Cas«, erklärt Dean.
»Das ist toll, aber würdest du beim Fahren vielleicht auf die Straße gucken?« Es wundert mich sowieso, warum er bei dem Fahrstil noch nie einen Unfall gebaut hat.
»Würdest du mir bitte nicht sagen, was ich zu tun habe?«, sagt er leicht säuerlich.
»Iss 'nen Snickers«, murmele ich, verschränke die Arme und lehne mich zurück. Jetzt hätte ich gerne mein Handy zurück. Ich leide unter akutem Musikentzug.
»Also, Crowley. Wo ist er?«, fragt Dean.
»Das ist das Problem. Wir wissen es nicht«, antwortet der angebliche Engel Castiel. Aber mal ernsthaft, Engel? Wirklich?
»Kannst du nicht einfach über das Engelradio eine Suchmeldung rausgeben?«
»Er benutzt Wesen der Hölle, um Menschen zu ermorden.«
»Das wär ja nichts Neues.«
»Aber die Art wie er es tut... Er lässt es wie ganz normale Verbrechen aussehen, kein Muster ist zu erkennen. Wir wissen nicht mehr, was Einzeltaten der Wesen sind, oder ob Crowley sie organisiert hat.«
»Dieses verfluchte Arschloch«, flucht Dean und schlägt auf das Lenkrad.
»Und was sollen wir tun?«, fragt Sam, der sich die meiste Zeit mithilfe seines Laptops (das Ding ist außerirdisch) im Internet informiert hat.
»Jetzt brauche ich erstmal Chicken Wings. Ich meine, wir sind in Kentucky, sollten wir das nicht ausnutzen?«
Ich sehe aus dem Fenster. Es ist dunkel, ich erkenne rein gar nichts. Und es regnet. Warum kann es nicht schneien?
Wenig später halten wir an einem Imbiss. Castiel saß die ganze Fahrt über nur stumm neben mir. Ich finde ihn sehr gruselig.
Als Sam zu unserem Tisch kommt stellt er einen großen Eimer Chicken Wings auf den Tisch.
»Das gehört mir«, betont Dean und schnappt ihn sich sofort.
»Bekomme ich auch einen?«, frage ich. Großzügig gibt er mir sogar zwei Stück, ist das denn zu Glauben? Ich deute auf Castiel. »Isst du denn nichts?«
»Ich bin ein Engel des Herrn. Ich benötige keine Nahrung.«
Mit einem »Aha« wende ich mich wieder meinen Essen zu. Der Typ ist doch komplett durchgeknallt. Wer verzichtet freiwillig auf Fast Food?
»Hey, seht mal.« Sam verfolgt seit einiger Zeit die Nachrichten auf einem Bildschirm. Darauf sieht man Aufnahmen einer Sicherheitskamera von einer Bank, die wohl kürzlich ausgeraubt wurde. Die Augen des eines Mannes leuchten gruselig.
»Formwandler«, sagen Sam und Dean gleichzeitig, letzterer allerdings mit mindestens drei Chicken Wings im Mund.
Yay, noch ein Monster. »Super, wann geht die Jagd los?«, frage ich. Sam wirft Dean einen vielsagenden Blick zu. Ich sehe zwischen den beiden hin und her. »Was?«
Sam ergreift das Wort. »Du kommst nicht mit. Es ist einfach viel zu gefährlich.«
»Aber es macht mir Spaß, irgendwie«, protestiere ich.
»Hör mal, das ist was anderes als ein rachsüchtiger Geist. Diese Wesen sind gefährlich.«
»Und dein Vater macht sich sicherlich Sorgen um dich.«
»Das ist mir egal! Ihm ist es egal! Er weiß nicht, wo ich bin, und das soll auch so bleiben.« Empört lege ich die Pommes zurück auf den Teller.
»Tja, was das angeht...« Dean kratzt sich am Ohr.
»Was?« Plötzlich kommt mir ein Gedanke. »Oh nein. Nein. Nein. Nein. Habt ihr nicht gemacht.«
»...was wäre, wenn doch?«
Geräuschvoll stehe ich auf und werfe dabei fast den Stuhl um. Ich öffne den Mund, um irgendetwas zu sagen. Das wird mir zu blöd hier. Ohne ein weiteres Wort schnappe ich mir meinen Regenmantel und stürme aus dem Diner.
---
Wie es weitergeht wisst ihr ja ;)
Findet ihr diese Art von Ausschnitten sinnvoll? Würdet ihr mehr davon lesen wollen? Updates kommen vermutlich eher unregelmäßig, aber ich denke ein derartiges Buch ist ein gutes Mittel gegen Schreibblockaden.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro