Kurzgeschichte
Magia
"Emilie, aufwachen, heute ist Ninas Geburtstag, mach dich schön!" ich hörte Mutters Stimme wie aus weiter Ferne. Langsam öffnete ich die Augen und war erschrocken, wie hell es war. Wieder hörte ich Mutters Stimme "beeil dich!" ich hatte keine Lust, mich zu beeilen, Ninas doofer Geburtstag war mir einfach nur egal. Meine Schwester wurde heute 18 und deshalb gab es ein riesiges Fest, niemand dachte daran, dass ich heute auch Geburtstag hatte. Ich wurde 16, aber da Nina heute 18 wurde, war es allen egal. Meine Dienerin Constanze kam rein und hielt das neue Kleid, dass ich für die Geburtstagsfeier von meiner Mutter bekommen hatte, in der Hand. "Herrin, beeilt euch, die Königin wird schon ungeduldig" Ich seufste, warum musste meine Mutter nur Königin sein? Na ja, manchmal war es schön, Prinzessin zu sein, man hatte hübsche Kleider, tausende von Spielzeug und Diener, aber man musste so vielen Pflichten nachgehen. Ich seufzte und zog mithilfe von Constanze das Kleid an. Es war blau und aus Seide. Viele Mädchen hätten alles für so ein Kleid gegeben, aber ich fand es einfach nur unpraktisch.
Nach einer halben Stunde war ich fertig, das Kleid saß perfekt, genau wie meine Haare, die zu einer aufwendigen Hochsteckfrisur gebunden waren. Ich hasste diesen Aufzug , aber Constanze sagte "perfekt, Ihr seht aus wie ein Engel, Herrin"
Ich ging zu dem großen Esszimmer, wo alle schon ungeduldig auf mich. "Emilie, endlich" sagte meine Mutter, Königin Regina. Mein Vater, König Reynor saß schon ungeduldig auf seinem Platz und sah auf das Essen. Nina stand neben meiner Mutter und sah einfach fantastisch aus. Sie trug ihre langen, blonden Haare offen und hatte ein schlichtes weißes Kleid an. Als ich klein war, wollte ich immer genauso gut sein, wie sie. Ich habe alles versucht, aber ich habe schnell gelernt, nur einer von Gottes Engel könnte mit Nina mithalten. Ich sah resigniert zu Boden, während Mutter und Vater Nina die Geschenke überreichten. Sie bekam ungefähr tausende von Büchern, was ich eigentlich schon vorher wusste, Nina verbringt die meiste Zeit in ihrem Zimmer und liest. Ich bin schon stolz auf mich, wenn ich es schaffe, ein Buch in einem Monat durchzulesen, aber Nina ist enttäuscht, wenn sie das gleiche Buch nicht an einem Tag schafft. Als Nina schließlich alle Geschenke geöffnet hatte, gab Mutter mir endlich mein Geschenk. Es war eine kleine, dünne Kiste. Neugierig öffnete ich sie und nahm den Inhalt heraus, es war eine silberne Halskette, mit einem Anhänger. Ich betrachtet den Anhänger genauer und sah, dass es ein kleiner Einhornkopf war. Ich umarmte zuerst Mutter und dann Vater. "danke, das ist wunderschön!" rief ich überglücklich und legte mir die Kette sofort um. Mutter lächelte zufrieden und Vater sagte "jetzt lasst uns essen!" Auf dem Tisch standen viele Speisen, Brot, Brötchen, Toast, Butter, Honig, Hühnereier, eigentlich alles was das Herz begehrte. Immer wenn ich solche Essen sah, die für uns normal waren, wurde ich traurig, so viele Menschen aus unserem Volk hungerten und wie stopften so viel in uns hinein, bis wir satt waren. Ich nahm mir ein Brötchen und strich Honig drauf. Nachdem ich fertig gegessen hatte, seufste ich wohlig. "Das war lecker", sagte ich lächelnd. Als Vater schließlich auch mit essen fertig war, stand ich auf und ging in meine Gemächer, um mich frisch zu machen, das sagte ich meiner Familie, aber das war gelogen, eigentlich wollte ich nur in Ruhe nachdenken. Ich ließ mich auf mein federweiches Bett fallen und schloss die Augen. Das machte ich oft. Dabei konnte ich mich entspannen und stellte mir oft vor, dass ich in einer magischen Welt voller Feen und Einhörner war. Diese Gedanken retteten mich manchmal vor Wutaubrüchen, aber heute hatte ich keine Lust zum träumen, es funktionierte irgendwie nicht, wahrscheinlich war ich zu gestresst von meiner Familie. Kurzerhand beschloss ich, raus in den Wald zu gehen. Ich zog unbemerkt das unpraktische Kleid aus und zog mir ein einfaches T-Shirt und eine Hose an. Die Kette ließ ich um meinem Hals. Leise schlich ich mich nach draußen, wenn mich jetzt Mutter erwischen würde, würde ich riesen Ärgern bekommen und ewig lange Hausarrest. Als ich endlich aus dem Palast war, atmete ich erleichtert aus. Ich war einen kurzen Blick auf das Schloss, es war so groß, wie fünf normale Häuser und doppelt zu hoch. Es gab ungefähr 50 Türme. Die Fenster waren alle reich verziert. Viel zu viel Prunk, meiner Meinung nach. Nach einigen Sekunden drehte ich mich um und lief in den Mischwald neben dem Schloss. Schon als kleines Kind liebte ich es, im Wald zu spielen und mir vorzustellen, ich wäre eine Waldfee. Ich liebe diese magische Atmosphäre im Wald immer noch, also lief ich weiter. So tief war ich noch nie im Wald gewesen. Die Sonne wanderte weiter am Himmel entlang und stieg immer höher. Bald würden sie merken, dass ich nicht mehr da bin. Ich lief immer weiter in den Wald hinein, eigentlich hätte ich mehr Angst haben müssen, so ganz alleine, aber mit jedem Schritt wurde ich mutiger und motivierter. Nach einigen Stunden kam ich auf eine Lichtung. In der Mitte war ein kristallklarer See, drumherum wuchsen alle möglichen Blumen und andere Pflanzen. Dieser Ort hatte etwas magisches, das hätte sogar Nina nicht bestreiten können, wenn sie hier gewesen wäre. Plötzlich erschien ein Tor, es glänzte und glühte. Ich ging vorsichtig auf das geheimnisvolle Tor zu. Als ich nur noch einige Meter davon entfernt war, spürte ich einen Sog, ich wollte weglaufen, aber das Tor sog mich ein. Alles wurde schwarz.
"wer ist sie? Was hat sie? Wacht sie wieder auf?" durch die Dunkelheit hörte ich diese Stimmen. Es waren zwei Personen, die da sprachen. Vorsichtig öffnete ich die Augen und sah in ein fröhliches Mädchengesicht. "Nico, sie ist aufgewacht!" rief das Mädchen. Plötzlich erschien ein anderes Gesicht über mir. Es war ein Junge mit schwarzen Haaren und schwarzen Augen. "Hallo, ich bin Olivia und das ist mein Bruder Nico" sagte das Mädchen, das rote Haare und grüne Augen hatte. "I.. I... Ich bin Emilie" sagte ich mit brüchiger Stimme. Nico musterte mich einen Moment lang, dann fragte er neugierig "woher kommst du? Ich habe dich hier noch nie gesehen." Ich schaffte endlich, mich aufzurichten und sah mich um. Auf einmal erschrak ich, ich war nicht mehr auf der Lichtung, ich lag auf einer grünen Wiese mit vielen bunten Blumen, aber der See war nicht mehr zu sehen. Dann erinnerte ich mich, das Tor, der Sog, alles war wieder da. "Ich war auf einer Lichtung mit einem See", begann ich zu erzählen, "auf einmal war da ein Tor, das mich eingesogen hat und jetzt bin ich hier. Wo bin ich überhaupt?" so purzelten die Worte zusammenhangslos aus meinem Mund. Olivia sah mich mitfühlend an. "Du bist in Magia" sagte sie mit sanfter Stimme. "Was ist Magia?" fragte ich verwirrt, von diesem Ort hatte ich noch nie in meinem Leben gehört. "Komm mit, wie zeigen es dir!" rief Olivia voller Tatendrang. Sie stieß sich in die Luft und flog! Ich konnte meinen Augen nicht trauen! Sie flog einfach so, ohne Flügel. Ich sah sie mit offenen Mund an. Nico lächelte "Olivia ist manchmal etwas zu übermütig", sagte er verständnisvoll und fragte dann "bist du überhaupt schon einmal geflogen?" ist sah ihn entgeistert an. "ich kann nicht fliegen" sagte ich. Nun war er es, der verwirrt aussah, "aber du hast du eine Wächterkette", sagte er und deutete auf die Kette mit dem Einhorn Kopf. "das heißt, du musst fliegen können! Alle mit so einer Kette können fliegen!" "Ich habe die Kette zum Geburtstag geschenkt bekommen, bist du sicher, dass ich jetzt fliegen kann?" entgegnete ich immer noch leicht verwirrt von dem Ganzen hier. "Probiere es einfach mal aus! Es ist ganz einfach!", mischte sich Olivia in unser Gespräch ein. "Ich weiß aber gar nicht, wie das geht", sagte ich eingeschüchtert. "stoß dich einfach vom Boden ab und wenn du in der Luft bist, konzentrierst du dich und legst die Richtung mit deinen Gedanken fest." erklärte Nico mir, er war zuversichtlich, dass ich es schaffen würde, ich eher weniger. Ich hatte nicht erwähnt, dass ich etwas Höhenangst habe, aber diese Angst machte sich jetzt in mir breit." Los Emilie, du schaffst das", rief Olivia und mich ergriff neuer Mut. Wann würde ich wohl je wieder so eine Gelegenheit haben? - richtig, nie! Also stieß ich mich fest vom Boden ab und flog sofort in die Luft. Es war ein sehr merkwürdiges Gefühl, ich war auf einmal ganz leicht, ein bisschen fühlte es sich an, als wäre ich eine Windbrise. Wie oft hatte ich mir vorgestellt, zu fliegen? Das hier war besser als meine schönsten Träume! Aber jetzt musste ich mich konzentrieren, um nicht wieder runterzufallen. Ich konzentrierte mich, nach links zu fliegen und schon flog ich nach links! Es war viel einfacher, als ich gedacht hatte. Nachdem ich einige Zeit herumprobiert hatte, funktionierte das Fliegen perfekt. Es war, als hätte ich nie etwas anderes gemacht. Fröhlich flog ich zu Olivia und Nico. "Zeigt ihr mir jetzt Magia?" fragte ich neugierig. Olivia lächelte "natürlich, komm mit!" rief sie und flog los. Ich folgte ihr. Nach einer Zeit kamen wir zu einem großen Wald. "Das hier ist der Wald der Einhörner. Sie sind hier am allerliebsten" erklärte mir Emilie fröhlich. "Einhörner?" fragte ich ungläubig und sah mich um "Ich sehe keine", meinte ich nach kurzer Zeit. "Sie sind sehr scheu", erklärte mir Nico. "Kann ich trotzdem welche sehen?", bettelte ich. "Natürlich, mit fieser Flöte hier können wir sie rufen" sagte Emilie und nahm eine silberne Flöte, die mit vielen Mustern verziert war aus einer ihrer Taschen. Wir landeten und ich beobachtet genau, wie Emilie in die Flöte blies. Der Ton der entstand war das schönste, was ich je gehört hatte. Mein ganzer Körper kribbelte und ein Gefühl der Geborgenheit umgab mich. "Das ist wunderschön" flüsterte ich und Nico nickte abwesend. Da sah ich sie, also zuerst hörte ich sie, Hufe, die auf den Boden klapperten, dann sah ich sie, die Einhörner. Ich konnte nicht anders, mein Mund öffnete sich wie von selbst. Die Einhörner waren wunderschön, sie waren schneeweiß und hatten lange, ebenfalls weiße Mähnen. Ihr Fell glitzerte leicht in der Sonne. Vorsichtig ging ich zu einem kleinerem Tier und sah es an. "Darf ich dich streicheln?" fragte ich vorsichtig, obwohl ich nicht wusste, ob es mich verstehen würde. Zu meiner Überraschung neigte das Einhorn den Kopf, als ob es nickte. "Wow, mir hat noch nie ein Einhorn erlaubt, dass ich es streichle", sagte Olivia mit einem Sich von Eifersucht. "Mir auch nicht", stimmte Nico ihr zu. Langsam hob ich meine Hand und berührte das Einhorn vorsichtig an der Schnauze. Sein Fell war seidenweich. Ich streichelte langsam den Rücken des Tieres und genoss das weiche Fell unter meiner Haut. Nach einiger Zeit lößte ich mich von dem Einhorn und ging zurück zu Olivia und Nico, die schon auf mich warteten. "Willst du jetzt die Meerjungfrauen sehen?" fragte Olivia mich voller Tatendrang. Ich schüttelte langsam den Kopf "versteht mich jetzt nicht falsch, es ist wunderbar hier, aber ich möchte gerne wieder nach Hause. Wisst ihr vielleicht einen Weg zurück?" fragte ich. Nico überlegte kurz, dann sagte er:"wir kennen keinen Weg, aber vielleicht das Orakel" "Könnt ihr mich zu diesem Orakel bringen?" bat ich die beiden. "Wenn du willst, dann komm mit!" rief Olivia und erhob sich in die Lüfte. Ich folgte ihr, genauso, wie Nico. Es war ein langer Flug. Die Landschaft unter uns veränderte sich stetig und langsam konnte ich nicht mehr, das war, wie beim Laufen, irendwann geht einem die Puste aus. Nach ungefähr einer Stunde waren wir endlich am Ziel. Das Ziel war eine kleine Höhle, nicht größer als ein kleiner Baum. Olivia flüsterte "wir sind da.", dann betrat sie ohne Zögern die Höhle. Ich folgte ihr mit vorsichtigen Schritten. Die Höhle war innen viel größer als von außen. Tropfsteine hingen von der Decke und außer unseren Schritten konnte man nichts hören. Wir gingen eine ganze Weile, bis wir schließlich bei einem Thron aus Stein ankamen. Auf dem Gestein saß eine Frau, ihr Gesicht war hinter einem schwarzen Schleier verborgen und auch sonst trug sie nur schwarze Kleider. "Was wollt ihr?" fragte sie mit rauer Stimme. "Ich bin Emilie, ich komme aus einer anderen Welt und möchte gerne wieder nach Hause." sagte ich langsam. Das Orakel sah mich kurz an dann sagte sie. "Der Schlüssel zu deinem Ziel befindet sich bereits in deinem Herzen, du musst lernen, ihn zu benutzen." Ich merkte mir die Worte und doch war enttäuscht, wie wenig sie aussagten. "Das war alles?" fragte ich ungläubig. "Geht jetzt", erwiederte das Orakel und überhörte meine Frage. Langsam gingen wir zurück zum Ausgang. Ich dachte die ganze Zeit über die Worte nach. Als wir aus der Höhle kamen, ließen ich einen Schrei hören."Was ist denn?", fragte Nico besorgt. "Ich weiß jetzt, was das Orakel meinte, wenn ich mir wünsche, dass ich wieder in meiner Welt bin, erscheint das Tor, so war es zumindest, als ich zu euch gekommen bin. Ich wollte nur weg von zu Hause und plötzlich erschien das Tor. Das funktioniert wahrscheinlich so oft ich es will. "rief ich." Aber warum ist dir das dann nicht schon früher passiert?"fragte Olivia. Ich dachte kurz nach dann sagte ich" das lang an der Lichtung, die ich heute gefunden habe. Diese Magie funktioniert nur dort.", erklärte ich. Nico nickte," das macht Sinn", sagte er. Olivia sah mich traurig an,"ich will nicht, dass du weggehst", meinte sie. "Jetzt, wo ich weiß, dass es auch gibt, werde ich euch oft besuchen", versprach ich. Olivia sah erleichtert aus, auch an Nicos Gesicht konnte ich ablesen, dass er sich freute. Olivia umarmte mich und sagte "auf Wiedersehen", auch Nico verabschiedete sich und ich winkte ihnen zu. Dann konzentrierte ich mich auf die Lichtung und aufeinmal sah ich wieder das Tor. Ich wurde hineingezogen und konnte nur noch kurz "Tschüss" rufen, dann war ich wieder auf der Lichtung. Von dem Tor war nichts mehr zu sehen. Langsam stand ich auf und ging nach Hause.
2334 Wörter
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