9 | Betrug & Geheimnisse
Gemeinsam mit Enzo und Antonio saß ich am Esstisch und wartete ungeduldig darauf, dass auch der Rest meiner Familie endlich kommen würde. Ich war kopfmäßig schon im Party Modus und wollte das Abendessen nur noch schnellst möglich hinter mich bringen.
"Da bist du ja endlich! Hast du noch im Internet gesurft oder was?", sprach ich belustigt Richtung Flur, aus dem gerade Malino direkt auf uns zukam.
"Und wenn - geht es dich doch nichts an", gab er mir mit einer Grimasse zurück und ließ sich dabei mir gegenüber auf dem Stuhl nieder. Es verging dann noch eine kurze Weile, bis auch meine Eltern kamen.
"Entschuldigt, dass ihr warten musstet", kam es von meiner Mutter, die sich neben mir niederließ.
"Jetzt können wir ja anfangen."
Mein Opa lächelte milde und jeder nahm sich etwas von dem Salat und dem Nudel-Auflauf, während mir anschließend die Frage aufkam, wo Elio überhaupt war.
"Ist Elio nicht mit dir nach Hause gekommen?", wandte ich mich an meine Mutter, die sofort verneinend den Kopf schüttelte.
"Er wollte zu Madrisa."
"Was?!", entkam es mir etwas zu laut und sofort nahm ich Malino ins Visier. "Sag mir nicht, er hat ihr noch eine Chance gegeben?!"
"Woher soll ich das wissen?!"
"Was meinst du mit »noch eine Chance«?", mischte sich nun auch noch mein Vater ein und es machte mich mehr als fassungslos, dass mein Bruder so ein Idiot zu sein schien.
"Sie hat ihn betrogen! Mehrmals! Ich hab sie dabei erwischt!", erklärte ich aufgebracht und erkannte daraufhin diesen kalten Gesichtsausdruck meines Vaters. Er stand sofort auf und holte sein Handy hervor.
"Was hast du vor?", sprach meine Mutter fragend zu ihm auf, woraufhin er ihr nur einen flüchtigen Blick schenkte.
"Ihn nach Hause holen! Mein Sohn läuft sicher keiner Hure hinterher!"
"Gino!", mahnte meine Mutter, doch ich lenkte ihre Aufmerksamkeit auf mich.
"Padre hat Recht! Elio war 3 Jahre mit ihr zusammen! Er hat alles für sie gemacht und sie nutzt ihn aus und betrügt ihn! Sie ist eine Hure!"
"Nives, bitte!", mahnte meine Mutter nun auch mich und nickte kaum merklich an mir vorbei. "Nicht vor Antonio!"
"Ai, dann soll er kurz weg hören!", regte ich mich auf, da drehte sich mein Vater wieder zu uns herum.
"Er geht nicht dran! Ich wollte jetzt sowieso gleich los, dann suche ich ihn vorher. Gib mir die Adresse von dieser - diesem Mädchen!"
Ich zückte mein Handy und schickte ihm die Adresse mit einem breiten Grinsen. Mein Bruder war liebestrunken und ich war erleichtert, dass wenigstens mein Vater genau so reagierte wie ich. Zusammen würden wir ihm sicher klar machen, dass dieses Miststück nicht gut für ihn war.
"Komm - wir fahren."
Mein Vater sah auffordernd zu Malino, woraufhin meine Mutter tief Luft holte und ebenso aufstand.
"Wir? Was soll das heißen?"
"Ich nehme ihn mit in den Club."
"Nein!", wurde meine Mutter plötzlich lauter und fixierte meinen Vater mit einem Ausdruck, der mir vollkommen unbekannt war. Sie schien, als hätte sie einen Geist gesehen.. "Du nimmst ihn ganz sicher nicht mit!"
"Achja?", entgegnete mein Vater ihr mit dunkler Stimme. "War es nicht die Abmachung? Für Nives einen Bodyguard und ich kümmere mich um Malino?"
"Aber nicht so! Diese Linie endet mit dir! Ich will meinen Sohn nicht in diesem dreckigen Club sehen!"
"Was für eine Linie?", mischte ich mich ein, da umgriff mein Opa jedoch plötzlich meine Hand, sodass ich fragend zu ihm starrte.
"Nives, nimm doch bitte Antonio und geht nach oben, okay? Du auch."
Er nickte zu Malino und obwohl ich nur zu gerne gewusst hätte, um was es hier überhaupt ging und wieso alle so austickten, hörte ich auf meinen Opa und verließ gemeinsam mit meinen Brüdern das Wohnzimmer. Malino nahm als erster die Treppen nach oben und nachdem Antonio ihm folgte, versteckte ich mich am Geländer und lauschte weiterhin dem Streit.
"Amore! Es reicht langsam! Ich habe keine Nerven mehr ständig ein anderer hier zu sein!"
"Du hast mir damals ein Versprechen gegeben! Du hast mir versprochen, dass unsere Kinder normal aufwachsen! Das dieser dreckige Club mit dir endet und das auch Cei der letzte hier ist, der irgendwelche Geschäfte macht!"
"Und von was sollen die Kinder leben?!"
"Von ganz normaler Arbeit! Nicht von solchen-"
"Küken?"
Ertappt riss ich die Augen auf und starrte neben mich zur Haustür, durch welche gerade Cecilio eintrat. Er musterte mich neugierig, bis er ebenfalls den Streit aus dem Wohnzimmer hörte und eine Augenbraue hoch zog.
"Du belauschst deine Eltern?"
"Sie sind so laut, dass ich gar nicht lauschen muss", gab ich ihm zurück und gerade, als er noch etwas sagen wollte, kam meine Mutter aus dem Wohnzimmer geeilt. Ich erkannte einzelne Tränen auf ihren Wangen und wollte auf sie zu, doch sie blieb nicht stehen.
"Mama? Alles okay?", fragte ich besorgt, während sie einige der Stufen nahm.
"Es geht mir gut", gab sie mir mit zitternder Stimme zurück und huschte weiter die Treppen nach oben, woraufhin mein Vater auch schon aus dem Wohnzimmer geeilt kam.
"Anatra!", rief er ihr mit lauter Stimme hinterher, da hörten wir aber oben eine Tür zuschlagen und es kehrte eine kurze, wirklich unangenehme Stille zwischen uns ein. Mein Blick fiel auf zu meinem Vater, der Cei im Visier hatte und es kam mir so vor, als würden sie sich gerade nur mit Blicken mitteilen, was passiert war. Mir donnerten in diesem Augenblick tausende Gedanken durch den Kopf, denn ich verstand nicht, wieso meine Mutter so gegen diesen Club war. Ich verstand auch nicht, wieso sie meinte, wir sollten normaler Arbeit nachgehen... Onkel Cecilio war Geschäftsmann für Immobilien - Verkäufe. Was daran war bitteschön unnormal?
"Was ist mit Mama?", unterbrach ich dann als erste die Stille, denn ich wollte unbedingt Antworten haben. Anscheinend hatte ich meine Augen durch meine Pupertät und eigenen Probleme viel zu lange geschlossen gehalten.
"Sie hatte einen langen Tag. Draußen wartet Ayaz. Er wird dich zu Stella fahren und euch dann-"
"Was?!", brachte ich mit großen Augen hervor und wollte gerade anfangen dagegen zu protestieren, da hob mein Vater jedoch mahnend seine Hand an, was mir ein Zeichen war, den Mund zu halten.
"No! Kein Wort jetzt!", gab er mir streng zurück und nahm mich trotzdem kurz in seine Arme. "Hab einen schönen Abend mit Stella und ruf mich später an."
Ich konnte kaum fassen, dass ich diesen Ayaz wie eine Klette an mir kleben hatte, jedoch wollte ich meinen Vater jetzt nicht noch mehr aufregen. Erst Recht nicht, wo ich mich selbst so aufgewühlt fühlte. Nachdem er nach unserer Umarmung dann ebenfalls nach oben lief und Cecilio an mir vorbei das Wohnzimmer aufsuchte, sah ich nur genervt zur Haustür herüber.
"So ein vefluchter Mist", murmelte ich und ging los, um die Haustür zu öffnen, vor der Ayaz bereits stand und eine Zigarette rauchte.
"Du fährst mich wohl zu meiner Cousine."
Ohne Ausdruck starrte ich ihn abwartend an, während er seine Zigarette neben der Haustür im großen Aschenbecher ausmachte.
"Wie die kleine Prinzessin wünscht", erwiderte er mir und zuckte aber gleichzeitig mit seinen Schultern. "Nur hat Yavuz mich her gebracht. Wir müssen also mit dem Bus fahren."
"Du bist ja witzig", erwiderte ich ihm schnippisch und holte dabei mein Handy hervor, um ein Taxi zu bestellen. Ich war in meinem Leben noch nie mit einem Bus gefahren und würde heute sicher nicht damit anfangen.
Nachdem ich ein Taxi bestellt und wieder aufgelegt hatte, lief ich ohne Ayaz weiter zu beachten über den Kies herunter zum Tor und spürte trotzdem bei jedem einzelnen Schritt, dass er sich nah hinter mir befand.
"Gehen wir nur zu deiner Cousine oder was haben wir vor?", fragte er plötzlich, als wir an der Straße ankamen und ich machte mir nicht mal die Mühe ihn anzusehen. Meine Augen richtete ich die Straße entlang, während ich mir mehrere Male versucht durch meine schwarzen Haare strich.
"Wir machen gar nichts", erklärte ich mit einem bissigem Unterton. "Du fährst mit mir zu meiner Cousine und dann kannst du nach Hause - oder was auch immer du so in deiner Freizeit machst."
Ein dämliches Lachen kam aus seiner Kehle und verblüfft darüber drehte ich mich nun doch zu ihm herum. Ich musterte sein Gesicht eindringlich - während Lachfalten um seine Mundwinkel entstanden, die ihn irgendwie interessant wirken ließen. Jedoch schüttelte ich diese Gedanken schnell wieder ab und trat einen gewagten Schritt auf ihn zu.
"Was gibt es zu lachen?"
"Dass du immer noch denkst, du würdest bestimmen, wann ich zu kommen und zu gehen habe. Ich arbeite nicht für dich - sondern für deinen Vater."
"Ach, ist das so?", provozierte ich ihn mit einem arroganten Ausdruck. "Das heißt, wenn ich heute auf eine Party gehe, dann begleitest du mich?"
"Solange es mit deinem Vater abgesprochen ist, folge ich dir überall hin."
"Dio Mio", gab ich frustriert von mir und erkannte hinter ihm das Taxi an uns heranfahren. "Anscheinend bin ich wirklich in der Hölle."
Das Taxi parkte direkt neben uns und wie immer hielt Ayaz mir zuvorkommend die hintere Tür auf. Ich ließ es mir gefallen, aber auch nur, weil ich ihn den Rest des Abends vollkommen ignorieren wollte. Dieser Schatten sollte nicht mehr Aufmerksamkeit von mir bekommen, als er verdient hatte.
"Bitte zur-"
"Ich zeige den Weg schon", unterbrach mich Ayaz, der vorne neben dem Taxifahrer Platz nahm.
"Du weißt doch nicht mal, wo sie wohnt!", wurde ich lauter, woraufhin er sich nur flüchtig zu mir herumdrehte.
"Du willst anscheinend auf eine Party. Denkst du, ich fahre den ganzen Abend mit Taxis hin und her?"
"Kein Geld, um diesen Luxus zu leben?"
"Keine Geduld, um kurz zu mir zu fahren?"
Seine dunklen Augen fixierten mich, während er es wirklich schaffte, mir diesen Abend zu vermiesen. Ich wollte weder einen Umweg machen - noch wollte ich wissen, wo er wohnte. Am wenigsten allerdings wollte ich, dass er mit auf die Party gehen würde.
"Mach doch was du willst", entkam es mir schließlich, als mein Handy klingelte und ich mich lieber darauf konzentrierte.
Das Taxi fuhr los und ich erkannte einige Nachrichten von Stella, die ich beantwortete, um ihr noch theatralisch davon zu erzählen, dass Ayaz mitkommen würde. Auch von Riziero hatte ich eine Nachricht, der sich ebenso auf den Abend freute. Ein Bild von ihm ploppte auf meinem Display auf, auf welchem er oben ohne gerade dabei war, mit einigen Freunden Snacks und Getränke vorzubereiten. Ich zoomte das Foto heran und wollte nur wissen, ob er auch meine Kette um den Hals trug, da räusperte sich plötzlich jemand vor mir.
Entsetzt darüber, dass Ayaz zu mir gedreht da saß und auf mein Handy starrte, machte ich eilig den Display aus und nahm ihn mahnend ins Visier.
"Hast du gerade ernsthaft auf mein Handy geschaut?"
"Nein", erklärte er und schnallte sich dabei ab. "Ich wollte dir nur sagen, dass wir da sind."
Mein Blick fiel nach draußen und ich wunderte mich, wie schnell die Fahrt verlaufen war. Vor lauter Handy hatte ich gar nichts mehr mit bekommen und schnell packte ich es weg, um auch sofort auszusteigen.
"Hier wohnst du?"
Die Umgebung war nicht die Beste, was mir dann aber schnell wieder egal wurde, als mein Handy erneut Nachrichten Töne von sich gab.
"Warte hier. Ich bin in zwei Minuten wieder da. Oder willst du mit kommen?"
"Auf keinen Fall", brachte ich ohne Ausdruck hervor und während er zu einem Mehrfamilienhaus vor mir lief, tippte ich auf meinem Handy herum.
Ich las mehrere Beiträge und sah mir zusätzlich noch Storys an, bis ich plötzlich etwas lautes neben mir wahrnahm und meinen Kopf neugierig anhob.
"Das ist nicht sein scheiß ernst", flüsterte ich ungläubig und erkannte Ayaz, der mit einem Motorrad langsam auf mich zugefahren kam. Er hatte sich umgezogen und trug nun eine ausgewachsene Jeans und einen schwarzen Pullover, was ich aber nicht weiter beachtete.
"Zieh den an."
Er kam genau vor mir zum Stehen und reichte mir einen Helm, den ich aber nur kopfschüttelnd ins Visier nahm.
"Denkst du im ernst, ich würde mir die Frisur versauen, nur weil du kein Geld für Taxis hast?"
"Zieh ihn einfach an und erspar uns beiden das Drama."
Es machte mich einerseits wütend und anderseits fassungslos, wie dieses Arschloch meinte mit mir reden zu können. So sprach niemand mit mir! Weder meine Mitschüler, noch meine Familie! Einzig meinen Brüdern ließ ich es durchgehen.
"Hör mir zu! Du bist doch anscheinend mein Bodyguard, oder?! Wie willst du mich bitte beschützen, wenn ich hinter dir auf diesem-"
"Nicht anscheinend. Ich bin dein Bodyguard. Also zieh jetzt den Helm an."
Er öffnete mit einer Hand das Visier seines Helms, wodurch mir sein dämliches Grinsen ins Auge fiel, während er mir immer noch diesen hässlichen grünen Helm entgegenhielt.
"Oder hast du etwa Angst, auf ein Motorrad zu steigen?"
"Ich hab Angst, aber sicher nicht vor dem Motorrad", zischte ich und steckte mein Handy in die Hosentasche, um ihm grob den Helm aus der Hand zu reißen. "Sondern davor dich nie wieder los zu werden!"
Er zog sein Visier wieder zu und trotz der Motorgeräusche, hörte ich sein dreckiges Lachen. Ich igrnorierte es und zog mir vorsichtig den Helm über, um mich anschließen hinter ihn auf das schwarze Motorrad zu setzen. Es sttesste mich unglaublich, dass ich nicht wusste, wo ich mich festhalten sollte. Ich legte also meine Hände einfach an meine Seite und hoffte das Beste, bis Ayaz plötzlich ruckartig Gas gab und so abrupt wieder abbremste, dass mein Körper gegen seinen prallte.
"Hast du sie noch alle?", schrie ich auf und krallte mich an seinen Pullover.
"Fest halten", hörte ich ihn nur noch laut rufen und schon fuhr er in hohem Tempo los. Mein Herz raste, da es erst mein drittes Mal war, dass ich Motorrad fuhr. Mein Vater besaß keines - mein Onkel Cecilio fand sie unelegant und mit Adamo war ich nur selten unterwegs, da er immer Stella dabei hatte.
Das Gefühl davon, wie schwerelos über die Straßen zu fliegen gefiel mir. Jedoch war Ayaz Nähe etwas, dass ich nur noch auszublenden versuchte. Er legte ab und zu seinen Kopf zur Seite, wenn er fragte, wo er lang fahren sollte. Ansonsten vergaß ich seine Anwesenheit - zumindest versuchte ich es.
Ich dachte sogar noch darüber nach, wie dämlich er war. Immerhin wollten wir auf eine Party! Wie sollte Stella mit uns fahren? Idiota!
"Hier?"
Er riss mich erneut aus meinen Gedanken und da erkannte ich den modernen Häuserkomplex, in dem Adamo und Stella sich ein großes Apartment teilten.
"Ja!", rief ich und bemerkte erst jetzt, wo das Motorrad an hielt, wie fest ich mich an seine Seiten gekrallt hatte. Sofort zog ich meine Hände zurück und stieg von der Maschine ab, um auch den Helm auszuziehen. "Danke dafür!", regte ich mich auf und wuschelte mit einer Hand durch meine zerzausten Haare, um ihm den Helm zurückzureichen.
"Gerne", gab er mir nur mit einem aufgesetzten Lächeln zurück, nachdem er auch seinen Helm ausgezogen hatte.
"Ach, wie stellst du es dir eigentlich vor, uns beide mit diesem Motorrad zur Party zu bringen? Ich sehe immerhin nur zwei Plätze..."
"Ihr habt doch sicher genug Geld, um euch ein Taxi zu bestellen. Ich fahre euch hinterher."
"Wenigstens etwas Gutes", erwiderte ich ihm mit hochgezogener Augenbraue und wählte Stellas Nummer, die mir bescheid gab, in 5 Minuten unten zu sein. Da ich leider meinen Rucksack aufgrund der Auseinandersetzung meiner Eltern vergessen hatte, musste ich nicht unnötig mit dem Aufzug hoch fahren.
"Ist dir kalt?"
Irritiert hob ich mein Gesicht an und sah fragend auf zu Ayaz. Dieser nickte zu meinem Oberteil, das bauchfrei und wirklich freizügig war. Beim Motorradfahren musste ich zugeben, war es unangenehm. Jedoch waren wir in Palermo und nicht in Alaska.
"No", erklärte ich also und bestellte schon das nächste Taxi, während ich weiterhin spürte, dass Ayaz mich intensiv musterte.
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"Perfekt!"
Stella stieg mir voraus aus dem Taxi heraus, in dem wir die meiste Zeit damit verbrachten, über Ayaz abzulästern. Zumindest ich, denn sie war zu meiner Verwunderung der Meinung, dass es doch cool wäre einen Bodyguard zu haben. Sollte sie ihn doch nehmen!
Ich öffnete nun ebenfalls meine Tür und stieg aus, um direkt vor uns zu der Villa zu sehen. Sogar hier draußen hörte man die Musik und es waren schon einige Mädchen aus meiner Schule zur offenen Haustür am schwanken. Klischeehaft, wenn man bedachte, dass es gerade erst dunkel wurde und sie anscheinend schon viel zu viel vorgetrunken hatten.
"Nives! Stella!"
Mein Blick fiel zur Seite, wo ich ein Mädchen unserer Schule erkannte. Sie war lustig, aber auch extrem anstrengend und nervig, was mich heimlich meine Augen verdrehen ließ. Auch Stella drehte sich mit ihrem wahnsinnig kurzen blauen Kleid zu mir herum und zog eine dämliche Grimasse.
"Schön, dass ihr auch hier seid", begrüßte uns Cinzia und stellte sich dabei mit einem breiten Grinsen genau vor uns. Ich nickte nur und es war dann Stella, die sie ebenfalls freundlich begrüßte. Die beiden begannen ein Gespräch, doch ich hörte nicht mehr zu, da mein Blick hinter Cinzia zu Ayaz fiel. Er stand da und sah sich unbeeindruckt um, während er sich eine Packung Zigaretten aus seiner Hosentasche zog. Ich bemerkte gleich darauf einige Mädels, die kichernd an ihm vorbeiliefen und ihn anlächelten. Jedoch beachtete er sie nicht und als seine Augen plötzlich genau auf meine trafen, wich ich ihm aus und lief einfach an den anderen beiden vorbei zur Haustür.
"Du hast es aber eilig!", hörte ich Stella hinter mir und kam in der großen Eingangshalle an, in der ich mich nur flüchtig umsah. Ich erkannte einige Mitschüler und wurde auch von mehreren angesprochen. Mehr als ein Hallo gab ich ihnen aber nicht zurück, denn ich war nur darauf aus, Riziero so schnell wie möglich zu finden.
Mein nächster Gang war ins Wohnzimmer herüber, wo die Musik laut dröhnte und der Rauch der shishas einen sofort benebelte.
"Hast du Riziero gesehen?"
Ich hielt einen Typen am Arm fest, der mich aber nur mit gläsernden Augen angrinste und total besoffen zu sein schien.
"Scheiß auf Riziero und trink einen mit mir", lallte er und ich konnte gar nicht anders, als ihn angewidert von mir zu stoßen und zurück ins Treppenhaus zu laufen. Natürlich musste es dann wieder passieren, dass ich direkt an Ayaz Brust donnerte, der irgendwie immer auftauchte, wenn man ihn am wenigsten brauchte.
"Ich hab dir schon mal gesagt, dass du gefälligst aufpassen sollst!"
"Tue ich doch", grinste er zur mir herab. "Ich passe auf, dass die Prinzessin keinen Alkohol trinkt und keine Drogen nimmt."
"Keine Sorge! Du wirst es sowieso nicht mitbekommen, falls es so sein sollte, da du jetzt raus gehst! Du kannst auf dem Parkplatz warten!"
"Sehe ich anders."
"Achja?", gab ich ihm patzig wieder und sah ihm tief in seine Augen, bis ich Riziero neben mir hörte und mein Herz einen Takt schneller schlug.
"Nives, Baby", begrüßte er mich und zog mich auch gleich an sich heran, um seine Lippen stürmisch auf meine zu legen. Der Geschmack von Bier breitete sich in meinem Mund aus und obwohl ich Bier hasste, ließ ich es nur zu gerne über mich ergehen. Riziero löste sich leider viel zu schnell wieder von mir und strich mir eine Strähne meiner Haare aus dem Gesicht. "Ich wusste nicht mal, dass du heute kommst", fügte er noch hinzu und wirkte dabei irgendwie komisch. Ich machte mir aber nichts draus, da er strenge Eltern hatte und sicher gerade erst das Ausmaß seiner Party erkannte. Immerhin waren hier nicht nur welche aus unserer Schule, sondern auch viele unbekannte Jugendliche.
"Als ob ich mir das entgehen lasse", zwinkerte ich aufmunternd und bemerkte aber, dass er plötzlich neben mich zu Ayaz starrte. Auch ich wandte meinen Blick zu ihm herüber und entdeckte dabei das Handy in seiner Hand.
"Hab ich nicht gesagt, du kannst draußen warten?"
"Werde ich", grinste er. "Ich schreibe nur kurz deinem Vater, was hier so-"
"Idiota!", zischte ich und entriss ihm schockiert sein Handy. "Bist du verrückt?!"
"Wer ist das, Nives?", wollte Riziero irritiert wissen, während Ayaz mir kinderleicht wieder das Handy weg nahm.
"Ach, nur ein entfernter Verwandter aus den Bergen", erklärte ich und wank ab, da mischte sich aber Ayaz erneut ein.
"Ihr Bodyguard. Ich passe nur auf, dass keine kleinen Jungs ihre Spielchen mit ihr spielen."
"Ayaz! Sei still!", warnte ich ihn und zog Riziero an seiner Hand mit mir die Treppen nach oben, wo ich sofort sein Zimmer ansteuerte.
"Warte! Wir können ins Schlafzimmer!", meinte Riziero, doch ich lief einfach weiter und machte erst wieder mit ihm Halt, als wir in seinem Zimmer ankamen. Nur eine kleine Lampe erhellte den Raum, bestehend aus einem Bett, einem großen Kleiderschrank und seinem Boxsack, der neben uns von der Decke herabhing.
"Dieser Idiot arbeitet für meinen Vater, aber keine Sorge. Ich bin ihn schnell wieder los und-"
"Ist schon okay", unterbrach Riziero mich und wollte an mir vorbei zur Tür. "Lass wieder runter und wir trinken was."
"Warum runter, wenn wir hier Spaß haben können", erwiderte ich ihm selbstbewusst und hörte aber plötzlich seine Badezimmertür aufgehen, die sich uns gegenüber auf der anderen Seite seines Zimmers befand.
"Du warst aber schnell", grinste ein Mädchen aus meiner Schule, die ich nur vom Sehen kannte. Als sie mich entdeckte, verschwand aber alle Farbe aus ihrem Gesicht und sie schien vollkommen schockiert - genau wie ich.
Meine Atmung überschlug sich und ich weitete mit Herzrasen meine Augen, als mir schlagartig bewusst wurde, was hier gerade passierte.
"Nives. Sie wollte nur kurz Ruhe, da es ihr nicht gut ging", wollte Riziero sich erklären und mein Handgelenk umgreifen, da entriss ich mich ihm aber und sah erneut zu diesem Mädchen. Ihr Ausdruck war ein anderer. Sie wirkte nicht, als wäre es ihr schlecht gegangen. Ich sah ihr die Schuld, die sie empfand, förmlich an und ballte darüber mehr als nur entsetzt meine Hände zu Fäusten.
Scheiß auf Ignoranz, wie mein Onkel es mir beibringen wollte. Dieses Miststück wusste ganz genau, dass ich etwas mit ihm hatte und ich spürte nur noch puren Hass durch meine Adern rauschen, als ich mit schnellen Schritten auf sie zulief.
Vielleicht war ich genauso schön wie meine Mutter - jedoch auch genauso impulsiv wie mein Vater und das hier, war mal wieder eine Situation, die außerhalb meiner eigenen Kontrolle lag.
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Ein sehr langes Kapitel 😍 würde mich über Feedback freuen.
Was haltet ihr von Nives?
Was sagt ihr zu Ayaz bis jetzt?
Und tut euch Elio auch leid ? 😔
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