Kapitel 7
Die Nacht schlief ich unruhig. Meine Träume waren durchzogen von dunklen Augen und kurzgeschorenen Haaren. Blut lief sein Nackentattoo herab, während Fäuste aufeinander prallten.
Mit einem Aufschrei fuhr ich im selben Moment, als mein Wecker losging, hoch. Mit einer Hand stellte ich ihn ab und fuhr mir verwirrt durch die Haare. Es war die erste Nacht, seit ich mich von Drew getrennt hatte, in der ich seltsamerweise nicht von ihm geträumt hatte. Stattdessen wurden meine Träume nun von Macaulay heimgesucht.
Ein Schauer lief meinen Rücken herunter, als ich an gestern Nacht dachte. Als sich Bilder von einem wild prügelnden Macaulay in mein Gedächtnis brannten. Ich wohnte bei einem Schläger... Wenn das meine Eltern wüssten, würden sie sofort den nächsten Flug nach Edinburgh nehmen und mich eigenhändig nach Toronto schleppen...
Ich machte eine mentale Notiz an mich selbst, dass ich sie heute Nachmittag anrufen musste, denn ich wusste, dass sie sich bestimmt schon Sorgen machten, besonders meine Mutter. Ich warf die Bettdecke zurück und suchte sowie den Tag zuvor, meine Sachen zusammen. Wenn man es überhaupt Sachen nennen konnte. Ich besaß gerade einmal zwei Outfits. Ich wusste, dass sich etwas daran ändern musste, aber ich war zu stolz mein hart verdientes Geld für Klamotten auszugeben. Denn alles was ich wollte, war so schnell wie möglich hier rauszukommen. Ich musste nur ein bisschen mehr als eine Monatsmiete gespart haben, damit ich mir endlich eine eigene Wohnung suchen konnte.
Mit nackten Füßen lief ich über den kalten Boden, drückte die Türklinke herunter und vergewisserte mich, dass die Luft rein war. Es war an diesem Morgen merkwürdig still im Box Club, was vermutlich an dem Kampf von gestern lag.
Mit gesenktem Kopf huschte ich zu den Umkleidekabinen mit den angrenzenden Duschen. Ich ließ, wie am Tag zuvor auch das Licht aus. Mit dem Stück Seife, das ich im Stripclub auf der Toilette mitgehen gelassen hatte, wusch ich zunächst meine Kleidung unter dem Wasserstrahl. Danach stellte ich mich unter das Wasser und ließ die Seife über meine Haare und meinen Körper wandern.
Als ich gerade dabei war mich abzuduschen hörte ich plötzlich ein leises Knarzen. Erschrocken zog ich die Luft ein, horchte auf weitere Geräusche, doch neben dem Plätschern des Wassers hörte ich nichts. Erleichtert seufzte ich auf und spülte die Seife von meinem Körper. Ich musste es mir eingebildet haben...
Nach ein paar Minuten stellte ich die Dusche ab und schlang das Handtuch um meinen Körper. Mit meinen nackten Füßen lief ich über die Fliesen der Duschen bis ich die Umkleidekabine erreicht hatte. Ich bückte mich und griff nach meiner geblümten Hose von gestern, als plötzlich das Licht über mir anging. Erschrocken zuckte ich zusammen, mein Kopf schoss in die Höhe. Dunkelgrüne Augen schossen Giftpfeile in meine Richtung, ihr pastellfarbenes Haar war zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden. Sie trug eine pinkfarbene Leggins und einen schwarzen Sport BH. Ihr Blick taxierte mich von oben bis unten. Ich fühlte mich direkt zehn Kilo schwerer unter ihrem Blick und zog das Handtuch noch fester an meinen Körper.
"Findest du es nicht ziemlich dreist, dass du dich hier bei uns einquartierst?", fauchte sie mich an, ihre durchtrainierten Arme waren vor ihrem Körper verschränkt. Ich zuckte bei ihren Worten merklich zusammen.
"Aber einmal eine Schmarotzerin, wohl immer eine Schmarotzerin", ihre Stimme drang höhnisch durch die Umkleidekabine, mein Körper zitterte und ich musste schlucken.
"Ich .. ich bin keine Schmarotzerin", stieß ich leise hervor, während sich ihre Lippen angewidert zusammenzogen.
"Natürlich bist du das nicht", stieß sie gespielt aus. "Und ich bin Mutter Theresa", sie lachte kurz auf, gleichzeitig warf sie sich ihren glatten Pferdeschwanz über die Schulter.
"Hör mir gut zu, Kleine. Aus irgendeinem Grund hat Macaulay dir erlaubt hier zu wohnen. Aber glaub ja nicht, dass du hier erwünscht bist!", ich zuckte bei jedem ihrer einzelnen Worte zusammen, aus ihrer Stimme quoll das Gift nur so hervor.
"Und noch etwas...", auf ihrem Gesicht erschien nun ein boshaftes Lachen. "Bei deiner Figur würde ich mir zweimal überlegen nackt duschen zu gehen. Ein Badeanzug wäre da wohl angebrachter", sie zwinkerte mir ein letztes Mal boshaft zu, warf ihren Pferdeschwanz über ihre Schultern und stolzierte mit ihren weißen, stylischen Sportschuhen aus der Umkleidekabine.
Ich schluckte die Tränen herunter, die in mir hochkamen und blinzelte ein paar Mal. Ich durfte mich von so etwas nicht fertig machen lassen. Ich wischte einmal kurz über mein Gesicht und zog mir in Windeseile meine Hose und T- Shirt über. Als ich in dem Zimmer angekommen war, setzte ich mich auf meine Matratze und trocknete meine Haare so gut es ging mit dem Handtuch trocken. Dann fischte ich nach einer Ravioli Dose, öffnete sie und fing an zu essen.
Es war zwei Uhr nachmittags und ich saß seit acht Stunden auf meinem Zimmer. Meine Hände sehnten sich nach einem Skizzenblock oder nach Stoff, den ich zurecht schneiden konnte, doch stattdessen saß ich auf der Fensterbank und starrte nach draußen. Im obersten Fach hatte ich ein Buch über den Muskelaufbau gefunden. Da mir langweilig gewesen war hatte ich es angefangen zu lesen. Nach ein paar Seiten fand ich es aber so dermaßen lächerlich, dass ich das Buch wieder zu klappte. Inzwischen saß ich auf dem Stuhl an dem kleinen Tisch am Fenster, meine Gedanken wanderten an den Tag vor zehn Jahren zurück. An den Tag, an dem ich Drew Williams Freundin wurde.
Mit meinem Zeigefinger umwickelte ich eine meiner lockigen, blonden Strähnen, während ich verträumt aus dem Fenster blickte. Ich konnte mich noch daran erinnern, als ob es gestern gewesen war. Drew und ich hatten im Garten seiner Eltern für einen Mathetest gelernt, als er plötzlich meine Hand nahm und mir tief in die Augen blickte. Seine Augen waren das, was ich am aller meisten an ihm liebte, denn sie waren so blau, dass ich das Gefühl hatte ich könne seine Seele durch sie hindurch sehen. Dann hatte er sich nach vorne gebeugt und mich geküsst. Das Gefühl von Schmetterlingen in meinem Bauch, kam selbst jetzt noch nach zehn Jahren in mir auf, wenn ich an den Moment zurückdachte. Ich war zwar erst zu dem Zeitpunkt 14 gewesen, aber an dem Tag wusste ich bereits, dass Drew der Einzige für mich war. Die wahre, große Liebe. So wie mein Vater die Liebe für meine Mutter war.
Jahrelang hatte ich die Liebe meiner Eltern beobachtet. Hatte die Blicke, voller Liebe, die mein Dad meiner Mutter zuwarf, wenn sie es gerade nicht mitbekam gesehen. Hatte mitbekommen, wie meine Eltern nachts, wenn Luke und ich eigentlich schlafen sollten, unten in unserem Wohnzimmer zu Liedern von Aerosmith tanzten, oder wie sie sich anschrien und mein Dad zwei Stunden später mit einem Dutzend Paar Rosen vor der verschlossenen Schlafzimmertür stand oder sie sich einfach mitten im Streit stürmisch in die Arme zogen und küssten. So eine Liebe, war Drew für mich gewesen. Das hatte ich zu mindestens angenommen. Bis er mich betrogen hatte. Mein Körper verkrampfte sich bei dem Gedanken und ich schloss die Augen. Drew. Mein geliebter Drew.
Das laute Klingeln meines Telefons riss mich aus meinen Gedanken. Erschrocken schreckte ich auf und lief zu der Matratze auf der ich es abgelegt hatte. Ein Blick auf den Display ließ mich erkennen, dass es mein Vater war. Panik wallte in mir auf, da ich meinen Eltern die Sache mit Drew noch nicht erzählt hatte. Und was wäre, wenn sie schon mit Drew gesprochen hätten? Ich schüttelte den Kopf. Wenn sie mit Drew gesprochen hätten, hätten sie mich in den letzten Tagen bestimmt mehrmals angerufen und Luke und mein Vater ständen schon vor meiner Tür. Oder zu mindestens vor der Tür meines ehemaligen Hauses...
Das Klingeln des Telefons hielt an, als ich nach dem Handy griff und den grünen Hörer drückte.
"Hi, Dad", presste ich atemlos hervor, mein Herz dröhnte laut in meinen Ohren.
"Ella, Prinzessin", seine Stimme drang sanft durch den Hörer und sofort fühlte ich mich wieder wie das kleine Mädchen, das nachts in ihrem Bettchen lag, während ihr Daddy ihr Gutenachtlieder vorsang.
"Wie geht es dir? Wie geht es Drew?", ich schluckte und versuchte die Tränen davor zu bewahren mein Gesicht herunter zu laufen.
"Gut", rief ich etwas zu überschwänglich und biss mir sofort auf die Lippen. Wenn ich wollte, dass meine Eltern mir- und vor allem mein Vater- glaubten, dann musste ich schon eine etwas bessere Show abliefern.
"Drew ist noch beim Training. Du weißt, wie hart es ist, sich in einem neuen Team zu etablieren."
Gut. Das klang schon besser. Mein Dad lachte und auf einmal kam eine merkwürdige Sehnsucht in mir hoch. Ich liebte meine Mutter abgöttisch, aber meine ganze Kindheit war ich Daddys Girl gewesen. Er war der erste Mann, den ich geliebt hatte und würde es auch immer sein. Drew mochte mein Prinz auf dem weißen Pferd gewesen sein, aber mein Dad würde immer mein König sein. Ich vermisste ihn.
"Oh ja, das kann ich mir vorstellen", lachte er in den Hörer. Mein Dad hatte die Fähigkeit, dass immer wenn er lachte, ich automatisch auch ein Lachen auf dem Gesicht hatte. Und so mies mein Tag bis jetzt vergangen war, dieses Mal war es nicht anders.
"Wo ist Mom?", hörte ich mich plötzlich fragen.
"Die schläft noch. Sie sah so friedlich aus, da wollte ich sie nicht wecken. Du weißt wieviel Stress sie in letzter Zeit mit der Wohltätigkeitsveranstaltung hat"
Meine Mom arbeitete seit ein paar Jahren bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung, die sich für Opfer von Misshandlungen einsetzte. Meiner Mutter lag sehr viel an ihrer Arbeit und sie verband es mit ein paar persönlichen Erlebnissen, obwohl sie immer wieder beteuerte, dass sie nie in so einem Ausmaße misshandelt worden sei. Alles was Luke und ich wussten, war dass das alles vor der Schwangerschaft meines Bruders stattgefunden hatte. Als meine Mutter noch mit einem anderen Mann zusammen gewesen war und dann meinen Dad kennengelernt hatte.
"Und so kann sie noch genug Energie vor Freitag tanken", in den Worten meines Dads lag nichts anderes als Liebe. So wie es immer war, wenn er von meiner Mutter redete.
Jedes Jahr flogen meine Eltern Anfang November nach Apulien, um ihren Hochzeitstag zu feiern. Dort hatten sie nämlich vor genau 29 Jahren geheiratet. Ich fand es wahnsinnig romantisch, dass mein Dad jedes Jahr für die beiden einen Flug dahin buchte. Als Luke und ich kleiner waren, waren wir in der Zeit meistens bei meinem Onkel Chris und meiner Tante Amber gewesen. An die Übernachtungs-Parties hatte ich die besten Erinnerungen. Onkel Chris ließ Luke und mich immer länger aufbleiben und fast jedes Mal gab es Schokoladeneis oder Zuckerwatte für Luke und mich. Einige Jahre verbrachten wir auch bei meinem Onkel Shane und meiner Tante Roxanne oder bei meiner Oma. Diese Jahre waren im Vergleich zu den Jahren, in denen wir bei Onkel Chris und Tante Amber verbrachten nicht so cool.
Onkel Shane und Tante Roxanne waren ziemlich okay, aber meine Oma konnte manchmal ein bisschen merkwürdig sein. Jedes Mal, wenn Luke und ich bei ihr übernachteten, kochte sie uns nur gesundes Zeug und achtete darauf, dass wir um Punkt Acht im Bett waren. Als Luke dann schließlich alt genug war, um alleine zuhause zu bleiben, wenn meine Eltern wieder einmal nach Apulien geflogen waren, bettelte ich meine Eltern an auch zu Hause zu bleiben. Meine Mom hatte nur nach mehrfacher Überzeugung meines Dads zugestimmt. Aber nur unter der Bedingung, dass Tante Amber und Onkel Chris vorbeikamen und nach dem Rechten sahen. Was meistens damit endete, dass Luke und Onkel Chris "Call of Duty" auf der Playstation spielten und Tante Amber mir Schminktipps gab. An meinem 18 Geburtstag zog meine Oma schließlich mit meinem Stief Opa, der obendrein noch der Vater von Onkel Shane war, nach Florida. Seit sechs Jahren lebten die beiden nun glücklich in Tampa.
"Ella Prinzessin, bist du noch dran?", mein Dad warf mich unsanft aus meinen Gedanken.
"Ähm ja... schuldige...", murmelte ich vor mich hin und hörte meinem Vater weiter zu, wie er mir von seiner Woche erzählte.
Nach einer Stunde verabschiedeten wir uns voneinander und legten auf. Das Telefonat mit meinem Dad hatte meine Laune um Einiges gehoben, weshalb ich um kurz nach sieben hochmotiviert zur Arbeit lief. Meine Haare waren wie immer zu zwei Zöpfen geflochten.
Heute war Samstag. Dementsprechend war es auch ziemlich voll. Unsere Outfits bestanden heute aus orangenen Minikleidern, was den Halloween Vibe verstärken sollte. Meine Arme schmerzten von meinem Tablet, das ich in der Hand hielt, mein Kopf drehte sich von den Unmengen der Bestellungen, die ich entgegennehmen musste. Ein Glück hatte ich die Fähigkeit mir Dinge gut zu merken...
"Eine Rum- Cola und ein Whisky auf Eis für Sie", zwitscherte ich fröhlich, beugte mich nach vorne und stellte die Gläser auf dem Tisch der Herren mittleren Alters ab.
"Danke Schatz", erschrocken zuckte ich zusammen, als ich spürte, wie eine große Männerhand auf meinem Hintern landete und zugriff. Ich zog die Luft scharf ein. Ein Schrei lag mir auf der Zunge, doch bevor dieser meinen Mund verlassen konnte, hatte ich mir auch schon auf die Zunge gebissen. Ich musste mich beruhigen.
Mein Blick fiel auf den Mann vor mir, der es sichtlich zu genießen schien. Als er sah, dass ich seinen Blick kreuzte, zwinkerte er mir zu und nahm seine Hand plötzlich von meinem Hintern. Perplex starrte ich ihn an, als seine Hand plötzlich zu seinem Jackett wanderte und er einen 50 Pfund Schein herauszog.
"Das ist für dich Honey und deine guten Dienste heute Abend", er zwinkerte mir ein weiteres Mal zu, als ich mit zitternden Händen den Schein entgegennahm. Dieser eine Schein war mehr, als ich an den letzten beiden Abenden an Trinkgeld gemacht hatte. Dennoch wurde ich den ganzen Weg zurück zur Theke dieses benutzte Gefühl nicht los, das sich in mir aufbaute.
"Du darfst es dir nicht zu Kopf steigen lassen Girl", erschrocken zuckte ich zusammen, als ich Cailins fröhliche Stimme plötzlich neben mir wahrnahm. "Weil wenn du das tust, dann wird dich dein moralisches Gewissen von Innen auffressen. Glaub mir, wir alle waren schon mal an dem Punkt"
Inzwischen hatte sich Banner ebenfalls zu uns gesellt, ihr roter Bob umrandete ihr rundes Gesicht, während sie nickte. Ich biss mir auf die Lippen und nickte ebenfalls.
"Wer von euch Ladies, hat den Wodka und das Bier bestellt?", rief uns plötzlich Alastair unser Barkeeper zu.
"Ich glaub das geht wohl auf meine Kappe!" Banner hob ihre Hand und nahm die Gläser von Alastair entgegen.
Am Ende der Schicht hatte ich ganze 80 Pfund Trinkgeld. Es war mehr Trinkgeld, als ich in den letzten zwei Tagen gemacht hatte und ich wusste schon sofort, was ich mir davon kaufen würde. Eine Winterjacke. Denn über nichts würde sich mein halb erfrorener Körper mehr freuen wenn er- besonders in den fast schon eiskalten Nächten, wenn ich von der Arbeit zurück ins Steels lief- in eine warme, kuschelige Winterjacke schlüpfen konnte.
Wir Kellnerinnen, blieben noch eine halbe Stunde länger als Ladenschluss, denn wir mussten noch alle Tische säubern und den Boden wischen, der von Alkoholflecken und abgebrannten Zigaretten übersät war. Als wir fertig waren, meine Hände vom Putzmittel und heißem Wasser aufgescheuert, liefen wir alle gemeinsam nach draußen. Banner, die wie ich über die letzten Tage herausgefunden hatte, die Älteste war,- und somit auch eine Art Mutter für uns-, besaß einen Schlüssel zum Red Velvet. Wenn Ean nicht da war, so teilte mir Cailin mit, sollte sie den Laden abschließen. Die Stripperinnen waren schon vor einer halben Stunde nach Hause gegangen und Alastair war kurz vor uns verschwunden.
"Hey Ella!", rief mir plötzlich eine der Kellnerinnen zu. Wenn ich mich nicht Recht irrte hieß sie Greer. Sie hatte kastanienbraunes, langes Haar, das ihr in Wellen den Rücken hinunterfloss, grüne Katzenaugen und den Körper einer Amazone.
"Ähhmm. ...ja ?", stammelte ich und biss mir auf die Lippen, denn ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass jemals so jemand sich ernsthaft mit mir unterhalten wollte.
"Wir wollen noch in den nächsten Club ziehen, hast du Lust mitzukommen?", ein Kloß bildete sich bei ihren Worten in meiner Magengegend.
"Ähm... vielleicht ein anderes Mal. Ich bin ziemlich müde", ich schenkte ihnen ein leicht gezwungenes Lächeln und versuchte mir nicht die Tatsache anmerken zu lassen, dass ich im Moment in einer Abstellkammer in einem Box Club schlief und mein Geld für nötigere Dinge ausgeben musste.
Außerdem beunruhigte mich die Tatsache, dass es alles nur Mädchen waren. Denn nachdem ich mit Drew zusammengekommen war, war es schwer geworden richtige Freunde zu finden. In der High-School wollten die Mädchen nur meine Freundinnen sein, um sich entweder an meinen Bruder oder an Drew heranzuschmeißen. Auf dem College war ich eher der Einzelgänger. Ich brauchte keine Freunde, denn ich hatte ja Drew.
"Okay, wie du meinst", hörte ich Greers Stimme durch meine Gedanken sprechen. "Aber, wenn du es dir noch mal anders überlegst, wir sind im Wallace", ich schenkte ihnen ein weiteres enthusiastisches Lächeln und beobachtete, wie sie kichernd, ineinander eingeharkt in die entgegengesetzte Richtung von mir liefen.
Mein Lächeln sackte in sich zusammen. Ich verschränkte meine Arme vor meiner Brust und lief mit zitterndem Körper zurück zum Steels. Inzwischen ging eiskalter Wind und ich spürte, wie meine Lippen von der Kälte taub wurden. Meine Zehen waren halb abgefroren, als ich durch die Dunkelheit der Edinburgher Straßen lief. Der Park war wie immer nicht beleuchtet. Wie jedes Mal überkam mich die Angst und als ich die Dunkelheit des Parks betrat fing ich, wie auch die letzten Male, an schneller zu werden. Mein Atem bildete Rauchwolken in der Kälte, ein Heulen einer Eule drang durch die Nacht.
Als ich endlich den Vorplatz des Steels in der Entfernung sah, atmete ich erleichtert auf. Es parkten nur noch vereinzelt Autos vor dem Steels, aber ich wusste, dass das keine Garantie dafür war, dass es nicht voll sein würde. Ich spürte meine Finger nicht mehr, als meine Hand den Türgriff umschloss. Mein ganzer Körper zitterte vor Kälte, als ich den warmen Box Club betrat. Erleichtert seufzte ich auf, erstarrte aber augenblicklich, als ich den großen Körper wahrnahm, der keine fünf Meter vor mir thronte. Sein Gesicht drehte sich sofort um, als die Tür hinter mir zufiel.
Erschrocken zog ich die Luft ein und machte einen Schritt zurück. Dunkle Augen bohrten sich in meine, doch das war nicht das, was mich die Luft anhalten ließ. Auf seiner Stirn befand sich eine Platzwunde, sein eines Auge war geschwollen. Die Schwellung war inzwischen lila gefärbt. Wenn ich vorher angenommen hatte, dass er gefährlich aussah, dann hatte ich mich geirrt. Genau in diesem Moment sah er aus, wie die Gefahr selbst.
Aus der Entfernung konnte ich sehen, dass sein Kiefer sich bewegte, so als ob er mit seinen Zähnen knirschen würde. Meine Augen weiteten sich, als er sich von der Rezeption, an der er gelehnt hatte, abstieß und auf mich zu kam. Sein Gang so geschmeidig, wie der einer Raubkatze.
"Wo kommst du so spät noch her Taylor?", seine Stimme bellte schroff durch den Box Club. Ich zuckte bei seinem Tonfall zusammen.
"Ich... ich war arbeiten..", ich schluckte und beobachte ihn dabei, wie er weiter auf mich zu kam, seine Augenbrauen waren nun zusammengezogen.
"Und wie bist du nach Hause gekommen?", seine Worte waren so schneidend, dass ich mir vorkam, wie in einem Kreuzverhör. Irgendetwas sagte mir, dass es nicht klug war, ihm zu sagen, dass ich gelaufen war.
"Ich.. ich bin mit dem Taxi gekommen", ich schluckte.
"Lüg mich nicht an Taylor!" , donnerte seine Stimme nun noch wütender durch den Box Club. Ich konnte froh sein, dass die Musik so laut war, denn sonst hätten sich alle nach uns umgedreht.
"Ab morgen holt dich Boyd von der Arbeit ab!", seine Worte klangen, wie ein Befehl.
"Nein.. ich.. ich brauch das nicht ehrlich.. ich kann alleine von der Arbeit laufen, Aiden brauch mich ni...."
"BOYD!", seine Stimme donnerte durch den Box Club und keine Sekunde später, trat Aiden an seine Seite. Er trug einen schwarzen Hoodie und graue Sportshorts. Das komplette Gegenteil von Macaulay, der komplett in Schwarz gehüllt vor mir stand. Seine Lederjacke hatte selbst Nieten.
"Ich will, dass du Taylor, ab heute jeden Abend von der Arbeit abholst"
Ich sah kurz einen überraschten Blick in Aidens Gesicht auftauchen, der aber keine Sekunde später wieder verschwunden war.
"Geht klar, Bro", ich sah wie Macaulay im zunickte, bevor er sich umdrehte und in Richtung der Tür lief.
Meine Augen klebten fassungslos an seinem Rücken, als ich dabei zu sah, wie er seelenruhig, als ob nichts passiert wäre, die Tür öffnete und aus dem Steels verschwand.
"So Schatz, dann sag mir doch mal, wo ich dich morgen abholen soll?"
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Danke, dass ihr meine Geschichte bewertet :) Ich würde mich auch sehr freuen, wenn ihr mir eure Meinung hinterlassen würdet. Ich hoffe sie gefällt euch noch weiterhin :) Bis dahin schönes Wochenende <3
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