Gefunden
DEAN
Mit einem Seufzer schlug Mila die Tür zu und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was ist los?" Dean, der gerade aus dem Badezimmer kam, trocknete sich mit einem Handtuch die Haare ab und musterte seine Gefährtin.
„Ich mach mir Sorgen um Nico."
Der Anführer der Alphagarde ließ seine Hände sinken und runzelte die Stirn. „Ich glaube nicht, dass wir uns Sorgen machen müssen. Sie sind gerade mal ein paar Tage getrennt... Und Lex ist nicht ohne Grund der beste Tracker, den es gibt. Er wird Odela finden. Zur Not packe ich mir einfach die lügnerische Mutter, stopfe sie in den nächsten Keller und spiele ein bisschen mit ihr. Oder lass unsere Rekruten mit ihr spielen. Waffentraining an Lebendzielen ist immer noch am effektivsten..." Mila verdrehte genervt die Augen und murmelte: „Ja, ist klar... Als würdest du es dir mit Odela verscherzen, indem du ihre Mutter folterst..."
Um Deans Lippen kräuselte sich ein schelmisches Lächeln, als er erwiderte: „Wer sagte was von foltern? Ich erwähnte Waffentraining und Lebendziele. Wie sich das mit Delas Mutter vereinbaren lässt, wird sich dann zeigen."
Seine Gefährtin kicherte leise, legte die Arme Deans Hals und zog ihn zu einem leidenschaftlichen Kuss zu sich. „Spinner!" gluckste sie und gab ihm einen anschließenden Klaps auf den knackigen Hintern. „Beeil dich lieber. Jace wartet schon! Und bitte, Schatz, ein paar Wildschweine! Du weißt doch, die liebe ich am meisten!!"
Dean salutierte, küsste die Markierung auf Milas Schulter zum Abschied, dann sprang er einfach die eine Etage in die Tiefe und landete direkt vor Jace. „Grundgütige Göttin!!!!" keuchte der angehende Gamma und presste die Hand auf sein Herz. „D! Was soll das? Kannst du keine Treppe nutzen wie jeder normal sterbliche Wandler?" Der angesprochene lachte, schlug ihm herzhaft auf den Rücken und deutete auf den Wald der Eifel. „Los, Kleiner... Ein bisschen Frühsport ist doch was feines! Wer die meisten Viecher fängt, hat gewonnen und und darf die Dynamitstange in das alte Rudelhaus werfen!"
„Echt jetzt? Geilo! Na dann los, alter Mann!" Jace hatte sich bereits gewandelt und seine Kleidung schwebte in Fetzen zu Boden, während er in seiner Wolfsform auf den Wald zu jagte.
„EY! FRÜHSTART GILDET NICHT!!!!" brüllte Dean ihm hinterher und wandelte sich ebenfalls.
Er liebte das Gefühl des Waldbodens unter seinen Pfoten, den Wind in seinem Fell und das Gefühl von Freiheit, dass er immer empfand, wenn er in seiner Wolfsform lief. Sein Seelentier heulte vor Freude, eine Freude, die ihr Echo in dem Ruf von Jace fand. Dann jedoch verfielen die beiden riesigen Wölfe in den Jagdmodus und hoben witternd die Schnauzen. Ein Blick genügte für die Verständigung und sie teilten sich auf. Das Reh, welches das große Pech hatte gegen den Wind zu stehen, hatte nicht den Hauch einer Chance. Schon hing Jace an seiner Kehle und brach ihm mit einem kurzen, harten Kopfschlenker das Genick. Das spöttische Blitzen in seinen Augen sagte Dean eins: Streng dich an, alter Mann! Das erste habe ich schon!
Der Gamma stieß ein kaum hörbares Knurren aus und folgte augenblicklich der Spur eines Wildschweines. Schließlich war das Milas Lieblingsessen und Dean ein hervorragender Gefährte, der die Wünsche seines Weibchens stets erfüllte!
Und so ging es den ganzen Tag über. Am Nachmittag türmte sich der Berg mit der Jagdbeute vor dem Rudelhaus und die beiden Jäger hatten einen Gleichstand erreicht. Um das auszufechten - schließlich wollten beide das alte Rudelhaus wegballern - kehrten sie ein letztes Mal in den Wald zurück. Dean hob den Kopf, als der köstliche Duft eines weiteren Rehs seine Nase kitzelte. Mit einem zufriedenen Grollen hetzte er hinter dem Leckerbissen her, welcher in panischer Angst blökend zwischen den Bäumen hindurch in Richtung einer kleinen Schlucht preschte. Die Angst vor dem riesigen Wolf war anscheinend größer als jegliche Vernunft und so sprang das Tier über die Felsen in die 10 m tiefe Schlucht. Dean bremste mit einem ärgerlichen Jaulen ab und linste in die Tiefe. Ok... diesen Braten konnte er wohl abschreiben! Die Beute war tot und hatte mehr gebrochene Knochen, als der Gamma es je gesehen hatte. Frustriert wollte er sich abwenden, als eine kleine Bewegung seine Aufmerksamkeit erregte. Vielleicht 2 m unter ihm leicht versetzt zur Seite, schob sich ein winziger goldener Wolfskopf aus einer kleinen Höhle heraus. ‚Odela!' schoss es ihm durch den Sinn und er wollte sich schon mit einem Laut zu erkennen geben, als sich die kleine Wölfin aus der engen Höhle herausgearbeitet hatte und ihm vor Entsetzen das Blut in den Adern gefror. Der früher so flauschig und seidig wirkende goldene Pelz war von altem Blut verkrustet, zu großen Teilen ausgerissen und die nackte Haut darunter verbrannt und mit geschwollenen Striemen bedeckt, die sich bereits entzündet hatten. Trotz allem kletterte das Wölfchen mühsam und seltsam ungelenk in die Schlucht hinunter. Dort angekommen, wankte sie auf das tote Reh zu und begann hungrig zu fressen. Doch schon nach wenigen Bissen sackte sie erschöpft hechelnd neben dem Kadaver zusammen und versuchte, sich nach Wärme suchend anzukuscheln.
Dean spürte, wie Jace zu ihm aufschloss und triumphierend einen Fasan zwischen den Fängen trug. Als der angehende Gamma dem Blick seines Chefs folgte, ließ er den Vogel fallen und wollte direkt in die Schlucht hinuntersetzen. Doch der Anführer der Alphagarde packte ihn mit einer schnellen Bewegung im Nacken und zerrte ihn von der Schlucht weg. Dann wandelte er sich und sagte: „Jace! Hol Nico! Sofort!!!! Und sag Adeline Bescheid." Der jüngere Wolf neigte kurz als Zeichen des Verständnis den Kopf, dann warf er sich herum und jagte im Höchsttempo zurück nach Hause. Dean drehte sich währenddessen um und ging zu Schlucht zurück. Behutsam begann er mit dem Abstieg und als er nur noch wenige Schritte von der Wölfin entfernt war, hob diese den Kopf witternd in seine Richtung. Ein warnendes Knurren, leise und rasselnd kam von dem Winzling und sie presste sich mit anlegten Öhrchen heftig keuchend an das angefressene Reh.
„Nein... Nein, Kleines... ich tu dir nichts... fürchte dich nicht... es wird alles gut werden..." Doch die Kleine war nicht überzeugt. Ihr Knurren wurde schriller und sie schnappte drohend in seine Richtung. Dean ging in die Hocke und streckte die Arme zu den Seiten aus, die Handflächen der Wölfin zugewandt. Dann neigte er den Kopf und verharrte in dieser Position. Nach einer gefühlten Ewigkeit spürte der große Mann, wie sie näher kroch und dann sein Knie beschnupperte. Dean hatte den Blick immer noch gesenkt und konnte so die eiternden Wunden in den Gelenken der Pfoten sehen. Sein Wolf brüllte vor Wut. Irgendwer hatte diese kleine süße Omega - SEINE ZUKÜNFTIGE LUNA - schwerst verletzt, das Seelentier war nun auf blutige Rache aus und tobte vor Wut. Immer noch bewegte sich der Gamma nicht, wartete geduldig und wurde schließlich belohnt, als er verfilztes Fell an seinen Beinen fühlte. Die Wölfin schmiegte sich zitternd nach Schutz und Wärme sehnend an den Krieger.
Ein Geräusch 10 Meter über sich, ließ Dean den Kopf heben. Jace war zurück und hatte Nico und Chris im Schlepptau. Der Alpha fackelte nicht lange und sprang mit einem wütenden Grollen in die Schlucht hinunter. Das war der Augenblick, in dem die kleine Omega Panik bekam. Adrenalin pumpte durch ihre Adern und mit eingeklemmter Rute wich sie so schnell sie konnte vor den auftauchenden Wandlern zurück. Zuerst fiepte und winselte sie, doch als Nico sich ihr näherte, begann sie drohend zu knurren und zeigte ihm die kleinen Zähnchen.
Bei Nico riß das hauchdünne Band der Selbstbeherrschung und das Seelentier übernahm die Kontrolle. Der Mann wandelte sich und der gewaltige goldbraune Wolf ging langsam und vorsichtig auf die Omega zu. Ein tiefes dunkles Schnurren vibrierte in seiner Brust und Odela stellte zögernd die Lauscher auf. Dean beobachtete mit schmerzender Brust, wie sich die winzige Wölfin an seinen Alpha heranschnüffelte und schließlich das Schnäuzchen reckte um an seiner Kehle zu lecken. Selbst auf die Entfernung konnte Dean den mühsamen, rasselnden Atem der Kleinen hören und wusste, dass sie schnellstmöglichst zu Adeline musste. Jace und Chris traten an seine Seite und die Omega zuckte furchtsam zurück. Warnend fauchte sie in die Richtung der drei Männer und rollte sich leise vor Schmerz piepsend neben den Rehkadaver zu einem winzigen Ball zusammen. Nico fackelte nicht lange. Der Alphawolf griff so sanft wie möglich in ihren Nacken, hob Dela hoch und trug sie im Welpengriff die Schlucht hinauf.
Nach Hause... in Sicherheit...
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