Die Pasta auf!
Mit einem lauten Knall schließe ich die gelbe Tür des Spindes und drehe mich um. Ich muss tief durchatmen, viel zu viele Menschen um eine viel zu frühe Uhrzeit, wie ich die Schule hasse! Ich bemerke Noah, er steht bei seinen Freunden auf der anderen Seite und lacht mit ihnen. Immer wieder schaut er mich kurz an und ich glaube ganz fest, dass sein Lächeln mir gehört. Ich lege meinen Kopf schief und lächele ihn zurück an, doch als Charlotte ihm um den Hals fällt, sackt meine Miene in sich zusammen.
Sofort schubst er sie von sich und streicht sich verlegen durch die Haare. Unsicher schaut er mich an, spricht dabei mit seiner Charlotte und bringt ein wenig mehr Abstand zwischen ihnen. Ich ringe mir ein Lächeln ab und laufe los. In seine Richtung, doch ich traue mich nicht einmal zu ihm zu schauen, während all die anderen dabei sind.
Doch dann steht er plötzlich in meinem Sichtfeld. Läuft auf mich zu, neben ihm sein bester Freund Liam. Ich sehe wie Liam einen Kaugummi kaut und mich dabei abschätzig mustert. Natürlich. Ich drehe mich weg und bin deshalb überrascht, als mich eine Schulter rammt. Meine Bücher und lose Blätter verteilen sich auf dem Schulflur und werden von hunderten Schülern ignoriert. Wütend drehe ich mich zu dem Ursache, doch dieser hockt schon auf dem Boden. Stattdessen schaue ich in Liams graue Augen. „Was soll das?", zische ich laut und beuge mich hinunter, nur noch im Augenwinkel sehe ich sein höhnisches Grinsen.
Am Boden des Flurs sind ich und Noah plötzlich alleine. Er lächelt mich an und reicht mir eines der Bücher, wobei sich unsere Finger berühren. Zusammen kriechen wir über den Dreck und sind uns dort so nah, wie kaum sonst während der Schulzeit. "Ich liebe dich", flüstert er da und ich erstarre. Hatte es jemand gehört? Bitte nicht! „Lass es", knurre ich, „Die werden uns hören." Ich schaue ihn an und bemerke, dass er grinst. „Und?", fragt er provokant.
Dann reißt Liam ihn hoch. „Alter wir hab'n gleich Chemie, beeil dich doch mal ein bisschen bitte", murmelt er. Dann schaut er zu mir und drückt mir einen Haufen an Blättern in die Hand. Dann verschwinden sie um die Ecke und es klingelt zur Stunde, doch ich stehe verloren da und schaue ihnen nach. Die Bücher drücke ich an meine Brust wie ein Schutzschild.
Gelangweilt schaue ich aus dem Fenster und lausche den Gesprächen hinter mir. Es ist nur noch die letzte Stunde an diesem Tag, aber es ist so unglaublich heiß, dass ich nicht einmal an Mathe denken. Noah und Liam sitzen eine Reihe hinter mir. Ihre Freunde Matti und Eliah rechts von ihnen und noch eine Reihe weiter hinten hatten Charlotte und Theresa Platz genommen. Sie sind die Angesehensten an der Schule, oder zumindest in der Stufe. Während die Jungs zum Basketballteam Shadow Warriors gehören, feuern die beiden anderen sie vom Cheerleaderteam aus an.
Trotzdem hat er dich gewählt, flüstert eine leise Stimme in meinem Kopf höhnisch.
„Mister Everly, Mister Winslow wie oft soll ich euch beide noch ermahnen?", ertönt streng die Stimme von Mister Lockwood, unserem Vertretungslehrer seit zwei Wochen. „Stehen sie auf", fordert er die beiden auf und nun drehe ich mich auch zu ihnen, wie jeder andere Schüler im Klassenzimmer. „Ich kann euch beide keine einzige Minute mehr länger nebeneinander ertragen", murmelt er unter seinen kurzen Bart, welcher bereits erste weiße Stoppeln aufweist, ob das von meiner Klasse kommt, kann ich nicht genau sagen. „Setzen sie sich doch bitte getrennt zu Miss Bones und zur reizenden Miss Thorne, von ihr können sie noch vieles lernen." Ich zucke zusammen, als mein Name fällt und drehe mich wieder zu meinem Platz, angestrengt fixiere ich den bekritzelten Tisch.
„Ich setzt mich zur Bones", murmelt Liam und Noah widerspricht. „Ne lass, ich mach schon. Sind ja nur noch zwanzig Minuten", sagt er. Mein Lächeln wird von meinen offenen Haaren verdeckt, welche nach vorne gefallen sind, als ich mich vorbeugte. Ich nehme hastig meine Sachen von dem leeren Platz und warte auf Noah. Dabei freue ich mich, dass er nicht einfach Liams Vorschlag zugestimmt hat.
„Du hast heute schon genug Knochenmacht zu spüren bekommen, warum hast du ihr überhaupt geholfen, das Zeug aufzusammeln?", höre ich Liam sagen, „Ich setzte mich schon zur Knochenbrecherin, eben weil es nur noch zwanzig Minuten sind." Entsetzt und enttäuscht richte ich mich ein wenig auf und streiche mir die Haare aus dem Gesicht. Der Spitzname lässt mich schon lange kalt, denn mittlerweile hatte ich ihn so oft gehört, dass er zu einer Gewohnheit wurde. Dieses Mal widerspricht Noah nicht mehr, aber es wäre natürlich schon ein wenig merkwürdig, wenn er es täte.
Als Liam seine Sachen neben mich fallen lässt, grinst er mich wieder an. „Na?", sagt er und rammt mich mit seinem Ellenbogen, nur damit er sichergeht, dass ich ihn auch wirklich gehört habe. Ich schenke ihm einen von diesen Wenn-Blick-Töten-Könnten-Wärst-Du-Jetzt-Tot-Umgefallen-Blicken und sage: „Kannst du nicht wenigstens einen Moment deine verfickte Fresse halten?!" Offenbar hat er nicht damit gerechnet, dass ich ihn so anschnauze. Für einen Moment verrutscht seine selbstsichere Miene, was ich mich Vergnügen feststelle.
„Entspann dich, meine Fresse ist zwar nicht verfickt, aber Teil einiger Liebesspiele war sie schon", sagt er und wenn es überhaupt geht, wird sein Grinsen noch eine Spur breiter.
Ich schließe meine Augen und versuche diesen Gedanken loszuwerden.
„Wenn du willst, kann ich auch ... ", höre ich und weiß bereits jetzt, dass dieser Satz nicht gut enden wird, „... dir ein wenig nachhelfen. Vielleicht wirst du dann etwas lockerer." Mir ist kotzübel und ich wette, dass sich die Farbe aus meinem Gesicht auch schon verabschiedet hat.
„Halt's Maul", bringe ich noch über meine Lippen und rutsche näher zum Fenster. Müde lehne ich meine Stirn gegen das kalte Glas und verfluche unsere Klasse.
Doch Liam rutscht mir nach und schon sitzt er noch näher als zuvor. Mir wird klar, dass ich ihn erst nach dem Klingeln los werde. „Sorry, ich meinte es nicht so", flüstert er und schaut nicht mich sondern Mister Lockwood an, „Aber wenn wir ganz ehrlich sind, mit dem Ficken hast du angefangen." Er lacht und ich atme tief durch.
Seine Worte sind frech, aber ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Es ist absurd, wie Liam versucht, mich aufzuziehen, selbst in solchen Situationen. Vielleicht sollte ich seine Witze nicht immer so ernst nehmen. Ich schüttle den Kopf und schaue ihn an. "Du bist unmöglich, Liam", sage ich und lache leise. Er wirft mir einen verschmitzten Blick zu und antwortet mit einem breiten Grinsen: "Ja, das bin ich. Aber du liebst mich trotzdem, oder? Wer könnte schon meinem Charme widerstehen?"
Ich rolle mit den Augen und spiele den Sarkasmus mit. "Oh ja, dein Charme ist unvergleichlich. Es ist wirklich ein Wunder, dass du nicht in einem Comedy-Club arbeitest." Liam gibt vor, empört zu sein, und legt eine Hand auf sein Herz. "Wie kannst du nur so gemein sein? Du weißt doch, dass ich als Stand-up-Comedian in Rente gehen werde. Mein Talent ist einfach zu groß." Als uns der mahnende Blick von Mister Lockwood trifft, merke ich wo und mit wem ich hier gerade sitze. Sofort schweige ich und drehe mich von Liam weg zur Tafel. Im Augenwinkel bemerke ich, wie er mir einen irritierten Blick zuwirft, aber einen Moment herrscht Stille.
"Hey, Calli, Was macht die Security in der Nudelfabrik?", stört Liam mich, als ich zum ertsen Mal in dieser Doppelstunde versuche, mich zu konzentrieren. „Hmm?", mache ich und drehe mich ihm zu. „Was macht die Security in der Nudelfabrik", wiederholt er sich und schaut mich erwartungsvoll an. „Keine Ahnung", murre ich und schenke ihm nicht einmal einen Blick. „Die Pasta auf!", ruft er stolz aus, etwas zu laut, denn Lockwoods Blick fällt wieder auf uns und er schüttelt genervt seinen Kopf. „Verstehst du?", fragt er mich erwartungsvoll. „Ne", erwidere ich bissig und drehe mich ihm zu, um ihm endlich meine Meinung zu sagen, doch als ich sehe, wie seine Augen leuchten und wie er grinst, knicke ich ein. „Also?", frage ich. „Der passt da auf, Pasta! Na?" Ich zwinge mir ein Lächeln auf und lache etwas.
(Etappe 3 - 1346 Worte (1250 Plus 10% (125)))
Während ich lache, schüttele den Kopf. "Liam, du wirst immer besser in deinem Humor. Bald wirst du Comedy-Legende sein", flüstere ich ihm zu, doch nicht einmal ich selbst glaube mir.
Er grinst stolz und wirft noch einen drauf: „Wie nennt man einen Seeräuber, der sich nie wäscht?" Erneut zucke ich mit meinen Schultern. „Meerschweinchen!", sagt er und tatsächlich lache ich. Ich lache aus vollem Herzen, einfach nur weil dieser Witz so dumm ist.
Einige verwunderte oder amüsierte Blicke unserer Mitschüler treffen uns, doch ich kann einfach nicht aufhören. Mister Lockwood seufzt. „Ich glaube es hat keinen Sinn heute, raus mit euch und freut euch auf die letzte Stunde vor Notenschluss, welche wir noch zusammen verbringen. Wir schauen einen Film! Denkt aber ja nicht, dass das so in den nächsten zwei Wochen immer so ist", ruft er noch, doch ein paar Schüler sind schon längst weg.
Mein Blick kreuzt den von Noah. Er schaut mich an und ich kann nicht deuten, was ich in seinen Augen sehe, aber ich lächele. Heute Abend sind wir verabredet und ich freute mich bereits jetzt riesig. Liam drängt sich an mir vorbei und geht zu seinem Freund. Sie begrüßen sich wie gewohnt mit einem Handschlag und verschwinden laut quatschend aus dem Klassenzimmer.
(Etappe 4 Beginn, 200 Worte)
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